Eine Reise in den Tod - Die DSA-Schatztruhe
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EINE REISE IN DEN TOD<br />
Bald wird es dunkel wer<strong>den</strong>, die Wolken die sich<br />
drohend am Horizont auftürmen können Sie nicht mehr<br />
schrecken. Mel<strong>in</strong>a, Ihre bevorzugte <strong>Die</strong>nstmagd hat<br />
bereits das Essen aufgetragen. Sie stehen am Fenster<br />
Ihres Hauses und schauen auf die Knechte, die mit<br />
bela<strong>den</strong>en Körben auf dem Rücken die frischen<br />
Trauben von <strong>den</strong> Bergen here<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Es verspricht<br />
e<strong>in</strong> guter Jahrgang zu wer<strong>den</strong>, die Trauben s<strong>in</strong>d sehr<br />
süß.<br />
In <strong>den</strong> letzten Monaten s<strong>in</strong>d Sie langsam aber sicher<br />
genesen. Schnell waren die körperlichen Merkmale<br />
verschwun<strong>den</strong>, doch die Ihre Seele hatte mehr zu<br />
lei<strong>den</strong>, als nur die Strapazen e<strong>in</strong>er Gefangenschaft. <strong>Die</strong><br />
körperlichen Grausamkeiten waren fast zu viel für Ihr<br />
Gemüt, und die e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gliche Erniedrigung hat sie vor<br />
allem Demut gelehrt. Lange haben Sie an sich und<br />
Ihrer Profession gezweifelt, ob sie geeignet s<strong>in</strong>d im<br />
<strong>Die</strong>nste Rondras durch die Lande zu ziehen. Niemals<br />
zweifelten Sie an der Gött<strong>in</strong>. Wäre das Wunder nicht<br />
gewesen, so wäre es sicher aus mit Ihnen. <strong>Die</strong>se<br />
Erkenntnis hat Ihnen sehr geholfen und s<strong>in</strong>d Ihrer<br />
Herr<strong>in</strong> nur noch dankbarer dafür. Aber die Kirche ?<br />
Haben Sie nicht am eigenen Leib erfahren, wie<br />
Gefährlich es se<strong>in</strong> kann, se<strong>in</strong>en Glauben <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Die</strong>nst<br />
e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft zu Stellen, anstatt Ihn direkt an die<br />
Gött<strong>in</strong> zu richten ?<br />
Ihr Testament haben Sie schon vor Wochen geändert.<br />
<strong>Die</strong> Kirche wird ke<strong>in</strong>erlei Vorteil mehr aus ihrem <strong>Tod</strong><br />
ziehen. Bereits zu Lebzeiten, haben Sie sich<br />
vorgenommen, e<strong>in</strong>en Tempel zu bauen, fernab der<br />
Städte, auf e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Hügel mitten <strong>in</strong>nerhalb Ihres<br />
Landes. Vermutlich wird dies Ihr gesamtes Vermögen<br />
aufbrauchen, aber das We<strong>in</strong>gut, Ihr Haus, das<br />
h<strong>in</strong>terlassen Sie Mel<strong>in</strong>a und Ihrer Familie, die sich so<br />
Liebevoll um Haus und Verwaltung gekümmert hat,<br />
wie auch um sie. Sie war es, die Sie getröstet hat, wenn<br />
Sie abends <strong>in</strong> ihrem Bett gewe<strong>in</strong>t haben, bis sie vor<br />
Müdigkeit endlich e<strong>in</strong>geschlafen s<strong>in</strong>d.<br />
„Marchessa ?“ Es ist Mel<strong>in</strong>a. „Wie oft habe ich Dir<br />
gesagt, Du sollst mich Cassjarella nennen ?“ „Aber das<br />
geht doch nicht, Ihr seid me<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong>.“ „Und Du bist<br />
me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong>. Auch ich nenne me<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> beim<br />
Namen.“ Mel<strong>in</strong>a schaut Sie immer noch verlegen an.<br />
Sie gehen zu Ihr und küssen Sie auf die Wange. Mel<strong>in</strong>a<br />
36<br />
Epilog<br />
errötet. Sie wissen genau wie sehr sie auch Ihre<br />
Zärtlichkeit mag. Aber dann wechselt sie das Thema.<br />
„Es ist Besuch da. Der Ritter der Gött<strong>in</strong> Norgat<br />
wünscht euch zu sprechen.“ „Bitte ihn schnell here<strong>in</strong><br />
und sorge für se<strong>in</strong>e Bequemlichkeit, er soll das Mahl<br />
mit mir teilen.“ Mel<strong>in</strong>a nickt und geht.<br />
„Cassjarella d'Isliquor“. „Ritter Norgat“. Sie begrüßen<br />
sich herzlich wie alte Freunde, was sie im Grunde auch<br />
schon s<strong>in</strong>d. Nachdem Mel<strong>in</strong>a Sessel und Essen<br />
gebracht hat tafeln Sie gemütlich und tr<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>en<br />
roten 24'er aus Ihrem Keller. Ritter Norgat erzählt<br />
Ihnen, daß sich Tage nach Ihrer Befreiung aus der<br />
Burgru<strong>in</strong>e alle acht Mitverschwörer selbst gestellt und<br />
das Wunder bestätigt hätten, was der Grund für Ihre<br />
Selbstanzeige wäre. Sie alle wur<strong>den</strong> aus der Kirche<br />
ausgeschlossen, manche zu Zwangsarbeit verurteilt,<br />
aber niemand sollte sterben, da Sie alle Reue zeigten<br />
und geläutert schienen. Man hat ke<strong>in</strong>e Leiche von<br />
Frencar von Dorenha<strong>in</strong> gefun<strong>den</strong>, ihn aber <strong>den</strong>noch für<br />
<strong>Tod</strong> erklärt und posthum von der Gött<strong>in</strong> geächtet.<br />
„Möge se<strong>in</strong>e Seele niemals Frie<strong>den</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong>.“ „Ich hoffe<br />
daß ich Frie<strong>den</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong> werde.“ „Bestimmt. <strong>Die</strong> Kirche<br />
möchte euch nicht verlieren, erst recht nicht wo Ihr e<strong>in</strong><br />
Symbol für die Gnade und die Gerechtigkeit gewor<strong>den</strong><br />
seid. Daher würde Sie euch gerne wieder <strong>in</strong> ihren<br />
<strong>Die</strong>nsten begrüßen. Ihr bekommt wieder eure alte<br />
Aufgabe, die Inspektion von Tempeln <strong>in</strong> ganz<br />
Aventurien, aber diesmal dürft Ihr als Ritter der Gött<strong>in</strong><br />
selbst bestimmen und walten, wie es euch beliebt. Ihr<br />
handelt nicht mehr im Auftrag der Kirche, sondern nur<br />
noch im Auftrag der Gött<strong>in</strong>, Verantwortlich vor Ihr und<br />
euch selbst.“ <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Aufgabe wie geschaffen für Sie.<br />
Norgat hat se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß geltend gemacht und Ihre<br />
Zweifel und Situation vielleicht besser verstan<strong>den</strong> als<br />
Sie selbst. Glücklich danken Sie Norgat für se<strong>in</strong>e<br />
Freundlichkeit.<br />
Nach e<strong>in</strong> paar Tagen reist Norgat wieder ab und auch<br />
sie <strong>den</strong>ken daran, noch diesen Herbst wieder auf zu<br />
brechen. „Wenn die Herr<strong>in</strong> ruft, werde ich folgen.“<br />
sagen Sie mehr zu sich als zu Mel<strong>in</strong>a, die bei Ihnen<br />
sitzt. „Aber bleibt nicht zu lange. Ihr habt auch e<strong>in</strong><br />
zuhause.“ Mel<strong>in</strong>a schaut Sie liebevoll an. „Ja, das<br />
werde ich nicht vergessen.“ Lange umarmen und<br />
küssen Sie sich. Endlich s<strong>in</strong>d Sie wieder glücklich.