Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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Danach setzte sich der Urwald vor Einflußnahme durch den<br />
Menschen wie folgt zusammen:<br />
Fichte 5% Buche 13%<br />
Tanne 3% Eiche 9%<br />
Kiefer 23% sonstige Laubbäume 47%<br />
Sa. Nadelbäume 31% Sa. Laubbäume 69%<br />
(+ Erle, Esche, Weide, Birke etc.)<br />
Die Entwicklung der Baumartenanteile bis heute zeigt eine<br />
rasante Zunahme des Fichtenanteils, vor allem auf Kosten der<br />
Laubbäume. Wie konnte das geschehen ? Die Betrachtung der<br />
Waldwirtschaft von 1200 bis heute soll die Antwort darauf<br />
geben.<br />
Die Waldwirtschaft zwischen 1200 und 1740<br />
Wie bereits erwähnt, wurde der Weithart zwischen 1200 und<br />
1740, also über 500 Jahre lang, gemeinsam benutzt. Jeder<br />
bediente sich nach seinem Gutdünken. Waldweide, Streunutzung,<br />
Gras- und Moosnutzung, Harzgewinnung, Köhlerei,<br />
Rindengewinnung, waren die wichtigsten sogenannten<br />
Nebennutzungen, auf die später noch näher eingegangen<br />
wird. Die damalige Hauptnutzung war die Brennholznutzung,<br />
untergeordnet die Bauholznutzung.<br />
Der Brennholzbedarf der Städte Mengen und Pfullendorf war<br />
sehr groß und so griff man von Anfang an die Bestände der<br />
Rotbuche, aber auch die der Esche, Birke und Hainbuche an.<br />
OTTO WERNER<br />
Wir können davon ausgehen, daß die im Urwald mit 13%<br />
beteiligte Rotbuche nach 200-300 Jahren weitgehend verschwunden<br />
war. Zur Zeit der Aufteilung im Jahre 1740 wurde<br />
sie nicht mehr erwähnt.<br />
Nach Holzeinschlägen im Weithart blieben meist große<br />
baumlose Platten übrig. Die natürlich aufschlagenden Laubbäume<br />
hatten bei der damaligen intensiven Waldweide keine<br />
Chance.<br />
Andererseits war es nicht üblich, wieder aufzuforsten. Heute<br />
ist dies gesetzlich vorgeschrieben. Hier fand die Fichte die<br />
besten Voraussetzungen. Als Lichtbaumart mit weittragendem<br />
Samen, drang sie von den Moorrändern her auf die<br />
holzlosen Platten vor. Offensichtlich konnte sie auch der<br />
Weidebetrieb nicht aufhalten. Daß die Fichte bereits im<br />
16. Jahrhundert stark in den Weithart eingedrungen war, geht<br />
aus Rechnungen für das Harzen des Spitals Pfullendorf von<br />
1597/98 hervor.<br />
Die Eiche wurde als wertvoller Mastbaum für die Waldweide<br />
frühzeitig geschont. Bereits 1521 existierte eine Eichelordnung<br />
für den Weithart.<br />
Während des 30jährigen Krieges 1618-1648 muß man besonders<br />
schlimm im Weithart gehaust haben, so daß sich die<br />
Kiefer, die überall da wächst, wo sonst nichts mehr gedeiht,<br />
weiter ausbreiten konnte. Einige Waldbezeichnungen zeugen<br />
noch von der einst vorherrschenden Kieferdominanz, (z. B.<br />
Fohrenstock bei Rosna). (Fortsetzung in Heft 4)<br />
»Hochzeit Conto« (1830) für Johannes Gfrörer, Bürger von Hechingen<br />
Im Wonnemonat Mai des Jahres 1830 heiratete der Hechinger<br />
Bürger Johannes Gfrörer die Hechinger Bürgerstochter Theresia<br />
Stotz. Aus dem Besitz Ludwig Eglers ist uns von dieser<br />
Hochzeit eine Rechnung des Wirts »Zum goldenen Adler«<br />
erhalten geblieben. Die Tavernwirtschaft »Zum goldenen<br />
Adler« lag am Marktplatz (und brannte am 17. September<br />
1901 ab). Der Wirt Joseph Schmid war übrigens auch Goldund<br />
Silberarbeiter. Das Blatt ist überschrieben: »Hochzeit<br />
Conto vor (=für) Johannes Gfrörer, was verzört worden<br />
ist« '. Die Brautleute mußten vor der Trauung in der Pfarrkirche<br />
St. Jakobus in Hechingen »verkündigt« werden; dies<br />
geschah am Palmsonntag (4.4.) 2 , am Ostermontag (12.4.)<br />
und am Weißen Sonntag (18. 4.) 3 .<br />
Schon vor dem Hochzeitstag waren etliche Personen auf die<br />
Rechnung des Bräutigams gesetzt worden. »Beym Hochzeit<br />
Einschreiben« schickte der Wirt »Zum goldenen Adler«<br />
1 Maas 4 Sechs-Batzen-Wein 5 in den Pfarrhof. Sehr nüchtern<br />
und trocken scheint es dort nicht zugegangen zu sein. Warum<br />
auch? Heiraten ist zwar eine ernste, aber keine triste Angelegenheit.<br />
Am 2. Mai (Sonntag) ließ der Bräutigam wieder VA<br />
Maas Wein gleicher Qualität und für 3 Kreuzer Brot anschreiben.<br />
Am 7. Mai (Freitag) wurden von den beiden Gespielinnen<br />
der Braut 1 Schoppen 6 Wein getrunken und für 1 Kreuzer<br />
Brot verzehrt. Einige Tage vor der Hochzeit erfolgte die<br />
Einladung der Gäste durch die beiden von Haus zu Haus<br />
gehenden Brautjungfern; dabei haben sie sich einen Trunk<br />
genehmigt. Am Sonntag, dem 9. Mai - zwei Tage vor der<br />
Hochzeit -, wurden 4 Maas und 1 Schoppen Sechs-Batzen-<br />
Wein und Brot für 9 Kreuzer angeschrieben. Das müssen<br />
wohl die trinkfesteren Gesellen des Bräutigams gewesen sein,<br />
die mit dem Hochzeiter Abschied vom Junggesellendasein<br />
feierten. Dies ging alles auf die Rechnung des Bräutigams,<br />
46<br />
und noch vor dem Hochzeitstag stand er mit 3 Gulden und<br />
1 Kreuzer beim Wirt Joseph Schmid in der Kreide. Aus dem<br />
»Ehebuch 1807-1895« der Pfarrei St. Jakobus Hechingen<br />
geht hervor, daß der Bräutigam als ehrbarer Jungmann, die<br />
Braut als ehrbare Jungfrau in die Ehe gingen. Die Hochzeit<br />
war am Dienstag, dem 11. Mai 1830. »Ehrliche« jungfräuliche<br />
Hochzeiten wurden an Sonntagen, Montagen oder Dienstagen<br />
abgehalten, andere zur Unterscheidung am Mittwoch 7<br />
(J. Cramer schreibt, daß seit 1692 an Sonn- und Feiertagen<br />
nicht mehr geheiratet werden durfte) 8 .<br />
Eine standesamtliche Trauung gab es damals noch nicht. Die<br />
Regierung richtete aber insofern ein wachsames Auge auf die<br />
ehelichen Verbindungen, als der Ehekonsens des Landesherrn<br />
erst nach Vollendung des 24. Lebensjahres und nur<br />
dann erteilt wurde, wenn die Brautleute ein Vermögen von<br />
700 Gulden mit in die Ehe brachten. Sie sollten den Gemeinden<br />
(der Armenfürsorge) nicht zur Last fallen.<br />
Der Priester, der den beiden das Ja-Wort abnahm, war<br />
Kooperator Joseph Reiner. Als Trauzeugen bestätigten das<br />
Versprechen Joseph und Friedrich Blumenstetter. Schon<br />
J.Cramer teilte mit, daß »bürgerliche Hochzeiten« 9 und<br />
sonstige die Bürgerschaft berührende Lustbarkeiten im Rathaus<br />
abgehalten wurden. 1799 wurde dies abgeschafft, außer<br />
der Wirt, der die Hochzeit ausrichtete, zahlte eine festgesetzte<br />
Taxe 10 ; im Jahre 1830 war diese auf 6 Gulden 30 Kreuzer<br />
festgesetzt, wovon der Hochzeiter die Hälfte zahlen<br />
mußte. Von Cramer erfahren wir auch, es sei bestimmt<br />
worden, daß »bei den Mählern mehr Gäst nit, dann was an<br />
zweien, oder auf's mehrist an dreien Tischen sitzen<br />
mögen« 11 , teilnehmen durften.<br />
Beim Hochzeitsmahl saßen der Hochzeiter mit den Männern