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DNA im Zellkern - ZMBH

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<strong>DNA</strong> <strong>im</strong> <strong>Zellkern</strong><br />

Dezember 2009<br />

Elmar Schiebel, <strong>ZMBH</strong>


Das Genom<br />

von E.coli<br />

Hefegenom: 12 Mb<br />

Menschliches Genom: 3000 Mb<br />

Das Genom von E. coli besteht aus einem frei in der Zelle liegenden<br />

ringförmigen <strong>DNA</strong>-Molekül. Der codierende Anteil ist fast 90%.


Konzentration<br />

von Enzymen<br />

und Substraten<br />

Regulation<br />

Schutzfunktion<br />

Eukaryotische Zellen haben Kompart<strong>im</strong>ente


Die Kernmembran als Barriere


Die Kernmembran


Die Tatsache, dass das genetische Material in eukaryotischen Zellen<br />

in einem spezialisierten Kompart<strong>im</strong>ent aufbewahrt und transkribiert<br />

wird, macht gerichtete Transportprozesse erforderlich.


Transportprozesse durch die Kernmembran werden von<br />

Kernporenkomplexen vermittelt. Das Bild zeigt Kerne von<br />

Zellkulturzellen, bei denen die Kernporenkomplexe mit einem<br />

fluoreszierenden Protein markiert wurden.<br />

Dirk Görlich<br />

Ionen, kleine Moleküle und kleinere Proteine können frei durch die<br />

Poren diffundieren. Größere Moleküle werden aktiv (d.h. unter Energieverbrauch)<br />

durch die Poren geschleust.


Kernporenkomplex<br />

Alber et al. Nature (2007)


Ein System von Import- und Export-Signalen legt den Zielort der<br />

Proteine fest. Entsprechende Rezeptoren vermitteln den Transport<br />

durch die Kernpore. Energie wird dem System in Form von GTP-<br />

Hydrolyse durch die GTPase Ran zugeführt.<br />

Knippers, Plus6.1


Chromosomale <strong>DNA</strong>


Das menschliche Genom ist auf 22 Autosomen und zwei Geschlechtschromosomen<br />

verteilt (46 Chromosomen pro Zelle). Individuen unterscheiden<br />

sich typischerweise in 0.1% der Sequenz. Die Gene sind in<br />

codierende und nicht-codierende Bereiche unterteilt (Exons und<br />

Introns).


Das menschliche Genom in Zahlen:<br />

Gesamtlänge<br />

Anzahl der Gene<br />

größtes Gen<br />

mittlere Gengröße<br />

mittlere Zahl an Exonen<br />

pro Gen<br />

größtes Exon<br />

mittleres Exon<br />

<strong>DNA</strong> in Exonen<br />

<strong>DNA</strong> in repetitiven<br />

Elementen<br />

3 x 10 9 Basenpaare<br />

ungefähr 25 000<br />

2 x 10 6 Basenpaare!<br />

27 000 Basenpaare<br />

9<br />

17 000 Basenpaare<br />

145 Basenpaare<br />

1.5%<br />

ungefähr 50%<br />

Bemerkungen<br />

haploides Genom<br />

produzieren teilweise<br />

alternative Transkripte<br />

Dystrophin<br />

1 bis 178<br />

Titin (fast 30 000 AS!!!)


Anteil von <strong>DNA</strong>-Sequenz verschiedener Kategorien<br />

am Genom:<br />

LINE: long interspersed repetitive elements (6000-7000 bp)<br />

SINE: short interspersed repetitive elements (ca. 300 bp)<br />

Heterochromatin: besonders kompaktes Chromatin (<strong>DNA</strong>+Proteine)<br />

“Inaktives Chromatin”, <strong>im</strong> Gegensatz zu Euchromatin


LINEs (Long interspersed elements): Transposon des menschlichen<br />

Genoms = Junk <strong>DNA</strong><br />

Das menschliche Genom beinhaltet 868,000 LINEs (20.4% des Genoms).<br />

L1 Elemente sind <strong>DNA</strong> Sequenzen die von 100 - 9,000 bp lang sind.<br />

Nur ungefähr 50 L1 Elements sind funktionell.<br />

Ein funktionelles L1 elements (6,500 bp lang) kodiert für mehrere Proteine:<br />

Endonuclease, Reverse-Transkriptase (macht eine <strong>DNA</strong> Kopie aus einem of an<br />

RNA Transkript).<br />

Die Reverse-Transkriptase kopiert die L1 RNA in L1 <strong>DNA</strong>.<br />

Diese wird ins Genom inseriert.<br />

Die Diversität zwischen einzelnen Individuen machen LINEs zu einem nützliche<br />

Werkzeug für <strong>DNA</strong> "fingerprinting".<br />

L1 Aktivität machen manchmal Kopien von mRNAs. Diese Gene werden nicht<br />

expr<strong>im</strong>iert, da die Promoterregion fehlt: Pseudogen.


SINEs (Short interspersed elements)<br />

SINEs sind kurze <strong>DNA</strong> Sequenzes (100–400 bp) welche revers transkribierte RNA<br />

(RNA polymerase III) Transkripte repräsentieren: tRNA, 5S rRNA, und andere<br />

kleine nukleäre RNAs.<br />

Über eine Million AluI Elemente gibt es <strong>im</strong> menschlichen Genom (10.6%):<br />

reverse Transkripte einer 7S RNA, welche Bestandteil des Signal Recognition Particles<br />

ist.<br />

Brauchen L1 Elemente für ihre Vermehrung.


Chromatinstruktur/organisation<br />

Übersicht


6-7 X<br />

40 x<br />

Chromatin besteht aus<br />

den genomischen <strong>DNA</strong>-<br />

Molekülen und Proteinen.<br />

Die platzsparende Verpackung<br />

der <strong>DNA</strong> wird<br />

durch das Aufwickeln um<br />

Nukleosomen-Kerne<br />

bewerkstelligt. Diese<br />

bestehen aus Histonen.<br />

Weiterhin gehören Nicht-<br />

Histon-Proteine, wie RNA-<br />

Polymerase oder<br />

Transkriptionsfaktoren,<br />

zum Chromatin.<br />

Knippers, Abb 6.10


Molekulares Verständnis


Elektronenmikroskopische Darstellung von<br />

Nukleosomen (Längenmaßstab 50 nm).<br />

Eine diploide menschliche Zelle enthält<br />

ca. 30 * 10 6 Nukleosomen. Diese erste<br />

Stufe der Verpackung verkürzt das<br />

<strong>DNA</strong>-Molekül gegenüber seiner ursprünglichen<br />

Länge auf das 6-7 fache.<br />

Die Nukleosomen-Kerne können durch<br />

Verdau mit einer Nuklease präpariert<br />

und auf ihre Proteinzusammensetzung<br />

hin untersucht werden.


Histone sind relativ kleine, stark<br />

basische Proteine (s. SDS-Gelelektrophorese),<br />

die <strong>im</strong> Verlauf der Evolution<br />

extrem wenig Abwandlung erfahren<br />

haben.<br />

Der Nukleosomen-Kern enthält ein<br />

Histon-Oktamer aus H2A/B und<br />

H3/H4-Proteinen.<br />

Knippers, Abb 6.3


Histone haben eine<br />

zentrale Domäne und<br />

flexible N- bzw. Cterminale<br />

Enden.<br />

Das Histon-Oktamer<br />

bildet sich aus einem<br />

H3/H4-Tetramer<br />

und zwei H2A/H2B-<br />

D<strong>im</strong>eren. Weiterhin<br />

findet man 200 bp<br />

aufgewickelte <strong>DNA</strong><br />

und ein Molekül H1 <strong>im</strong><br />

Nukleosom.<br />

Knippers, Abb 6.4


Knippers, Abb 6.7/8<br />

Das Faltungsmuster der Histone aus drei alpha-Helices vermittelt die<br />

Histon-Histon-Interaktionen <strong>im</strong> Inneren des Nukleosomen-Kerns.<br />

Histon H1 sitzt außen am Nukleosom und ist beteiligt an der weiteren<br />

Verpackung der <strong>DNA</strong> in die 30 nm-Faser (40-fache Kompr<strong>im</strong>ierung).


Im Unterschied zur sequenzspezifischen Bindung von Proteinen an <strong>DNA</strong><br />

kann <strong>im</strong> Nukleosom <strong>DNA</strong> beliebiger Sequenz gebunden werden. Z. B.<br />

wird die Hälfte der 142 Wasserstoffbrückenbindungen pro Nukleosom<br />

zwischen Peptid- und Phosphodiester-Rückrad ausgebildet. Weiterhin<br />

tragen viele hydrophobe Wechselwirkungen und Salzbrücken zu der<br />

kompakten Struktur bei.


Veränderung der<br />

Chromatinstruktur<br />

Histone Code


Aus dem globulären Histon-<br />

Kern ragen die flexiblen N-<br />

Termini der Histone heraus.<br />

Sie tragen vermutlich zu<br />

den Interaktionen zwischen<br />

den Nukleosomen in der<br />

30 nm-Faser bei.<br />

Die N-Termini der Histone<br />

weisen eine Vielzahl von<br />

posttranslationalen Modifikationen<br />

auf. Diese bilden<br />

ein Markierungssystem<br />

(„Histon-Code“).


Modifikation von Aminosäureseitenketten<br />

in den N-Termini der Histone:<br />

Acetylierung: Übertragung einer<br />

Acetyl-Gruppe auf die Epsilon-Amino-<br />

Gruppe der Aminosäure Lysin<br />

Methylierung: Übertragung einer<br />

Methyl-Gruppe auf die Epsilon-Amino-<br />

Gruppe von Lysinen<br />

Phosphorylierung: Übertragung einer<br />

Phosphatgruppe auf die Hydroxylfunktion<br />

von Serin-Seitenketten<br />

Beachte, dass sich der Ladungszustand<br />

der Histon-Schwänze durch die Modifikationen<br />

drastisch ändern kann. Wie<br />

stark sich das strukturell auswirkt, ist<br />

umstritten.<br />

Knippers, Abb 6.5


Die Acetylierung von Lysin-Seitenketten in den N-Termini der Histone<br />

wird von Histon-Acetyl-Transferasen (HATs) durchgeführt. Die<br />

Acetyl-Gruppe wird <strong>im</strong> aktiven Zentrum der HAT von Coenzym A auf<br />

den Histon-Schwanz übertragen.<br />

Die Acetylierung ist eine reversible<br />

Modifikation. Das Entfernen der Acetyl-<br />

Gruppen wird von Histon-Deacetylasen<br />

(HDACs) katalysiert.


Die Kombination der verschiedenen möglichen Modifikationen erzeugt<br />

eine große Vielfalt von Histon-Varianten.<br />

Die Modifikationen wirken sich auf die Struktur des Chromatins aus.<br />

Best<strong>im</strong>mte Varianten oder Kombinationen davon werden spezifisch von<br />

anderen Proteinen oder Proteinkomplexen erkannt.


Die Kombinatorik der Histon-Varianten ergibt einen „Code“, der für<br />

die Regulation der Genexpression von zentraler Bedeutung ist.<br />

Weiterhin spielen die Histon-Modifikationen bei der <strong>DNA</strong>-Replikation<br />

und bei der Zellteilung eine wichtige Rolle.


Generell ist die Acetylierung der Histone mit einer<br />

weniger kompakten Struktur des Chromatins korreliert.<br />

Aktiv transkribiertes Chromatin weist daher viele<br />

acetylierte Histone auf. Im Gegensatz dazu findet man<br />

„unteracetylierte“ Histone in Bereichen, wo keine<br />

Transkription stattfindet.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Inaktivierung der<br />

„überschüssigen“ Gene auf dem zweiten weiblichen X-<br />

Chromosom. Das Heterochromatin des inaktivierten X-<br />

Chromosoms enthält eine besondere Variante des Histons<br />

H2A, unteracetylierte Histone H3 und H4 und eine<br />

spezifische Methylierung <strong>im</strong> N-Schwanz des Histons H3.


Ein Protein mit einer Bromodomäne bindet an ein<br />

acetyliertes Lysin eines N-terminalen Restes eines Histons.<br />

Ein Chromodomänprotein (40-50 aa) bindet an methyliertes<br />

Chromatin.


Veränderung der Chromatinstruktur<br />

Chromatinremodlingkomplexe


Exper<strong>im</strong>enteller Nachweis der aufgelockerten Chromatin-Struktur in<br />

aktiv transkribiertem Chromatin:<br />

-- Vergleich der Nuclease-Zugänglichkeit des beta-Globin Gens in<br />

Blutkörper-Vorläuferzellen und Kontrollzellen, die kein beta-Globin<br />

expr<strong>im</strong>ieren (MSB-Zellen).<br />

-- Isolierung genomischer <strong>DNA</strong>, <strong>DNA</strong>seI-Verdau und „Southern-Blot“-<br />

Technik (Verdau mit selten schneidendem Restriktionsenzym,<br />

gelelektrophoretische Auftrennung, Transfer auf eine Membran,<br />

Hybridisierung mit radioaktiver Sonde für das beta-Globin-Gen).<br />

Lodish, Fourth Edition


Lodish, Fourth Edition<br />

Mit steigender Nuclease-Konzentration verschwindet das charakteristische<br />

BamHI-Fragment aus der genomischen <strong>DNA</strong> der Blutvorläuferzellen.<br />

Die genomische <strong>DNA</strong> der nicht-expr<strong>im</strong>ierenden Zellen<br />

ist <strong>im</strong> Bereich des Globin-Gens für die Nuclease unzugänglich.


Veränderung der Chromatinstruktur<br />

Nukleäre Architektur


Einzelne Chromosomen<br />

besetzen verschiedene<br />

„Territorien“ <strong>im</strong> <strong>Zellkern</strong>.<br />

Gezeigt ist der Kern einer<br />

menschlichen Lymphozyte.<br />

Fluoreszenzmarkierte,<br />

chromosomenspezifische<br />

Sonden wurden verwendet,<br />

um die Territorien des<br />

Chromosoms 18 (rot) und 19<br />

(hellblau) darzustellen.


Organisation der 24 menschlichen<br />

Chromosomen während der<br />

Prometaphase (Fibroblasten).


Chromatin und der Zellzyklus


Verdichtung der Chromosomen in der Mitose:<br />

Pollard


Interphase<br />

Mitose<br />

6-7 X<br />

40 x<br />

10,000 x<br />

Verkürzung


Elektronenmikroskopische<br />

Darstellung von Interphase-Chromosomen<br />

(A)<br />

und einem kondensierten<br />

mitotischen Chromosom<br />

vor der Teilung der<br />

Schwesterchromatiden<br />

(B).


Funktionelle Bereiche von Chromosomen, die<br />

wichtig für ihre Vererbung sind


Drei Elemente sind essentiell für die Replikation und Weitergabe von<br />

Chromosomen in der Mitose:<br />

-- mehr als ein Replikations-Ursprung (1) erlaubt die effiziente<br />

Replikation eines großen Genoms:<br />

E.coli - nur 1 Replikationsursprung, 4,7 10 6 Nuklotide; 1000 N pro Sec.<br />

Dauer 40 min.<br />

Mensch - menschliches Chromosom: 150 10 6 N; 50 N pro Sec; würde<br />

14 Tage dauern, wenn nur ein Replikationsursprung vorhanden wäre.<br />

-- Telomere (2) am Ende des Chromosoms ermöglichen die Replikation<br />

von linearen <strong>DNA</strong>-Molekülen, außerdem schützen sie das Ende des<br />

<strong>DNA</strong>-Moleküls<br />

-- das Centromer (3) ist der Ansatzpunkt für die Trennung der<br />

Schwester-Chromatiden durch den Spindel-Apparat; der Proteinkomplex,<br />

der sich dort anheftet, heißt Kinetochor<br />

-- an den Centromeren findet man Heterochromatin (besonders dicht<br />

gepacktes Chromatin); die <strong>DNA</strong> <strong>im</strong> Bereich von Telomeren und<br />

Centromeren ist hochrepetitiv („Satelliten-<strong>DNA</strong>“)

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