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Ausgabe 1989 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Elisabeth Strueb aus Veringen in das Kloster ein: ohne<br />

Zweifel eine Angehörige der bekannten Strueb-Familie, welche<br />

im 15. und 16. Jahrhundert in Veringen mehrere begabte<br />

Bildhauer bzw. Maler hervorgebracht hat. Der »Leibdingbrief«<br />

der genannten Elisabeth Strueb wird am 13.Januar<br />

1381 auf »Güter zu Grüningen (bei Riedlingen), Enslingen<br />

und Veringen« ausgestellt 4 . Die von G.Pape 5 angeführte<br />

Mechthild von »Yeringen«, Äbtissin von Heiligkreuztal,<br />

muß zweifellos als Mechthild von »Veringen« gelesen werden;<br />

die achte Äbtissin, Regierungszeit 1326-1332, war also<br />

eine Gräfin von Veringen.<br />

2. Veronika von Rietheim und der Meister von Meßkirch<br />

Unter allen Äbtissinnen von Heiligkreuztal war die bedeutendste<br />

ohne Zweifel Veronika von Rietheim, geboren 1472<br />

als Tochter des Reichsritters Ulrich von Rietheim. Sie regierte<br />

von 1521-1551 und hat sich in der schwierigen Zeit von<br />

Reformation und Bauernkrieg als energische Regentin und<br />

treue Anhängerin des alten Glaubens bewährt. Sie ist aber vor<br />

allem als Bauherrin und in diesem Zusammenhang auch als<br />

Auftraggeberin des Meisters von Meßkirch in die Geschichte<br />

des Klosters eingegangen: ihre Bautätigkeit war bestimmend<br />

für das heutige Aussehen Heiligkreuztals. Nachdem bereits<br />

ihre Vorgängerin, Anna von Gremiich d.J. (1490-1521), die<br />

beiden Seitenschiffe der Kirche hatte einwölben lassen, wurde<br />

von der Rietheimerin im Zuge ihrer Baumaßnahmen auch das<br />

Mittelschiff eingewölbt, ebenso der Kreuzgang, der Kapitelsaal<br />

und die Refektorien 6 . Der neue malerische Schmuck an<br />

Wänden und Gewölben aber wurde, wie schon angedeutet,<br />

dem Meister von Meßkirch übertragen. Dieser schuf in den<br />

Jahren 1532-1534 zusammen mit seinen Schülern die Fresken<br />

in der Kirche und im Kreuzgang. Christian Altgraf zu Salm<br />

hat die Fresken in seiner Arbeit »Die Wand- und Gewölbemalereien<br />

des Meisters von Meßkirch in Heiligkreuztal«<br />

(1956) ausführlich beschrieben und gewürdigt. Ob der Meister<br />

von Meßkirch freilich auch die Entwürfe für die sechs<br />

monumentalen Glasfenster geliefert hat, die sich seit 1870 in<br />

Stuttgart befinden und deren eines hier abgebildet ist<br />

(Abb. 1), bleibt umstritten 7 . Die Frage soll uns nicht weiter<br />

beschäftigen, da wir uns lediglich noch mit dem auf der<br />

Abbildung sichtbaren Wappen Veronikas beschäftigen<br />

wollen.<br />

3. Die Veringer Hirschstangen im Wappen der Veronika von<br />

Rietheim<br />

Die abgebildete Scheibe zeigt in einem Architekturrahmen<br />

einen Engel als Wappenhalter, der das Wappen der Äbtissin<br />

präsentiert. Das Wappen - es nimmt die gesamte untere<br />

Hälfte des Bildes ein - weist in einem gevierteilten Schild die<br />

Esel der Rietheimer und die Hirschstangen der Veringer auf.<br />

Die Rietheimer Esel 8 weisen als Wappentiere zurück auf die<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Vgl. Ursmar Engelmann, Heiligkreuztal, Beuroner Kunstverlag<br />

2<br />

1983, S. 37.<br />

2<br />

Vgl. Engelmann, S. 15. Alfons Bacher, Heiligkreuztal, Geschichte<br />

und Gegenwart, Heiligkreuztal 1982, S. 80.<br />

3<br />

Pape, bei Bacher, S. 35.<br />

4<br />

Pape, bei Bacher, S.35.<br />

5<br />

Pape, bei Bacher, S. 80, Nr. 8.<br />

6<br />

Vgl. Engelmann, S. 36; Kummer, bei Bacher, S. 85 f.<br />

7<br />

Vgl. L. Balet, Schwäbische Glasmalerei, Kataloge der kgl. Altertümersammlung<br />

in Stuttgart, Bd. 2, Stuttgart/Leipzig 1912, S. 33 f.,<br />

der die Frage bejaht. Anders Chr. Salm, Der Meister von Meßkirch,<br />

Diss. Freiburg 1950, S. 169f.<br />

8<br />

Die Rietheimer Esel sind auch zu sehen auf dem Wappen Anna<br />

Marias von Rietheim auf dem Aufsatz des Epitaphs ihres Mannes,<br />

des Ritters Albrecht von Speth (f 1608), in der Pfarrkirche Neufra.<br />

9<br />

Rietheimer begegnen - außer in Riedheim/Donaumoos - auch in<br />

Überkingen, Stotzingen, Rammingen, Stetten, Bissingen im Lone-<br />

22<br />

Wappenscheibe der Veronika von Rietheim, Heiligkreuztal, 1532,<br />

Hüttenglas, Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot, H. 81 cm, B. 4} cm.<br />

Stuttgart, Württ. Landesmuseum, Inv. Nr. 1089 d. Inschrift: Fronnicka<br />

Äbbtdisin zu hailig Creiczdall. Geborn von Ryetthain<br />

südlich von Heidenheim in der Gemarkung Herbrechtingen<br />

gelegene Eselsburg, die Stammburg der Rietheimer 9 .<br />

Wie aber kommen die Veringer Hirschstangen in das Wappen<br />

Veronikas? Die Antwort lautet: über ihre Mutter Veronika,<br />

Gräfin von Landau 10 . Denn das Haus Landau, das durch zwei<br />

Heiratsverbindungen ein Zweig der Grafen von Veringen<br />

war, führte die Hirschstangen der Veringer im Wappen".<br />

tal, Remshart, Rettenbach, Angelberg sowie als Pfandschaftsinhaber<br />

in Günzburg und Reisenburg. Vgl. Karl Bosl, Handbuch der<br />

historischen Stätten Deutschlands, Bd. 7, Bayern, Stuttgart 1961,<br />

S. 588.<br />

10 Zwei Brüder der Mutter Veronikas, Jakob und Hans von Landau,<br />

traten als wichtige Stützen des habsburgisch-österreichischen<br />

Reiches in Schwaben unter Maximilian und KarlV. hervor. Vgl.<br />

Engelmann, S. 43 f.<br />

11 Vgl. H. Burkarth, Geschichte der Herrschaft Gammertingen,<br />

S. 47. Uber die Grafen von Grüningen-Landau kam das Veringer<br />

Wappen übrigens an die Grafen von Württemberg. Die drei<br />

Hirschstangen bildeten bis 1952 das württembergische Staatswappen.<br />

Zur Stammtafel der Württemberger vgl. auch K. Bosl, Biographisches<br />

Wörterbuch zur deutschen Geschichte, München<br />

1973-1975, S. 3255. Anzumerken bleibt noch, daß Veronika von<br />

Rietheim auch den schönen Marienbrunnen von 1548 in Auftrag<br />

gab, der heute - in freilich erbarmungswürdigem denkmalpflegerischem<br />

Zustand - im Schloßhof zu Grüningen steht.

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