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erste - Das Gespräch

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sie ihre Situation zu Hause bewerkstelligen, und<br />

dass sie die Ideen und Ansätze gut umsetzen<br />

konnten. Für mich selbst habe ich häufiger das<br />

Gefühl, dass ich was bewegen konnte.<br />

Macht es Ihnen zu schaffen, wenn Sie die<br />

Patienten in eine ungewisse Zukunft entlassen,<br />

und dann nichts mehr von ihnen hören?<br />

Ja, gerade die schweren Fälle, mit denen man viel<br />

gearbeitet hat. Vor allem, wenn man zum Beispiel<br />

noch zwei Wochen vor der Entlassung klären<br />

musste, wie es jetzt mit der Hilfsmittelversorgung<br />

und der Unterkunft aussieht. Da habe ich schon<br />

das ein oder andere Mal den Gedanken gehabt,<br />

dass es schön wäre, wieder mit ihnen in Kontakt<br />

zu kommen.<br />

Kann man überhaupt abgrenzen, wem man<br />

jetzt geholfen hat, und wem nicht?<br />

<strong>Das</strong> ist schwierig. <strong>Das</strong> halt auch häufig so<br />

Dinge, die sich erst mit der Zeit entwickeln. Es<br />

gab da auch so Situationen, in denen ich in<br />

der Klinik das Gefühl hatte, dass es einfach<br />

nicht voran geht, es zu Hause aber gut<br />

funktioniert hat. Ich denke aber, dass ein<br />

Großteil was mitnimmt.<br />

Begegnen die Menschen Ihnen oft mit<br />

Vorbehalten gegenüber Psychologen?<br />

<strong>Das</strong> versuche ich immer abzufangen. In den<br />

<strong>erste</strong>n Sätzen eines <strong>Gespräch</strong>s mache ich den<br />

Patienten eigentlich klar, dass sie jetzt nicht hier<br />

sind, weil jemand sagt, dass Herr oder Frau „XY“<br />

verrückt sind. Bis jetzt haben vielleicht zehn oder<br />

zwanzig Prozent meiner Patienten bei diesem<br />

Satz ein bisschen gelächelt haben und sagen,<br />

dass sie genau das gedacht haben.<br />

Inwiefern haben Sie Angst, dass Sie durch den<br />

großen Einfluss, den Sie als Psychologe<br />

haben, bei den Menschen etwas kaputt<br />

machen können?<br />

Jeder Mensch hat natürlich einen gewissen<br />

Eigenschutz, das ist ein Vorteil. Und ich baue<br />

keinen Druck auf oder versuche unter Zwang,<br />

etwas herauszufinden. So lasse ich den Patienten<br />

ihre Eigenverantwortung. <strong>Das</strong> ist der eine Punkt,<br />

der mir Sicherheit gibt. Der andere Punkt ist, dass<br />

ich darauf achte, was ich bei dem Patienten<br />

bewirke. Wenn ich merke, dass er in seiner<br />

Stimmung stark absackt, dann gibt es Strategien,<br />

ihn nicht dort zu belassen, sondern wieder<br />

aufzubauen.<br />

Gibt es auch hoffnungslose Fälle?<br />

Die gibt es leider auch. Aber einen richtig<br />

hoffnungslosen Fall hatte ich bisher noch nicht. Es<br />

gab mal einen Patienten, bei dem es sehr schwer<br />

war, eine Beziehung aufzubauen. Ich habe ihn<br />

dann weitervermittelt, aber ich weiß nicht, was aus<br />

ihm geworden ist. Ansätze waren aber auch bei<br />

ihm zu erkennen.<br />

Wie gehen Sie mit besonders schweren Fällen<br />

um?<br />

Wenn ich selber nicht weiter komme, dann<br />

versuche ich erst mal, mir Rat zu holen. Wir haben<br />

auch die Möglichkeit Supervision zu betreiben, in<br />

denen andere Ansätze gegeben werden. <strong>Das</strong> hat<br />

mir bisher immer weiter geholfen.<br />

Nehmen Sie solche schweren Fälle mit nach<br />

Hause?<br />

Zum Teil ja. Es gab in meiner Laufbahn bis jetzt<br />

drei Fälle, die ich auch mit nach Hause genommen<br />

habe. „Nach Hause nehmen“ bedeutet jetzt nicht<br />

nur reines Gedankenmachen, sondern auch, dass<br />

man davon träumt, nicht so richtig davon los<br />

kommt. Bisher gab es das aber immer nur in dem<br />

Zeitraum, in dem sie Patient bei uns waren. Nach<br />

ihrer Entlassung hat das dann aufgehört.<br />

Haben Sie Bewältigungsstrategien?<br />

Also ich finde es gut, wie ich es momentan mache:<br />

Wenn ich nach Hause fahre, lege ich laute Musik<br />

ein, oder ich gehe nach der Arbeit einkaufen, um<br />

eine Trennung zwischen Arbeit und Wohnung zu<br />

"Wenn ich selber nicht weiter<br />

komme, dann versuche ich<br />

erst mal, mir Rat zu holen.<br />

[...] <strong>Das</strong> hat mir bisher immer<br />

geholfen."

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