Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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schlüsse auf die Persönlichkeit, die Interessen und die<br />
Arbeitsweise des verdienten Heimatforschers Albert Waldenspul<br />
zu, sondern bietet auch eine Fülle von bibliographischen<br />
Nachweisen zur Landesgeschichte Hohenzollerns und<br />
der angrenzenden württembergischen Gebiete, die man selbst<br />
in der ausgezeichneten Bibliographie der Hohenzollerischen<br />
Geschichte (= Zeitschrift für Hohenz. Geschichte 11/12,<br />
1974/1975) von W. Bernhardt und R. Seigel vergeblich sucht.<br />
Die Sammlung gewährt überdies den raschen Zugriff auf<br />
Literatur, die andernfalls in einer Vielzahl von Zeitungen<br />
mühsam zusammengesucht werden müßte.<br />
Die positive Beurteilung muß in noch größerem Maße für den<br />
II. Teil des im Archiv des Hohenzollerischen <strong>Geschichtsverein</strong>s<br />
verwahrten Nachlaßteil gelten. Diese Dokumentation<br />
enthält neben Büchern, Abschriften wissenschaftlicher Aufsätze<br />
und Manuskripte Waldenspuls zu Vorträgen u.a. über<br />
Themen zur Geschichte und Kunstgeschichte Hohenzollerns,<br />
Italiens, Roms und über deutsche und niederländische<br />
Maler aus den Jahren 1928 bis 1948, Ausarbeitungen Waldenspuls<br />
über die Geschichte der Pfarrei Owingen und der Orte<br />
Veringendorf, Hochberg und Wald, die als Unikate von<br />
unschätzbarem Wert sind.<br />
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die in diesem Teil des<br />
Nachlasses verwahrten geistlichen Betrachtungen mit Ausführungen<br />
Waldenspuls über verschiedene theologische Themen<br />
aus den Jahren 1912 bis 1948, Gedanken über Zusprüche<br />
im Beichtstuhl aus den Jahren 1942 bis 1948, eine Sammlung<br />
verschiedener Gebete sowie ein Verkündbuch der Kirchengemeinde<br />
Melchingen von 1977 bis Februar 1979, in denen der<br />
Theologe und Pfarrer Waldenspul Gestalt annimmt.<br />
Auch die als III. Teil des Nachlasses formierte Fotosammlung<br />
stellt mit den insgesamt 539 Reproduktionen eine Sammlung<br />
von außerordentlichem Dokumentationswert dar. Sie enthält<br />
vor allem Fotos von Prof. Weise, Tübingen, Pfarrer Waldenspul,<br />
Pfarrer Pfeffer, Lautlingen, Maler Steinle, Sigmaringen,<br />
und P. Weber. Den Schwerpunkt dieser Dokumentation<br />
bilden Ablichtungen von sakralen Plastiken, Sakralbauten,<br />
Innenansichten von Kirchen, Kapellen und Synagogen in<br />
Hohenzollern und Württemberg. Daneben werden auch<br />
Ansichten von Profanbauten, Brunnen, Wappen und Straßenansichten<br />
geboten. Die Entstehung der meisten Aufnahmen<br />
datiert aus den Jahren von 1919 bis 1930. Die jüngsten<br />
Fotos, die 1961 von Rektor Otto Werner, Hechingen, aufgenommen<br />
wurden, sind Melchingen gewidmet.<br />
Als wichtigster Bestandteil des Nachlasses ist jedoch die 1120<br />
Lichtbilder umfassende Diapositivsammlung (Teil I) anzusehen.<br />
Die Dokumentation, die den kunsthistorischen Forschungen<br />
und der regen Vortragstätigkeit Pfarrer Waldenspuls<br />
erwachsen ist, dürfte - es fehlen im Nachlaß genaue<br />
Angaben - zum überwiegenden Teil zwischen 1912, dem<br />
Beginn seiner Mitarbeit am Institut von Prof. Weise, und<br />
1940 entstanden sein.<br />
Sie enthält vornehmlich Abbildungen zur Kunstgeschichte<br />
Hohenzollerns und der angrenzenden württembergischen<br />
Gebiete, aber auch Italiens und des vorderen Orients.<br />
Obgleich Ablichtungen von Objekten der sakralen Kunst wie<br />
Klöster, Kirchen, Kapellen, Heiligenfiguren, Altäre, liturgische<br />
Geräte dabei überwiegen, hat der Fotograf Waldenspul<br />
die profane Kunst und das Alltägliche keineswegs vernachlässigt.<br />
Die Sammlung weist eine ganze Reihe von Stadt- und<br />
Dorfansichten, Abbildungen von Profanbauten wie Burgen,<br />
Schlössern, Rathäusern, Bürger- und Bauernhäusern sowie<br />
idyllischen Plätzen und Winkeln, aber auch Landschaftsaufnahmen<br />
auf. Ein Kasten enthält Blumenaufnahmen von<br />
Pfarrer Waldenspul.<br />
Den in den Teilen I und II verwahrten Bilddokumenten muß<br />
4<br />
im Hinblick auf die Qualität und auch die Quantität der<br />
Lichtbilder ein außerordentlich hoher Dokumentationswert<br />
zugesprochen werden. Die Sammlung vermag auf eine Fülle<br />
von kunsthistorischen und heimatkundlichen Fragen Antwort<br />
zu geben; eine Vielzahl der Fotos ist auch für Illustrationszwecke<br />
geeignet.<br />
Schon die rasche Durchsicht der Sammlung macht deutlich,<br />
welche Veränderungen in jüngster Vergangenheit die Landschaft,<br />
die Städte und Gemeinden erfahren haben, und welche<br />
Verluste an Kulturgütern durch Unverständnis, Nachlässigkeit,<br />
Bau- und Sanierungswut in den vergangenen Jahrzehnten<br />
eingetreten sind. Als Beispiel für letzteres mag im Rahmen<br />
des Beitrags das Lichtbild von der inzwischen vom Erdboden<br />
verschwundenen Windmühle in Inneringen und vom Portal<br />
des Großbayer-Hauses in Haigerloch stehen, das heute einen<br />
völlig veränderten Türsturz aufweist. Die Lichtbildersammlung<br />
Albert Waldenspuls darf somit zurecht als eine Fundgrube<br />
für die Landeskunde und die Denkmalpflege gelten.<br />
Um dem Verfall und einem möglichen Verlust der Fotoplatten<br />
im Teil I der Sammlung vorzubeugen, wurden wenigstens<br />
die Lichtbilder mit Motiven aus dem Bereich von Baden-<br />
Württemberg in den Jahren von 1984 bis 1987 im Hauptstaatsarchiv<br />
Stuttgart sicherungsverfilmt und gleichzeitig für<br />
das Staatsarchiv Sigmaringen Abzüge (Positive) hergestellt.<br />
Diese Fotos, 831 an der Zahl, wurden in der Zwischenzeit in<br />
insgesamt acht großformatige Alben eingeklebt, signiert und<br />
beschriftet und damit der Benutzung zugänglich gemacht.<br />
Durch dieses Verfahren wurde überdies die Anfertigung von<br />
Reproduktionen erleichtert. Die Sicherungsverfilmung von<br />
Teilen der Fotosammlung Waldenspuls (Teil III) ist geplant.<br />
5) Schlußbemerkung<br />
Der im Staatsarchiv bzw. im Archiv des Hohenzollerischen<br />
<strong>Geschichtsverein</strong>s verwahrte Nachlaß stellt trotz seines<br />
imponierenden Umfangs und Inhalts nur ein Torso dessen<br />
dar, was Pfarrer Waldenspul an Papieren und sonstigem<br />
Sammlungsgut hinterlassen hat. Besonders schmerzlich muß<br />
empfunden werden, daß in dem vorliegenden Nachlaß Briefe<br />
und auch Tagebuchaufzeichnungen fehlen. Möglicherweise<br />
befinden sich solche Dokumente noch im Besitz von Verwandten<br />
und Freunden des Nachlaßgebers, die hiermit aufgefordert<br />
werden, diese selbst oder doch wenigstens Kopien<br />
davon dem Nachlaß Albert Waldenspul zum Nutzen der<br />
Kunst- und Landesgeschichte Hohenzollerns zuzuführen.<br />
Archivrepertorien:<br />
Nachlaß Waldenspul (Zeitungsausschnitte), bearb. von J.Adam,<br />
Masch., Sigmaringen 1978<br />
Nachlaß Albert Waldenspul, Teil I: Diapositive, bearb. von G. Huber,<br />
Masch., Sigmaringen 1983<br />
Dgl., Teil II: Persönliche Papiere und sonstiges Sammlungsgut,<br />
bearb. von U. Neuendorff, Masch., Sigmaringen 1986<br />
Dgl., Teil III: Fotosammlung, bearb. von U. Neuendorff, Masch.,<br />
1986<br />
Literaturnachweise:<br />
E.Hösch, Pfarrer Albert Waldenspul zum 90. Geburtstag, in:<br />
Hohenz. Heimat 25 (1975), S.29.<br />
Den., Zum Tod von H. H. Pfarrer Albert Waldenspul, in: Hohenz.<br />
Heimat 29 (1978), S. 13.<br />
E.Keller, Waldenspul, Albert [Nachruf], in: Freiburger Diözesanarchiv<br />
102 (1982), S.215f.<br />
Abbildungsnachweise:<br />
Vorlagen:<br />
Friedhof Inneringen, StAS Dep. 39 NL Waldenspul III K. I, Nr. 39<br />
Windmühle Inneringen, ebda. Nr. 40