PREISE - Film
PREISE - Film
PREISE - Film
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
filmbiz<br />
<strong>PREISE</strong><br />
OÖ Wirtschaftsmedaille in Silber an Markus Fischer<br />
Markus Fischer, Geschäftsführender Gesellschafter der Fischer<br />
<strong>Film</strong> GmbH, Linz, wurde für seine Verdienste um die oberösterreichische<br />
Wirtschaft mit der „Wirtschaftsmedaille der<br />
WKO Oberösterreich in Silber“ ausgezeichnet. Markus Fischer<br />
arbeitet seit 1979 in der <strong>Film</strong>branche, seit 1983 als Kameramann.<br />
1988 gründete er die Markus Fischer <strong>Film</strong>produktion in<br />
Linz und 1998 die Fischer <strong>Film</strong> GmbH in Wien. In den beiden<br />
Unternehmensstandorten sind permanent sechs Mitarbeiter<br />
beschäftigt, bei einzelnen Projekten wie TV-Serien oder Spielfilmen<br />
oder dem ausgezeichneten interaktiven Gebärdensprachlexikon<br />
‚Mudra’ waren in den letzten Jahren temporär bis zu<br />
50 Mitarbeiter im Unternehmen tätig. Der Dokumentarfilm<br />
„Durch die Welt nach Hause“ wurde 2010 mit der „Goldenen<br />
Romy“ für den besten Fernsehdokumentarfilm ausgezeichnet.<br />
Foto © Eder<br />
Markus Fischer (Mitte) und Partnerin Maria Fischnaller mit<br />
WKOÖ-Spartenobmann Anton Helbich-Poschacher (r.) und<br />
WKOÖ-Spartengeschäftsführer Heinz Moosbauer (l.)<br />
Neben seiner Tätigkeit im eigenen Unternehmen ist Markus<br />
Fischer auch ein engagierter Branchenvertreter in verschiedenen<br />
Ausschüssen des Fachverbandes der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie<br />
der Wirtschaftskammer Österreich. Darüber hinaus<br />
ist er Mitglied des Boards des Verbandes der Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>produzenten.<br />
European <strong>Film</strong> Awards 2011<br />
2011 hat sich von Anfang an als Jahr des österreichischen<br />
Nachwuchsfilms angekündigt - eine Prognose, die sich optimal<br />
erfüllt hat und die im Zuge des Festivaljahres von einer breiten<br />
internationalen Wahrnehmung begleitet wurde. Beginnend mit<br />
„Die Vaterlosen“ im Panorama Spezial in Berlin, folgten zwei<br />
österreichische Regiedebüts in Cannes – „Michael“ im Wett-<br />
18 | <strong>Film</strong> Sound&<br />
Media<br />
bewerb sowie „Atmen“ in<br />
der Quinzaine des réalisateurs<br />
- und schließlich<br />
gelang mit „Stillleben“ im<br />
Zabaltegi New Directors‘<br />
Wettbewerb von San<br />
Sebastian einem vierten<br />
Spielfilmdebüt ein prominenter<br />
internationaler Festivalstart.<br />
Alle vier <strong>Film</strong>e<br />
erweisen sich nicht nur als<br />
gefragte Festivalbeiträge,<br />
jeder von ihnen wurden<br />
bereits mit internationalen<br />
Festivalpreisen ausgezeichnet.<br />
Das aus Mitgliedern<br />
der European <strong>Film</strong> Academy<br />
und FIPRESCI- Markus Schleinzer<br />
Mitgliedern bestehende<br />
Auswahlkomitee hat für den EFA Discovery Award unter den<br />
fünf bemerkenswerten europäischen Spielfilmdebüts die beiden<br />
Arbeiten „Atmen“ von Karl Markovics sowie „Michael“ von<br />
Markus Schleinzer ausgewählt. Für den „European <strong>Film</strong> Award<br />
– Fiction“ wurde ‚Die unabsichtliche Entführung der Elfriede<br />
Ott’ von Andreas Prochaska eingereicht, für den European <strong>Film</strong><br />
Award - Short <strong>Film</strong> Josef Dabernigs „Hypercrisis“.<br />
Die 24. European <strong>Film</strong> Awards werden am 3. Dezember in<br />
Berlin verliehen.<br />
Karl Markovics<br />
Österreichischer <strong>Film</strong>preis 2012<br />
Insgesamt 39 österreichische Spiel- und Dokumentarfilme wurden<br />
zum Auswahlverfahren für den zweiten Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>preis angemeldet. Teilnahmekriterien dieser <strong>Film</strong>e sind laut<br />
Richtlinien ein Kinostart im Zeitraum Oktober 2010 - November<br />
2011, ein österreichisches Ursprungszeugnis (bei internationalen<br />
Koproduktionen), sowie der Nachweis einer erheblichen<br />
österreichischen kulturellen Prägung. Aus diesen 26 Spielfilmen<br />
und 13 Dokumentarfilmen werden die Mitglieder der Akade
<strong>PREISE</strong><br />
mie des Österreichischen <strong>Film</strong>s in den nächsten Wochen die Nominierungen<br />
für <strong>Film</strong>e und Einzelleistungen in 13 Preiskategorien auswählen.<br />
Am 19. Dezember 2011 werden im Rahmen einer Pressekonferenz in<br />
Anwesenheit der Fördergeber/innen Bundesministerin Claudia Schmied,<br />
Bundesminister Reinhold Mitterlehner und Kulturstadtrat Andreas Mailath-<br />
Pokorny die Nominierungen bekannt Gegeben. Valie Export wird persönlich<br />
die von ihr entworfene Preis-Skulptur präsentieren. Die Preisverleihung des<br />
zweiten Österreichischen <strong>Film</strong>preises findet Ende Jänner 2012 in Wien statt.<br />
Rund 300.000 Euro benötigt die junge Branchenplattform, davon stammen<br />
50 Prozent aus der öffentlichen Hand und 50 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen<br />
und Sponsorengeldern.<br />
<strong>Film</strong>liste und weitere Infos unter:<br />
oesterreichische-filmakademie.at<br />
Kreative MigrantInnen<br />
„Diverse Geschichten“ erzählt von MigrantInnen<br />
Das Programm ‚Diverse Geschichten’ 2009 erstmals von der Wiener <strong>Film</strong>produktions-<br />
und Drehbuchentwicklungsfirma Witcraft Szenario ins Leben<br />
gerufen, richtet sich an AutorInnen und Nachwuchstalente mit Migrationshintergrund,<br />
um sie in der Erstellung von Drehbüchern dramaturgisch und<br />
praktisch bestmöglich zu unterstützen.<br />
Den TeilnehmerInnen wird innerhalb eines Jahres in Workshops das<br />
notwendige Know-How, das es für das Verfassen eines Drehbuchs braucht,<br />
vermittelt. Ziel ist einerseits die Entwicklung filmischer Ideen mit neuen<br />
Perspektiven von Menschen mit Migrationshintergrund – auch eine<br />
Bereicherung für die <strong>Film</strong>landschaft Österreichs. Andererseits ist die<br />
Multiplikatorenwirkung sehr wichtig: Die AutorInnen und ihre diesem<br />
Programm entwickelten <strong>Film</strong>e sollen Vorbildwirkung haben, Role Models<br />
sein für eine gelungene Integration durch Bildung. Die TeilnehmerInnen<br />
von ‚Diverse Geschichten’ konnten im Laufe der beiden Saisonen mit ihren<br />
ersten <strong>Film</strong>projekten bereits zahlreiche Erfolge verbuchen: Catalina Molinas<br />
Kurzspielfilm „Talleres Clandestinos“ wurde zu insgesamt 30 Festivals<br />
eingeladen und sogar für den European <strong>Film</strong> Award nominiert. Arman T.<br />
Riahis viel gelobtes Regiedebüt „Schwarzkopf“ gewann den Publikumspreis<br />
auf der diesjährigen Diagonale, wo auch ein anderer ‚Diverse Geschichten’<br />
-Teilnehmer prämiert wurde: „Papa“ von Umut Dag gewann den Preis für<br />
den besten Kurzspielfilm 2011. Aufgrund dieses Erfolgs wurrde das Projekt<br />
verlängert, bis 12.12. kann um Teilnahme noch eingereicht werden.<br />
diverse-geschichten.at<br />
KommRat Dkfm. Rudolf Kammel<br />
(1922-2011)<br />
Die <strong>Film</strong>industrie<br />
bedauert zutiefst, das<br />
Ableben von Herrn<br />
KommRat Dkfm. Rudolf<br />
Kammel bekanntgeben<br />
zu müssen.<br />
Herr Kommerzialrat<br />
Kammel engagierte<br />
sich jahrzehntelang<br />
für die österreichische<br />
<strong>Film</strong>industrie. Als<br />
Ehrenobmann des Fachverbandes der <strong>Film</strong>industrie war<br />
er auch nach seinem aktiven Berufsleben stets in die<br />
Belange der <strong>Film</strong>industrie eingebunden. Herr Kommerzialrat<br />
Kammel war von 1960-1965 und von 1970-1975<br />
Obmann des Fachverbandes der <strong>Film</strong>industrie und viele<br />
Jahre dessen Obmann Stellvertreter, sowie Mitglied des<br />
Ausschusses der <strong>Film</strong>industrie.<br />
Kommerzialrat Kammel war maßgeblich verantwortlich<br />
für die positive Entwicklung des Wirtschafts- und<br />
Informationsfilms in Österreich sowie im gesamten<br />
deutschen Sprachraum. Durch seine großartigen Leistungen<br />
konnte eine Verbindung zwischen Wirtschaft<br />
und Konsument im medialen Bereich geschaffen<br />
werden, was für viele Unternehmer die Basis ihres<br />
wirtschaftlichen Erfolgs darstellt.<br />
Zudem war Kommerzialrat Kammel bei zahlreichen<br />
bedeutenden nationalen und internationalen <strong>Film</strong>- und<br />
Videofestivals als Organisator und Veranstalter tätig. Er<br />
war im Jahre 1962 eines der Gründungsmitglieder der<br />
Deutschsprachigen Internationalen Wirtschaftsfilmtage,<br />
welche 2012 ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Weitere<br />
Internationale Awards wie den seit 23 Jahren in Wien<br />
stattfindenden Grand Prix CIFFT für den weltbesten<br />
Tourismusfilm oder dem OttoCar für den weltbesten<br />
Automotive <strong>Film</strong> auf der Internationalen Automobilausstellung<br />
in Frankfurt am Main wurden von ihm initiiert<br />
und geführt.<br />
Herr Kommerzialrat Kammel gründete 1969 das Österreichische<br />
<strong>Film</strong>service und gab dadurch der Wirtschaft<br />
eine Plattform für die öffentliche audiovisuelle Darstellung.<br />
Später gründete er auch das Deutsche <strong>Film</strong>service<br />
in München und das Österreichische <strong>Film</strong>archiv für<br />
audiovisuelle Medien in Wirtschaft, Bildung und Kultur.<br />
Außerdem war er Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />
der Verwertungsgesellschaft Audiovisuelle Medien VAM.<br />
Das Herz von Kommerzialrat Kammel schlug vor<br />
allem für den Wirtschaftsfilm und den <strong>Film</strong>verleih, für<br />
den er sich noch bis vor einem Jahr tagtäglich aktiv<br />
eingesetzt hat.<br />
Die österreichische <strong>Film</strong>industrie trauert um einen hochgeschätzten<br />
Kollegen und einen engagierten Funktionär<br />
für die Anliegen des österreichischen Wirtschaftsfilms,<br />
und ist gleichzeitig dankbar für dessen jahrzehntelange<br />
großartige Unterstützung der <strong>Film</strong>branche.<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |19
filmbiz<br />
Förderung<br />
von Trainingsprogrammen<br />
Im Interesse der Professionalisierung<br />
des Produzentennachwuchses wird es<br />
ab 1.1.2012 statt der Messeförderung<br />
die Förderung von produktionsspezifischen<br />
Trainingsprogrammen (Media-<br />
Training Programm) geben. Gefördert<br />
wird die Teilnahme von Produzenten<br />
(oder von Produktionsfirmen entsendete<br />
Angestellte des Produktionsbereichs)<br />
an Trainingsprogrammen. Gefördert<br />
werden max. 50 % der Reisekosten und<br />
max. 50 % der Einreichgebühr bis zu<br />
einem Gesamtbetrag von max. € 1.000,--<br />
(also je max. € 500,-- für Reisekosten und<br />
Einreichgebühr). Die Reisekosten und<br />
Einreichgebühren sind nachzuweisen.<br />
Die Förderung erfolgt nach dem „first<br />
come – first serve“ Prinzip. Sollten Antragsteller<br />
Anträge hinsichtlich weiterer<br />
Trainingsprogramme, außerhalb des<br />
Media-Trainings-Programmes stellen,<br />
so ist dies im Einzelfall zu entscheiden.<br />
Diese Förderung wird es vorerst bis<br />
Ende 2013 geben. Die Messeförderung<br />
des Fachverbandes entfällt damit mit<br />
1.1.2012.<br />
„Empört Euch“<br />
20 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
„Fisa ist gut investiert“<br />
Ein Jahr nach dem Start des <strong>Film</strong>förderprogramms „Fisa - <strong>Film</strong><br />
standort Österreich“ zieht Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner<br />
positive Bilanz: „Fisa hat bis jetzt 27 <strong>Film</strong>projekte mit einem<br />
Investitionsvolumen von rund 65 Millionen Euro mit 7,3 Millionen<br />
Euro gefördert. Das Geld ist gut investiert, da durch die Unterstützung<br />
dieser Projekte 31,6 Millionen Euro in Österreich ausgegeben<br />
worden sind.“ Diese Ausgaben sind beispielsweise in Form von Studiomieten,<br />
an den Kostümverleih, für Essen und Übernachtungen<br />
und natürlich als Entlohnung an die Schauspieler, Komparsen und<br />
Techniker geflossen. 27 Projekte mit einem Investitionsvolumen<br />
von 65 Mio € wurden mit 7,3 Mio. gefördert.<br />
Von den seit September 2010 genehmigten Projekten erhielten 17<br />
Spielfilme und zehn Dokumentarfilme eine Unterstützung durch die<br />
Förderinitiative. Darunter befinden sich insgesamt sieben internationale<br />
Ko-Produktionen. Des Weiteren erhielten vier Werkstattprojekte<br />
eine Unterstützung, die dem österreichischen Nachwuchs an<br />
<strong>Film</strong>schaffenden helfen soll, erste Erfahrungen in großen Kinoproduktionen<br />
zu sammeln. Von den sieben internationalen Produktionen<br />
mit Unterstützung durch Fisa hatten zwei (360, Ludwig II) ein<br />
Gesamtbudget von jeweils mehr als zehn Millionen Euro.<br />
<strong>Film</strong>schaffende können ihre Förderanträge auf www.filmstandortaustria.at<br />
einreichen. Die Bearbeitung erfolgt in der Reihenfolge<br />
des Einlangens. Parallel dazu wird ein von der EU geforderter<br />
„kultureller Eigenschaftstest“ nach internationalen Kriterien<br />
durchgeführt. Die Prüfung der Förderanträge erfolgt nach einem<br />
klar definierten Punktesystem. Eine zentrale Voraussetzung für<br />
eine Förderung ist, dass die österreichischen Herstellungskosten<br />
mindestens 25 Prozent der Gesamtherstellungskosten betragen.<br />
Die maximale Unterstützung für ein Einzelprojekt liegt bei 25<br />
Prozent der förderungsfähigen Herstellungskosten beziehungsweise<br />
bei 15 Prozent des jährlichen Budgets von „Fisa - <strong>Film</strong>standort<br />
Österreich“. Für Fisa stehen für 2010-2012 insgesamt 20 Millionen<br />
Euro zur Verfügung.<br />
Abgewickelt wird dieses Förderprogramm durch die Austria Wirtschaftsservice<br />
GmbH (aws) und Austrian Business Agency<br />
Als kleine Veranstaltung 1991 unter dem Namen „Jüdische <strong>Film</strong>tage“<br />
gestartet, hat sich diese Schau zu einem richtigen Festival<br />
entwickelt, das viele Gelegenheiten bietet, <strong>Film</strong>e zu sehen, die eher<br />
sonst nicht den Weg in die österreichischen Kinos finden.<br />
Der diesjährige Schwerpunkt mit dem Titel „Empört Euch! <strong>Film</strong>e<br />
über Widerstand und Zivilcourage“ – inspiriert von Stéphane<br />
Hessels gleichnamiger Streitschrift – präsentiert <strong>Film</strong>e über Widerstand<br />
und Zivilcourage, u.a. den Spielfilm Liberté (Tony Gatlif, F<br />
2009). Darüber hinaus werden <strong>Film</strong>e als Rahmenprogramm zur<br />
Ausstellung „Bigger than Life. 100 Jahre Hollywood. Eine jüdische<br />
Erfahrung“ des Jüdischen Museums Wien gezeigt. Ein Höhepunkt<br />
des Jüdischen <strong>Film</strong>festivals ist die Anwesenheit von Konstantin<br />
Wecker, der am 30. November nach dem <strong>Film</strong> Wunderkinder<br />
Fernsehfonds:<br />
zuversichtlich für<br />
Einreicher<br />
Zum 4. Antragstermin wurden beim Fernsehfonds<br />
Austria 19 Fernsehfilmprojekte eingereicht:<br />
Für fünf Fernsehfilme, zwei Serien und<br />
12 Dokumentationen wurden Fördermittel von<br />
insgesamt 3,2 Mio. Euro beantragt, das sind<br />
14 % der Gesamtherstellungskosten. „Da für<br />
das Jahr 2011 aus dem Topf des Fernsehfonds<br />
Austria noch rund 4 Mio. Euro zur Verfügung<br />
stehen, können wir, sofern die Antragsteller<br />
die gesetzlichen Vorgaben erfüllen, sicherlich<br />
einen Großteil der Projekte fördern“, informiert<br />
Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der<br />
RTR-GmbH für den Fachbereich Medien und<br />
zuständig für Fernsehfonds Austria. „Wird der<br />
Fonds heuer nicht voll ausgeschöpft, stehen<br />
die Mittel im nächsten Jahr zusätzlich zur<br />
Verfügung.“<br />
Unter den Antragstellern sind folgende Fernsehproduktionsfirmen:<br />
Dor <strong>Film</strong>-Produktionsgesellschaft<br />
m.b.H., EPO – <strong>Film</strong>produktionsgesellschaft<br />
m.b.H., Interspot <strong>Film</strong>-Gesellschaft<br />
m.b.H., Kurt Mayer <strong>Film</strong>, Langbein & Partner<br />
Media GmbH & Co KG, Lotus-<strong>Film</strong> Gesellschaft<br />
m.b.H., Metafilm GmbH, MONA <strong>Film</strong> Produktion<br />
GmbH, MR-<strong>Film</strong> Kurt Mrkwicka Gesellschaft<br />
m.b.H., Nikolaus Geyrhalter <strong>Film</strong>produktion<br />
GmbH, ON-MEDIA TV- und <strong>Film</strong>produktion<br />
GmbH, SK-<strong>Film</strong>- und Fernsehproduktionsgesellschaft<br />
m.b.H. und Elevate – Verein zur<br />
Förderung des gesellschaftspolitischen und<br />
kulturellen Austausches.<br />
(Markus O. Rosenmüller, D 2011), in dem er eine der Hauptrollen<br />
spielt, für eine Publikumsdiskussion zur Verfügung stehen wird Für<br />
Schulen werden gesonderte Aufführungen angeboten.<br />
Jüdisches <strong>Film</strong>festival: 17.11.-4.12., www.jfw.at
RECHT<br />
Belgien: The Pirate Bay ist zu<br />
Nach einem jahrelangen Rechtstreit gegen die größten Belgischen Internetprovider<br />
Belgacom und Telenet bekam die Belgian Anti-Piracy Federation<br />
(BAF) Anfang Oktober Recht: die Internetprovider müssen ihren Kunden<br />
den Zugang zu »The Pirate Bay« sperren, andernfalls drohen hohe Bußgelder.<br />
The Pirate Bay zählt als die weltweit größte Tauschbörsenseite. Obwohl<br />
die illegal angeeigneten <strong>Film</strong>e, Musik, Bücher, Games und Software nicht<br />
am Piraten-Server gespeichert sind, fand das Schwedische Strafgericht<br />
2010, dass dessen Betreiber eindeutig durch ihre Tätigkeit auf Pirate Bay<br />
den Zugang zu gestohlenen Inhalten für Tauschbörsen-Nutzer vereinfachten<br />
und sich dabei massiv bereicherten. Die verurteilten Betreiber erzielten<br />
hohe Gewinne durch Werbeeinnahmen auf Kosten der Kreativschaffenden<br />
und Rechteinhaber, die keine Abgeltung für ihr geistiges Eigentum<br />
bekamen. Drei der vier Betreiber wurden rechtskräftig zu Haftstrafen und<br />
Schadenersatz-Zahlungen verurteilt.<br />
Die Argumentation der Internetprovider lediglich technische Betreiber<br />
zu sein ließ das Berufungsgericht Antwerpen nicht gelten. Die Pflicht, die<br />
Vermittlung illegaler Angebote zu unterlassen, tritt ein, sobald der Provider<br />
über eine konkrete Rechtsverletzung aufgeklärt und diese auch nachgewiesen<br />
wird. Das Gericht verpflichtet die Provider nun zu einer Sperre auf<br />
der Ebene der Domain Name-Server (DNS). Bei DNS-Sperren leitet der<br />
Provider Domainabfragen seiner Kunden, die eigentlich auf die gesperrte<br />
Seite führen würde, auf eine Webseite mit Sperrnachricht. Die Kontrolle<br />
oder Kenntnis von Nutzungsinhalten der User bei dieser technischen Maßnahme<br />
ist nicht erforderlich (im Gegensatz zu Filtertechnologien). Daher ist<br />
die Sorge um Datenschutz-Verletzungen in Hinsicht auf DNS-Blockaden<br />
unbegründet.<br />
Auch in Österreich darf seit Mai 2011 der Access Provider UPC Wien<br />
seinen Kunden die Domain kino.to und die IP-Adressen, unter denen diese<br />
bislang erreichbar war, nicht mehr vermitteln. Die einstweilige Verfügung<br />
wurde von UPC bekämpft, ist aber dennoch voll wirksam. Über das Rechtsmittel<br />
von UPC hat das Oberlandesgericht Wien noch nicht entschieden.<br />
Kino.to: erste Anklage<br />
Wegen gewerbsmäßiger Urheberrechtsverletzungen in über einer Million<br />
Fälle hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Anfang dieser Woche<br />
Anklage beim Landgericht Leipzig gegen den ersten der mutmaßlichen<br />
Betreiber von kino.to erhoben.<br />
Die Anklage folgt einer internationalen Durchsuchungsaktion gegen kino.to<br />
unter der Leitung der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (INES) am 8.<br />
Juni dieses Jahres. In deren Verlauf beschlagnahmten die Beamten die Domain<br />
von kino.to sowie die Server mehrerer Streamhoster und verhaftete 13<br />
Personen. Sechs dieser Tatverdächtigen sitzen bis heute in Haft, darunter<br />
der nun Angeklagte.<br />
Ermittlungen zufolge wurde das System „kino.to“ auf Grundlage von systematischen<br />
Verletzungen von Urheber- und Leistungsschutzrechten einzig<br />
zu dem Zweck etabliert, allen Beteiligten dauerhafte Einkünfte aus illegalen<br />
Profiten zu verschaffen. Dazu hatten die Verantwortlichen von kino.to ein<br />
System von ineinandergreifenden Komponenten aufgebaut und arbeitsteilig<br />
organisiert. Dem Beschuldigten wird die Mittäterschaft am diesem illegalen<br />
Filehoster-Portal-System vorgeworfen.<br />
Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ermittelte in den letzten Monaten<br />
intensiv und wird nun eine Reihe von Verfahren gegen die Mittäter des<br />
Systems „kino.to“ vor Gericht bringen. Die Anlagen dieser ersten Anklageschrift,<br />
in denen die Urheberrechtsverletzungen dokumentiert sind,<br />
umfassen etwa 15.000 Seiten.<br />
Kommentar<br />
Zur Entscheidung des EuGH „Premier League“<br />
v 4.10.2011<br />
„England gewinnt in<br />
Luxemburg, nach Assist<br />
durch Griechenland“<br />
filmbiz<br />
So könnte die Headline zu<br />
einem Fußball-Länderspielbericht<br />
England gegen Luxemburg<br />
(mit einem (parteiischen)<br />
griechischen Schiedsrichter)<br />
lauten. Weit gefehlt!<br />
Dennoch - das Ergebnis eines<br />
jüngst in der „Curia-Arena“<br />
auf dem Kirchberg Plateau<br />
in Luxemburg (=EuGH)<br />
ausgetragenen juristischen<br />
Matches wird nicht nur in die Geschichte des europäischen<br />
Fußballs eingehen. Dort rüttelt es jedenfalls heftig an einer<br />
der maßgeblichen Finanzierungssäulen des europäischen<br />
Fußballs: Der erlösmaximierenden Vergabe von Fernsehübertragungsrechten<br />
mittels territorial beschränkter, exklusiver<br />
Übertragungsrechte („Exklusivlizenzen“).<br />
Aber: Auch die Vielfalt europäischen <strong>Film</strong>schaffens wird davon<br />
nicht unberührt bleiben! Ist der länderweise aufgeteilte<br />
Vertrieb einer multilingualen DVD innerhalb des EWR infolge<br />
der sogenannten Erschöpfung des Verbreitungsrechtes schon<br />
länger wirtschaftlich nicht mehr zweckmäßig, scheint nunmehr<br />
- in einer Gesamtschau dieser aktuellen Entscheidung<br />
des EuGH und der gesetzgeberischen Vorstellungen der Wettbewerbshüter<br />
und Binnenmarktgralshüter in Brüssel – die<br />
„Erschöpfung“ im Bereich der zeitgemäßen AV–Auswertung<br />
(=VoD über eine virtuelle Videothek) - die „paneuropäische<br />
online Lizenz“ - nicht mehr fern.<br />
Ebenso dürften die regelmäßig in Lizenzverträgen mit Sendeunternehmen<br />
enthaltenen „Gebietsschutzklauseln“ rechtlich<br />
so nicht weiter haltbar sein. Darin wird die Gebietsexklusivität<br />
in Ergänzung zur aktiven Rechteeinräumung an das Sendeunternehmen<br />
durch Enthaltungsverpflichtungen hinsichtlich<br />
der Ausübung der dem Produzenten bzw. Rechteinhaber außerhalb<br />
des Lizenzgebietes des Senders verbliebenen Rechte<br />
gleichsam flankierend abgesichert. Beides wird sich negativ<br />
auf die Finanzierungsmöglichkeiten vor allem für <strong>Film</strong>produktionen<br />
aus kleineren Länder auswirken. Besonders stark<br />
betroffen wird das <strong>Film</strong>schaffen kleinerer Länder innerhalb<br />
eines größeren einheitlichen Sprachraumes sein.<br />
Dr. Thomas Wallentin<br />
Kunz Schima Wallentin Rechtsanwälte OG<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |21
filmbiz<br />
Innovation geht nur<br />
mit Mut!<br />
Prof. Danny Krausz, Obmann des Fachverbandes der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie und<br />
Geschäftsführer der Dor-<strong>Film</strong> im <strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview über die gegenwärtige<br />
Performance und künftigen Herausforderungen der österreichischen <strong>Film</strong>branche.<br />
Danny Krausz<br />
22 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
Wie beurteilen Sie die Per -<br />
formance der <strong>Film</strong>branche<br />
im bisherigen Jahresverlauf<br />
2011?<br />
KRAUSZ: Die nationale und internationale<br />
Performance der<br />
heimischen <strong>Film</strong>schaffenden<br />
ist auch in diesem Jahr sehr<br />
bemerkenswert und zeigt einmal<br />
mehr, dass die eingesetzten<br />
Mittel der Förderstellen<br />
und des ORF, gleichbleibend<br />
einen sehr großen Hebel bewirken.<br />
Und gerade in einer<br />
allgemein unübersichtlichen<br />
wirtschaftlichen Gesamtsituation,<br />
die den Menschen eher<br />
das Gefühl der individuellen<br />
Machtlosigkeit vermittelt und<br />
sie gemütsmäßig in eine Depression<br />
treibt, sollte es den<br />
Kunst- und Kulturschaffenden<br />
verstärkt ermöglicht werden<br />
sich zu artikulieren. Erfolge<br />
von <strong>Film</strong>en wie zB. „Atmen“<br />
- vor dem ich mich übrigens<br />
persönlich nur vorbehaltlos verneigen kann - am internationalen<br />
Parkett und auch in Österreich, zeigen<br />
welche Vielfalt das heimischen <strong>Film</strong>schaffen hervorbringen<br />
kann – starke <strong>Film</strong>e, neue Erzählweisen mit<br />
einer Subtilität, die wir uns nur wünschen können.<br />
Und die Spannweite reicht von großen internationalen<br />
Co-Produktionen bis hin zu Erstlingsfilmen.<br />
Alleine die Tatsache, dass am kürzlich stattgefundenen<br />
Londoner <strong>Film</strong>festival fünf österreichische<br />
Produktionen zu sehen waren beweist auch, dass<br />
der österreichische <strong>Film</strong> international eine durchaus<br />
ernstzunehmende Rolle spielt. Bemerkenswert ist<br />
die Kontinuität dieser internationalen Präsenz von<br />
österreichischen Produktionen und Koproduktionen<br />
die nun schon seit einigen Jahren anhält.<br />
Wie kann man diesen Erfolgs-Lauf auch weiter -<br />
hin erhalten?<br />
KRAUSZ: Die österreichische <strong>Film</strong>branche leistet<br />
mit einem vergleichsweise überschaubaren Mitteleinsatz<br />
einen sehr großen Beitrag um unsere<br />
gesellschaftlichen Gegebenheiten und Entwicklungen<br />
spiegeln zu können, und zB. einen Diskurs mit<br />
verschiedenen europäischen Identitäten herbeizuführen.<br />
Die Kultur und Wirtschaftspolitik hat daher<br />
keinen Grund zur Zögerlichkeit, die o.a. Hebelwirkungen<br />
sind so vielfältig, dass Investitionen in unsere<br />
Branche gleichzusetzen sind mit durchdachtem<br />
strategisch sinnvollen Wachstum. Im TV Bereich<br />
ist das mit dem Fernsehfonds Austria gelungen,<br />
dort bewegen und prägen wir die TV Produktion<br />
in entscheidendem Maße, sorgen für qualitatives<br />
Programm und Vollbeschäftigung gleichzeitig. Mit<br />
ÖFI, FFW und dem neuen Modell Fisa haben wir drei<br />
sich sehr gut ergänzende Säulen, die sich absolut<br />
bewährt haben. Es wurde damit eine kreative und<br />
wettbewerbstaugliche Weiterentwicklung herausgefordert,<br />
die wir bestens bestanden haben und<br />
jetzt muss dieses Zusammenwirken in eine Nachhaltigkeit<br />
übergeführt werden können.<br />
Wie könnte das konkret aussehen?<br />
KRAUSZ: Innovation hat immer nur mit Mut funktioniert<br />
und nie mit Bedacht auf Konvention oder gar<br />
Gewöhnlichkeit. Ich habe das Gefühl, dass wir ganz<br />
dringend mutige Entscheidungen benötigen. Mutig<br />
deshalb, weil es antizyklische Entscheidungen sein<br />
müssen. Im Regierungsübereinkommen stehen für<br />
das ÖFI zB. 20 Mio Budget. Wir sind 3,5 Mio davon<br />
entfernt und das ist ein vordringliches Thema! Das<br />
ÖFI dünnt seine Entscheidungssitzungen aus, gibt<br />
also den Druck an die Branche weiter und dort reagiert<br />
man stellenweise mit Panik. Man muss dabei<br />
berücksichtigen, das durch die erfolgreiche Entwicklung<br />
in den letzten Jahren, wesentlich mehr Anbieter,<br />
Produzenten, Regisseure usw. aufgetreten sind,<br />
die sich auch bewähren konnten, nicht alle aber viele.<br />
Das lässt ein Innehalten auf dem eingeschlagenen<br />
Weg fast wie einen Rückschritt aussehen.<br />
Beim neuen Modell Fisa läuft die Phase I Ende 2012<br />
aus, wir müssen frühzeitig die Fortsetzung absichern,<br />
seitens des Wirtschaftsministeriums erhalten wir erfreulicherweise<br />
sehr positive Signale dazu. Viele Projekte<br />
die durch Fisa möglich wurden, werden in den<br />
nächsten Monaten und Jahren fertig gestellt. Die<br />
Anzahl und Vielfalt dieser Produktionen zeigt, wie<br />
wichtig diese neue Förder-Einrichtung ist, die angeworfenen<br />
Turbinen müssen jetzt auf Touren bleiben.
Wie sehen Sie die Entwicklung bei unseren<br />
Nachbarn bzw. in Europa, auch in Hinblick auf<br />
Co-Produktionen u.ä.?<br />
KRAUSZ: Die Entwicklungen in Deutschland, die<br />
sich zumeist ja auch auf uns auswirken, zeigen, dass<br />
hier weiter investiert wird. Ungarn bspw. ist nicht<br />
wirklich einschätzbar, in Tschechien ist erstmals eine<br />
staatliche <strong>Film</strong>förderung aktiv geworden und was<br />
soll man zu Italien noch sagen? Bemerkenswert ist<br />
dort jedenfalls die Südtiroler <strong>Film</strong>förderung BLS, eine<br />
Standortentwicklung auf Bundesebene finanziert.<br />
Wie sieht die Entwicklung bei der Dor-<strong>Film</strong> aus?<br />
KRAUSZ: Ich komme gerade vom Londoner <strong>Film</strong>festival,<br />
das wir mit unserer Co-Produktion „360“ eröffnen<br />
durften. Anlässlich eines Empfangs in der österreichischen<br />
Botschaft, wo alle Protagonisten des<br />
<strong>Film</strong>s anwesend waren, wurde deutlich, wie wichtig<br />
jeder einzelne Finanzierungs-Baustein zu dieser<br />
Produktion war. Das österreichische Engagement<br />
bei diesem <strong>Film</strong> wurde auf mehreren Ebenen belohnt<br />
– wirtschaftliche Komponente, Fortbildungs/<br />
Professionalsierungskomponente für Mitarbeiter<br />
und natürlich die internationale Attraktivität des<br />
Schauplatzes Wien mit entsprechendem Image-<br />
Gewinn. „360“ wird vermutlich im ersten Quartal<br />
2012 im Kino starten. Ebenfalls Anfang 2012 kommt<br />
„Spanien“ von Anja Salomonowits zur Uraufführung,<br />
ebenso wie die Daniel Kehlmann-Verfilmung<br />
„Ruhm“. „Ludwig II“ ist noch in Produktion, fünf Wochen<br />
wurden in Tirol, Niederösterreich und Wien<br />
gedreht. Die Dor-<strong>Film</strong> versucht in ihrer Ausrichtung<br />
auch weiterhin einerseits Partner bei internationalen<br />
Co-Produktionen zu sein, andererseits <strong>Film</strong>e zu<br />
produzieren, die die österreichische Kreativität in<br />
den Mittelpunkt stellen.<br />
Lobbying für die Guten<br />
Werner Müller im <strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview über den Fachverband der<br />
<strong>Film</strong>- und Musikindustrie als Kommunikations- und Serviceunternehmen und die<br />
aktuellen Herausforderungen in der Interessenvertretung<br />
Der Fachverband heißt nicht mehr audiovisuelle<br />
Industrie sondern <strong>Film</strong>- und Musikindustrie und<br />
kürzt sich nicht mehr FAF sondern FAMA ab.<br />
Zeichen für eine inhaltliche Neupositionierung<br />
oder nur Änderung des Brandings?<br />
MÜLLER: Das lateinische Wort Fama bedeutet<br />
ja primär Ruhm und über den Ruhm zu wachen<br />
ist schön (co Ovid). Außerdem wird der Terminus<br />
<strong>Film</strong>- und Musikindustrie weltweit verstanden und<br />
soll auch innerhalb der Industrie klarstellen, dass<br />
die <strong>Film</strong>- und Musikwirtschaft als wesentlicher Teil<br />
der Kulturindustrie auch Teil der Industriepolitik ist.<br />
Eine gerade jetzt erfolgte Erhebung des Industriewissenschaftlichen<br />
Institutes zeigt in einer Input-<br />
Output-Analyse entlang der Wertschöpfungskette<br />
der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie direkte Effekte plus<br />
Konsum- und Investitionseffekte und beweist damit,<br />
dass mit jedem zusätzlichem Euro an Wertschöpfung<br />
zugunsten <strong>Film</strong>- und Musik mehr als ein<br />
weiterer Euro an Wertschöpfung in der österreichi-<br />
„Im Regierungsübereinkommen<br />
stehen für das ÖFI zB. 20 Mio Budget.<br />
Wir sind 3,5 Mio davon entfernt und<br />
das ist ein vordringliches Thema!<br />
Das ÖFI dünnt seine Entscheidungssitzungen<br />
aus, gibt also den Druck<br />
an die Branche weiter und dort<br />
reagiert man stellenweise mit Panik. “<br />
schen Volkswirtschaft bewirkt wird. Für uns war das<br />
ohnehin klar, aber damit ist es auch wissenschaftlich<br />
anhand konkreter Daten bewiesen. Mit diesen<br />
Daten kann die Notwendigkeit von Investitionen in<br />
Musik- und <strong>Film</strong>industrie begründet werden - ein<br />
Werner Müller<br />
filmbiz<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |23
filmbiz<br />
„Mit dem Begriff<br />
Lobbying habe<br />
ich überhaupt<br />
kein Problem.<br />
Wir lobbyieren ja<br />
für die Guten und<br />
mit offenem Visier,<br />
also ohne schwarzen<br />
Geldkoffer,<br />
den wir ohnehin<br />
nicht haben. Unser<br />
Geld brauchen<br />
wir zu einem nicht<br />
unwesentlichen<br />
Teil – über 50% des<br />
Gesamtbudgets -<br />
für Förderungen“<br />
24 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
wichtiges Tool, um Maßnahmen zu den Themen<br />
Förderung, Bewusstseinsbildung und Ausbildung<br />
bei den Verantwortlichen zu lobbyieren. Dass diese<br />
Argumentation auch ankommt, zeigt die Schaffung<br />
des Fisa-Modells im Wirtschaftsministerium und die<br />
gerade erst vor wenigen Wochen angekündigte Digitalisierungsförderung<br />
des BMUKK.<br />
Hat Lobbying inzwischen nicht einen deutlichen<br />
Hautgout in der öffentlichen Diskussion und wie<br />
lobbyiert man für hoch geförderte Branchen?<br />
MÜLLER: Mit dem Begriff Lobbying habe ich überhaupt<br />
kein Problem. Wir lobbyieren ja für die Guten<br />
und mit offenem Visier, also ohne schwarzen Geldkoffer,<br />
den wir ohnehin nicht haben. Unser Geld<br />
brauchen wir zu einem nicht unwesentlichen Teil<br />
– über 50% des Gesamtbudgets - für Förderungen<br />
direkt in Wirtschaftsstrukturen, Ausbildung und<br />
Initiativen mit Multiplikatoreffekten, z.B. unsere<br />
neu geschaffene Förderung für die Teilnahme an<br />
Trainingsprogrammen (http://www.filmandmusicaustria.at/trainingsprogramme.html),<br />
die ab 2012<br />
die Fachverbandsförderung für Messeteilnahmen<br />
ersetzen wird. Was das Zitat von der hoch geförderten<br />
Kultur betrifft, so stimmt es nicht - abgesehen<br />
davon, dass man Kultur ohnehin nicht hoch genug<br />
fördern kann! Eine Arbeiterkammerstudie aus 2004<br />
setzt die Förderungen in die Wirtschaft in der Höhe<br />
von 13,2 Milliarden an - allein 25% für Banken (wird<br />
inzwischen wohl etwas mehr sein!) und erhebliche<br />
Förderungsbeträge in andere Industriebranchen.<br />
Da sind wir mit unseren Fördervolumina von der<br />
Gefahr der Überförderung weit entfernt.<br />
Und inhaltlich? Welche Themen gilt es, in der<br />
nächsten Zeit zu positionieren?<br />
MÜLLER: Zum Einen müssen wir zwischen unserer<br />
nationalen Kleinbühne und der Großbühne EU unterscheiden:<br />
Gerade dieser Sommer hat gezeigt, wie<br />
wichtig es ist, die EU-Komponente nicht zu vergessen:<br />
Drei wichtige Papiere – von einem Richtlinien–<br />
entwurf über verwaiste Werke, der Begutachtung<br />
des Grünbuchs über Onlinedistribution von <strong>Film</strong>en<br />
und der besonders wichtigen Konsultation über die<br />
Kinomitteilung (Anm: = die Basis für <strong>Film</strong>förderung<br />
in Europa) – alles essenzielle und auch für die künftige<br />
Urheberrechtsentwicklung wesentliche Papiere,<br />
bei der wir uns entsprechend eingebracht haben.<br />
Der Fachverband hat mit der gerade erst erfolgten<br />
Übernahme des Vorsitzes bei CEPI – dem europäischen<br />
<strong>Film</strong>produzentenverband – die Möglichkeit,<br />
in der EU eine bemerkbare „Duftspur“ zu hinterlassen.<br />
Man soll nicht unterschätzen, dass gerade die<br />
Position kleiner Länder in kulturpolitischen Fragen<br />
von besonderer Bedeutung ist – da haben wir in<br />
jüngster Vergangenheit positive Rückmeldungen<br />
aus der EU bekommen. So haben wir zB. im Frühjahr<br />
2011 einen österreichischen Produzenten zu<br />
einer groß besetzten EU-Tagung zum Thema multiterritoriale<br />
Lizenzen gebeten (Anmerkung: Veit<br />
Heiduschka), der dort entsprechend überzeugend<br />
seine Argumentation vorgetragen hat. Oft hat man<br />
ja den Eindruck, dass in den EU-Gremien leibhaftige<br />
Vertreter der Wirtschaft im Vergleich zu den beam-<br />
teten Verbändevertretern eher die Ausnahme sind –<br />
umso merkbarer ist offensichtlich eine Meldung aus<br />
der Realwelt. Wenn es uns gelingt, in Brüssel sichtbar<br />
zu sein und hier das Bewusstsein dafür zu schaffen,<br />
dass EU-Politik Regionalpolitik ist, liegen wir auf jeden<br />
Fall richtig.<br />
Das klingt, wie wenn einiges auf die Branche<br />
zukäme? Was steht also an?<br />
MÜLLER: Das Thema Urheberrecht war ja schon im<br />
EU-Kontext ein Kernthema und wird es wohl auch<br />
im nationalen Bereich sein. Mit der Verlängerung<br />
der Schutzfrist für Interpreten und Produzenten<br />
im Musikbereich auf 70 Jahre, ergibt sich jedenfalls<br />
innerhalb der nächsten zwei Jahre aktueller Änderungsbedarf.<br />
Da es hier eine Reihe von Forderungen<br />
der Rechteinhaber gibt, werden wir jedenfalls in<br />
diese Diskussion einbringen. Hier besteht aus unserer<br />
Sicht akuter Handlungsbedarf. Das ist auch der<br />
Grund, warum die bestehende Plattform geistiges<br />
Eigentum, die 2009 von der IFPI und vom VÖZ gegründet<br />
wurde, nun um <strong>Film</strong>- und Verlagswirtschaft<br />
verbreitert wurde - ein Signal, dass wir unseren Diskurs<br />
in der Öffentlichkeit und mit den politischen<br />
Entscheidungsträgern intensivieren müssen. Dass<br />
die politische Diskussion über die Zukunft des geistigen<br />
Eigentums national und international zunimmt,<br />
beobachten wir als Vertreter der <strong>Film</strong>antipirateriefraktion<br />
sehr genau und oft scheint es leider so zu<br />
sein, dass wir zusammen mit der IFPI und den Verwertungsgesellschaften<br />
die Einzigen sind, die noch<br />
nachdrücklich die Position der Kreativen und deren<br />
Schutz vor Enteignung wahrnehmen. Ein bisschen<br />
mehr Unterstützung von den Kreativen (deren Verbänden!)<br />
wäre wünschenswert; hier wird scheints<br />
manchmal mehr an die Verteilung des Kuchens als<br />
an dessen Vergrößerung gedacht.<br />
Und was sonst noch – das ist das Kürprogramm,<br />
wo bleibt die Pflicht?<br />
MÜLLER: Auch wenn Luhmann meint, dass Kommunikation<br />
unwahrscheinlich ist, wir versuchen es<br />
trotzdem! Information und Dialog über Webseiten,<br />
Newsletter, Facebook, Pressebetreuung vor allem<br />
der Branchenmedien sind ein nicht zu vernachlässigender<br />
Teil unserer Arbeit. 4.500 Mitglieder wollen<br />
betreut, und soweit es insbesondere Neugründer<br />
betrifft, auch informiert und geschult werden. Das<br />
Serviceangebot hier konsequent zu verbessern, ist<br />
ein dynamischer Prozess – ein laufendes Suchen –<br />
wird aber offensichtlich von den Mitgliedern gut<br />
angenommen. Letztlich heißt alles zusammen auch<br />
unter dem Dach der scheinbar bequemen Pflichtmitgliedschaft<br />
so zu arbeiten, als wäre man ein freiwilliger<br />
Verband. Pflichtmitgliedschaft ist eben kein<br />
Ruhelager, sondern im Gegenteil eine besondere<br />
Verpflichtung!<br />
Anmelden zum Newsletter:<br />
http://www.filmandmusicaustria.at/newsletter.html<br />
Anmelden zu Facebook:<br />
http://www.facebook.com/filmandmusicaustria
Wer die Saat sät ...<br />
Roland Teichmann, Geschäftsführer des österreichischen <strong>Film</strong>institut (ÖFI) im<br />
<strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview über die Erfolge des österreichischen <strong>Film</strong>s 2011<br />
und die hoffnungsfrohen Aussichten auf 2012.<br />
Wie schätzen Sie das Jahr 2011 bislang ein?<br />
TEICHMANN: 2011 ist ein spannender, besonderer<br />
Jahrgang, der sich speziell durch eine überproportionale<br />
Anzahl an erfolgreichen Erstlingsfilmen auszeichnet.<br />
Begonnen in Berlin mit den „Vaterlosen“<br />
(Marie Kreutzer), fortgesetzt in Cannes mit „Michael“<br />
(Markus Schleinzer) bis hin zu Karl Markovics „Atmen“,<br />
der bei den Festivals abräumt, was es abzuräumen<br />
gibt. An diesen und weiteren Erfolgen sieht<br />
man, dass Österreich über eine sehr vitale, vielfältige<br />
Szene verfügt, die viel Kraft zur Erneuerung mitbringt.<br />
Man ruht sich nicht auf den Säulenheiligen<br />
der österreichischen Branche aus, sondern eine junge<br />
dynamische Szene setzt erfreuliche zukunftsorientierte<br />
Zeichen.<br />
Wird das auch in Österreich so gesehen?<br />
TEICHMANN: Was 2011 bislang weniger erfreulich<br />
war sind die Besucherzahlen bei österreichischen<br />
<strong>Film</strong>en in den Kinos. Es ist völlig normal, dass es einmal<br />
gute und weniger gute Jahre gibt. Im letzten<br />
Quartal zeichnet sich aber eine erfreuliche Entwicklung<br />
ab: so steht „Atmen“, ein kunstvoller, mit feinster<br />
Klinge gezeichneter Autorenfilm, der nicht für<br />
die breite Masse produziert wurde und in Österreich<br />
mit nur vier Kopien an den Start ging bei immerhin<br />
30.000 Besuchern, eigentlich ein sensationeller Wert.<br />
David Schalkos „Wie man leben soll“ steht derzeit<br />
bei 20.000 Besuchern, Tendenz stark steigend und<br />
„One Way Trip 3D“ der erste Horrorfilm in 3D mit österreichischer<br />
Beteiligung steht auch immerhin bei<br />
40.0000 Besuchern, so schlecht ist der Kinoherbst<br />
aus österreichischer Sicht also auch nicht.<br />
„Österreichische <strong>Film</strong>e haben<br />
2010 weltweit drei Millionen<br />
zahlende Kinobesucher gehabt,<br />
2009 waren es über 5 Millionen<br />
in rund 20 Ländern.“<br />
International wird das österreichische <strong>Film</strong>schaffen<br />
dennoch stärker wahrgenommen?<br />
TEICHMANN: Mit „360“ hat eine internationale Koproduktion<br />
mit starker österreichischer Beteiligung<br />
gerade das renommierte Londoner <strong>Film</strong>festival eröffnet.<br />
Es ist erfreulich dabei Jude Law über den Naschmarkt<br />
spazieren zu sehen. Der Hauptproduzent hat<br />
auch die positive österreichische Beteiligung an<br />
dieser Produktion deutlich herausgestrichen, ohne<br />
die dieses Projekt hätte nicht entstehen können. Das<br />
ist alles nicht selbstverständlich und<br />
schon gar kein purer Zufall. Da steckt<br />
viel harte Arbeit und Strategie dahinter,<br />
vor allem angesichts der schon einige<br />
Jahre andauernden internationalen<br />
Präsenz österreichischer Produktionen.<br />
Man stelle sich einmal vor: jährlich<br />
werden in der EU über 1.200 Kinofilme<br />
produziert, dazu kommen die tausenden<br />
aus USA, Asien, etc. – hier herrscht<br />
ein harter Verdrängungs-Wettbewerb<br />
sowohl im Festival-Betrieb als auch in<br />
jedem einzelnen Kino. Und dass Österreich<br />
- gemessen an den finanziellen<br />
Möglichkeiten und Maßstäben ein<br />
Mini-Produktionsland – einen derart<br />
wahrnehmbaren Output erzeugt, wird<br />
leider nach wie vor viel zu wenig gesehen.<br />
Ein gutes Beispiel dazu ist „Der<br />
Räuber“ von Benjamin Heisenberg,<br />
der vor zwei Jahren bei der Berlinale<br />
im Wettbewerb lief und in den heimischen<br />
Kinos knapp 20.000 Besucher<br />
erreichte. Man spricht dann von einem mäßigen<br />
Erfolg. Zu wenig beachtet wird die Tatsache, dass<br />
„Der Räuber“ seit 34 Wochen ungebrochen in den<br />
amerikanischen und zB. auch argentinischen Kinos<br />
läuft. Österreichische <strong>Film</strong>e haben 2010 weltweit<br />
drei Millionen zahlende Kinobesucher gehabt, 2009<br />
waren es über 5 Millionen in rund 20 Ländern, das<br />
sind beeindruckende Zahlen, die der Öffentlichkeit<br />
gar nicht bewusst sind.<br />
Wie sehen Sie insgesamt die aktuelle Fördersituation<br />
in Österreich?<br />
TEICHMANN: Prinzipiell sind wir auf einem wirklich<br />
guten Weg. Das jüngste Modell Fisa ist binnen kürzester<br />
Zeit zu einem nicht mehr wegzudenkenden<br />
Bestandteil der österreichischen <strong>Film</strong>förderung geworden,<br />
nicht umsonst haben wir jahrelang für diese<br />
Art der Spitzenförderung gekämpft. Fisa ist neben<br />
dem ÖFI und dem ORF ein ganz wichtiger Baustein,<br />
der notwendig ist, um internationale Koproduktionen<br />
nach Österreich zu holen, siehe das schon erwähnte<br />
Beispiel „360“. Fisa, wenn auch deutlich weniger<br />
budgetiert als etwa das vergleichbare DFFF in<br />
Deutschland (60 Millionen Euro), ist sehr wichtig für<br />
den <strong>Film</strong>produktionsstandort Österreich. Österreich<br />
und speziell Wien ist ein gefragter und beliebter<br />
Standort geworden.<br />
Wie sieht die Situation beim ÖFI aus?<br />
TEICHMANN: Wenngleich die Zukunft in Zeiten wie<br />
Roland Teichmann<br />
filmbiz<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |25
filmbiz<br />
26 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
diesen grundsätzlich sehr ungewiss ist, können wir<br />
mit Selbstvertrauen und Zuversicht in die nächsten<br />
Jahre blicken. Am Status Quo – 16,5 Millionen jährlich<br />
– wird sich wohl auch 2012 nichts ändern, wenngleich<br />
ein Gesamtbudget von 20 Millionen pro Jahr nach wie<br />
vor angepeilt wird. Wichtig dabei wäre ein weiterer<br />
starker Moment für den österreichischen <strong>Film</strong> 2012.<br />
Wünschenswert wäre da in erster Linie eine abermalige<br />
Oscar-Nominierung. Ich denke, dass „Atmen“ hier<br />
durchaus seine Chancen hat, wenngleich es nicht<br />
einfach sein wird. Darauf wird hinter den Kulissen<br />
auch sehr stark hingearbeitet. Der <strong>Film</strong> bringt bereits<br />
sehr viel Publicity mit, ist in der internationalen <strong>Film</strong>szene<br />
und auch beim Publikum gleichermaßen sehr<br />
Mipcom 2011: ORF-Produktionen heiß begehrt<br />
Auf dem größten Umschlagplatz für Lizenzgeschäfte im<br />
Medienbusiness, der ‚Mipcom‘ in Cannes, präsentierte der<br />
ORF vom ein breites Assortiment an neuen Produktionen<br />
für den internationalen TV-, DVD- und Video-on-<br />
Demand-Markt. Beatrice Riesenfelder, Geschäftsführerin<br />
ORF-Enterprise: „Das ORF-Enterprise-Content-Sales-Team<br />
hat insgesamt mehr als 700 Verkaufsgespräche geführt<br />
und zahlreiche Sender und VoD-Plattformen von der<br />
Qualität der österreichischen Programme überzeugen<br />
können - es werden somit auch 2012 auf zahlreichen TV<br />
Sendern weltweit Erstausstrahlungen von ORF-Serien,<br />
-<strong>Film</strong>en und -Dokumentationen zusehen sein.“ Der<br />
nationale Quotengarant „Schnell ermittelt“ begeistert<br />
auch international und wurde nach Frankreich (AB),<br />
Russland (Free-TV), Deutschland (SWR, ARD) nun auch<br />
an LA 7, einen Sender der Telecom Italia Gruppe, verkauft.<br />
Ebenfalls großen Anklang fanden „Vier Frauen und ein<br />
Todesfall“, die nach Deutschland und Ungarn gehen.<br />
Aktuelle <strong>Film</strong>starts:<br />
03.11. ZWEI AN EINEM TAG (Tobis)<br />
04.11. AUSHILFSGANGSTER (UPI)<br />
04.11. PARANORMAL ACTIVITY 3 (Paramount)<br />
4. 11. DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME -<br />
3D (<strong>Film</strong>laden)<br />
10.11. STRAW DOGS - WER GEWALT SÄT (Sony)<br />
10.11. ANONYMUS (Sony)<br />
11.11. EINE DUNKLE BEGIERDE (UPI)<br />
11.11. KRIEG DER GÖTTER - 3D (Constantain)<br />
17.11. ARTHUR WEIHNACHTSMANN - 3D (Sony)<br />
18.11. THE THING (UPI)<br />
Die osteuropäischen Staaten entwickeln ebenfalls zunehmend<br />
Gefallen am österreichischen <strong>Film</strong> - bisher wurden<br />
mehr als 1.500 Stunden an nationale Rundfunkanstalten<br />
verkauft. Die Ukraine griff unter anderem bei „Molly &<br />
Mops“ zu, das slowakische Publikum wird zum Beispiel<br />
mit „Die Mutprobe“ und „Der Weihnachtshund“ unterhalten<br />
und Ungarn mit „Die Liebe - ein Traum“, „Erika &<br />
Otto - Liebe für Fortgeschrittene“ u. v. a. m. Der unumstrittene<br />
Bestseller des ORF wurde auch diesmal allen<br />
Erwartungen gerecht: Diverse Medienanstalten kauften<br />
neue Folgen der bekannten Premium-Natur- und<br />
Tierfilmmarke „Universum“, darunter die herausragende<br />
Dokumentation „Radioaktive Wölfe“, eine Koproduktion<br />
der epo-film für ORF/Universum in Koproduktion<br />
mit NDR und WNET New York Public Media. Der <strong>Film</strong>,<br />
kürzlich mit dem renommierten „Jackson Hole Award“<br />
ausgezeichnet, berichtet über Wölfe, die in der radioaktiv<br />
verseuchten Region Tschernobyl leben, die am 26. April<br />
18.11. MÖRDERSCHWESTERN (Einhorn)<br />
18. 11. NADER & SIMIN - EINE TRENNUNG (<strong>Film</strong>laden)<br />
beliebt, was selten der Fall ist. Auch ist Karl Markovics<br />
in Hollywood seit dem Oscar für „Die Fälscher“ kein<br />
Unbekannter. Ich denke die Chancen sind intakt. So<br />
etwas braucht aber sehr viel Glück, man kann aber<br />
strategische Schrauben drehen, um dieses Glück herauszufordern,<br />
mal sehen ob es gelingt.<br />
Welche Highlights darf man sich für 2012 erwarten?<br />
TEICHMANN: Ohne bewusst zu viel verraten zu<br />
wollen, wird 2012 meiner Meinung nach ein sehr<br />
interessantes Jahr, es sind einige viel versprechende<br />
Projekte am Start, die sowohl im Festival-Bereich als<br />
auch beim heimischen Publikum reüssieren können.<br />
Die Saat wurde jedenfalls gesät …<br />
Beatrice Riesenfelder<br />
1986 Schauplatz einer nuklearen Katastrophe wurde.<br />
Viele weitere interessante Dokumentationen wie „Genie<br />
und Geometrie“, „Franz Joseph und der Erste Weltkrieg“<br />
und „Wenn die Sonne stillsteht“ verkauften sich in Länder<br />
wie Russland, Iran und Finnland. Weitere Hits: Das „Hansi<br />
Hinterseer Open Air 2011“ wird auch in Dänemark zu<br />
sehen sein, „Der wilde Gärtner“ mit Roland Düringer<br />
wurde erneut nach Russland lizenziert.<br />
24.11. 30 MINUTEN ODER WENIGER (Sony)<br />
24.11. TWILIGHT SAGA-BREAKING DAWN (Constantin)<br />
24.11. DER GOTT DES GEMETZELS (Constantin)<br />
25.11. ALS DER WEIHNACHTSMANN VOM HIMMEL FIEL<br />
(Constantin)<br />
30.11. NEW YORK - SEPTEMBER (Einhorn)<br />
01.12. JANE EYRE (Tobis)<br />
01.12. KEIN SEX IST AUCH KEINE LÖSUNG (EMW)<br />
02.12. DAME, KÖNIG, ASS, SPION (EMW)<br />
2.12. SHARK NIGHT - 3D (Constantin)<br />
2. 12. AMERICAN PASSAGES (<strong>Film</strong>laden)<br />
08.12. DER GESTIEFELTE KATER-3 D (Paramount)<br />
15.12. MEIN FREUND, DER DELFIN-3D (Warner)
Fisa: 10 Mio. Euro<br />
sind noch da!<br />
aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister im <strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview<br />
über die Performance und Zukunft des <strong>Film</strong>fördermodells Fisa.<br />
Wie beurteilen Sie die Performance des Modells<br />
Fisa generell?<br />
SAGMEISTER: Seit dem Start im September 2010<br />
haben 29 Projekte eine Förderung erhalten. Mit einem<br />
Fördervolumen von insgesamt Euro 7,8 Mio.<br />
konnten Projekte mit einem kumulierten Volumen<br />
von Euro 67,7 Mio. ermöglicht werden. Für die österreichischen<br />
Produzenten hat sich Fisa innerhalb<br />
eines Jahres von der Spitzenfinanzierung zu einer<br />
wesentlichen Finanzierungssäule entwickelt.<br />
Ziele beim Start von Fisa waren (unter vielen<br />
anderen) die Stärkung der österreichischen<br />
<strong>Film</strong>wirtschaft und deren internationaler Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Ist das Ihrer Meinung nach<br />
gelungen?<br />
SAGMEISTER: Die österreichische <strong>Film</strong>wirtschaft<br />
konnte seit Bestehen der neuen Förderinitiative<br />
einige internationale Erfolge feiern. Unter künstlerischen<br />
Gesichtspunkten kann bereits auf erste<br />
internationale Erfolge zurückgeblickt werden. Erstlingswerke<br />
wie „Michael“ von Markus Schleinzer<br />
und „Atmen“ von Karl Markovics haben sich auf<br />
<strong>Film</strong>festivals in Cannes und Sarajevo erfolgreich<br />
behauptet und gegen die starke internationale<br />
Konkurrenz durchgesetzt. In Bezug auf die technisch<br />
wirtschaftliche Umsetzung der Projekte kann<br />
ebenfalls ein positiver Trend beobachtet werden.<br />
Dank der Einführung des Fisa-Modells konnten die<br />
Gestaltungsspielräume der Produzenten verbessert<br />
werden. Trotzdem muss man realistisch bleiben, zur<br />
Stärkung der österreichischen <strong>Film</strong>wirtschaft bedarf<br />
es der Hilfe starker Finanzierungspartner. Fisa ist in<br />
der Lage einen wesentlichen Beitrag zu leisten, eine<br />
entsprechende Basisfinanzierung ist jedoch Voraussetzung.<br />
Auch die Attraktivität des <strong>Film</strong>standortes Österreich<br />
für internationale Koproduktionen sollte<br />
gesteigert werden. Gibt es hierfür konkrete<br />
Beispiele?<br />
SAGMEISTER: Insgesamt handelt es sich bei ca.<br />
25% der eingereichten Projekte um internationale<br />
Koproduktionen einige darunter mit einem Produktionsvolumen<br />
von über Euro 10 Mio. Konkret hat das<br />
Projekt „360“ von Regisseur Fernando Meirelles international<br />
für Aufsehen gesorgt und wurde auserwählt<br />
das diesjährige London <strong>Film</strong> Festival zu eröffnen.<br />
Aber auch das Historiendrama „Ludwig II“ von<br />
Bernhard Sagmeister<br />
Peter Sehr und Marie Noëlle mit einem Budget von<br />
über Euro 15 Mio. kann als Erfolgsbeispiel genannt<br />
werden. Diese Produktionen haben in Österreich<br />
gedreht und eine Vielzahl österreichischer <strong>Film</strong>schaffender<br />
zur Umsetzung des Projekts eingesetzt.<br />
Genau diese Projekte versuchen wir im Rahmen von<br />
Fisa auch zu unterstützen.<br />
Bis Ende 2012 verfügt Fisa über ein Förderbudget<br />
von 20 Millionen Euro. Wieviel Geld steht<br />
nach der ersten Halbzeit noch zur Verfügung?<br />
SAGMEISTER: Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurde ein<br />
Fördervolumen von insgesamt Euro 7,8 Mio. durch<br />
das Ministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend<br />
genehmigt. Bei der aws und der Location Austria<br />
liegen Anträge mit einem angesuchten Fördervolumen<br />
von Euro 2,1 Mio. Euro in Prüfung. Wir können<br />
also eine durchaus positive Bilanz ziehen und haben<br />
noch rund zehn Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Was sehen Sie als erfolgreichste Projekte von<br />
Fisa bislang?<br />
SAGMEISTER: Aus Sicht des Fördermodells werden<br />
Projekte als bedeutend angesehen, wenn die Mög-<br />
filmbiz<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |27
filmbiz<br />
Die aws ist die Förderbank des<br />
Bundes. Sie unterstützt mit<br />
zinsgünstigen erp-Krediten,<br />
Haftungen und Zuschüssen österreichische<br />
Unternehmen bei der<br />
Finanzierung und Förderung ihrer<br />
Projekte. Darüber hinaus stellt die<br />
aws Information und Know-how,<br />
Beratung und Serviceleistungen<br />
zur Verfügung. Das Angebot<br />
erstreckt sich von der Phase der<br />
Vorgründung einer Unternehmung<br />
bis hin zu Internationalisierungsvorhaben.<br />
Informieren Sie<br />
sich unter http://www.awsg.at<br />
Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums<br />
– BMWFJ - wickelt die<br />
Austria Wirtschaftsservice GmbH<br />
(aws) gemeinsam mit weiteren<br />
Partnern das <strong>Film</strong>förderprogramm<br />
Fisa http://www.filmstandortaustria.at/<br />
ab. Ebenso ist die aws<br />
für spezielle Förderprogramme für<br />
die Kreativwirtschaft “impulse“<br />
http://www.impulse-awsg.at/<br />
verantwortlich. Die aws hat auch<br />
ein spezielles Garantiemodell zur<br />
Absicherung von Betriebsmittelkrediten<br />
für <strong>Film</strong>produktionsgesellschaften<br />
entwickelt.<br />
1 Mio. Euro für<br />
Kinodigitalisierung<br />
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Kulturministerium, Stadt Wien und<br />
Programmkino-Vertreten wurden erstmals Zahlen zur Förderung der Kinodigitalisierung<br />
genannt. Ministerium: 1 Mio €, Stadt Wien 150.000 € im laufenden Jahr, bedarfsgerecht 2012.<br />
Ab sofort kann eingereicht werden.<br />
28 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
lichkeit einer internationalen Verwertung plausibel<br />
erscheint. Idealerweise handelt es sich dabei um<br />
internationale Koproduktionen, die österreichische<br />
Motive verwenden, auf <strong>Film</strong>schaffende aus Österreich<br />
zurückgreifen und filmtechnische Infrastruktur<br />
nutzen. Damit die Wertschöpfung in Österreich<br />
erhöht wird. Diese Produktionen verfügen über<br />
ein größeres Verwertungsgebiet womit die Wahrscheinlichkeit<br />
auf wirtschaftlichen Erfolg für den<br />
Produzenten erhöht wird. Natürlich ist auch die Unterstützung<br />
rein österreichischer Produktionen im<br />
Rahmen von Fisa ein wesentliches und wichtiges<br />
Segment, vor allem derer, die in ihrer Verwertung<br />
Erfolge verbuchen können.<br />
Wie sehen Sie die Performance von Fisa im Vergleich<br />
mit international vergleichbaren Förder-<br />
Einrichtungen?<br />
SAGMEISTER: Einen direkten Vergleich mit anderen<br />
ähnlich gelagerten Fördermodellen zu ziehen<br />
ist hier nicht ganz einfach. Dabei muss man natürlich<br />
sämtliche strukturelle Gegebenheiten in den<br />
jeweiligen Ländern berücksichtigen. In Österreich<br />
verfügen wir an manchen Stellen einfach nicht über<br />
die notwendigen Kapazitäten, um einen direkten<br />
Vergleich mit starken Systemen wie in Frankreich,<br />
Deutschland, Ungarn oder Tschechien ziehen zu<br />
können. Dafür handelt es sich bei Fisa um ein sehr<br />
stabiles System das transparent ist und klaren Vergaberegeln<br />
folgt. Damit ist auch für die Produzenten<br />
Planungssicherheit gegeben.<br />
Wie wird es aus Ihrer Sicht mit dem Fisa-Projekt<br />
nach Ende 2012 weitergehen?<br />
SAGMEISTER: Bis spätestens Mitte 2012 werden die<br />
Ergebnisse der Evaluierung vorliegen. Auf dieser Ba-<br />
„Bei allem Glanz und Erfolg des österreichischen<br />
<strong>Film</strong>s der letzten Jahre, ist es wesentlich,<br />
auch die Anliegen der Kinos ernst zu<br />
nehmen. <strong>Film</strong>e benötigen Plattformen und<br />
müssen ihr Publikum sowohl in der Stadt, als<br />
auch in den Regionen erreichen. Daher sehe<br />
ich es als meine Aufgabe, die Programmki-<br />
„In Österreich verfügen wir an<br />
manchen Stellen einfach nicht über<br />
die notwendigen Kapazitäten um<br />
einen direkten Vergleich mit<br />
starken Systemen wie in Frankreich,<br />
Deutschland, Ungarn oder<br />
Tschechien ziehen zu können.“<br />
sis wird dann die Entscheidung über die Weiterführung<br />
getroffen.<br />
Gibt es nach den bisherigen Erfahrungen bezügl.<br />
Struktur/Durchführung – schlicht dem Vergabe-<br />
Procedere generell – Verbesserungsbedarf?<br />
SAGMEISTER: Grundsätzlich haben wir einen sehr<br />
schlanken und schnellen Prozess der schon mehrfach<br />
auch von Seiten der <strong>Film</strong>branche lobend erwähnt<br />
wurde. Wir möchten jedoch weiter optimieren<br />
um den Anforderungen der teils sehr komplexen<br />
Projekte gerecht zu werden.<br />
Welches Resümee würden/werden Sie nach<br />
Ende 2012 gerne ziehen?<br />
SAGMEISTER: Als Spezialbank des Bundes für Wirtschaftsförderung<br />
ist es unter anderem Aufgabe der<br />
aws Wertschöpfung und Beschäftigung in Österreich<br />
zu sichern und zu erhöhen. Dies ist auch ein wesentliches<br />
Ziel der Förderinitiative. Darum ist es mir auch<br />
wichtig bis Ende 2012 jene Projekte unterstützt zu<br />
haben, die wesentlich dazu beitragen, Österreich als<br />
<strong>Film</strong>standort zu stärken. Persönlich möchte ich auf<br />
viele interessante Projekte zurückblicken, die das<br />
Potential haben, die internationale Erfolgsgeschichte<br />
des österreichischen <strong>Film</strong>s fortzusetzen.<br />
nos bei der technischen Ausrüstung und<br />
beim Angebot in den ländlichen Regionen<br />
zu unterstützen,“ so Bundesministerin<br />
Claudia Schmied. Man hofft nun, dass der<br />
Schulterschluss mit der Stadt Wien Vorbildwirkung<br />
auf die anderen Bundesländer<br />
hat. Ziel der bundesweiten Förderung des
BMUKK ist es, den Programmkinos und damit der<br />
unabhängigen, künstlerischen und gesellschaftskritischen<br />
<strong>Film</strong>programmierung die Zukunft zu sichern.<br />
Ein zweites Ziel ist es, die anspruchsvolle Programmierung<br />
in den Regionen und damit außerhalb<br />
urbaner Zentren zu gewährleisten. Insgesamt sind<br />
max. Euro 1 Mio € für die Kinoförderung vorgesehen:<br />
500.000 für die Programmkinos und 500.000 für die<br />
Regionalkinos. Bei vollständiger Ausschöpfung des<br />
Fördervolumens können bis zu 125 Kinosäle digitalisiert<br />
werden. Von den insgesamt 578 Kinosälen in<br />
Österreich, sind 388 digitalisiert, diese befinden sich<br />
vorwiegend in kommerziellen Kinos.<br />
In Wien gibt es derzeit 16 Programmkinos mit 27<br />
Sälen, die ihr Vorführsystem von analog auf digital<br />
umstellen müssen, um für die Zukunft gerüstet zu<br />
sein. Für viele Programmkinos ist jedoch die digitale<br />
Ausstattung wegen der damit verbundenen hohen<br />
Kosten eine Existenzfrage. „Die Stadt stellt noch heuer<br />
150.000 € zur Verfügung, um die digitale Ausstattung<br />
zu unterstützen. Im nächsten Jahr wird die Förderung<br />
bedarfsgerecht fortgesetzt. Die Stadt hilft<br />
Fama erfreut über Digitalisierung<br />
Der Fachverband der <strong>Film</strong>- und Musikwirtschaft als Vertretung der<br />
öst. <strong>Film</strong>produzenten und der österreichischen Verleihwirtschaft<br />
begrüßt das Bekenntnis von Frau Bundesministerin Dr. Claudia<br />
Schmied und vom Wiener Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-<br />
Pokorny, eine durchgängige und schnelle Volldigitalisierung des<br />
österreichischen Kinomarktes und damit ein rasches Ausschöpfen<br />
der synergetischen Potenziale des digitalen Roll-outs in Österreich<br />
durch eine bereits 2011 wirksame Förderung der Programm- und<br />
der Regionalkinos zu unterstützen.<br />
Bundesfördermittel in der Höhe von Euro 1 Million, ergänzt um<br />
Förderungen des Landes Wien, kommen damit nicht nur den für<br />
den österreichischen und europäischen <strong>Film</strong> besonders wichtigen<br />
Programmkinos zu Gute, sondern helfen auch den vielen Regionalkinos,<br />
die für die filmkulturelle Entwicklung in der Region von<br />
besonderer Bedeutung sind.<br />
Damit wird dem Wunsch der Verleihwirtschaft, dass das digitale<br />
Roll-out möglichst schnell und ohne Verlust von Abspielflächen<br />
realisiert werden kann, Rechnung getragen. Österreich ist somit<br />
bei einem bereits bestehenden hohen Digitalisierungsgrad<br />
von > 50 % und einem realistisch noch 2011 zu erwartenden<br />
damit kleineren Kinos und sichert damit gleichzeitig<br />
ein Stück ihrer eigenen Wiener <strong>Film</strong>kultur und -tradition,“<br />
betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-<br />
Pokorny über den Erhalt der Kinolandschaft.<br />
Michael Stejskal, Sprecher der IG Programmkinos,<br />
Geschäftsführer des <strong>Film</strong>laden <strong>Film</strong>verleihs und<br />
Betreiber des Votiv Kinos lobt die Entwicklungen:<br />
„Die Digitalisierung der Programmkinos ist ein fundamentaler<br />
Schritt, um die Vielfalt der <strong>Film</strong>kultur in<br />
Österreich zu sichern. Das BMUKK hat hier zügig und<br />
engagiert gehandelt und stellt im nächsten Schritt<br />
auch Mittel für die Regionalkinos bereit. Nun sind<br />
die Verleiher dringend gefordert.“<br />
Wolfgang Steininger, Geschäftsführer des Moviemento<br />
Linz und der Local Bühne Freistadt freut sich über<br />
die Initiative: „Die Initiative des BMUKK bezüglich Kinodigitalisierung<br />
ist für den Bestand der Programmkinos<br />
von enormer Bedeutung. Ich bin sicher, dass<br />
dieser Impuls auch auf Länder und Gemeinden übergehen<br />
wird. In der Folge müssen aber auch die engagierten<br />
Klein- und Landkinos ähnliche Unterstützung<br />
bekommen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.“<br />
Digitalisierungsschub auf gutem Wege, neben Norwegen und dem<br />
mitten im Digitalisierungsprozesses befindlichen Deutschland zu<br />
jenen Kinomärkten zu zählen, die binnen 1-2 Jahren zu 100% für<br />
die digitale Projektion gerüstet sind. Im Hinblick auf die geringeren<br />
Förderungssummen im Regionalkinobereich wird es von<br />
besonderer Bedeutung sein, dass sich auch die Bundesländer der<br />
kulturellen Bedeutung ihrer Kinos bewusst werden. Neben Wien<br />
haben viele Bundesländer Absichtserklärungen zur Kinoförderung<br />
abgegeben - in einigen Bundesländern fehlt aber noch jegliche<br />
regionale Perspektive. Die Verleihwirtschaft wurde in die Vorgespräche<br />
eingebunden und wurde von Seiten des Ministeriums<br />
auf die Notwendigkeit der Unterstützung der Verleihwirtschaft<br />
zur Refinanzierung über ein VPF-Modell hingewiesen. Der Fachverband<br />
hat sich mit freiwilligen Virtual Print Fee-Modellen über<br />
die letzten Monate intensiv befasst und Lösungsmöglichkeiten<br />
angeboten. Ein durchgängiges, von den wesentlichen Marktteilnehmern<br />
getragenes Modell wird innerhalb der Verleihwirtschaft<br />
und mit den betroffenen Kinos verhandelt. Das Bewusstsein, dass<br />
hier rasch eine Entscheidung über eine marktgerechte Lösung<br />
gefunden werden muss, ist vorhanden.<br />
Foto: © Niko Havranek<br />
filmbiz<br />
l-r. Michael Stejskal,<br />
Claudia Schmied,<br />
Wolfgang Steininger &<br />
Andreas Mailath-Pokorny<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |29
filmbiz<br />
Evolution statt Revolution<br />
Die mit Anfang November bestellte neue Geschäftsführerin Gerlinde Seitner hat sich<br />
großer Themen angenommen. Kreativität, Wirtschaftlichkeit und Standort werden die<br />
Hauptthemengebiete sein. Von der One-Woman-Show bei Mediadesk Austria zur Chefin<br />
des zweitgrößten <strong>Film</strong>förderers in Österreich: eine Erfolgsstory.<br />
Gerlinde Seitner<br />
Studium der Handelswissenschaften<br />
und Dolmetsch war<br />
seit 1997 im Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>institut beschäftigt, seit<br />
2004 als stellvertretende<br />
Direktorin.<br />
Zu ihrem Aufgabengebiet<br />
zählte die Koordination des<br />
Media Desk Osterreich.<br />
Darüber hinaus war sie Schriftführerin<br />
im Aufsichtsrat des<br />
<strong>Film</strong>instituts und koordinierte<br />
die EFAD-Arbeitsgruppe (European<br />
<strong>Film</strong> Agency Directors) zu<br />
den staatlichen Beihilfe.<br />
30 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
Ihre Bestellung zur Geschäftsführerin<br />
des <strong>Film</strong>fonds Wien wurde von allen<br />
Seiten wohlwollend aufgenommen.<br />
Woher kommt Ihr Vertrauensvorschuss<br />
bzw. war das Auswahlverfahren eine<br />
leicht zu nehmende Hürde?<br />
SEITNER: Vielen Dank, dass Sie das so<br />
sehen und natürlich freut man sich über<br />
einen Vertrauensvorschuss, nur ich bin in<br />
der Branche ja keine Unbekannte. Ich war<br />
jahrelang für Förderungen auf EU-Ebene<br />
tätig, ich kenne mich daher in diesem<br />
Bereich sehr gut aus und außerdem ist<br />
die <strong>Film</strong>branche, die ja vor allem in Wien<br />
zentriert ist, noch immer überschaubar.<br />
Zum Thema Auswahlverfahren möchte<br />
ich aber schon erwähnen, dass es 30 Bewerber<br />
und zwei Hearings gab, für die ich<br />
mich penibel vorbereitete. Von einem so genannten<br />
Durchlauf kann man nicht sprechen, mein Konzept<br />
hat überzeugt und ich bin froh, es geschafft zu haben<br />
und freue mich sehr auf diese neue Aufgabe.<br />
Als Förderer ist man immer auf einem zweischneidigen<br />
Schwert unterwegs: ist man mit den<br />
Antragstellern zu gut wird einem Freunderlwirtschaft<br />
unterstellt oder gegenteilig mangelndes<br />
Interesse. Wie werden Sie damit umgehen?<br />
SEITNER: Inhaltlich ist es von Vorteil, wenn die Branche<br />
klein ist und man sich kennt, abwicklungstechnisch<br />
schwieriger. Ich möchte die Richtlinien des<br />
Wiener <strong>Film</strong>fonds ein wenig den Fernsehfonds-Vorgaben<br />
anpassen, d.h. wir werden mehr mit einem<br />
Punktesystem arbeiten, um die Kriterien wirklich<br />
objektiv und transparent zu machen. Ich möchte<br />
noch mehr die Standortfrage betonen aber auch<br />
die wirtschaftliche Verwertbarkeit bzw. zuvorderst<br />
die Finanzierung eines Projektes. Davon gehe ich<br />
aber ohnehin aus, da jeder vernünftige Produzent<br />
immer erst dann ansucht, wenn ausreichend Budget<br />
vorhanden ist.<br />
Der Rechnungshof bemängelt, dass es zu viele<br />
verschiedene <strong>Film</strong>förderungsstellen gibt. Wie<br />
sehen Sie diese Kritik?<br />
SEITNER: Es gibt sicherlich Überschneidungen, wo<br />
man besser zusammen arbeiten könnte und dadurch<br />
auch den <strong>Film</strong>schaffenden das Prozedere<br />
etwas erleichtern würde, aber grundsätzlich bin ich<br />
für die verschiedenen Einrichtungen, da jeder eine<br />
eigene Aufgabe bzw. Fokus hat. Im Grunde gibt es<br />
das ÖFI (Öst. <strong>Film</strong>institut) und den ORF und dazu die<br />
jeweiligen lokalen oder genrespezifischen Förderer.<br />
Was hat die Stadt Wien von internationalen Koproduktionen,<br />
wenn die Location kaum sichtbar ist?<br />
SEITNER: Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an,<br />
denn ich möchte die Produktionsfirmen unbedingt<br />
dabei unterstützen, mehr aus den Koproduktionen<br />
rauszubekommen. Es kann nicht sein, dass 40 % des<br />
Budgets von uns kommen und den Produzenten<br />
werden dann zB, nur die Lizenzrechte für Österreich<br />
+ Schweiz zugestanden. Da nehme ich gerne in Zukunft<br />
die Rolle der ‚bösen’ Förderin auf mich und<br />
begebe mich in Diskussion mit den internationalen<br />
Partnern. Die hiesigen <strong>Film</strong>firmen sollen mehr vom<br />
Kuchen abbekommen. Aber grundsätzlich ist jegliches<br />
<strong>Film</strong>schaffen in Wien willkommen, nicht nur,<br />
dass die Branche beschäftigt ist, erzielt man gerade<br />
mit <strong>Film</strong>en einen unglaublichen Tourismuswert.<br />
Aber auch als BewohnerIn der Stadt bekommt man<br />
durch <strong>Film</strong>e immer wieder neue Blickwinkel, die<br />
überaus spannend sein können.<br />
Sie dürfen noch kurz vor dem Start Wünsche<br />
äußern. Welche sind dies?<br />
SEITNER: Der Wiener <strong>Film</strong>fonds ist mit 11,5 Mio.<br />
Euro schön dotiert, zusätzlich werden wir für die<br />
Kinodigitalisierung verantwortlich sein, die mit<br />
300.000 Euro budgetiert ist, da lässt sich schon einiges<br />
bewegen. Ich sehe <strong>Film</strong>en nicht als Revolution<br />
sondern als Evolution und so wünsche ich mir viele,<br />
schöne narrative Projekte mit starkem Wienbezug.<br />
Ich möchte auch gerne den filmischen Nachwuchs<br />
integrieren um einer möglichen Abwanderung vorzubeugen<br />
und außerdem den in der <strong>Film</strong>branche<br />
Beschäftigten Planungssicherheit ermöglichen.<br />
Förderzusagen der vierten Jurysitzung 2011:<br />
Zur vierten Jurysitzung 2011 wurden 29 Projekte mit einer<br />
Gesamtantragssumme von 4.006.485 Euro eingereicht. Die Jury<br />
erteilte 13 Projekten eine Zusage – eine Fördersumme in Höhe<br />
von 1.531.500 Euro wurde vergeben. Acht Zusagen gingen an<br />
Spielfilm-, fünf an Dokumentarfilmprojekte. „Wir freuen uns<br />
besonders über das breite kreative Spektrum an Stoffen, das bei<br />
der letzten von mir geleiteten Jurysitzung zur Diskussion kam.<br />
Letztlich bietet die Auswahl neben Genre-<strong>Film</strong>en - Science-<br />
Fiction, Horror, Komödie, Kriegsfilm - auch eine Reihe von<br />
Dokumentarfilmen, die einen verstärkten Unterhaltungswert<br />
aufweisen“, resümierte Peter Zawrel in seiner letzten Funktion<br />
als Geschäftsführer des <strong>Film</strong>fonds Wien.
Nichts ist spannender<br />
als die Wirklichkeit<br />
Johannes Rosenberger, Geschäftsführer der Navigator-<strong>Film</strong>, im <strong>Film</strong>, Sound & Media über<br />
die Situation der heimischen Dokumentarfilm-Szene, aktuelle und künftige Projekte.<br />
Ihre <strong>Film</strong>produktionsfirma scheint einen Lauf<br />
zu haben: Bürgermeister Häupl beehrte die<br />
Premiere von „Hot Spot“, während der Viennale<br />
gab es eine Galavorstellung anlässlich von „Das<br />
Weiterleben der Ruth Klüger“. Woher diese<br />
plötzliche Hochachtung resp. Anerkennung?<br />
ROSENBERGER: Unsere Firma gibt es seit nunmehr<br />
15 Jahren und man kommt an „Navigator <strong>Film</strong>en“<br />
nicht vorbei, wenn man heute von erfolgreichem<br />
Dokumentarfilm in Österreich spricht. Die beiden<br />
genannten <strong>Film</strong>e stehen aber auch mit konkreten<br />
Personen in Beziehung: BM Michael Häupl ist Namenspatron<br />
des Restaurant „Michl’s“, eines sozialökonomischen<br />
Projekts, welches im Mittelpunkt des<br />
neuen <strong>Film</strong>s von Sabine Derflinger steht, der soeben<br />
österreichweit in die Kinos kommt. Die Viennale widmet<br />
der Schriftstellerin und Germanistin Ruth Klüger<br />
anlässlich ihres 80. Geburtstags eine eigene Gala,<br />
wo das schöne Kinoportrait von Renata Schmidtkunz<br />
über Ruth Klüger seine Weltpremiere erfährt.<br />
Der <strong>Film</strong> nähert sich sehr kompetent und liebevoll<br />
der Lebensgeschichte und dem Werk dieser klugen,<br />
unsentimentalen und auf ihre Weise unerbittlichen<br />
Schriftstellerin und Holocaust-Überlebenden.<br />
„Auf allen Meeren“<br />
Bekannt wurde die Navigator <strong>Film</strong> sicherlich<br />
mit der Doku über die Kronen Zeitung, die ja bis<br />
heute nicht im ORF gezeigt wurde. Wer hat da so<br />
Angst?<br />
ROSENBERGER: Ich glaube nicht, dass dort heute<br />
noch jemand Angst vor der Krone hat. Ich denke,<br />
erst wenn man den <strong>Film</strong> als eigenes Zeitdokument<br />
begreift und es zudem im ORF ein Klima gibt, die<br />
Rolle oder überhaupt Position des ORF damals zu<br />
reflektieren bzw. zu thematisieren, dann kann eine<br />
Ausstrahlung zu einem vergnüglichen<br />
und gut besuchten Fernseh- bzw.<br />
Medien–ereignis werden. 2002 war es<br />
das Kino, welches uns die Möglichkeit<br />
bot, das enorme Interesse an diesem<br />
<strong>Film</strong> und den Einblicken in das System<br />
Krone, das er gewährt, zu befriedigen.<br />
Im Internet verzeichnete er bis zu<br />
Dichands Tod mehr als 55.000 Clicks<br />
auf youtube. Dann haben wir uns entschlossen<br />
ihn regulär über flimmit verfügbar<br />
zu machen, dieser Tage kam er<br />
auch als DVD in der Edition „Öst. <strong>Film</strong>“<br />
von Hoanzl heraus. In der aktuellen<br />
Staffel findet sich auch Holzhausens<br />
„Auf allen Meeren“ und ich bin stolz,<br />
dass wir in dieser auch wirtschaftlich<br />
erfolgreichen DVD-Edition als Produktion mit den<br />
meisten Dokumentarfilmen vertreten sind.<br />
Da drängt sich die Frage auf, ob Sie so outstanding<br />
sind?<br />
ROSENBERGER: Wir versuchen unser Bestes und<br />
haben seit jeher einen sehr hohen künstlerischen<br />
Level in unseren <strong>Film</strong>en angestrebt, aber wir waren<br />
auch die ersten hierzulande, die sich so explizit dem<br />
kreativen Dokumentarfilm in einem internationalen<br />
Kontext widmeten. Um auf die Branche zurückzukommen,<br />
haben wir in Österreich eine herausragende<br />
Dokumentarfilmszene, die Konkurrenz läuft<br />
mittlerweile auf einem international betrachtet sehr<br />
hohen Niveau und folgerichtig ist auch das Interesse<br />
seitens der Konsumenten vorhanden und im<br />
Wachsen begriffen.<br />
Böse unterstellt: Glauben Sie hat die Welt genug<br />
von Hollywoodschinken bzw. Trash-TV?<br />
ROSENBERGER: Ich habe den Eindruck, dass allgemein<br />
das Interesse an der Wirklichkeit gewachsen<br />
ist und unsere Aktivitäten haben diesen Trend mitgestaltet.<br />
Die Leute setzen sich vermehrt mit Problemen<br />
und Zusammenhängen auch über <strong>Film</strong>e<br />
auseinander, seien das Dinge vor der Haustüre oder<br />
<strong>Film</strong>e mit globalen Themen. Und sie schätzen den<br />
Unterschied von filmischen, kreativen Zugängen,<br />
wie jener unserer Autoren, im Vergleich zu rein journalistischen<br />
Arbeiten, die man eher aus dem Fernsehen<br />
kennt. Dokumentarfilme sind ein Spiegel der<br />
Wirklichkeit und viele Menschen haben offenbar<br />
gerade in schwierigeren Zeiten das Bedürfnis, den<br />
filmbiz<br />
Johannes Rosenberger<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |31
filmbiz<br />
Navigator <strong>Film</strong><br />
(Johannes Rosenberger, Johannes<br />
Holzhausen) produziert seit 1996<br />
Dokumentarfilme für Kino, Fernsehen<br />
und DVD. Der Fokus liegt dabei<br />
auf gesellschaftlich relevanten<br />
Themen sowie auf einer filmisch<br />
anspruchsvollen Umsetzung. Bsp:<br />
„Auf allen Meeren“, „Ceija Stojka“,<br />
„Zeit zu gehen“, „Herzausreisser“,<br />
„In die Welt“ oder „Kronen Zeitung<br />
– Tag für Tag ein Boulevardstück“.<br />
Aktuelle bzw. kommende<br />
Produktionen: „Hot Spot“ und<br />
„Empire Me“ (Jän. 2012)<br />
Fernsehverwertung:<br />
Heute und in der Zukunft<br />
32 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />
Zustand der Welt etwas besser verstehen zu lernen.<br />
Wir leben in einem globalen Dorf.<br />
Was will man als Dokumentarfilmer: die Menschen<br />
aufrütteln, belehren, informieren?<br />
ROSENBERGER: Wahrscheinlich von allem ein bisschen.<br />
Als wir begannen, stand das Schlagwort der<br />
„Gegenöffentlichkeit“ im Raum, ich sehe unsere<br />
Arbeit an der spannenden Schnittstelle von Gesellschaft,<br />
Kultur und Bildung angesiedelt. Unsere AutorInnen<br />
erzählen von Menschen, ihren Überzeugungen,<br />
Hoffnungen und Kämpfen, von Kunst und Kultur<br />
wie von Politik und Alltag gleichermaßen. Wir stellen<br />
aber immer die Portraitierten in den Mittelpunkt, es<br />
gibt bei unseren <strong>Film</strong>en kaum Off-Stimmen, uns interessiert<br />
ein filmischer Blick auf Wirklichkeit. Viele<br />
unserer <strong>Film</strong>e entstehen eigentlich erst so richtig<br />
beim Schnitt, da finden sie gleichsam zu sich.<br />
Wie sieht ganz generell die Arbeit eines Dokumentarfilm-Produzenten<br />
aus?<br />
ROSENBERGER: Ich bezeichne mich als creative<br />
producer, dh. ich bin von Anfang an auch in den filmischen<br />
Prozess miteingebunden. Wir bereiten unsere<br />
Projekte extrem gut vor, damit sich unsere Partner<br />
in der <strong>Film</strong>förderung etwas darunter vorstellen<br />
können, denn ohne deren Unterstützung könnten<br />
wir vielen unserer <strong>Film</strong>e nicht realisieren. Gerade in<br />
unserem Genre braucht es ein klares inhaltliches wie<br />
auch gestalterisches Konzept, um den Fokus eines<br />
<strong>Film</strong>s und sein Thema adäquat herauszuarbeiten. Es<br />
ist insgesamt ein langer und auch kostenintensiver<br />
Weg, aber Qualität lässt sich nur durch ausreichend<br />
vorhandene Zeit zum Drehen und Schneiden hervorbringen.<br />
Aber im Vergleich zu Spielfilmbudgets<br />
reden wir hier immer noch von einem 1/10 der Kosten.<br />
Und wir dürfen unsere Zuseher nicht vergessen,<br />
in unserem Fall ist immer ein politisch mündiges<br />
und neugieriges Publikum angesprochen.<br />
Der Fernsehfonds bietet gemeinsam mit der Fernsehfilmförderung<br />
des <strong>Film</strong>fonds Wien in Kooperation mit dem Erich<br />
Pommer Institut am 17. November 2011 einen Veranstaltungstag<br />
zum Thema Fernsehverwertung: Heute und in der Zukunft<br />
- Kosten- und Erlösmöglichkeiten an.<br />
Am Vormittag wird Leander Carell von Nowtilus Onlinevertriebs<br />
GmbH die Keynote halten und anschließend mit Christian<br />
Eder/ORF, Uli Müller-Uri/Flimmit GmbH und Philipp<br />
Schlüter/Blue Corporate Finance AG die Chancen und<br />
Möglichkeiten des digitalen Vertriebes und die Perspektiven für<br />
die Zukunft diskutieren.<br />
Anschließend findet ein Workshop zu den Kosten- und<br />
Erlösmöglichkeiten unter der Leitung Philipp Schlüter, Blue<br />
Corporate Finance AG, statt.<br />
Nähere Informationen und Anmeldung über<br />
www.epi-medieninstitut.de/Programm<br />
Szenenbild aus „Hot Spot“<br />
Das muss man sich aber auch erst anerziehen?<br />
ROSENBERGER: Das ist richtig, aber mittlerweile haben<br />
sogenannte Navigator <strong>Film</strong>e schon ihr Kernpublikum<br />
und jeder neue <strong>Film</strong> öffnet allein schon über<br />
sein Thema Türen zu weiteren Zielgruppen und interessierten<br />
Menschen. Wenn ich mir in dieser Richtung<br />
etwas wünschen dürfte, wäre es zum einen<br />
den Stellenwert von Dokumentarfilmen insbesondere<br />
im ORF zu heben. Bis dato haben wir schlechte<br />
Sendeplätze und sehr geringe Budgets. Wir arbeiten<br />
u.a. anderem auch über unseren Verband dok.at daran,<br />
den ORF zu überzeugen, dass die österreichische<br />
<strong>Film</strong>branche und im besonderen die Dokumentarfilmschaffenden<br />
sehr gute Arbeiten liefern, die man<br />
den potenziellen SeherInnen nicht vorenthalten<br />
sollte. Und zum anderen sollten an den Schulen junge<br />
Menschen verstärkt zum <strong>Film</strong>e sehen, verstehen<br />
und letztlich auch machen geführt werden.<br />
Abschließend: Was ist 2012 geplant?<br />
ROSENBERGER: Eine internationale Koproduktion<br />
über den Künstler Erwin Wurm wird fertig und ein<br />
neues Kinoprojekt von Johannes Holzhausen über<br />
das Kunsthistorische Museum wird gedreht. Dazu<br />
sind einige überaus interessante Projekte in Entwicklung,<br />
aber wir versuchen unsere Kräfte auf jeweils<br />
ein großes Projekt zu konzentrieren.<br />
<strong>Film</strong>finanzierung & Förderung<br />
Am 16. November berichten Monika Bednarik-Belan (aws),<br />
Sylvia Faßl-Vogler (MAG Wien Abt. 7), Alfred Grinschgl (Fernsehfonds<br />
Austria - RTR), Michael Hofegger (aws/ erp-fonds),<br />
Carlo Hufnagl (BMUKK), Severin Moritzer (<strong>Film</strong>fonds Wien),<br />
Susanne Schuster, (NÖ Landesreg. -Abt. Kunst & Kultur), Nikolaus<br />
Wisiak (pre TV) und Iris Zappe-Heller (Österreichisches<br />
<strong>Film</strong>institut) in der Wirtschaftskammer Wien über mögliche<br />
Einflussfaktoren sowie kalkulatorische Zusammenhänge bei<br />
der <strong>Film</strong>kalkulation sowie über <strong>Film</strong>förderungen auf Bundesebene<br />
sowie auf Landesebene Wien und Niederösterreich. Die<br />
Teilnahme an der Veranstaltung ist für Mitgliedsbetriebe der<br />
Wirtschaftskammer und deren Mitarbeiter kostenlos.<br />
Anmeldung: christian.moser@wkw.at
Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass der für die<br />
territorial exklusive Übertragung erzielbare Mehrerlös<br />
zu künstlichen Preisunterschieden zwischen<br />
den nationalen Märkten führe. Die daraus resultierende<br />
Marktabschottung ist europarechtlich<br />
nicht zulässig. Der gemeinsame europäische Binnenmarkt<br />
darf nicht durch die Einräumung territorialer<br />
Ausschließlichkeitsrechte zugunsten der<br />
Gewinnerzielung ausgehebelt werden. Daher sind<br />
die technischen Maßnahmen, die zur Sicherstellung<br />
einer vertraglichen Alleinstellung in einem Staat<br />
führen, nicht zulässig. Dieses Urteil führt somit zu<br />
dem Ergebnis, dass die Kontrolle einer territorialen<br />
Exklusivität durch vertragliche Beschränkungen des<br />
Weiterverkaufs von Decodern nicht mehr zulässig<br />
ist. Daher wird in Zukunft die Segmentierung von<br />
Übertragungsrechten in inländische und ausländische<br />
Rechte zu überdenken sein. Nahliegend ist,<br />
dass solche Rechteeinräumungen in Zukunft nur<br />
europaweit erfolgen werden.<br />
Doch hat – wie vielfach in den Medien kolportiert<br />
wurde – das Urteil auch weitere Auswirkungen auf<br />
die Auswertungen von <strong>Film</strong>en oder Musikwerken?<br />
Wesentlich ist, dass das Urteil zu Rechten an Sportveranstaltungen<br />
ergangen ist. Diese sind im Gegensatz<br />
zu <strong>Film</strong>en oder Musikwerken urheberrechtlich<br />
nicht geschützt. Im Urheberrecht – wie auch im<br />
Marken-, Muster- und Patentrecht – gilt das Territorialitätsprinzip.<br />
Danach regelt jedes Land seine<br />
Urheberrechtsordnung selbst. Nach dem Territorialitätsprinzip<br />
verlieren Immaterialgüter ihre Wirkungen<br />
an den Staatsgrenzen desjenigen Staates, in<br />
dem das Schutzgesetz erlassen wurde. Auch wenn<br />
auf internationaler Ebene viele Staaten Immaterialgüterrechte<br />
wechselseitig anerkennen, hat die<br />
europäische Gesetzgebung das Prinzip der nationalen<br />
Territorialität bislang anerkannt. Supranationale<br />
Immaterialgüter, deren Wirkungen über Staatsgren-<br />
zen hinausgehen, sind bislang nur durch Sonderregelungen<br />
im Bereich der Gemeinschaftsmarke und<br />
des Gemeinschaftsgeschmacksmusters (zusätzlich<br />
zu den nationalen Marken und Mustern) verwirklicht.<br />
Zwar denkt die Europäische Kommission an die<br />
Schaffung einer paneuropäischen <strong>Film</strong>- und Musiklizenz<br />
zur einheitlichen europaweiten Auswertung,<br />
doch bedarf auch diese einer entsprechenden gesetzlichen<br />
Grundlage. Daher ist es derzeit nicht notwendig,<br />
die herkömmliche territoriale Vergabe von<br />
Auswertungsrechten im <strong>Film</strong>- und Musikbereich zu<br />
ändern. Gleichzeitig ist aber aufgrund der jüngsten<br />
Entwicklungen damit zu rechnen, dass das Prinzip<br />
der territorialen Rechteeinräumung nicht auf Dauer<br />
Bestand haben wird. Aus wirtschaftlicher Sicht sollten<br />
sich <strong>Film</strong>- und Musikproduzenten daher bereits<br />
über mögliche europaweite Verwertungen in der<br />
Zukunft Gedanken machen.<br />
filmbiz<br />
Das Ende der territorialen<br />
Auswertung von <strong>Film</strong>- und<br />
Musikwerken?<br />
Der EuGH hat jüngst in einem vielbeachteten Urteil (Rs C-403/08 und C-429/08) die<br />
Zulässigkeit der Aufspaltung der Übertragungsrechte an Sportereignissen in territoriale, jeweils<br />
exklusive Lizenzen zu beurteilen. Exklusivität wird in dem zugrundliegenden Sachverhalt<br />
dadurch gesichert, dass Decoder für die Pay-TV-Programme nur an Empfänger im jeweiligen<br />
Mitgliedsstaat verkauft werden dürfen. Rechtsanwalt Leonhard Reis über mögliche<br />
Auswirkungen des Urteils auf die Auswertungen von <strong>Film</strong>en oder Musikwerken.<br />
Dr. Leonhard Reis<br />
ist Rechtsanwalt in Wien bei der<br />
Hausmaninger Kletter Rechtsanwälte-Gesellschaft<br />
mbH sowie<br />
Universitäts- und Fachhochschulsektor.<br />
Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
liegen u.a. im Bereich Urheber-,<br />
<strong>Film</strong>- und Medienrecht.<br />
Kontakt: leonhard.reis@hhw.at<br />
<strong>Film</strong> Sound & Media |33