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Unbemannt am Steilhang mähen - Schweizerbauer.ch

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Herausforderung für Konstrukteure:<br />

<strong>Unbemannt</strong> <strong>am</strong> <strong>Steilhang</strong> <strong>mähen</strong><br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Firmen entwickeln<br />

und bauen ferngesteuerte<br />

Fahrzeuge für<br />

Arbeiten im Gelände.<br />

Weil sie helfen können,<br />

ungesunde körperli<strong>ch</strong>e<br />

Belastung und Unfallgefahren<br />

zu vermindern<br />

sowie die Arbeitsleistung<br />

zu steigern, dürften sie<br />

Absatzpotenzial haben.<br />

VON MAX WELTER<br />

Ein Raupenfahrzeug mit Mähwerk<br />

arbeitet allein im <strong>Steilhang</strong>.<br />

Es erkennt Hindernisse<br />

wie grosse Steine und wei<strong>ch</strong>t ihnen<br />

aus. Wenn Mens<strong>ch</strong>en oder Tiere im<br />

Gefahrenberei<strong>ch</strong> sind, hält es an und<br />

stoppt das Werkzeug automatis<strong>ch</strong>. –<br />

Das kann man si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur vorstellen,<br />

es lässt si<strong>ch</strong> im Prinzip au<strong>ch</strong> verwirkli<strong>ch</strong>en.<br />

Die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Voraussetzungen<br />

dafür sind jedenfalls vorhanden.<br />

Trotzdem ist eine<br />

Serienproduktion sol<strong>ch</strong>er Mas<strong>ch</strong>inen<br />

no<strong>ch</strong> in weiter Ferne.<br />

Mit Funkfernsteuerung<br />

ohne Fahrerkabine<br />

Die bereits erhältli<strong>ch</strong>en «unbemannten»<br />

Fahrzeuge und Mas<strong>ch</strong>inen arbeiten<br />

mit Funkfernsteuerung. Kleinere<br />

Mas<strong>ch</strong>inen wie der ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Spider (www.spider-online.de) mit<br />

vier rundum drehbaren, hydrostatis<strong>ch</strong><br />

angetriebenen und gesteuerten<br />

Rädern oder der dänis<strong>ch</strong>e Raupenmäher<br />

von Lynex (www.lynex.dk)<br />

sind für das Mul<strong>ch</strong>en von Bös<strong>ch</strong>ungen,<br />

Gräben und anderen s<strong>ch</strong>wer zugängli<strong>ch</strong>en<br />

Grünflä<strong>ch</strong>en ausgerüstet.<br />

Au<strong>ch</strong> Raupenfahrzeuge von Niko<br />

(www.niko-mas<strong>ch</strong>inenbau.de) für<br />

Transporte und Arbeiten in Rebbergen,<br />

sogenannte Stehraupen, gibt<br />

es mit Funkfernsteuerung. Der Fahrer<br />

kann an exponierten Stellen absteigen<br />

und von Handsteuerung auf<br />

Funkfernsteuerung we<strong>ch</strong>seln. Dadur<strong>ch</strong><br />

wird die Unfallgefahr kleiner.<br />

Der Deltrak von Irus (www.irus.de)<br />

ist für den Frontanbau von S<strong>ch</strong>legelmul<strong>ch</strong>er,<br />

Portalmähwerk, Bandre<strong>ch</strong>en,<br />

S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>ilder und -fräsen<br />

usw. und für Arbeitsbreiten bis<br />

125 cm ausgelegt. Dank Raupen, pendelnd<br />

gelagertem Motor und tiefem<br />

S<strong>ch</strong>werpunkt kann der Deltrak au<strong>ch</strong><br />

in steilen Hängen eingesetzt werden.<br />

Einige Mas<strong>ch</strong>inen dieses Typs sind<br />

au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz im Einsatz, zwei<br />

davon beim Bauhof in Lausanne.<br />

Eine ähnli<strong>ch</strong>e Mas<strong>ch</strong>ine, der Robo-<br />

Flail, wurde von Niko zus<strong>am</strong>men mit<br />

KommTek (www.RoboFlail.de) entwickelt.<br />

Diese Mas<strong>ch</strong>ine ist ebenfalls<br />

für vers<strong>ch</strong>iedene Mähsysteme geda<strong>ch</strong>t<br />

und dank extrem niedrigem<br />

S<strong>ch</strong>werpunkt nahezu kippsi<strong>ch</strong>er.<br />

Obwohl au<strong>ch</strong> ferngesteuerte Mas<strong>ch</strong>inen<br />

eine Bedienungsperson voll<br />

beanspru<strong>ch</strong>en, haben sie gegenüber<br />

den Handgeführten Vorteile, die ins<br />

Gewi<strong>ch</strong>t fallen können:<br />

Gemäss den Herstellern lassen<br />

si<strong>ch</strong> dank Fernsteuerung die Belas-<br />

Bilder: zVg<br />

tung des Fahrers und die Unfallgefahr<br />

bei Arbeiten im Hang verringern und<br />

die Arbeitsleistung unter Umständen<br />

vergrössern. «Der Fahrer ist bedeutend<br />

weniger den Emissionen wie Abgasen<br />

und Lärm ausgesetzt», sagt<br />

Ralph Bahle, Vertriebsleiter der Irus<br />

Motorgeräte GmbH im deuts<strong>ch</strong>en Salmendingen.<br />

Die Körperbelastung bei<br />

Manipulationen und dur<strong>ch</strong> Vibrationen<br />

der Mas<strong>ch</strong>ine entfalle ganz. Die<br />

ferngesteuerte Mas<strong>ch</strong>ine sei ni<strong>ch</strong>t an<br />

die S<strong>ch</strong>rittges<strong>ch</strong>windigkeit des Anwenders<br />

gebunden und könne rund<br />

doppelt so s<strong>ch</strong>nell fahren wie ein<br />

handgeführter Motormäher. No<strong>ch</strong><br />

weit grösser sei der Leistungsvorsprung<br />

im Verglei<strong>ch</strong> zur Motorsense.<br />

Ohne Körperbelastung<br />

und weniger gefährli<strong>ch</strong><br />

«Aus der Si<strong>ch</strong>t der Unfallverhütung<br />

und Gesundheitsvorsorge ist diese<br />

Entkoppelung des Mens<strong>ch</strong>en von der<br />

Mas<strong>ch</strong>ine zu begrüssen», findet Tho-<br />

Der Deltrak von<br />

Irus mit BenzinoderDieselmotoren<br />

von 19 bis<br />

23 kW (25 bis 31<br />

PS) wiegt um<br />

600 kg. Er ist für<br />

den Frontanbau<br />

vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Werkzeuge ausgelegt<br />

und mäht<br />

bis 125 cm breit.<br />

Der Spider mit<br />

vier rundum<br />

drehbaren Rädern<br />

mäht mit<br />

einem 13,4-kW-<br />

Motor 80 cm<br />

breit und ist 180<br />

kg s<strong>ch</strong>wer.<br />

LANDFREUND · 6/2008<br />

35


Der RoboFlail<br />

von Niko/Komm-<br />

Tek arbeitet mit<br />

17-kW/23-PS-<br />

Motor und Vertikal-S<strong>ch</strong>legelmäher<br />

mit 122<br />

cm Arbeitsbreite.<br />

Maximale<br />

Mähges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

der zirka<br />

650 kg s<strong>ch</strong>weren<br />

Mas<strong>ch</strong>ine: 10<br />

km/h<br />

Die 148 cm breite<br />

Mähraupe<br />

von Lynex mäht<br />

100 cm breit. Sie<br />

ist mit einem 22-<br />

PS-Motor ausgerüstet<br />

und<br />

wiegt 290 kg.<br />

36<br />

LANDFREUND · 6/2008<br />

mas Ba<strong>ch</strong>mann, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Leiter<br />

der «agriss» in S<strong>ch</strong>öftland AG, die<br />

si<strong>ch</strong> für Gesundheitss<strong>ch</strong>utz und Arbeitssi<strong>ch</strong>erheit<br />

in der Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

engagiert. Dabei sei aber zu bea<strong>ch</strong>ten,<br />

führt er weiter aus, dass die Fernsteuerung<br />

au<strong>ch</strong> neue Gefahren zum<br />

Beispiel dur<strong>ch</strong> wegges<strong>ch</strong>leuderte Gegenstände<br />

mit si<strong>ch</strong> bringen kann. Gefährli<strong>ch</strong><br />

kann au<strong>ch</strong> die Annäherung<br />

der Bedienungsperson an die laufende<br />

Mas<strong>ch</strong>ine sein. Deshalb brau<strong>ch</strong>e es<br />

mindestens eine Notauss<strong>ch</strong>altung des<br />

Fahr- und Werkzeugantriebes auf der<br />

Mas<strong>ch</strong>ine und per Funksteuerung.<br />

Besser wäre eine Naherkennung von<br />

Personen oder Gegenständen, verbunden<br />

mit einem Notstopp bei Gefahr.<br />

Ohne Bedienung<br />

geht es no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

Die Fernsteuerung ma<strong>ch</strong>t die Überwa<strong>ch</strong>ung<br />

der Mas<strong>ch</strong>ine ni<strong>ch</strong>t überflüssig.<br />

Diese bleibt eine Herausforde-<br />

TECHNIK<br />

rung und kann ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong> automatisiert<br />

werden. Dies wäre aber<br />

Voraussetzung für die Mas<strong>ch</strong>inensteuerung<br />

über das satellitengestützte<br />

Positionierungssystem GPS. Aber<br />

die Mas<strong>ch</strong>inenüberwa<strong>ch</strong>ung ist ni<strong>ch</strong>t<br />

die einzige S<strong>ch</strong>wierigkeit auf dem<br />

Weg zur GPS-Steuerung.<br />

Ein anderes Problem sind die hohen<br />

Kosten einer genügend genauen<br />

GPS-Navigation. «In der Standardausführung<br />

ist das GPS für das Mähen<br />

viel zu ungenau», sagt Frank Hemmeri<strong>ch</strong>,<br />

Mitkonstrukteur des Robo-<br />

Flail und Inhaber von KommTek.<br />

«Kostengünstige Navigationssysteme,<br />

wie sie heute im Auto verwendet<br />

werden, arbeiten mit einer Abwei<strong>ch</strong>ung<br />

von 3 bis 4 m. Das genügt für<br />

die Orientierung im Strassenverkehr,<br />

zum Mähen aber bei Weitem ni<strong>ch</strong>t.»<br />

Dazu wäre ein System mit Signalkorrektur<br />

erforderli<strong>ch</strong>, wie es heute auf<br />

Traktoren verwendet wird. Es funktioniert<br />

au<strong>ch</strong> auf dem Mäher, wie ein<br />

Prototyp in England beweist. Man<br />

führt diesen Mäher während der ersten<br />

Runde von Hand und lässt ihn<br />

dann GPS-geführt parallel <strong>mähen</strong>.<br />

Do<strong>ch</strong> die Elektronik für die Navigation<br />

allein kostet rund doppelt so<br />

viel wie die Mas<strong>ch</strong>ine selber. Die<br />

Funkfernsteuerung mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Funktionen für die Mas<strong>ch</strong>inensteuerung<br />

bis zum Li<strong>ch</strong>tein- und -auss<strong>ch</strong>alten<br />

kostet rund zehnmal weniger.<br />

Au<strong>ch</strong> für die Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

geda<strong>ch</strong>t<br />

Frank Hemmeri<strong>ch</strong> kann si<strong>ch</strong> einen<br />

Einsatz ferngesteuerter Mähmas<strong>ch</strong>i-<br />

Niko/KommTek-Raupe (27 kW/<br />

38 PS, ca. 850 kg) im Mäheinsatz<br />

an Bunkerköpfen. Raupenfahrzeuge<br />

von Niko werden oft<br />

in Rebbergen eingesetzt.<br />

nen au<strong>ch</strong> in der Landwirts<strong>ch</strong>aft vorstellen.<br />

Mas<strong>ch</strong>inen mit grösserer Arbeitsbreite<br />

werden überproportional<br />

s<strong>ch</strong>werer. Dabei sollte das Gewi<strong>ch</strong>t<br />

der Mas<strong>ch</strong>ine beim Einsatz an Steilhängen<br />

mögli<strong>ch</strong>st gering bleiben.<br />

Eine weitere Herausforderung ist es,<br />

eine mit handgeführten Mas<strong>ch</strong>inen<br />

verglei<strong>ch</strong>bare Arbeitsqualität zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigsten Interessenten für<br />

funkferngesteuerte Mähmas<strong>ch</strong>inen<br />

sind derzeit Kommunalbetriebe, die<br />

Armee und die Bahn sowie Betreiber<br />

von Treibstofflagern und S<strong>ch</strong>ifffahrtskanälen.<br />

Autobahnbös<strong>ch</strong>ungen werden vorwiegend<br />

mit Fahrzeugen wie dem<br />

Terratrac gemäht, wobei anzufügen<br />

bleibt, dass man au<strong>ch</strong> den Terratrac<br />

ferngesteuert haben kann. Gemäss<br />

Niklaus Moos, Chefkonstrukteur bei<br />

Aebi, sind derzeit zwei sol<strong>ch</strong>e Fahrzeuge<br />

im Einsatz. Eines davon wird<br />

auf dem Waffenplatz Thun zum<br />

Mähen im Zielgelände verwendet, wo<br />

eine gewisse Blindgängergefahr besteht.<br />

«Das Fernsteuern erfordert<br />

eine hohe Aufmerks<strong>am</strong>keit und ist auf<br />

Dauer so anstrengend, dass die Bedienungsperson<br />

gerne wieder in die<br />

Kabine we<strong>ch</strong>selt», sagt Niklaus Moos,<br />

«dies umso mehr, als dank Lärms<strong>ch</strong>utz,<br />

S<strong>ch</strong>wenksitz, Klimaanlage<br />

und Radio der Fahrkomfort dort<br />

heute sehr ho<strong>ch</strong> ist.» ■

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