Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig

Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig

forge.fh.potsdam.de
von forge.fh.potsdam.de Mehr von diesem Publisher
22.02.2013 Aufrufe

kann im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden. Auch die Analyse und der Vergleich des im einzelnen in den AEG-Mitteilungen, der Spannung und der Kameradschaft verwendeten Bildmaterials unter thematischen und ästhetisch-ikonographischen Gesichtspunkten muß ebenso künftigen Forschungen vorbehalten bleiben wie die systematische Auswertung der seinerzeit nicht veröffentlichten Aufnahmen. Abschließend ist darauf hinzuweisen, daß es bislang nicht gelungen ist, einerseits die zwischen 1898 und 1945 für die AEG tätigen Werksphotographen aus ihrer Anonymität herauszulösen und andererseits ihre jeweilige Anbindung an eine der AEG-Fabriken exakt zu ermitteln. Anzunehmen ist in bezug auf letzteres, daß der erste festangestellte Werksphotograph auch vor der Einrichtung zweier kleiner Ateliers im Dachgeschoß des Verwaltungsgebäudes der Maschinenfabrik Brunnenstraße im Jahre 1904 58 auf dem Gelände derselben ansässig war. Gemäß der Aktenlage ist außerdem anzunehmen, daß die offensichtlich aus den beiden Ateliers hervorgegangene Photographische Anstalt 59 spätestens im Herbst 1928 aufgelöst worden ist. 60 Und schließlich ist anzunehmen, daß zumindest jene AEG-Fabriken, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zumindest zeitweise eigenständige Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit unterhielten, vor Ort über (festangestellte) Photographen verfügten. 61 Nachgelesen werden kann, daß es 1928 zwei separate Photographische Abteilungen gab – eine im Forschungsinstitut, das seinen Sitz in Reinickendorf hatte, und eine in der Turbinenfabrik, die in Moabit beheimatet war. 62 Unbeantwortbar ist derzeit, seit wann und wie lange diese Abteilungen bestanden, ob sie ausschließlich für die photographische Dokumentation und Repräsentation des eigenen Standorts zuständig waren, wie sich die Beziehungen zum (hierarchisch übergeordneten) Literarischen Bureau verhielten, wieviele Mitarbeiter sie hatten usw. Für die nachfolgenden Jahre des Betrachtungszeitraums, in denen die photographische Dokumentation, wie die überlieferten Bestände zeigen, konsequent weiterbetrieben wurde, während die photographische Repräsentation – zumindest in Gestalt der Herausgabe von Publikationen – im Verlauf des Zweiten Weltkriegs anscheinend vollständig zum Erliegen kam, lassen sich beim gegenwärtigen Stand der Forschung keinerlei stichhaltige Aussagen über die institutionelle Verankerung der AEG- Werksphotographie treffen. Angesichts dieser Unklarheiten, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit lediglich benannt, aber nicht beseitigt werden können, bleibt nur zu hoffen, daß »eine umfassende Recherche aller schriftlichen Hinterlassenschaften der AEG, die auch sämtliche Publikationen mit einbezieht, […] vielleicht Licht in das Dunkel der frühen Photographiegeschichte des Unternehmens zu bringen [vermag]« 63 . 58 Zur Größe und Lage der Ateliers vgl. Rogge, Henning: a. a. O., S. 22-24 59 Vgl. AEG. Arbeitsgebiete der AEG Fabriken. Ausgabe Oktober 1922. – S. 75 (interne Publikation) 60 Vgl. AEG. Arbeitsgebiete und Erzeugnisse. Stand vom 1. Oktober 1928 (interne Publikation) 61 Ausgewiesen sind die Existenz eines Literarischen Büros des Kabelwerks Oberspree im Jahre 1922 sowie einer Propaganda-Abteilung der Fabriken Henningsdorf im Jahre 1928; vgl. AEG. Arbeitsgebiete der AEG Fabriken. Ausgabe Oktober 1922. – S. 49 sowie AEG. Arbeitsgebiete und Erzeugnisse. Stand vom 1. Oktober 1928. – S. 67 62 Vgl. AEG. Arbeitsgebiete und Erzeugnisse. Stand vom 1. Oktober 1928. – S. 67, S. 94. 63 Lange, Kerstin: Die Bilder der AEG. Material, Sprache und Entstehung. – a. a. O., S. 18 Die Werksphotographie der AEG zwischen 1898 und 1945 – eine Skizze 18

3. Das Speichermedium Glasplatte – ein Exkurs »Mit Hilfe dieser Platten ist die Photographie fast so etwas wie ein Kinderspiel.« 64 Erzbischof von York und Präsident des Dry Plate Clubs Als die AEG gegründet wurde, hatten deutlich ältere Großunternehmen wie Krupp in Essen oder Borsig und Siemens in Berlin den Einsatz der Photographie als Mittel öffentlichkeitswirksamer Selbstdarstellung bereits etabliert. 65 Zu den ersten schriftlichen Zeugnissen, die nicht nur zwei der zeitgenössisch wichtigsten Anlässe für die Anfertigung photographischer Aufnahmen eines Unternehmens benennen, sondern obendrein einen Einblick in die bildästhetischen Vorstellungen des Auftraggebers gewähren, gehört der (inzwischen vielzitierte) Brief Alfred Krupps an seine Mitarbeiter vom 12. Januar 1867: »… Für die Pariser Ausstellung und einzelne Geschenke an hochstehende Personen müssen wir neue Photographien im Mai, wenn Alles grünt und der Wind stille ist, ausführen. Ich denke nämlich, daß die kleineren Photographien vollkommen im Allgemeinen ausreichen, daneben wünschte ich aber in größtem Maßstabe eine oder besser zwei Ansichten mit Staffage und Leben auf den Plätzen, Höfen und Eisenbahnen. Ich würde vorschlagen, daß man dazu Sonntage nehme, weil die Werktage zuviel Rauch, Dampf und Unruhe mit sich führen, auch der Verlust zu groß wäre. Ob 500 oder 1000 Mann dazu nöthig sind, stelle ich anheim. Es ist nachtheilig, wenn zu viel Dampf die Umgebung unklar macht, es wird aber sehr hübsch sein, wenn an möglichst vielen Stellen etwas weniger Dampf ausströmt. Die Locomotiven und Züge sind auch sehr imponirend so wie die großen Transportwagen für Güsse …« 66 Krupps Nachsatz, daß besagte Aufnahmen, für die er »ein Paar Tausend Thaler« 67 zu zahlen bereit war, »[…] für mehrere Jahre vorhalten [müßten]« 68 , deutet auf den immensen und von daher lediglich in größeren Zeitabständen wiederholbaren Aufwand hin, den die Umsetzung seines Vorhabens mit sich brachte. Abgesehen von der organisatorischen Herausforderung, dem potentiellen Betrachter durch geschickte Positionierung des absichtsvoll hinzugezogenen Personals auf dem Fabrikgelände einen normalen Arbeitsalltag zu suggerieren, war auch das seit gut drei Jahrzehnten bekannte 64 Zit. in: Gernsheim, Helmut: Geschichte der Photographie. Die ersten hundert Jahre. – Frankfurt am Main, Berlin, Wien: Propyläen Verlag, 1983. – S. 403 65 Vgl. u. a. Bilder von Krupp. Fotografie und Geschichte im Industriezeitalter / hrsg. von Klaus Tenfelde. – München: C. H. Beck, 2000 66 Krupp, Alfred: Briefe und Niederschriften. – Bd. 9: 1826-1887 zit. in: Bilder von Krupp. Fotografie und Geschichte im Industriezeitalter / hrsg. von Klaus Tenfelde. – a. a. O., S. 294 67 Ebd. 68 Ebd. Das Speichermedium Glasplatte – ein Exkurs 19

kann im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden. Auch die Analyse und <strong>der</strong><br />

Vergleich des im einzelnen in den <strong>AEG</strong>-Mitteilungen, <strong>der</strong> Spannung und <strong>der</strong> Kameradschaft<br />

verwendeten Bildmaterials unter thematischen und ästhetisch-ikonographischen<br />

Gesichtspunkten muß ebenso künftigen Forschungen vorbehalten bleiben wie die systematische<br />

Auswertung <strong>der</strong> seinerzeit nicht veröffentlichten Aufnahmen.<br />

Abschließend ist darauf hinzuweisen, daß es bislang nicht gelungen ist, einerseits die<br />

zwischen 1898 und 1945 für die <strong>AEG</strong> tätigen Werksphotographen aus ihrer Anonymität<br />

herauszulösen und an<strong>der</strong>erseits ihre jeweilige Anbindung an eine <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Fabriken<br />

exakt zu ermitteln. Anzunehmen ist in bezug auf letzteres, daß <strong>der</strong> erste festangestellte<br />

Werksphotograph auch vor <strong>der</strong> Einrichtung zweier kleiner Ateliers im Dachgeschoß<br />

des Verwaltungsgebäudes <strong>der</strong> Maschinenfabrik Brunnenstraße im Jahre 1904 58 auf dem<br />

Gelände <strong>der</strong>selben ansässig war. Gemäß <strong>der</strong> Aktenlage ist außerdem anzunehmen, daß<br />

die offensichtlich aus den beiden Ateliers hervorgegangene Photographische Anstalt 59<br />

spätestens im Herbst 1928 aufgelöst worden ist. 60 Und schließlich ist anzunehmen, daß<br />

zumindest jene <strong>AEG</strong>-Fabriken, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts zumindest<br />

zeitweise eigenständige Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit unterhielten, vor Ort über<br />

(festangestellte) Photographen verfügten. 61 Nachgelesen werden kann, daß es 1928 zwei<br />

separate Photographische Abteilungen gab – eine im Forschungsinstitut, das seinen Sitz in<br />

Reinickendorf hatte, und eine in <strong>der</strong> Turbinenfabrik, die in Moabit beheimatet war. 62<br />

Unbeantwortbar ist <strong>der</strong>zeit, seit wann und wie lange diese Abteilungen bestanden, ob<br />

sie ausschließlich für die photographische Dokumentation und Repräsentation des eigenen<br />

Standorts zuständig waren, wie sich die Beziehungen zum (hierarchisch übergeordneten)<br />

Literarischen Bureau verhielten, wieviele Mitarbeiter sie hatten usw. Für die<br />

nachfolgenden Jahre des Betrachtungszeitraums, in denen die photographische<br />

Dokumentation, wie die überlieferten Bestände zeigen, konsequent weiterbetrieben<br />

wurde, während die photographische Repräsentation – zumindest in Gestalt <strong>der</strong><br />

Herausgabe von Publikationen – im Verlauf des Zweiten Weltkriegs anscheinend vollständig<br />

zum Erliegen kam, lassen sich beim gegenwärtigen Stand <strong>der</strong> Forschung keinerlei<br />

stichhaltige Aussagen über die institutionelle Verankerung <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-<br />

Werksphotographie treffen. Angesichts dieser Unklarheiten, die im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit lediglich benannt, aber nicht beseitigt werden können, bleibt nur zu hoffen,<br />

daß »eine umfassende Recherche aller schriftlichen Hinterlassenschaften <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>,<br />

die auch sämtliche Publikationen mit einbezieht, […] vielleicht Licht in das Dunkel <strong>der</strong><br />

frühen Photographiegeschichte des Unternehmens zu bringen [vermag]« 63 .<br />

58 Zur Größe und Lage <strong>der</strong> Ateliers vgl. Rogge, Henning: a. a. O., S. 22-24<br />

59 Vgl. <strong>AEG</strong>. Arbeitsgebiete <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> Fabriken. Ausgabe Oktober 1922. – S. 75 (interne Publikation)<br />

60 Vgl. <strong>AEG</strong>. Arbeitsgebiete und Erzeugnisse. Stand vom 1. Oktober 1928 (interne Publikation)<br />

61 Ausgewiesen sind die Existenz eines Literarischen Büros des Kabelwerks Oberspree im Jahre 1922 sowie<br />

einer Propaganda-Abteilung <strong>der</strong> Fabriken Henningsdorf im Jahre 1928; vgl. <strong>AEG</strong>. Arbeitsgebiete<br />

<strong>der</strong> <strong>AEG</strong> Fabriken. Ausgabe Oktober 1922. – S. 49 sowie <strong>AEG</strong>. Arbeitsgebiete und Erzeugnisse. Stand<br />

vom 1. Oktober 1928. – S. 67<br />

62 Vgl. <strong>AEG</strong>. Arbeitsgebiete und Erzeugnisse. Stand vom 1. Oktober 1928. – S. 67, S. 94.<br />

63 Lange, Kerstin: <strong>Die</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>. Material, Sprache und Entstehung. – a. a. O., S. 18<br />

<strong>Die</strong> Werksphotographie <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> zwischen 1898 und 1945 – eine Skizze<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!