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2012 - Verein zur Förderung der Musik an der Rellinger Kirche

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Italienisches um Bach<br />

Wien, die Metropole<br />

im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Großes Finale<br />

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27. MAI-FESTIVAL <strong>2012</strong><br />

RELLINGER KIRCHE<br />

11. – 13. MAI <strong>2012</strong><br />

27. MAI-FESTIVAL I 1


„Von Eidelstedt ab, fährt<br />

m<strong>an</strong> bey einem Wirtshause,<br />

Krupunter gen<strong>an</strong>nt,<br />

vorbey bis nach Relling.<br />

Dieses Dorf liegt kaum<br />

tausend Schritte<br />

von Pinneberg<br />

und hat ohnfehlbar<br />

die schönste <strong>Kirche</strong><br />

in <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Gegend.“<br />

2 I 27. MAI-FESTIVAL


Die <strong>Kirche</strong> zu Rellingen<br />

Die <strong>Kirche</strong> zu Rellingen, das 1754 – 1756 errichtete Meisterwerk des<br />

Baumeisters Cay Dose, ist eines unserer großartigsten schleswig-holsteinschen<br />

Baudenkmäler, ein barocker Zentralbau von überraschend<br />

glänzen<strong>der</strong> Wirkung – durchaus vergleichbar mit dem berühmten<br />

protest<strong>an</strong>tischen Zentralkirchenbau <strong>der</strong> Frauenkirche zu Dresden.<br />

Dehio nennt den Bau „die bedeutendste protest<strong>an</strong>tische <strong>Kirche</strong> in <strong>der</strong><br />

L<strong>an</strong>dschaft nördlich Hamburgs“, und Gurlitt schreibt:<br />

„Die Anlage von Rellingen hat vor allen <strong>an</strong><strong>der</strong>en deutschen<br />

Zentralkirchen des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts selbst vor<br />

<strong>der</strong> Dresdner Frauenkirche und Hamburgs Michaeliskirche,<br />

den ästhetischen Vorzug voraus, dass das dem<br />

inneren Mittelraum durch die große offene Laterne<br />

und die acht Fenster <strong>der</strong> Kuppelfel<strong>der</strong> zugeführte Licht<br />

in <strong>der</strong> Tat die Hauptquelle <strong>der</strong> Beleuchtung bildet.“<br />

Kein geringerer als Georg-Philipp Telem<strong>an</strong>n schrieb<br />

seine K<strong>an</strong>t<strong>an</strong>te: „Singet Gott . . . “ für die Einweihung<br />

<strong>der</strong> <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong> 1756.<br />

Wer zum ersten Mal die <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong> betritt, wird von <strong>der</strong> harmonischen<br />

Wirkung des Innenraums beeindruckt sein. Gottesdienst- und<br />

Konzertbesucher schätzen die hervorragenden akustischen Eigenschaften<br />

des Oktogons. Schon <strong>der</strong> Kl<strong>an</strong>g einer einzelnen menschlichen<br />

Stimme erfüllt den Raum, und große sinfonisch besetzte Oratorien sind<br />

in ihrer g<strong>an</strong>zen kl<strong>an</strong>glichen Vielfalt tr<strong>an</strong>sparent zu hören.<br />

27. MAI-FESTIVAL I 3


Unseren verehrten Besuchern zum Geleit<br />

Die <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong>, 1756 von Cay Dose errichtet und für gut 2000<br />

Menschen konzipiert, bildete vom 13. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>t den geistlichen<br />

Mittelpunkt des größten Kirchspiels Schleswig-Holsteins. Als die<br />

„alte“ rom<strong>an</strong>ische <strong>Kirche</strong> Anf<strong>an</strong>g des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts baufällig wurde<br />

und die große Zahl <strong>der</strong> Gottesdienstbesucher ohnehin nicht<br />

mehr fassen konnte, entschied <strong>der</strong> dänische König als damaliger<br />

L<strong>an</strong>desherr, nach vielen dringenden Eingaben <strong>der</strong> <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong>njuraten,<br />

dass Cay Doses kühner achteckiger Entwurf in<br />

einem großzügigen Kirchneubau verwirklicht werden sollte,<br />

eines Architekten, <strong>der</strong> wie kaum ein <strong>an</strong><strong>der</strong>er seiner Zeit um die<br />

ideale Form <strong>der</strong> protest<strong>an</strong>tischen Predigtkirche gerungen hat.<br />

Mit dem Neubau <strong>der</strong> <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong> krönte er sein Schaffen<br />

und zeigte Lösungen auf, die den barocken <strong>Kirche</strong>nbau Nordelbiens<br />

nachhaltig beeinflussten, etwa die Entwürfe <strong>der</strong> Hamburger<br />

Architekten Prey und Sonnin.<br />

Wenn Sie, lieber Gast, Ihren Blick vom Taufbecken zum höchsten<br />

Punkt <strong>der</strong> Laterne, also dem durch große Fenster geglie<strong>der</strong>ten<br />

Kuppelaufsatz gleiten lassen, entdecken Sie dort die Darstellung<br />

des „himmlischen Orchesters“. Sie sehen musizierende Engel<br />

mit Geigen, Trompeten, Pauken, Flöten und eine „Ges<strong>an</strong>gssolistin“.<br />

Sinnfällig wird hier <strong>der</strong> uralten Vorstellung von <strong>der</strong> unhörbar<br />

existierenden Musica Divina, <strong>der</strong> alles durchwirkenden göttlichen<br />

<strong>Musik</strong>, bildhafter Ausdruck verliehen. Die <strong>Musik</strong>theorien <strong>der</strong> Griechen<br />

und des christlichen Abendl<strong>an</strong>des stimmen mit den mystischen Schriften<br />

des Orients darin überein, dass das g<strong>an</strong>ze Universum, vom Mikro- bis in<br />

4 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

den Makrokosmos, von einer immerwährenden <strong>Musik</strong> durchdrungen<br />

ist. Dass diese Vorstellung einen realen Hintergrund hat, bestätigen die<br />

Aussagen führen<strong>der</strong> Atomwissenschaftler, <strong>der</strong>en Forschungsergebnisse<br />

im subatomaren Bereich keinen Zweifel dar<strong>an</strong> lassen, dass alles org<strong>an</strong>i-<br />

sche und <strong>an</strong>org<strong>an</strong>ische Leben letztlich aus energetischen Schwingungen<br />

besteht. Vom lateinischen Wort „personare“ – „hindurchtönen“ – ist<br />

unser Wort „Person“ abzuleiten. Auch hier die Vorstellung vom Durchdrungensein<br />

des Geschöpfes von göttlicher <strong>Musik</strong>.


Unsere irdische, hörbare Musica Mund<strong>an</strong>a, hat mit <strong>der</strong> Musica Divina<br />

eines gemeinsam: ihren Schöpfer.<br />

Wie das himmlische Orchester aus <strong>der</strong> machtvollen Grundschwingung<br />

Gottes gespeist wird, wie es in seiner Vielfalt harmonisch zusammenklingt<br />

im alles umfassenden Grundton seiner Schöpferkraft, IHN preist<br />

und verherrlicht, so ist die höchste Bestimmung aller Musica Mund<strong>an</strong>a,<br />

aller irdischen <strong>Musik</strong>, wenn wir sie als Projektion <strong>der</strong> himmlischen <strong>Musik</strong><br />

verstehen, über ihre raum-zeitlich-materielle Begrenzung hinauszuweisen,<br />

auf ihren höheren Ursprung hin – die Musica Divina – und <strong>der</strong>en<br />

Urquelle, Gottes vollkommene und unbegrenzte Liebe.<br />

Wenn Sie, lieber Besucher, <strong>an</strong> den drei Abenden des Mai-Festivals in <strong>der</strong><br />

Schönheit <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> die Liebe des Schöpfers zu seiner Schöpfung zu erkennen<br />

vermögen, d<strong>an</strong>n haben sich für uns alle Mühen gelohnt. D<strong>an</strong>n<br />

war die <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> richtige Ort für ein <strong>Musik</strong>fest, in dem <strong>der</strong><br />

weltliche und geistliche Aspekt <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> gleichermaßen dem Ziel <strong>der</strong><br />

Öffnung und Läuterung des Menschen dienlich sein sollte.<br />

Ihr<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Zilcher, <strong>Kirche</strong>nmusikdirektor<br />

(aus dem Programmheft zum 1. Mai-Festival 1986)<br />

27. MAI-FESTIVAL I 5


Pastorin<br />

Martje Kruse<br />

Intend<strong>an</strong>t<br />

Luz Leskowitz<br />

6 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

Liebe Freunde <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong>,<br />

K<strong>an</strong>tor<br />

Oliver Schmidt<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Günter Rasinski<br />

zum Wie<strong>der</strong>sehen und auch zum ersten Kennenlernen<br />

unseres Mai-Festivals begrüßen wir Sie sehr herzlich in <strong>der</strong><br />

schönen <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong>.<br />

Das Kammermusik-Fest feiert seinen 27. Geburtstag.<br />

Eine unspektakuläre Zahl möchte m<strong>an</strong> meinen – nicht so<br />

für Luz Leskowitz!<br />

Der künstlerische Leiter des Festivals hat ein beson<strong>der</strong>es<br />

Programm zusammen gestellt, das <strong>an</strong> drei Tagen eine<br />

gekonnte Mischung vertrauter Klänge und musikalischer<br />

Überraschungen vorsieht. Wir dürfen uns auch auf vertraute<br />

Gesichter unter den mitwirkenden Künstler freuen und gleichzeitig<br />

gesp<strong>an</strong>nt sein auf neue Namen und <strong>Musik</strong>er – sei es im<br />

Kreis <strong>der</strong> „Salzburger Solisten“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> hinzu kommenden<br />

Einzel-Solisten; die folgenden Seiten dieser Broschüre mögen<br />

Ihnen Aufschluss geben und die Sp<strong>an</strong>nung noch steigern!


Bevor wir Sie jetzt g<strong>an</strong>z dem Genuss <strong>der</strong> Klänge und <strong>der</strong> einmaligen Stimmung<br />

des Raumes überlassen, noch ein Wort in (<strong>Verein</strong>s)eigener Sache:<br />

Um auch zukünftig die Fortführung dieses Kammermusik-Festivals, in <strong>der</strong> Summe<br />

dessen was es ausmacht, gewährleisten zu können, brauchen wir SIE – ja, jeden<br />

von IHNEN! Sei es als för<strong>der</strong>ndes Mitglied, o<strong>der</strong> als freundlichen Spen<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

einfach als „Werbeträger“. Denn wenn Sie nach dem letzten Ton innerlich<br />

beglückt hinausgehen, d<strong>an</strong>n tragen Sie es bitte gleich weiter – ob zu uns<br />

o<strong>der</strong> zu Ihren Freunden.<br />

Und nun wünschen wir allen unvergessliche, musikalische Stunden!<br />

Ihr Mai-Festival <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong><br />

Günter Rasinski (Vorsitzen<strong>der</strong> des MRK)<br />

Kontakte:<br />

Elisabeth Hinrichs: elisabeth_hinrichs@web.de<br />

27. MAI-FESTIVAL I 7


8 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

27. MAI-FESTIVAL <strong>2012</strong><br />

RELLINGER KIRCHE KIRCHE<br />

11. – 13. MAI <strong>2012</strong><br />

Künstlerische Gesamtleitung:<br />

Luz Leskowitz Leskowitz<br />

Mitwirkende Künstler:<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer, Salzburg,<br />

Ve VVentil- ntil- und Naturhorn<br />

Mari Kato, Salzburg, Klavier<br />

Joachim Schäfer, Dresden, Trompete Tr T ompete<br />

Oliver Schmidt, Rellingen, Rellingen, Cembalo<br />

Olaf Taube, Ta T ube, Berlin, Pauke<br />

Sergio Zampetti, Italien, Flöte<br />

Die Salzburger Solisten:<br />

Luz Leskowitz, Violine Violine<br />

Elena Issaenkova, Violine & Viola<br />

Vladimir Mendelssohn, Viola<br />

Uwe Hirth-Schmidt, Violoncello<br />

Vytas Sondeckis, Sondeckis, Violoncello Violoncello<br />

Mette H<strong>an</strong>skov, Kontrabass


Freitag, 11. Mai <strong>2012</strong>, 20.00 Uhr:<br />

Ausführende:<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer,<br />

Mari Kato, Sergio Zampetti<br />

und die Salzburger Solisten<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart<br />

* 1756 Salzburg; † 1791 Wien<br />

Ouverture zu „Figaro’s Hochzeit“<br />

Presto<br />

Fr<strong>an</strong>z Schubert<br />

* 1797 Wien; † 1828 Wien<br />

aus Moments musicaux D.780 op.94 die Nr. 3, 4, 5 und 6<br />

Nr.3 Allegretto mo<strong>der</strong>ato in f-moll<br />

Nr.4 Mo<strong>der</strong>ato in cis-moll<br />

Nr.5 Allegro vivace in f-moll<br />

Nr.6 Allegretto in As-Dur<br />

Joseph Haydn<br />

* 1732 Rohrau; † 1809 Wien<br />

Konzert für Horn und Streicher Nr. 2 in D-Dur<br />

Allegro mo<strong>der</strong>ato<br />

Adagio<br />

Allegro<br />

Wien, die Metropole<br />

im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

P a u s e<br />

Ludwig v<strong>an</strong> Beethoven<br />

* 1770 Bonn; † 1827 Wien<br />

Serenade für Flöte, Violine und Viola in D-Dur, op.25<br />

Entrata. Allegro<br />

Tempo ordinario d’un Menuetto<br />

Allegro molto<br />

And<strong>an</strong>te con Variazioni<br />

Allegro scherz<strong>an</strong>do e vivace<br />

Adagio – Allegro vivace e disinvolto<br />

Joh<strong>an</strong>nes Brahms<br />

* 1833 Hamburg; † 1897 Wien<br />

Trio für Klavier, Violine und Waldhorn in Es-Dur op.40<br />

And<strong>an</strong>te<br />

Scherzo. Allegro<br />

Adagio mesto<br />

Finale. Allegro con brio<br />

27. MAI-FESTIVAL I 9


Wien, die Metropole im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t – Werkbetrachtung<br />

Als am 1. Mai 1784 im kaiserlichen Wiener Nationaltheater erstmals<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozarts Commedia per musica „Le nozze di Figaro“<br />

erkl<strong>an</strong>g, war die Zeit reif für eine <strong>Musik</strong>komödie, in <strong>der</strong> die Probleme <strong>der</strong><br />

Zeit mit scharfem Witz auf die Bühne gebracht wurden. Das Stück des Beaumarchais<br />

war am Vorabend <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Revolution mit seiner beißenden<br />

Kritik <strong>an</strong> den Privilegien des Adels ein Sk<strong>an</strong>dal. Immerhin konnte die<br />

Uraufführung 1784 in Paris stattfinden, noch dazu wahrscheinlich über Vermittlung<br />

<strong>der</strong> Königin Marie Antoinette. Ungereimt erscheint, dass Kaiser<br />

Josef II. eine Wiener Aufführung des Sprechstücks verboten hatte, d<strong>an</strong>n aber<br />

<strong>der</strong> Oper zustimmte. Ob dies nur <strong>der</strong> geschickten, Wesentliches doch nicht<br />

verleugnenden textlichen Entschärfung durch den Librettisten und Hofdichter<br />

Lorenzo da Ponte zu verd<strong>an</strong>ken war? O<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Einsicht des despotischen<br />

Aufklärers am Thron, dass die Grundaussage <strong>der</strong> Komödie ohnehin<br />

seiner eigenen Utopie von <strong>der</strong> Gleichheit <strong>der</strong> Menschen entsprach – allerdings<br />

nicht von oben herab, son<strong>der</strong>n von unten formuliert, was die Sache<br />

gefährlich machte. Wie weit Mozart in seiner <strong>Musik</strong> die Sozialkritik <strong>der</strong> Vorlage<br />

nachvollzogen hat, darüber wird bis heute diskutiert. Die Ouvertüre<br />

macht in ihren ersten sieben Takten klar, dass es hier auch darum geht, die<br />

„Ungeduld <strong>der</strong> Lust“ zu unwi<strong>der</strong>stehlich sich ständig fortbewegendem Kl<strong>an</strong>g<br />

werden zu lassen. Dies ist keine traditionelle Potpourri-Ouvertüre, son<strong>der</strong>n<br />

das ras<strong>an</strong>te sinnliche Vorspiel zu einem wahren tollen Tag, <strong>an</strong> dem Eros und<br />

Macht ein Vexierspiel spielen werden und auch Figaros Hochzeit nur ein Ende<br />

<strong>der</strong> Erzählung, aber nicht das Ende <strong>der</strong> Entwicklung sein k<strong>an</strong>n.<br />

Fr<strong>an</strong>z Schubert, <strong>der</strong> einzige gebürtige Wiener in diesem Programm, schrieb<br />

seine „Moments Musicaux“ für Klavier zwischen 1823 und 1828. Diese kostbaren<br />

„musikalischen Momente“, kurze, freie Ph<strong>an</strong>tasien, waren zum Großteil<br />

Studien und verworfene Teile <strong>der</strong> in diesem Zeitraum entst<strong>an</strong>denen<br />

Klaviersonaten, die Schubert – zu unserem Glück – zu schade zum Wegwerfen<br />

waren. Das dritte Stück, Allegro mo<strong>der</strong>ato, auch „Air Russe“ gen<strong>an</strong>nt,<br />

ist eher ein slawischer T<strong>an</strong>z als ein russisches Lied. Das vierte Moment Musical,<br />

Mo<strong>der</strong>ato, ist eine Huldigung <strong>an</strong> Joh<strong>an</strong>n Sebasti<strong>an</strong> Bach, vor allem <strong>an</strong><br />

10 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

dessen „Wohltemperiertes Klavier“. Marschrhythmen beherrschen die Nummer<br />

5, Allegro vivace. „Plaintes d’un Troubadour“ (Die Klagen eines Minnesängers)<br />

war <strong>der</strong> ursprüngliche Titel des sechsten Stücks, welches vom Motiv<br />

des sich in auswegloser Einsamkeit verlierenden W<strong>an</strong><strong>der</strong>ers getragen wird,<br />

vom Lebensmotiv Schuberts.<br />

Das Waldhorn gut zu spielen war im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t eine große Kunst, da<br />

das Instrument noch keine Ventile hatte. Der Tonumf<strong>an</strong>g des Instruments<br />

umfasste lediglich die Naturtöne. Virtuose Spieler konnten jedoch durch das<br />

Stopfen mit <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d im Schalltrichter mehr erreichen und waren gut bezahlte<br />

<strong>Musik</strong>er. Der österreichische Hornist Joseph Leitgeb, für den Mozart<br />

später alle seine Hornkonzerte schreiben sollte, wurde für ein schönes Gehalt<br />

von 400 Gulden pro Jahr im Februar 1763 von Fürst Esterhazy eingestellt -<br />

und einen Monat später wie<strong>der</strong> entlassen. Die Gründe sind unbek<strong>an</strong>nt. –<br />

möglicherweise, war ein Grund, dass Leitgeb genau so viel verdiente wie <strong>der</strong><br />

Kapellmeister, Joseph Haydn. Der war allerdings mit Leitgeb befreundet<br />

und hatte sein erstes Hornkonzert für dessen Ankunft geschrieben - offenbar<br />

unter Zeitdruck, denn auf <strong>der</strong> letzten Seite <strong>der</strong> Partitur passierte Haydn die<br />

Verwechslung von Violinen und Oboen. Dazu notierte er: „…im Schlaf geschrieben“.<br />

Hellwach muss freilich <strong>der</strong> Hornist sein, <strong>der</strong> das abwechslungsreiche<br />

Konzert spielt. Speziell im letzten Satz werden die Möglichkeiten des<br />

Instruments voll ausgereizt.<br />

Ludwig v<strong>an</strong> Beethoven zeigt sich in seiner Serenade in D-Dur op. 25 von<br />

einer g<strong>an</strong>z und gar untit<strong>an</strong>ischen und unpathetischen Seite, nämlich von <strong>der</strong><br />

des Unterhaltungsmusikers auf höchstem Niveau, was für alle Komponisten<br />

seiner Zeit noch selbstverständlich war. Das um 1800 in Wien komponierte<br />

Stück ist die fröhliche Abendmusik eines erfolgreichen jungen Virtuosen,<br />

noch wenig belastet vom Gehörleiden, ausgelassen und ideenreich, in sechs<br />

Sätzen sich in liebenswerter Musizierlust austobend. Die „Entrata“ beginnt<br />

mit einer Art Flöten-F<strong>an</strong>fare und zitiert festliches Barock. Das Menuett eilt<br />

im T<strong>an</strong>zschritt hurtig vorbei, während im folgenden Allegro molto ein wenig


wi<strong>der</strong>borstigere Stimmung herrscht. Im And<strong>an</strong>te wird ein schönes, ges<strong>an</strong>gliches<br />

Thema vorgestellt und dreimal variiert, verziert, gleichsam übermalt.<br />

Auf die munteren musikalischen Scherze des Allegro scherz<strong>an</strong>do folgt ein<br />

Schluss mit ungewöhnlicher Bezeichnung, die den Satz exakt charakterisiert<br />

und als Motto über dem g<strong>an</strong>zen Stück stehen könnte: Allegro vivace e disinvolto,<br />

also: sehr schnell, lebhaft, ungezwungen, ungefesselt.<br />

Joh<strong>an</strong>nes Brahms, prominenter „Wahlwiener“ wie Mozart und Beethoven,<br />

schrieb sein Waldhorntrio im Mai 1865 im waldreichen Lichtental bei Baden-<br />

Baden, wo er mehrere Jahre hindurch die warme Jahreszeit verbrachte. Die<br />

erste öffentliche Aufführung f<strong>an</strong>d am 28. November in Zürich statt, mit dem<br />

Komponisten am Klavier. Vor <strong>der</strong> Drucklegung 1866 überarbeitete Brahms<br />

das Werk und vereinfachte die Hornstimme, welche für das damals bereits<br />

seltener gewordene Waldhorn gedacht war. Er liebte den warmen und weichen<br />

Kl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> alten Instrumente beson<strong>der</strong>s - die mo<strong>der</strong>nen Ventilhörner<br />

bezeichnete er einmal abschätzig als „Blechbratschen“ – und schrieb für sein<br />

Stück ein Naturhorn in Es vor. Freilich hatte er damit schon bei seinen Zeitgenossen<br />

oft wenig Glück. So schrieb die Lebensfreundin Clara Schum<strong>an</strong>n<br />

nach einer Aufführung des Werks im Winter 1866 <strong>an</strong> Brahms: „Dein Trio …<br />

hatten wir schön einstudiert, und <strong>der</strong> Hornist war vortrefflich! Ich glaube, er<br />

hat nicht einmal gekiekst, und das will doch viel sagen; freilich hatte er das<br />

Ventilhorn, zum Waldhorn war er nicht zu bringen." Mit dem Horn hat<br />

Brahms auch Kindheitserinnerungen verbunden, wie Max Kalbeck berichtet:<br />

„Das Naturhorn war neben Violoncell und Klavier das Hauptinstrument des<br />

Knaben Joh<strong>an</strong>nes, und er mag seiner Mutter oft ihre in dem Werke <strong>an</strong>geschlagenen<br />

o<strong>der</strong> <strong>an</strong>gedeuteten Lieblingsmelodien vorgeblasen haben." Kalbeck<br />

meint damit im Werk versteckte Volksliedzitate. Auf jeden Fall ist das<br />

Trio ein Stück inniger Trauerarbeit; es entst<strong>an</strong>d drei Monate nach dem Tod<br />

<strong>der</strong> geliebten Mutter. Das Horn als „rom<strong>an</strong>tisches Instrument par excellence“,<br />

als Symbol für einsame Sehnsucht und Naturverbundenheit, eignet<br />

sich für die Trauer allerdings ebenso gut wie für Jagdlust und vitalen „frohen<br />

Hörnerschall“. Der Kopfsatz ist – als einziger Satz von Brahms! – kein Sona-<br />

tensatz, son<strong>der</strong>n ein Dialog zwischen<br />

einer ruhigen Hornmelodie<br />

und Seufzermotiven. Die Atmosphäre<br />

entspricht <strong>der</strong> zwischen lieblicher<br />

Idylle und dunklen dämonischen<br />

Kräften schwebenden Stimmung<br />

<strong>der</strong> Waldeinsamkeit, wie wir<br />

sie aus dem Werk des Dichters Eichendorff<br />

kennen. G<strong>an</strong>z <strong>der</strong> dämonischen<br />

Sphäre gehört das Scherzo<br />

<strong>an</strong>, in dessen trauervollem Trio sich<br />

das mit Ludwig Uhl<strong>an</strong>ds Text „Es<br />

zogen drei Bursche wohl über den<br />

Rhein“ bek<strong>an</strong>nte Volkslied verbirgt.<br />

Das Adagio mesto (trauriges Adagio,<br />

eine singuläre Satzbezeichnung bei<br />

Brahms) in <strong>der</strong> ungewöhnlichen<br />

„Gespenster-Tonart“ es-Moll ist ein<br />

tief empfundener wehmütiger Ges<strong>an</strong>g,<br />

aus dem das Horn mit freundlichen,<br />

das Thema des Finalsatzes<br />

vorweg nehmenden Klängen auszubrechen<br />

versucht, ehe auf einen<br />

schmerzvollen Fortissimo-Ausbruch<br />

wie<strong>der</strong>um die ernste Weise folgt.<br />

Erst im Finale, einem groß <strong>an</strong>gelegten,<br />

melodisch erfrischendem Sonatensatz<br />

setzt sich befreiende, gleichsam<br />

neu gewonnene Lebensfreude<br />

durch.<br />

Gottfried Fr<strong>an</strong>z Kasparek<br />

Sonntag, 13. Mai <strong>2012</strong>,<br />

10.00 Uhr:<br />

<strong>Musik</strong>alischer<br />

Fest-Gottesdienst<br />

<strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong><br />

Predigt:<br />

Martje Kruse<br />

<strong>Musik</strong>alische Gestaltung:<br />

Salzburger Solisten<br />

27. MAI-FESTIVAL I 11


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Ausführende:<br />

Luz Leskowitz, Joachim Schäfer,<br />

Oliver Schmidt, Olaf Taube, Sergio Zampetti<br />

und die Salzburger Solisten<br />

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* 1685 Eisenach; † 1750 Leipzig<br />

„Ricercare“ aus dem „<strong>Musik</strong>alischen Opfer“<br />

für zwei Violinen, zwei Violen und zwei Bässe<br />

Mo<strong>der</strong>ato<br />

Ouvertüre in h-moll BWV 1067<br />

Ouvertüre ���������������<br />

– Rondeau – Sarab<strong>an</strong>de – Bourrée – Polonaise –<br />

Menuet * 1671 Venedig; - Badinerie † 1751 Venedig<br />

Concerto in d-moll op.9/2 für Trompete, Streicher und B.c.<br />

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Allegro<br />

* And<strong>an</strong>te 1671 Venedig; † 1751 Venedig<br />

Concerto Allegro in d-moll op.9/2 für Trompete, Streicher und B.c.<br />

Allegro<br />

And<strong>an</strong>te<br />

Allegro<br />

P a u s e<br />

Italienisches um Bach<br />

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* unbek<strong>an</strong>nt; † unbek<strong>an</strong>nt<br />

Concerto in D-Dur für Trompete, Pauken und Streicher<br />

Allegro<br />

And<strong>an</strong>te<br />

Allegro<br />

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* 1685 Eisenach; † 1750 Leipzig<br />

Br<strong>an</strong>denburgisches Konzert Nr.5 in D-Dur<br />

BWV 1050 für Cembalo concertato, Flöte, Violino principale,<br />

Violine, Viola, Violoncello und Violone<br />

Allegro<br />

Adagio affettuoso<br />

Allegro


Italienisches um Bach – Werkbetrachtung<br />

Joh<strong>an</strong>n Sebasti<strong>an</strong> Bachs „<strong>Musik</strong>alisches Opfer“ entst<strong>an</strong>d 1747 für König<br />

Friedrich II, von Preußen in Berlin. Der Fürst, <strong>der</strong> nicht nur sehr gut die Flöte<br />

spielte, son<strong>der</strong>n auch komponierte, steuerte ein „königliches Thema“ zu<br />

dieser bedeutenden Sammlung von K<strong>an</strong>ons, Ricercaren – einer damals bereits<br />

historischen Form <strong>der</strong> Motette, die Bezeichnung stammt vom italienischen<br />

Wort für Suche – und <strong>der</strong> bek<strong>an</strong>nten Triosonate bei. Das Thema zieht<br />

sich durch das gesamte Werk und diente Bach als Mittel, sein singuläres kontrapunktisches<br />

Können zu beweisen. Das zweite, sechsstimmige Ricercare,<br />

original für Cembalo, ist ein Meisterstück <strong>der</strong> frei und ph<strong>an</strong>tasievoll variierten<br />

Fugenkunst.<br />

Die Entstehungszeit <strong>der</strong> Suiten o<strong>der</strong> Ouvertüren von Joh<strong>an</strong>n Sebasti<strong>an</strong><br />

Bach ist nicht exakt feststellbar, alle stilistischen Merkmale deuten jedoch<br />

auf die Zeit Bachs als weltlicher <strong>Musik</strong>er am aufgeklärten Hof zu Sachsen-<br />

Köthen um 1720 hin, wo es genug Gelegenheit zu festlicher, unterhalten<strong>der</strong><br />

<strong>Musik</strong> gab. Abschriften aus <strong>der</strong> Leipziger Zeit beweisen aber, dass auch <strong>der</strong><br />

Thomask<strong>an</strong>tor städtische Unterhaltungen mit <strong>Musik</strong> versorgen musste, zum<br />

Beispiel im berühmten „Zimmerm<strong>an</strong>nschen Kaffeehaus“. Dort gab es die<br />

wöchentlichen Versammlungen „gewisser Musick-Verständigen“, worin<br />

m<strong>an</strong>, noch in Form einer Tafelmusik, die Wurzeln <strong>der</strong> späteren „Gew<strong>an</strong>dhauskonzerte“<br />

und den Beginn einer bürgerlichen <strong>Musik</strong>kultur sehen darf.<br />

Außerdem musizierten Bach und sein „Collegium Musicum“ mitunter für<br />

den sächsischen Hof. Die Form <strong>der</strong> Orchestersuite war bereits in <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts entst<strong>an</strong>den. Bach verbindet in den Kopfsätzen<br />

die lokale Tradition mit <strong>der</strong> dreiteiligen Anlage <strong>der</strong> „Fr<strong>an</strong>zösischen Ouvertüre“<br />

und bezieht italienische Vorbil<strong>der</strong> mit ein. Die Suiten tragen im Original<br />

keine Überschriften, deshalb werden sie mitunter irreführend als<br />

„Ouvertüren“ bezeichnet. Eine Ouvertüre ist jedoch jeweils nur <strong>der</strong> erste –<br />

und längste – Satz. Die 2. Suite in h-Moll BWV 1067 ist als Stimmenma-<br />

terial für Leipzig aus dem Jahr 1739 erhalten. Die Suite ist über weite<br />

Strecken ein virtuoses Stück für Traversflöte, wobei das Soloinstrument oft<br />

konzertierend in den Streicherkl<strong>an</strong>g eingebettet ist. Auf die Ouvertüre mit<br />

Flötensoli im Allegro-Mittelteil folgt ein gavotteartiges Rondeau voll rhythmischer<br />

Sp<strong>an</strong>nung. Sehr frei geht Bach mit <strong>der</strong> Sarab<strong>an</strong>de um, dem <strong>an</strong>dalusischen<br />

Fruchtbarkeitst<strong>an</strong>z mit maurischen und sogar altmexik<strong>an</strong>ischen<br />

Quellen, <strong>der</strong> in Sp<strong>an</strong>ien zeitweilig wegen seiner Laszivität verboten war,<br />

aber in <strong>der</strong> Barockmusik große Karriere machte. Bachs Suite ist <strong>Musik</strong> voll<br />

barocker Verzierungslust, in <strong>der</strong> gleichwohl die klassische konzert<strong>an</strong>te Symphonie<br />

vorbereitet wird. <strong>Musik</strong> voll sprudeln<strong>der</strong>, tänzerischer Lebensfreude.<br />

Neben den fr<strong>an</strong>zösischen Nationaltänzen, beson<strong>der</strong>s den von Bach mit<br />

höchster Meisterschaft geadelten beiden Bourréen mit einem Flötensolo in<br />

<strong>der</strong> zweiten, und dem höfischen Menuett taucht in <strong>der</strong> h-Moll-Suite auch<br />

<strong>der</strong> damals noch nicht so häufige polnische Nationalt<strong>an</strong>z Polonaise auf. Die<br />

<strong>Musik</strong> des Barock war schon „Weltmusik“. Bach hat den festlichen und würdevollen<br />

Schreitt<strong>an</strong>z meisterhaft stilisiert und lässt im „Double“ die Melodie<br />

tongenau in <strong>der</strong> Bassstimme wie<strong>der</strong>kehren, wozu die Flöte als lustvolle Gegenstimme<br />

zierliche Arabesken spielt. Nach dem besinnlichen Menuett sorgt<br />

die wie<strong>der</strong>um von <strong>der</strong> Soloflöte dominierte Badinerie für Tempo und Virtuosität.<br />

Eine Badinerie ist ein t<strong>an</strong>zartiges Charakterstück und bedeutet wortwörtlich<br />

„Spaß, Schäkerei“.<br />

Tomaso Albinoni ist durch ein Stück populär geblieben, das gar nicht von<br />

ihm ist – das berühmte Adagio, eine Barock-Ph<strong>an</strong>tasie <strong>der</strong> Spätrom<strong>an</strong>tik.<br />

Dabei gibt es ein reichhaltiges originales Oeuvre <strong>an</strong> prachtvoller <strong>Musik</strong> des<br />

Spielkartenherstellers und späteren Ges<strong>an</strong>gslehrers aus Venedig, <strong>der</strong> sich<br />

selbst <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs als „Dilett<strong>an</strong>te“ bezeichnete und in m<strong>an</strong>cher Hinsicht sehr<br />

mo<strong>der</strong>n dachte – so durfte seine Frau, eine Sängerin, ihre gl<strong>an</strong>zvolle Karriere<br />

nach <strong>der</strong> Heirat fortsetzen. Die 12 Konzerte op. 9, veröffentlicht 1722 und<br />

27. MAI-FESTIVAL I 13


dem bayerischen Kurfürsten Max Em<strong>an</strong>uel gewidmet, gelten als Höhepunkt<br />

seiner Laufbahn, während <strong>der</strong> er – offenbar sein Schicksal – gegen einen<br />

„falschen Albinoni“ aus Schweden zu kämpfen hatte. Das op. 9/2, original<br />

<strong>der</strong> Oboe zugedacht, entfaltet auch als Trompetenkonzert seinen spielerischen<br />

Witz und belc<strong>an</strong>tesken Reiz. Weit weniger bek<strong>an</strong>nt als Albinoni ist<br />

Giuseppe Rom<strong>an</strong>ino, von dem wir eigentlich nur wissen, dass er in Italien<br />

in <strong>der</strong> Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts tätig war und ein schönes, wie üblich dreisätziges<br />

Konzert geschrieben hat, welches sich trefflich dazu eignet, nicht<br />

nur die Virtuosität, son<strong>der</strong>n auch die ges<strong>an</strong>glichen Qualitäten <strong>der</strong> Trompete<br />

vorzuführen.<br />

Die Br<strong>an</strong>denburgischen Konzerte stammen aus Joh<strong>an</strong>n Sebasti<strong>an</strong> Bachs<br />

glücklicher Zeit als Kapellmeister des aufgeklärten Fürsten von Köthen; die<br />

h<strong>an</strong>dschriftliche Partitur trägt den Vermerk „24. März 1721“. Sie werden im<br />

Autograph schlicht „Six Concerts avec plusieurs instruments“ gen<strong>an</strong>nt, also<br />

Konzerte für mehrere Instrumente. Darunter steht allerdings: „Seiner Königlichen<br />

Hoheit Herrn Christi<strong>an</strong> Ludwig Markgraf von Br<strong>an</strong>denburg etc. etc.<br />

etc. gewidmet von Seinem untertänigsten und gehorsamsten Diener Joh<strong>an</strong>n<br />

Sebasti<strong>an</strong> Bach, Kapellmeister Seiner Durchl. Hoheit, des Fürsten von Anhalt-Köthen."<br />

In Anbetracht dieser Widmung führte <strong>der</strong> Bach-Biograph Philipp<br />

Spitta 1873 den bis heute geläufigen, wohlklingenden Namen dafür ein.<br />

Das fünfte und populärste <strong>der</strong> Konzerte ist wie alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en vom italienischen,<br />

betont ges<strong>an</strong>glichen Stil geprägt, aber voll harmonischer Innovation.<br />

Die Wurzeln <strong>der</strong> klassischen Orchestermusik sind hier zu finden, im vollen<br />

Kl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Streicher und im Wechselspiel konzertieren<strong>der</strong>, solistisch geführter<br />

Instrumente. Im Rahmen des alten „Concerto grosso“ ist ein Cembalokonzert<br />

gleichsam „einmontiert“, wobei das bei <strong>der</strong> Uraufführung von Bach<br />

selbst gespielte Tasteninstrument im Concertino von Solovioline und – erstmals!<br />

– <strong>der</strong> Querflöte begleitet wird. Das Cembalo übernimmt im ersten Satz<br />

14 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

mitunter auch die Continuo-Funktion. Bezaubernd, wie Bach den Ripieno-<br />

Kl<strong>an</strong>g – die Streichergruppe – mit den Soli ausgewogen und motivisch subst<strong>an</strong>tiell<br />

verbindet. Wun<strong>der</strong>sam, wie in <strong>der</strong> Mitte des Satzes die Solisten<br />

gleichsam Farbtupfer über den schwerelos atmenden Kl<strong>an</strong>gteppich <strong>der</strong><br />

Streicher legen.<br />

Das folgende, ausgedehnte Cembalo-Solo ist keine echte Kadenz, son<strong>der</strong>n<br />

ein die Motive sinnreich und ph<strong>an</strong>tasievoll weiterspinnendes Capriccio, welches<br />

in einem energischen Tutti mark<strong>an</strong>t endet. Allein die vier Melodiestimmen<br />

bestreiten den zweiten Satz, Affettuoso (mit betonter Empfindung),<br />

ein zutiefst verinnerlichtes Stück feinster Kammermusik. Ein singuläres Kunstwerk<br />

stellt <strong>der</strong> Finalsatz, wie <strong>der</strong> Kopfsatz ein Allegro, dar. Er beginnt als<br />

Fuge, allerdings im Bewegungsablauf <strong>der</strong> T<strong>an</strong>zform Gigue. Das ebenso kurze<br />

wie prägn<strong>an</strong>te Thema mündet in einem Kontrapunkt, aus dem sich ein den<br />

Mittelteil des Satzes beherrschendes zweites Thema entpuppt. Die Virtuosität<br />

des Cembalos erscheint gegenüber den vorhergehenden Sätzen <strong>zur</strong>ück<br />

genommen, dafür entsteht aus dem Spiel <strong>der</strong> Linien ein in sich perfekt geschlossenes<br />

Gewebe.<br />

Gottfried Fr<strong>an</strong>z Kasparek


Sonntag, 13. Mai <strong>2012</strong>, 17.00 Uhr:<br />

Ausführende:<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer, Mari Kato,<br />

Joachim Schäfer, Sergio Zampetti<br />

und die Salzburger Solisten<br />

Ludwig v<strong>an</strong> Beethoven<br />

* 1770 Bonn; † 1827 Wien<br />

Sonate für Klavier und Naturhorn in D-Dur, KV 285<br />

Allegro mo<strong>der</strong>ato<br />

Poco Adagio, quasi And<strong>an</strong>te<br />

Rondo. Allegro mo<strong>der</strong>ato<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart<br />

* 1756 Salzburg; † 1791 Wien<br />

Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello<br />

in Es-Dur op.17<br />

Allegro<br />

Adagio<br />

Rondo<br />

Joseph Haydn<br />

* 1732 Rohrau; † 1809 Wien<br />

Konzert für Trompete und Streicher in Es-Dur<br />

Allegro<br />

And<strong>an</strong>te<br />

Allegro<br />

Großes Finale<br />

P a u s e<br />

Robert Schum<strong>an</strong>n<br />

* 1810 Zwickau; † 1856 Endenich b. Bonn<br />

Adagio und Allegro für Horn und Klavier, op.70<br />

Joseph Haydn<br />

* 1732 Rohrau; † 1809 Wien<br />

Streichsextett „Sinfonia Concert<strong>an</strong>te“ Hob. I:105<br />

bearbeitet für zwei Violinen, zwei Violen und zwei<br />

Violoncelli (o<strong>der</strong> Violoncello und Kontrabass)<br />

von Mordechai Rechtm<strong>an</strong>n<br />

Allegro<br />

And<strong>an</strong>te<br />

Allegro con spirito<br />

27. MAI-FESTIVAL I 15


Großes Finale – Werkbetrachtung<br />

Ludwig v<strong>an</strong> Beethoven schrieb seine Sonate für „Fortepi<strong>an</strong>o und<br />

Waldhorn“ innerhalb eines einzigen Tages für den gefeierten böhmischen<br />

Hornvirtuosen Joh<strong>an</strong>n Wenzel Stich-Punto und brachte sie mit diesem am<br />

18. April 1800 im alten Wiener Burgtheater <strong>zur</strong> Uraufführung, die so erfolgreich<br />

war, dass das Stück komplett wie<strong>der</strong>holt werden musste – zumal Beethoven<br />

nicht nur die notierte Klavierstimme spielte, son<strong>der</strong>n nach Herzenslust<br />

improvisierte. Die auch in einer Celloversion geläufige Sonate ist ein Musterbeispiel<br />

formvollendeter klassischer Satzkunst, von eher besinnlichem<br />

Grundcharakter, aber mit einem betont spielerischen und vielgestaltigen<br />

Schlussrondo. Dabei ist zu bedenken, dass es damals noch kein Ventilhorn<br />

gab und die Virtuosität auf dem Instrument ihre Grenzen hatte. Das Stück<br />

beginnt mit einem energischen Hornruf, den das Klavier verspielt be<strong>an</strong>twortet.<br />

Eher verträumt ist das Seitenthema. Eine kurze l<strong>an</strong>gsame Einleitung in<br />

f-Moll beinhaltet eine Klavierkadenz, die <strong>der</strong> spielende Komponist, <strong>der</strong> in<br />

dieser Zeit ein noch nicht von seinem Gehörleiden beeinträchtigter, gefeierter<br />

Virtuose war, wohl mit zündendem El<strong>an</strong> füllte. Direkt darauf folgt das temperamentvoll<br />

musik<strong>an</strong>tische Rondo-Finale.<br />

„Ein Liebhaber von allen Wissenschaften und ein großer Freund und Verehrer<br />

von mir“, so schreibt Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart über den nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Diplomaten Ferdin<strong>an</strong>d Deje<strong>an</strong>, den er während seines Aufenthalts in<br />

M<strong>an</strong>nheim 1777/78 kennen lernte. Dem gebildeten <strong>Musik</strong>freund und leidenschaftlichen<br />

Amateurmusiker Deje<strong>an</strong> verd<strong>an</strong>kt die Nachwelt, beson<strong>der</strong>s<br />

die Flöte spielende, Mozarts <strong>an</strong>sehnliches Ouevre für das Instrument, das er<br />

„nicht leiden“ konnte. Er fühlte sich „gleich stuff“, also unlustig, wenn er<br />

für Flöte komponieren mußte. Soweit <strong>der</strong> spätere Meister <strong>der</strong> „Zauberflöte“<br />

im Originalton. Die versprochenen 200 Gulden waren neben <strong>der</strong> persönlichen<br />

Sympathie für den Auftraggeber ein verständlicher Grund, die vier<br />

Quartette trotzdem in Angriff zu nehmen. Die Verwirklichung zog sich aller-<br />

16 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

dings dahin, Deje<strong>an</strong> erhielt zunächst bloß zwei Stücke. Flötenfeind Mozart<br />

konnte seinen Wi<strong>der</strong>willen nur zeitweilig überwinden. Im ersten Quartett in<br />

D-Dur KV 285 interessierten ihn offenbar doch die Kl<strong>an</strong>gfarbe des Instruments<br />

und die Möglichkeiten des Zusammenspiels mit den Streichern. Das<br />

Stück beginnt mit einem spritzigen Allegro, im folgenden Adagio darf die<br />

Flöte eine gefühlvolle Arie über Pizzicato-Gezirpe singen, attacca mündend<br />

in ein mitreißendes Rondeaux. Köstliche, augenzwinkernde Spielmusik ist<br />

das, direkt <strong>an</strong>sprechend ohne höhere Ansprüche <strong>an</strong> die Hörer.<br />

Joseph Haydn hatte, als er 1796 sein letztes Solo-Konzert komponierte,<br />

keine echte Naturtrompete mehr im Sinn, son<strong>der</strong>n eine kurz davor vom Wiener<br />

Trompeter Anton Weidinger (1766 – 1852) „org<strong>an</strong>isierte Trompete mit<br />

Klappen, mittels <strong>der</strong>er sich in allen Lagen alle chromatischen Töne erzeugen<br />

lassen.“ Damit wurden dem Instrument völlig neue Ausdrucksbereiche erschlossen.<br />

Erstmals konnte m<strong>an</strong> im tiefen Bereich Melodien spielen. Weidinger<br />

gab bei mehreren Komponisten Konzerte in Auftrag, die er am 28. März<br />

1800 in einer „großen öffentlichen Akademie“ erstmals spielte. Haydn, auf<br />

dem Höhepunkt seiner Kunst, schrieb das klassische Trompetenkonzert<br />

schlechthin und setzte die neuen Möglichkeiten gleich mit für ihn typischem<br />

Witz um. Im Kopfsatz bläst <strong>der</strong> Solist zweimal die üblichen Natur-F<strong>an</strong>farenklänge,<br />

erst beim dritten Versuch entdeckt er gleichsam das verän<strong>der</strong>te Instrument<br />

und spielt eine Ges<strong>an</strong>gsmelodie, die vorher auf <strong>der</strong> Trompete nicht<br />

spielbar gewesen wäre. Die neue Beweglichkeit und das nach wie vor unbekümmert<br />

festliche Strahlen <strong>der</strong> Trompete verbindet Haydn kunstvoll mit dem<br />

klassischen Sonatensatz. Das And<strong>an</strong>te ist dagegen eher eine ländliche Idylle,<br />

in welcher <strong>der</strong> Solist K<strong>an</strong>tilenen und expressives Pi<strong>an</strong>o spielen darf, auch<br />

etwas, das vorher Trompetern verschlossen gewesen war. Das Rondo-Finale<br />

gehört wohl zu den absoluten „Schlagern“ <strong>der</strong> <strong>Musik</strong>geschichte. Die im<br />

Grunde einfache, überaus einprägsame Melodik, die stupende Virtuosität,


die mitreißende Verbindung neuer Instrumentalfarben mit <strong>der</strong> Tradition<br />

<strong>der</strong> Trompete als Signal- und F<strong>an</strong>fareninstrument – all das tollt mit größter<br />

satztechnischer Meisterschaft fröhlich und festlich dem gl<strong>an</strong>zvollen Finale<br />

entgegen.<br />

Für Robert Schum<strong>an</strong>n war <strong>Musik</strong> „die höhere Potenz <strong>der</strong> Poesie“. In Anlehnung<br />

<strong>an</strong> Je<strong>an</strong> Pauls „Schule <strong>der</strong> Ästhetik“ empf<strong>an</strong>d er „poetische <strong>Musik</strong>“<br />

als das absolute Gegenbild zu „äußerlicher Virtuosität.“ Seine Vorbil<strong>der</strong><br />

waren neben Bach, dem „tiefcombinatorischen“, Beethoven und Schubert,<br />

<strong>der</strong>en <strong>Musik</strong> er als „Sprache <strong>der</strong> Seele“ im schroffen Gegensatz zu „Formwesen,<br />

Modeherrschaft und Philisterei“ verst<strong>an</strong>d. Komponieren musste auch<br />

für ihn einer festen Form folgen, aber wie sein poetisches alter ego Eusebius<br />

verl<strong>an</strong>gte er, „dass um die Kette <strong>der</strong> Regel immer <strong>der</strong> Silberstift <strong>der</strong> Ph<strong>an</strong>tasie<br />

sich schlänge.“ „Mit innigem Ausdruck“ bezeichnete Schum<strong>an</strong>n den ersten<br />

Satz des Adagio und Allegro für Horn und Klavier op. 70, wahrlich ein Singen<br />

aus <strong>der</strong> Seele des Eusebius. Das Allegro entspricht mehr dem <strong>an</strong><strong>der</strong>en Schum<strong>an</strong>n,<br />

den er selbst Florest<strong>an</strong> n<strong>an</strong>nte, „rasch und feurig“ kommt es daher,<br />

aber mit besinnlichen Momenten.<br />

Joseph Haydn hat seine so gen<strong>an</strong>nte „Sinfonia concert<strong>an</strong>te“ 1792 in London<br />

geschrieben, wo sie auch ihre bejubelte Uraufführung erlebte. Die Bezeichnung<br />

meint ein symphonisches Konzert für Soloinstrumente mit<br />

Orchester, entst<strong>an</strong>den aus dem barocken „Concerto grosso“. Joh<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong><br />

Bach, Luigi Boccherini und Wolfg<strong>an</strong>g Amadé Mozart schufen bedeutende<br />

Beiträge zu dieser ebenso virtuosen wie formal ausgefeilten Gattung.<br />

Der Konzertunternehmer Joh<strong>an</strong>n Peter Salomon beauftragte Haydn mit <strong>der</strong><br />

Komposition, nachdem dessen begabter Schüler Ignaz Pleyel mit ähnlichen<br />

Stücken große Erfolge gefeiert hatte. Pleyel war in London <strong>der</strong> freundschaftliche<br />

Konkurrent seines Lehrers. Das ursprünglich als „Concerto“ bezeich-<br />

nete und im Original für Violine, Cello, Oboe, Fagott und Orchester geschriebene<br />

Werk mutet mitten unter den gr<strong>an</strong>dios zwischen Witz, Gefühl und<br />

Intellekt ausbal<strong>an</strong>cierten „Londoner Symphonien“ wie ein leichtes, aber in<br />

jedem Takt meisterliches Intermezzo <strong>an</strong>. Die Struktur des Stücks ist aber<br />

durchweg eine symphonische und rechtfertigt die spätere Einteilung als<br />

„Sinfonie Nr. 105“. Diesmal erklingt eine Bearbeitung für Streichsextett;<br />

solche Arr<strong>an</strong>gements erfolgreicher Stücke waren auch in <strong>der</strong> Klassik üblich<br />

und erfolgreich. Im einleitenden, melodienreichen Allegro wechseln beschwingte,<br />

gleichsam moussierende Passagen mit nachdenklichen Sequenzen<br />

ab. Gegen Ende folgt einer sehnsuchtsvollen Phrase <strong>der</strong> Violine ein<br />

munteres Geplau<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Streicher, ehe <strong>der</strong> Satz in heitere Stimmung<br />

mündet. Der Mittelsatz, And<strong>an</strong>te, ist von edler klassischer Schönheit erfüllt.<br />

Die kammermusikalischen und die symphonischen Elemente sind vollendet<br />

ausbal<strong>an</strong>ciert. Im Finale, Allegro con spirito, entwickelt sich nach ernsteren<br />

Kommentaren <strong>der</strong> einzelnen Instrumente ein nu<strong>an</strong>cenreiches Wechselspiel,<br />

in dem Haydns gerade von den Briten so geschätzter trockener Humor nicht<br />

zu kurz kommt.<br />

Gottfried Fr<strong>an</strong>z Kasparek<br />

27. MAI-FESTIVAL I 17


Künstler-Biographien<br />

Luz Leskowitz<br />

wurde in Salzburg geboren und erhielt mit sechs Jahren seinen ersten<br />

Geigenunterricht bei Prof. Turne. Mit 13 Jahren Fortsetzung <strong>der</strong> Studien bei<br />

Vasa Prihoda und später bei Riccardo Odnoposoff <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Musik</strong>akademie in<br />

Wien (zeitgleich Besuch<br />

des Gymnasiums in Salzburg),<br />

bei Ernst Wallfisch<br />

in Salzburg und Luzern<br />

und bei Yehudi Menuhin<br />

in London, dazu Lehrtätigkeit<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Menuhin-<br />

Schule in London.<br />

Nach glänzenden Debuts<br />

in London, New York,<br />

Wien, Berlin, Mil<strong>an</strong>o usw.<br />

führten ihn Konzertreisen<br />

durch g<strong>an</strong>z Europa, in<br />

den Vor<strong>der</strong>en Orient,<br />

nach Afrika, in die USA, nach Südamerika, in den Fernen Osten, nach Russl<strong>an</strong>d<br />

und nach Jap<strong>an</strong>.<br />

Der intensive Kontakt zu Ernst Wallfisch und Yehudi Menuhin weckte bald<br />

seine beson<strong>der</strong>e Liebe <strong>zur</strong> Kammermusik. Stark beeinflußt vom Menuhin-<br />

Festival in Gstaad gründete Luz Leskowitz im Jahre 1970 sein erstes eigenes<br />

<strong>Musik</strong>festival, die „Harzburger <strong>Musik</strong>tage“. Es folgten weitere sieben<br />

internationale Festivals in Deutschl<strong>an</strong>d, Österreich und Rumänien.<br />

18 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

Mari Kato<br />

wurde in Obihiro auf Jap<strong>an</strong>s Nordinsel Hokkaido geboren und erhielt bereits<br />

im Alter von 17 Jahren beim Beethoven-Klavierwettbewerb in Sapporo den<br />

ersten Preis. Sie studierte zuerst <strong>an</strong> <strong>der</strong> Kölner <strong>Musik</strong>hochschule bei Prof.<br />

Tiny Wirtz und erhielt ihr<br />

Diplom für Klavier und<br />

Klavierkammermusik mit<br />

Auszeichnung. D<strong>an</strong>ach<br />

setzte sie ihre Ausbildung<br />

in H<strong>an</strong>nover bei Prof.<br />

David Wilde fort und besuchte<br />

Meisterkurse bei<br />

Paul Badura-Skoda und<br />

Sergei Dorenski.<br />

1991 war Mari Kato die<br />

Preisträgerin des internationalenKlavierwettbewerbs<br />

in Lug<strong>an</strong>o.<br />

Von 1995 bis 2000 war sie Lehrbeauftragte für Korrepetition <strong>an</strong> <strong>der</strong> Folkw<strong>an</strong>g-Hochschule<br />

Essen, und seit 2000 wurde sie als Vertragslehrerin für<br />

Korrepetition <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Mozarteum Salzburg engagiert.<br />

Sie ist Mitglied des T<strong>an</strong>ino-Trios und hat zahlreiche Konzertauftritte als Solistin<br />

und Kammermusikerin in Europa und Jap<strong>an</strong>.


Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer, Ventil- und Naturhorn<br />

studierte bei Prof. Josef Mayr und Prof. Radov<strong>an</strong> Vlatkovic <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität<br />

„Mozarteum“ in Salzburg und besuchte Meisterkurse bei Peter Damm, Wolfg<strong>an</strong>g<br />

Wilhelmi und Anthony Halstead. Schon als Student gew<strong>an</strong>n er zahlreiche<br />

Preise bei nationalen<br />

<strong>Musik</strong>wettbewerben.<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer<br />

trat als Solist mit zahlreichen<br />

Sinfonie- und Kammerorchestern<br />

auf.<br />

Seit 2000 spielt er als<br />

Gast Konzerte <strong>an</strong> <strong>der</strong> Solohornposition<br />

in Orchestern<br />

wie dem Berliner<br />

Philharmonischen Orchester,<br />

dem Bayrischen<br />

Staatsorchester, dem Tonhalle<br />

Orchester Zürich,<br />

dem Radio-Symphonieorchester des SWR Stuttgart und vielen <strong>an</strong><strong>der</strong>en.<br />

Eines <strong>der</strong> Spezialgebiete von Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer ist das Spielen auf historischen<br />

Horninstrumenten: Barock- und Naturhorn. 2006 erschien beim<br />

Label Oehms Classics eine Gesamtaufnahme <strong>der</strong> Hornkonzerte Mozarts mit<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hinterholzer und dem Mozarteum Orchester Salzburg.<br />

Von 2000 bis 2010 leitete er eine Hornklasse <strong>an</strong> <strong>der</strong> Anton Bruckner Privatuniversität<br />

in Linz. Seit Herbst 2008 ist er Professor für Horn <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Musik</strong>hochschule<br />

München.<br />

Sergio Zampetti<br />

Von dem amerik<strong>an</strong>ischen Sen<strong>der</strong> „America Oggi“ wurde er aufgrund seines<br />

virtuosen Spiels und seiner außergewöhnlichen Spieltechnik als „Horowitz<br />

<strong>der</strong> Flöte“ bezeichnet. Zampettis künstlerische Tätigkeit führte ihn zu verschiedenen<br />

Orchestern<br />

als Erster Flötist. Später<br />

widmete er sich ausschließlich<br />

dem solistischen<br />

Spiel, sowie <strong>der</strong><br />

Kammermusik. Es folgten<br />

zahlreiche Einladungen<br />

zu bek<strong>an</strong>nten Festivals.<br />

Seit 1995 leiten Sergio<br />

Zampetti und sein Bru<strong>der</strong><br />

Claudio, mit dem er regelmäßig<br />

als Duo auftritt,<br />

die <strong>Musik</strong>schule „Il Fabbro<br />

Armonioso“ in Saronno.<br />

Das Konservatorium in Mil<strong>an</strong>o haben beide mit akademischen Titeln<br />

abgeschlossen: Sergio in Flöte und Chorleitung, sein Bru<strong>der</strong> in Klavier und<br />

Komposition.<br />

2003 haben sie mit großem Erfolg das Projekt „Evviva La Musica“ ins Leben<br />

gerufen, das auf g<strong>an</strong>z neue mitreißende Weise Konzerte für Flöte und Klavier<br />

in Schulen bringt.<br />

Zampetti musiziert mit den Salzburger Solisten und trat mehrfach mit dem<br />

Ensemble bei den Salzburger Schlosskonzerten auf.<br />

27. MAI-FESTIVAL I 19


Oliver Schmidt<br />

geboren 1973, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von acht Jahren.<br />

Nach Abitur und Zivildienst studierte er zunächst Rechtswissenschaften<br />

in Köln, bevor er sich für <strong>Kirche</strong>nmusik entschied. An <strong>der</strong> Folkw<strong>an</strong>g-Hochschule<br />

Essen belegte<br />

Schmidt ab 2003 die<br />

Schwerpunkte Orgelliteratur<br />

und Improvisation.<br />

Nach dem Wechsel 2007<br />

<strong>an</strong> die Robert-Schum<strong>an</strong>n-<br />

Hochschule Düsseldorf<br />

studierte Schmidt im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nmusik<br />

Orgel bei Prof. Torsten<br />

Laux, Prof. Gustav A.<br />

Krieg und Prof. Almut<br />

Rössler sowie Chorleitung<br />

bei Dennis H<strong>an</strong>sel, Prof.<br />

Christoph Zschunke und Prof. An<strong>der</strong>s Eby. Hinzu kamen Klavier bei Barbara<br />

Nussbaum. Nach dem <strong>Kirche</strong>nmusikdiplom 2010 schloss Schmidt 2011 das<br />

Studium mit dem A-Examen ab. Seit April 2011 ist er als K<strong>an</strong>tor <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Rellinger</strong><br />

<strong>Kirche</strong> tätig.<br />

Erste Kompositionen entst<strong>an</strong>den 1993, so die Orgelf<strong>an</strong>tasia Nr. 1 und kleine<br />

Choralvorspiele; es folgten u.a. vier weitere Orgelf<strong>an</strong>tasien. Derzeit wird<br />

die Uraufführung <strong>der</strong> „<strong>Rellinger</strong> Messe“ vorbereitet, die am 26. Mai in <strong>der</strong><br />

<strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong> zu hören sein wird.<br />

20 I 27. MAI-FESTIVAL<br />

Joachim Schäfer<br />

Joachim Schäfer (Piccolotrompete), geboren in Dresden, studierte von 1990<br />

bis 1994 in seiner Heimatstadt <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hochschule für <strong>Musik</strong> „Carl Maria von<br />

Weber“.<br />

Die Kritik würdigt zuvör<strong>der</strong>st<br />

seine technische<br />

Souveränität sowie sein<br />

müheloses, stilsicheres<br />

und dynamisch sensibles<br />

Spiel, mit dem er auf <strong>der</strong><br />

Piccolotrompete hohe<br />

Maßstäbe setzt. Beson<strong>der</strong>s<br />

wird seine brill<strong>an</strong>te<br />

Intonation auf <strong>der</strong> Trompete<br />

durch Kritik und<br />

Presse hervorgehoben.<br />

Im Jahr 1998 erhielt Joachim<br />

Schäfer vom Heidelberger<br />

Label Christophorus einen Plattenvertrag.<br />

Sowohl als virtuoser Solist als auch mit seinem Trompeten-Ensemble ist<br />

Joachim Schäfer dem <strong>Rellinger</strong> Publikum vertraut, sei es durch seine regelmäßige<br />

Mitwirkung bei Oratorienkonzerten (im Weihnachtsoratorium<br />

seit 2001), beim Festkonzert zum 250-jährigen Jubiläum <strong>der</strong><br />

<strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong> und natürlich in den verg<strong>an</strong>genen Jahren beim Mai-Festival.


Vytas Sondeckis<br />

Cellist im NDR-Sinfonieorchester.<br />

Cellostudium am Konservatorium St. Petersburg und <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Musik</strong>hochschule<br />

Lübeck bei David Geringas.<br />

Diverse Tourneen und<br />

Konzerte als Solist mit<br />

dem Litauischen Kammerorchester<br />

und dem<br />

Sinfonieorchester St. Petersburg.<br />

Mehrfacher Preisträger<br />

international renommierter<br />

Wettbewerbe.<br />

Seit 1997 musiziert er mit<br />

den „G-Strings“.<br />

Vytas Soleckis ist <strong>der</strong>zeit<br />

als Cellist bei den NDR<br />

Sinfonikern beschäftigt.<br />

In diesem Jahr spielt er erstmals im Ensemble <strong>der</strong> Salzburger Solisten beim<br />

Mai-Festival.<br />

Olaf Taube<br />

Olaf Taube studierte in seiner Heimatstadt Berlin <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hochschule für <strong>Musik</strong><br />

„H<strong>an</strong>ns Eisler“ klassisches Schlagzeug. Seine B<strong>an</strong>dbreite erstreckt sich vom<br />

Konzertrepertoire (mit dem Ensemble Oriol/Kammerakademie Potsdam, dem<br />

Neuen Berliner Kammerorchester<br />

und <strong>der</strong> Kammersymphonie<br />

Berlin)<br />

über das gesamte musiktheatralische<br />

Spektrum in<br />

Oper, Operette, Musical<br />

und Schauspielmusik (u.<br />

a. Komische Oper, Deutsche<br />

Staatsoper, Neuköllner<br />

Oper, Deutsches<br />

Theater, Berliner Ensemble,<br />

Maxim Gorki Theater,<br />

Schlossparktheater) bis<br />

hin zu „Grenzgängen“<br />

mit Georgette Dee (Nationaltheater M<strong>an</strong>nheim) o<strong>der</strong> Nino S<strong>an</strong>dows „Winterreise“<br />

in Dortmund, Berlin und Hamburg. Darüber hinaus wirkte er <strong>an</strong><br />

Jazzperform<strong>an</strong>ces,T<strong>an</strong>zprojekten und Stummfilmbegleitungen mit, schrieb<br />

Filmmusik, nahm <strong>an</strong> verschiedenen CD-Einspielungen teil und konzertierte<br />

in vielen Län<strong>der</strong>n Europas; er ist als Org<strong>an</strong>ist tätig und leitet seit 1998 den<br />

A-cappella-Chor „Die Chorrupten“.<br />

27. MAI-FESTIVAL I 21


Klänge, die süchtig machen – die Salzburger Solisten<br />

Das Ensemble wurde 1979 von dem Salzburger Geiger Luz Leskowitz mit <strong>der</strong> Absicht gegründet,<br />

ein hochqualifiziertes Ensemble für beson<strong>der</strong>e kammermusikalische und solistische<br />

Aufgaben zu schaffen. Die sieben Streicher (zwei Violinen, zwei Violen, zwei<br />

Violoncelli und ein Kontrabass), die entwe<strong>der</strong> Führungspositionen in großen Orchestern<br />

Europas bekleiden o<strong>der</strong> <strong>an</strong> <strong>Musik</strong>hochschulen als Professoren tätig sind, hatten sich <strong>an</strong>lässlich<br />

des von Luz Leskowitz gegründeten<br />

<strong>Musik</strong>festivals zusammengefunden und spielten<br />

ihr Gründungskonzert im Juli 1979 im Rahmen<br />

<strong>der</strong> 10. Harzburger <strong>Musik</strong>tage. Das<br />

Ensemble k<strong>an</strong>n für sich Einmaligkeit in Anspruch<br />

nehmen, denn <strong>der</strong> Name „Salzburger<br />

Solisten“ verpflichtet die einzelnen Mitglie<strong>der</strong><br />

des Ensembles sich auch als Solisten zu bewähren<br />

und auf dieser Ebene sowohl Kammermusik<br />

in wechseln<strong>der</strong> und oft origineller<br />

Besetzung, als auch Solokonzerte mit Quintettbegleitung<br />

als lebendigen Dialog Gleichgesinnter<br />

und Gleichgestellter zu präsentieren.<br />

Die Salzburger Solisten machten im In- und<br />

Ausl<strong>an</strong>d zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen<br />

sowie Schallplatten und CDs.<br />

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...es tönt nicht recht, ein Horn muss her!!!<br />

Die Geschichte des Horns<br />

Das Horn gilt als eines <strong>der</strong> ursprünglichsten <strong>Musik</strong>instrumente des Menschen.<br />

Die ältesten Funde von Hörnern stammen in etwa aus <strong>der</strong> Zeit<br />

von 2000 bis 1500 v. Chr. und wurden aus Tierhörnern, Röhrenknochen,<br />

Muschel- und Schneckengehäusen, Holz und Metall gefertigt. Diese<br />

„Urhörner“ konnten bestenfalls wenige aber dafür laute Töne erzeugen<br />

und wurden daher als Signalinstrumente genutzt.<br />

Sie wurden zu <strong>der</strong> Zeit hauptsächlich für kultische o<strong>der</strong> militärische<br />

Zwecke genutzt und gelten als die Vorfahren <strong>der</strong> heutigen mo<strong>der</strong>nen<br />

Blechblasinstrumente. Eines <strong>der</strong> ersten schriftlich ben<strong>an</strong>nten Instrumente<br />

aus Metall ist in etwa auf das Jahr 1000 v. Chr. <strong>zur</strong>ück zu führen. „Und<br />

<strong>der</strong> Herr redete mit Mose und sprach: Mache dir zwei Trompeten von<br />

getriebenem Silber...“. Etwa 80 Jahre später erkl<strong>an</strong>gen unter Josuas<br />

Heerführung die „Posaunen von Jericho“.<br />

Sehr früh entwickelten ebenfalls Völker des Altertums, wie etwa die<br />

Ägypter, In<strong>der</strong>, Chinesen, Hebräer und Griechen Instrumente aus dünnw<strong>an</strong>digen<br />

Metallröhren. Die ägyptischen Instrumente wurden in dieser<br />

Kultur auch hieroglyphisch festgehalten. Diese haben in ihrer kreisrund<br />

gebogenen Form sogar Ähnlichkeiten mit dem heutigen Horn.<br />

Die Germ<strong>an</strong>en besaßen ihre großen Luren, welche auf das 13. bis<br />

7. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr. datiert werden, also auf die jüngere Bronzezeit.<br />

Die Lure besteht aus mehreren zusammengesetzten Rohren und Teilen,


Zwei Luren aus Brudevælte,<br />

Dänemark<br />

welche aus Bronze gegossen wurden. Die<br />

Luren zählen zu den aufwändigsten Bronzeobjekten.<br />

Die Herstellung erfor<strong>der</strong>te ein<br />

hohes Maß <strong>an</strong> h<strong>an</strong>dwerklichem Geschick.<br />

Daher wird vermutet, dass die Lure über<br />

einen sehr l<strong>an</strong>gen Zeitraum weiterentwickelt<br />

und verbessert wurde.<br />

Das römische Cornu weist schon eine eng<br />

mensurierte Bohrung und eine kreisrunde<br />

Form auf. Die Römer k<strong>an</strong>nten laut Vegetius<br />

die Tuba, ein aus Messing o<strong>der</strong> Bronze ge-<br />

fertigtes l<strong>an</strong>ggestrecktes Instrument mit schmalem Schallbecher.<br />

Im Mittelalter spielen Hörner im gesellschaftlichen Leben kaum eine<br />

Rolle. In <strong>der</strong> Zeit kamen Hifthörner als Signalhörner zum Einsatz und<br />

hatten daher fast immer einen praktischen Nutzen. Das Hifthorn wurde<br />

meist von Nachtwächtern, Feuerwärtern, Türmern, Jägerknechten, Hirten<br />

und Postillonen geblasen. Sie wurden hauptsächlich aus Rin<strong>der</strong>hörnern<br />

gefertigt. Oft wurde ein Mundstück aus Metall aufgesteckt. Ab<br />

dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden diese auch g<strong>an</strong>z aus Metall gefertigt.<br />

Mit den Posthörnern entst<strong>an</strong>d durch die Postillonen und <strong>der</strong>en<br />

Kutschen eine Tradition, die bis heute <strong>an</strong>hält. Viele Postunternehmen<br />

haben immer noch das Posthorn als Firmenlogo.<br />

Bis heute fahren die Busse <strong>der</strong> schweizerischen PTT gekonnt bis in die<br />

höchsten und abgelegensten Orte in den Schweizer Alpen und treiben<br />

so m<strong>an</strong>chem Autofahrer die Schweißperlen ins Gesicht, wenn ihm auf<br />

schmalen Bergstraßen ein riesiges Postauto entgegen kommt.<br />

Charakteristisch für die Busse ist<br />

das traditionelle Dreikl<strong>an</strong>gshorn,<br />

welches dem Leitmotiv aus dem<br />

And<strong>an</strong>te <strong>der</strong> Ouvertüre von Rossinis<br />

Oper „Wilhelm Tell“ entspricht<br />

und mit den Tönen<br />

Cis-E-A in A-Dur erklingt. Neben<br />

den Polizeiwagen, den Feuerwehrfahrzeugen<br />

und den Kr<strong>an</strong>kenwagen<br />

sowie Rettungsdienstfahrzeugen,<br />

gehören die<br />

Busse <strong>der</strong> Post Auto Schweiz AG<br />

zu den einzigen Fahrzeugen,<br />

die eine Genehmigung für ein<br />

mehrtöniges Signal besitzen.<br />

Die erste bek<strong>an</strong>nte schriftliche Erwähnung eines Alphorns stammt von<br />

1527. Ein Eintrag über „zwei Batzen <strong>an</strong> einem Walliser mit Alphorn“ in<br />

einem Rechnungsbuch des Klosters von St. Urb<strong>an</strong> zeugt von diesem Instrument.<br />

Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t geriet das Instrument fast vollständig in<br />

Vergessenheit, da die sehr verarmten Hirten im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t das Alp-<br />

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horn in den Städten in Verruf brachten und dieses als „Bettelhorn“ verspottet<br />

wurde. Allerdings weckten die Rom<strong>an</strong>tik und <strong>der</strong> Tourismus in<br />

<strong>der</strong> Schweiz des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wie<strong>der</strong> das Interesse <strong>an</strong> dem Instrument<br />

und sorgten dafür, dass neben Schweizer Käse, Taschenmesser,<br />

Schokolade, Uhren und Edelweiß auch das Alphorn heute als Nationalsymbol<br />

gilt. Ein Alphorn wird aus einem geeigneten Baumstamm hergestellt.<br />

Die charakteristisch gebogene Form am Schallbecher ist auf die<br />

am H<strong>an</strong>g krumm<br />

gewachsenen Fichten<br />

<strong>zur</strong>ück zu führen.<br />

Heute sind die<br />

recht l<strong>an</strong>gen Instrumente<br />

oft in zwei<br />

bis drei Teile zerlegbar.<br />

Es gilt als Frevel,<br />

ein Alphorn mit<br />

einem Mundstück aus Metall zu blasen. Daher werden je nach Region<br />

aus beson<strong>der</strong>s hartem Lärchenholz Mundstücke geschnitzt. Oft spielen<br />

die <strong>Musik</strong>er auf Kesselmundstücken, allerdings be<strong>an</strong>spruchen die Hornisten<br />

mit ihren Trichtermundstücken für sich das traditionell „richtigere“<br />

Mundstück zu haben und dadurch natürlich auch den schöneren<br />

Kl<strong>an</strong>g zu erzeugen.<br />

Im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t galt die Parforcejagd als mo<strong>der</strong>n und erfreute sich<br />

wachsen<strong>der</strong> Beliebtheit. Hierfür wurde ein großwindiges Horn entwickelt:<br />

das Parforcehorn, welches <strong>der</strong> Reiter über seiner Schulter trägt.<br />

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Parforcehorn<br />

Eine Vielzahl von Kompositionen erfreuten<br />

unter König Ludwig den XIV. Jäger, adelige<br />

Jagdherren und Gäste. Das Parforcehorn<br />

stellt eines <strong>der</strong> ersten bedeutenden Etappen<br />

<strong>der</strong> Entwicklung des Horns zum Orchesterinstrument<br />

dar. Im Epochenumbruch<br />

zum Barock brachte Je<strong>an</strong>-Baptiste<br />

Lully auch bald die Parforcehörner ins<br />

Orchester. Dafür bekamen die Hörner eine<br />

zusätzliche Windung, durch die sie sich<br />

leichter blasen ließen. Nach dieser Weiterentwicklung<br />

n<strong>an</strong>nte m<strong>an</strong> das Orchester<br />

instrument Corno da caccia.<br />

Ähnlich den Trompeten wurden für Hornisten im Barock ebenfalls<br />

Partien und Solokonzerte geschrieben.<br />

Die Entwicklung des Horns im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t hat enorme Verän<strong>der</strong>ungen<br />

hervorgerufen. Diese Entwicklung, die von dem Bedürfnis hervorgebracht<br />

wurde, mehr mit dem Horn erreichen zu können, dürfte auch<br />

zumindest indirekt eine Reaktion auf die sich verän<strong>der</strong>nde <strong>Musik</strong> gewesen<br />

sein, welche sehr stark von <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Revolution und <strong>der</strong>en<br />

Hinterfragung <strong>der</strong> Autorität des Adels geprägt wurde.<br />

Beethovens „Eroica“ läutete bereits 1904 eine neue Ära <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> ein.<br />

Er brach viele eingesessene Regeln <strong>der</strong> Komposition. Unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em


wurden Formen erweitert, neue Harmonien verwendet; die bedeutendste<br />

Neuerung war die „Rhythmische Kühnheit“, welche er z.B. durch<br />

Gegenrhythmen erreichte, und die neue immens leidenschaftliche Tonsprache.<br />

So eine Komposition hatte es damals noch nie gegeben.<br />

Zum Einen schockte dieses Werk viele Adelige und Anhänger <strong>der</strong> Monarchie.<br />

Zum An<strong>der</strong>en sahen sich viele Anhänger <strong>der</strong> Revolution in dem<br />

Werk bestätigt. Joseph Haydn, welcher 1804 einer ersten Privataufführung<br />

dieses Werkes beigewohnt haben soll, habe wohl erk<strong>an</strong>nt, dass<br />

die <strong>Musik</strong> sich ab dem Zeitpunkt für immer verän<strong>der</strong>t hatte.<br />

Die <strong>Musik</strong> nahm nach dem Vorbild Beethovens einen Weg, welcher<br />

immer mehr von harmonischer Schönheit und formeller Vollkommenheit<br />

zu emotionalem Ausdruck w<strong>an</strong><strong>der</strong>te. Immer komplexere Ausdrucksformen<br />

und Kl<strong>an</strong>gwelten verl<strong>an</strong>gten auch nach neuen Instrumenten.<br />

Am wenigsten Berührungsängste mit Neuem schien im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Richard Wagner zu haben, <strong>der</strong> nicht nur früh die Möglichkeiten<br />

des Ventilhorns nutzte, son<strong>der</strong>n auch ein neues Instrument bauen<br />

ließ, die Wagnertuba, um seinen Kl<strong>an</strong>gwelten Ausdruck verleihen zu<br />

können.<br />

Das Doppelhorn stellt das Ziel <strong>der</strong> Entwicklung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t dar.<br />

Dieses ist fähig, in allen Lagen einen chromatischen Tonvorrat zu bieten<br />

und stellt sicherlich einen sehr guten Kompromiss zwischen Ansprache,<br />

Intonation und Kl<strong>an</strong>g dar.<br />

Mozart, Vivaldi,<br />

Bach, Händel,<br />

Haydn, Beethoven, Weber,<br />

Schum<strong>an</strong>n, Brahms<br />

schrieben ihre <strong>Musik</strong> für<br />

die Instrumente, die<br />

ihnen damals <strong>zur</strong> Verfügung<br />

st<strong>an</strong>den. Die gen<strong>an</strong>nten<br />

Komponisten<br />

waren allesamt sehr fähige<br />

Meister <strong>der</strong> <strong>Musik</strong><br />

und Komposition und<br />

wussten sehr genau die<br />

verschiedenen Instrumente einzusetzen.<br />

Daher lässt m<strong>an</strong> sich gern von dem<br />

Trend <strong>der</strong> letzten paar<br />

Jahre, Werke auf den<br />

historisch korrekten<br />

Instrumenten zu spielen,<br />

begeistern. Die Werke<br />

präsentieren sich in einer völlig<br />

neuen Kl<strong>an</strong>gfarbe und plötzlich<br />

bekommt die <strong>Musik</strong> einen völlig<br />

neuen Sinn.<br />

Entnommen aus: „HORNMANS Hornseite“,<br />

www.hornm<strong>an</strong>.de<br />

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D<strong>an</strong>keschön!<br />

Ohne private Kulturför<strong>der</strong>ung ist Kunst heute kaum noch denkbar. Auch ein so<br />

ambitioniertes Projekt, wie das Mai-Festival, k<strong>an</strong>n nur d<strong>an</strong>k <strong>der</strong> Hilfe von För<strong>der</strong>ern<br />

und Sponsoren realisiert werden. Kultur auf höchstem Niveau braucht aber immer<br />

auch Freunde, die sich über das fin<strong>an</strong>zielle Engagement hinaus einer Institution<br />

von g<strong>an</strong>zem Herzen verbunden fühlen.<br />

Diese glückliche Verschmelzung aus materieller und ideeller Wertschätzung weiß<br />

das <strong>Rellinger</strong> Festival seit nunmehr 27 Jahren sehr zu schätzen.<br />

Wir d<strong>an</strong>ken allen Sponsoren und Donatoren, allen ehrenamtlichen Helfern und<br />

unseren Freunden sehr herzlich.<br />

Ihr „Mai-Festival <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong>“<br />

IMPRESSUM:<br />

Ver<strong>an</strong>stalter:<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde Rellingen mit Unterstützung des MRK<br />

<strong>Verein</strong> <strong>zur</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong><br />

Anschriften:<br />

Ev.-luth. <strong>Kirche</strong>ngemeinde Rellingen, Hauptstraße 27 a, 25462 Rellingen<br />

Pastorin Martje Kruse, Vorsitzende des <strong>Kirche</strong>nvorst<strong>an</strong>des<br />

MRK, Haselweg 10, 25469 Halstenbek, Günter Rasinski, MRK-Vorsitzen<strong>der</strong><br />

MRK-Informationen im Internet: www.mrk-rellingen.de<br />

<strong>Rellinger</strong> <strong>Kirche</strong>: www.rellingerkirche.de<br />

Fotos: Wolfg<strong>an</strong>g Gaedigk, Rellingen<br />

Redaktion: Ulrike Osterm<strong>an</strong>n und Günter Rasinski, MRK<br />

Konzept und Gesamtherstellung: Schulz und Rönsch, Werbeagentur, Halstenbek<br />

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<strong>Verein</strong> <strong>zur</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Liebe Festivalbesucher!<br />

Erstklassige Einspielungen<br />

<strong>der</strong> Mai-Festival-<strong>Musik</strong><br />

verschiedener Jahre und<br />

<strong>der</strong> Telem<strong>an</strong>n Einweihungsk<strong>an</strong>tate<br />

für die <strong>Rellinger</strong><br />

<strong>Kirche</strong> auf CD!<br />

Erhältlich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Abendkasse<br />

zu den Konzerten<br />

und bei<br />

„Fotostudio Gaedigk“,<br />

Am Rathausplatz 17,<br />

Telefon 0 41 01 - 2 23 21.<br />

RELLINGER KIRCHE


www.mrk-rellingen.de<br />

<strong>Verein</strong> <strong>zur</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

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