offizier in der Heilsarmee Major Stefan Müller trägt eine Uniform und kämpft in einer Armee ohne Waffen. In der Heilsarmee lebt er seinen Glauben und hilft denen, die seine Hilfe brauchen. Er ist Pfarrer, Leiter eines Wohnheims und Sozialarbeiter.
Major Müller, was sind Ihre Aufgaben als Offizier der Heilsarmee? Ich bin der Leiter der Heilsarmee in München. Ich bin ausgebildeter Heilsarmeepastor –also Offizierund bin für unsere Gemeinde und Sozialarbeit zuständig. Ich kümmere mich um die Predigten und den biblischen Unterricht. Ich gehe auch zu Sitzungen des Arbeitskreises christlicher Kirchen in Bayern, der Evangelischen Allianz und zu verschiedenen anderen Sachen. Zudem habe ich eine Ausbildung zum Sozialfachwirt gemacht, damit ich Heime leiten kann. Wir haben ein Männerheim mit Notaufnahmestation, wo Männer, die keine Wohnung haben, für mindestens eine Nacht unterkommen können. Ich v<strong>erste</strong>he. Aber was genau ist die Heilsarmee eigentlich? Rechtlich gesehen sind wir dasselbe wie die beiden großen Kirchen: Eine religiöse Gemeinschaft des öffentlichen Rechts. <strong>Das</strong> bedeutet, dass wir die gleichen Rechte und Pflichten wie die großen Kirchen haben. Wir v<strong>erste</strong>hen uns auch nicht als DIE Kirche, sondern als ein Teil der universalen christlichen Kirche. Sie predigen also auch bei den Gottesdiensten. Ja, entweder ich oder meine Frau. Sie ist auch Offizier und ausgebildete Pastorin. In der "Ein Offizier der Heilsarmee sollte flexibel sein. [...] Ein Schuss Verrücktheit -im positiven Sinne- schadet auch nicht." Heilsarmee haben wir –was den Dienst als Geistlicher betrifft- die volle Gleichberechtigung. Und wie militärisch sind Sie organisiert? Wir haben schon viele Parallelen zum Militär. Unser internationaler Leiter ist der General, sein Vertreter ist der Stabschef und so weiter, bis hin zum kleinen Offizier vor Ort. Wir werden auch genau wie ein militärischer Offizier versetzt, wir kriegen „Sold“ und haben kurze Entscheidungswege. Deswegen hat man auch die Form des Militärs angenommen, das galt in den 1860er Jahren, zur Zeit der Gründung der Heilsarmee, als die effektivste Organisationsform. Welches Bild vom Offizier hat die Heilsarmee? Ein Offizier bei der Heilsarmee sollte flexibel sein. Er sollte –um mal in ganz christlicher Terminologie zu reden- ein brennendes Herz für Gott, Jesus und die Menschen haben. Er sollte keine Kontaktprobleme haben und nicht unbedingt ein Stubenhocker sein. Ein Schuss Verrücktheit –im positiven Sinne- schadet auch nicht. Warum gerade die Verrücktheit? Weil das hilft, eine Kreativität zu entwickeln. Wir sind gerne bereit, auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen, um die Menschen zu erreichen. Sie werden in München wahrscheinlich wenige Pastoren sehen, die auf der Straße Suppe austeilen, das macht nur der Pastor von der Heilsarmee. Werden Sie auch alle zwei bis drei Jahre versetzt? Früher war das sehr strikt. Heute versucht man, einen Wechselzyklus von fünf Jahren zu erreichen. Wenn man aber in einer ganz speziellen Aufgabe ist, dann kann es auch sein, dass dieser Zyklus sehr freizügig ausgedehnt wird. Ich denke da an eine sehr liebe Kollegin, die letztes Jahr gestorben ist. Sie war 30 Jahre lang verantwortlich für