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Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Schließlich besteht in beiden Darstellungen ein Widerspruch<br />

zwischen der durch die linearperspektivischen Mittel erreichten<br />

sogartigen Tiefe und der durch die Schattenränder nah<br />

herangeholten Rückwand (Abb. A: So nah kann der Schwertschatten<br />

nicht sein, wenn die Fliesenreihen - es sind nur drei -<br />

sich so stark verkürzen! Abb. HH.S.24: Die Rückwand<br />

wirkt durch den Schatten so nah, daß, gemessen am Buch, die<br />

Figur papierdünn erscheint). Auch diese Unvereinbarkeit<br />

zwischen Licht/Schatten- und Raumdarstellung ist bei beiden<br />

Abbildungen die gleiche.<br />

Die angeführten Beobachtungen dürften, in Kombination<br />

mit den archivalischen Nachrichten (vgl. Anm. 3 und 4) über<br />

die Beschäftigung Jörg Zieglers (des Jüngeren?) im Dienste<br />

der Zollern, ausreichen, um die Zollernchronik mit hoher<br />

Sicherheit dem Rottenburger Maler Jörg Ziegler zuzuweisen.<br />

5<br />

BRUNO REISER<br />

Nicht weit von Württemberg und Baden...<br />

Anmerkungen<br />

Zollernlied vor 140 Jahren in Tübingen entstanden / Ein Hechinger der Verfasser<br />

Hechingen. Das Hohenzollern-Lied »Nicht weit von Württemberg<br />

und Baden...« ist in Württemberg, in Tübingen<br />

geschrieben worden, und zwar vor 140 Jahren. Es verdankt<br />

seine Entstehung einem militärischen Tagesbefehl »Treue<br />

ohne Wanken«, der den Hechinger Hermann Vitallowitz so<br />

angesprochen hatte, daß er ihn in Verbindung mit seiner<br />

zollerischen Heimat zu bringen versuchte. So entstanden die<br />

beiden ersten Strophen, denen im Verlauf der Jahre 18 weitere<br />

folgen sollten. Indessen war der Autor längst vergessen und<br />

auch vom Komponisten wußte man bald nichts mehr.<br />

Vergessen wurden auch die meisten Strophen; gesungen<br />

wurden immer nur die beiden ersten, höchstens aber drei oder<br />

vier. Und die beiden ersten hießen in ihrer Urfassung: »Nicht<br />

weit von Württemberg und Baden und von der wunderschönen<br />

Schweiz, da liegt ein Berg so hoch erhaben, den man den<br />

Hohenzollern heißt. Er schaut herab so stolz und schön auf<br />

alle, die Vorübergehn. - Auf Hohenzollerns steilem Felsen,<br />

wo unverzagt die Eintracht ruht. - Von diesem Berg da geht<br />

die Sage, die sich ins ferne Land erstreckt und mancher Vater<br />

hat die Klage, die sich auf seinen Sohn erstreckt: man nimmt<br />

ihn fort ins ferne Land, sein Liebchen glaubt, er sei verbannt.<br />

- Auf Hohenzollerns steilem Felsen, wo unverzagt die Eintracht<br />

ruht«.<br />

Soweit die beiden ersten Strophen. Wie oft wurden sie<br />

gesungen und gehört; eigentlich bei allen lokalbezogenen<br />

zollerischen Festen und Gegebenheiten und bei geselligen<br />

Zusammenkünften mannigfacher Art, auch beim Hechinger<br />

Irma West-, Kinder- und Heimatfest. Gewiß, den Jüngeren<br />

und Jungen bedeutet es nicht mehr soviel. Aber wenn sie »in<br />

der Fremde« sind und wenn sich dort einige aus dem Ländle<br />

zusammenfinden, dann überkommt viele auch heute noch -<br />

obwohl es kein Hohenzollern mehr gibt - ein starkes Heimatbewußtsein<br />

und sie stimmen mit Enthusiasmus das Zollern-<br />

Lied an.<br />

Lange Jahre wußte man vom Zollern-Lied nicht, woher es<br />

kam, wer es verfaßte und wer es vertonte. Man wußte nur,<br />

daß es zum erstenmal öffentlich um das Jahr 1870 herum in<br />

Tübinger Studentenkneipen gesungen wurde. So auch in der<br />

40<br />

1 Vgl. Rudolf Seigel, Zur Geschichtsschreibung beim schwäbischen<br />

Adel zur Zeit des Humanismus. In: Ztschr. f. württ. Landesgeschichte<br />

40, 1981, S. 112 f.<br />

2 Seigel, S. 104 f.<br />

3 Er stand im Dienst von Jos NiklasII. von Zollern. Urkundlich<br />

belegt im Fürstl. Archiv Sigmaringen, Signatur: Hechingen, Rubrik<br />

128, Nr. 41a. Zitiert nach Josef Hecht, Der wahre Meister von<br />

Meßkirch, in: Hohenz. Jahreshefte 7, 1940, S. 79.<br />

4 »im Schloß alhier... insonderhait auch das Wappen über dem<br />

Schloßtor einzufassen und anderes auszubessern.« Fürstl. Archiv<br />

Sigmaringen, Signatur: Hechingen, Rubr. 128, Nr. 45. Zitiert nach<br />

Hecht, S. 81.<br />

5 Vgl. auch Anton von Euw / Joachim M. Plotzek, Die Handschriften<br />

der Sammlung Ludwig, Bd. 3, Köln 1982, S. 282-290, denen wichtige<br />

Anregungen zu verdanken sind.<br />

»Sonne«, dem Versammlungslokal der »Janitscharia«. In der<br />

»Sonne« verkehrten aber auch die Hechinger Rekruten, wenn<br />

sie auf ihrer langen Fußreise von der Garnisonstadt Saarlouis<br />

in Tübingen letzte Rast einlegten. Ihnen gefiel das Lied<br />

natürlich besonders gut, war es doch Balsam gegen ihr<br />

Heimweh, das in der fremden Kaserne besonders groß war.<br />

So wurde das Zollern-Lied bald auch in der Saarlouiser<br />

Kaserne gesungen und war eine geistige Brücke zur Heimat.<br />

Und dann kam das Unerwartete: das Zollern-Lied wurde<br />

bald auch von »eingefleischten« Württembergern gesungen,<br />

besonders von jenen nahe der Grenze, über die die Zollerburg<br />

ja auch in ihre Heimat heruntergrüßte.<br />

Niemand forschte nach dem Quell. Allen, die das Lied<br />

sangen, genügte es, daß es da war, daß man mit ihm umgehen<br />

konnte, wie mit seinem Eigentum. Und so kam es dann zu<br />

vielen mundgerechten Veränderungen von Text und Melodie,<br />

so daß aus der Urfassung schließlich »das Volkslied« wurde.<br />

Die Nachforschung, die Professor Nägele in den neunziger<br />

Jahren anstellte, wer Texter und Komponist des Zollernliedes<br />

sei, verliefen negativ. Fünfzig Jahre später vertrat der Hechinger<br />

Bürgermeister Mayer die Auffassung, Konstantin Killmaier<br />

aus Hechingen sei der Verfasser. Aber diese Meinung<br />

ließ sich bei eingehender Nachforschung ebenso wenig halten<br />

wie jene, die in einem Tübinger Metzgereimeister namens<br />

Späth den Autor des Liedes sehen wollte. Und so wäre man<br />

dem wirklichen Verfasser mit großer Wahrscheinlichkeit nie<br />

auf die Spur gekommen, wenn sich dieser 1908 nicht selber<br />

gemeldet hätte: Hermann Vitallowitz.<br />

Dieser Hermann Vitallowitz wurde 1825 in Hechingen geboren<br />

und wurde Postbeamter. Seine Freizeit widmete er der<br />

Musik und er eignete sich durch umfassendes Studium ein<br />

beachtliches Fachwissen an. Mit Vorliebe sang er Volkslieder,<br />

aber auch Balladen; ja er übernahm sogar Oratorien-Rollen<br />

bei Konzerten in Tübingen und Hechingen. In Tübingen<br />

gehörte er bald aktiv der damals blühenden »Janitscharia« an.<br />

Im August 1849 kamen preußische Truppen nach Hechingen,<br />

das zusammen mit ganz Hohenzollern - im Ergebnis der 48er

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