Rheindeltahaus
Rheindeltahaus
Rheindeltahaus
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<strong>Rheindeltahaus</strong><br />
Servicestelle für das Naturschutzgebiet
NATURSCHUTZGEBIET<br />
RHEINDELTA<br />
umg<br />
Impressum<br />
Herausgeber Naturschutzverein Rheindelta<br />
Im Böschen 25, 6971 Hard<br />
T 05578/74478, F 05578/74478-4<br />
Konzept UMG – Umweltbüro Grabher, Hard<br />
Grafik Erik Reinhard, Wolfurt<br />
Druck ...<br />
Fotos Markus Grabher, Max Granitza, Dietmar Huber, Walter Niederer,<br />
Michael Roggo, Günter Stadler, Vorarlberger Naturschau<br />
November 2002
Inhalt<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong> ........................................................................... 4<br />
Vielfalt im Tümpel ....................................................................... 8<br />
Röhricht - ein monotoner Lebensraum? .................................... 12<br />
Feuchtwiesen ........................................................................... 16<br />
Auwald ..................................................................................... 20<br />
Der Rheindamm als Magerwiese ............................................... 24<br />
Naturschutzgebiet Rheindelta ................................................... 28<br />
Übersichtsplan .......................................................................... 30
4<br />
5<br />
Der Naturschutzverein Rheindelta organisiert Ausstellungen und<br />
Führungen im Naturschutzgebiet - nach telefonischer Absprache<br />
auch zu speziellen Themen und besonders für Schulen.<br />
Öffnungszeiten<br />
Di - Fr 14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Sa, So 11.00 bis 17.00 Uhr<br />
Höchst<br />
Schwedenschanze<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong><br />
Fußach Rhein<br />
Lustenau<br />
Hard Bregenz
<strong>Rheindeltahaus</strong><br />
Servicestelle für das Naturschutzgebiet<br />
Auf Grund seiner außergewöhnlichen Pflanzen- und Tierwelt ist das Rheindelta ein international bedeutendes<br />
Feuchtgebiet. Aber nicht nur das: Landwirtschaft, Tourismus, Sport- und Berufsfischerei haben<br />
hier ebenso ihre Berechtigung. Für manche Pflanzen und Tiere ist die naturnahe Landwirtschaft sogar<br />
Voraussetzung, damit ihr Lebensraum erhalten bleibt.<br />
Naturnahe Landschaften sind aber nicht nur unverzichtbare Lebensräume für seltene Arten, sondern<br />
auch Erlebnisräume für den Menschen. Solche werden immer wichtiger: Menschen kommen hierher,<br />
um sich zu entspannen, um Ruhe und Erholung zu finden, um die seltene Pflanzen- und Tierwelt zu<br />
beobachten. All dies führte dazu, dass die Ansprüche an das Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten<br />
immer größer wurden.<br />
Mit den gestiegenen Anforderungen wuchs auch das Anliegen, eine zentrale Anlaufstelle im<br />
Naturschutzgebiet zu schaffen - eine Stelle, die der Kommunikation, Bildung und Verwaltung dient. An<br />
die sich Grundeigentümer und Bewirtschafter des Gebietes mit ihren Fragen wenden können. Wo<br />
Naturinteressierte und Schulklassen Informationen zu Natur und Landschaft des größten Feuchtgebietes<br />
am Bodensee erhalten.
6<br />
7<br />
Ein Haus für das Rheindelta<br />
Im September 1998 wurde das im Auftrag des Landes Vorarlberg<br />
gebaute <strong>Rheindeltahaus</strong> eröffnet und seitdem vom Naturschutzverein<br />
Rheindelta betreut. Neben dem Land Vorarlberg tragen auch<br />
die Gemeinden Hard, Fußach, Höchst und Gaißau Verantwortung<br />
für das <strong>Rheindeltahaus</strong>. Eigentlich steht das Gebäude ja gar nicht im<br />
Naturschutzgebiet, sondern nur in dessen Nähe in einer naturnahen<br />
Landschaft. Hier haben Sie die Möglichkeit, charakteristische Lebensräume<br />
mit ihren Pflanzen und Tieren in unmittelbarer Nähe des<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong>es „im Kleinen“ zu erleben. Wege und kurze Information<br />
im Gelände erleichtern Ihnen die Orientierung.<br />
Natürlich freuen sich die GebietsbetreuerInnen über Ihren Besuch<br />
im <strong>Rheindeltahaus</strong>, wo Sie weitere Auskünfte und Informationsmaterial<br />
erhalten.<br />
Schwedenschanze Rheinmündung<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong><br />
Fußach<br />
Info<br />
Rhein
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9<br />
Der Laubfrosch: Der Akrobat unter den Lurchen<br />
Der mittlerweile selten gewordene Laubfrosch fühlt sich in flachen<br />
Tümpeln, Röhrichten und überschwemmten Wiesen zu Hause.<br />
Dieses grasgrüne Fröschlein ist der einzige heimische Frosch, der auf<br />
Sträucher klettert. Dabei sind die saugnapfartig verbreiterten Fingerund<br />
Zehenspitzen hilfreich, mit denen sich der Laubfrosch auf glatten<br />
Blättern und selbst auf Glasscheiben festhalten kann. In lauen<br />
Mainächten lockt das Männchen mit seinen lauten Rufen unermüdlich<br />
eine Partnerin an - auch in unmittelbarer Nachbarschaft zum<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong>, wo sich eines der bedeutendsten Vorkommen des<br />
gesamten Rheintals entwickelt hat.
Laubfrosch – der einzige heimische<br />
Lurch, der auf Bäume klettert.<br />
Vielfalt im Tümpel<br />
Ein Leben in Extremen<br />
Kleingewässer am Bodensee sind besondere Lebensräume: Während das Wasser im Sommer meterhoch<br />
stehen kann, trocknet der Boden im Winter oft aus und gefriert. Diesen Extremen halten nur sehr widerstandsfähige<br />
Pflanzen und Tiere stand.<br />
Trotzdem überzieht oft schon im Frühsommer ein frischer grüner Teppich die ganze Wasserfläche.<br />
Verantwortlich dafür sind Wasserlinsen, die kleinsten einheimischen Blütenpflanzen, die bei uns mit drei<br />
Arten vertreten sind. Die Kleine Wasserlinse belebt die Oberfläche vieler Gräben und Tümpel, wird nur<br />
2-3 mm groß und trägt an der Unterseite eine Wurzel. Die seltene Dreifurchige Wasserlinse schwebt<br />
dagegen unter Wasser und kommt in Vorarlberg nur im Bodenseeraum vor.<br />
Trocken fallende Gewässer sind für Fische natürlich keine geeigneten Lebensräume. Das heißt aber<br />
nicht, dass hier keine Tiere leben. Gerade Insekten sind mit einer großen Vielfalt vertreten. Auffällig sind<br />
Wasserläufer, die zu den Wanzen zählen. Unter den wasserlebenden Schnecken ist die Posthornschnecke<br />
häufig. Als „Lungenschnecke“ muss sie von Zeit zu Zeit an die Wasseroberfläche, um Luft zu<br />
holen. Mit ihrer typischen Raspelzunge weidet sie Algen und abgestorbene Pflanzenteile ab.
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Kleine Gewässer sind vor allem für Amphibien wichtig. Grasfrosch,<br />
Wasserfrosch, Teichfrosch, Erdkröte und die Gelbbauchunke sind im<br />
Naturschutzgebiet Rheindelta noch recht weit verbreitet und kommen<br />
natürlich auch um das Rheindelthaus vor. Mit etwas Geduld<br />
entdeckt man hier im Frühjahr den Teichmolch oder sogar einen<br />
Kammolch, der wegen seines hohen gezackten Rückenkamms kaum<br />
verwechselt werden kann. Diese kleinen Drachen lieben dicht<br />
bewachsene Gewässer, wo sie sich fortpflanzen.
Die Posthornschnecke lebt zwar im<br />
Wasser, muss aber immer wieder an die<br />
Oberfläche, um Luft zu tanken.<br />
Der Bitterling, einer der seltensten Fische<br />
am Bodensee, fällt durch seine ungewöhnliche<br />
Fortpflanzungsweise auf: Mit<br />
einer Legeröhre legt das Weibchen die<br />
Eier in Muscheln ab.<br />
Kleine Wasserlinse – mit einem<br />
Durchmesser von nur wenigen<br />
Millimetern die kleinste heimische<br />
Blütenpflanze.<br />
Im Frühling imponieren die Männchen<br />
des Teichmolch mit ihrem farbenprächtigen<br />
Hochzeitskleid.<br />
Gelbe Teichrose sind attraktiv, selten, geschützt<br />
und für flache Gewässer typisch.
12<br />
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Mehlige Pflaumenblattlaus: Ein Leben zwischen zwei Welten<br />
Eine Blattlaus im Schilf? Tatsächlich führt die Mehlige Pflaumenblattlaus<br />
ein ausgesprochen kompliziertes Dasein – wie übrigens die<br />
meisten Blattläuse: Im Herbst legen die befruchteten Weibchen auf<br />
Zwetschken, Pflaumen oder Kirschen ihre Eier ab. Aus diesen<br />
„Wintereiern“ schlüpfen im Frühjahr dann ausschließlich Weibchen,<br />
die ohne Befruchtung lebende Junge zur Welt bringen, sich weiter<br />
vermehren, oft dichte Kolonien aus geflügelten und ungeflügelten<br />
Läusen bilden und die Obstbäume schädigen können. Später im<br />
Frühjahr wechseln die flugfähigen Tiere in die Schilfröhrichte. Erst<br />
hier entwickeln sich die stets flugfähigen Männchen, die den Weibchen<br />
auf die Hauptwirte – eben Steinobst – folgen. Womit sich dieser<br />
komplizierte Generationswechsel schließt.
Röhricht - ein monotoner Lebensraum?<br />
Nur bei oberflächlicher Betrachtung!<br />
Röhrichte prägen in vielen Gewässern die Nahtstelle Wasser – Land. Als Grenzlebensräume unterliegen<br />
sie dabei oft besonderen Anforderungen durch schwankende Wasserstände, Wellenschlag, Treibholz<br />
oder auch Tritt. Schilf ist am Bodensee die wichtigste Röhrichtpflanze und gleichzeitig die am schnellsten<br />
wachsende heimische Pflanze: Bis zu vier Meter wächst der Schilfhalm vom Frühling bis zum<br />
Sommer, also zwei bis vier Zentimeter pro Tag!<br />
Die Pflanzenvielfalt der Röhrichte ist meist bescheiden – außer Schilf können vor allem Rohrkolben,<br />
Rohrglanzgras oder seltener die Teichbinse echte Röhrichte bilden. Dagegen ist die Vielfalt der Tierwelt<br />
ungleich größer. Etliche Kleintiere, darunter auch Käfer, Spinnen und Schmetterlinge, leben sogar im<br />
Schilfhalm. Andere haben zwischen den Halmen ihr Zuhause. Dazu zählen Schwimm- und Wasserkäfer,<br />
Wanzen und Kleinkrebse. Für manche Spezialisten unter den Vögeln bieten die Stängel Brut- und<br />
Schlafplätze. Rohrsänger sind an den Lebensraum Röhricht besonders gut angepasst. Der Teichrohrsänger,<br />
die häufigste Art am Bodensee, ist wie alle Rohrsänger eher zu hören als zu sehen. Er webt sein<br />
Nest kunstvoll zwischen Schilfhalme.
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Röhrichte tragen als „natürliche Kläranlagen“ zur Selbstreinigung<br />
der Gewässer bei. Aber auch zu deren Verlandung: Denn zwischen<br />
den Halmen sammeln sich abgestorbene Schilfblätter, lagert sich<br />
angeschwemmtes Pflanzenmaterial und Schlamm ab, so dass Landpflanzen<br />
allmählich Fuß fassen können. Auf diese Weise wachsen<br />
Weiher und Tümpel nach und nach zu und werden über kurz oder<br />
lang zum Moor oder Wald.<br />
Mit über 100 ha Schilfröhricht beherbergt das Naturschutzgebiet<br />
Rheindelta die größten Vorkommen dieses landschaftsprägenden<br />
Lebensraumes in Vorarlberg. Auch um das <strong>Rheindeltahaus</strong> lässt sich<br />
dieser Lebensraum beobachten.
Drosselrohrsänger sind perfekt an den<br />
Lebensraum aus senkrechten Schilfhalmen<br />
angepasst, wo sie nisten und Nahrung<br />
finden.<br />
Schleien bevorzugen Gewässer mit dichtem<br />
Pflanzenwuchs. Daher sind sie häufig<br />
in Ufernähe zu beobachten.<br />
Die Bartmeise ist ein seltener Bewohner<br />
der Röhrichte, der auch im Winter ausharrt<br />
und sich von Schilfsamen ernährt.<br />
Die Teichbinse kann noch tiefer ins<br />
Wasser vordringen als das Schilfrohr. Am<br />
Bodensee ist die Art in den letzten<br />
Jahrzehnten sehr selten geworden.
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Goldrute und Blutweiderich: Zwei Eroberer im Pflanzenreich<br />
Viele Pflanzen wurden durch die Menschen weltweit verbreitet –<br />
darunter auch etliche Arten der Feuchtgebiete. Ursprünglich<br />
stammt die Späte Goldrute aus Nordamerika, wurde bei uns aber als<br />
Bienenweide und Zierpflanze eingeführt. Heute besiedeln Goldruten<br />
auf Kosten der ursprünglichen Pflanzen- und Tierwelt Bahndämme,<br />
Schuttplätze und auch viele Streuwiesen.<br />
Diese Entwicklung lässt sich auch bei europäischen Arten beobachten<br />
– nur eben umgekehrt: Der Blutweiderich belebt mit seinen auffallend<br />
purpurroten Blüten viele Feuchtwiesen. In Nordamerika verhält<br />
er sich jedoch wie die Goldrute bei uns. Er erobert Feuchtgebiete<br />
und verdrängt die ursprüngliche Pflanzenwelt, so dass in<br />
den USA sehr viel Geld in Bekämpfungsmaßnahmen investiert wird.
In vielen europäischen<br />
Lebensräumen wurde die Spätblühende<br />
Goldrute aus Nordamerika zu einer<br />
Plage.<br />
Der europäische Blutweiderich verhält<br />
sich in nordamerikanischen<br />
Feuchtgebieten wie die Spätblühende<br />
Goldrute bei uns.<br />
Feuchtwiesen<br />
Späte Mahd erhält Artenvielfalt<br />
Viele Feuchtwiesen wurden über Jahrhunderte nicht gedüngt und erst im Herbst gemäht. Deshalb lieferten<br />
sie auch kein Futter für das Vieh, sondern nur Einstreu. Diese Nutzung förderte langsam wachsende<br />
und an karge Verhältnisse angepasste Blumen und Gräser. Auf diese Weise entstanden Streuwiesen,<br />
die zu unverzichtbaren Rückzugsgebieten für viele seltene Pflanzen und Tiere wurden.<br />
Streuwiesen präsentieren sich je nach Bodenaufbau und Wasserstand sehr unterschiedlich. Um das<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong> weisen Sumpfziest, Gilb- und Blutweiderich, Steifsegge, Kuckuckslichtnelke, Wasserund<br />
Ackerminze auf nasse und reichlich mit Nährstoffen versorgte Böden. Etwas gilt aber für alle<br />
Streuwiesen: Im Herbst verlagern die meisten Pflanzen ihre Nährstoffe in ihre untererdischen Pflanzenteile.<br />
Auch ohne Düngung liefern sie daher Jahr für Jahr gleich hohe Erträge.
18<br />
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Natürlich profitiert die Tierwelt ebenso von der späten Mahd und<br />
von der Vielfalt an Pflanzen. Schmetterlinge und Schwebfliegen finden<br />
hier den ganzen Sommer über Nektar. Insektenlarven, die in<br />
mehrschnittigen Wiesen ihre Entwicklung kaum beenden können,<br />
reifen in Streuwiesen bis zum Herbst zum erwachsenen Individuum<br />
heran. Mancher Schmetterling, mancher Käfer kann daher fast ausschließlich<br />
in Streuwiesen beobachtet werden.<br />
Artenreichtum mit seltenen und bedrohten Arten machen Streuwiesen<br />
somit zu einzigartigen Lebensräumen, die auf Nutzungsänderungen<br />
und Austrocknung empfindlich reagieren. Vorarlberg<br />
hat mit seinen großen Feuchtgebieten österreichweite Verantwortung<br />
für den Lebensraum Streuwiese. Im Naturschutzgebiet Rheindelta<br />
sind noch mehrere 100 ha dieser wertvollen Lebensräume<br />
erhalten.
Der Gilbweiderich zählt zu den<br />
anspruchslosen Arten der Feuchtwiesen.<br />
Fieberklee - eine seltene Art in sehr<br />
nassen Streuwiesen. Die frühere Ansicht,<br />
dass die Pflanze gegen Fieber hilft, hat<br />
sich jedoch als Irrtum erwiesen.<br />
Das Blutströpfchen ist ein giftiger<br />
Schmetterling, der seine Feinde durch die<br />
auffallende Färbung abschreckt. Die<br />
grüne Florfliege macht sich als Vertilger<br />
von Blattläusen beliebt.<br />
Die Wasserminze fällt eher durch ihren<br />
intensiven Pfefferminzgeruch auf als<br />
durch ihre Farben.<br />
Mit seinen Klebetröpfchen, die wie<br />
Tautropfen im Licht glänzen, fängt der<br />
Sonnentau Insekten.<br />
Gelbe Iris – eine besonders attraktive<br />
Pflanze in Riedgräben und Streuwiesen.
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Die Silberweide: Ein amphibischer Baum<br />
Wegen des außergewöhnlich schnellen Wachstums ist das Holz der<br />
Silberweide weich und biegsam. Früher wurde der Baum oft als<br />
Kopfweide genutzt, indem die Äste alle paar Jahre abgeschnitten<br />
wurden. Die elastischen Weidenruten kamen in der Korbflechterei,<br />
als Binderuten im Weinbau und auch als Brennholz zum Einsatz.<br />
Leider ist diese alte Nutzung vielfach in Vergessenheit geraten. Als<br />
Lieferant für eine schmerzstillende Arznei wurde die Rinde der<br />
Silberweide auch in der Medizin verwendet. Der Wirkstoff Salicin –<br />
Salix ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die Weiden – ist<br />
Hauptbestandteil des Aspirin. Nachdem der Wirkstoff seit 1898 synthetisch<br />
hergestellt wird, hat Weidenrinde ihre Bedeutung als<br />
Heilmittel verloren.
Der „Aspirin-Baum“ Silberweide erträgt<br />
Monate lange Überschwemmungen,<br />
ohne Schaden zu nehmen.<br />
Auwald<br />
Wald im Wasser<br />
Echte Auwälder stehen immer wieder einmal unter Wasser. Je nach Standort dominieren dabei ganz<br />
bestimmte Baumarten. In der Umgebung des <strong>Rheindeltahaus</strong>es und an der neuen Rheinmündung sind<br />
vor allem Erlen und Weiden häufig – also schnell wachsende Weichhölzer. Dies sind typische Vertreter<br />
der Weichholzau. Am Alten Rhein in Gaißau dagegen sind Eiche, Esche und Bergulme häufig und<br />
machen das Rheinholz damit zur Hartholzau.<br />
Die Weichholzau muss manchmal monatelangen Überschwemmungen standhalten. Vor allem die<br />
Silber- oder Weißweide, die zu einem mächtigen Baum werden kann, ist in dieser Hinsicht ein ausgesprochener<br />
Spezialist. Aber auch Schwarzpappel, Grauerle und etliche kleine Weidenarten ertragen längere<br />
Überschwemmungen ohne große Probleme.<br />
Obwohl nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar, zählen naturnahe Auwälder zu den artenreichsten<br />
Lebensräumen in Mitteleuropa. Sie sind Oasen für eine Vielzahl an Kleintieren – auch für Schmetterlinge,<br />
denen klingende Namen wie Pappelglucke, Erlenwickler, Zahnspinner, Weidenkahneule,<br />
Weidengelbeule oder Weidenbohrer verliehen wurden.
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Nicht zuletzt ist der Insektenreichtum eine wichtige Nahrungsgrundlage<br />
für die Vogelwelt. Naturnahe Auwälder sind die bevorzugten<br />
Lebensräume des Pirols, der mit seinem goldgelben Gefieder<br />
und dem melodiösen Ruf nahezu exotisch wirkt. Tatsächlich verbringt<br />
er die meiste Zeit in Afrika und kommt nur von Mai bis<br />
Anfang August zu uns, um sein Nest hoch in einer Astgabel eines<br />
Laubbaumes zu bauen. Bemerkenswert ist, dass er auch stark<br />
behaarte Schmetterlingsraupen frisst, die sonst von den meisten<br />
Vogelarten verschmäht werden. Auch der Gelbspötter ist ein typischer<br />
Sommervogel unserer Auwälder, wo er sich durch seinen lauten<br />
Gesang bemerkbar macht. Der Kleinspecht profitiert ganz<br />
besonders von der naturnahen Waldwirtschaft. Als nur etwa spatzengroßer<br />
Vogel ist er auf morsches Holz im Wald angewiesen, da<br />
er es kaum schafft, Nisthöhlen in gesundes Holz zu meißeln.
Grauerlen sind typisch für Gebirgsauen.<br />
Ihre Vorkommen im Rheindelta zeigen,<br />
dass der Alpenrhein noch immer ein wilder<br />
Gebirgsbach ist.<br />
Unser kleinster heimischer Specht, der<br />
Kleinspecht, braucht morsche Bäume,<br />
um seine Nisthöhle zu zimmern. Er profitiert<br />
von der naturnahen Forstwirtschaft<br />
im Rheindelta.<br />
Der tropisch anmutende Pirol kommt<br />
nur für gut drei Monate nach Europa,<br />
wo er in Auwäldern brütet. Den Rest des<br />
Jahres verbringt er im tropischen Afrika.<br />
Die wilde Form unserer „Bierpflanze“,<br />
der Hopfen, wächst mit Vorliebe in<br />
Auwäldern.<br />
Echte Auwälder sind Urwäder. Sie sollten<br />
immer wieder überschwemmt werden,<br />
damit ihre typische Pflanzenwelt erhalten<br />
bleibt.
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Die Helmorchis: Ein anspruchsvolles Knabenkraut<br />
Die Helmorchis gilt in Österreich zwar als gefährdet, kommt an den<br />
Rheindämmen aber gar nicht so selten vor. Ihre Blütezeit ist recht<br />
kurz, beschränkt sich etwa auf Ende April und Mai. Nach der Blüte<br />
sind dann nur noch die trockenen Stängel zu finden. Wie alle<br />
Knabenkräuter zählt auch die Helmorchis zu den Orchideen, von<br />
denen alle einheimischen Arten geschützt sind.<br />
Ein besonderes Merkmal der Orchideen ist, dass ihre Samen meist<br />
winzig klein sind und nur im Zusammenspiel mit einem Pilz keimen<br />
können. Davor liegen sie oft etliche Jahre im Boden. Übrigens haben<br />
viele von uns schon Orchideensamen gegessen: Die kleinen dunklen<br />
Körnchen in der Vanilleschote sind nämlich nichts anderes als die<br />
Samen einer tropischen Orchidee.
Helmorchis - gefährdet, geschützt,<br />
in den Magerwiesen am Rheindamm<br />
aber gar nicht so selten.<br />
Der Rheindamm als Magerwiese<br />
Artenreichtum durch Nährstoffarmut<br />
Wenn trockene Wiesen naturnah genutzt werden, entwickeln sich artenreiche Lebensräume. Dies gilt<br />
auch für die vom Menschen geschaffenen Hochwasserschutzdämme am Rhein.<br />
Weil nicht gedüngt wird und weil der Boden im Sommer manchmal austrocknet, scheinen die Bedingungen<br />
für die Pflanzen auf den ersten Blick nicht besonders günstig. Aber gerade dieser „Stress“ trägt<br />
dazu bei, dass hier eine große Vielfalt entstand. Sind Nährstoffe und Wasser reichlich vorhanden, breiten<br />
sich wenige konkurrenzstarke Pflanzen auf Kosten der anderen aus. Aus diesem Grund sind die meisten<br />
artenreichen Lebensräume nährstoffarm.<br />
Zwei Gräser sind für die trockenen Rheindämme charakteristisch: Der Glatthafer für die Glatthaferwiesen<br />
und die Aufrechte Trespe in den Trespenwiesen. Aber erst die Blumen machen Magerwiesen so<br />
richtig bunt: Margerite, Wiesen- und Skabiosenflockenblume bereichern mit zahlreichen andere Blumen<br />
nicht nur die Landschaft, sondern sind auch wichtige Nektarpflanzen für Insekten.
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27<br />
Weil in den vergangenen Jahren Blumenwiesen seltener wurden,<br />
sind die artenreichen Rheindämme für Insekten so wertvoll. Nicht<br />
nur für den auffallenden Schachbrettfalter oder den Schwalbenschwanz<br />
– wohl einer unserer schönsten Schmetterlinge, der seine<br />
Eier mit Vorliebe auf der Wilden Möhre ablegt. Auch für zahlreiche<br />
Wildbienen, die hier Nahrung finden und ihre Niströhren in den<br />
Dämmen bauen. Denn im Gegensatz zu unserer Honigbiene leben<br />
viele Wildbienen „solitär“, sind also Einzelgänger.<br />
Damit diese Artenvielfalt erhalten bleibt, müssen Wiesen genutzt<br />
werden. Aber eben naturnah, also ohne Düngung und mit nur einbis<br />
zwei Schnitten pro Jahr.
Naturnah bewirtschaftete Magerwiesen<br />
sind artenreich, bunt und bieten auch<br />
seltenen Arten Lebensraum - wie diesem<br />
Bläuling auf einer Büte des Wundklee.<br />
Der Schwalbenschwanz ist einer der<br />
attraktivsten heimischen Schmetterlinge,<br />
der seine Eier mit Vorliebe auf die Wilde<br />
Möhre legt.<br />
In trockenen Magerwiesen wird die<br />
Aufrechte Trespe oft zum dominierenden<br />
Gras.<br />
Durch die naturnahe Bewirtschaftung<br />
der Rheindämme ist die „längste<br />
Magerwiese“ des Rheintals entstanden.<br />
Der Name Wilde Möhre bezieht sich auf<br />
die dunklen Blüten, die häufig im<br />
Zentrum des Blütenstandes zu beobachten<br />
sind – eben den Mohren.
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29
Naturschutzgebiet Rheindelta<br />
Das größte Feuchtgebiet am Bodensee<br />
Das Naturschutzgebiet Rheindelta umfasst das Bodenseeufer vom Alten Rhein an der Staatsgrenze<br />
Österreich – Schweiz in Gaißau bis zur Dornbirnerach in Hard. Da auch die angrenzenden Wasserflächen<br />
unter Schutz gestellt wurden, sind knapp zwei Drittel des rund 2000 ha großen Schutzgebietes<br />
Teil des Bodensees.<br />
Was macht dieses Gebiet denn so wertvoll? Es sind vor allem die naturnahen Lebensräume, die zur<br />
Vielfalt beitragen. Großen Flachwasserbereiche sind bedeutende Laichgebiete für Fische und bieten riesigen<br />
Schwärmen von Wasservögeln Nahrung. Viele davon sind Zugvögel, die hoch im Norden Europas<br />
brüten und im Herbst nach Süden ziehen. Sie sind auf ungestörte Wasserflächen angewiesen, wo sie<br />
rasten und Nahrung suchen. Manche ziehen weiter nach Süden; andere bleiben auch den ganzen<br />
Winter über hier, weil der See nur sehr selten vollständig zufriert. Dies macht den Bodensee zum wichtigsten<br />
Überwinterungsgebiet für Wasservögel in Österreich.
30<br />
31<br />
Die Ufer mit landschaftsprägenden Schilfröhrichten sind Brutgebiete<br />
für seltene Vogelarten. Über 300 ha Feuchtwiesen werden naturnah<br />
als Streuwiesen genutzt, wovon Knabenkräuter, seltene Sauergräser,<br />
Kleintiere und Wiesenvögel profitieren. Schließlich sind die Auwälder<br />
an den Mündungen von Neuem und Altem Rhein artenreiche<br />
Refugien für viele Vögel und Schmetterlinge.<br />
In einem so weitläufigen Gebiet sind die unterschiedlichsten Interessen<br />
unter einen Hut zu bringen, was mit Naturschutz und Landwirtschaft,<br />
Hochwasserschutz und Tourismus, Jagd und Fischerei<br />
nicht immer einfach ist. Deshalb wurden bestimmte Verhaltensregeln<br />
für alle erlassen. Gerade die Besucher des Naturschutzgebietes<br />
sind daher angehalten, die geltenden Bestimmungen zu<br />
beachten. Wichtig ist beispielsweise, Wege nicht zu verlassen und<br />
Hunde an der Leine zu führen.<br />
P<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong><br />
Restaurant<br />
Fußgänger und Radfahrer<br />
nur Fußgänger<br />
Parken ist nur auf den<br />
gekennzeichneten Parkplätzen erlaubt.<br />
An diesen Plätzen wird das Baden<br />
empfohlen.<br />
Nur hier ist das Campieren<br />
erlaubt.<br />
Reiten ist im gesamten<br />
Naturschutzgebiet verboten.<br />
Straße<br />
0 m 500 m 1.000 m<br />
Bitte nur auf den Wegen gehen.<br />
Hunde müssen im gesamten<br />
Naturschutzgebiet an der Leine bleiben.<br />
Wohnwagen und Wohnmobile sind nur auf<br />
diesem Campingplatz erlaubt.<br />
Betreten des Schilfröhrichts und der vorgelagerten<br />
Wasserfläche ist generell verboten.
Alter Rhein<br />
Schweiz<br />
Rheinholz<br />
P<br />
Hafen Gaißau<br />
Polderdamm<br />
Hafen Höchst<br />
P<br />
Hafen Salzmann<br />
P<br />
Rohrspitz<br />
Rheindamm<br />
Fußacher Bucht<br />
Rhein<br />
Lagune<br />
Sandinsel<br />
<strong>Rheindeltahaus</strong><br />
FKK<br />
Gelände<br />
P<br />
P<br />
Dornbirner<br />
Ach<br />
Schleienlöcher