Grösste Privatbank Europas - Perspectives Pictet

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21.02.2013 Aufrufe

1805 neunmal ihren Namen geändert hat, ist auch siebenmal umgezogen. Zwei Jungbanker Erst wer den 2006 fertiggestellten Bau betritt, der damals punkto Umwelttechnik neue Massstäbe setzte, findet Hinweise auf die Vergangenheit. Neben dem augenfälligen Oldtimer der Marke Pic- Pic – er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Schwesterfirma Piccard-Pictet entworfen – ist auch die handgeschriebene Gründungsurkunde der Bank ausgestellt. Als Jacob-Michel-François de Candolle und Jacques-Henry Mallet, beide noch keine 30 Jahre alt, dieses Schriftstück unterzeichnen, schreibt man den 5. Thermidor XIII. Es gilt noch der Revolutionskalender, denn das stolze Genf ist 1798 von Frankreich annektiert worden.Auch die Bankgründer Mallet und Candolle werden auf wundersame Weise «gebürtige Franzosen». Die Bankgeschäfte von damals sind nur bedingt mit jenen von heute vergleichbar: Neben den tra- wirtschaft Sonntag, 27. November 2011 Bietet mehr als 3000 Mitarbeitern Platz: der heutige Sitz der Bank im Genfer Industriequartier. ditionellen Tätigkeiten wie Geldwechsel, Goldhandel oder Zinsinkasso entwickeln die jungen Bankiers jedoch eine Vorliebe für die Vermögensverwaltung. Sie kaufen ihren Kunden zum Beispiel Lotterieanleihen von Wien und Neapel oder Aktien des niederländischen Dampfschiffes «Rotterdam». 1841, Genf ist längst befreit und Teil der Eidgenossenschaft, wird erstmals ein Mitglied der Familie Pictet Teilhaber der Bank. Co-Gründer Candolle hat keinen Sohn, der seine Nachfolge antreten könnte, und wendet sich kurz vor seinem Tod an den Neffen seiner Frau: Edouard Pictet. Dieser wird Teilhaber, und seither bleibt der Name Pictet mit der Bank verbunden. Doch die Bereitschaft, Partner mit anderen Familiennamen zu ernennen, bleibt bestehen. Mit dieser Offenheit bildet sich auch der Grundsatz heraus, dass die Eigentümerschaft nicht an die Kinder vererbt werden kann. Eigentümer zu sein, ist ein vorübergehender Status, der mit dem Ausscheiden aus der Firma endet. Er ist an Personen und nicht an eine Familie gebunden – auch wenn heute die

Regel gilt,dass zwei der (gegenwärtig acht) Partner den Namen Pictet tragen sollten. Wer Teilhaber werden will, muss auch nicht reich sein. Neueinsteiger erhalten von den anderen Teilhabern eine Art Darlehen, das sie aus ihren Gewinnanteilen abzahlen können. Der Senior- Teilhaber Jacques de Saussure sieht drei wichtige Weichenstellungen in der Firmengeschichte: «die Offenheit, auch Personen von ausserhalb der Familie zu Teilhabern zu machen. Dann die internationale Expansion, ein Schritt, den nur die wenigsten Privatbanken gewagt haben. Und schliesslich der Entschluss, nicht nur im Private Banking tätig zu sein, sondern auch ins Asset Management einzusteigen.» Die Internationalisierung geschieht in Etappen. Doch sie beginnt früh, und ihr Vorreiter heisst Guillaume Pictet, der von 1889 bis 1926 die Geschicke der Bank bestimmt. Unter ihm erlebt das Geschäft einen enormen Aufschwung. Der vielseitige Guillaume Pictet, der auch Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank ist, will ein umfassendes Beziehungsnetz in den USA und in Lateinamerika aufbauen. Zu diesem Zweck begibt er sich im Jahr 1895 nach New York, San Francisco und Los Angeles. 1905 unternimmt er eine weitere, damals noch beschwerliche Reise in die USA und nach Mexiko. Als Guillaume Pictet 1926 abtritt, wird die Bank in ihren heutigen Namen umfirmiert: Pictet & Cie. Kurz danach kommt der Börsenkrach an der Wall Street, und die Weltwirtschaft stürzt in ein Chaos, das den Weg für den Zweiten Weltkrieg bereitet – eine existenzbedrohende Krise auch für die Genfer. Während des Krieges werden die im Ausland investierten Gelder blockiert und Kontakte zu vielen Kunden unterbrochen. Auch nach Kriegsende bleibt die Lage schwierig. Um den Folgen der Krise entgegenzuwirken, suchen die Teilhaber nach Diversifikationsmöglichkeiten. Pictet übernimmt und wirtschaft Sonntag, 27. November 2011 saniert eine Genfer Immobiliengesellschaft, steigt ins Geschäft mit Kleinkrediten ein und lässt sogar eine Erdölraffinerie in Antwerpen bauen. Zudem wird sie Eigentümerin einer Seefrachtgesellschaft, die drei Frachtdampfer besitzt und vier Handelsschiffe betreibt. Alle diese Aktivitäten stösst die Bank später wieder ab. Angst vor der Roten Armee «Nach dem Zweiten fürchtete sich Europa vor einem dritten Weltkrieg. 1948 gab es überall in Osteuropa totalitäre Revolutionen, und die Rote Armee blieb bis 1955 in Österreich.Auch bei Pictet hatten wir damals grosse Angst», sagt de Saussure. In den siebziger Jahren gründet die Bank sogar einen Ableger in Amerika, aus Furcht vor der Roten Armee. «Es gab das Risiko, dass die Sowjetarmee einmarschieren könnte. Deshalb haben wir ein Büro in Montevideo eröffnet, mit der Idee, die amerikanischen Guthaben unserer Kunden von den europäischen zu trennen.» Als in Lateinamerika eine Abwärtsspirale einsetzt, verlegt die Bank ihre amerikanische Dépendance nach Montreal. Trotz der Bedrohungslage kommt es ab den fünfziger Jahren zu einem Boom im Vermögensverwaltungsgeschäft. Und die Bank gewinnt eine neue Kundschaft: Pensionskassen und andere institutionelle Anleger. Jacques de Saussure ist in den Aufbau des sogenannten Asset Management direkt involviert – den er als die dritte wichtige Weichenstellung der Firmengeschichte einstuft. «Als ich ein paar Jahre vor meiner Ernennung zum Partner (1987) dort begonnen hatte, gab mir mein Chef das Ziel vor, 1 Mrd. Fr. zu erreichen. Heute ist dieses Geschäft mehr als 100 Mrd. Fr. gross.» Verschiedene Partner sind damals der Ansicht, Pictet werde in diesem Geschäft Geld verlieren. «Dennoch bestand die Offenheit, es zu versuchen und nicht einfach den Weg des geringsten Widerstands zu gehen», so de Saussure. Was ist wohl die nächste Weichenstellung? Zur Schau gestellte Tradition. Die Räumlichkeiten waren gediegen, aber der Platz wurde knapp: der frühere Hauptsitz von 1975 bis 2006.

1805 neunmal ihren Namen geändert hat, ist auch<br />

siebenmal umgezogen.<br />

Zwei Jungbanker<br />

Erst wer den 2006 fertiggestellten Bau betritt, der<br />

damals punkto Umwelttechnik neue Massstäbe<br />

setzte, findet Hinweise auf die Vergangenheit. Neben<br />

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Pic – er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von<br />

der Schwesterfirma Piccard-<strong>Pictet</strong> entworfen – ist<br />

auch die handgeschriebene Gründungsurkunde<br />

der Bank ausgestellt.<br />

Als Jacob-Michel-François de Candolle und<br />

Jacques-Henry Mallet, beide noch keine 30 Jahre<br />

alt, dieses Schriftstück unterzeichnen, schreibt<br />

man den 5. Thermidor XIII. Es gilt noch der Revolutionskalender,<br />

denn das stolze Genf ist 1798<br />

von Frankreich annektiert worden.Auch die Bankgründer<br />

Mallet und Candolle werden auf wundersame<br />

Weise «gebürtige Franzosen».<br />

Die Bankgeschäfte von damals sind nur bedingt<br />

mit jenen von heute vergleichbar: Neben den tra-<br />

wirtschaft Sonntag, 27. November 2011<br />

Bietet mehr als 3000 Mitarbeitern Platz: der heutige Sitz der Bank im Genfer Industriequartier.<br />

ditionellen Tätigkeiten wie Geldwechsel, Goldhandel<br />

oder Zinsinkasso entwickeln die jungen Bankiers<br />

jedoch eine Vorliebe für die Vermögensverwaltung.<br />

Sie kaufen ihren Kunden zum Beispiel Lotterieanleihen<br />

von Wien und Neapel oder Aktien<br />

des niederländischen Dampfschiffes «Rotterdam».<br />

1841, Genf ist längst befreit und Teil der Eidgenossenschaft,<br />

wird erstmals ein Mitglied der Familie<br />

<strong>Pictet</strong> Teilhaber der Bank. Co-Gründer Candolle<br />

hat keinen Sohn, der seine Nachfolge antreten<br />

könnte, und wendet sich kurz vor seinem Tod an<br />

den Neffen seiner Frau: Edouard <strong>Pictet</strong>. Dieser<br />

wird Teilhaber, und seither bleibt der Name <strong>Pictet</strong><br />

mit der Bank verbunden.<br />

Doch die Bereitschaft, Partner mit anderen Familiennamen<br />

zu ernennen, bleibt bestehen. Mit<br />

dieser Offenheit bildet sich auch der Grundsatz heraus,<br />

dass die Eigentümerschaft nicht an die Kinder<br />

vererbt werden kann. Eigentümer zu sein, ist ein<br />

vorübergehender Status, der mit dem Ausscheiden<br />

aus der Firma endet. Er ist an Personen und nicht<br />

an eine Familie gebunden – auch wenn heute die

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