Freimaurer in Aschersleben - Stephaneum
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7. Die „Euthanasieaktion“ T4<br />
7.1. Begriff<br />
Mit dem heute gebräuchlichen Kürzel „Aktion T4“ wird die durch<br />
mediz<strong>in</strong>isches Personal der SS durchgeführte systematische Vernichtung von<br />
weit über 70.000 Patienten aus psychiatrischen E<strong>in</strong>richtungen, sowie körperlich<br />
und/oder geistig beh<strong>in</strong>derter Menschen bezeichnet, die <strong>in</strong> den Jahren 1940-1941<br />
stattfand. Die Nationalsozialisten verfolgten damit nicht nur ihre Vorstellungen<br />
der Rassenhygiene und Eugenik, sondern bezogen auch kriegswirtschaftliche<br />
Aspekte maßgebend <strong>in</strong> die Planung und Organisation dieser Aktion mit e<strong>in</strong>.<br />
Wie auch <strong>in</strong> manchen anderen Bereichen zu f<strong>in</strong>den und auf manch andere<br />
Beispiele anwendbar, lässt sich beobachten, dass die Nationalsozialisten auch<br />
für ihre Vernichtungspläne im Rahmen der Aktion T4 euphemistisch wirkende<br />
Decknamen und Umschreibungen erfanden – so zum Beispiel „Aktion<br />
Gnadentod“.<br />
Nach dem Krieg entstand die Bezeichnung Aktion T4, was auf den Sitz der<br />
Zentrale für die Leitung der Ermordung beh<strong>in</strong>derter Menschen im gesamten<br />
Deutschen Reich, e<strong>in</strong>er Villa <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Tiergartenstraße Hausnummer 4<br />
zurückzuführen ist. (8)<br />
Bei der begrifflichen Bestimmung muss zwischen 3 leicht differenzierten Arten<br />
von Euthanasie gesprochen werden: der Erwachsenen-, der K<strong>in</strong>der- sowie der<br />
wilden (ab 1942 stattf<strong>in</strong>denden) dezentralen Euthanasie. In bis heute erhaltenen<br />
damaligen Dokumenten lässt sich die Bezeichnung „Aktion T4“ ansche<strong>in</strong>end<br />
nicht f<strong>in</strong>den. Gebräuchlich waren damals „Eu-Aktion“ bzw. „E-Aktion“.<br />
Ursprünglich stammt das Wort Euthanasie aus dem griechischen und bedeutete<br />
lange Zeit e<strong>in</strong>en „guten, selbst gewählten Tod“ und stand somit für den Suizid.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wird heute die Verwendung des Begriffes wohl nicht ohne<br />
entsprechende Assoziationen möglich se<strong>in</strong>. Auch an diesem konkreten,<br />
abstrusen Beispiel zeigt sich, wie manipulierbar Sprache ist – und wie sie <strong>in</strong> der<br />
Zeit des Dritten Reiches manipuliert wurde – denn die Tausenden Menschen<br />
suizidierten sich nicht. Sie wurden unter Vorspiegelung falscher Gründe<br />
ermordet.<br />
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