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Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Die naturräumlichen Daten des Waldes Weithart<br />

Geologie, Böden<br />

Der Weithart gehört landschaftlich dem Wuchsgebiet »Südwestdeutsches<br />

Alpenvorland« an. Innerhalb dieser Großlandschaft<br />

trennt man zwischen der Jungmoräne und der<br />

Altmoräne. Der gesamte Weithart liegt im Bereich der Altmoräne,<br />

d.h. das Ausgangsmaterial zur Bodenbildung entstammt<br />

der Rißeiszeit, in der große Gletscherströme unser<br />

Gebiet überzogen und am Grund sehr viel Erdmaterial<br />

mitführten. Nach dem Rückzug des Eises entwickelten sich<br />

die Böden, die heute schon bis zu 200000 Jahre alt sind. Die<br />

Böden der Jungmoräne dagegen sind wesentlich jünger. Sie<br />

entstammen der Würmeiszeit und sind ca. 20000 Jahre alt.<br />

Die Grenze läuft etwa durch Pfullendorf. Innerhalb dieser<br />

200000 Jahre ist die Bodenentwicklung weit fortgeschritten.<br />

Die feinen, tonigen Bodenbestandteile haben sich vielfach<br />

nach unten verlagert und zu wasserstauenden Schichten<br />

zusammengetan. Das bedeutet, daß im Weithart großflächig<br />

Stauwasserböden vorhanden sind.<br />

Auf sogenannten Standortskarten wird für alle Waldungen,<br />

die durch Bohrungen im Abstand von 50 x 50 m ermittelte<br />

Bodenbeschaffenheit ausgewiesen. Diese Karte zeigt dem<br />

Forstmann, welche Bedingungen der Baum im Boden vorfindet.<br />

Auffallend bei der Standortskarte für den Weithart sind<br />

die vielen Wellensignaturen. Diese bedeuten: Wasserstau.<br />

Tatsächlich überwiegen im Weithart vernässende, lehmigtonige<br />

Böden, in denen die Fichte sehr flach wurzelt und<br />

deshalb stark sturmgefährdet ist.<br />

Lage, Klima<br />

Der Weithart liegt zwischen 620 und 640 m ü.d.M. und zeigt<br />

ausschließlich ebene Lagen. Die Jahresmitteltemperatur<br />

beträgt 7,1° C (Station Mengen) und im Durchschnitt der<br />

letzten 80 Jahre fielen 750 mm Niederschlag. Das ist relativ<br />

wenig. Hier macht sich der Regenschatten der Schwäbischen<br />

Alb deutlich bemerkbar. Insgesamt handelt es sich um ein<br />

kontinental getöntes Klima mit hoher Neigung zu Früh- und<br />

Spätfrösten.<br />

Verschiedene Veränderungen in den Besitzverhältnissen,<br />

sowie der Wald/Feldverteilung seit 1740 (soweit bisher ermittelt)<br />

Wir beginnen unsere Betrachtung im Jahre 1740. Der seither<br />

gemeinschaftlich benutzte Weithart wurde am 30. Mai 1740<br />

auf die 2 Städte und die 10 Anliegergemeinden nach der<br />

Anzahl der Haushaltungen aufgeteilt. Verantwortlich für ihre<br />

Gemeinden zeichneten hierbei die Fürstenhäuser Hohenzollern-Sigmaringen<br />

und Fürstenberg, sowie das Reichstift<br />

Salem und das Kloster Habsthal.<br />

Die Waldbesitzverteilung des Vertrages von 1740 wurde in<br />

einer Karte aufgezeichnet. Der Wald war damals insgesamt<br />

2374 Jauchert groß, was etwa 875 ha (1 Jauchert = 0,37ha)<br />

entspricht.<br />

Was geschah seither f<br />

Oberes Stückle (Krauchenwies)<br />

Bereits 1743 hatten die beiden Städte Pfullendorf und Mengen<br />

je 15 Jauchert (5,6 ha) an die Gemeinde Krauchenwies abgeben<br />

müssen. Krauchenwies hatte nachträglich einen größeren<br />

Waldan teil reklamiert und Recht bekommen. Hierauf kommen<br />

wir gelegentlich zurück.<br />

Während Mengen einen Streifen längs der Nordwestgrenze<br />

an Krauchenwies abtrat, blieb Pfullendorf nichts anderes<br />

übrig, als ein Waldstück inselartig aus dem Pfullendorfer<br />

Weithartanteil herauszulösen und an Krauchenwies abzugeben.<br />

So entstand der Krauchenwieser Gemeindewalddistrikt<br />

IX »Oberes Stückle« als Exklave weitab vom Hauptkomplex<br />

44<br />

des Krauchenwieser Waldes zwischen dem Mottschießer und<br />

dem Pfullendorfer Weithart gelegen.<br />

Kompromißplätze<br />

Auf der Karte von 1740 sind waldlose Flächen ausgespart, die<br />

über den ganzen Weithart verstreut sind. Das waren die<br />

sogenannten »Öden Plätze«, die für eine Baumbestockung<br />

nicht tauglich erschienen. Diese »Öden Plätze« im Umfang<br />

von 74 Jauchert und 15 Ruten (27 ha) wurden bei der<br />

Abteilung des Waldes im Jahre 1740 gesondert ausgewiesen<br />

und nicht aufgeteilt. Sie mußten zur gemeinsamen Weidebenutzung<br />

offen bleiben. Was mehrere hundert Jahre im gesamten<br />

Weithart stattgefunden hatte, - die gemeinsame Weidebenutzung<br />

-, war nun auf diese »Öden Plätze« oder auch<br />

»Kompromißplätze« beschränkt.<br />

Auf der Standortskarte erkennt man sie als nasse, sumpfige<br />

Lagen, auf denen die Nadelbäume Probleme aller Art haben<br />

und hatten. Auch die Namen der Kompromißplätze deuten<br />

auf ständigen starken Wassereinfluß hin, z.B. Schwarzes<br />

Moos, Im Herzenmösle, Im Altweiherteich.<br />

Nach Aufhebung der Waldweide zwischen 1820 und 1840<br />

(Mengen 1827) wurden die Kompromißplätze zwecklos. Sie<br />

sind 1845 größtenteils an die Gemeinden verkauft, zum Teil<br />

versteigert, danach zum überwiegenden Teil aufgeforstet<br />

worden. Heute noch erkennt man sie an den schlechteren<br />

Bodenvegetationstypen. Auf einer Karte über die Markung<br />

Weithart von 1881 sind mit Ausnahme des Schwarzen Mooses<br />

alle Kompromißplätze aufgeforstet.<br />

Das Schwarze Moos war mit rund 25 Jauchert (ca. 10 Hektar)<br />

der größte Kompromißplatz. Er ist der einzige heute noch<br />

erhaltene. Die »unfruchtbare, sumpfige Öde« wurde 1845 an<br />

die Gemeinde Levertsweiler billig verkauft. Im gleichen Jahr<br />

erfolgte eine Begradigung und die Festlegung der Grenzen<br />

gegen den Wald. Hierbei entstand die heutige rechteckige<br />

Form. Später wurde das Moor entwässert und kultiviert.<br />

Bereits 1870 bezahlte man 300 Gulden für einen Morgen des<br />

Grundstücks.<br />

Heute ist das Schwarze Moos in 52 Flurstücke eingeteilt, die<br />

22 verschiedenen, meist Levertsweiler Bürgern gehören. Die<br />

Vorstellungen der Eigentümer über die künftige Bodennutzung<br />

ihres Anteils sind sehr unterschiedlich. Einige wollen<br />

ihren Anteil aufforsten, andere weiter Landwirtschaft betreiben.<br />

Ein gemeinsamer sinnvoller Weg wird in nächster Zeit<br />

gefunden werden müssen. Es wäre schade, wenn das<br />

Schwarze Moos, als letzter Zeuge der ehemaligen gemeinsamen<br />

Weithartbenutzung, völlig verschwände.<br />

Der »Öde Platz gegen Krauchenwies«, einst 16 Jauchert 48<br />

Ruten (= ca. 6 ha) groß, wurde an Krauchenwies, Rulfingen<br />

und das Haus Hohenzollern-Sigmaringen verteilt. Die<br />

Gemeinde Krauchenwies benutzte den Platz lange Zeit als<br />

Fäkaliengrube und als Kadaverplatz. In den ehemaligen<br />

Tongruben wurden u. a. Pferdekadaver vergraben. Im Volksmund<br />

hieß er »Roßhimmel«. Der öde Platz »Im Herzenmösle«•<br />

war schon immer ein sehr feuchtes Gebiet. Vor<br />

einigen Jahren gestaltete hier die Gemeinde Krauchenwies<br />

eine landschaftlich reizvolle Wasserfläche.<br />

An allen aufgeforsteten Kompromißplätzen finden sich alte<br />

Eichen. Diese Baumart war wegen der Eicheln für Futterzwecke<br />

bei der Weidenutzung wichtig.<br />

Sonstige Veränderungen im Besitz und der Wald/Feldverteilung<br />

im Weithart<br />

Besitzveränderungen im Zuge der Säkularisation<br />

1803 bestimmte der Reichsdeputationshauptschluß zu<br />

Regensburg: »Alle Güter der Stifte, Abteien und Klöster<br />

werden zur freien Verfügung den entsprechenden Landesherren<br />

überlassen.«

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