Freimaurer in Aschersleben - Stephaneum
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mediz<strong>in</strong>ische Leitung unterstand, wurde dann der Kreis der Mitarbeiter<br />
festgesetzt.<br />
Somit war die organisatorische Basis geschaffen. In e<strong>in</strong>em auf den 01.09.1939<br />
datierten Dokument (11) erteilte Hitler dem Chef der KdF Bouhler und Dr. med.<br />
Brandt die Ermächtigung zur organisatorischen Realisierung der Tötung von<br />
„lebensunwertem Leben“. Dieses damals strenger Geheimhaltung unterliegende<br />
Dokument ist der e<strong>in</strong>zige Befehl zur Tötung von Menschen, den Adolf Hitler<br />
jemals persönlich unterschrieb.<br />
Da die Kanzlei des Führers (KdF) mit all jenen Entscheidungen nicht <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden sollte, wurde e<strong>in</strong>e Sonderverwaltung <strong>in</strong> der<br />
Tiergartenstraße 4 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gerichtet. Diese war seit April 1940 dort ansässig<br />
und stand unter der Leitung von Dietrich Allers. Diese Zentraldienststelle war<br />
nach außen h<strong>in</strong> <strong>in</strong> 4 Organisationen untergliedert: die Reichsarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
„Heil- und Pflegeanstalten“ (RAG) war für die Erfassung der Opfer durch die<br />
mediz<strong>in</strong>ische Abteilung unter Führung Prof. Heyde’s zuständig und beherbergte<br />
außerdem die Verwaltung; die „Geme<strong>in</strong>nützige Krankentransport GmbH“<br />
verlegte und transportierte die Opfer <strong>in</strong> die Zwischen- oder Tötungsanstalten;<br />
die „Geme<strong>in</strong>nützige Stiftung für Anstaltspflege“ wurde als offizieller<br />
Arbeitgeber der ungefähr 400 T4-Beschäftigten angegeben und die<br />
„Zentralverrechnungsstelle Heil- und Pflegeanstalten“ war mit der<br />
Kostenabwicklung des Programms betraut.<br />
Zur Auswahl der Opfer fungierten 40 Ärzte als sogenannte Gutachter. Ihre<br />
Aufgabe bestand dar<strong>in</strong>, anhand e<strong>in</strong>er Patientenbeschreibung auf Meldebögen (12)<br />
über lebenswert oder nicht lebenswert zu entscheiden. Hierbei war die Frage zu<br />
stellen, ob die betreffende Person heilbar und arbeitsfähig ist oder ob ke<strong>in</strong>e<br />
„Produktivität für den Staat“ erreicht werden kann. Die gesamte<br />
Auswahlprozedur wurde durchgeführt, ohne dass die Gutachter die Menschen,<br />
über deren Schicksal sie mit e<strong>in</strong>em roten + (für „töten“) oder e<strong>in</strong>em blauen –<br />
(für „weiterleben“) entschieden, <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong> nahmen. Die Entscheidung<br />
wurde ausschließlich auf Basis der Meldebögen getroffen.<br />
Am 09.10.1939 wurde die Zahl der potenziellen „Patienten“ auf ungefähr<br />
70.000 festgelegt – mit dem Ziel unheilbare Erbkrankheiten, wenn möglich,<br />
auszurotten und als planwirtschaftlicher Nebeneffekt die Anstaltskosten zu<br />
senken. Zu dieser Beratung sollte der Chef des Reichskrim<strong>in</strong>alamtes, SS-<br />
Gruppenführer Arthur Nebe, e<strong>in</strong>e zu diesem Zwecke geeignete Tötungsmethode<br />
vorschlagen. Vom Leiter der chemisch-physikalischen Abteilung des<br />
Krim<strong>in</strong>altechnischen Institutes, Dr. Albert Widmann, wurde das geruchsneutrale<br />
Gas Kohlenmonoxid empfohlen. Per Erlass wurden die entsprechenden Heil-<br />
und Pflegeanstalten zur Benennung zutreffender Patienten aufgefordert. Sie<br />
sollten die bereits erwähnten Meldebögen mithilfe beiliegender Merkblätter (13)<br />
detailliert ausfüllen – über die H<strong>in</strong>tergründe dieses großen Arbeitsaufwandes<br />
wurden die Anstalten allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong>formiert. Die vom Anstaltspersonal<br />
ausgefüllten Meldebögen wurden an die T4-Zentrale versandt, wo sie kopiert<br />
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