Freimaurer in Aschersleben - Stephaneum

6. Manipulation durch Sprache
Die Nationalsozialisten verstanden es schon sehr bald die öffentliche Meinung
über die Massenmedien wie Rundfunk und Film zu kontrollieren. Eigens dafür
richteten sie ein Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter der
Leitung von Joseph Goebbels ein. Die Gleichschaltung der Presse und des
Kulturbetriebes wurden in Angriff genommen. Verbindliche Sprachregelungen
gaben Inhalte und Form der Berichterstattung vor. Ab 1936 wurde die
Verbreitung der nationalsozialistischen Propaganda durch den massenhaften
Verkauf des sogenannten „Volksempfängers“ möglich. Jeder Bürger konnte sich
dieses billige Radio leisten. Das gemeinsame Anhören von „Führerreden“ zu
Hause, in der Schule und in Betrieben sollte die „Volksgemeinschaft“ fördern.
Die Idee der „Volksgemeinschaft“ ist wohl die zugkräftigste Propagandaformel.
Von Anfang an sind die Grenzen der „Volksgemeinschaft“ scharf umrissen: Nur
wer sich politisch uneingeschränkt zur nationalsozialistischen Herrschaft
bekennt und wer nach rassischen Kriterien als Deutscher betrachtet wird, kann
zu ihr gehören. In diesem Sinne heißt es in den „Nürnberger Gesetzen“:
„Reichsbürger ist nur der Staatsangehörige deutschen und artverwandten Blutes,
der durch sein Verhalten beweist, daß er gewillt und geeignet ist, in Treue dem
Deutschen Volk und Reich zu dienen.“ Alle anderen, die diese Bedingungen
nicht erfüllen, stehen außerhalb der „Volksgemeinschaft“ und sind als Feinde zu
betrachten. Sie sind dem nationalsozialistischen Terrorsystem ausgeliefert, zu
deren Handlanger sich die Justiz uneingeschränkt macht.
In seinen Tagebüchern setzt sich Victor Klemperer (1881-1960) mit der
Manipulation der Menschen durch Sprache auseinander. Seine Tagebücher
enthalten erschütternde Details aus dem Alltagsleben eines verfolgten Juden im
Nazideutschland. Er überlebte den Nationalsozialismus dank seiner Ehe mit
einer Nichtjüdin.
6.1. Schülerarbeiten
„Wenn die Sprache nicht stimmt, so ist das, was gesagt wird, nicht das,
was gemeint ist. Ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist, so
kommen die Werke nicht zustande. Kommen die Werke nicht zustande, so
gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft
das Recht nicht. Trifft das Recht nicht, so weiß die Nation nicht, wohin
Hand und Fuß setzen.
Also dulde man keine Willkürlichkeit in den Wörtern, das ist es, worauf es
ankommt.“
(Zitat Konfuzius 551-479 v. Chr.)
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