Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig
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3. Das Speichermedium Glasplatte – ein Exkurs<br />
»Mit Hilfe dieser Platten ist die Photographie fast so etwas wie ein Kin<strong>der</strong>spiel.« 64<br />
Erzbischof von York und Präsident des Dry Plate Clubs<br />
Als die <strong>AEG</strong> gegründet wurde, hatten deutlich ältere Großunternehmen wie Krupp in<br />
Essen o<strong>der</strong> Borsig und Siemens in Berlin den Einsatz <strong>der</strong> Photographie als Mittel öffentlichkeitswirksamer<br />
Selbstdarstellung bereits etabliert. 65 Zu den ersten schriftlichen<br />
Zeugnissen, die nicht nur zwei <strong>der</strong> zeitgenössisch wichtigsten Anlässe für die Anfertigung<br />
photographischer Aufnahmen eines Unternehmens benennen, son<strong>der</strong>n obendrein<br />
einen Einblick in die bildästhetischen Vorstellungen des Auftraggebers gewähren, gehört<br />
<strong>der</strong> (inzwischen vielzitierte) Brief Alfred Krupps an seine Mitarbeiter vom<br />
12. Januar 1867:<br />
»… Für die Pariser Ausstellung und einzelne Geschenke an hochstehende Personen<br />
müssen wir neue Photographien im Mai, wenn Alles grünt und <strong>der</strong> Wind stille ist, ausführen.<br />
Ich denke nämlich, daß die kleineren Photographien vollkommen im Allgemeinen<br />
ausreichen, daneben wünschte ich aber in größtem Maßstabe eine o<strong>der</strong> besser<br />
zwei Ansichten mit Staffage und Leben auf den Plätzen, Höfen und Eisenbahnen. Ich<br />
würde vorschlagen, daß man dazu Sonntage nehme, weil die Werktage zuviel Rauch,<br />
Dampf und Unruhe mit sich führen, auch <strong>der</strong> Verlust zu groß wäre. Ob 500 o<strong>der</strong> 1000<br />
Mann dazu nöthig sind, stelle ich anheim. Es ist nachtheilig, wenn zu viel Dampf die<br />
Umgebung unklar macht, es wird aber sehr hübsch sein, wenn an möglichst vielen<br />
Stellen etwas weniger Dampf ausströmt. <strong>Die</strong> Locomotiven und Züge sind auch sehr<br />
imponirend so wie die großen Transportwagen für Güsse …« 66<br />
Krupps Nachsatz, daß besagte Aufnahmen, für die er »ein Paar Tausend Thaler« 67 zu<br />
zahlen bereit war, »[…] für mehrere Jahre vorhalten [müßten]« 68 , deutet auf den immensen<br />
und von daher lediglich in größeren Zeitabständen wie<strong>der</strong>holbaren Aufwand<br />
hin, den die Umsetzung seines Vorhabens mit sich brachte. Abgesehen von <strong>der</strong> organisatorischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, dem potentiellen Betrachter durch geschickte Positionierung<br />
des absichtsvoll hinzugezogenen Personals auf dem Fabrikgelände einen normalen<br />
Arbeitsalltag zu suggerieren, war auch das seit gut drei Jahrzehnten bekannte<br />
64 Zit. in: Gernsheim, Helmut: Geschichte <strong>der</strong> Photographie. <strong>Die</strong> ersten hun<strong>der</strong>t Jahre. – Frankfurt am<br />
Main, Berlin, Wien: Propyläen Verlag, 1983. – S. 403<br />
65 Vgl. u. a. Bil<strong>der</strong> von Krupp. Fotografie und Geschichte im Industriezeitalter / hrsg. von Klaus Tenfelde.<br />
– München: C. H. Beck, 2000<br />
66 Krupp, Alfred: Briefe und Nie<strong>der</strong>schriften. – Bd. 9: 1826-1887 zit. in: Bil<strong>der</strong> von Krupp. Fotografie<br />
und Geschichte im Industriezeitalter / hrsg. von Klaus Tenfelde. – a. a. O., S. 294<br />
67 Ebd.<br />
68 Ebd.<br />
Das Speichermedium Glasplatte – ein Exkurs<br />
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