Filmset Kalkutta - bei der Hamburg Media School
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10 <strong>Hamburg</strong><br />
Ein scharfes Messer bringt den Tod<br />
Dogan Mezbaha opfert für seine muslimische Kundschaft bis zu 300 Schafe. An einem Tag<br />
Prüfen<strong>der</strong> Blick: Während des opferfestes hat Schlachter Dogan Mezbaha alle hände voll zu tun/Philipp Weber(3)<br />
V O N A D r I A N M E Y E r<br />
Sein Kopf lugt schräg über den Rand<br />
des kleinen Anhängers. Wenige Meter<br />
von seinen großen, schwarzen<br />
Augen entfernt spritzen zwei Männer<br />
in Gummistiefeln mit grimmigen<br />
Mienen Plastiktonnen ab. Ihre<br />
weißen Overalls sind mit roten<br />
Striemen übersät, ihre Haare unter<br />
Hygienehauben verdeckt. Weinrotes<br />
Blut fließt aus den umgekippten<br />
Behältern auf den nassen Steinboden,<br />
vermischt sich dort mit Fäkalien,<br />
Stroh und Urin, bevor es durch<br />
eine Rinne im Garten daneben versickert.<br />
Die braunrote Brühe riecht<br />
wie ranziger Käse.<br />
Der Bulle gibt keinen Ton von<br />
sich. In <strong>der</strong> klammen Kälte dieses<br />
Morgens dampfen seine regelmäßigen<br />
Atemstöße in den tiefhängenden,<br />
nebligen Himmel. Nur einmal<br />
bäumt er sich kurz auf, wirft sein<br />
schwarzes Fell gegen die Wagenwände<br />
und kotet unkontrolliert,<br />
ohne den Schwanz zu heben.<br />
Dann tätschelt ihm <strong>der</strong> Fahrer<br />
des Traktors sanft auf die Schnauze,<br />
legt ihm ein Seil um den Hals, öffnet<br />
das Gatter und zieht seinen kräftigen<br />
Bullenkörper in einen dunklen<br />
Nebenstall. In den nächsten Stunden<br />
beruhigt er sich dort, bevor ihm<br />
im Raum nebenan ein Bolzenschuss<br />
ins Gehirn die Sinne raubt und ein<br />
gezielter Schnitt durch die Kehle das<br />
Blut entzieht.<br />
Je<strong>der</strong> gläubige Muslim, <strong>der</strong> es<br />
sich finanziell leisten kann, ist verpflichtet,<br />
jährlich zu Ehren des Propheten<br />
Ibrahim ein Tier zu opfern.<br />
Ein Drittel des Fleisches darf selber<br />
gegessen werden, ein Drittel wird an<br />
Nachbarn und ein Drittel an Arme<br />
verteilt. Die Zeiten, in denen je<strong>der</strong><br />
Muslim sein Tier selber schlachtete,<br />
sind in Deutschland lange vor<strong>bei</strong>.<br />
Heute übernehmen diese Aufgabe<br />
Schlachtereien wie jene von Dogan<br />
Mezbaha.<br />
Es ist <strong>der</strong> dritte Tag des Kurban<br />
Bayramı, des islamischen Opferfes-