Leitprogramm farbige Stoffe
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6. Die Grenzen unserer Modellvorstellung am Beispiel indigoider <strong>Stoffe</strong><br />
Indigo, neben Purpur der einzige natürliche "Küpenfarbstoff", ist in Wasser nicht löslich, weshalb er vor der<br />
Verarbeitung mit einem Reduktionsmittel in alkalischer Umgebung umgesetzt werden muss. Diesen Vorgang<br />
nennt man "Verküpen". Dies geschah ursprünglich mit Hilfe der sogenannten "Gärungsküpe", bei der das<br />
Reduktionsmittel Wasserstoff durch Mikroorganismen (Gärungsbakterien) erzeugt wurde. Zusätzlich gab man<br />
alkalisch wirkende <strong>Stoffe</strong> zu, wie z.B. Pottasche (Kaliumcarbonat K2CO3 ), Soda (Na2CO3 ) oder Ammoniak<br />
(aus altem Urin). Die schwach alkalische Lösung wandelte den Indigo in einen gelblichen Stoff, den<br />
sogenannten Leukoindigo um, der nun wasserlöslich und zum Anfärben der Faser geeignet war - und zwar nicht<br />
nur von Wolle, sondern auch von Baumwolle und Leinen. Nach dieser Behandlung waren die Fasern zunächst<br />
noch farblos. Durch den Einfluss von Licht und Luft (also ohne Arbeit!) oxidierte der farblose Indigo, wodurch<br />
die blaue Farbe wiederkehrte (daher der Ausdruck: "Ich mache blau."). Diese langwierige Methode hatte eine<br />
sehr dauerhafte Fixierung des Farbstoffs an die Faser zur Folge. Die Schwierigkeiten des Färbens mit Indigo<br />
führten dazu, dass die Blaufärber in hohem Ansehen standen. Sie waren in einer eigenen Zunft vereint.<br />
O<br />
N<br />
H<br />
H<br />
N<br />
O<br />
Red.<br />
Ox.<br />
93<br />
ONa<br />
N<br />
H<br />
H<br />
N<br />
ONa<br />
Indigo Leukoindigo<br />
Heute wird Indigo durch Reduktion mit Natriumdithionit (Na2S2O4 ) in eine lösliche Leukoküpenform<br />
überführt. Wolle wird aus schwach alkalischer (Ammoniak), Cellulose aus stark alkalischer Lösung<br />
(Natronlauge) gefärbt.<br />
Küpenfarbstoffe enthalten zwei Carbonylgruppen, die über eine C=C-Doppelbindung miteinander verbunden<br />
sind. Beim Reduzieren mit Natrumdithionit verschieben sich die Doppelbindungen. Die Verbindung mit den<br />
erhaltenen Enolformen (im Molekül sind Doppelbindung -en und Alkoholgruppen -ol enthalten) der<br />
Carbonylgruppen ist nun wasserlöslich.<br />
O<br />
C C C<br />
n<br />
C O<br />
Red.<br />
Ox.<br />
HO<br />
C C C<br />
n<br />
C OH<br />
Das Elektron wird indirekt vom Dithionit gespendet. Das Dithionit-Ion steht in einem Gleichgewicht mit dem<br />
SO -<br />
2 -Radikal. Das Radikal kann mit dem Hydroxid-Ion der alkalischen Lösung zu SO32- reagieren. Während<br />
dieser Reaktion wird der Schwefel oxidiert und ein Elektron freigesetzt.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> Farbige <strong>Stoffe</strong>