Überprüfung der Nachhaltigkeit des Modellprojektes ... - vTI - Bund.de
Überprüfung der Nachhaltigkeit des Modellprojektes ... - vTI - Bund.de Überprüfung der Nachhaltigkeit des Modellprojektes ... - vTI - Bund.de
192 Landbauforschung, Sonderheft 351 (2011) malige Dorfkneipe 27 als täglichen Treffpunkt, aufgrund der höheren Getränkepreise, nicht zu ersetzen vermag: „Allerdings wird bemängelt, dass die Speisekarte sich wohl über zehn Jahre sich nicht verändert hat“ (G09, 63). „Positiv werten möchte ich die Umgestaltung des Forsthofes, als das damals groß herauskam, sicherlich aber fehlt in dieser Einrichtung auch das Private. Im Forsthof steht immer nur an, die Fragen nach größeren Veranstaltungen, sicherlich auch eine Hochzeit, Tanz in den Mai, aber der Zusammenhalt, so wie es früher war, gehen wir mal in die Kneipe, trinken ein Bier, der ist, ich möchte sagen, zu 80 % gestorben“ (G04, 13). Des weiteren äußerten sich die interviewten Bürger dahin gehend kritisch, dass zwar der Forsthof von den dort stattfindenden Veranstaltungen profitiert, sich jedoch dadurch keine nennenswerten wirtschaftlichen Synergieeffekte für den Ort insgesamt ergeben. Durch den Forsthof wurden in Glaisin Arbeitsmöglichkeiten auf Basis geringfügiger Beschäftigung (400-Euro-Jobs) geschaffen. Die Arbeitskräfte werden dabei nicht dauernd beschäftigt, sondern je nach Tagesauslastung eingesetzt: „Dann beschäftigt sie (die Pächterin des Forsthofes, Anm. d. Verf.) ja auch einige Leute auf dem Forsthof, das darf man ja auch nicht vergessen. Zwar nicht fest angestellt, sondern alles nur auf diese 400 Euro-Basis. Aber eben halt sieben bis acht Frauen, die ständig immer so im Wechsel, ja nach Festivitäten, ist ja letztendlich ein wirtschaftlicher Faktor“ (G01, 178). Insofern bietet der Forsthof Glaisiner Bürgern keine Arbeitsmöglichkeiten an, auf deren Grundlage sich der Lebensunterhalt bestreiten lässt. Dennoch stellt für einzelne Glaisiner Bürger der Forsthof eine Möglichkeit dar, ihr Einkommen zu verbessern. Ferienwohnungen Im Hinblick auf Ferienwohnungen konnte in Glaisin nicht das erreicht werden, was man sich im Rahmen des Modellvorhabens erhofft hatte. Die Errichtung von Ferienwohnungen lief eher schleppend an. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Bürger zum einen z. T. nicht bereit waren Feriengäste aufzunehmen, zum anderen hielten sie die im Vorfeld notwendigen Investitionen davon ab, Ferienwohnungen auszubauen. „Aber die Leute wollten sich auch, oder konnten sich nur schwer damit anfreunden, es ist so auf dem flachen Lande, oder war nicht so üblich, ja fremde Leute ins Haus, Übernachtungen, sie bewirten teilweise, einen bestimmten Standard auch nachweisen, vorhalten, es 27 Die ehemalige Dorfkneipe/-wirtschaft wurde von den Betreibern aus privaten Gründen bereits vor Eröffnung des Forsthofs geschlossen.
STEFAN NEUMEIER, KIM POLLERMANN, RUTH JÄGER Überprüfung der Nachhaltigkeit des Modellprojektes Einkommenssicherung durch Dorftourismus 193 muss ja erstmal investiert werden, und vielen hat der Mut denk ich mal dazu gefehlt…“ (G13, 115). Insgesamt wurden infolge des Modellvorhabens abgesehen, von den Gästezimmern im Forsthof, somit nur einige wenige (ca. drei) Ferienwohnungen und ein Heuhotel geschaffen: „Im Prinzip ist es Familie des ehemaligen Bürgermeisters und der Forsthof (die Ferienwohnungen anbieten, Anm. d. Verf.). Und dann ist Schluss“ (G04, 75). Heute existieren von den im Rahmen des Modellvorhabens geschaffenen Ferienwohnungen trotz – gemäß Aussage der Interviewpartner – steigender Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten nur noch die Ferienwohnung des ehemaligen Bürgermeisters, die bereits erwähnten Gästezimmer des Forsthofs sowie eine derzeit – aufgrund besserer Rentabilität für den Besitzer – fest vermietete Ferienwohnung. Hinzugekommen ist eine weitere Ferienwohnung, die erst in jüngster Vergangenheit auf „Hof Willi“ eingerichtet wurde: „... aber soweit ich weiß, ist die Tendenz noch steigend. Also von der Nachfrage her, wenn man so mal hört, hier mal Bekannte, die dann mal im Forsthof schlafen wollen, dass oft ausgebucht war, dass man wirklich noch auf andere Betten zurückgreifen wollte, was eben, so viele gibt es ja nicht in Glaisin, die eben Betten anbieten“ (G09, 7). Die vom ehemaligen Bürgermeister angebotene Ferienwohnung wird im Dorf selbst nicht beworben und nach Auskunft eines Teils der Interviewpartner hauptsächlich von Stammgästen genutzt, die zum Jagen nach Glaisin kommen. Das Heuhotel, das gemäß der interviewten Bürger gut angenommen wurde, musste wieder geschlossen werden, weil die vom Gewerbeaufsichtsamt geforderten „Umbauten“ (Schaffung einer eigenen Küche für die Bewirtung der Gäste, Errichtung sanitärer Anlagen) einerseits für den Betreiber zu teuer waren und andererseits das Konzept Heuhotel (einfache Unterkunft im Heu mit Waschmöglichkeit am Brunnen und Plumpsklo) ad absurdum geführt hat: „Das Heuhotel ist nicht mehr, weil die Auflagen viel zu hoch waren, da hätte sich der Kostenaufwand nicht mehr gelohnt. Ja ... Das wurde sehr gut angenommen, aber die Leute wollten es dann auch so ursprünglich haben, aber dann kommen ja die ganzen Vorschriften. Es muss fließend Toilette sein, die da kamen, es waren etliche auch von den Großstädten, die wollten ein Plumpsklo haben, die wollten sich unter der Pumpe waschen, die wollten es eben ursprünglich haben, das durfte aber nachher nicht mehr sein“ (G06, 121). Touristische Angebote Neben diversen kulturellen Veranstaltungen und den Gillhoff-Lesungen, die hauptsächlich in der Kulturscheune des Forsthofensembles stattfinden, existiert in Glaisin auf „Hof Willi“ noch ein privates Heimatmuseum sowie in der alten Dorfschule eine Ausstellung zum Heimatdichter Johannes Gillhoff.
- Seite 164 und 165: 142 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 166 und 167: 144 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 168 und 169: 146 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 170 und 171: 148 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 172 und 173: 150 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 174 und 175: 152 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 176 und 177: 154 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 178 und 179: 156 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 180 und 181: 158 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 182 und 183: 160 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 184 und 185: 162 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 186 und 187: 164 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 188 und 189: 166 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 190 und 191: 168 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 192 und 193: 170 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 194 und 195: 172 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 196 und 197: 174 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 198 und 199: 176 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 200 und 201: 178 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 202 und 203: 180 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 204 und 205: 182 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 206 und 207: 184 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 208 und 209: 186 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 210 und 211: 188 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 212 und 213: 190 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 216 und 217: 194 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 218 und 219: 196 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 220 und 221: 198 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 222 und 223: 200 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 224 und 225: 202 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 226 und 227: 204 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 228 und 229: 206 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 230 und 231: 208 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 232 und 233: 210 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 234 und 235: 212 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 236 und 237: 214 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 238 und 239: 216 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 240 und 241: 218 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 242 und 243: 220 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 244 und 245: 222 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 246 und 247: 224 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 248 und 249: 226 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 250 und 251: 228 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 252 und 253: 230 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 254 und 255: 232 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 256 und 257: 234 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 258 und 259: 236 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 260 und 261: 238 Landbauforschung, Sonderheft 35
- Seite 262 und 263: 240 Landbauforschung, Sonderheft 35
STEFAN NEUMEIER, KIM POLLERMANN, RUTH JÄGER<br />
<strong>Überprüfung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Mo<strong>de</strong>llprojektes</strong> Einkommenssicherung durch Dorftourismus 193<br />
muss ja erstmal investiert wer<strong>de</strong>n, und vielen hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Mut <strong>de</strong>nk ich mal dazu gefehlt…“<br />
(G13, 115).<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n infolge <strong><strong>de</strong>s</strong> Mo<strong>de</strong>llvorhabens abgesehen, von <strong>de</strong>n Gästezimmern im Forsthof,<br />
somit nur einige wenige (ca. drei) Ferienwohnungen und ein Heuhotel geschaffen:<br />
„Im Prinzip ist es Familie <strong><strong>de</strong>s</strong> ehemaligen Bürgermeisters und <strong><strong>de</strong>r</strong> Forsthof (die Ferienwohnungen<br />
anbieten, Anm. d. Verf.). Und dann ist Schluss“ (G04, 75).<br />
Heute existieren von <strong>de</strong>n im Rahmen <strong><strong>de</strong>s</strong> Mo<strong>de</strong>llvorhabens geschaffenen Ferienwohnungen<br />
trotz – gemäß Aussage <strong><strong>de</strong>r</strong> Interviewpartner – steigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten<br />
nur noch die Ferienwohnung <strong><strong>de</strong>s</strong> ehemaligen Bürgermeisters, die bereits erwähnten<br />
Gästezimmer <strong><strong>de</strong>s</strong> Forsthofs sowie eine <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit – aufgrund besserer Rentabilität für <strong>de</strong>n Besitzer<br />
– fest vermietete Ferienwohnung. Hinzugekommen ist eine weitere Ferienwohnung, die<br />
erst in jüngster Vergangenheit auf „Hof Willi“ eingerichtet wur<strong>de</strong>:<br />
„... aber soweit ich weiß, ist die Ten<strong>de</strong>nz noch steigend. Also von <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachfrage her, wenn<br />
man so mal hört, hier mal Bekannte, die dann mal im Forsthof schlafen wollen, dass oft ausgebucht<br />
war, dass man wirklich noch auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Betten zurückgreifen wollte, was eben, so<br />
viele gibt es ja nicht in Glaisin, die eben Betten anbieten“ (G09, 7).<br />
Die vom ehemaligen Bürgermeister angebotene Ferienwohnung wird im Dorf selbst nicht<br />
beworben und nach Auskunft eines Teils <strong><strong>de</strong>r</strong> Interviewpartner hauptsächlich von Stammgästen<br />
genutzt, die zum Jagen nach Glaisin kommen.<br />
Das Heuhotel, das gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> interviewten Bürger gut angenommen wur<strong>de</strong>, musste wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
geschlossen wer<strong>de</strong>n, weil die vom Gewerbeaufsichtsamt gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten „Umbauten“ (Schaffung<br />
einer eigenen Küche für die Bewirtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gäste, Errichtung sanitärer Anlagen) einerseits für<br />
<strong>de</strong>n Betreiber zu teuer waren und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits das Konzept Heuhotel (einfache Unterkunft im<br />
Heu mit Waschmöglichkeit am Brunnen und Plumpsklo) ad absurdum geführt hat:<br />
„Das Heuhotel ist nicht mehr, weil die Auflagen viel zu hoch waren, da hätte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenaufwand<br />
nicht mehr gelohnt. Ja ... Das wur<strong>de</strong> sehr gut angenommen, aber die Leute wollten<br />
es dann auch so ursprünglich haben, aber dann kommen ja die ganzen Vorschriften. Es<br />
muss fließend Toilette sein, die da kamen, es waren etliche auch von <strong>de</strong>n Großstädten, die<br />
wollten ein Plumpsklo haben, die wollten sich unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Pumpe waschen, die wollten es eben<br />
ursprünglich haben, das durfte aber nachher nicht mehr sein“ (G06, 121).<br />
Touristische Angebote<br />
Neben diversen kulturellen Veranstaltungen und <strong>de</strong>n Gillhoff-Lesungen, die hauptsächlich<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kulturscheune <strong><strong>de</strong>s</strong> Forsthofensembles stattfin<strong>de</strong>n, existiert in Glaisin auf „Hof Willi“<br />
noch ein privates Heimatmuseum sowie in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Dorfschule eine Ausstellung zum<br />
Heimatdichter Johannes Gillhoff.