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Freimaurer in Aschersleben - Stephaneum

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legten die Gegenstände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wagen, die wir nicht mehr am Leib tragen<br />

konnten.<br />

Nach e<strong>in</strong>er kurzen Strecke, welche wir gelaufen s<strong>in</strong>d, überfielen uns Slowaken,<br />

die uns all die Habseligkeiten wegnahmen, die wir nicht bei uns tragen konnten.<br />

Auf dem Treck, sahen wir über uns die Flugzeuge kreisen und nach wenigen<br />

M<strong>in</strong>uten sprangen alle <strong>in</strong> die nebenliegenden Gräben, um sich vor den Fliegern<br />

zu schützen, jedoch standen viele nicht mehr auf.<br />

E<strong>in</strong>e Frau, die den ganzen Weg schon mit uns mitgegangen war, trug <strong>in</strong> ihren<br />

Armen ihr totes Baby. Sie behielt es bei sich, weil sie es e<strong>in</strong>fach nicht übers<br />

Herzen br<strong>in</strong>gen konnte, ihr K<strong>in</strong>d so ungeschützt <strong>in</strong> den Graben zu legen.<br />

Irgendwann kam e<strong>in</strong> Gebüsch, welches die Frau als Gelegenheit sah, ihr totes<br />

Baby dort h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zulegen. Auf dem weitern Weg drehte sie sich immer wieder<br />

um, um sich e<strong>in</strong>fach nur zu versichern, dass das Gebüsch noch da ist, bis wir<br />

e<strong>in</strong>e Kurve passierten. Danach schaute sie nur noch auf den Boden und we<strong>in</strong>te.<br />

Wir wurden aus unserer Heimat vertrieben und kamen <strong>in</strong> das ehemalige<br />

Konzentrationslager Nowaki, welches jetzt als Umerziehungslager diente.<br />

Nach e<strong>in</strong>em sehr langen Fußmarsch erreichten wir das Umerziehungslager <strong>in</strong><br />

Nowaki.<br />

Vor dem E<strong>in</strong>lass <strong>in</strong>s Lager mussten wir nun alle persönlichen Sachen abgeben,<br />

die wir bis dah<strong>in</strong> noch am Körper trugen, wie Geld, Schmuck und Ähnliches.<br />

Diese Sachen warfen wir auf, e<strong>in</strong>en schon bestehenden, großen Haufen.<br />

Danach brachte man uns <strong>in</strong>s Lager und zeigte uns unsere Schlafplätze.<br />

Diese Baracken waren voller Wanzen, die sich mit Vorliebe an den Decken und<br />

Ecken ansiedelten.<br />

Nur beim H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gucken wussten wir schon, das wir dort nicht schlafen würden,<br />

deswegen schliefen wir unter freiem Himmel.<br />

Nachdem wir die erste Nacht überstanden haben, kontrollierten uns die Aufseher<br />

auf Läuse. Bei den Leuten, wo Läuse auftraten, wurden die Haare sofort<br />

entfernt.<br />

Um mir me<strong>in</strong>e Haare zu erhalten, wurden diese mit der Hilfe me<strong>in</strong>er Mutter zu<br />

Zöpfen gebunden, die dann unter e<strong>in</strong>er Mütze versteckt wurden.<br />

Die hygienischen Verhältnisse waren sehr schlecht, denn das, was man Toiletten<br />

nannte, waren Löcher <strong>in</strong> der Erde, über denen Bretter als Sitzfläche dienten.<br />

Zum Essen kann ich nicht viel sagen, denn es war e<strong>in</strong>fach nur schlecht und es<br />

gab für jeden nur circa e<strong>in</strong>e Handvoll pro Tag.<br />

Doch wir hatten Glück denn nach e<strong>in</strong>igen Monaten wurden wir aus dem<br />

Umerziehungslager geholt.<br />

E<strong>in</strong> Freund me<strong>in</strong>es Onkels mütterlicher Seite holte uns dort heraus, denn bei<br />

e<strong>in</strong>em Gespräch s<strong>in</strong>d unsere Namen gefallen. Das war unsere Rettung.<br />

Auf der Flucht trafen wir me<strong>in</strong>e Großeltern, doch unsere Wege teilten sich<br />

wieder, da sie e<strong>in</strong>e andere Richtung e<strong>in</strong>schlagen wollten.<br />

Im April 1946 kamen me<strong>in</strong>e Familie und ich <strong>in</strong> Grimmen (Mecklenburg<br />

Vorpommern) an.<br />

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