Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig
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Anzumerken ist, daß die in <strong>der</strong> Spannung publizierten Bil<strong>der</strong> eine Tendenz andeuten,<br />
die sich in <strong>der</strong> streng nationalsozialistisch ausgerichteten Mitarbeiterzeitung <strong>Die</strong><br />
Kameradschaft 52 fortsetzen sollte: die »Skandierung des Beson<strong>der</strong>en« 53 . Für Matz ist sie<br />
ein typisches Kennzeichen (nicht nur) <strong>der</strong> Industriephotographie, das ihm im Rahmen<br />
seiner Untersuchungen immer wie<strong>der</strong> begegnet ist: »Glaubte man … einer rein quantitativen<br />
Auswertung <strong>der</strong> gesamten Fotografien einer Firma, bestände ihre Geschichte<br />
aus einer kaum unterbrochenen Reihe produktionstechnischer Höhepunkte sowie aus<br />
Jubiläen, Betriebsfeiern, Neubauten, Einweihungen und Besuchen«. 54 Auf die Werksphotographie<br />
<strong>der</strong> <strong>AEG</strong> trifft dies so nicht zu. Zwar wurden besagte Ereignisse und<br />
Begebenheiten, wie bereits in an<strong>der</strong>em Zusammenhang erwähnt, seit Bestehen <strong>der</strong><br />
<strong>AEG</strong> photographisch erfaßt bzw. dokumentiert, in zunehmendem Maße repräsentiert<br />
wurden sie erst in den oben genannten Mitarbeiterzeitungen, wobei nur <strong>Die</strong> Kameradschaft<br />
die Matzsche Einschätzung absolut bestätigt, da die Spannung nicht nur das<br />
Beson<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> das dazu Stilisierte zelebrierte, son<strong>der</strong>n auch das Alltäglich-Normale<br />
für berichtens- und abbildenswert erachtete. Jenseits <strong>der</strong> internen Selbstdarstellung des<br />
Unternehmens, das heißt beispielsweise in den <strong>AEG</strong>-Mitteilungen o<strong>der</strong> in Monographien<br />
über einzelne Fabriken 55 , dominierten hingegen nach wie vor die sachlichen und<br />
letztlich unspektakulären Gesamt- und Detailansichten von Fertigungshallen, Werkzeugmaschinen,<br />
Arbeitsgängen und Erzeugnissen. Hervorhebenswert ist an dieser Stelle<br />
im übrigen, daß die <strong>AEG</strong>-Mitteilungen von 1933 bis zur Einstellung ihres Erscheinens<br />
weitestgehend auf den Abdruck von mit faschistischen Symbolen ausgestatteten<br />
Fabrikgebäuden und -hallen verzichteten. Ob diese Zeitschrift obendrein dem photographisch-konzeptionellen<br />
Trend wi<strong>der</strong>sprach, <strong>der</strong> Schwerindustrie den Anschein vorindustriell-handwerklicher<br />
Fertigung zu verleihen 56 und die Arbeiter zu heroisieren 57 ,<br />
52 <strong>Die</strong> Kameradschaft wurde von Oktober 1933 bis Dezember 1942 herausgegeben – zunächst als<br />
Nachrichtenblatt <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Kameradschaftlichen Vereinigung, ab Mai 1938 als Werkzeitschrift <strong>der</strong><br />
Betriebsgemeinschaft <strong>AEG</strong>.<br />
53 Matz, Reinhard: a. a. O., S. 94<br />
54 Ebd., S. 95<br />
55 Vgl. u. a. 25 Jahre <strong>AEG</strong>-Dampfturbinen. – Berlin: VDI-Verlag, 1928<br />
56 »Das ›Hohelied vom Arbeitsmann‹ … besingt vor allem ›romantische Berufe‹, handwerklich-bäuerliche<br />
Schichten und Tätigkeiten und den massenhaften Einsatz von Handarbeitern bei <strong>der</strong> faschistischen<br />
Verwertung <strong>der</strong> im Kapitalismus ›überflüssigen‹ Arbeitskräfte … <strong>Die</strong> fotografische Darstellung<br />
<strong>der</strong> Schwerindustrie und <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industriearbeiter folgen genau diesem Prinzip. ›Industrievolk<br />
an <strong>der</strong> Ruhr. Aus <strong>der</strong> Werkstätte von Kohle und Eisen‹ nannte sich einer <strong>der</strong> maßgeblichen Produktionen:<br />
als würden Turbinen und Panzer von Dorfschmieden gefertigt … <strong>Die</strong> Fotografie stellt<br />
den ›Betrieb als Heimat‹ und die Großbetriebe als Gegebenheiten ländlich-dörflicher Landschafts- und<br />
Sozialstrukturen, die Arbeiter als ständische Meister und Gesellen dar …«; Hiepe, Richard: Riese<br />
Proletariat und große Maschinerie. Zur Darstellung <strong>der</strong> Arbeiterklasse in <strong>der</strong> Fotografie von den<br />
Anfängen bis zur Gegenwart. – a. a. O., S. 123/124<br />
57 »<strong>Die</strong> ›faschistische Heroisierung‹ … von Arbeitern schließt … an die sozialpartnerschaftliche Fotokonzeption<br />
aus den Zwanziger Jahren an, steigert aber das Vorbildhafte solcher Gestalten im gleichen<br />
Maße, in welchem diese als exemplarische Vertreter eines ›Industrievolkes‹ und rassistischer<br />
Merkmale vorgestellt werden … In dem Bildband ›Industrievolk an <strong>der</strong> Ruhr‹ ist – laut Text – ›mit den<br />
Jahren des Klassenkampfes‹ die ›Zeit <strong>der</strong> grauen, einförmigen, ungeformten Masse vorbei‹, in dem<br />
Arbeiter ›als wesentlicher Bestandteil einer natürlichen Lebensordnung‹, in ›ihren beruflichen und charakterlichen<br />
Eigenschaften‹ hervorgehoben werden … <strong>Die</strong> fotografische Tendenz, Arbeitern fotografische<br />
Masken aufzusetzen, gipfelt in <strong>der</strong> Leugnung ihrer sozialen Eigenart überhaupt«; ebd., S. 124<br />
<strong>Die</strong> Werksphotographie <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> zwischen 1898 und 1945 – eine Skizze<br />
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