Das Café Life ist eröffnet - Gossen Kommunikation

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22.02.2013 Aufrufe

16 WERKSTATT UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG ist das gerade bei Betrieben der Fall, die von Zugewanderten geführt werden. Welche Vorteile haben die Firmen? Bauermeister: Während der Projektlaufzeit hat der Arbeitgeber keine Kosten. Danach gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten. Beispielsweise werden unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 75 Prozent des Bruttogehalts für die Dauer von zunächst zwei weiteren Jahren übernommen. Vom Grundsatz her ist das Programm auf Dauer angelegt. Aber auch andere Fördermöglichkeiten können für Arbeitgeber sehr interessant sein. Sehr wichtig für die Firmen ist natürlich auch, dass unsere Qualifi zierungstrainer bei Problemen da sind und ganz individuell beraten. Verdrängt das Programm nicht reguläre Jobs? Storms: Nein. Aufgrund ihres Handicaps wären unsere Teilnehmer dazu ja auch nicht in der Lage. Es geht um Nischenarbeitsplätze. Am Anfang suchen unsere Qualifi zierungstrainer gemeinsam mit den Betrieben nach einfachen Tätigkeiten, die es in jedem Betrieb gibt. Die Kunst ist, diese zu identifi zieren, zu einem neuen Aufgabenbereich zu bündeln und damit am Ende sogar das eigene Fachpersonal zu entlasten. Was wünschen Sie sich noch, außer natürlich, dass Ihre Teilnehmer später einmal übernommen werden? Bauermeister: Man muss wissen: Das Programm hat ja auch einen politischen Hintergrund. In Deutschland ist kürzlich die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen in Kraft getreten. Für die bessere berufl iche Integration von Menschen mit Handicaps wurde eigens das Projekt der Unterstützten Beschäftigung geschaffen. Was wir aber darüber hinaus brauchen, sind ein Umdenken und mehr Offenheit in der Bevölkerung. Deswegen gehen wir auch offensiv an die Öffentlichkeit. Vielen Dank für das Gespräch. Mit voller Kraft in eine gute Zukunft „Schon in der Schule hat mir das Arbeiten mit Metall Spaß gemacht“, sagt Sascha Enkirch, 17. Seit Anfang August ist der LEWAC-Teilnehmer bei der Firma Hermanns und Schornstein Metallbau in Aachen-Oberforstbach als Helfer beschäftigt. Nach der Einarbeitungszeit will sein Chef, Metallbauermeister Holger Fries (rechts), mit ihm mal das Schweißen ausprobieren: „Schweißen ist etwas für ruhige Typen wie ihn.“ Auch Kai Kirch, Qualifi zierungstrainer der LEWAC, hofft, dass sein Schützling mit Hilfe des UB-Programms und des engagierten Unternehmers den Einstieg ins Berufsleben schafft. LEWAC Unterstützte Beschäftigung Friedenstraße 20a, 52080 Aachen, Tel. 0241 968 67-20 und -34, Fax 0241 968 67-15 Email: ganser@lewac.de, www.lewac.de

„Wir spielen nicht“ Wie schafft es die Werkstatt, auch Menschen mit schweren Handicaps am Arbeitsleben teilhaben zu lassen? Was konkret heißt Arbeit und Produktivität in ihrem Fall? Ein Besuch im Heilpädagogischen Arbeitsbereich am Standort Haaren hilft, Maßstäbe zurechtzurücken. Philipp Kutscher ist hochkonzentriert. Den Kopf leicht geneigt, den Blick auf die Zellkautschuk-Platte vor ihm fi xiert, streift er mit der fl achen Handbewegung die herausschauenden Köpfe der vorgestanzten Formteile ab. Geschafft. Philipp hebt den Blick, um sich von Gruppenleiter Dirk Iserlohn ein Lob abzuholen. „Gut gemacht.“ Der Arbeitsschritt wiederholt sich, das nächste Stück, das übernächste, dann steht eine Pause an. Mehr als vier, fünf Minuten Arbeit am Stück schafft Philipp nicht. Zweifellos, es strengt ihn an, aber es ist eine Arbeit, die ihn sichtlich zufrieden macht. Neben ihm sitzen Hans-Dieter Woopen und Anita Jansen am Tisch. Während Anita in bedächtigem Tempo Kaugummis nach Farben in die Blisterverpackung sortiert, steckt Hans-Dieter lose vor ihm liegende Plastiksteckteile, die man bei der Installation von Fußbodenheizungen verwendet, auf einen Abzählstab. Eines nach dem anderen, mit leicht zittriger Hand, bis die 20 voll sind, eine Betreuerin sie sorgfältig abklebt und in die Verkaufsschachtel legt. Philipp, Anita und Hans-Dieter: drei von derzeit 46 Mitarbeitern mit schweren Behinderungen im Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) der Werkstatt in Haaren. Am Standort Neuenhofstraße WERKSTATT HEILPÄDAGOGISCHER ARBEITSBEREICH zählt der Bereich 38 Mitarbeiter. Viele sind Rollstuhlfahrer, manche haben gleich mehrere Handicaps: Epilepsie, Spastik, geistige oder körperliche Behinderungen. Einige können sich kaum oder gar nicht verbal äußern. Die meisten brauchen Hilfe beim Essen, Trinken und beim Toilettengang. Mit 1:3, also einer Fachkraft auf drei Mit arbeiter mit Behinderung, ist der Betreuungsschlüssel entsprechend hoch. Aber Arbeit? Ist das, was die Menschen hier tun, mehr als nur Beschäftigungstherapie? 17 „Wir spielen nicht“, sagt HPA-Leiter Erhard Ripp. „Natürlich geht es immer um Aufträge mit – aus Sicht nichtbehinderter Menschen – sehr einfachen Tätigkeiten. Aber es sind echte Aufträge und wir schaffen einen Mehrwert.“ Sind zum Beispiel innerhalb einer Woche 30.000 abgezählte und verpackte Dichtungsringe zu liefern, bekomme der Kunde sie auch. Bei jedem neuen Auftrag sei es Aufgabe des Fachpersonals, herauszufi nden, wie sich etwa eine einfache Handbewegung in einen Arbeitsschritt umsetzen lässt. Und welches Hilfsmittel, wie den Abzählstab, man dafür gegebenenfalls selbst konstruieren müsse. Eines verwundert Erhard Ripp und seinen Stellvertreter Dirk Iserlohn stets aufs Neue: Wie sehr sich die Mitarbeiter „mit Herz und Seele reinhängen“. Beinahe unglücklich seien viele, wenn es einmal wenig zu tun gebe. Erfreulich jedoch, dass es Firmen wie Köpp Zellkautschuk aus Haaren gibt, die der Werkstatt schon viele Jahre als Auftraggeber treu sind. So besteht der Arbeitstag nicht nur aus Arbeit. Produktion, Pfl ege und Erholungsphasen mit Spaziergängen, Sport, Spielen oder musikpädagogischen Angeboten wechseln sich ab. „Arbeit ist ein Weg zur Förderung der Persönlichkeit“, betont Ripp, der diesen Job als HPA-Leiter seit zehn Jahren macht. „Wie eigentlich für jeden Menschen. Nur anders.“ Auch deshalb ist er besonders stolz, dass einige Mitarbeiter dank der Förderung sogar den Wechsel in den Montage- oder Verpackungsbereich der Werkstatt geschafft haben.

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WERKSTATT UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG<br />

<strong>ist</strong> das gerade bei Betrieben der Fall, die von Zugewanderten<br />

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Welche Vorteile haben die Firmen?<br />

Bauerme<strong>ist</strong>er: Während der Projektlaufzeit hat der Arbeitgeber<br />

keine Kosten. Danach gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten.<br />

Beispielsweise werden unter bestimmten Voraussetzungen bis<br />

zu 75 Prozent des Bruttogehalts für die Dauer von zunächst zwei<br />

weiteren Jahren übernommen. Vom Grundsatz her <strong>ist</strong> das Programm<br />

auf Dauer angelegt. Aber auch andere Fördermöglichkeiten<br />

können für Arbeitgeber sehr interessant sein. Sehr wichtig für<br />

die Firmen <strong>ist</strong> natürlich auch, dass unsere Qualifi zierungstrainer<br />

bei Problemen da sind und ganz individuell beraten.<br />

Verdrängt das Programm nicht reguläre Jobs?<br />

Storms: Nein. Aufgrund ihres Handicaps wären unsere Teilnehmer<br />

dazu ja auch nicht in der Lage. Es geht um Nischenarbeitsplätze.<br />

Am Anfang suchen unsere Qualifi zierungstrainer gemeinsam<br />

mit den Betrieben nach einfachen Tätigkeiten, die es in jedem<br />

Betrieb gibt. Die Kunst <strong>ist</strong>, diese zu identifi zieren, zu einem neuen<br />

Aufgabenbereich zu bündeln und damit am Ende sogar das<br />

eigene Fachpersonal zu entlasten.<br />

Was wünschen Sie sich noch, außer natürlich, dass Ihre Teilnehmer<br />

später einmal übernommen werden?<br />

Bauerme<strong>ist</strong>er: Man muss wissen: <strong>Das</strong> Programm hat ja auch<br />

einen politischen Hintergrund. In Deutschland <strong>ist</strong> kürzlich die<br />

UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen in Kraft<br />

getreten. Für die bessere berufl iche Integration von Menschen<br />

mit Handicaps wurde eigens das Projekt der Unterstützten Beschäftigung<br />

geschaffen. Was wir aber darüber hinaus brauchen,<br />

sind ein Umdenken und mehr Offenheit in der Bevölkerung.<br />

Deswegen gehen wir auch offensiv an die Öffentlichkeit.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Mit voller Kraft in eine gute Zukunft<br />

„Schon in der Schule hat mir das Arbeiten mit Metall Spaß<br />

gemacht“, sagt Sascha Enkirch, 17. Seit Anfang August<br />

<strong>ist</strong> der LEWAC-Teilnehmer bei der Firma Hermanns und<br />

Schornstein Metallbau in Aachen-Oberforstbach als Helfer<br />

beschäftigt. Nach der Einarbeitungszeit will sein Chef,<br />

Metallbauerme<strong>ist</strong>er Holger Fries (rechts), mit ihm mal das<br />

Schweißen ausprobieren: „Schweißen <strong>ist</strong> etwas für ruhige<br />

Typen wie ihn.“ Auch Kai Kirch, Qualifi zierungstrainer der<br />

LEWAC, hofft, dass sein Schützling mit Hilfe des UB-Programms<br />

und des engagierten Unternehmers den Einstieg<br />

ins Berufsleben schafft.<br />

LEWAC Unterstützte Beschäftigung<br />

Friedenstraße 20a, 52080 Aachen,<br />

Tel. 0241 968 67-20 und -34, Fax 0241 968 67-15<br />

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