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Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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das (Burg) Schloß »Laitterperg« mit Äcker, Wiesen, Bainden,<br />

Garten, Wald, Feld und mit allem Zugehör, mit Wegen, Trieb<br />

und Tratt, Wunn und Weid, laut einem gesiegelten Kaufbrief<br />

gekauft und genutzt haben. Der Vertreter Wangens entgegnete,<br />

daß keine Äcker außerhalb des (südlichen) Burggrabens<br />

zum Burgstall gehörten. Diese seien »ain gemain Gemärk<br />

usserthalb dem Graben«.<br />

Das südlich des ehemaligen Burggeländes angrenzende<br />

Gebiet heißt, wie wir gesehen haben, heute noch »Gemeines<br />

Märk« (Gemeindegrundstück). Als Schiedsrichter in diesem<br />

Streit entschied der uns von Einhart her bekannte Wilhelm<br />

Grämlich von Hasenweiler, daß die zwei Äcker am Burgstall<br />

Leiterberg, die innerhalb der von ihm festgesetzten Marken<br />

liegen, vom Abt nach eigenem Ermessen gegen Zins und<br />

Landgarb vergeben und eingezäunt werden dürfen. Vor und<br />

nach den Bäumen jedoch dürften sie (Vieh) treiben »wie uff<br />

ain andre brach« (Brache damals im 3. Jahr der Dreifelderwirtschaft).<br />

Anmerkungen<br />

1 Flurkarte Wangen, Lkr. Sigmaringen, Nr. SO 5320/SO 5420, hrsg.<br />

vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart,<br />

Maßstab 1:2500, <strong>Ausgabe</strong> 1987.<br />

2 Topographische Karte, Ostrach, Blatt 8022, hrsg. vom Landesvermessungsamt<br />

Baden-Württemberg, Stuttgart, Maßstab 1:25000,<br />

<strong>Ausgabe</strong> 1975, vergrößert auf ca. 1:2500.<br />

3 Ludwig Heizmann, Der Amtsbezirk Pfullendorf und der ehemalige<br />

Amtsbezirk Achern in historischer Darstellung, mit 20 Abbildungen,<br />

Druck und Kommissionsverlag H.Wagner, München-<br />

Kolbermoor 1936, S. 31, Nr. 14, Wangen.<br />

4 Eugen Schnell, Historisch-statistische Beschreibung des Fürstlichen<br />

Oberamts Ostrach, in: Historisch-statistische Zeitschrift für<br />

HERBERT RÄDLE<br />

Zur Datierung des Falkensteiner Altars<br />

Der Falkensteiner Altar ist - neben dem Wildensteiner Altar 1<br />

- wohl das eindrucksvollste Werk des Meisters von Meßkirch<br />

in der Fürstlich Fürstenbergischen Gemäldesammlung<br />

Donaueschingen. Er ist alter Besitz der Fürstenberger und<br />

stammt aus der Schloßkapelle Falkenstein im Donautal 2 .<br />

Seine Datierung ist dokumentarisch nicht belegt.<br />

Nun weiß man freilich, daß der M.v.M. in der 2. Hälfte der<br />

30er Jahre vornehmlich im Dienste des Grafen Gottfried<br />

Werner von Zimmern gearbeitet hat. Werke aus dieser Zeit<br />

sind der schon erwähnte Wildensteiner Altar (datiert 1536),<br />

sowie der Haupt- und die insgesamt 10 ehemaligen Seitenaltäre<br />

der Kirche Sankt Martin in Meßkirch (ca. 1536-38),<br />

nach denen der Meister ja auch seinen Notnamen hat.<br />

Die Frage, ob der M.v.M. auch schon vor 1536 für Gottfried<br />

Werner von Zimmern gearbeitet hat, scheint nicht ohne<br />

weiteres beantwortbar. Hofstätter (S.6), der sich vorsichtig<br />

ausdrückt, stellt lediglich fest, der M.v.M. sei »von etwa 1530<br />

bis 1538 in Meßkirch für die Grafen von Zimmern tätig<br />

gewesen«. Doch hat schon Rieffei für ein viel früheres Werk<br />

des M.v.M., das Sigmaringer Hausaltärchen 3 , das durch eine<br />

Hochzeit auf 1524 datiert ist 4 , mit Recht »eine Beziehung (sc.<br />

des M.v.M.) zum Hause Gottfried Werners von Zimmern«<br />

festgestellt 5 . Gottfried Werner war nämlich mit Apollonia<br />

von Henneberg verheiratet, deren Wappen auf dem Altärchen<br />

vorkommt.<br />

Halten wir also fest: eine Beziehung des M.v.M. zur Familie<br />

Gottfried Werners von Zimmern kann schon für die Zeit um<br />

1524 belegt werden. Und wenn wir damit eine Information<br />

60<br />

die beiden Fürstentümer Hohenzollern, Sigmaringen, P. Liehner,<br />

1845, S. 35-129, hier S. 89.<br />

5<br />

J. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch,<br />

2. Bd., 1905, S. 485.<br />

6<br />

Die Wappenrolle von Zürich, Orell Füßli Verlag, Zürich, Leipzig,<br />

S. 107, Nr. 260, Leiterberg.<br />

7<br />

Das Land Baden-Württemberg, Amtliche Beschreibung nach<br />

Kreisen und Gemeinden, Bd. VII, Regierungsbezirk Tübingen,<br />

Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1978, S. 830/31.<br />

8<br />

PfarrA Ostrach, Kapellenpflege Wangen, Auszug vom 8.6.1831<br />

bei den Jahresrechnungen.<br />

9<br />

Fürstlich Fürstenbergisches Archiv Donaueschingen, Urbar des<br />

Amtes Wangen 1760.<br />

10<br />

J.A. Kraus, Ehemalige Maße und Gewichte im heutigen Hohenzollern<br />

und Umgebung, Hohenzollerische Jahreshefte 3, 1936,<br />

S.141-143.<br />

11<br />

Mündliche Information Schäfer, Wangen.<br />

12<br />

Ausschnitt aus der Karte »Ostrachtal«, StA Sigmaringen, Dep. 39,<br />

Karte 1, Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart.<br />

13<br />

Wie Anm. 5.<br />

14<br />

Wie Anm. 5, nach dem Lehenbuch der Abtei Reichenau, und<br />

K.A. Barack, Gallus Oheims Chronik von Reichenau, Stuttgart<br />

1866, S. 180.<br />

15<br />

Sebastian Locher, Regesten der Geschichte der Grafen von Veringen,<br />

1872, S. 46, und StA Sigmaringen, Dep. Fürstlich Hohenzollerisches<br />

Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen, Bestand<br />

Kloster Wald, Urkunde 26, sowie Fürstenbergisches Urkundenbuch<br />

(= FUB) V., S. 102, Nr. 144 (1243).<br />

16<br />

FUB V., S. 124, Nr. 169 (1262) und Codex Diplomaticus Salemitanis,<br />

Urkundenbuch der Cistercienserabtei Salem, F. v. Weech,<br />

1883-1895, 3 Bde. (=CDS), hier CDSI., S.413, Nr. 371 (1262).<br />

17<br />

CDS II., S. 217-222, Nr. 600, hier S.219 (1279).<br />

18<br />

CDS II., S. 470^73, Nr. 889 und 890 (1294).<br />

19 StA Sigmaringen, Ho 158, Herrschaft Ostrach, Repert. Herberhold,<br />

S. 46, Nr. 182. (Schluß folgt)<br />

des Meisters von Meßkirch<br />

kombinieren, die W. Pfefferkorn in seinem Bericht über die<br />

kürzlich durchgeführten Grabungen auf Burg Falkenstein<br />

liefert 6 , die Tatsache nämlich, daß Gottfried Werner von<br />

Zimmern von 1516 bis 1526 Besitzer der Burg Falkenstein<br />

war, sie weitgehend auf den jetzigen Baubestand gebracht<br />

und wohl auch die Burgkapelle neu gebaut hat (den Turm<br />

über der Burgkapelle jedenfalls ließ er, wie die Zimmern'sche<br />

Chronik II 238 berichtet, abreißen), so dürfte wohl kaum<br />

mehr ein Zweifel bestehen, daß er, der in den Jahren 1516 bis<br />

1526 »viel auf Burg Falkenstein wohnte« 7 , damals auch den<br />

Auftrag für den Falkensteiner Altar erteilte und ihn hat<br />

aufstellen lassen. Die Entstehung des Falkensteiner Altars<br />

dürfte also auf die Zeit zwischen 1516 und 1526 - eher aber<br />

wohl gegen Ende dieses Zeitraums - zu datieren sein. In der<br />

Tat verbindet auch der Stil der Figuren und besonders<br />

Farbgebung und Gestaltung der Gewänder, sowie die Tatsache,<br />

daß noch viel Goldgrund verwendet ist, den Falkensteiner<br />

Altar mit den Malereien des Sigmaringer Hausaltärchens<br />

und spricht für eine Datierung beider Werke um die Mitte der<br />

20er Jahre. Chr. Salm setzt übrigens das Hausaltärchen auf<br />

1528, den Falkensteiner Altar auf »um 1525« 8 .<br />

Anmerkungen<br />

1 Der Wildensteiner Altar stammt in Wirklichkeit nicht von der Burg<br />

Wildenstein, einem Sitz der Grafen von Zimmern oberhalb Beuron,<br />

sondern aus dem Meßkircher Schloß.<br />

2 Vgl. H. Hofstätter, Die Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen<br />

Donaueschingen, München (Schnell und Steiner) 1 1980, S. 66. Der<br />

Falkensteiner Altar kam übrigens 1627 mit dem Erbe des Hauses<br />

Zimmern an die Fürstenberger. Hofstätter, S. 6.

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