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Leitprogramm farbige Stoffe

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6. Die Grenzen unserer Modellvorstellung am Beispiel indigoider <strong>Stoffe</strong><br />

6.2 Indigo, ein Beispiel "unverstandener" Farbstoffe<br />

Ein typischer Vertreter des beschriebenen Farbstofftyps ist der Indigo.<br />

N<br />

H<br />

O<br />

Indigo selbst kommt als blauer Farbstoff in der Natur nicht vor. Seine Vorstufe, das farblose Indoxyl, existiert in<br />

verschiedenen Pflanzen als Glucosid 1 (Indican), hauptsächlich in der Indigopflanze (Indigofera tinctoria) und im<br />

Färberwaid (Isatis tinctoria). Zur Gewinnung des natürlichen Indigo wird die Indigopflanze zerschnitten,<br />

zerquetscht und in Gruben mit Wasser der Gärung überlassen. Dabei entsteht aus dem Indican über das Indoxyl<br />

die gelbe Indigoküpe, die beim Durchblasen von Luft (Oxidation) den blauen Indigo ausscheidet.<br />

O<br />

N<br />

H<br />

Glucose<br />

H2O<br />

Enzyme<br />

Indican Indoxyl<br />

Im 16. Jahrhundert kam der aus Indigofera-Arten gewonnene Pflanzenindigo, der seit Jahrtausenden in China<br />

und Indien in Gebrauch war, nach Europa und verdrängte den bis dahin verwendeten Waidindigo, dessen<br />

Gewinnung vor allem in Mitteldeutschland (Thüringen) eine grosse Rolle spielte. Im Vergleich zu Indigofera-<br />

Arten besitzt Waid nur einen sehr geringen Gehalt an Indigovorprodukten. Waid wurde bereits im Papyrus<br />

Graecus Holmiensis, einer Sammlung ägyptischer Färbevorschriften aus dem 3. Jahrhundert, erwähnt und in<br />

Europa seit dem 13. Jahrhundert kultiviert. Indigo ist die typische Farbe von Uniformen, Matrosenanzügen,<br />

Jeans und Kitteln der chinesischen Bauern. Er ist somit der meistgebrauchte natürliche Farbstoff.<br />

Adolf von Baeyer gelangen die ersten zwei (teuren!) Indigosynthesen und die Strukturaufklärung von Indigo um<br />

1883. Verschiedene Synthesen (Sandmeyer, Heumann) folgten. Die erste kommerzielle Methode entwickelte die<br />

BASF 1897. Dieser rein synthetische Indigofarbstoff verdrängte den natürlichen Indigo von 8’600 t (1897) auf<br />

500 t (1913). 1914 wurden in Deutschland allein 10’000 t Indigo hergestellt. Nach dem ersten Weltkrieg<br />

nahmen verschiedene andere Länder die Indigoproduktion auf, was einen Preiszerfall des Indigos bewirkte. So<br />

wurde die Produktion zum grossen Teil zugunsten anderer Blaufarbstoffe aufgegeben (heutige Indigoproduktion<br />

ca. 5’000 - 6’000 t pro Jahr).<br />

1 Der Molekülteil ist über ein Sauerstoffatom an eine Glucoseeinheit gebunden.<br />

92<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

H<br />

O<br />

N<br />

H<br />

<strong>Leitprogramm</strong> Farbige <strong>Stoffe</strong>

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