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Freimaurer in Aschersleben - Stephaneum

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5. Zeitzeugen berichten<br />

5.1. Fred Kollwitz über die Deportation Adolf Conitzers<br />

Die Deportation von Adolf Conitzer beschreibt der <strong>Aschersleben</strong>er Bürger Fred<br />

Kollwitz aus se<strong>in</strong>er Er<strong>in</strong>nerung:<br />

„Es war an e<strong>in</strong>em trüben Novembertag 1942, ich war damals sechs Jahre alt und<br />

er<strong>in</strong>nere mich noch ganz genau an die Vorgänge, die sich an diesem Tag am<br />

Haus Worthstr. 12 zutrugen. Vor dem Haus stand e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Transporter, wie<br />

ich mich er<strong>in</strong>nere war es e<strong>in</strong> Opel Blitz mit e<strong>in</strong>er von e<strong>in</strong>er Plane bedeckten<br />

Ladefläche. Wie lange der Wagen dort stand, kann ich nicht mehr sagen.<br />

Plötzlich kamen Männer aus dem Haus Worthstraße 12 <strong>in</strong> grünen Uniformen<br />

und <strong>in</strong> Zivil. In ihrer Mitte hatten sie e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en älteren Mann mit Mantel und<br />

Hut, der über der Schulter e<strong>in</strong>e aufgerollte Decke trug. Die Bordwand des Opels<br />

Blitz wurde geöffnet, der alte Mann wurde verladen, die Männer <strong>in</strong> Zivil und<br />

Uniform stiegen e<strong>in</strong> und der Transporter setzte sich <strong>in</strong> Bewegung. Der Mann,<br />

der dort mit unbekanntem Ziel abgeholt wurde, war Adolf Conitzer, e<strong>in</strong><br />

angesehener und unbescholtener Bürger unserer Stadt, e<strong>in</strong> Jude. Erst viele Jahre<br />

später erfuhr ich, dass Herr Conitzer nach Theresienstadt transportiert wurde,<br />

von wo er nie zurückkehrte.“ (abgedruckt <strong>in</strong>: Mitteldeutsche Zeitung,<br />

14.05.2005)<br />

5.2. Thomas Geve<br />

Anlässlich des 3. Bernburger Schlossgespräches am 21.02.2009 stand uns der<br />

Zeitzeuge Thomas Geve als <strong>in</strong>teressanter Gesprächspartner zur Verfügung. Wer<br />

ist er?<br />

Thomas wurde 1929 <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong> als Sohn e<strong>in</strong>es Arztes geboren. Als Hitler an die<br />

Macht kam, war er 3 Jahre alt. Von 1938 bis 1943 lebte er mit se<strong>in</strong>en Eltern bei<br />

se<strong>in</strong>en Großeltern <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Großvater diente im 1. Weltkrieg, wurde<br />

verwundet und erbl<strong>in</strong>dete daraufh<strong>in</strong>. So las Thomas se<strong>in</strong>em Großvater aus<br />

Zeitungen vor und erzählte ihm von se<strong>in</strong>en Streifzügen durch Berl<strong>in</strong>s Straßen.<br />

Das Judentum spielte ke<strong>in</strong>e Rolle im Leben der Familie. Es gab ke<strong>in</strong>e<br />

Speisenvorschriften. Die Familie lebte als moderne Menschen. Wie uns Thomas<br />

berichtete lernte er <strong>in</strong> der Schule nur das, was er glaubte. Während se<strong>in</strong>em Vater<br />

Anfang 1939 die Flucht nach England gelang, gelang ihm und se<strong>in</strong>er Mutter<br />

diese Flucht nach Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht.<br />

Nachdem Mitte 1942 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> alle Schulen geschlossen wurden, begann er auf<br />

dem Friedhof zu arbeiten. Se<strong>in</strong>e Mutter arbeitete nachts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fabrik. In dieser<br />

Zeit fühlte er sich sehr alle<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>sam. Im Jahre 1942 begannen die<br />

Massendeportationen der Juden und so gab es Anfang 1943 kaum noch<br />

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