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Infobrief 10 / Dezember 2012 - Regierungspräsidium Freiburg

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<strong>Regierungspräsidium</strong> <strong>Freiburg</strong><br />

Abteilung „Schule und Bildung“<br />

Referat „Berufliche Schulen“<br />

Inhalt<br />

Seite 2<br />

Interview mit dem Schulpräsidenten<br />

Rudolf Bosch<br />

Infos aus dem Referat 76<br />

Seite 5<br />

Personelles<br />

Neue Schulleiter/innen<br />

Pensionierte Schulleiter/innen<br />

Neue Mitarbeiter/innen im<br />

Referat 76<br />

Neue Fachberater/innen<br />

Pensionierte Fachberater/innen<br />

Seite 17<br />

Fachbeitrag „Individuelle Förderung“<br />

von Gerhard Ziener<br />

(Pädagogisch-Theologisches<br />

Zentrum Stuttgart)<br />

Seite 21<br />

Individuelle Förderung an der<br />

Merian-Schule <strong>Freiburg</strong> - Ein<br />

Praxisbericht<br />

Seite 23<br />

Die Fachberater/innen-Projektgruppe<br />

„Individuelle Förderung“<br />

stellt sich vor<br />

Seite 26<br />

Über den Bildungszaun geschaut:<br />

Bundesweites Malerfachschul-Treffen<br />

in Lahr<br />

Seite 27<br />

Kooperation in der Vielfalt<br />

- Das Robert-Bosch-Projekt<br />

„Bildungszentrum Hochschwarzwald“<br />

In jedermann ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist.<br />

Martin Buber (1878-1965, österreichisch-israelischer Religionsphilosoph) oph)<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

seit September <strong>2012</strong> ist Rudolf Bosch neuer Schulpräsident im <strong>Regierungspräsidium</strong><br />

<strong>Freiburg</strong> und leitet damit die Abteilung Schule und Bildung. Gerne<br />

ist der neue Schulpräsident unserer Bitte um ein Interview nachgekommen<br />

und hat sich für unsere Fragen rund um Schule und Unterricht viel Zeit<br />

genommen. Wir sprachen mit ihm über seine ersten Monate als Schulpräsident<br />

und über die Herausforderungen der Zukunft, die auf die Schulen zukommen.<br />

Außerdem hat er uns verraten, wie er sich die Bildungslandschaft<br />

im Jahr 2020 erträumt.<br />

Schon Tradition hat, dass wir uns in unserem <strong>Infobrief</strong> mit einem Schwerpunktthema<br />

befassen. Für unsere zehnte Ausgabe haben wir uns das Thema<br />

„Individuelle Förderung“ vorgenommen, das derzeit viele Kolleginnen<br />

und Kollegen an den beruflichen Schulen beschäftigt. Gerhard Ziener vom<br />

Pädagogisch-Theologischen Zentrum in Stuttgart hat sich intensiv mit Fragen<br />

der individuellen Förderung und mit dem Umgang mit Heterogenität in<br />

Schulen beschäftigt und für uns darüber einen Gastbeitrag verfasst. Außerdem<br />

finden Sie einen Praxisbericht zur Umsetzung der individuellen Förderung<br />

an der Merian-Schule in <strong>Freiburg</strong> und einen Beitrag der Fachberater/<br />

innen-Projektgruppe „Individuelle Förderung“.<br />

Und natürlich informieren wir Sie, wie gewohnt, über personelle Veränderungen<br />

an den Schulen und im Referat Berufliche Schulen.<br />

Und noch ein kleiner Hinweis: Wir haben die Themen im Inhaltsverzeichnis<br />

als Links hinterlegt, so dass Sie ein Mausklick direkt zum entsprechenden Artikel<br />

im <strong>Infobrief</strong> führt und Ihnen so das Blättern erspart.<br />

Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start in das Jahr 2013.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

infobrief<br />

<strong>10</strong><br />

Impressum<br />

Verantwortlich:<br />

Thomas Hecht<br />

Koordination/Inhalt:<br />

Barbara Berhorst<br />

Stefanie Froescheis<br />

Koordination/Texte:<br />

Barbara Berhorst<br />

Brigitte Gass<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Gerhard Ziener, Pädagogisch-TheologischesZentrum<br />

Stuttgart<br />

Michael Fahrenbach<br />

Gestaltung/Layout:<br />

Katharina Gross<br />

Kontakt:<br />

oes-buero-freiburg@<br />

rpf.bwl.de<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 1


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

„Die Individualisierung des Lernens ist die Lernkultur, die wir brauchen.“<br />

Interview mit Rudolf Bosch (Schulpräsident des <strong>Regierungspräsidium</strong>s <strong>Freiburg</strong>)<br />

Rudolf Bosch ist seit September neuer Schulpräsident im<br />

<strong>Regierungspräsidium</strong> <strong>Freiburg</strong> und damit für 25000 Lehrerinnen<br />

und Lehrer an 1135 Schulen im Regierungsbezirk<br />

<strong>Freiburg</strong> zuständig. Aufgewachsen im Hegau, machte er<br />

sein Abitur am Technischen Gymnasium in Singen. Seinen<br />

ursprünglichen Berufswunsch Toningenieur gab Rudolf<br />

Bosch auf und studierte stattdessen an der PH Weingarten.<br />

An der Grund- und Hauptschule im oberschwäbischen<br />

Baindt trat er als Junglehrer seine erste Stelle an. Bekannt<br />

wurde Rudolf Bosch, als er sich 2007 gegen die Schulpolitik<br />

der damaligen Landesregierung wandte. Sein vehementer<br />

Einsatz für eine innovative Pädagogik, insbesondere für längeres<br />

gemeinsames Lernen, führte dazu, dass er in den Medien<br />

die Bezeichnung „Schulrebell“ erhielt.<br />

Nach 33 Jahren im Schuldienst, davon 22 in der Schulleitung<br />

einer Grund- und Hauptschule und danach einer<br />

Hauptschule/Werkrealschule, wechselte er im Oktober<br />

2011 ins Kultusministerium, um in der neu geschaffenen<br />

Stabsstelle „Gemeinschaftsschule, Schulmodelle, Inklusion“<br />

Bürgermeister, Gemeinderäte und Schulleiter bei der<br />

Einführung von Gemeinschaftsschulen zu beraten. Knapp<br />

ein Jahr später folgte dann der Wechsel als Schulpräsident<br />

nach <strong>Freiburg</strong>. Wir sprachen mit ihm über seine ersten<br />

Erfahrungen als Schulpräsident, die Zukunft der Schulen,<br />

das Berufsbild der Lehrerinnen und Lehrer und über seine<br />

Wünsche und Visionen.<br />

Sehr geehrter Herr Schulpräsident, Sie sind nun seit September<br />

im Amt. Wie geht es Ihnen?<br />

Es geht mir sehr gut, auch wenn ich derzeit eine gewisse<br />

Ambivalenz zwischen der absoluten Müdigkeit<br />

am Abend und einer großen Vorfreude auf die Arbeit<br />

am Morgen erlebe. Sehr schön ist für mich die offene<br />

und positive Grundsituation, die ich hier im RP jeden<br />

Tag erlebe.<br />

Schulentwicklung<br />

Was haben Sie sich für die ersten <strong>10</strong>0 Tage als Schulpräsident<br />

vorgenommen?<br />

Oft kann man lesen, dass die ersten <strong>10</strong>0 Tage im Amt<br />

sehr wichtig für die zukünftige Zusammenarbeit, die<br />

Motivation bei den Mitarbeitern und die Festlegung<br />

der Aufgaben und Ziele sind.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 2


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Da ich ja mit der Hypothek eines öffentlichen Bildes<br />

gekommen bin, war es mir sehr wichtig, dass alle meine<br />

Gesprächspartner und meine Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter erfahren, wer ich bin und wie ich denke.<br />

Deshalb standen die ersten <strong>10</strong>0 Tage im Zeichen des<br />

Kennenlernens und der intensiven Begegnungen. Ich<br />

wünsche mir eine vertrauensvolle Grundatmosphäre<br />

und eine respektvolle Kommunikation. Sehr wichtig<br />

ist mir auch, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit ihrer großen Erfahrung und ihrer ganzen<br />

Professionalität umfassend einbringen können.<br />

Was hat Sie bisher am meisten überrascht?<br />

Sehr positiv ist mir die große Offenheit der Kolleginnen<br />

und Kollegen aufgefallen, die enorme Bereitschaft mit<br />

mir zu kooperieren. Und auch das gute Betriebsklima.<br />

Das liegt sicherlich auch darin begründet, dass die<br />

verschiedenen Referate großen Wert darauf legen, die<br />

kollegiale Zusammenarbeit zu pflegen, innerhalb der<br />

Referate, aber auch referatsübergreifend.<br />

Es wird zurzeit viel vom Zwei-Säulen-Modell gesprochen.<br />

Können Sie uns kurz erläutern, was man darunter<br />

versteht?<br />

Das mache ich gerne, da der Begriff für mich auch kein<br />

wirklich selbsterklärender ist, aber ich nutze ihn lieber<br />

als „zweigliedriges System“. Denn damit verbinde ich<br />

vor allem eine Kategorisierung der Schülerinnen und<br />

Schüler.<br />

Eine Säule des Modells ist die Sekundarstufe I im Bereich<br />

der allgemein bildenden Schulen und zwar in<br />

Form der Gemeinschaftsschule. Sie ist eine Schule für<br />

alle Kinder, die alle Bildungsstandards, vom Förder- bis<br />

zum gymnasialen Bereich, anbietet. Die zweite Säule<br />

ist ein „schlankes Gymnasium“. Das heißt also, dass<br />

neben dem Gymnasium die Schulformen Förderschule,<br />

Hauptschule und Realschule zu einer integrierten<br />

Gemeinschaftsschule verschmelzen, unter bestimmten<br />

Umständen sogar mit eigener Oberstufe.<br />

Welche Chancen sehen Sie für die Beruflichen Schulen<br />

aufgrund des Zwei-Säulen-Modells?<br />

Ich sehe für die Beruflichen Schulen gleich mehrere<br />

Chancen. Zum einen ist klar, dass die Gemeinschaftsschule<br />

als verpflichtend gebundene Ganztagesschule<br />

eng mit anderen Partnern kooperieren muss. Hier<br />

Schulentwicklung<br />

Interview mit Schulpräsident Rudof Bosch<br />

bieten sich in ganz besonderer Weise die Beruflichen<br />

Schulen an, als Beispiele möchte ich anführen die gemeinsame<br />

Fachraumnutzung oder Kooperationen im<br />

Rahmen der durchgehenden beruflichen Orientierung,<br />

die die GMS ihren Schülerinnen und Schülern bieten<br />

soll. Für mich als Hauptschullehrer und -rektor war es<br />

nie eine Frage, stark mit den „Beruflern“ zu kooperieren.<br />

Diese Erfahrung nehme ich mit in die Entwicklung<br />

der Gemeinschaftsschule.<br />

Interessant ist für die Beruflichen Schulen auch, dass<br />

sich für die GMS-Schülerinnen und Schüler mit dem<br />

in Klasse 9 erworbenen Hauptschulabschluss eine zusätzliche<br />

Entscheidungssituation bietet, die Schule zu<br />

wechseln und eine duale Ausbildung oder auch eine<br />

schulische Weiterbildung, beispielsweise auf einer Berufsfachschule,<br />

anzustreben. Außerdem verlassen die<br />

Gemeinschaftsschule dank der individuellen Förderung<br />

mehr Schülerinnen und Schüler mit gymnasialen<br />

Bildungsstandards, die dann die Wahlmöglichkeit haben,<br />

in die Sekundarstufe zwei eines allgemeinbildenden<br />

oder eines berufliches Gymnasium wechseln zu<br />

können.<br />

Individuelle Förderung war auf Grund der heterogenen<br />

Schülerklientel an Beruflichen Schulen schon immer<br />

ein Thema. Mit Umsetzung der Enquete-Maßnahmen<br />

wurde dieses Thema noch stärker in den Fokus gerückt.<br />

Welche Bedeutung messen Sie der individuellen Förderung<br />

allgemein bei?<br />

Die Individualisierung des Lernens ist die Lernkultur,<br />

die wir brauchen, insbesondere im Hinblick auf<br />

Bildungsgerechtigkeit. Sie darf kein Alleinstellungsmerkmal<br />

der Gemeinschaftsschule sein, sondern muss<br />

Einzug halten in alle Schularten. Es muss Teil des Unterrichtsalltags<br />

sein, dass Kinder und Jugendliche an individuellen<br />

Lerninhalten arbeiten. Hierzu müssen wir<br />

die Kinder von Grund auf befähigen und es schaffen,<br />

dass sie Eigenverantwortung empfinden für ihr Lernen.<br />

Das geschieht am besten über Erfolgserlebnisse.<br />

Sie sind ein sehr erfahrener Pädagoge. Wenn Sie einen<br />

Wunsch frei hätten, was würden Sie sich im schulischen<br />

Bereich für die Kinder und Jugendlichen in Baden-<br />

Württemberg wünschen?<br />

Da möchte ich an das Thema von eben anknüpfen. Ich<br />

wünsche mir, dass wir unser Bildungssystem so weiter-<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 3


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

entwickeln, dass es keinen Anlass mehr gibt, uns von<br />

außen auf die Schere zwischen Herkunft und Bildungserfolg<br />

anzusprechen. Und dass wir erleben, wie Schule<br />

eine höhere Qualität erreicht, wenn wir uns von alten<br />

Denkmustern das Lernen und den Unterricht betreffend<br />

befreien. Dabei geht es nicht um Kuschelpädagogik<br />

sondern um höhere Qualität der Bildung und<br />

auch um mehr Leistung. Das Ziel ist, dass Kinder und<br />

Jugendliche sich mutig und selbstbewusst auf den Weg<br />

machen und ihre Ziele erreichen.<br />

Wie können die (allgemein bildenden und beruflichen)<br />

Schulen ihre Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen<br />

der zunehmend anspruchsvoller werdenden<br />

Arbeitswelt trotz der angespannten Ressourcensituation<br />

vorbereiten?<br />

Unser Auftrag ist ja, die Schülerinnen und Schüler von<br />

heute auf die Herausforderungen von morgen optimal<br />

vorbereiten zu können. Was benötigen die Lehrkräfte<br />

an Unterstützung, um ihre Schülerinnen und Schüler<br />

auf diesem Weg optimal zu begleiten?<br />

Grundsätzlich ist es unabdingbar, dass die Lehrkräfte<br />

ihr Rollenverhalten überdenken. Ich bin davon überzeugt,<br />

dass wir keinen „Belehrer“ mehr brauchen und<br />

dass das „Sich-schnell-etwas-aneignen“, es in Prüfungssituationen<br />

anzuwenden und danach wieder zu vergessen,<br />

der Vergangenheit angehören muss. Lehrerinnen<br />

und Lehrer müssen vor allem Lernbegleiter sein, die<br />

professionell mit der zunehmenden Heterogenität ihrer<br />

Schülerschaft umgehen und individuelle Lernprozesse<br />

anstoßen und begleiten können. Um grundsätzlich die<br />

Qualität in unserem Bildungssystem zu verbessern,<br />

müssen wir die passenden Rahmenbedingungen dafür<br />

schaffen, dass sich die Lernkultur weg von defizitorientierten<br />

hin zu potentialorientierten Lern- und Unterrichtsformen<br />

entwickeln kann. Es ist mir bewusst,<br />

dass das ein hoher Anspruch ist und es sich um einen<br />

Paradigmenwechsel im System handelt, der viel Zeit<br />

und auch Ressourcen braucht. Laut der Forsa-Umfrage<br />

"Bürgerbefragung öffentlicher Dienst <strong>2012</strong>" im Auftrag<br />

des dbb Beamtenbund und Tarifunion rangieren die<br />

Lehrkräfte auf Platz <strong>10</strong>. Bei 73 Prozent der Bundesbürger<br />

genießen Lehrer und Lehrerinnen ein hohes Ansehen.<br />

Schulentwicklung<br />

Interview mit Schulpräsident Rudof Bosch<br />

Was macht für Sie eine gute Lehrerin/einen guten Lehrer<br />

aus?<br />

Ein guter Lehrer und Lernbegleiter ist der, der die Individualität<br />

der Schülerinnen und Schüler anerkennt<br />

und erstmal eine Beziehung anbietet, die von Respekt<br />

geprägt ist. Wenn Lehrkräfte die Rolle der „Belehrer“<br />

verlassen und sich als Lernbegleiter verstehen, werden<br />

sie, da bin ich mir ganz sicher, noch mehr Anerkennung<br />

in der Gesellschaft finden.<br />

Der salutogene Führungsstil wird immer wieder in Zusammenhang<br />

mit der Lehrergesundheit gebracht. Was<br />

machen Sie, damit Sie gesund bleiben?<br />

Ich werde versuchen, nachdem wir uns in <strong>Freiburg</strong><br />

in Sachen Wohnung eingerichtet haben, auch wieder<br />

mehr Bewegung, am besten in der Natur, einzubauen.<br />

Und ich will wieder mehr Zeit mit Freunden verbringen<br />

und mich beim Kochen entspannen. Ein Muss ist<br />

für mich auch das Musikmachen. Bis vor drei Monaten<br />

war ich immer wieder mal mit meiner Lehrerband unterwegs,<br />

das geht jetzt wegen der räumlichen Entfernung<br />

natürlich nicht mehr. Aber in dem Bereich werde<br />

ich nach neuen Möglichkeiten suchen. Und es ist wichtig,<br />

auch mal, und das fällt mir schwer, Stopp zu sagen.<br />

Beispielsweise, wenn die Taktung im Terminkalender<br />

gar zu eng zu werden droht.<br />

Sie haben einen Traum: Wie würden Sie die Bildungslandschaft<br />

im Jahr 2020 gerne erträumen?<br />

Ich wünsche mir ein Bildungssystem, in dem jede<br />

Schülerin und jeder Schüler wertgeschätzt wird und am<br />

optimal passenden Platz lernt. Hierzu zählt auch, dass<br />

wir nicht mehr sortieren sondern jede Schülerin, jeden<br />

Schüler individuell begleiten. Und nicht mehr in Schularten<br />

sondern vom einzelnen Kind oder Jugendlichen<br />

aus denken.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 4


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Pensionierte Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Rudolf Meyenburg<br />

Werner Saier<br />

Rudolf Meyenburg verlässt die David-Würth-Schule in<br />

Schwenningen<br />

Personelles<br />

Rudolf Meyenburg wurde in Ostfriesland geboren. Er absolvierte nach<br />

der Mittleren Reife eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann,<br />

anschließend war er als Assistent der Geschäftsleitung in der freien<br />

Wirtschaft tätig. Danach folgte das Studium an der Fachhochschule<br />

für Wirtschaft Berlin und an der Freien Universität Berlin. Nach seinen<br />

Abschlüssen als Diplom-Kaufmann und Diplom-Handelslehrer war Rudolf<br />

Meyenburg Referendar an den Kaufmännischen Schulen in Lörrach<br />

und unterrichtete danach 25 Jahre an den Kaufmännischen Schulen I<br />

in Villingen Betriebswirtschaftslehre und Ethik. Im Jahr 1999 wurde er<br />

zum Fachberater für das Fach Ethik bestellt. Als Lehrbeauftragter im<br />

Fach Betriebswirtschaftslehre war er von 1998 bis 2004 am Staatlichen<br />

Seminar (Berufliche Schulen) in <strong>Freiburg</strong> aktiv.<br />

Die David-Würth-Schule in Schwenningen leitete Rudolf Meyenburg<br />

seit 2003. In diese Zeit fiel die Generalsanierung des 1960 errichteten<br />

Gebäudes, zudem erhielt die Schule einen mit neuesten Medien ausgestatteten<br />

Erweiterungsbau und feierte im Jahr 2011 ihr <strong>10</strong>0-jähriges<br />

Bestehen. Im selben Jahr wurde an der „David-Würth“ in Schwenningen<br />

eine Wirtschaftsoberschule eingerichtet.<br />

Werner Saier leitete sechs Jahre lang die Gewerbliche Schule<br />

Lahr<br />

Werner Saier studierte nach seiner Ausbildung zum Funkmechaniker<br />

bei der Bundeswehr an der Universität in Karlsruhe Elektrotechnik<br />

und startete 1975 ins Referendariat. Danach folgten 25 Jahre als Lehrer<br />

an der Gewerblich-Technischen Schule in Offenburg. Als Fachberater,<br />

ernannt 1999, führte Werner Saier viele Fortbildungen durch, er war<br />

Lehrbeauftragter für Nachrichtentechnik am Seminar in <strong>Freiburg</strong> und<br />

arbeitete aktiv an der Einführung der Lernfeldkonzeption mit. Seit 2000<br />

leitete Werner Saier die Walther-Rathenau-Gewerbeschule in <strong>Freiburg</strong><br />

und wechselte 2006 dann nochmals den Schulleiter-Sessel und übernahm<br />

die Leitung der Gewerblichen Schule Lahr. Wer Werner Saier<br />

kennt, der weiß, dass auf ihn auch im Ruhestand jede Menge Aufgaben<br />

warten, sei es in der Familie, in Haus und Hof, im Ehrenamt oder auch<br />

als Senner in einem kleinen Dorf im Oberengadin.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 5


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Pensionierte Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Bernhard Seifer<br />

Harald Sell<br />

Personelles<br />

Bernhard Seifer prägte 20 Jahre lang die Hauswirtschaftlichen<br />

Schulen Bad Säckingen<br />

Bernhard Seifer studierte nach seinem Abitur am Wirtschaftsgymnasium<br />

Waldshut Wirtschaftspädagogik mit den Fächern Betriebswirtschaftslehre<br />

und Chemie an der Universität Mannheim und legte 1974 die<br />

Diplomprüfung zum Handelslehrer ab. Danach folgte das Referendariat<br />

an den Kaufmännischen Schulen Waldshut. 1975 trat er seine erste<br />

Stelle an den Kaufmännischen Schulen Bad Säckingen, der heutigen<br />

Rudolf-Eberle-Schule an. Im März 1984 folgte dann die Ernennung zum<br />

stellvertretenden Schulleiter an den Hauswirtschaftlichen Schulen Bad<br />

Säckingen, deren Leitung er im November 1992 schließlich übernahm.<br />

Seine letzte große Herausforderung vor dem Ruhestand, so Bernhard<br />

Seifer, war die Einrichtung eines Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums<br />

an den Hauswirtschaftlichen Schulen und schließlich das erste Abitur<br />

am „SG“ im Juni <strong>2012</strong>.<br />

Harald Sell - Abschied von der Landesberufsschule für das<br />

Hotel- und Gaststättengewerbe (HOGA) in Villingen<br />

Harald Sell studierte nach einer Zimmererlehre an der Staatlichen Ingenieurschule<br />

für Bauwesen in Kassel und arbeitete danach vier Jahre im<br />

Entwicklungsdienst in Afghanistan. 1974 bis 1975 studierte Harald Sell<br />

an der Berufspädagogischen Hochschule in Stuttgart und erwarb die<br />

Lehrbefähigung für die Berufsfelder Bautechnik und Holztechnik. Danach<br />

unterrichtete er an der Hans-Kraut-Gewerbeschule in Villingen,<br />

wo er bereits 1976 die Leitung der Bauabteilung übernahm. 1977 wechselte<br />

Sell an die Gewerbeschule Donaueschingen und war von 1984 bis<br />

1989 erneut im Ausland tätig, dieses Mal für die GTZ in Saudi-Arabien.<br />

Zurück an der Gewerbeschule Donaueschingen übernahm er 1997 als<br />

Fachleiter die Leitung der Baubateilung und ab September 1998 auch<br />

die Leitung der Fachschule für Technik. Im Jahr 2002 wurde Harald<br />

Sell zum stellvertretenden Schulleiter der GS Donaueschingen bestellt,<br />

im September 2005 übernahm er dann die Leitung der „HOGA“<br />

in Villingen. Harald Sell war Mitglied in Prüfungskommissionen der<br />

IHK und der Handwerkskammer und wirkte in Lehrplankommissionen<br />

für die Berufe Kunststoffschlosser und Bautechniker mit.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 6


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Pensionierte Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Wolfgang Springer<br />

Hans-Joachim Vogel<br />

Personelles<br />

Wolfgang Springer leitete 20 Jahre lang die Robert-Gleichauf-<br />

Schule in Oberndorf<br />

Nach dem Abitur 1968 in Schramberg studierte Wolfgang Springer an<br />

der Universität Karlsruhe Elektrotechnik. Das Referendariat führte ihn<br />

1975 an die Gewerbeschule Lörrach, im September 1976 folgte die Anstellung<br />

an der Gewerbeschule in Oberndorf. Er leitete dort die Elektroabteilung<br />

und wurde 1985 zum stellvertretenden Schulleiter ernannt.<br />

1992 übernahm er die Schulleitung der Gewerblichen, Hauswirtschaftlichen<br />

und Kaufmännischen Schulen Oberndorf. In seine Leitungszeit<br />

fielen die Einrichtung neuer Schularten, das 50-jährige Schuljubiläum,<br />

die Namensgebung der Robert-Gleichauf-Schule und die energetische<br />

Sanierung mehrerer Schulgebäude. Gemeinsam mit dem Landkreis<br />

Rottweil, dem <strong>Regierungspräsidium</strong> und der Elly-Heuss-Knapp-Schule<br />

Sulz wurde die Einrichtung der Beruflichen Gymnasien und die Zusammenlegung<br />

der beiden Schulen Sulz und Oberndorf unter eine Schulleitung<br />

eingeleitet. Für seinen Ruhestand hat Wolfgang Springer bereits<br />

viele Pläne. So will er sich vermehrt der Familie widmen, Hobbys wie<br />

Wandern, Radfahren und Kunst intensivieren und seine Obstbäume<br />

gründlicher pflegen.<br />

Hans-Joachim Vogel verlässt die Gewerblich-Technische Schule<br />

Offenburg<br />

Hans-Joachim Vogel, gebürtiger <strong>Freiburg</strong>er, studierte an der TU Karlsruhe<br />

Elektrotechnik mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur. Anschließend<br />

arbeitete er als Entwicklungsingenieur bei Kienzle Datentechnik.<br />

Sein Referendariat absolvierte er an der Staatlichen Feintechnikschule in<br />

Villingen-Schwenningen, der GHSE in Emmendingen und der Walther-<br />

Rathenau-Gewerbeschule in <strong>Freiburg</strong>. Seine erste Stelle trat er 1976 an<br />

der Gewerblich-Technischen Schule in Offenburg an. Hans-Joachim<br />

Vogel war Mitglied verschiedener Lehrplankommissionen, arbeitete<br />

viele Jahre aktiv in der Lehrerfortbildung mit und baute an der GS Offenburg<br />

die Technikerschule Elektrotechnik auf. Weiterhin war er Lehrbeauftragter<br />

für Nachrichtentechnik am Seminar in <strong>Freiburg</strong>. Von 1996<br />

bis 2001 arbeitete er als Personalreferent am damaligen Oberschulamt<br />

<strong>Freiburg</strong>. Im Jahr 2001 übernahm der dann die Leitung der Gewerblich-<br />

Technischen Schule in Offenburg. In seine Leitungszeit fielen die beiden<br />

Erweiterungsbauten der GS Offenburg sowie zahlreiche Umbauarbeiten<br />

im Bestand. Für seinen Ruhestand hat Hans-Joachim Vogel schon ganz<br />

konkrete Pläne. Auf dem Programm stehen ausgedehnte Reisen, die<br />

Aufarbeitung von Liegengebliebenem und Verschobenem, außerdem<br />

will er wieder vermehrt sportlich aktiv sein.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 7


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Monika Burgmaier<br />

Robert Fechteler<br />

Personelles<br />

Monika Burgmaier leitet die Gewerblich-Technische Schule Offenburg<br />

Monika Burgmaier ist gebürtige Lahrerin und hat an der Gewerblich-<br />

Technischen Schule in Offenburg im Jahr 1974 ihr Abitur abgelegt.<br />

Danach studierte sie in Stuttgart Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften<br />

für das Höhere Lehramt an Beruflichen Schulen. Ihr Einstieg<br />

in den Schuldienst erfolgte 1980 an der Werner-Siemens-Schule in<br />

Stuttgart, wo sie bis <strong>2012</strong> unterrichtete. Monika Burgmaier war dort als<br />

Verbindungslehrerin, Mentorin und Personalratsvorsitzende aktiv, hinzu<br />

kam noch eine Teilabordnung an das damalige LEU. Seit 1997 leitete sie<br />

die Abteilung Energietechnik und war seit 2005 stellvertretende Schulleiterin<br />

der Werner-Siemens-Schule.<br />

Robert Fechteler ist neuer Leiter der Landesberufsschule für das<br />

Hotel- und Gaststättengewerbe (HOGA) in Villingen<br />

Robert Fechteler ist gebürtiger Villinger und machte dort auch an der<br />

Kaufmännischen Schule I sein Abitur. Knapp zehn Jahre später, nach<br />

dem Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften in<br />

München und Berufsstationen quer durch Deutschland, kam er wieder<br />

an die Kaufmännische Schule I nach Villingen zurück und absolvierte<br />

dort sein Referendariat mit den Fächern BWL und VWL. Anschließend<br />

wechselte er an die Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

in Villingen, übernahm die Betreuung der Wirtschaftsfächer<br />

und engagierte sich als Personalratsvorsitzender im örtlichen Personalrat,<br />

bis er 2004 zum Fachleiter bestellt wurde. Neben der Schulorganisation<br />

an der eigenen Schule war er unter anderem in mehreren Ausschüssen<br />

an der Koordinierungsstelle in Stuttgart tätig, engagierte sich in der<br />

Lehrplankommission für das Duale BK für Hotellerie und Gastronomie<br />

und brachte sich als Dozent und Organisator der gastgewerblichen Meisterlehrgänge<br />

an der örtlichen IHK ein.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 8


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Michaela Grade<br />

Markus Henkes<br />

Personelles<br />

Michaela Grade ist neue Leiterin der David-Würth-Schule in<br />

Schwenningen<br />

Michaela Grade ist in Schwenningen geboren und hat 1984 am Gymnasium<br />

am Deutenberg ihr Abitur abgelegt. Danach folgten eine Ausbildung<br />

zur Bankkauffrau und das Studium der Wirtschaftspädagogik an der<br />

Universität Mannheim. Ihr Referendariat absolvierte Michaela Grade an<br />

den Kaufmännischen Schulen I in Villingen, wo sie bis <strong>2012</strong> unterrichtete.<br />

Seit 1996 engagiert sie sich in der IHK-Prüfungskommission und war<br />

seit 2004 Mitglied in verschiedenen Lehrplankommissionen. 1999 bis<br />

2003 war sie im Rahmen eines halben Deputats am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik<br />

der Universität Konstanz in der Lehre tätig. Michaela<br />

Grade führte von 2006 bis 20<strong>10</strong> regelmäßig Lehrerfortbildungen durch,<br />

engagierte sich seit 2008 in der Schulentwicklung der Kaufmännischen<br />

Schule I und war von 2001 bis 2005 Mitglied des ÖPR sowie von 2008<br />

bis <strong>2012</strong> Beauftragte für Chancengleichheit.<br />

Markus Henkes ist neuer Schulleiter der Merian-Schule in <strong>Freiburg</strong><br />

Markus Henkes legte sein Abitur in seiner Geburtsstadt Worms ab und<br />

absolvierte danach von 1991 bis 1993 eine Ausbildung zum Industriekaufmann<br />

bei Mahle S.A. in Barcelona. Danach folgte das Studium der<br />

Betriebswirtschaftslehre und Geschichte in Hamburg und Mannheim<br />

mit dem Abschluss Diplom-Handelslehrer. Seinen Vorbereitungsdienst<br />

absolvierte Markus Henkes an der Max-Weber-Schule in <strong>Freiburg</strong>, wo<br />

er auch bis 2007 unterrichtete. 2007 folgte dann der Wechsel ans <strong>Regierungspräsidium</strong>,<br />

wo Markus Henkes als Regionalreferent für die beruflichen<br />

Schulen im Ortenaukreis und als Fachreferent für das Fach<br />

Geschichte/Gemeinschaftskunde zuständig war. Zu seinen Aufgaben<br />

gehörten auch die Lehrerbedarfsplanung, die Personalgewinnung sowie<br />

die Lehrereinstellung.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 9


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Siegfried Kärcher<br />

Thomas Rahner<br />

Personelles<br />

Siegfried Kärcher leitet seit diesem Schuljahr die Gewerbeschule<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Siegfried Kärcher stammt aus Weingarten bei Karlsruhe und absolvierte<br />

nach dem Abitur zunächst eine Schreinerlehre. Er studierte danach an<br />

der Universität Stuttgart für das Lehramt an beruflichen Schulen die Fächer<br />

Bauingenieurwesen und Physik. Nach dem Referendariat in Pforzheim<br />

unterrichtete er an der Gewerbeschule in Menden/Sauerland,<br />

bevor er für neun Jahre im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe<br />

in Namibia tätig war. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er an den<br />

Gewerblichen Schulen Donaueschingen und war von 2009 bis <strong>2012</strong> an<br />

das Landesinstitut für Schulentwicklung abgeordnet und als Fremdevaluator<br />

an beruflichen Schulen eingesetzt.<br />

Thomas Rahner ist neuer Schulleiter der Kaufmännischen<br />

Schulen Offenburg<br />

Thomas Rahner studierte nach seinem Abitur 1978 am Offenburger<br />

Schiller-Gymnasium an der Universität <strong>Freiburg</strong> Deutsch und katholische<br />

Religion. Danach folgte das Referendariat an den Kaufmännischen<br />

Schulen in Offenburg, seine erste Stelle trat Thomas Rahner<br />

in Bad Säckingen an. 1989 folgte dann der Wechsel zurück an die KS in<br />

Offenburg, im Jahr 2001 wurde Thomas Rahner zum Fachberater für das<br />

Fach Deutsch ernannt. Er war viele Jahre als Mentor, Verbindungslehrer<br />

und als Fortbildner im Dach Deutsch engagiert. Zudem war Thomas<br />

Rahner Mitglied der Lehrplan- sowie der Abiturauswahlkommission für<br />

das Fach Deutsch und ist Autor zahlreicher Lektürehilfen und Lehrbücher.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> <strong>10</strong>


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

Isabell Schlipphack<br />

Bernd Wiedmann<br />

Personelles<br />

Isabell Schlipphack leitet die Hauswirtschaftlichen Schulen Bad<br />

Säckingen<br />

Isabell Schlipphack absolvierte nach dem Abitur 1984 in ihrer Heimatstadt<br />

Köln eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Bayer AG in<br />

Leverkusen und studierte danach Wirtschaftswissenschaften an der Universität<br />

Köln. Nach dem Grundstudium wechselte sie an die Universität<br />

Basel und arbeitete nach ihrem Abschluss zur Diplom-Kauffrau 1993<br />

bis 1995 als Produktmanagerin bei der H.C.Starck-GmbH & Co. KG in<br />

Laufenburg. Im Jahr 1999, nach der Geburt ihrer vier Kinder, stieg sie<br />

in die Erwachsenenbildung ein, von 2002 bis 2004 absolvierte Isabell<br />

Schlipphack ihr Referendariat für die Facher BWL und VWL an den<br />

Kaufmännischen Schulen Waldshut, wo sie bis <strong>2012</strong> auch unterrichtete.<br />

Bernd Wiedmann ist neuer Schulleiter der Gewerblichen Schule<br />

Lahr<br />

Bernd Wiedmann studierte nach seinem Abitur am Gymnasium Achern<br />

1992 Geographie, Katholische Theologie und Englisch an der Universität<br />

in <strong>Freiburg</strong>. Auslandserfahrung sammelte Bernd Wiedmann 1995/1996<br />

an der University of Reading (England) im Rahmen des Erasmus-Programmes,<br />

zudem absolvierte er ein halbjähriges Praktikum an einer englischen<br />

Gesamtschule. Sein Referendariat machte Bernd Wiedmann an<br />

den Kaufmännischen Schulen in Lahr, seit 2001 unterrichtet er an der<br />

„Gewerblichen“ in Lahr, wo er schon bald verschiedene Aufgaben in<br />

der Schulverwaltung übernahm, darunter die Leitung der Fachkonferenz<br />

Religionslehre, seit 2007 arbeitete Bernd Wiedmann auch in der<br />

Schulentwicklung mit. Im Jahr 2005 wurde er Abteilungsleiter, im Juni<br />

20<strong>10</strong> erfolgte die Ernennung zum stellvertretenden Schulleiter an der<br />

Gewerblichen Schule in Lahr, zum Schuljahr <strong>2012</strong>/2013 wurde er dann<br />

Leiter der „GSL“.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 11


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Fachberaterinnen und Fachberater<br />

Margarethe Birkner<br />

Paul Fackler<br />

Personelles<br />

Margarethe Birkner ist neue Fachberaterin für Ernährungslehre<br />

und Chemie<br />

Nach dem Studium der Ökotrophologie (Haushalts- und Ernährungswissenschaften)<br />

an der Justus-Liebig-Universität in Gießen begann<br />

Margarethe Birkner ihren Vorbereitungsdienst in <strong>Freiburg</strong> an der Merian-Schule,<br />

unterrichtete danach mehrere Jahre an der Albert-Schweitzer-Schule<br />

in VS-Villingen und ist seit vielen Jahren an der Fritz-Erler-<br />

Schule in Tuttlingen tätig.<br />

Seit 2002 engagiert sich Margarethe Birkner in der Schulentwicklung an<br />

der FES Tuttlingen, hat das Leitbild mit entwickelt und ist besonders in<br />

der Unterrichtsentwicklung aktiv. Seit 2004 ist sie als Koordinatorin im<br />

Qualitätsprozess der FES tätig. Sie ist Mitglied der Abiturkommission<br />

für das Profilfach ELCH, betreut Referendare und Referendarinnen und<br />

ist für das Landeslehrerprüfungsamt tätig.<br />

Paul Fackler wurde zum Fachberater im Fach Deutsch ernannt<br />

Paul Fackler stammt aus <strong>Freiburg</strong> und studierte dort an der Albert-<br />

Ludwigs-Universität die Fächer Deutsch, Geschichte und Politik. Nach<br />

dem Referendariat am Gymnasium im Ellental in Bietigheim und am<br />

Friedrich-Abel-Gymnasium in Vaihingen wechselte er an die Kaufmännischen<br />

Schulen Offenburg, wo er seit 1980 unterrichtet. Paul Fackler ist<br />

seit 1990 Mitglied der Aufgaben-Auswahlkommission Kaufmännisches<br />

Berufskolleg II im Fach Deutsch gewesen und danach Vorsitzender<br />

der Auswahlkommission BKII, BK Fremdsprachen und Wirtschaftsinformatik.<br />

Heute ist Fackler Mitglied der Auswahlkommission im Fach<br />

Deutsch BO und BKFH. Seit vielen Jahren engagiert sich Paul Fackler<br />

in der regionalen und überregionalen Lehrerfortbildung, insbesondere<br />

für die beruflichen Gymnasien und die Berufsschulen. Zudem ist er Mitglied<br />

der Fachberater/innen-Projektgruppe „Individuelle Förderung“.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 12


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Fachberaterinnen und Fachberater<br />

Dr. Ulrike Günther<br />

Michael Simon<br />

Personelles<br />

Dr. Ulrike Günther ist neue Fachberaterin für Englisch und<br />

Chemie<br />

Dr. Ulrike Günther studierte Englisch und Chemie und promovierte im<br />

Fach Englische Sprachwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität<br />

<strong>Freiburg</strong>, wo sie danach als wissenschaftliche Angestellte tätig war. Ihren<br />

Vorbereitungsdienst absolvierte sie von 2003 bis 2005 an der Gertrud-<br />

Luckner-Gewerbeschule in <strong>Freiburg</strong> und unterrichtet seitdem die Fächer<br />

Chemie und Englisch im zweiten Bildungsweg an der Berufsoberschule,<br />

im Berufskolleg und im beruflichen Bereich (Management im<br />

Handwerk).<br />

Dr. Ulrike Günther war Mitglied der Abituraufgaben-Auswahlkommission<br />

und der Lehrplankommission für Englisch. An ihrer Schule war sie<br />

Sicherheitsbeauftragte und leitete den Fachbereich Chemie. Seit 20<strong>10</strong><br />

betreut sie als Ausbildungslehrerin Studierende im Praxissemester und<br />

im Orientierungspraktikum. Außerdem ist sie an der Universität <strong>Freiburg</strong><br />

als Lehrbeauftragte für Englische Fachdidaktik und für das Modul<br />

„Personale Kompetenz“ tätig.<br />

Michael Simon ist neuer Fachberater für Spanisch und Französisch<br />

Michael Simon studierte an der Albert-Ludwigs-Universität <strong>Freiburg</strong><br />

Spanisch, Französisch und Englisch, jeweils als Hauptfach. Danach<br />

folgten mehrmonatige Aufenthalte in Peru, Spanien und Frankreich.<br />

Sein Referendariat absolvierte er von 2006 bis 2008 im Bereich des <strong>Regierungspräsidium</strong>s<br />

<strong>Freiburg</strong> und trat danach seine erste Stelle an den<br />

Kaufmännischen Schulen 1 in Villingen an. Seit Januar <strong>2012</strong> hat Michael<br />

Simon einen Lehrauftrag für Spanisch am Staatlichen Seminar für<br />

Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) <strong>Freiburg</strong>.<br />

Im August <strong>2012</strong> folgte dann die Ernennung zum Fachberater für die Fächer<br />

Spanisch und Französisch. Die Spezialgebiete von Michael Simon<br />

sind der Einsatz moderner Medien im Fremdsprachenunterricht, insbesondere<br />

von interaktivem Whiteboard, Visualizer und Internet.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 13


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Fachberaterinnen und Fachberater<br />

Ulla Sturm-Petrikat<br />

Neun Fachberaterinnen und Fachberater verabschieden sich in den Ruhestand<br />

Personelles<br />

Ulla Sturm-Petrikat ist neue Fachberaterin für Mathematik<br />

Ulla Sturm-Petrikat studierte an der Universität <strong>Freiburg</strong> Mathematik<br />

und Biologie. Danach folgte von 1984 bis 1985 das Referendariat für das<br />

höhere Lehramt an Gymnasien in Saulgau und Biberach. Bis 1988 unterrichtete<br />

Ulla Sturm-Petrikat an einem Gymnasium in München, danach<br />

folgte eine Familienpause. Von 2000 bis 2005 unterrichtete sie an der<br />

Hauswirtschaftlichen Schule Hechingen und wechselte danach an die<br />

Oswald-von-Nell-Breuning-Schule in Rottweil. Dort arbeitet sie in der<br />

Schulentwicklung mit, baute die Kooperation zwischen den Beruflichen<br />

Gymnasien und den Realschulen auf und arbeitete als Fortbildnerin bei<br />

der MAKS-Gruppe im RP <strong>Freiburg</strong> mit. Im Mai <strong>2012</strong> wurde Ulla Sturm-<br />

Petrikat zur Fachberaterin für Mathematik ernannt.<br />

Mit einer kleinen Feierstunde wurden im Juli gleich neun Fachberaterinnen und Fachberater in ihren wohlverdienten<br />

Ruhestand verabschiedet.<br />

Thomas Hecht dankte den Kolleginnen und Kollegen für ihren großen Einsatz, den sie als Fachberaterinnen und<br />

Fachberater in verschiedensten Bereichen gezeigt hatten. Zeit für das, was während des aktiven Dienstes zu kurz kam,<br />

haben nun (von links) Wolfgang Nold (BWL, VWL, Informatik), Hans Schmider (Biologie, Sport), Norbert Wipfler<br />

(Automatisierungstechnik, Mechatronik, Metalltechnik), Bertram Sandfuchs (Deutsch, Englisch), Monika Opitz<br />

(Deutsch, Englisch), Karl-Heinz Engler (BWL, Wirtschaftskunde), Bernhard Schwab (Biologie, Chemie), Heinz<br />

Welschbach (BWL, VWL) und Hermann Vollmert (Metalltechnik, Physik).<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 14


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Referat<br />

Rüdiger Hölzel<br />

Alexander Huber<br />

Personelles<br />

Rüdiger Hölzel kam im Jahr 2004 als Direkteinsteiger an die Walther-<br />

Rathenau-Gewerbeschule <strong>Freiburg</strong> und unterrichtet die Fächer Energietechnik<br />

und Informationstechnik. Zuvor hat er nach seinem Ingenieurstudium<br />

der Elektrotechnik mehrjährige Berufserfahrung bei der Firma<br />

Siemens im Bereich Forschung und Entwicklung für Eisenbahntechnik<br />

und bei der Firma IBM Deutschland im Bereich Softwareentwicklung<br />

und Datenbankdesign gesammelt. 20<strong>10</strong> legte Rüdiger Hölzel eine Drittfachausbildung<br />

im Fach Mathematik ab. Hölzel ist an der „Rathenau“<br />

Mitglied des Stundenplanteams, leitet die Fachschule für Gebäudesystemtechnik<br />

und engagiert sich seit Jahren für die Schulentwickung.<br />

Am <strong>Regierungspräsidium</strong> unterstützt er an zwei halbenTagen pro Woche<br />

die Referentin Stefanie Froescheis im Bereich Berufskollegs, Schulfremdenprüfungen,<br />

Fachhochschulreifeprüfungen sowie bei der Betreuung<br />

der Waldorf- und anderer Privatschulen.<br />

Alexander Huber kam im Jahr 2003 nach mehrjähriger Tätigkeit in der<br />

Softwareentwicklung über den Direkteinstieg als technischer Lehrer an<br />

die Gewerblich-Technische Schule in Offenburg. Dort unterrichtet er<br />

die Fächer Software- und Webentwicklung, Informationstechnik sowie<br />

Elektrotechnik. Seit 2011 ist Alexander Huber Fachbetreuer und Modulkoordinator<br />

für die Fortbildungsbereiche Mikrocontroller, Schnittstellen<br />

und Bussysteme sowie für automatisierte Messwerterfassung.<br />

Im RP unterstützt er an einem Tag pro Woche die Referentinnen und<br />

Referenten bei der Datenbankentwicklung und -pflege sowie bei der<br />

Verwaltung der Fachbetreuerstellen.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 15


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Referat<br />

Susanne Klotz<br />

Personelles<br />

Susanne Klotz studierte nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin und einer<br />

fünfjährigen Berufstätigkeit Sozialpädagogik an der Fachhochschule<br />

in Reutlingen. Danach folgte ein Aufbaustudium Diplom-Pädagogik<br />

in Tübigen, parallel dazu arbeitete sie in der Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Ihr Referendariat begann Susanne Klotz 2006 an der Mathilde-Planck-<br />

Schule in Lörrach, seit 2008 unterrichtet sie an der Merian-Schule in<br />

<strong>Freiburg</strong>. Sie ist vorwiegend in der Fachschule für Sozialpädagogik in<br />

verschiedenen Handlungsfeldern und in der Praxisbetreuung eingesetzt.<br />

Susanne Klotz ist Mitglied der Qualitätsentwicklungs- und Selbstevaluationsgruppe<br />

an der Schule.<br />

Sie unterstützt den Referenten Martin Dalhoff insbesondere in den Bereichen<br />

Kinderpflege- und Erzieherinnenausbildung, bei der Organisation<br />

von Schulfremdenprüfungen und der Organisation und Durchführung<br />

von regionalen Fortbildungen.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 16


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Schulentwicklung<br />

Fachbeitrag „Individuelle Förderung“<br />

„Individuelle Förderung heißt Lernende und ihre Voraussetzungen so wahrzunehmen, dass<br />

sie sich gewürdigt und wertgeschätzt fühlen.“<br />

Gerhard Ziener über Individualität, Vielfalten und den Umgang damit<br />

Gerhard Ziener hat evangelische Theologie und Religionspädagogik<br />

studiert und arbeitete von 1985 bis 2002 als Pfarrer. Seit 1996<br />

nimmt er Lehraufträge an der Evangelischen Fachhochschule Ludwigsburg<br />

sowie der PH Ludwigsburg wahr und ist seit 2002 Dozent<br />

für Lehrerbildung am Pädagogisch-Theologischen Zentrum (ptz)<br />

Stuttgart. Gerhard Ziener beschäftigt sich seit vielen Jahren mit<br />

individueller Förderung und dem Umgang mit Heterogenität im<br />

Unterricht und bietet seit 2006 Multiplikatorenschulungen zu diesen<br />

Themen und zur Unterrichts- und Schulentwicklung allgemein<br />

an. Er ist als Dozent in Baden-Württemberg, aber auch in anderen<br />

Bundesländern sowie in Italien und der Schweiz aktiv.<br />

Aus dem Jahr 2004 stammt der inzwischen unzählige<br />

Male zitierte Satz des Zürcher Pädagogen Jürgen Oelkers,<br />

Bildungsstandards drohten „zu einer Art Mantra<br />

für das Bildungssystem“ 1) zu werden. Die schulpädagogische<br />

Diskussion, so wird man Oelkers verstehen dürfen,<br />

hat eine immer wieder zu beobachtende Neigung,<br />

bestimmte Schlagworte geradezu beschwörend zu wiederholen.<br />

In der jüngeren Diskussion sind zum Mantra<br />

der Bildungsstandards – und durch dieses Mantra!<br />

– zwei weitere Beschwörungsformeln hinzugekommen,<br />

und zwar die der „Kompetenzorientierung“ sowie die<br />

der „Individuellen Förderung“. Der wechselseitige Zusammenhang<br />

aller drei Begriffe lässt sich allein schon<br />

an der vom baden-württembergischen Kultusministerium<br />

im Jahr 2009 initiierten Qualitätsoffensive unter<br />

dem Titel „Individuelles Fördern in der Schule durch<br />

Beobachten – Beschreiben – Bewerten – Begleiten“<br />

und der Hauptüberschrift „Lernen im Fokus der Kompetenzorientierung“<br />

2) ablesen. Genau um diesen inneren<br />

Zusammenhang soll es im Folgenden gehen, wobei<br />

zunächst einige Überlegungen zu Sinn und Bedeutung<br />

von Individualität vorangestellt werden. Dies könnte<br />

helfen, klarer zu beurteilen, wen es worin und in welcher<br />

Hinsicht zu fördern gilt.<br />

Gerhard Ziener<br />

1. Lernende als Individuen<br />

Das Individuum bezeichnet in der Alltagssprache und<br />

im Zwischenmenschlichen nichts anderes als die letzte<br />

unteilbare Ganzheit, und zwar bewusst beschränkt<br />

auf Menschen. Das heißt: jede Gruppe von Menschen<br />

lässt sich nach gewissen Merkmalen, zum Beispiel nach<br />

Geschlecht, Alter, Herkunft u.v.a.m., sortieren. Solches<br />

Sortieren stößt jedoch immer dann an eine unüberschreitbare<br />

Grenze, wenn der Sortierende sich einem<br />

einzelnen Menschen oder eben: einem In-Dividuum<br />

gegenübergestellt sieht. Soweit so banal. Und mindestens<br />

so banal ist die zweite Einsicht: eine Mehrzahl von<br />

Individuen erzeugt unweigerlich Vielfalt. Um aus diesem<br />

Sachverhalt pädagogische Einsichten zu gewinnen,<br />

muss der Blick auf das Individuum aber noch präzisiert<br />

werden. Denn es ist ja nun keineswegs so, dass Menschen<br />

bei all ihrer Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit<br />

nicht prinzipiell auch als Gruppe ansprechbar<br />

wären, zum Beispiel als Lerngruppe. Und Lerngruppen<br />

verfügen ja in der Regel bereits über einige gemeinsame<br />

Sortierungsmerkmale wie etwa die Jahrgangsstufe, eine<br />

Schulart, einen Ausbildungsgang oder ähnliches. Warum<br />

aber, so wird man zurückfragen, fällt es dennoch<br />

schwer, diese Gruppe als „homogen“ zu bezeichnen?<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 17


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Der Grund liegt ganz offensichtlich darin, dass man in<br />

einer Lerngruppe zwar nicht buchstäblich „mit allem<br />

rechnen“ muss, aber doch mit einem hohen Maß an<br />

Vielfalt. Zu nennen, und zwar im pädagogischen Sinne,<br />

sind Unterschiede etwa hinsichtlich der Arbeitshaltungen<br />

und der Lernmotivation, der Lerntypen, der<br />

Entwicklungsstände, der soziokulturellen, religiösen<br />

und ethnischen Hintergründe, der Bildungsbiografien,<br />

der Vorerfahrungen oder des intellektuellen Leistungsvermögens<br />

und vielem anderem mehr. Keine dieser<br />

Eigentümlichkeiten und Besonderheiten sollte jedoch<br />

ein prinzipielles Lernhindernis darstellen, sondern zunächst<br />

lediglich als Faktum und als Faktor einer Lernbiografie<br />

wahrgenommen werden. Der pädagogische<br />

Umgang mit Individualität beginnt deshalb schlicht mit<br />

der Wahrnehmung von Individualität und Verschiedenheit.<br />

2. Individualität als Herausforderung<br />

Das Verzagen vor der „Verschiedenheit der Köpfe“ (Johann<br />

Friedrich Herbart), aber auch die Klage über eine<br />

dennoch weithin tradierte „Didaktische Monokultur“ 3)<br />

ist älter als das aktuelle Schlagwort der individuellen<br />

Förderung. Man kann das Problem so beschreiben: Diese<br />

Monokultur – Miller beschreibt sie als „Eine Lehrkraft<br />

für 25 bis 30 verschiedene Lernende, ein Thema<br />

für 25 bis 30 unterschiedliche Interessierte, ein Lernziel<br />

für 25 bis 30 verschiedene Gehirne, eine Methode für<br />

25 bis 30 verschiedene Lerntypen, eine Zeitvorgabe für<br />

Schnelle und Langsame zugleich, ein Ergebnis für 25<br />

bis 30 ‚Lernwelten‘ und ‚Wirklichkeiten‘“ – entsteht aus<br />

einer Gemengelage von strukturellen Vorgaben (Klassenteiler,<br />

Fächerprinzip, Bildungskanon, usw.) und didaktischer<br />

Ratlosigkeit. Letztere wiederum verdankt<br />

sich zu einem guten Teil der in den meisten Lehrkräften<br />

immer noch schlummernden Sehnsucht nach einer<br />

möglichst homogenen Lerngruppe – die es bekanntermaßen<br />

aber durch kein noch so selektives Schulsystem<br />

herzustellen gelingt. Die Lernenden sind ja vielmehr<br />

– alle so verschieden! Und diese Verschiedenheit gilt<br />

es, zweiter Schritt: zu würdigen. Damit ist gemeint, dass<br />

es zum einen mitnichten „die Vielfalt“ in Lerngruppen<br />

gibt, sondern vielmehr eine ganze Fülle von Vielfalten.<br />

Und zum zweiten heißt würdigen, sich auf Lehrerseite<br />

die individuellen, also höchst subjektiven Konno-<br />

Schulentwicklung<br />

Fachbeitrag „Individuelle Förderung“<br />

tationen der unterschiedlichen Vielfalten bewusst zu<br />

machen. Jede Lehrperson wird, je nach ihrem Erfahrungswissen<br />

und ihrer Professionalität, zum einen auf<br />

gewisse Vielfalten treffen, die sie schlicht an die Grenze<br />

der eigenen Handlungsmöglichkeiten führen; daneben<br />

aber auch auf Vielfalten, deren Handhabung zwar gelingt,<br />

aber anstrengt und Kräfte fordert. Und drittens<br />

wird es immer auch solche Vielfalten geben, die den<br />

Unterricht ausgesprochen bereichern, ja, ohne die gewinnbringender<br />

Unterricht gar nicht denkbar wäre.<br />

Bei letzteren Vielfalten ist beispielsweise an die Vielfalt<br />

von Einfällen, Erfahrungen, Lösungswegen in der<br />

Lerngruppe zu denken. Genau dies gilt es zu würdigen<br />

und als Schatz zu entdecken. Mit Diagnose im strengen<br />

Sinne hat das wenig zu tun, aber sicherlich mit einer<br />

Haltung, die sich umschreiben lässt mit dem Übergang<br />

vom lehrseitigen zum lernseitigen Denken.<br />

3. Individualisierung und Standardisierung<br />

Aus dem letzten Abschnitt wurde bereits deutlich:<br />

Der Individualität und Verschiedenheit der Lernenden<br />

kann man ja nun nicht einfach dadurch Raum geben,<br />

dass man jedem Subjekt eine beliebige Entwicklung<br />

anheimstellt. Ein Bildungssystem ist immer ein Konstrukt,<br />

das wiederum auf einem gesellschaftlichen Konsens<br />

beruht, der sich beispielsweise in Form von curricularen<br />

Vorgaben und Bildungszielen und –inhalten<br />

Ausdruck verschafft. Diesen verschiedenen Subjekten<br />

ist ja nicht nur etwas, sondern ganz dezidiert etwas<br />

Bestimmtes beizubringen. Provozierenderweise nennen<br />

sich gegenwärtig die verbindlichen Bildungsziele<br />

auch noch Bildungs-„Standards“. Kurzgefasst bedeutet<br />

die Ablösung von bisherigen Lehrplänen durch Bildungsstandards,<br />

dass die Qualität schulischer Bildung<br />

nicht länger über zu lehrende Inhalte, sondern über<br />

zu erwerbende Fertigkeiten, Kenntnisse und Einstellungen<br />

der Lernenden, kurz: Kompetenzen, gesteuert<br />

wird. Dabei scheint der Begriff der „Standardisierung“<br />

dem der Individualisierung zunächst diametral entgegengesetzt<br />

zu sein. Bei näherem Hinsehen ist es aber<br />

gar nicht so schwierig, diesen vermuteten Gegensatz<br />

aufzulösen. Und zwar liegt dies allein schon am Wortlaut<br />

und der damit verbundenen Steuerungsabsicht der<br />

konkreten Bildungsstandards, wie hier nur an einigen<br />

wenigen Beispielen anzudeuten ist.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 18


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Wenn beispielsweise im Fach Deutsch verlässlich, also<br />

standardisiert, anzustreben ist, dass Schülerinnen und<br />

Schüler „sich konstruktiv an einem Gespräch beteiligen;<br />

durch gezieltes Fragen notwendige Informationen<br />

beschaffen; die eigene Meinung begründet und nachvollziehbar<br />

vertreten“ oder „individuelle Fehlerschwerpunkte<br />

erkennen und mit Hilfe von Rechtschreibstrategien<br />

abbauen“ 4) , so sind diese Bildungsziele ganz gewiss<br />

normativ – aber gerade nicht normierend! Man könnte<br />

zugespitzt formulieren: die standardisierte Fähigkeit,<br />

individuelle Fehlerschwerpunkt zu erkennen und zu<br />

bearbeiten, lässt sich gar nicht anders als buchstäblich<br />

individuell erwerben und bewähren. Gleichwohl heißt<br />

Individualität bei allen genannten Beispielen keinesfalls<br />

Beliebigkeit. Didaktisch aufregend ist deshalb die<br />

Frage, wie unterschiedlich unterschiedliche Menschen<br />

– das Gleiche (nicht dasselbe!) lernen und können werden.<br />

Dies gilt es - dritter Schritt - vor aller Bewertung,<br />

die erst am Ende steht, wertzuschätzen.<br />

4. Individualisierung und Gemeinschaft<br />

Individualisierung, so wurde eingangs erinnert, nimmt<br />

den Einzelnen in seiner Unverwechselbarkeit in den<br />

Blick. Doch weil der individuellen Wahrnehmung des<br />

Einzelnen die Tendenz innewohnt, ihn eben auch nur<br />

als Einzelnen wahrzunehmen, gilt es hier eine Grenze<br />

zu ziehen.<br />

Wer Lernende in ihrem Sosein wahrnimmt, sie darin<br />

würdigt und wertschätzt, wird ihnen - vierter Schritt<br />

- auch weiterhelfen, und zwar ausdrücklich im Horizont<br />

verbindlicher, standardisierter, also verlässlicher<br />

Bildungsziele. Wie aber wird er oder sie das tun?<br />

Drei denkbare Antworten auf diese Frage sollen hier<br />

kurz skizziert werden. Die erste Antwort lautet: durch<br />

Differenzierung. Kurzgefasst meint Differenzierung die<br />

mehr oder weniger weitgehende Abkehr von der „didaktischen<br />

Monokultur“, indem zur selben Zeit und<br />

in derselben Lerngruppe die einzelnen Lernenden<br />

mehr oder weniger unterschiedliche Dinge tun. Diese<br />

Unterschiedlichkeit reicht von gleichen Aufgaben<br />

mit unterschiedlichen Operatoren – also etwa: „nenne“,<br />

„beschreibe“, „begründe“, „beurteile“ – über<br />

gleiche Aufgaben mit unterschiedlichen Hilfsmitteln<br />

oder unterschiedlichen Erwartungshorizonten bis hin<br />

Schulentwicklung<br />

Fachbeitrag „Individuelle Förderung“<br />

zu vollkommen unterschiedlichen Lernaufgaben oder<br />

auch, neuerdings: so genannte Lernjobs. Solche Differenzierungsstufen<br />

können Lehrkräfte durch einfache<br />

Übungen erlernen.<br />

Gleichwohl ist die Befürchtung vieler Lehrkräfte berechtigt,<br />

dass diese Form der Differenzierung mit<br />

einem hohen Vorbereitungsaufwand verbunden sein<br />

kann. Im Übrigen hat diese Form individuellen Lernens<br />

genau die soeben angedeutete Tendenz der Vereinzelung.<br />

Deshalb, so die zweite Antwort: durch Kooperation.<br />

Wiederum kurzgefasst lassen sich unter diesem<br />

Begriff sämtliche Lernarrangements zusammenfassen,<br />

bei denen Lernende in unterschiedlichen Rollen mit<br />

unterschiedlichen Stärken einander hilfreich begegnen.<br />

Dazu müssen respektvolle Aufgaben, hilfreiche Unterstützung,<br />

ein hohes Maß an Selbstorganisiertem Lernen<br />

(SOL) und die Fähigkeit zum „Wechselseitigen Lehren<br />

und Lernen“ (WELL) unter den Schülerinnen und<br />

Schülern ineinander greifen.<br />

Die Anschlussmöglichkeiten an das, was Lehrende im<br />

beruflichen Schulwesen längst praktizieren, sind also<br />

unübersehbar. Doch es gibt noch eine dritte und letzte<br />

Antwort, nämlich die des gemeinschaftliches Lernens<br />

und Gestaltens - sei es in Form der Präsentation, sei es<br />

in einer musischen, sportlichen, theatralischen oder liturgischen<br />

Form. Nicht einmal der frontale Unterricht,<br />

die Lehrerinstruktion oder der Vortrag ist per se ein<br />

Vergehen an der Individualität der Lernenden. Dies<br />

letztere gilt dann, wenn Individualität als das verstanden<br />

wird, was sie im eigentlichen pädagogischen Sinne<br />

sein sollte, nämlich das Wahrnehmen, Würdigen und<br />

Wertschätzen des Lernenden als Persönlichkeit.<br />

5. Personalisierte, lernseitige Didaktik<br />

Individuelle Förderung heißt, Persönlichkeiten bei ihren<br />

Bildungsprozessen, in denen sie als Subjekte ihrer<br />

Lerngeschichte in den Blick kommen, zu begleiten.<br />

Der sich zunehmend etablierende Begriff des personalisierten<br />

Lernens ermöglicht einen Blick auf Lehrende<br />

und Lernende, bei dem der Einzelne immer und gleichzeitig<br />

als Beziehungswesen wahrgenommen wird. Das<br />

Angebot sinnstiftender, respektvoller Beziehungen ist<br />

für zunehmend selbst- oder mitverantwortete Lernprozesse<br />

unabdingbar. Unter dieser Prämisse sind die im<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 19


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

letzten Abschnitt angedeuteten Formen des Umgangs<br />

mit Vielfalt zu lesen. Unter dieser Prämisse habe ich<br />

in meinem Text, nebenbei bemerkt, die „Vier B“ – allein<br />

sprachlich, nicht der Sache nach, sukzessive ersetzt<br />

durch „Vier W“: Wahrnehmen – Würdigen – Wertschätzen<br />

– Weiterhelfen. Individuelle Förderung heißt<br />

Quellen:<br />

Schulentwicklung<br />

Fachbeitrag „Individuelle Förderung“<br />

deshalb: Lernende und ihre Lernvoraussetzungen so<br />

wahrzunehmen, dass sie sich gewürdigt und wertgeschätzt<br />

fühlen. Nur so wird es gelingen, sie dabei zu<br />

unterstützen, das, was alle können sollen, je auf ihre<br />

eigene – persönliche! – Weise zu erlernen.<br />

1) Jürgen Oelkers, „Bildungsstandards und Schul-<br />

entwicklung: Ein Blick in Geschichte und Zukunft,<br />

download von der homepage Oelkers 2004.<br />

2) Landesinstitut für Schulentwicklung, Stuttgart 2009.<br />

3) Miller, Reinhold: Stoffvermittlung ist nicht lernen!<br />

Oder: Worüber ich nicht mehr schweigen mag.<br />

1998, 29.<br />

4) Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Mitt-<br />

leren Schulabschluss lt. Beschluss der Kultus-<br />

ministerkonferenz vom 4.12.2003, <strong>10</strong>f.<br />

Homepage des Pädagogisch-Theologischen Zentrums (ptz) Stuttgart<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 20


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Individuelle Förderung an der Merian-Schule <strong>Freiburg</strong><br />

Ein Erfahrungsbericht zur Umsetzung der individuellen Förderung / Angebote für Deutsch, Mathematik und wissenschaftliches<br />

Arbeiten<br />

Heterogene Klassen, sei es im Hinblick auf das konkrete<br />

Vorwissen oder auch bezüglich Defiziten im sprachlichen<br />

oder methodischen Bereich: Mit diesen Herausforderungen<br />

sehen sich auch die Kolleginnen und Kollegen<br />

an der Merian-Schule in <strong>Freiburg</strong>, insbesondere<br />

im beruflichen Gymnasium und in den Berufskollegs,<br />

zunehmend konfrontiert.<br />

Um den Bedürfnissen ihrer Schülerinnen und Schüler<br />

besser Rechnung tragen zu können, haben sich im<br />

vergangenen Schuljahr drei Kolleginnen und Kollegen<br />

in Sachen „Individuelle Förderung“ auf den Weg gemacht.<br />

Dank Anrechnungsstunden aus dem „Enquete-<br />

Topf“ konnten Birgit Fliehmann, Ralf Schirmaier und<br />

Oswald Segler im Schuljahr 2011/<strong>2012</strong> in insgesamt vier<br />

Bereichen individuelle Fördermaßnahmen für die Merian-Schülerinnen<br />

und -Schüler entwickeln und anbieten.<br />

Wir sprachen mit ihnen über ihre Erfahrungen und wie<br />

es in aktuellen Schuljahr an der <strong>Freiburg</strong>er Merian-Schule<br />

mit der indviduellen Förderung weitergeht.<br />

Angebote gab es für Mathematik im Beruflichen Gymnasium<br />

(Ralf Schirmaier), zum Thema „Lernen lernen“<br />

für das einjährige Berufskolleg und in Deutsch für das<br />

Schulentwicklung<br />

Praxisbericht Individuelle Förderung<br />

Ralf Schirmaier, Birgit Fliehmann und<br />

Oswald Segler (von links) arbeiten intensiv<br />

an individuellen Förderangeboten<br />

für ihre Schülerinnen und Schüler an der<br />

Merian-Schule in <strong>Freiburg</strong>.<br />

Merian-Schule <strong>Freiburg</strong><br />

im Internet<br />

zweijährige Berufskolleg (Oswald Segler). Birgit Fliehmann<br />

konzipierte eine Fördermaßnahme rund ums<br />

Thema „Facharbeit“ für die angehenden Erzieherinnen<br />

und Erzieher.<br />

Die Merian-Kolleg/innen machten den Einstieg in die<br />

individuelle Förderung mit Angeboten außerhalb des<br />

Unterrichts, in den folgenden Schuljahren werden die<br />

Fördermaßnahmen dann sukzessive in den Unterricht<br />

integriert.<br />

Die Angebote und Erfahrungen der Kolleg/innen im<br />

Überblick<br />

Ralf Schirmaier unterrichtet Mathematik und stellte, gemeinsam<br />

mit seinen Kolleg/innen fest, dass gerade die<br />

Schüler/innen in der Eingangsklasse des Gymnasiums<br />

mit verschiedensten Problemen im Mathematikunterricht<br />

zu kämpfen haben. „Ich habe das Förderangebot in<br />

unseren vier Eingangsklassen vorgestellt und die Schüler/innen<br />

eingeladen, daran teilzunehmen. Begonnen<br />

habe ich mit einem selbst entwickelten Diagnosetest<br />

zur Selbsteinschätzung“, erzählt Schirmaier. Getestet<br />

wurden elementares und fortgeschrittenes Rechnen so-<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 21


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

wie das Verständnis von Textaufgaben. Anhand der Ergebnisse<br />

wurde dann das weitere Vorgehen individuell<br />

mit den Schüler/innen geplant. Zu den drei Diagnosebereichen<br />

hat Schirmaier Aufgaben konzipiert, die die<br />

Schüler/innen in kleinen Gruppen oder auch in Einzelarbeit<br />

bearbeitet haben. Zusätzlich gab es immer die<br />

Möglichkeit, an aktuellem Unterrichtsstoff zu arbeiten<br />

und sich dazu Rat bei Ralf Schirmaier zu holen. „Das<br />

Angebot kam gut an, es waren meist fünf bis zehn Schüler/innen<br />

durchweg da und mein Feedback war positiv“,<br />

so seine Bilanz. Und auch in den Klassenarbeiten hätte<br />

sich der Lernfortschritt gezeigt, so Schirmaier.<br />

Oswald Segler hat gleich zwei Angebote zusammengestellt,<br />

beide auf freiwilliger Basis. Zum einen das Angebot<br />

„Lernen lernen“ für Schüler/innen mit Lernproblemen,<br />

bezogen auf das einjährige Berufskolleg. „Zunächst<br />

haben wir gemeinsam die Bedürfnisse analysiert und<br />

daraus die Arbeitsschwerpunkte gesetzt. Auf dem Programm<br />

standen so insbesondere Lerntechniken, die<br />

konkrete Vorbereitung auf Klassenarbeiten oder auch<br />

Lesetechniken“, erzählt Segler. Die Maßnahme war fest<br />

im Stundenplan integriert, sie fand 14-tägig vormittags<br />

statt. „Meine Erfahrung ist, dass dieses Angebot unbedingt<br />

in den Unterricht integriert werden muss, denn<br />

die Lerngruppe erwies sich doch als recht instabil“, so<br />

Oswald Seglers Bilanz.<br />

Sein Deutschangebot richtete sich an Schüler/innen<br />

des zweijährigen Berufskollegs, die hinsichtlich ihrer<br />

Deutschkenntnisse eine sehr große Spannweite aufweisen.<br />

„Bei den Einschätzungstests zeichnete sich ab, dass<br />

ich mit drei Gruppen arbeiten musste. Zum einen mit<br />

Schüler/innen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen,<br />

mit solchen, die ihre Grammatikkenntnisse verbessern<br />

müssen und einer dritten Gruppe, die vor allem mit der<br />

Deklination Schwierigkeiten hatte“, so Segler. Sehr zufrieden<br />

ist er mit den Ergebnissen, die sich zum einen<br />

bei Tests zeigten, aber auch in einer zunehmenden Sicherheit<br />

im Sprechen.<br />

Birgit Fliehmann unterrichtet Bewegungserziehung und<br />

Deutsch und hat für angehende Erzieher ein Angebot<br />

zur Unterstützung bei der Facharbeit konzipiert und im<br />

vergangenen Jahr angeboten. „Ich betreue seit vielen<br />

Jahren Facharbeiten und weiß, dass viele Schüler/innen<br />

Probleme mit dem wissenschaftlichen Arbeiten und<br />

Schulentwicklung<br />

Praxisbericht Individuelle Förderung<br />

dem Schreiben der Facharbeit haben und dabei dringend<br />

Unterstützung brauchen“, berichtet Fliehmann.<br />

Themenformulierung, Strukturierung, Zitier- und auch<br />

Arbeitstechniken, zu diesen und vielen anderen Fragestellungen<br />

gab sie Input und half bei konkreten Problemen<br />

weiter. „Ich habe das freiwillig zu besuchende Angebot<br />

auf neun Samstage konzentriert. Gekommen sind<br />

regelmäßig zwischen zehn und 20 Schüler/innen von<br />

insgesamt 90. Und es waren auch sehr Gute dabei, die<br />

sich einfach noch weiter verbessern wollten“, so Fliehmann.<br />

Die Sitzungen waren geteilt in eine Input-Phase<br />

und Fragerunden, es gab aber auch die Möglichkeit zur<br />

individuellen Arbeit oder dem Lernen in Gruppen.<br />

Nach der Abgabe der Facharbeit im März waren dann<br />

der Prüfungsaufsatz und die Präsentation der Facharbeit<br />

mit anschließendem Fachgespräch Thema. „Es<br />

herrschte immer eine sehr arbeitsame Atmosphäre, ich<br />

bin sehr gerne hingegangen und auch das Feedback war<br />

sehr positiv“, so ihre Bilanz. Dass ihr Angebot sehr gut<br />

angkommt zeigt auch die rege Nachfrage im aktuellen<br />

Schuljahr, dieses Mal hat sie bereits Ende November<br />

mit ihrem Angebot begonnen.<br />

Und dass die guten Erfahrungen der Kolleginnen und<br />

Kollegen und das positive Feedback der Schülerinnen<br />

und Schüler an der Merian-Schule Kreise ziehen zeigt<br />

die Tatsache, dass sich gleich 14 der insgesamt 68 Merian-Kolleginnen<br />

und -Kollegen zur zweijährigen regionalen<br />

Fortbildung „SOL“ angemeldet haben. In vier<br />

Terminen pro Jahr schult Fortbildner Thomas Hug rund<br />

um das Thema Methoden im Unterricht. Dabei steht<br />

vor allem die Binnendifferenzierung im Unterricht im<br />

Mittelpunkt.<br />

„Bereits die erste Sitzung war eine große Bereicherung<br />

für mich. Einige Punkte habe ich in meinem Unterricht<br />

bereits umgestellt“, berichtet Birgit Fliehmann. Und<br />

auch Oswald Segler ist von den Anregungen begeistert:<br />

„Ich gehe meinen Unterricht nochmals ganz anders an,<br />

insbesondere bei der Organisation habe ich bereits etwas<br />

verändert.“ Und auch Merian-Schulleiter Markus<br />

Henkes ist davon überzeugt, dass der Weg in Richtung<br />

individuelle Förderung der richtige ist. „Ich bin sicher,<br />

dass die gemeinsame Arbeit im Team an der individuellen<br />

Förderung unserer Schülerinnen und Schüler im<br />

Unterricht die Merian-Schule nachhaltig verändern<br />

wird“, erklärt Markus Henkes.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 22


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Schulentwicklung<br />

Berichte aus den Projektgruppen<br />

Individuelle Förderung soll möglichst alle Schülerinnen und Schüler zur Entfaltung ihres<br />

Leistungspotentials führen…<br />

Die Projektgruppe „Fachberater/innen Individuelle Förderung (IF)“ in der Sekundarstufe II der Beruflichen Schulen<br />

stellt sich vor<br />

Die Mitglieder der Fachberater/innen-Projektgruppe „Individuelle Förderung“ und ihre Schwerpunktfächer<br />

Ute Arnold, Deutsch, Walter-Eucken-Gymnasium und Kaufmännische Schulen I, <strong>Freiburg</strong><br />

Renate Diehl, Mathematik, IBG Lahr<br />

Helmut Diehl, Mathematik, Carl-Helbing-Schule Emmendingen<br />

Paul Fackler, Deutsch, Kaufmännische Schulen Offenburg<br />

Michael Fahrenbach, VBL, Friedrich-Weinbrenner-Schule <strong>Freiburg</strong><br />

Gabriele Haiß, Biologie/Gemeinschaftskunde, Berufliche Schule im Mauerfeld, Lahr<br />

Angelika Mörsch, Sport/BWL, Wessenberg-Schule Konstanz<br />

Ulla Sturm-Petrikat, Mathematik, Oswald-von-Nell-Breuning-Schule Rottweil<br />

Rita Wurth, Mathematik, Mettnau-Schule Radolfzell<br />

Unser Team und seine Aufgaben<br />

Im Sommer 2011 war eine dreitägige Fortbildung an der Akademie in Esslingen gleichbedeutend mit einem „Urknall“<br />

für unsere Arbeitsgruppe. Als Fachberaterinnen und Fachberater erhielten wir das Rüstzeug für die in erster<br />

Linie fächerübergreifende Tätigkeit an den Schulen. Nach kurzer Findungsphase unter der organisatorischen Leitung<br />

von Martin Müller und Stefanie Froescheis aus dem <strong>Regierungspräsidium</strong> <strong>Freiburg</strong> gingen Ute Arnold, Renate<br />

Diehl, Helmut Diehl, Paul Fackler, Michael Fahrenbach, Gabriele Haiß, Angelika Moersch, Ulla Sturm-Petrikat und<br />

Rita Wurth als „Fachberaterinnen und Fachberater Individuelle Förderung“ an die Beruflichen Schulen.<br />

Hier unterstützen wir die Kolleginnen und Kollegen dabei, ein Konzept der individuellen Förderung zu entwickeln<br />

und dieses in ihrer Klasse oder klassenübergreifend umzusetzen.<br />

Dabei orientieren wir uns an den vier Bereichen der individuellen Förderung:<br />

Beziehungsgestaltung<br />

Dieser Bereich gibt Anregungen für die Schaffung von Grundlagen zur individuellen Förderung:<br />

�� gutes Unterrichtsklima<br />

�� Stärkenorientierung im Umgang mit Defiziten<br />

�� hilfreiche Diagnose- und Fördergespräche<br />

Pädagogische Diagnose<br />

Dieser Bereich umfasst:<br />

�� die Grundlagen und Arten pädagogischer Diagnosen<br />

�� die Einbindung pädagogischer Diagnosen in den Förderprozess<br />

�� den Ablauf von Diagnoseprozessen<br />

Dabei wird die Stärkung der Diagnosekompetenz und die Urteilsgenauigkeit der Lehrkräfte gefördert, sowie das<br />

planvolle Vorgehen und die systematische Herangehensweise in der Praxis eingeübt.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 23


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Schulentwicklung<br />

Berichte aus den Projektgruppen<br />

Unterrichtsgestaltung<br />

Dieser Bereich bietet Anregungen für die Umsetzung individueller Förderung im täglichen Unterricht, wie z. B.:<br />

�� Stärkere Schüleraktivität<br />

�� Steigerung der Lernkompetenz<br />

�� Methodenvielfalt<br />

�� Trennung von Lern- und Prüfungsphasen<br />

�� Schülercoaching<br />

Rahmenbedingungen<br />

Dieser Bereich gibt Hinweise, Ideen und Hilfestellungen, wie schulische Strukturen, Unterstützungssysteme, die<br />

Gestaltung von Lernräumen und eine überlegte Klassenführung ineinander greifen können um Förderkonzepte<br />

umzusetzen.<br />

Individuelle Förderung in der Sek II - die Situation vor Ort<br />

An der Enquete-Maßnahme Individuelle Förderung in der Sek II nehmen im Regierungsbezirk <strong>Freiburg</strong> derzeit 25<br />

Berufliche Schulen teil. Die Zielgruppe dieser Maßnahme sind die Berufskollegs sowie die Eingangsklasse der Beruflichen<br />

Gymnasien. Diese Maßnahme soll nicht als reiner Stützunterricht verstanden werden, sondern die Schülerinnen<br />

und Schüler in ihren Schwächen und Stärken individuell fördern.<br />

Die häufigsten Fragen zu Beginn des Prozesses beziehen sich in aller Regel auf die Rahmenbedingungen, wie beispielsweise<br />

die Verankerung der IF im Stundenplan oder welche Anforderungen die Schulversuchsverordnung im<br />

Detail stellt.<br />

Diese Schulversuchverordnung lässt den Schulen vor Ort einigen Gestaltungsspielraum bei der Umsetzung. So sind<br />

zum Beispiel Modelle denkbar, in welchen innerhalb einer Klasse die individuelle Förderung stattfinden kann.<br />

Weiterhin ist es möglich, aufgrund einer durchgeführten Diagnostik, die entsprechenden Schülerinnen und Schüler<br />

klassenübergreifend individuell zu fördern. Später stehen dann naturgemäß die pädagogische Diagnostik und die<br />

unterrichtliche Umsetzung auf der Agenda der Kolleginnen und Kollegen.<br />

Gerade im Bereich der Kompetenzraster gibt es derzeit zwar allgemeine Umsetzungshinweise aber kaum konkrete<br />

Vorlagen für die jeweiligen Fächer. Diese Kompetenzraster sind aber sowohl bei der Diagnostik am Beginn als auch<br />

am Ende der IF ein geeignetes Instrument, unterschiedliche Leistungsstände bei den Schülerinnen und Schülern zu<br />

verdeutlichen. So kommt es, dass die Fachberaterinnen und Fachberater IF zunehmend auch fachspezifische Beratung<br />

an den Schulen anbieten.<br />

In der unterrichtlichen Umsetzung verfügen die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen an den Schulen oftmals<br />

bereits über die geeigneten Methoden zur Umsetzung der Individuellen Förderung: Es werden individualisierte<br />

Arbeitsaufträge gestaltet, SOL eingesetzt, Lernzirkel organisiert oder Blended Learning eingesetzt; alles um dem<br />

Lerntempo des Einzelnen gerecht zu werden.<br />

Ein letzter Schritt, um den Kreis der IF zu schließen, stellt dann die Dokumentation am Ende des Förderprozesses<br />

dar. Hier sollen die angewendeten Methoden und deren Auswirkungen transparent gemacht und evaluiert werden.<br />

Perspektiven<br />

Derzeit liegt der Schwerpunkt darauf, das an den Schulen zum Schuljahr 2011/<strong>2012</strong> gestartete Projekt als Prozess zu<br />

installieren, die gemachten Erfahrungen zu nutzen und die Konzepte zu überarbeiten und zu verbessern.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 24


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Schulentwicklung<br />

Berichte aus den Projektgruppen<br />

Die im Schuljahr <strong>2012</strong>/2013 neu in die Maßnahme Individuelle Förderung gestarteten Schulen sollen so ebenfalls<br />

von den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen und der Fachberaterinnen und Fachberater IF profitieren.<br />

Zu diesem Zweck wurde zum Ende des vergangenen Schuljahres ein Drehscheibentag an der Richard-Fehrenbach-<br />

Gewerbeschule organisiert.<br />

Hier hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit im Rahmen eines „World-Cafés“ die wichtigsten<br />

Erfahrungen zu teilen.<br />

In mehreren fachlichen Workshops wurden dann Vorlagen zur Umsetzung angeboten und ausgetauscht. Ein derartiges<br />

Forum wird auch zukünftig gewünscht.<br />

Wir hoffen das Prinzip der Individuellen Förderung an den Schulen nachhaltig verankern zu können, um so die<br />

Intention des individualisierten Lernens weiter voran zu bringen.<br />

Schulen, die eine Beratung zu individueller Förderung oder weitere Informationen<br />

zur Enquete-Maßnahme „Individuelle Förderung an Beruflichen Schulen“ wünschen<br />

können mit den zuständigen RP-Referent/innen Kontakt aufnehmen.<br />

Martin Müller<br />

0761/208-6115<br />

martin.mueller@rpf.bwl.de<br />

Stefanie Froescheis<br />

Telefon 0761/208-6119<br />

stefanie.froescheis@rpf.bwl.de<br />

Autor: Michael Fahrenbach<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 25


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Zusammenarbeit statt Konkurrenz<br />

Gemeinsam mehr erreichen und sich im Dialog weiterentwickeln:<br />

Mit dieser Zielrichtung treffen sich die vier<br />

staatlichen Fachschulen für Farbtechnik und Raumgestaltung<br />

in Deutschland seit 14 Jahren reihum, unterbrochen<br />

von einem gemeinsamen Messeauftritt alle drei<br />

Jahre. In diesem Jahr fand der Austausch Anfang November<br />

an der Badischen Malerfachschule (Bamala) in<br />

Lahr statt. Für Schulleiter Ralf Dyck, seit 2008 im Amt,<br />

eine Premiere, denn es ist das erste Treffen, das er als<br />

Lahrer Schulleiter betreute.<br />

„Ziel der Treffen ist der intensive fachliche Austausch.<br />

Dabei betrachten wir die Fachschulen in Deutschland<br />

immer unter einen ganz bestimmten Aspekt und tauschen<br />

uns über unsere Spezialitäten aus“, erzählt Ralf<br />

Dyck. So hätten die rund 30 Gäste gestaunt, dass in Baden-Württemberg<br />

die Meisterausbildung als einjähriger<br />

Kurs an einer staatlichen Schule erfolgt. „Auch gesprochen<br />

haben wir über die Neuordnung der Ausbildung<br />

zum Schilder- und Lichtreklamehersteller. Hier waren<br />

unsere Gäste überrascht, was wir in diesem Bereich als<br />

Bundesfachschule für Werbetechnik alles leisten“, so<br />

Ralf Dyck.<br />

Schulentwicklung<br />

Rubrik „Über den Bildungszaun geschaut“<br />

Die „fantastischen Vier“ - Staatliche Fachschulen für Farbtechnik und Raumgestaltung in Berlin, München, Stuttgart<br />

und Lahr arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen<br />

Links zu den Fachschulen<br />

Intensiver Austausch:<br />

Kolleginnen und Kollegen der vier staatlichen<br />

Fachschulen für Farbtechnik in Berlin, München,<br />

Stuttgart und Lahr pflegen seit vielen<br />

Jahren einen intensiven fachlichen Austausch.<br />

In diesem Jahr begann das dreitägige Treffen in Lahr mit<br />

einem ersten Austausch in der „Bamala“. Die folgenden<br />

Tage waren prall gefüllt mit Vorträgen, Gesprächen und<br />

Exkursionen, beispielsweise zum Autolackierer Weiss in<br />

Appenweier oder zum ZKM in Karlsruhe.<br />

„Ganz wichtig ist für uns und besonders für die Kolleginnen<br />

und Kollegen an den Schulen die Netzwerkbildung.<br />

Gerade kleine Fachbereich wie die unseren profitieren<br />

davon ungemein“, so Ralf Dyck. Und die nächste<br />

Stufe der Zusammenarbeit haben die vier Schulen, die<br />

beim gemeinsamen Messeauftritt auf der alle drei Jahre<br />

stattfindenden Kölner Messe „Farbe - Ausbau & Fassade“<br />

als die „fantastischen Vier“ auftreten, auch schon<br />

konkretisiert. Sie würden gerne in Zukunft Lehrerinnen<br />

und Lehrer untereinander austauschen und so wechselseitig<br />

von den besonderen Spezialitäten der einzelnen<br />

Fachschulen profitieren.<br />

Badische Malerfachschule<br />

Wilhelm-Ostwald-Schule Berlin<br />

Schule für Farbe und Gestaltung Stuttgart<br />

Städtische Fach-, Meister- und Berufsschulen für Farbe und Gestaltung München<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 26


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Kooperation in der Vielfalt<br />

Gemeinsam weiter kommen, voneinander profitieren<br />

und den Standort Titisee-Neustadt stärken, zum Wohl<br />

der Schülerinnen und Schüler. So lässt sich die Zielsetzung<br />

von Dr. Claudia Stehle (Hans-Thoma-Schule<br />

Titisee-Neustadt), Helmut Jolk (Kreisgymnasium<br />

Hochschwarzwald) und Heiko Vollmer (Förderzentrum<br />

Hochschwarzwald) auf den Punkt bringen. Seit gut<br />

einem Jahr arbeiten die Schulleitungsteams der Beruflichen<br />

Schule in Neustadt, des Kreisgymnasiums und<br />

des Förderzentrums nun intensiv im Rahmen eines Projekts,<br />

das von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert wird,<br />

zusammen. Wichtig zu wissen: Die drei Schulen liegen<br />

in direkter Nachbarschaft und bilden einen regelrechten<br />

Bildungs-Campus. „So war es nur sinnvoll, uns auch einen<br />

gemeinsamen Namen zu geben: Bildungszentrum<br />

Hochschwarzwald“, erzählt Dr. Claudia Stehle.<br />

Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und wird während<br />

dieser Zeit von der Robert-Bosch-Stiftung intensiv<br />

betreut. Start war im Juli 2011. „Bis zum Projektabschluss<br />

im Oktober 2013 werden wir vier große Workshops und<br />

mehrere kleinere Treffen zur Abstimmung der einzelnen<br />

Teilprojekte absolviert haben“, berichtet Helmut<br />

Jolk zur Planung. Einig sind sich alle drei, dass das Projektmanagement<br />

seitens der Robert-Bosch-Stiftung zwar<br />

teilweise etwas engmaschig sei, die gemeinsame Arbeit<br />

aber gut strukturiere und voran bringe. „Sehr wertvoll<br />

ist, dass bei den großen Workshops alle Beteiligten, also<br />

Schulentwicklung<br />

Bosch-Projekt „Bildungszentrum Hochschwarzwald“<br />

Hans-Thoma-Schule, Förderzentrum und Kreisgymnasium in Titisee-Neustadt auf dem Weg zum Bildungszentrum<br />

Hochschwarzwald / Enge Zusammenarbeit im Rahmen eines Robert-Bosch-Projekts<br />

Intensive Arbeit am Bildungszentrum<br />

Hochschwarzwald:<br />

Heiko Vollmer (Förderzentrum Hochschwarzwald),<br />

Helmut Jolk (Kreisgymnasium<br />

Hochschwarzwald) und Dr. Claudia<br />

Stehle (Hans-Thoma-Schule, von links) betreiben<br />

für ihre Schülerinnen und Schüler<br />

jede Menge gemeinsame Projekte.<br />

auch Schulträger und Schulverwaltung mit dabei sind.<br />

Man kommt ganz anders ins Gespräch, die Wege werden<br />

kürzer“, berichtet der Rektor des Förderzentrums,<br />

Heiko Vollmer.<br />

Bereits zur Bewerbung für das Projekt waren die drei<br />

Schulen aus Neustadt mit einer sehr konkreten Projektskizze<br />

angetreten, die schon viele gemeinsame Arbeitsfelder<br />

enthielt. Daran haben sie in den vergangenen<br />

Monaten bereits intensiv gearbeitet. „Daher ist für uns<br />

der fachliche Input der Bosch-Mitarbeiter zwar interessant<br />

und auch hilfreich, im Vordergrund steht für uns<br />

aber die Ausarbeitung und Umsetzung unserer gemeinsamen<br />

Projekte. So war uns auch die Vernetzung mit<br />

weiteren Projektschulen, die an ganz anderen Einzelprojekten<br />

arbeiten, nicht ganz so wichtig“, erklärt Helmut<br />

Jolk. Alle sind sich einig, dass die klaren Zeitvorgaben<br />

fürs Umsetzen der Zusammenarbeit sehr hilfreich sind.<br />

„Und jeder empfindet eine hohe Verantwortlichkeit, da<br />

ja noch zwei Schulen mit im Boot sind“, ergänzt Heiko<br />

Vollmer.<br />

Aktuell setzen die drei Schulen bereits vier gemeinsame<br />

Projekte um:<br />

Gemeinsames Ganztagesangebot (alle drei Schulen)<br />

Outdoor-AGs, Kochkurs, Theater-AG, Maschinenschreibkurs,<br />

Kulissenbau, und, und, und. Das gemeinsame<br />

Ganztagesangebot der drei Schulen macht deut-<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 27


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

lich, wie schnell sich bei einer Zusammenarbeit über<br />

die Schulgrenzen hinweg Synergieeffekte zeigen. Für die<br />

Gymnasiasten ist das Ganztagesangebot als offenes angelegt,<br />

die Hans-Thoma-Schule setzt das Ganztagesangebot<br />

für ihre BVJ- und BEJ-Schülerinnen und -Schüler<br />

gebunden um, die Förderschule variiert je nach Schülergruppe.<br />

Gemeinsame Schulsozialarbeit (alle drei Schulen)<br />

Sehr positiv empfinden alle Beteiligten das Angebot der<br />

Schulsozialarbeit. „Hier sind unsere Schulträger sehr engagiert<br />

und die Betreuung über die Schularten hinweg<br />

ist für die Schülerinnen und Schüler ein großer Gewinn,<br />

denn bei einem Schulwechsel bleibt die Betreuungsperson<br />

dieselbe“, erklärt Claudia Stehle. Und auch das<br />

Kreisgymnasium profitiert sehr. „Gerade bei Schulverweigerern<br />

oder Mobbing ist eine Lösung mit Personen<br />

von außen sehr gut“, ergänzt Helmut Jolk.<br />

Schüler-Ingenieurs-Akademie (Hans-Thoma-Schule<br />

und Kreisgymnasium)<br />

Dank dem großen Interesse der Schülerinnen und Schüler<br />

des Technischen Gymnasiums der Hans-Thoma-<br />

Schule ist die Existenz der Schüler-Ingenieurs-Akademie<br />

(SIA) am Kreisgymnasium gesichert. „Durch die Kooperation<br />

haben wir keine Probleme rund 14 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer zu finden“, freut sich Helmut Jolk.<br />

Die Neustädter SIA kooperiert mit vier Unternehmen<br />

(Testo AG, IMS Gear GmbH, Dunkermotoren GmbH,<br />

Framo Morat GmbH & Co. KG) und der Hochschule in<br />

Furtwangen. Die Schülerinnen und Schüler können die<br />

SIA-Aktivitäten in Form einer AG besuchen, ihr Engagement<br />

aber auch als Seminarkurs oder besondere Lernleistung<br />

ins Abitur mit einfließen lassen.<br />

Und Claudia Stehle und Helmut Jolk haben schon weitere<br />

Kooperationsideen im gymnasialen Bereich: „Die<br />

Oberstufenkurse bieten viele Möglichkeiten, beispielsweise<br />

könnten HTS-Schülerinnen und -Schüler am<br />

Musikunterricht des Kreisgymnasiums teilnehmen“, so<br />

Claudia Stehle.<br />

Schulentwicklung<br />

Bosch-Projekt „Bildungszentrum Hochschwarzwald“<br />

Inklusion (Kreisgymnasium und Förderzentrum)<br />

Sehr erfolgreich ist das Inklusions-Projekt von Kreisgymnasium<br />

und Förderzentrum angelaufen. Aktuell sind<br />

sechs Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen in<br />

eine fünfte Klasse des Kreisgymnasiums integriert. „Bisher<br />

haben wir keine einzige negative Rückmeldung und<br />

die Klasse hat bereits ein sehr erfolgreiches gemeinsames<br />

Hüttenwochenende hinter sich“, berichten Heiko<br />

Vollmer und Helmut Jolk unisono. In den Kernfächern<br />

arbeiten die beiden Schülergruppen getrennt, alle<br />

Nebenfächer hingegen werden gemeinsam unterrichtet.<br />

„Die Lehrkräfte genießen das Teamteaching sehr, der<br />

Unterricht in der Inklusionsklasse ist für beide Seiten<br />

ein Gewinn“, ergänzen die beiden Schulleiter.<br />

In den kommenden Monaten wollen die drei Schulen<br />

die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit weiter intensivieren.<br />

Ein Pressegespräch ist schon geplant, außerdem soll<br />

die Schüler-Ingenieurs-Akademie vorgestellt werden.<br />

Und wie gut und flexibel die Zusammenarbeit läuft<br />

zeigt auch, dass die drei Beteiligten das Treffen zum Gespräch<br />

für den Beitrag im <strong>Infobrief</strong> gleich noch mit einer<br />

Kurzbesprechung über einen weiteren Punkt ihrer gemeinsamen<br />

Projektagenda fortsetzten. Das Thema: Eine<br />

gemeinsame Ansage für einen Krisenfall am Bildungszentrum<br />

Hochschwarzwald.<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 28


Infos aus dem Referat 76<br />

(Berufliche Schulen)<br />

Die beteiligten Schulen im Überblick:<br />

Hans-Thoma-Schule Titisee-Neustadt<br />

Berufsschulzentrum<br />

(gewerblich, kaufmännisch, hauswirtschaftlich)<br />

870 Schülerinnen und Schüler im Schuljahr<br />

<strong>2012</strong>/2013<br />

www.hans-thoma-schule.de<br />

Kreisgymnasium Hochschwarzwald<br />

604 Schülerinnen und Schüler<br />

www.kreisgymnasium-hochschwarzwald.de<br />

Förderzentrum Hochschwarzwald<br />

Förderschule, Sprachheilschule,<br />

Schule für Geistigbehinderte<br />

146 Schülerinnen und Schüler,<br />

davon 22 in Außenklassen (Inklusion)<br />

www.foerderzentrum-hochschwarzwald.de<br />

Schulentwicklung<br />

Bosch-Projekt „Bildungszentrum Hochschwarzwald“<br />

Robert-Bosch-Stiftung<br />

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen<br />

unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland.<br />

Seit mehr als vierzig Jahren folgt sie dem philanthropischen<br />

Vermächtnis des Firmengründers<br />

Robert Bosch.<br />

1964 wurden die zum Nachlass gehörenden Geschäftsanteile<br />

der Familie Bosch an der Robert<br />

Bosch GmbH auf die von Robert Bosch bereits 1921<br />

gegründete Vermögensverwaltung Bosch GmbH<br />

übertragen, die 1969 ihren Namen in Robert Bosch<br />

Stiftung GmbH änderte. Die Beteiligung der Stiftung<br />

am Stammkapital der Robert Bosch GmbH<br />

von 1200 Millionen Euro beträgt 92 Prozent.<br />

Rund <strong>10</strong>0 Mitarbeiter bearbeiten im Durchschnitt<br />

etwa 800 Eigen- und Fremdprojekte pro Jahr. Im<br />

Jahr 20<strong>10</strong> flossen rund 63 Millionen Euro in die<br />

Programmarbeit. Insgesamt hat die Robert Bosch<br />

Stiftung seit ihrer Gründung eine Milliarde Euro für<br />

Projekte zur Verfügung gestellt.<br />

Quellen:<br />

www.bosch-stiftung.de<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Bosch_Stiftung<br />

Weitere Informationen zum Projekt „Schulmanagement in Bildungsregionen“<br />

der Robert-Bosch-Stiftung in <strong>Freiburg</strong> und Ravensburg<br />

<strong>Infobrief</strong> <strong>10</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> 29

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