Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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HANS-DIETER LEHMANN<br />
Zur älteren Vorgeschichte von Kloster Beuron an der Donau<br />
Über die Gründungsgeschichte des Klosters Beuron wurden<br />
in jüngster Zeit widersprüchliche Ansichten vorgetragen.<br />
Anläßlich des 250jährigen Jubiläums der Beuroner Abteikirche<br />
hat sich Schöntag (1988, <strong>1989</strong>) mit den dort dargestellten<br />
Gründungs-Traditionen und ihrem historischen Hintergrund<br />
befaßt. Er sieht in Beuron ausschließlich eine Gründung<br />
der kirchlichen Reform des 11. Jahrhunderts und lehnt<br />
mit Herberhold (1955) die in gefälschter Urkunde behauptete<br />
karolingische Vorläufer-Gründung ab. Gezielte Manipulationen<br />
und dilettantische Fälschungen sollen zur Durchsetzung<br />
unbeweisbarer Rechtsansprüche systematisch die Tradition<br />
eines Alt-Beuron - »Pussen-Buron oder Montburon«<br />
- aufgebaut haben: darnach soll der Schwager Karls des<br />
Großen, der schwäbische Graf Gerold, anno 777 auf dem<br />
Kirchberg bei Fridingen, auf den Jurafelsen hoch über dem<br />
Donaudurchbruch ein Martinskloster gestiftet haben. Anno<br />
1077 soll es in einer Neugründung, dem heutigen Beuron,<br />
aufgegangen sein. Name und Patrozinium sollen dabei in das<br />
Donautal übertragen worden sein. In der Abteikirche sind<br />
beide Gründungen dargestellt. Die Überhöhung der Vorgänge<br />
in diesen Bildern unterstreicht das Streben der Abtei im<br />
18. Jahrhundert nach territorialer und rechtlicher Unabhängigkeit.<br />
In ihm sieht Schöntag den Antrieb für das Kloster,<br />
sich eine frei erfundene Vergangenheit zuzulegen.<br />
Der ein Alt-Beuron ablehnenden Meinung Schöntags stehen<br />
Hinweise entgegen, die diese Traditionen mindestens bis ins<br />
16.Jahrhundert zurück belegen. Stierle (1987) führt neben<br />
dem allein erhaltenen Deckblatt eines Liber fundationum die<br />
Auflistung der Pröpste Beurons an, die der Beuroner Chorherr<br />
und Egisheimer Pfarrherr Pirzschelin in einem Urbar<br />
niedergelegt hat. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts müßten<br />
daneben noch die uns nur auszugsweise erhaltenen Annales<br />
Beuronenses existiert haben. Auch in der Zimmer'schen<br />
Chronik wird bereits in dieser Zeit über den Gründer von<br />
Beuron spekuliert. Die im 18. Jahrhundert im Bild dargestellten<br />
Traditionen können somit nicht frei erfunden sein oder als<br />
späte Erfindungen abgetan werden, nur weil sie heute nicht<br />
mehr urkundlich belegbar sind. Angesichts der Verluste im<br />
Beuroner Archiv erscheinen die dortigen späteren Fälschungsversuche<br />
verständlich: für anno 1571 ist auf dem oben<br />
WOLFGANG HERMANN<br />
erwähnten Deckblatt der Gründungsbeschreibung deren<br />
Raub durch die als Klostervögte fungierenden Herren von<br />
Enzberg bezeugt. Aus der Zeit des Niedergangs Beurons<br />
kennt die Zimmer'sche Chronik einen dort tätigen emsigen<br />
Leimsieder, der auch in den Zimmer'schen Urkundenbeständen<br />
Schaden angerichtet hat.<br />
Im folgenden soll versucht werden, für die umstrittene<br />
Beuroner Gründungs-Tradition auf einen wahren Kern zu<br />
schließen aus Quellen, die nicht von Beuroner Urkunden<br />
abhängen. Dabei wird von drei Tatsachen ausgegangen:<br />
1. vom Namen Beuron und seiner Bedeutung,<br />
2. vom Martins-Patrozinium der sagenhaften Urgründung,<br />
3. von der merkwürdigen Lage Alt-Beurons.<br />
7.um Namen Beuron<br />
Anläßlich der 1000-Jahr-Feier der Abtei Ottobeuren hat sich<br />
Dertsch (1964) mit den Ortsnamen auf -beuren auseinandergesetzt.<br />
Nach gängiger Auffassung (Walter 1948) gehören sie<br />
in die erste mittelalterliche Ausbauphase. Diese lag im<br />
11. Jahrhundert, zur Zeit der Gründung des Reformklosters<br />
Beuron, abgeschlossen lange Zeit zurück. Der Name Beuron<br />
muß für eine Neugründung somit von anderer Stelle in dieser<br />
Zeit übertragen worden sein; für eine Gründung des 11. Jahrhunderts<br />
ist er zu altertümlich. Er wird anno 861 urkundlich<br />
zusammen mit Fridingen und Buchheim genannt. Aus der<br />
Schreibung »in Purron« glaubte Walter (1948) auf das 7. oder<br />
8. Jahrhundert für die Entstehung der Beuren-Namen schließen<br />
zu können.<br />
Dertsch hat für die -beuren-Orte in Ost-Schwaben eine<br />
Funktion als kirchliche Zentren betont. Auffällig häufig ist<br />
der Ortsname im Raum zwischen Flandern und Österreich<br />
mit klösterlichen Niederlassungen verbunden. Aus der gleichen<br />
althochdeutschen Wurzel »bur« in ihrer Bedeutung<br />
eines einräumigen kleinen Gebäudes leiten sich die Ortsnamen<br />
»Betbur« am Ober- und Niederrhein her.<br />
Als Namensdeutung für »Beuren« und das altertümliche<br />
»Beuron« gibt Walter (1948) an: »bei den Schafhäusern«.<br />
Hierauf wird unten zurückzukommen sein.<br />
Das Wasserschloß der Herren von Neuneck (Fortsetzungaus Nr. 1 /<strong>1989</strong>)<br />
1. Allgemeines<br />
Sämtliche acht Fenster sind paarweise von aufgemalten Säulen<br />
eingefaßt. Diese besitzen unterschiedlich ausgeführte<br />
Kapitäle. Die Säulen, die den Eindruck von Rundsäulen<br />
machen, ruhen auf Gesimsen. Über den Fensterwölbungen<br />
sehen wir Guirlanden, die durch Darstellungen aus der<br />
Pflanzen- und Tierwelt ergänzt sind. Eine gleichartige Bereicherung<br />
finden wir unterhalb der aufgemalten Gesimse im<br />
1. Obergeschoß. Die Säulenschäfte haben zwar alle runde<br />
Wülste, insgesamt betrachtet weisen sie jedoch eine Verschie-<br />
28<br />
(Fortsetzung in Nr. 3 / <strong>1989</strong>)<br />
denheit in ihrer Gestaltung aus. Im Untergeschoß wurden<br />
drei horizontale Schießschlitze während der Erbauungszeit<br />
des Schlosses bzw. im Zeitalter der Musketen eingefügt.<br />
Diese drei sind gleichfalls bildnerisch umrahmt. Die beiden<br />
äußeren - jede in einen urwaldhaften Kopf eingearbeitet; zum<br />
Maul wurde der Schießschlitz - befinden sich oberhalb der<br />
äußersten Fenster. Der mittlere Schießschlitz ist nur von<br />
einem aufgemalten Steinwerk umgeben. Auf der darüberliegenden<br />
»Steinbank« sitzen Arabesken 9 auf, welche zwei<br />
Traubendolden umfangen.