Arbeitsmedizin 5c/1.04 - Doz. Dr. Robert Winker
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Zwei Millionen Tonnen<br />
Jahresproduktion<br />
Grenzwert für die<br />
tägliche Aufnahme<br />
wird oft überschritten<br />
23<br />
Phthalate (Weichmacher)<br />
Weichmacher wirken in erster Linie über<br />
eine Beeinflussung bzw. Fehlregulierung<br />
der Testosteronsynthese. Unmittelbare<br />
hormonelle Wirkungen wurden nicht nachgewiesen,<br />
daher sind sie für klassische<br />
Hormon-Rezeptor-Assays unsichtbar.<br />
Eventuelle Zusammenhänge zwischen<br />
steigenden Hoden- und Brustkrebsraten<br />
sowie sinkender Spermienanzahl sind Gegenstand<br />
heftiger Diskussion (Sharpe & Irvine,<br />
2004, BMJ 328: 447–451).<br />
Im Tierversuch wurden folgende Wirkungen<br />
nachgewiesen:<br />
Verringerung<br />
• der Testosteronproduktion,<br />
• des anogenitalen Abstands,<br />
• des Hodengewichts<br />
• der Fertilität<br />
Diethylhexylphtalat (DEHP) ist einer der<br />
wichtigsten Weichmacher. Unter anderem<br />
wird es in der Produktion von Bodenbelägen,<br />
Autoteilen, Kleber, Farbstoffen und<br />
medizinischem Zubehör verwendet. Die<br />
Substanz ist insofern schwer zu messen,<br />
als sie ubiquitär verteilt ist, wodurch es<br />
zu einer unkontrollierbaren Kontamination<br />
des Probenmaterials kommt. Der<br />
Nachweis erfolgt über die Bestimmung<br />
von Sekundärmetaboliten im Urin. Ungefähr<br />
12 % der Erwachsenen überschreiten<br />
den in Deutschland festgelegten „tolerable<br />
intake“ von 37 µg/kg/d. Gefährdete<br />
Personen, die mit ihrer Aufnahme weit<br />
über diesem Grenzwert liegen, dürften<br />
u. a. Thrombozytenspender, Frühgeborene<br />
und Kinder sein. Eine Senkung des<br />
„tolerable intake“ für Kinder wird im<br />
Augenblick diskutiert (Akingbemi et al.,<br />
2004). Interessanterweise konnte kein<br />
Zusammenhang zwischen der Kontamination<br />
des Hausstaubes und der DEHP-<br />
Belastung festgestellt werden.