Grösste Privatbank Europas - Perspectives Pictet

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21.02.2013 Aufrufe

Jacques de Saussure, Seniorpartner «Niemand würde heute nochmals eine Bank nach diesen Regeln aufsetzen» NZZ am Sonntag: Wie muss man sich Ihre Rolle als Seniorpartner von Pictet vorstellen? Als ein Primus inter Pares wie der Bundespräsident? Jacques de Saussure: Das ist ein gutes Bild. In unserer Partnerschaft haben alle acht Teilhaber eine solidarische Verantwortung. Nicht nur finanziell, sondern auch, was die Unternehmensführung angeht. Meine Aufgabe ist, das gute Funktionieren dieser Mannschaft zu gewährleisten, und ich bin eine Art Sprecher innerhalb und ausserhalb der Bank. Es gibt aber Unterschiede zum Bundesrat. Welche? Im Bundesrat gibt es eine jährliche Rotation, was dem Bundespräsidenten nicht viel Zeit gibt, etwas zu bewirken. Bei uns gibt es eine Rotation gemäss dem Senioritätsprinzip. Der Älteste von uns wird Seniorpartner und bleibt dies bis zum Ausscheiden aus der Firma. Man kann also vier, fünf, sechs Jahre lang wirken. Wie treffen Sie als Gremium Entscheidungen? Die Regel ist, dass wichtige Entscheidungen, wie übrigens bei jeder Personen- oder Kommandit- wirtschaft Sonntag, 27. November 2011 gesellschaft in der Schweiz, einstimmig beschlossen werden. Zum Beispiel, wenn wir unsere Struktur ändern wollen oder wenn wir einen neuen Partner ernennen. Obwohl wir alle den Hang haben, uns in Kleinigkeiten einzumischen, haben wir dennoch eine Organisationsform, welche der heutigen Grösse der Bank gerecht wird. Es machen nicht alle alles. Wie haben Sie sich konkret organisiert? Geschäftsaktivitäten und wichtige Funktionen wie Personalwesen, Risikokontrolle, Rechtliches und so weiter unterstehen jeweils verschiedenen Teilhabern. Wir treffen uns jeden Morgen und besprechen die laufenden Aktivitäten. Das ist sehr wichtig. Wir sind ein Team, das einander ergänzt. Abgesehen vom Senioritätsprinzip: Was unterscheidet die Führung von einer Konzernleitung anderer Banken? Dort stehen die Mitglieder der Geschäftsleitung oft in einem Konkurrenzverhältnis zueinander, weil sie alle hoffen, eines Tages CEO zu werden. Wir hingegen ziehen am selben Strick. Jeder Einzelne von uns ist vielleicht nicht so gut wie der Chef einer anderen Bank. Aber als Gremium sind wir ziemlich sicher besser. Gibt es die Gefahr von schlechter Corporate Governance? Grundsätzlich ja. Bei unseren morgendlichen Treffen sind wir gleichzeitig Versammlung der Aktionäre, Verwaltungsrat und Generaldirektion. Das ist logisch, weil uns die Bank gehört und es keine Eigentümer ausserhalb der Firma gibt. Aber es handelt sich um eine sehr grosse Machtkonzentration. Wie gehen Sie damit um? Um Risiken zu vermeiden, haben wir für die einzelnen Unternehmensaktivitäten kleine Überwachungs-Komitees gebildet, damit nicht einer allein einen Bereich beaufsichtigt. Zudem läuft alles, was mit Rechnungsprüfung, Risiko und Compliance zu tun hat, beim Seniorpartner zusammen. Dieser hat keine direkten operativen Verantwortlichkeiten. So entsteht eine Art Gewaltentrennung.

Es gibt eine Vielzahl von Prinzipien in Ihrer Bank. Etwa, dass immer gleichzeitig Partner aus drei Generationen am Ruder sein müssen und dass zwei davon aus der Familie Pictet stammen sollten. Wann wurden diese Prinzipien eingeführt? Das ist schwierig zu sagen. Diese Prinzipien sind ein Resultat unserer Erfahrung, die von Generation zu Generation weitergegeben worden ist. Die Regeln – die wir übrigens ändern können, wann immer wir wollen – sind erstmals vor ein paar Jahren schriftlich festgehalten worden, als mein Vorgänger Ivan Pictet sie den Forschern des Instituts für Familienunternehmen der Universität Witten/ Herdecke erklärt hat. Sie wollen uns sagen, dass es Pictet-intern vorher keine schriftliche Fassung der eigenen Prinzipien gegeben hat? Nein, und es waren die deutschen Forscher, nicht wir, die unsere Prinzipien schliesslich niedergeschrieben haben (lacht). Könnte man heute nochmals eine Bank wie Pictet aufsetzen? Nein, ich glaube nicht. Der einzige Grund für unsere jetzige Struktur ist,dass sie schon immer so gewesen ist. Ein Unternehmer, der ein Geschäft aufbaut und dieses während zwanzig, dreissig Jahren voranbringt, will es am Schluss mit Gewinn verkaufen können.Wir hingegen geben unsere Anteile bei der Pension zum Buchwert an die nächste Generation weiter. Das Gremium der Teilhaber kann jederzeit die Regeln ändern. Wieso sind Sie dennoch bereit, Ihre Anteile zum Buchwert abzugeben? Natürlich, wir könnten uns jederzeit in eine Aktiengesellschaft umwandeln und die Firma verkaufen. Wir tun es nicht, weil auch wir damals die Chancen hatten, zum Buchwert Teilhaber zu werden. Dass niemand heute nochmals eine Bank nach diesen Prinzipien aufsetzen würde, macht uns umso einzigartiger. Zum Partner gewählt zu werden, ist wohl einer der wichtigsten Augenblicke im Leben. Wie war es für Sie, als Sie 1987 Teilhaber wurden? Ich trat 1980 in die Bank ein, nachdem ich dort 1975 bereits einen Stage absolviert hatte. Man kannte mich also bereits. Damals war das Unternehmen noch viel kleiner, es arbeiteten vielleicht 300 bis wirtschaft Sonntag, 27. November 2011 600 Personen bei Pictet.Alles war informeller. Dass mein Vater auch schon Partner der Bank war, hat mir die Dinge natürlich wesentlich vereinfacht. Kann man Sie als den Nachfolger Ihres Vaters bezeichnen? Mein Vater hat sich zwar im gleichen Jahr zurückgezogen, in dem ich ernannt worden bin. Dennoch würde ich das nicht als Nachfolge bezeichnen. Wenn man mit 35 Jahren Partner wird, hat man nicht annähernd die Erfahrung wie jemand, der 30 Jahre älter ist. Das ist eine der Stärken unseres Systems. In einem klassischen Familienunternehmen ist die Stabsübergabe aufgrund des Altersunterschieds zwischen Vater und Kindern und wegen psychologischer Aspekte schwierig. Bei uns erfolgt die Weitergabe der Macht in Tranchen alle fünf bis zehn Jahre. So können wir Generationenprobleme vermeiden. Ivan Pictet hat uns einmal gesagt, Pictet sei eine calvinistische Bank. Sehen Sie das auch so? Die Reformation hat Genf stark geprägt. Es sind viele protestantische Immigranten aus der Toskana und aus Paris nach Genf geflohen und haben oft Kompetenzen im Finanzbereich mitgebracht. Mit der Reformation hat sich auch ein Geist der Freiheit, Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit herausgebildet, der für unser Geschäft wichtig ist. Wie meinen Sie das? Die Idee, dass jeder Einzelne sein Tun direkt Gott gegenüber verantworten muss, hat zur Herausbildung einer puritanischen Kultur geführt. In dieser ist Geld nicht per se verpönt. Schlecht ist es vielmehr, sein Geld nicht sinnvoll einzusetzen. Dazu kommt, dass das Leben der Protestanten in all diesen Jahren nicht einfach war: Wir haben gelernt, ökonomisch zu denken und hart zu arbeiten. Ist dieser Geist bei Pictet erhalten geblieben? Wir wertschätzen die Arbeit. In unserem Unternehmen kann man kein passiver Teilhaber sein und die Früchte des Vermögens ernten. Wer ausscheidet, profitiert nicht länger vom Erfolg der Bank. Unsere Mission als Teilhaber ist, das Unternehmen in einer besseren Verfassung weiterzugeben, als wir es bei unserem Eintritt angetroffen haben. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir unsere ökologische Verantwortung ernst nehmen. Interview: Markus Städeli «Das Partnergremium ist zugleich Versammlung der Aktionäre, Verwaltungsrat und Generaldirektion.»

Es gibt eine Vielzahl von Prinzipien in Ihrer Bank.<br />

Etwa, dass immer gleichzeitig Partner aus drei Generationen<br />

am Ruder sein müssen und dass zwei davon<br />

aus der Familie <strong>Pictet</strong> stammen sollten. Wann wurden<br />

diese Prinzipien eingeführt?<br />

Das ist schwierig zu sagen. Diese Prinzipien sind<br />

ein Resultat unserer Erfahrung, die von Generation<br />

zu Generation weitergegeben worden ist. Die<br />

Regeln – die wir übrigens ändern können, wann<br />

immer wir wollen – sind erstmals vor ein paar Jahren<br />

schriftlich festgehalten worden, als mein Vorgänger<br />

Ivan <strong>Pictet</strong> sie den Forschern des Instituts<br />

für Familienunternehmen der Universität Witten/<br />

Herdecke erklärt hat.<br />

Sie wollen uns sagen, dass es <strong>Pictet</strong>-intern vorher<br />

keine schriftliche Fassung der eigenen Prinzipien<br />

gegeben hat?<br />

Nein, und es waren die deutschen Forscher, nicht<br />

wir, die unsere Prinzipien schliesslich niedergeschrieben<br />

haben (lacht).<br />

Könnte man heute nochmals eine Bank wie <strong>Pictet</strong><br />

aufsetzen?<br />

Nein, ich glaube nicht. Der einzige Grund für unsere<br />

jetzige Struktur ist,dass sie schon immer so gewesen<br />

ist. Ein Unternehmer, der ein Geschäft aufbaut<br />

und dieses während zwanzig, dreissig Jahren voranbringt,<br />

will es am Schluss mit Gewinn verkaufen<br />

können.Wir hingegen geben unsere Anteile bei der<br />

Pension zum Buchwert an die nächste Generation<br />

weiter.<br />

Das Gremium der Teilhaber kann jederzeit die<br />

Regeln ändern. Wieso sind Sie dennoch bereit, Ihre<br />

Anteile zum Buchwert abzugeben?<br />

Natürlich, wir könnten uns jederzeit in eine Aktiengesellschaft<br />

umwandeln und die Firma verkaufen.<br />

Wir tun es nicht, weil auch wir damals die Chancen<br />

hatten, zum Buchwert Teilhaber zu werden. Dass<br />

niemand heute nochmals eine Bank nach diesen<br />

Prinzipien aufsetzen würde, macht uns umso einzigartiger.<br />

Zum Partner gewählt zu werden, ist wohl einer der<br />

wichtigsten Augenblicke im Leben. Wie war es für<br />

Sie, als Sie 1987 Teilhaber wurden?<br />

Ich trat 1980 in die Bank ein, nachdem ich dort 1975<br />

bereits einen Stage absolviert hatte. Man kannte<br />

mich also bereits. Damals war das Unternehmen<br />

noch viel kleiner, es arbeiteten vielleicht 300 bis<br />

wirtschaft Sonntag, 27. November 2011<br />

600 Personen bei <strong>Pictet</strong>.Alles war informeller. Dass<br />

mein Vater auch schon Partner der Bank war, hat<br />

mir die Dinge natürlich wesentlich vereinfacht.<br />

Kann man Sie als den Nachfolger Ihres Vaters<br />

bezeichnen?<br />

Mein Vater hat sich zwar im gleichen Jahr zurückgezogen,<br />

in dem ich ernannt worden bin. Dennoch<br />

würde ich das nicht als Nachfolge bezeichnen.<br />

Wenn man mit 35 Jahren Partner wird, hat man<br />

nicht annähernd die Erfahrung wie jemand, der<br />

30 Jahre älter ist. Das ist eine der Stärken unseres<br />

Systems. In einem klassischen Familienunternehmen<br />

ist die Stabsübergabe aufgrund des Altersunterschieds<br />

zwischen Vater und Kindern und wegen<br />

psychologischer Aspekte schwierig. Bei uns erfolgt<br />

die Weitergabe der Macht in Tranchen alle fünf bis<br />

zehn Jahre. So können wir Generationenprobleme<br />

vermeiden.<br />

Ivan <strong>Pictet</strong> hat uns einmal gesagt, <strong>Pictet</strong> sei eine calvinistische<br />

Bank. Sehen Sie das auch so?<br />

Die Reformation hat Genf stark geprägt. Es sind<br />

viele protestantische Immigranten aus der Toskana<br />

und aus Paris nach Genf geflohen und haben<br />

oft Kompetenzen im Finanzbereich mitgebracht.<br />

Mit der Reformation hat sich auch ein Geist der<br />

Freiheit, Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit<br />

herausgebildet, der für unser Geschäft wichtig ist.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Die Idee, dass jeder Einzelne sein Tun direkt Gott<br />

gegenüber verantworten muss, hat zur Herausbildung<br />

einer puritanischen Kultur geführt. In dieser<br />

ist Geld nicht per se verpönt. Schlecht ist es vielmehr,<br />

sein Geld nicht sinnvoll einzusetzen. Dazu<br />

kommt, dass das Leben der Protestanten in all diesen<br />

Jahren nicht einfach war: Wir haben gelernt,<br />

ökonomisch zu denken und hart zu arbeiten.<br />

Ist dieser Geist bei <strong>Pictet</strong> erhalten geblieben?<br />

Wir wertschätzen die Arbeit. In unserem Unternehmen<br />

kann man kein passiver Teilhaber sein und die<br />

Früchte des Vermögens ernten. Wer ausscheidet,<br />

profitiert nicht länger vom Erfolg der Bank. Unsere<br />

Mission als Teilhaber ist, das Unternehmen in einer<br />

besseren Verfassung weiterzugeben, als wir es bei<br />

unserem Eintritt angetroffen haben. Ein weiterer<br />

Aspekt ist, dass wir unsere ökologische Verantwortung<br />

ernst nehmen.<br />

Interview: Markus Städeli<br />

«Das Partnergremium<br />

ist zugleich Versammlung der Aktionäre,<br />

Verwaltungsrat und Generaldirektion.»

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