2011-05 Biographien-hq - Feuerwehrchronik
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Feuerwehren und wies ihnen wie selbstverständlich<br />
jeweils ihren Platz zu – den freiwilligen<br />
Wehren in kleinen und mittleren Gemeinden,<br />
den Berufsfeuerwehren in den Großstädten.<br />
Kellerbauer betrachtete die Entwicklung<br />
des Feuerlöschwesens weit über seine sächsische<br />
Heimat hinaus und war glänzend über<br />
den Stand in den anderen deutschen Provinzen<br />
informiert 8 .<br />
Auf der Ebene der Baugewerkschulen waren<br />
schon vorher entsprechende Unterrichtsveranstaltungen<br />
abgehalten worden. So gab es<br />
ab 1871 regelmäßig einen Kurs zum Feuerlöschwesen<br />
an der Königlichen Baugewerkschule<br />
Stuttgart und auch an der Baugewerkschule<br />
in München hat es Unterrichtseinheiten<br />
mit dem Thema Feuerlöschwesen gegeben 9 .<br />
Kellerbauer setzte sich nun für die Vermittlung<br />
des Unterrichtsstoffes rund um das Feuerlöschwesen<br />
auch auf der höchsten akademischen<br />
Ebene ein.<br />
So wies Kellerbauer selbst darauf hin, dass für<br />
solche Kurse aber „nicht nur die Baugewerkschulen<br />
in Betracht kommen können und sollen.<br />
Es bietet vielmehr eine Vereinigung verschiedener<br />
technischer Lehranstalten (…) ein<br />
noch viel geeigneteres Feld für die Einführung<br />
eines solchen Unterrichtes durch die grosse<br />
Anzahl technisch gebildeter junger Männer<br />
aller Berufsarten, welche sich hier vereinen,<br />
welche also die Kenntnisse des Feuerlöschwesens<br />
später in Kreise einführen werden, die<br />
ihm jetzt fern stehen, sowie durch den Umstand,<br />
dass diese Anstalten, mehr noch als die<br />
Baugewerkschulen allein, sich aus allen<br />
Gauen unseres Vaterlandes rekrutieren, womit<br />
der räumlichen Ausbreitung jener so nützlichen<br />
Kenntniss ein ganz wesentlicher Vorschub geleistet<br />
wird.“ Auch betonte Kellerbauer, dass an<br />
den höheren technischen Lehranstalten „die<br />
allgemeine Vorbildung ihrer Schüler im Allgemeinen<br />
auf einem höheren Niveau stehen,<br />
(…) was natürlich für die Durchführung des<br />
Unterrichtes selbst wie für die zu erhoffenden<br />
Resultate nur von Vortheil sein kann.“<br />
Während sich die Spitzen der Feuerwehrverbände<br />
in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
vorwiegend aus dem gehobenen Bürgertum<br />
rekrutierten, so setzten sich die Feuerwehren<br />
selbst in der Masse vor allem aus Handwerkern,<br />
Arbeitern und im ländlichen Gebiet auch<br />
aus Bauern zusammen. Gerade in den Gremien<br />
der Feuerwehrverbände hätte man gerne<br />
gesehen, wenn sich mehr Söhne aus „besserem<br />
Hause“ in den Feuerwehren engagiert hätten.<br />
Gerade für die akademischen Kreise wur-<br />
91<br />
de Kellerbauer als „Integrationsfigur“ geschätzt,<br />
der die Studenten mit Wesen, Wirken<br />
und Wichtigkeit der Feuerwehren vertraut<br />
machte. Er führe „die irrige Meinung der Spötter<br />
über Wert und Wesen der Freiwilligen<br />
Feuerwehren und insbesondere die Voreingenommenheit<br />
all derer, die sich entweder als<br />
zu fein und nobel, oder gar als zu gelehrt dünken,<br />
als dass sie einem Feuerwehrkorps angehören<br />
könnten, ad absurdum“ 10 .<br />
Kellerbauers Engagement war bei weitem<br />
nicht auf das Feuerwehrwesen beschränkt.<br />
Neben vielen anderen Aktivitäten war er ab<br />
1883 über drei Jahrzehnte hinweg Vorsitzender<br />
der Sektion Chemnitz des Deutschen und<br />
Österreichischen Alpenvereins. Deutliches<br />
Zeichen seiner Verdienste auf diesem Gebiet<br />
ist der „Kellerbauerweg“, ein zwölf Kilometer<br />
langer Höhenwanderweg in Südtirol, der nach<br />
ihm benannt wurde.11 Ab 1867 war er Mitglied<br />
und zeitweise Vorsitzender der Chemnitzer<br />
Turner, außerdem Mitglied der „Singakademie“<br />
in Chemnitz. Neben seinen Tätigkeiten als<br />
Feuerwehrmann, Sänger und Bergsteiger war<br />
Kellerbauer auch im liberalen „Freisinn“ politisch<br />
aktiv 12 .<br />
Dem Bildungsideal des Bürgertums im ausge-<br />
Kellerbauer als Vorsitzender der Sektion Chemnitz des<br />
Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.<br />
<strong>Feuerwehrchronik</strong> Heft 5 7. Jahrgang 30. September <strong>2011</strong>