MEHR WISSEN BESSER LEBEN - Krebsverband Baden-Württemberg
MEHR WISSEN BESSER LEBEN - Krebsverband Baden-Württemberg
MEHR WISSEN BESSER LEBEN - Krebsverband Baden-Württemberg
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Mehr Wissen<br />
besser leben<br />
Wir für sie Krebsberatungsstellen Politik und<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Gesellschaft<br />
Medizin und<br />
forschunG<br />
Qualitätsoffensive<br />
Brustkrebs<br />
Krebsregister <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> –<br />
Ausbaustufe 2<br />
selbsthilfe<br />
01/2012<br />
Das Magazin des <strong>Krebsverband</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>–<strong>Württemberg</strong><br />
ATO-Tagung 2011 in<br />
Lörrach<br />
ASS gegen Krebs?<br />
Ausschreibung Förderpreis<br />
Selbsthilfe nach<br />
Krebs<br />
Selbsthilfe im Dialog –<br />
Workshop anläßlich der<br />
ATO-Tagung 2011
Impressum<br />
mehr WIssen Besser LeBen<br />
Mitgliedermagazin des <strong>Krebsverband</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
www.krebsverband-bw.de<br />
herausgeBer<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Adalbert-Stifter-Str. 105<br />
70437 Stuttgart<br />
redaktIon<br />
Heike Lauer (Redaktion, verantwortlich im Sinne des<br />
Presserechts)<br />
Tel.: 0711 848-10770<br />
E-Mail: info@krebsverband-bw.de<br />
gestaLtung<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Heike Lauer<br />
Adalbert-Stifter-Str. 105<br />
70437 Stuttgart<br />
druck<br />
Print Part e.K., Eisenbahnstr. 16, 73630 Remshalden<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />
die Redaktion keine Gewähr. Das Mitgliedermagazin<br />
und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />
zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne<br />
Einwilligung des Herausgebers strafbar.
V o r W o r t<br />
Wir freuen uns, dass wir Ihnen<br />
nach einer kleinen Pause wieder<br />
unser Magazin „Mehr Wissen –<br />
Besser Leben“ überreichen können.<br />
Den Schwerpunkt der aktuellen<br />
Ausgabe haben wir auf die Krebsberatung<br />
gelegt.<br />
Sie finden neben den Kontaktdaten<br />
der Ansprechpartner in den<br />
Beratungsstellen für Erwachsene<br />
auch Informationen zu Hilfsmöglichkeiten<br />
für Kinder krebskranker<br />
Eltern.<br />
Eine kleine Auswahl an Literatur<br />
zum Thema „Wie sage ich es<br />
meinem Kind?“ haben wir Ihnen<br />
ebenfalls zusammengestellt.<br />
Wir möchten uns besonders bei<br />
Frau P. bedanken. Sie ist selbst<br />
Betroffene und hat Hilfe in unserer<br />
Beratungsstelle in Stuttgart<br />
gefunden. In einem Gespräch berichtet<br />
sie offen und ehrlich über<br />
ihre Empfindungen im Zusammenhang<br />
mit der Krebserkrankung.<br />
In unserem medizinischen Teil<br />
gehen wir der Frage nach: ASS<br />
gegen Krebs?<br />
Aspirin beseitigt Kopfschmerzen,<br />
senkt Fieber oder lindert Rheuma.<br />
Nun mehren sich die Hinweise,<br />
dass das Medikament - genauer:<br />
sein Wirkstoff Acetylsalicylsäure<br />
(ASS) - sogar Krebs vorbeugen<br />
kann.<br />
In diesem Jahr wird anlässlich<br />
der Mitgliederversammlung<br />
des <strong>Krebsverband</strong>es am 25.<br />
Hubert Seiter, geschäftsführender<br />
Vorstand des <strong>Krebsverband</strong>es<br />
Juli 2012 der Förderpreis Selbsthilfe nach<br />
Krebs bereits zum achten Mal vergeben.<br />
Die Ausschreibung finden Sie auf Seite 38<br />
des Magazins oder im Internet unter www.<br />
krebsverband-bw.de. Bewerbungsschluss ist<br />
der 30. April 2012. Wir sind gespannt auf<br />
Ihre Bewerbungen.<br />
Noch ein Hinweis in eigener Sache:<br />
Wir freuen uns über Anregungen, Textbeiträge<br />
oder Informationen aus Ihren Gruppen,<br />
die wir im Magazin aufnehmen können.<br />
Ich wünsche Ihnen eine angenehme und informative<br />
Lektüre unseres Magazins.<br />
Ihr Hubert Seiter
4<br />
inhalt<br />
01/2012<br />
Wir für Sie Politik und<br />
Krebsberatungsstellen in 6<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
10 Leitsätze zur Krebsberatung 10<br />
Krebsberatungsstelle Stuttgart 11<br />
Qualitätsoffensive Brustkrebs 14<br />
Bäder- und Rehatour 2011 16<br />
Individuelle Gesundheitsleistungen 18<br />
GeSellSchaft<br />
GEKID stellt Krebsatlas online 16<br />
Krebsregister <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 17<br />
Ausbaustufe 2<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Medizin und<br />
Forschung<br />
Vermischtes 22<br />
ATO-Tagung 2011 26<br />
Forschungs- 28<br />
und Entwicklungspreis 2011<br />
ASS gegen Krebs? 30<br />
Lymphödem 34<br />
Wie finde ich meinen Lymphtherapeuten<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
selbsthilFe<br />
Ausschreibung Förderpreis Selbsthilfe 38<br />
FRAUKE - SHG Frauen nach Krebs 39<br />
SHG Männer mit Krebs im Ortenaukreis 40<br />
Verabschiedung Prof. Horsch<br />
Selbsthilfe im Dialog - ATO 2011 41<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs 46<br />
Gruppe Meersburg<br />
Pilgern auf dem Jakobsweg<br />
Aus heiterem Himmel... 48<br />
Diagnose NHL<br />
Bundesverdienstkreuz für 51<br />
Katharina Stang, TEB<br />
Für Sie gelesen 52<br />
Wir trauern um... 54<br />
5
6<br />
Wir für Sie<br />
Krebsberatungsstellen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Psychosoziale Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Menschen mit einer Krebserkrankung brauchen<br />
über die medizinische Hilfe hinaus oft<br />
auch Unterstützung bei der Bewältigung<br />
von seelischen und sozialen Problemen, die<br />
durch die Erkrankung entstanden sind.<br />
Wir haben für Sie die Adressen der ambulanten<br />
Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
zusammengestellt.<br />
Hier erhalten Sie professionelle Beratung<br />
durch Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen,<br />
abgestimmt auf die Bedürfnisse des<br />
Patienten, Angehörigen oder Interessierten,<br />
Informationen zu medizinischen, sozialrechtlichen<br />
Fragen, psychologische und<br />
psychotherapeutische Unterstützung oder<br />
werden zu anderen professionellen Hilfen<br />
vermittelt.<br />
Ambulante Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, gefördert im Rahmen des Förderprogramms<br />
der Deutschen Krebshilfe e.V.<br />
Freiburg<br />
Psychosoziale Krebsberatung Freiburg<br />
Hauptstr. 5A<br />
Personalhaus IX im 4. OG, 79104 Freiburg<br />
Tel.: 0761 2 70 77 50<br />
www.uniklinik Freiburg.de<br />
Karlsruhe<br />
Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige<br />
AWO Kreisverband Karlsruhe<br />
Kronenstr. 15, 76133 Karlsruhe<br />
Tel.: 0721 3 50 07-128<br />
www.awo-karlsruhe.de<br />
Stuttgart<br />
Krebsberatungsstelle Stuttgart<br />
Wilhelmsplatz 11, 70182 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 51 88 72 76<br />
www.kbs-stuttgart.de<br />
Tübingen<br />
Psychosoziale Krebsberatungsstelle<br />
am Südwestdeutschen Tumorzentrum<br />
CCC Tübingen<br />
Herrenberger Str. 23, 72070 Tübingen<br />
Tel.: 07071 2 98 70 33<br />
www.medizin.uni-tuebingen.de<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Ambulante Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, gefördert durch den <strong>Krebsverband</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Weitere ambulante Krebsberatungsstellen in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Karlsruhe<br />
Psychosoziale Krebsberatungsstelle des<br />
Diakonischen Werks Karlsruhe<br />
Staphanienstr. 98, 76133 Karlsruhe<br />
Tel.: 0721 167219<br />
www.dw-karlsruhe.de<br />
Telefonische Beratung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Krebsinformationsdienst am Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum in Heidelberg<br />
(KID)<br />
KID-Telefon:<br />
0800 4 20 30 40<br />
Montag bis Sonntag 8 – 20 Uhr<br />
Hotline Mammographie-Screening:<br />
06221 42 41 42<br />
Montag bis Freitag 8 – 20 Uhr<br />
Rauchertelefon beim WHO-Kollaborationszentrum<br />
für Tabakkontrolle:<br />
06221 42 42 00<br />
Montag bis Freitag 14 – 18 Uhr<br />
Deutsches Rotes Kreuz (DRK) Stuttgart<br />
Telefonberatung für krebskranke Männer:<br />
0711 84 44 69<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Mutlangen<br />
Psychosoziale Krebsberatungsstelle Ostwürttemberg<br />
Haus 6, Klinikgeländer Stauferklinikum<br />
Wetzgauer Str. 85, 73557 Mutlangen<br />
Tel.: 07171 4 95 02 30<br />
Böblingen<br />
Psychosoziale Krebsberatungsstelle der<br />
Diakonie im Kreis Böblingen<br />
Landhausstr. 58, 71032 Böblingen<br />
Tel.: 07031 216511<br />
Leonberg<br />
Tel.: 07152 332940-22<br />
E-Mail: grieger@diakonie-leonberg.de<br />
Tumorzentrum Freiburg<br />
Krebshotline:<br />
0761 270–60 60<br />
Montag bis Freitag 9 – 16 Uhr<br />
Südwestdeutsches Tumorcentrum<br />
CCC Tübingen<br />
Krebswegweiser Tübingen:<br />
07071 2 98 70 00<br />
Onkologischer Schwerpunkt Ludwigsburg/<br />
Bietigheim<br />
Psychoonkologischer Beratungsdienst:<br />
07141 99 – 60400<br />
7
8<br />
Kinder haben es besonders schwer, wenn ein<br />
Elternteil an Krebs erkrankt. Den besonderen<br />
Problemlagen von Kindern krebskranker<br />
Eltern widmen sich Projekte und Einrichtungen<br />
in zunehmend mehr Kliniken. Das Angebot<br />
richtet sich sowohl an die Eltern als auch<br />
an die betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />
selbst.<br />
Kinder krebskranker Eltern - Projekte in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Karlsruhe<br />
Diakonisches Werk Karlsruhe<br />
Kurse für Kinder bei einer Krebserkrankung<br />
in der Familie<br />
Hier können die Kinder<br />
• Abstand und Ruhe finden<br />
• ihren Gedanken, Gefühlen einen Ausdruck<br />
geben<br />
• Selbstwahrnehmung und Selbstver-<br />
trauen stärken<br />
• Spielen und Spaß haben<br />
• an therapeutischen Reiten teilnehmen<br />
Info- und Anmeldegespräch über die<br />
Psychosoziale Krebsberatungsstelle,<br />
Ulrike Frey, Tel.: 0721 16 71 44<br />
Claudia Obenaus, Tel.: 0721 16 72 13<br />
Freiburg<br />
Tumorzentrum Ludwig Heilmayer<br />
CCC Freiburg, Psychologischer Dienst<br />
Projekt Tigerherz -<br />
wenn Eltern Krebs haben<br />
Info- und Anmeldegespräch<br />
Anna Hupe<br />
Tel.: 0761 2 70 72 84<br />
E-Mail: anna.hupe@uniklinik-freiburg.de<br />
Hanna Nöthing<br />
Tel.: 0761 2 70 72 84<br />
E-Mail: hanna.noething@uniklinik-freiburg.de<br />
Tübingen<br />
Universitätsklinikum Tübingen -<br />
Südwestdeutsches Tumorzentrum<br />
CCC Tübingen<br />
KikE: Hilfe für Kinder krebskranker Eltern<br />
Informationen über das Tumorzentrum<br />
Martin Göth<br />
Tel.: 07071 2 98 70 54 oder<br />
Tel.: 07071 1 98 70 33<br />
Heidelberg<br />
Zentrum für Psychosoziale Medizin<br />
Universitätsklinkum Heidelberg<br />
Tel.: 06221 5 63 68 00<br />
www.klinikum.uni-heidelberg.de<br />
kinder-krebskranker-eltern@med.uni-heidelberg.de<br />
Reutlingen<br />
Sonnenstrahlen e.V.<br />
Klinikum am Steinenberg<br />
Steinenbergstr. 31, 72764 Reutlingen<br />
Tel: 07121 2004336<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Wie sage ich es meinem Kind? Literatur zum Thema<br />
Für Erwachsene<br />
Bist Du jetzt ein Engel? Mit Kindern über<br />
Leben und Tod reden<br />
Cramer, Barbara<br />
dgvt-Verlag 2008<br />
Plötzlich ist alles ganz anders - wenn<br />
Eltern an Krebs erkranken<br />
Broeckmann, Sylvia<br />
Klett-Cotta 2002<br />
Mama hat Krebs - Mit Kindern die Krankheit<br />
begreifen<br />
Krejsa, Susanne<br />
Kreuz-Verlag 2004<br />
Tod und Sterben - Kindern erklärt<br />
Moritz, Andrea<br />
Gütersloher Verlagshaus 2003<br />
Kinder krebskranker Eltern<br />
Prävention und Therapie für Kinder, Eltern<br />
und die gesamte Familie<br />
Claudie Heinemann, Elke Reinert<br />
Kohlhammer Verlag<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Für Kinder<br />
Eines Morgens war alles ganz anders<br />
(Der Vater ist tödlich verunglückt)<br />
ab etwa 3 Jahre<br />
Davids, Barbara<br />
Lambertus Verlag 2000<br />
Servus Opa, sagte ich leise<br />
(Der Opa stirbt an Krebs)<br />
ab etwa 8 Jahre<br />
Donnelly, Elfie<br />
DTV 2006<br />
Ein Stern namens Mama<br />
(die Mutter stirbt an Krebs)<br />
ab etwa 7 Jahre<br />
Hermelink, Kerstin<br />
Diametric Verlag 2005<br />
Mir sagt ja doch (K)einer was!<br />
Informationsbroschüre für Kinder zum Thema<br />
Krebserkrankung<br />
ab etwa 5 Jahre<br />
Zimmermann, Anita<br />
Trabert, Gerhard<br />
Flüsterpost e.V., 55118 Mainz<br />
.<br />
Quelle: Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V<br />
9
10<br />
Wir für Sie<br />
Leitsätze der<br />
Krebsberatung<br />
10 Leitsätze der Landeskrebsgesellschaften zur Krebsberatung<br />
Die Landeskrebsgesellschaften der Deutschen<br />
Krebsgesellschaft (DKG) sehen in<br />
der ambulanten psychoonkologischen Beratung<br />
die wesentliche Aufgabe ihrer zur<br />
Zeit 72 Krebsberatungsstellen in Deutsch-<br />
1<br />
3<br />
5<br />
7<br />
9<br />
Die Beratung gibt Patienten und<br />
Angehörigen Informationen zur<br />
Krankheit, Orientierung im Gesundheits-<br />
und Sozialsystem und<br />
Unterstützung bei psychischen<br />
und sozialen Problemen.<br />
Die Beratung orientiert sich an<br />
den individuellen Bedürfnissen,<br />
Fragen und Belastungen jedes<br />
Einzelnen; sie ist vertraulich und<br />
unabhängig.<br />
Die Beratung wendet sich an<br />
Krebskranke und Angehörige sowie<br />
an Selbsthilfegruppen, professionelle<br />
Helfer und Interessierte.<br />
Die Beratung erfolgt durch persönliche<br />
und telefonische Gespräche<br />
oder auch schriftlich. Ergänzend<br />
kommen Gruppenangebote,<br />
Vortragsveranstaltungen und Informationsmaterialien<br />
hinzu.<br />
Die Beratung ist eng mit allen anderen<br />
Einrichtungen des Gesundheits-<br />
und Sozialwesens und den<br />
Selbsthilfegruppen verknüpft.<br />
land. Als Teil der Deutschen Krebsgesellschaft<br />
sind die Beratungsstellen nah an den<br />
wissenschaftlichen Informationsquellen<br />
und auch gut vertraut mit dem Alltag der<br />
Krankenversorgung.<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
Die Beratung unterstützt in allen<br />
Phasen des Krankheitsverlaufes.<br />
Die Beratung ist kostenlos und<br />
leicht und zuverlässig erreichbar.<br />
Die Beratung geschieht durch<br />
Fachkräfte aus Sozialpädagogik,<br />
Psychologie und Medizin mit zusätzlicher<br />
psychoonkologischer<br />
Qualifikation.<br />
Die Beratung umfasst die Aufklärung<br />
der Öffentlichkeit über<br />
das Thema Krebs - besonders zu<br />
Prävention und Früherkennung.<br />
Die Beratung arbeitet qualitätsgesichert<br />
und orientiert sich an<br />
den Leitlinien der psychoonkologischen<br />
Fachgesellschaften.<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Krebsberatungsstelle<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Stuttgart<br />
Die Feststellung einer Krebserkrankung kann<br />
erschrecken und die gesamte persönliche<br />
Lebenssituation erschüttern.<br />
Das Team der Beratungsstelle Stuttgart versucht,<br />
Sie dabei qualifiziert zu begleiten, beraten<br />
und Ihnen zur Seite stehen.<br />
Sie sollen darin unterstützt werden, einen<br />
eigenen Weg zu finden, mit den vielseitigen<br />
Belastungen umzugehen.<br />
Dafür steht das folgende Gespräch mit Frau<br />
P. Sie hat die Hilfe in der Beratungsstelle gefunden,<br />
die für sie wichtig und notwendig<br />
war. Wir danken Frau P. dafür, dass sie so<br />
offen gesprochen hat und auch bereit war,<br />
ein Bild von sich zur Veröffentlichung freizugeben.<br />
Vielleicht machte ihre Offenheit Ihnen Mut,<br />
den Weg in eine der Beratungsstellen zu finden.<br />
Wie kamen Sie mit der Krankheit<br />
in Berührung?<br />
Nach einer Routineuntersuchung – Mammographie–Screening<br />
und einer ultraschallgeführten<br />
Mikrobiopsie bekam ich die Diagnose<br />
Brustkrebs.<br />
Was passierte dann?<br />
Wie war der weitere Verlauf?<br />
Zwei Wochen später folgten einige Voruntersuchungen<br />
im Krankenhaus und ich wurde<br />
brusterhaltend operiert.<br />
Zu dieser Operation gehörte auch die Entnahme<br />
von Lymphknoten (u.a. der Wächterknoten)<br />
in der Achsel. Zwei Tage nach meiner<br />
Operation kam die Oberärztin – die mich<br />
auch operierte – auf mich zu und teilte mir<br />
mit, dass ich erneut operiert werden muss.<br />
Sie hatte intuitiv mehr Gewebe, als bei der<br />
sonographischen Drahtmarkierung gekennzeichnet,<br />
entfernt und das war gut so, denn<br />
Wir für Sie<br />
nach dem bösartigem Gewebe war Gutartiges,<br />
dann aber wurde weiteres bösartiges<br />
Gewebe festgestellt und dieses musste nun<br />
erneut entfernt werden.<br />
Nach neun Tagen Krankenhausaufenthalt<br />
und zwei Operationen wurde ich entlassen.<br />
Nach einer MRT (Magnetresonanztomographie)<br />
und einer CT (Computertomographie)<br />
wurde ermittelt, dass der Krebs nicht gestreut<br />
hat, aber im Kopf eine Compactainsel<br />
(kompakte Substanz) festgestellt wurde.<br />
Diese musste in regelmäßigen Abständen<br />
kontrolliert werden. Eine Metastase wurde<br />
ausgeschlossen.<br />
Nach 4maliger Kontrolle innerhalb eines<br />
Jahres wurde keine Veränderung oder ein<br />
Wachstum der Substanz nachgewiesen.<br />
Da mein Krebs nicht gestreut hatte und der<br />
Tumor eine Größe von 1,8 cm hatte, blieb<br />
mir eine Chemotherapie erspart und ich begann<br />
ca. 1 ½ Monate später – nachdem die<br />
Wunde gut verheilt war – eine Strahlentherapie.<br />
Es waren 37 Bestrahlungen angesetzt,<br />
aber ich musste die Behandlung nach 30 Bestrahlungen<br />
abbrechen.<br />
Meine Haut wurde total verbrannt und ich<br />
bestand auf Abbruch der Bestrahlungen. Die<br />
ärztliche Betreuung im Strahlenzentrum war<br />
verheerend! Die Menschen wurden wie am<br />
Fließband im Minutentakt „abgefertigt“, auf<br />
menschliche Bedürfnisse wurde nicht eingegangen,<br />
meine Verbrennungen wurden ignoriert<br />
und als „normal“ abgestempelt, Hilfe<br />
gab es nicht.<br />
Nach meiner 29. Bestrahlung musste ich<br />
am Wochenende in die Notaufnahme um die<br />
großen Blasen aufschneiden zu lassen. Ich<br />
wurde in der Notaufnahme sehr gut betreut<br />
und verarztet. Als ich montags im Strahlenzentrum<br />
vorstellig wurde, riss der dort zuständige<br />
Arzt meinen Verband einfach ab.<br />
Unter Tränen und Schmerzen teilte ich ihm<br />
mit, dass ich dieses Haus nie wieder betreten<br />
werde. Er hat mir damit nicht nur die Wunden<br />
aufgerissen sondern auch meine Seele<br />
schwer verletzt. Dieses Ausgeliefert sein<br />
11
12<br />
„In meiner total verzweifelten Lage<br />
hatte ich eine Anlaufstelle wo ich über<br />
meine Ängste und Sorgen reden konnte<br />
und – was ganz wichtig ist – verstanden<br />
wurde.“<br />
Martina P.<br />
und diese Ohnmacht habe ich in meinem<br />
Leben noch nie erlebt und möchte es auch<br />
nie wieder erleben! Die Wundheilung dauerte<br />
7 Wochen und ich war in meinem Leben<br />
sehr eingeschränkt, da ich nichts anziehen<br />
konnte. Einen BH zu tragen war unmöglich<br />
und selbst das leichteste T-Shirt scheuerte<br />
an den vielen Wunden an der Brust.<br />
Nachdem die Wunden verheilt waren, begann<br />
ich eine ambulante Reha. Dadurch<br />
kam ich wieder zurück ins Leben. Ich bekam<br />
u.a. eine sehr gute Ernährungsberatung, die<br />
Anwendungen waren sehr angenehm, das<br />
psychologische Angebot ausreichend und ich<br />
wurde auch sportlich gefordert.<br />
Nach 4 Wochen wurde ich entlassen und ich<br />
stand alleine da. Mein psychischer Zusammenbruch<br />
erfolgte umgehend. Vergeblich<br />
versuchte ich einen zeitnahen Termin bei<br />
den umliegenden Therapeuten zu finden,<br />
aber unter einem halben Jahr Wartezeit<br />
war nichts zu machen. Das nutzte mir aber<br />
nichts, mir ging es zunehmend schlechter.<br />
Ich wandte mich erneut an die Psychologin<br />
der Reha, sie erkannte meine verzweifelte<br />
Lage und verwies mich an die Krebsberatung<br />
Stuttgart. Das war mein Glück. Die<br />
offizielle Eröffnung der Beratungsstelle war<br />
noch nicht und die Therapeuten waren noch<br />
am Kisten auspacken. Die Leiterin der Be-<br />
Das Interview führte Sabine Wörner-Fischer mit Frau P.<br />
in der Beratungsstelle Stuttgart.<br />
ratungsstelle (Sabine Wörner-Fischer) nahm<br />
sich sofort sehr viel Zeit für mich und auch<br />
waren Folgetermine kein Problem. Ich bekam<br />
sofort Termine für die darauffolgenden<br />
Wochen und ich wurde wieder aufgefangen.<br />
eine Devise der letzten 7 Monate war „Augen<br />
zu und durch“, doch leider hat das nicht<br />
so funktioniert, wie ich mir das gewünscht<br />
habe. Ich kam da alleine nicht mehr raus<br />
und benötigte dringend psychologische Hilfe,<br />
die ich – abgesehen von meinem sehr guten<br />
Freundeskreis – von der Krebsberatungsstelle<br />
bekam und immer noch bekomme.<br />
Wie waren die Nachuntersuchungen?<br />
Wie sind Sie bis heute ausgegangen?<br />
Die Nachuntersuchungen erfolgen alle drei<br />
Monate bei meiner Gynäkologin. Bei der<br />
letzten Untersuchung wurde ein Befund der<br />
Gebärmutter – aufgrund der Einnahme von<br />
Tamoxifen – festgestellt und ich musste leider<br />
wieder ins Krankenhaus.<br />
Gott sei Dank konnte der Eingriff ambulant<br />
vorgenommen werden.<br />
Bei der Mammografie und dem Brustultraschall<br />
ist bis jetzt alles in Ordnung und es<br />
sind keine Auffälligkeiten festzustellen.<br />
Wie geht es momentan gesundheitlich?<br />
Durch den erneuten Befund hat sich mein<br />
psychischer, sowie mein körperlicher Zustand<br />
verschlechtert.<br />
Ich bin kraftlos und erschöpft.<br />
Was hat Ihnen Ihrer Einschätzung nach<br />
beim Gesundwerden am meisten geholfen?<br />
Noch bin ich nicht wieder komplett „hergestellt“.<br />
Aber die Begleitung der Krebsberatung<br />
bis zum heutigen Tag hat mir sehr, sehr<br />
geholfen.<br />
In meiner total verzweifelten Lage hatte ich<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
eine Anlaufstelle wo ich über meine Ängste<br />
und Sorgen reden konnte und – was ganz<br />
wichtig ist – verstanden wurde.<br />
Auch habe ich durch die Beratungsstelle erfahren,<br />
dass meine Gedanken und Ängste<br />
ganz normal sind und ich es so annehmen<br />
könne, wie es jetzt eben ist. Auch hat mir<br />
mein Freundeskreis sehr geholfen. Sie waren<br />
einfach – ohne wenn und aber – für mich<br />
da.<br />
Nur ist ein nicht psychologisch geschulter<br />
Mensch mit meiner Situation gänzlich überfordert,<br />
aber meine Freunde haben geleistet,<br />
was sie leisten konnten und können. Diese<br />
Erfahrung macht mich sehr „reich“!<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Können Sie etwas zum Thema<br />
Angst und Mut sagen?<br />
Angst und Panik dominieren in der Zeit nach<br />
der Diagnose. Selbst zum Beispiel „normale“<br />
Rückenschmerzen lassen mich in Panik geraten.<br />
Nach der Diagnose Krebs wurde mein<br />
Leben komplett durcheinandergewirbelt und<br />
die Angst ist immer gegenwärtig, mal mehr<br />
mal weniger, sie ist aber immer da.<br />
Mut? Nein, mutig war ich nicht. Ich wurde<br />
durch meine Krankheit gezwungen, den Weg<br />
zu gehen, der eben nun mal nötig war.<br />
Ich hätte mir im Strahlenzentrum mehr<br />
Mut zur Gegenwehr gewünscht. Aber mein<br />
Selbstwertgefühl war in der Zeit einfach zu<br />
gering um mich gegen die Ärzte und auch<br />
Mitarbeiter zur Wehr zu setzen.<br />
Worauf führen Sie Ihre aktuelle<br />
gesundheitlich Lage und ihre<br />
persönliche Befindlichkeit zurück,<br />
was hat Ihnen am meisten geholfen?<br />
Aufgrund des letzten, erneuten Befundes hat<br />
sich meine gesundheitliche Lage und persönliche<br />
Befindlichkeit ins Negative gewandelt.<br />
Ich war kräftemäßig schon viel weiter!<br />
Ich weiß nicht, ob ich ohne die Krebsberatungsstelle<br />
so weit gekommen wäre. Ich<br />
habe dort meine festen Termine und ich<br />
kann – sofern es mir sehr schlecht geht –<br />
auch mal einen Termin außer der Reihe bekommen.<br />
Alleine das zu wissen, hilft schon<br />
sehr viel weiter.<br />
Was hat sich alles verändert?<br />
Können Sie etwas zu Veränderungen<br />
in ihrem Leben nach der Krankheit sagen?<br />
Mein Leben hat sich nach der Diagnose in<br />
vielen Dingen verändert.<br />
Ich lebe bewusster und nicht mehr so selbstverständlich,<br />
genieße den Tag und die Stunde<br />
mit Freunden und in der Natur. Habe das<br />
Gefühl in meiner Vergangenheit beruflich<br />
„unnötige Dinge“ gemacht zu haben und<br />
möchte meine Zukunft gern mit Hilfe für<br />
Mensch und Tier verwirklichen.<br />
Menschliche Werte sind für mich „wertvoller“<br />
geworden.<br />
Das Leben kann zu schnell aus den Fugen<br />
geraten und gar vorbei sein. Oberflächlichkeit<br />
hat in meinem Leben keinen Platz mehr.<br />
Sobald ich wieder neue Kraft geschöpft habe<br />
– und aus meinem derzeitigen Tief raus bin –<br />
möchte ich wieder Sport machen und mich<br />
etwas mehr „am Leben“ beteiligen.<br />
Was hat Ihnen geholfen nicht in der Krise<br />
stecken zu bleiben?<br />
Durch die Unterstützung der therapeutischen<br />
Gespräche in der Krebsberatungsstelle<br />
wurden meine Gefühle wieder positiv und<br />
ich konnte mich mit meinen Ängsten und<br />
Sorgen annehmen.<br />
Ich konnte wieder Selbstwertgefühle entwickeln<br />
und meine Stärken sehen. Mein<br />
Freundeskreis, mein Kater Moritz, lange<br />
Spaziergänge in der Natur, meine positive<br />
Einstellung zum Leben und meine Hoffnung<br />
dass alles wieder gut wird.<br />
13
14<br />
Wir für Sie<br />
„Qualitätsoffensive Brustkrebs“ wurde im November 2011 neu gestartet<br />
Im November 2011 haben wir zusammen<br />
mit den LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<br />
<strong>Baden</strong>, der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische<br />
Onkologie und der Deutschen<br />
Gesellschaft für Senologie die Kampagne<br />
„Qualitätsoffensive Brustkrebs“ in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> neu gestartet.<br />
Ziel der Qualitätsoffensive Brustkrebs ist es,<br />
Frauen sowohl zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung<br />
als auch zur Teilnahme am<br />
Mammographie-Screening zu motivieren.<br />
Darüber hinaus wird die monatliche Selbst-<br />
Wir wollen<br />
• Bewusstsein schaffen<br />
• Ängste abbauen<br />
• Motivieren<br />
• Aktivieren<br />
• Informieren<br />
• Initiieren<br />
Wir fordern<br />
• Die Ausweitung des Mammographie-Screenings<br />
für Frauen<br />
ab 40 und über 70 Jahren<br />
• Innovationen in der Krebsheilkunde<br />
und kritische<br />
Begleitforschung<br />
• Den Ausbau der psychosozialen<br />
Krebsberatung<br />
LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> e.V.<br />
Qualitätsoffensive<br />
Brustkrebs<br />
Initiative Qualitätsoffensive Brustkrebs<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für Senologie e.V.<br />
Plakat_brustkrebs4.indd 1 14.09.11 16:14:15<br />
Gestaltung: Marlies Haist, LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong><br />
Titelfoto „Niki de Saint Phalle: Nana Mosaique Noire 1999, Polyester und Mosaik 254 x 122 x 122 cm, Sammlung Würth Inv. 11322.<br />
Copyright: 2011 Niki Charitable Art Foundation, All rights reserved / VG BILD-KUNST, Foto: Felix Steiger, Chur<br />
Qualitätsoffensive<br />
Brustkrebs<br />
untersuchung der Brust empfohlen.<br />
Mit der Qualitätsoffensive Brustkrebs soll<br />
nicht nur über die Möglichkeiten der Früherkennung,<br />
über die Risikogruppen und die<br />
Entstehungsfaktoren sowie die Leistungen<br />
der gesetzlichen Krankenkassen informiert,<br />
sondern auch etwas bewegt werden.<br />
Daher fordert der LandFrauenverband<br />
<strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> mit seinen Kooperationspartnern:<br />
• Wir unterstützen den Aufbau aussagekräftiger<br />
Krebsregister und der Qualitätssicherung<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
• Wir fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
der behandelnden Ärzte und<br />
des medizinischen Fachpersonals.<br />
• Wir fordern die Ausweitung des Mammographie-Screenings<br />
für Frauen ab 40 und<br />
über 70 Jahren.<br />
• Die Sonographie sollte eingeführt werden<br />
im Rahmen des Screenings für Frauen,<br />
die einen dichten Brustdrüsenkörper<br />
haben (ACR 3 und 4) - vorerst in der Altergruppe<br />
von 50 bis 69 Jahren und später<br />
dann auch in der Altersgruppe 40 bis<br />
49 Jahre und über 70 Jahre. Wichtig ist,<br />
dass dort die Sonographie routinemäßig<br />
eingesetzt werden sollte, da bei dichtem<br />
Brustdrüsenkörper die Sonographie bessere<br />
Resultate liefert als die Mammographie.<br />
• Wir unterstützen Innovationen in der<br />
Krebsheilkunde und kritischen Begleitforschung.<br />
• Wir fordern den Ausbau der psychosozialen<br />
Krebsberatung.<br />
Quelle: LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong><br />
www.landfrauen-bw.de<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Mehr Wissen – Besser leBen
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Ein Projekt des LandFrauenverbandes<br />
<strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> e.V.<br />
in Kooperation mit<br />
Vor 25 Jahren erkrankte in der Bundesrepublik Deutschland jede 26te Frau im Laufe ihres Lebens an<br />
Brustkrebs. Heute ist es jede 10te. Tendenz steigend! Frauen jeden Alters können betroffen sein.<br />
Daher FORDERN wir:<br />
���� den Aufbau aussagekräftiger Krebsregister in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
���� die interdisziplinäre Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte und des medizinischen Fachpersonals.<br />
���� die Ausweitung des Mammographie-Screenings auf Frauen ab 40 und über 70 Jahre<br />
���� den routinemäßigen Einsatz der Sonographie im Rahmen des Screenings für Frauen, die einen dichten<br />
Brustdrüsenkörper haben - vorerst in der Altergruppe von 50 bis 69 Jahren und später dann auch in der<br />
Altersgruppe 40 bis 49 Jahre und über 70 Jahre. Da hier die Sonographie bessere Resultate liefert als die<br />
Mammographie.<br />
���� Innovationen in der Krebsheilkunde und kritischen Begleitforschung zu unterstützen<br />
���� den Ausbau der psychosozialen Krebsberatung<br />
Rücksendungen bis 30. Juli 2012 an den LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong>, Bosperstr. 17, 70180 Stuttgart<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
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Unterstützen Sie dieses Projekt mit Ihrer Unterschrift!<br />
Mit meiner Unterschrift unterstütze ich die Forderungen des LandFrauenverbandes <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> e.V.<br />
Vorname Name Beruf Ort Unterschrift<br />
1.......................................................................................................................<br />
2.......................................................................................................................<br />
3.......................................................................................................................<br />
4.......................................................................................................................<br />
5.......................................................................................................................<br />
6.......................................................................................................................<br />
7.......................................................................................................................<br />
8.......................................................................................................................<br />
9.......................................................................................................................<br />
10.....................................................................................................................<br />
15
16<br />
Wir für Sie<br />
Von Griechenland, durch den Balkan bis<br />
nach Wien und zurück nach Stuttgart ging<br />
unsere 4. Bäder- und Rehatour 2011.<br />
„Zeigen, was möglich ist“ war auch in diesem<br />
Jahr wieder das Motto der nun schon<br />
zum vierten Mal stattfindenden Bäder- und<br />
Rehatour 2011.<br />
Das heißt Werben für die Rehabilitation als<br />
wichtiges Angebot zur Wiedereingliederung<br />
von behinderten und chronisch kranken<br />
Menschen in Beruf und Gesellschaft. Dies<br />
wird von den behinderten Teilnehmern eindrucksvoll<br />
demonstriert.<br />
Nach erfolgreicher Rehabilitation zeigen sie<br />
Bäder- und Rehatour<br />
2011<br />
4. Bäder- und Rehatour – von Thessaloniki nach Stuttgart –<br />
2.180 Kilometer in 16 Tagen<br />
großen Einsatz und enorme Willenskraft.<br />
Initiator der Tour, Hubert Seiter, ehrenamtlicher<br />
geschäftsführender Vorstand des<br />
<strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>:<br />
“Mobil und mit eigener Kraft die besonderen<br />
Herausforderungen meistern, das macht<br />
glücklich. Erst recht bei den besonderen Herausforderungen<br />
in diesem Jahr. Aber in einer<br />
starken Gemeinschaft ist alles möglich.“<br />
Auch in diesem Jahr haben wir einen<br />
Kalender der Tour für das Jahr 2012 erstellt.<br />
Diesen können Sie über die Geschäftsstelle<br />
kostenfrei bestellen. Heike Lauer<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
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Mehr Wissen – Besser leBen<br />
17
18<br />
Wir für Sie<br />
Wenn Sie beim Arzt bezahlt sollen<br />
Individuelle GesundheitsLeitstungen (IGeL)<br />
In vielen Wartezimmern liegen sie, die bunten<br />
Faltblätter und Hochglanzbroschüren, die<br />
für Ozontherapie, Blutanalysen oder Check<br />
up Ergänzungen werben. Es handelt sich dabei<br />
um Reklame für sogenannte Individuelle<br />
Gesundheitsleistungen (IGeL).<br />
Dahinter verbergen sich viele unterschiedliche<br />
Diagnose- und Behandlungsmethoden<br />
sowie eine Reihe vermeintlich gesundheitsfördernder<br />
Maßnahmen, auch die Alternativ-<br />
und Umweltmedizin gehört in desen Bereich.<br />
Wenn Ihnen von Ihrem Arzt IGeL angeboten<br />
werden, sollten Sie ihm die<br />
folgenden Fragen stellen:<br />
Worin liegt der persönliche Nutzen dieser<br />
Leistung für mich?<br />
Ist das Verfahren wissenschaftlich belegt?<br />
Gibt es einen Nachweis für den therapeutischen<br />
oder diagnostischen Nutzen?<br />
Gibt es wissenschaftliche Studien, die ein<br />
längeres Leben oder mehr Lebensqualität<br />
für die Teilnehmer der Untersuchung oder<br />
Behandlung belegen?<br />
Welche Risiken hat die Methode? Wie<br />
hoch sind diese?<br />
Welche Konsequenzen ergeben sich aus<br />
dem Untersuchungsergebnis?<br />
Welche weiteren Untersuchungen oder<br />
Behandlungen können erfolgen? Haben<br />
diese besondere Risiken?<br />
Gibt es Alternativen, eventuell auch welche,<br />
die die Krankenkasse bezahlt? Worin<br />
unterscheiden sich die beiden Methoden?<br />
Gibt es Risiken für mich, wenn ich mich<br />
nicht behandeln lasse?<br />
Was kostet IGeL genau? Sind Mehrkosten<br />
möglich und in welchen Fällen?<br />
Individuelle<br />
Gesundheitsleistungen<br />
Einheitliche Auflistungen der IGel gibt es<br />
nicht. Zur Orientierung für Sie:<br />
Medizinische Maßnahmen, die nicht<br />
zu den Aufgaben der gestzlichen Krankenkassen<br />
gehören - aber im Einzelfall eine<br />
medizinisch sinnvolle und empfehlenswerte<br />
Leistung darstellen.<br />
Beispiele: Beratung und Impfung vor Fernreisen,<br />
sportmedizinische Untersuchungen,<br />
Eignungsuntersuchungen (etwa Flug- oder<br />
Tauchfähigkeit)<br />
Medizinisch–kosmetische Leistungen,<br />
die allein auf Wunsch des Patienten erfolgen,<br />
ohne dass eine medizinische Notwendigkeit<br />
gegeben ist.<br />
Beispiele: Schönheitsoperationen oder<br />
Entfernung von Tätowierungen<br />
Spezielle Vorsorgeuntersuchungen,<br />
die nur in bestimmtn Risikofällen oder bei<br />
begründeten Krankheitsverdacht von den<br />
Kassen übernommen werden. In allen anderen<br />
Fällen, wenn diese Zusatzuntersuchung<br />
auf Patientenwunsch, ohne medizinische<br />
Notwendigkeit durchgeführt werden, müssen<br />
die Kosten selbst bezahlt werden.<br />
Beispiele: Untersuchungen zur Brustkrebsfrüherkennung<br />
bei Frauen. Bei auffälligen<br />
Tastbefund übernehmen die gesetzlichen<br />
Krankenkassen die Kosten für zusätzliche<br />
Ultrraschalluntersuchungen. Möchte eine<br />
Frau diese Untersuchung ohne medizinischen<br />
Grund, werden die Kosten nicht übernommen.<br />
Untersuchungs– und Behandlungsmethoden,<br />
deren Nutzen bislang nicht eindeutig<br />
wissenschaftlich bewiesen ist.<br />
Beispiel: Ozon–Therapie und Ultraviolettbestrahlung<br />
des Blutes (UVB), die häufig<br />
zur Regeneration, zur Stärkung der Immu-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
nabwehr und bei Durchblutungsstörungen<br />
angeboten werden. Bei beiden Methoden<br />
liegen keine ausreichenden Wissenschaftlichen<br />
Studien vor, die eine Wirksamkeit der<br />
Therapie belegen.<br />
Diese Leistungen sind nicht im Leistungskatalog<br />
der gesetzlichen Krankenkassen<br />
enthalten. Die Kosten für diese Leistungen<br />
müssen von den Patienten selbst übernommen<br />
werden, das bedeutet, der Patient wird<br />
zum Kunde und der Arzt zum Verkäufer.<br />
Der „Verkauf“ dieser Leistungen sind insoweit<br />
kritisch zu betrachten, da Ärzte- und<br />
Zahnärztevertreter selbst zusammen mit<br />
Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen<br />
diese Leistungen als medizinisch nicht notwendig<br />
klassifiziert haben.<br />
Verbraucherschützer, Patientenvertreter und<br />
kritische Mediziner fordern daher eine Qualitätsüberwachung.<br />
Eine Ärztegruppe bei der<br />
Bundesärztekammer soll Kriterien aufstellen,<br />
mit denen eine „Positivliste“ empfehlenswerter<br />
IGeL bewertet werden können.<br />
Sprechen Sie auf jeden Fall vor Durchführung<br />
der IGeL mit Ihrer Krankenkasse, ob<br />
die Zusatzbehandlung im Vorsorgeplan der<br />
Krankenkasse aufgeführt ist. Einige Kassen<br />
bieten hierzu eine eigene medizinische Hotline<br />
an. Neben der Beurteilung von Vor- und<br />
Nachteilen kann bei einer Nachfrage auch<br />
geklärt werden, ob zusätzliche Leistungen<br />
zum Vorsorgeprogramm der Krankenkasse<br />
gehören und nicht privat bezahlt werden<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Einige Hinweise, was Ihr Arzt<br />
nicht darf:<br />
IGeL dürfen grundsätzlich nicht<br />
während einer laufenden Untersuchung<br />
oder Behandlung angeboten<br />
werden.<br />
Ihr Arzt darf keine ungerechtfertigten<br />
Erwartungen bei Ihnen als Patient<br />
wecken.<br />
Seine eigene Tägigkeit oder Person<br />
darf der Arzt nicht in aufdringlicher<br />
Weise hervorheben.<br />
Verboten ist es außerdem, den<br />
Eindruck entstehen zu lassen, bestimmte<br />
Behandlungen seien wissenschaftlich<br />
erprobt oder völlig ungefährlich.<br />
Ein Arzt sollte keinerlei Vergleiche,<br />
auch keine Kostenvergleiche, zu<br />
Kollegen oder deren Behandlungsverfahren<br />
herstellen.<br />
müssen. Ob die Kassen die Kosten tragen,<br />
sollte man vorab genau klären, denn die Beträge<br />
für bereits privat gezahlte Leistungen<br />
werden nachträglich meist nicht erstattet.<br />
Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden<br />
Arzt persönlich, ausführlich und verständlich<br />
die Behandlung oder Therapie erklären.<br />
Stellen Sie Fragen. Denken Sie in Ruhe darüber<br />
nach, ob Sie die angebotene Behandlung<br />
in Anspruch nehmen möchten.<br />
Holen Sie sich Informationen bei unabhängigen<br />
Einrichtungen ein.<br />
Bestehen Sie auf einen schriftlichen Kostenvoranschlag<br />
und auf eine ordnungsgemäße<br />
Rechnung nach der amtlichen Gebührenordnung<br />
für Ärzte (GOÄ) oder Zahnärzte (GOZ).<br />
Bei eventuellen Schadenersatzforderungen<br />
ist dies sehr wichtig.<br />
Als Nutzer von IGeL sind Sie Privatpatient.<br />
Eine Praxisgebühr ist nicht zu bezahlen, Sie<br />
müssen auch keine Chipkarte abgeben.<br />
Quelle: Verbraucherzentrale <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen<br />
Verbraucherzentrale<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
e.V.<br />
Paulinenstr. 47<br />
70178 Stuttgart<br />
Tel: 0711 66 91 10<br />
www.vz-ba-wue.de<br />
Verbraucherzentrale<br />
NRW e.V.<br />
Mintropstr. 27<br />
40215 Düsseldorf<br />
www.vz-nrw.de<br />
19
20<br />
Politik und Gesellschaft<br />
Der GEKID-Atlas stellt die Krebsneuerkrankungen<br />
(Inzidenzen) beziehungsweise die<br />
Krebssterblichkeit (Mortalität) auf Ebene der<br />
Bundesländer für 25 ausgewählte Tumorarten<br />
und Tumorgruppen und Krebs insgesamt<br />
dar.<br />
Grundlage hierfür sind die durch die epidemiologischen<br />
Krebsregister registrierten<br />
Neuerkrankungen in den einzelnen Bundesländern.<br />
Diese Daten werden seit vielen Jahren in<br />
den Jahresberichten und teilweise auch im<br />
Internet publiziert und bilden die Grundlage<br />
der zweijährlich erscheinenden Publikation<br />
„Krebs in Deutschland.<br />
Im GEKID-Atlas werden altersstandardisierte<br />
Raten (pro 100.000 Personen pro Jahr, altersstandardisiert<br />
auf den Europastandard)<br />
und absolute Erkrankungszahlen gezeigt.<br />
Als Bezugspunkt für diese länderspezifischen<br />
Zahlen und Raten wird eine aktuelle<br />
Hochrechung für Deutschland vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Nicht alle Bundesländer lassen sich uneingeschränkt<br />
und zu jedem Zeitpunkt mitei-<br />
GEKID<br />
Gesellschaft für epidemiologische Krebsregister in Deutschland (GEKID)<br />
stellt einen interaktiven Krebsatlas für Deutschland online<br />
nander vergleichen. Unterschiede in der<br />
Vollzähligkeit der Datenerfassung (auch im<br />
zeitlichen Verlauf), unterschiedliche Anteile<br />
von Personen, die nur auf Grund einer<br />
Todesbescheinigung erfasst wurden aber<br />
auch regional unterschiedliche ausgeprägte<br />
Krebsfrüherkennungsprogramme, können<br />
zu künstlichen Veränderungen der Zahlen<br />
und Raten führen.<br />
Steigt beispielsweise die Vollzähligkeit der<br />
Erfassung in einem Krebsregister, so wird<br />
sich dies in der entsprechenden Kurve in<br />
Form einer (scheinbar) steigenden Krebshäufigkeit<br />
niederschlagen. Tatsächlich steigt<br />
aber nicht die Krebshäufigkeit, sondern nur<br />
die Zahl der Krebserkrankungen, die mittlerweile<br />
vom Krebsregister erfasst wurden.<br />
Bitte beachten Sie diese Hinweise, wenn Sie<br />
den interaktiven Krebsatlas der GEKID nutzen.<br />
Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen<br />
Krebsregister in Deutschland e.V.<br />
www.gekid.de<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Krebsregister<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Politik und Gesellschaft<br />
Das Krebsregister <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird weiter ausgebaut<br />
Seit April 2009 sind Ärzte an den Tumorzentren<br />
und Onkologischen Schwerpunkten<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nach dem Landeskrebsregister<br />
verpflichtet, Angaben über<br />
Krebsneuerkrankungen an das Krebsregister<br />
zu melden.<br />
Wir haben darüber in „Mehr Wissen - Besser<br />
Leben 1/2009“ ausführlich berichtet.<br />
Am 01. Juli 2011 wurde mit der zweiten Ausbaustufe<br />
des Krebsregisters <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
begonnen.<br />
In dieser Ausbaustufe werden alle Krankenhäuser<br />
und pathologischen Einrichtungen<br />
des Landes, die nicht einem Tumorzentrum<br />
oder Onkologischen Schwerpunkt angehören,<br />
in die Meldepflicht einbezogen.<br />
Seit Oktober 2011 sind dann alle übrigen<br />
Ärztinnen und Ärzte zur Meldung verpflichtet<br />
sein.<br />
Neben der Art der Krebserkrankung werden<br />
auch Daten zur Diagnose, zum eingeschlagenen<br />
Therapieweg und zum Verlauf der<br />
Krankheit erfasst und gemeldet.<br />
Die Patientendaten werden chiffriert und in<br />
pseudomisierten Datensätze an das Register<br />
weitergeleitet.<br />
Jedem Patienten steht es jedoch frei, die<br />
Meldung des behandelnden Arztes durch einen<br />
Widerspruch zu unterbinden.<br />
Der Arzt hat den Patienten auf dieses Recht<br />
des Widerspruchs hinzuweisen.<br />
Patientinnen und Patienten werden durch<br />
ihren Arzt mit Hilfe eines entsprechendes Informationsblatt<br />
über den Inhalt der Meldung<br />
und die weitere Verarbeitung und Nutzung<br />
der Daten durch das Krebsregister informiert<br />
und aufgeklärt.<br />
www.krebsregister-bw.de<br />
Vertrauensstelle des Krebsregisters<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Gartenstr. 105<br />
76135 Karlsruhe<br />
Tel.: 0721 825 79000<br />
Fax: 0721 825 9979099<br />
vs@drv-bw.de<br />
www.krebsregister-bw.de<br />
Schellingstr. 15<br />
70174 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 123 0<br />
Fax: 0711 123 3997<br />
poststelle@sm.bwl.de<br />
Ministerium für Arbeit<br />
und Soziales<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
21
22<br />
Medizin und Forschung<br />
Geschmacksrezeptoren für Bitterstoffe finden<br />
sich auch in den Bronchien. Sie bewirken,<br />
dass sich die Atemwege erweitern,<br />
wenn sie gereizt werden. Das haben Medi-<br />
Bitter macht nicht nur<br />
lustig ... sondern hilft<br />
beim Atmen<br />
ziner aus Baltimor im US-Bundesstaat Maryland<br />
herausgefunden und in der Fachzeitschrift<br />
Nature publiziert. Die Erkennnis<br />
könnte zukünftig beispielsweise für die Entwicklung<br />
von Asthmamitteln genutz werden.<br />
Ursprünglich hatten die Forscher angenommen,<br />
die Rezeptoren würden eine Vereingung<br />
bewirken, um Giftstoffe fernzuhalten.<br />
Auch der Partner leidet<br />
Quelle: Apotheken-Umschau<br />
Vermischtes<br />
Eine im Fachmagazin Cancer veröffentlichte<br />
Studie zeigt, dass Brustkrebs auch die Gesundheit<br />
des Partners angreift.<br />
Bei einer dänischen Studie mit mehr als 1,2<br />
Millionen dänischen Bürgern zeigte sich,<br />
dass einer von 700<br />
Männern wegen einer<br />
schweren Depression<br />
in einer Klinik behandelt<br />
werden musste, wenn die Partnerin an<br />
Brustkrebs erkrankt war.<br />
Bei einer Vergleichsgruppe erkrankte einer<br />
von tausend Männern an einer schweren<br />
Depression.<br />
Die Autoren der Studie regten bei den<br />
Ärzten an, während der Behandlung von<br />
Brustkrebspatientinnen auch auf die gesundheitlichen<br />
Probleme der Partner zu<br />
achten.<br />
Quelle: Apotheken-Umschau<br />
Etwa 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs<br />
nach den Wechseljahren ließen sich durch<br />
mehr Bewegung und den Verzicht auf eine<br />
Hormonersatztherapie vermeiden, errechneten<br />
Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum.<br />
58.000 Frauen erkranken in Deutschland an<br />
Brustkrebs, zentrale Frage dabei ist, ob und<br />
welche Verhaltensänderungen dazu beitragen<br />
können, die Erkrankungsrate zu senken.<br />
Bei den Studien konzentrierten sich die Forscher<br />
auf Aspekte wie die Einnahme von<br />
Hormonen zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden,<br />
auf körperliche Aktivität,<br />
Übergewicht und Alkoholkonsum. All diese<br />
Lebensstilfaktoren galten aufgrund vorangegangener<br />
Untersuchungen als mögliche<br />
Risikofaktoren bei der Entstehung von<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Akupressur<br />
Übelkeit und Brechreiz während<br />
einer Chemotherapie lindern kann.<br />
Am besten hat der Druck auf den Akupunkturpunkt<br />
P6 an der Handgelekinnen-<br />
seite (Neiguan) den gewünschten Erfolg gebracht.<br />
Zitronenfrische im Geschirrspülmittel oder<br />
der Frühling im<br />
Waschmittel. So Gefährliche Wohlgerüche<br />
gut wie jedes<br />
Shampoo oder<br />
jede Seife hat eine besondere Duftnote.<br />
Doch was einem da in die Nase steigt ist<br />
nicht harmlos.<br />
Forscher der University of Washington untersuchten<br />
25 parfümierte Haushaltsprodukte<br />
und fanden nicht weniger als 133 verschiedene<br />
Chemikalien, die von den Produkten in<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Quelle: Apotheken-Umschau<br />
Brustkrebs.<br />
Die Studie erfolgte auf<br />
der Basis der Daten von<br />
3074 Brustkrebspatientinnen<br />
und 6386 Kontrollen.<br />
Demnach können 19,4 Prozent der postmenopausalen<br />
Brustkrebsfälle auf die Hormonersatztherapie<br />
und 12,8 Prozent auf den<br />
Mangel an körperlicher Aktivität zurückgeführt<br />
werden.<br />
Ließen sich in diesen beiden Bereichen Verhaltensänderungen<br />
herbeiführen, könnten<br />
fast 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs<br />
nach den Wechseljahren verhindert werden.<br />
Die DKFZ-Forscherinnen raten den Frauen<br />
daher zu mehr Bewegung und einem Verzicht<br />
auf Hormonersatztherapie, wo sie nicht<br />
unbedingt nötig ist.<br />
Quelle: DKFZ<br />
Akupressur bei Übelkeit<br />
die Luft abgegeben wurden.<br />
Etwa ein Viertel der Emissionsstoffe<br />
gilt als potentiell<br />
toxisch oder steht unter dem Verdacht,<br />
karzinogen zu sein.<br />
Produkte, die als „natürlich“ oder „organisch“<br />
vermarktet werden, machten hier<br />
keine Ausnahme.<br />
Quelle: MMW-Fortschr.Med.Nr.44/2010<br />
Vermeidbare Risikofaktoren für<br />
Brustkrebs identifiziert<br />
23
24<br />
Etwa 5 Minuten Augen-Yoga täglich sorgen<br />
für frisches Sehen und verhindern Ermüdungserscheinungen.<br />
Einfach die Augen<br />
schließen und mehrere Male tief ein- und<br />
ausatmen.Anschließend die Handflächen aneinander<br />
reiben, bis sie sich warm anfühlen<br />
und sanft über die Augen legen. Mehrmals<br />
wiederholt, entspannt diese Übung die Augenmuskulatur<br />
und versorgt die Sinnesorgane<br />
mit neuer Energie. Zur Stärkung der<br />
Sehmuskulatur empfiehlt sich abwechseldes<br />
Schauen in unterschiedliche Richtungen,<br />
ohne jedoch dabei den Kopf zu bewegen. Die<br />
Übungen sollten nicht anstrengen – hier gilt<br />
es, seinen individuelle Rhythmus zu finden.<br />
Quelle: Kuratorium Gutes Sehen<br />
Schmerzhafte medizinische Prozeduren<br />
werden durch Natur-Szenarien erträglicher.<br />
Eine Studie der Johns Hopkins University<br />
Natur lindert den Schmerz<br />
Augenyoga<br />
Enstpannte Aussichten<br />
School of Medicine in Baltimore (USA) zeigt,<br />
dass Krebspatienten eine Punktion des Knochenmarks<br />
weniger peinigend empfanden,<br />
wenn sie während des Eingriffs von großformatigen<br />
Wald- bzw. Gebirgsmotiven sowie<br />
mit Vogelgezwitscher oder Fröschequaken<br />
vom Band abgelenkt wurden.<br />
Quelle: Apotheken-Umschau<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Die bislang größte randomisierte Studie, in<br />
der die Effekte von Yoga bei Krebsüberlebenden<br />
untersucht wurden, ergab: Ein vierwöchiges<br />
Yogaprogramm hilft Patienten, besser<br />
zu schlafen, mindert Fatigueleiden und bessert<br />
die Lebensqualität.<br />
Schlafprobleme und Fatigue gehören zu den<br />
am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen,<br />
die Krebsüberlebende erfahren. In der<br />
randomisierten multizentrischen Phase-II/<br />
III-Studie wurden die Vorteile von Yoga bei<br />
410 Überlebenden von Krebserkrankungen<br />
in frühen Stadien geprüft. (96 Prozent Frauen,<br />
75 Prozent Brustkrebspatientinnen), die<br />
von Schlafproblemen zwischen zwei und 24<br />
Monaten nach der adjuvanten Therapie berichtet<br />
hatten. Die Patienten wurden entweder<br />
nur normal weiterbetreut oder nahmen<br />
für vier Wochen zweimal wöchentlich an ei-<br />
Mündige Patienten leben<br />
länger<br />
Patienten, die Informationen über ihre<br />
Krankheit haben, die sie auch gut verstehen<br />
und die in der Lage sind, Konsequenzen daraus<br />
zu erkennen haben so einen positiven<br />
Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung.<br />
Das ist das Ergebnis einer Studie mit 1547<br />
Herzinsuffizienzpatienten (Herzschwäche),<br />
von denen knapp 20 Prozent ein geringes<br />
Verständnis ihres gesundheitlichen Zustan-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Yoga bessert Schlaf und<br />
Fatigue<br />
nem Yogaprogramm für Krebsüberlebende<br />
teil.<br />
Dies bestand aus Entspannungsübungen wie<br />
bewusstem Atmen, Meditation und Visualisierungen.<br />
Die Patienten in der Yogagruppe berichteten<br />
danach über verbesserte Schlafqualität (31<br />
Prozent versus 16 Prozent), Reduktion der<br />
Fatigue (42 Prozent versus zwölf Prozent)<br />
und eine verbesserte Lebensqualität (sechs<br />
Prozent versus null Prozent) im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe.<br />
Außerdem konnte bei ihnen eine Reduktion<br />
der Schlafmedikation um 21 Prozent verzeichnet<br />
werden, während dies in der Kontrollgruppe<br />
sogar um fünf Prozent stieg.<br />
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Heft 25 2010<br />
des attestiert wurde.<br />
Bei diesen Patienten war die Mortalität insgesam<br />
deutlich erhöht gegenüber Patienten<br />
mit einem adäquaten (angemessenen) Wissensstand.<br />
Quelle: MMW-Fortschr.Med.Nr. 18/2011<br />
25
26<br />
Medizin und Forschung<br />
ATO Tagung 2011<br />
Das 30. Treffen der Arbeitsgemeinschaft der Tumorzentren, Onkologi-<br />
schen Schwerpunkte und Arbeitskreise in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (ATO)<br />
fand in diesem Jahr in Lörrach statt.<br />
„Voneinander lernen –<br />
Onkologische Versorgung im Vergleich:<br />
Schweiz – <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
Rund 200 Experten aller in der Krebsheilkunde<br />
tätigen Berufsgruppen und Patientenvertreter<br />
aus ganz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und<br />
der benachbarten Schweiz haben sich am<br />
11. und 12. November 2011 in Lörrach zur<br />
Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkte<br />
(ATO) getroffen.<br />
Die jährliche ATO-Tagung dient zur Standortbestimmung<br />
der Krebsheilkunde in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>. Neben namhaften Onkologen<br />
des Landes sind Ärzte aus Rehabilitationskliniken<br />
und Praxen ebenso wie Pflegekräfte,<br />
Psychologen, Sozialarbeiter und nicht<br />
zuletzt Patientenvertreter der Selbsthilfegruppen<br />
nach Krebs sowie Vertreter der<br />
Kranken- und Rentenversicherungen ebenso<br />
wie aus der Politik beteiligt. Über inzwischen<br />
drei Jahrzehnte hat sich die Arbeitstagung<br />
zur zentralen Veranstaltung in der Onkologie<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entwickelt. Wesentliche<br />
Impulse für die weitere Entwicklung der<br />
Krebsheilkunde gehen regelmäßig von ihr<br />
aus.<br />
„Die Gesundheitssysteme in der Schweiz und<br />
in Deutschland unterscheiden sich erheblich.<br />
Einige Maßnahmen, die zur Sanierung der<br />
Systeme angedacht werden, sind bei den jeweiligen<br />
Nachbarn seit Jahren umgesetzt.“<br />
so Prof. Walter Aulitzky, Vorsitzender des<br />
<strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in der<br />
Vorbereitung der Tagung. So ging es auf der<br />
Tagung in Lörrach nicht ausschließlich um<br />
Gesundheitskosten und dem Vergleich der<br />
Gesundheitssysteme sondern die besondere<br />
Aufmerksamkeit war auch den Arbeitsbedin-<br />
gungen gewidmet, dem Vergleich der Arbeitsteilung<br />
zwischen Ärzten und Pflegenden,<br />
dem unterschiedliche Ausmaß an Bürokratie<br />
sowie den Möglichkeiten der Einbindung von<br />
Patienten und Patientenvertretungen. Letztendlich<br />
stand über allem die Frage: Was hat<br />
der Patient davon?“<br />
Auf die besondere Rolle Lörrachs verwies<br />
Andreas Hauser, Vorstandsvorsitzender des<br />
OSP Lörrach: „Die Nachbarschaft des OSP<br />
Lörrach zur Schweiz und die hier bereits<br />
bestehende enge Kooperation des OSP mit<br />
dem Universitätsspital Basel haben eine gute<br />
Gelegenheit dazu gegeben, diese Thema für<br />
die Tagung aufzugreifen.“<br />
Der Themenschwerpunkt am zweiten Tag<br />
lautete „Voneinander Lernen ...“.<br />
Vertreter aus Politik, Krankenkassen, Wirtschaft,<br />
der medizinischen Praxis und Patientenvertreter<br />
waren eingeladen und diskutieren<br />
das gesundheitspolitisch spannende<br />
Thema.<br />
In der Region bestehen bereits hervorragende<br />
grenzüberschreitende Kooperationen in<br />
der onkologischen Versorgung im Landkreis<br />
Lörrach mit dem benachbarten Basel:<br />
Erst kürzlich beschloss man die Einrichtung<br />
eines Onkologischen Kompetenzzentrums<br />
am Kreiskrankenhaus Lörrach in Partnerschaft<br />
mit dem St. Elisabethen-Krankenhaus<br />
Lörrach, der onkologischen Gemeinschaftspraxis<br />
„Onkologie Dreiländereck“ und dem<br />
Institut für Radiologie am Universitätsspital<br />
Basel.<br />
Der Onkologische Schwerpunkt Lörrach-<br />
Rheinfelden gewährleistet seit seiner Grün-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
dung 2002 eine Versorgung von Krebs-<br />
patienten in der Region auf sehr hohem<br />
Niveau. Er stellt dabei das zentrale Bindeglied<br />
zwischen den einzelnen Institutionen<br />
dar.<br />
Wichtigste Grundlage ist dabei die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit aller an der Versorgung<br />
von Krebskranken beteiligten ärztlichen<br />
Fachrichtungen und Berufsgruppen.<br />
Spannend war auch der Workshop „Selbsthilfe<br />
im Dialog“ der in diesem Jahr ebenfalls<br />
unter dem Motto „Voneinander lernen...“<br />
stand.<br />
Vertreter der Selbsthilfe aus der Schweiz<br />
und <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> diskutierten intensiv<br />
die Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
in Struktur, Aufbau und finanzielle Förderung<br />
der Selbsthilfegruppen. Einen ausführ-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Sozialministerin Katrin Altpeter MdL<br />
spricht das Grußwort zur 30. ATO-<br />
Tagung<br />
Bild unten rechts:<br />
Teilnehmer der Tagung im<br />
Gespräch<br />
Bild unten links:<br />
Diskussionsrunde:<br />
„Voneinander lernen.“<br />
lichen Bericht des Workshops finden Sie auf<br />
Seite 41 des Magazins. Diese überregionale<br />
Fachtagung, vom <strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> initiiert unter Gastgeberschaft<br />
des Onkologischen Schwerpunkts (OSP)<br />
Lörrach-Rheinfelden, hat in der Region eine<br />
hohe Aufmerksamkeit erfahren.<br />
Eine ausführiche Dokumentation der Tagung<br />
wird in den nächsten Monaten erstellt werden<br />
und kann über die Geschäftsstelle des<br />
<strong>Krebsverband</strong>es bezogen werden.<br />
Im Rahmen der ATO-Tagung wurde in diesem<br />
Jahr bereits zum neunten Mal der Forschungs-<br />
und Entwicklungspreis 2011 verliehen.<br />
Die Vorstellung der Preisträger finden<br />
Sie auf den nachfolgenden Seiten.<br />
Heike Lauer<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
27
28<br />
Medizin und Forschung<br />
Forschungs- und Entwicklungspreis 2011 anläßlich der<br />
ATO-Tagung 2011 verliehen<br />
Der Vorstand des <strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> hat anlässlich des 25-jährigen<br />
Jubiläums des Verbandes (1999) beschlossen,<br />
einen Preis zu schaffen, mit dem Forschung<br />
und Entwicklung auf dem Gebiet der<br />
Onkologie gefördert werden.<br />
Schon heute existieren zahlreiche Preise auf<br />
dem Gebiet der Krebsforschung, die überwiegend<br />
auf Grundlagenforschung oder<br />
grundlagennahe angewandte Forschung<br />
ausgerichtet sind. Neben der Erforschung<br />
der Grundlagen der Biologie der malignen<br />
Tumoren und ihrer Diagnostik und Therapie<br />
nimmt jedoch, damit verbunden, die Bedeutung<br />
der anwendungsbezogenen Forschung<br />
und Entwicklungen sowie die Umsetzung<br />
von Forschungsergebnissen zum Nutzen<br />
des Patienten zu. Dies umfasst neben dem<br />
ärztlichen ebenso das psychosoziale und<br />
pflegerische Tätigkeitsfeld. Besondere Aufgaben<br />
ergeben sich dabei in den Bereichen<br />
der psychischen und sozialen Rehabilitation<br />
und der Pflege bei kurativer Therapie sowie<br />
der Therapie, Pflege, Rehabilitation und Betreuung<br />
bei behandelbaren, aber nicht mehr<br />
heilbaren malignen Erkrankungen.<br />
Nach unserer Ansicht kann der Preis dazu<br />
beitragen, patientenbezogene Krebsforschung<br />
zu fördern und Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der Institutionen, die sich mit der<br />
Betreuung von Krebskranken beschäftigen,<br />
zur weiteren Forschung und Entwicklung der<br />
für die Krebsbehandlung notwendigen Behandlungs-<br />
und Versorgungskonzepten anregen.<br />
Da die interdisziplinäre und interinstitutionelle<br />
Weiterentwicklung von zunehmender<br />
Bedeutung ist und wichtige Impulse in der<br />
Vergangenheit bereits häufig von regionalen<br />
Kooperationen ausgegangen sind, sollen<br />
Preisträger Forschungs-<br />
und Entwickliungspreis 2011<br />
Konzepte, die einer solchen Zusammenarbeit<br />
dienen, besonders in die Förderung einbezogen<br />
werden.<br />
Ziel des Forschungs- und Entwicklungs-<br />
preises ist es also, die angewandte Forschung<br />
und Konzeptentwicklung an den<br />
onkologischen Behandlungs- und Nachsorgezentren<br />
des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
anzuregen und mitzuhelfen, die Versorgung<br />
von Krebspatienten zu verbessern.<br />
Zielgruppe sind Ärzte, Psychologen, Pflegekräfte,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Sozialdienste der Tumorzentren und onkologischen<br />
Schwerpunkte, onkologischer Nachsorgeeinrichtungen,<br />
onkologischer Schwerpunktpraxen<br />
und anderer Institutionen, die<br />
in der Betreuung, Nachsorge und Rehabilitation<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> tätig sind.<br />
In diesem Jahr konnten wir zum<br />
neunten Mal den mit 5.000 Euro dotierten<br />
Forschungs- und Entwicklungspreis vergeben.<br />
Die Preisverleihung fand im Rahmen der<br />
30. Jahrestagung der Tumorzentren und<br />
Onkologischen Schwerpunkte (ATO) am<br />
12. November 2011 in Lörrach statt.<br />
In diesem Jahr wurden gleich drei Projekte<br />
bei der Preisvergabe gewürdigt.<br />
Claudia Keller, Leiterin Pflege- und Prozessmanagement,<br />
QMB der Organzentren, Zentrumskoordinatorin<br />
des Onkologischen Zentrums<br />
und des Onkologischen Schwerpunktes<br />
der Oberschwabenklinik St. Elisabeth (Onkologischer<br />
Schwerpunkt Oberschwaben);<br />
Johanna Baur, Onkologische Fachpflegekraft<br />
des Onkologischen Zentrums, des Onkologischen<br />
Schwerpunktes und der Organzentren<br />
sowie Dr. Gerhard Fischer, Facharzt<br />
für Innere Medizin, Hämatologie-Onkologie<br />
und Palliativmedizin (Leiter des Onkologischen<br />
Zentrums, Koordinator Onkologischer<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Schwerpunkt der Oberschwabenklinik St.<br />
Elisabeth) erhielten den Preis für ihr Projekt<br />
„Einführung eines Onkologischen Pflegekonzeptes<br />
und der Onkologischen<br />
Pflegevisite“ in Würdigung ihrer herausragenden<br />
Verdienste um die Einführung eines<br />
ganzheitlichen Onkologischen Pflegekonzeptes<br />
sowie Prozessentwicklung und -umsetzung<br />
in der onkologischen Pflege.<br />
Prof. Dr. Charlotte Niemeyer, PD Dr. Melchior<br />
Lauten, Dr. Ursula Tanriver, Dr. Kerstin<br />
Wenninger, alle Zentrum für Kinder- und<br />
Jugendmedizin (ZKJ) am CCCF sowie Prof.<br />
Dr. Jochen Seufert und Dr. Susanne Völkel,<br />
beide Innere Medizin II am CCCF und Sabine<br />
Götz ebenfalls CCCF haben den Preis<br />
für das Projekt „Vorsorge und Beratung<br />
für junge Menschen nach Krebserkrankung“<br />
- Entwicklung und Implementierung<br />
einer neuen Sprechstunde im<br />
Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer - CCCF<br />
Universitätsklinikum Freiburg ebenfalls<br />
in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste<br />
um die Entwicklung und Umsetzung<br />
eines innovativen Struktur- und Beratungskonzeptes<br />
für junge Menschen nach einer<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Sozialministerin Katrin<br />
Altpeter MdL (2.v.r.) mit den<br />
Preisträgern und Laudatoren.<br />
Krebserkrankung verliehen bekommen.<br />
Auch in diesem Jahr wurde wieder ein Anerkennungspreis<br />
vergeben.<br />
Dieser ging an Dr. phil. Joachim Wiskemann<br />
(PhD), NCT Heidelberg, Prof. Dr. Gerhard<br />
Huber, Institut für Sport und Sportwissenschaft<br />
- Universität Heidelberg, Prof. Dr.<br />
Cornelia Ulrich, NCT Heidelberg und an Prof.<br />
Dr. Karen Steindorf, DKFZ Heidelberg für das<br />
Projekt „Bewegung und Krebs“- Strukturiertes<br />
körperliches Training und bewegungstherapeutische<br />
Beratung als<br />
begleitender interdisziplinärer Therapieansatz<br />
in der Onkologie.<br />
Wir werden die Preisträger und ihre Projekte<br />
in der nächsten Ausgabe des Magazins ausführlich<br />
vorstellen.<br />
Heike Lauer<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
29
30<br />
Medizin und Forschung<br />
ASS gegen Krebs?<br />
Aspirin beseitigt Kopfschmerzen, senkt Fieber,<br />
lindert Rheuma und beugt Herzinfarkten<br />
und Schlaganfällen vor. Aber nicht nur das.<br />
Die Hinweise mehren sich, dass das medikament<br />
– genauer: sein Wirkstoff Acetylsalicylsäure<br />
(ASS) – sogar Krebs vorbeugen<br />
kann.<br />
Weidenbäume haben etwas Magisches. Nicht<br />
nur, dass sie am Ufer „verwunschener“ Weiher<br />
wachsen und im Dämmerlicht schauerlich<br />
aussehen, ein Motiv zahlreicher Gruselgeschichten.<br />
Auch als Heilpflanzen sind sie<br />
seit alters her geschätzt, denn Extrakte aus<br />
ihrer Rinde dämpfen Schmerzen und Entzündungen.<br />
Bäume aus der Gattung der Weiden<br />
(lateinisch: Salix) enthalten eine Substanz,<br />
die im Körper zu Salicylsäure umgewandelt<br />
wird. Und die wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend<br />
und entzündungshemmend.<br />
Seit 1874 setzten Ärzte die Salicylsäure als<br />
medizinischen Wirkstoff ein. Da der Stoff<br />
allerdings bitter schmeckt und oft Magenreizungen<br />
verursacht, entwickelte das Chemie–<br />
und Pharmaunternehmen Bayer ein<br />
Verfahren, um einen ähnlichen, aber verträglicheren<br />
Wirkstoff zu produzieren – die<br />
Acetylsalicylsäure (ASS). 1897 gelang es im<br />
Wuppertaler Bayer–Stammwerk erstmals,<br />
chemisch reines ASS herzustellen. Das Produkt<br />
hielt unter dem namen Aspirin bald<br />
Einzug in unzählige Hausapotheken auf der<br />
ganzen Welt.<br />
Der Darmkrebs–Enthüller<br />
Mittlerweile bewährt sich ASS nicht mehr<br />
nur, um Schmerzen und Entzündungen zu<br />
dämpfen.Auch als Hilfsmittel für die Krebsfrüherkennung<br />
scheint der Wirkstoff geeignet.<br />
Das haben Wissenschaftler um Professor<br />
Hermann Brenner herausgefunden, der<br />
am Deutschen Krebsforschungszentrum die<br />
Abteilung „Kliniksche Epidemiologie und Alternsforschung“<br />
leitet. Die Forscher untersuchten<br />
Daten von etwa 2000 Menschen, die<br />
an Darmkrebs–Früherkennungstests teilge-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
nommen hatten. Alle Teilnehmer unterzogen<br />
sich einer Darmspiegelung sowie zwei<br />
immunologischen Tests auf verborgenes Blut<br />
im Stuhl. Etwa jeder 10. gab an, regelmäßg<br />
niedrig dosiertes Aspirin einzunehmen. Die<br />
Daten zeigten zwar, dass fortgeschrittene<br />
Darmkrebsvorstufen bei den Aspirin-Konsumenten<br />
ähnlich oft auftraten wie bei den<br />
Aspirin-Abstinenzlern (nämlich bei etwa jedem<br />
zehnten Teilnehmer). Aufschlussreich<br />
war aber, dass Aspirin offenbar hilft, Darmkrebsvorstufen<br />
zuverlässiger zu erkennen.<br />
Die immunologischen Tests schlugen bei<br />
jenen Teilnehmern, die das Medikament regelmäßig<br />
einnahmen, deutlich empfindlicher<br />
an und spürten vorhandene Darmkrebsvorstufen<br />
fast doppelt so häufig auf. Die Gefahr<br />
eines falschen Alarms – also eines positiven<br />
Testergebnisses, ohne dass eine Krebsvorstufe<br />
vorliegt – nahm dabei nur unwesentlich<br />
zu.<br />
Die Ergebnisse von Hermann Brenner und<br />
seinem Team sind insofern überraschend,<br />
als viele Ärzte bisher befürchtet hatten, dass<br />
Aspirin die Vorsorgetests negativ beeinflussen<br />
könnte. Denn der Wirkstoff erhöht das<br />
Risiko von inneren Blutungen. „Wir planen<br />
gerade weitere Studien, um mehr darüber<br />
zu erfahren, wie man den Wirkstoff möglicherweise<br />
bei immunologischen Tests auf<br />
Blut im Stuhl einsetzen kann“, sagt Brenner,<br />
„wir gehen davon aus, dass es reicht, Aspirin<br />
drei bis vier Tage vor der Untersuchung einzunehmen,<br />
um die gewünschte Wirkung zu<br />
erzielen.“ Sollten sich die Erwartungen bestätigen,<br />
erläutert der Wissenschaftler, könne<br />
die Gabe von Acetylsalicylsäure als einfache<br />
Methode dienen, um die Früherkennung<br />
von Darmkrebs und womöglich noch anderen<br />
Krebsarten erheblich zu verbessern.<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Vom Allerweltsmedikament zur<br />
Wunderpille?<br />
Seit einiger Zeit vermuten Wissenschaftler<br />
zudem, dass der Wirkstoff manchen Krebsar-<br />
ten direkt vorbeugt. Die Fachzeitschrift „The<br />
Lancet“ veröffentlichte dazu im vergangenen<br />
Oktober eine Untersuchung des Mediziners<br />
Peter Rothwell von der University of Oxford.<br />
Rothwell und sein Team hatten verschiedene<br />
klinische Studien unter die Lupe genommen<br />
und Patientendaten aus den zurückliegenden<br />
20 Jahren statistisch aufbereitet. Dabei<br />
kam heraus, dass die langfristige Einnahme<br />
von Aspirin das Darmkrebs–Risiko um 24<br />
Prozent senkt.<br />
Zwei Monate später veröffentlichte Rothwell<br />
in derselben Zeitschrift eine weitere Untersuchung,<br />
der zufolge sich die vorbeugende<br />
Wirkung von Aspirin nicht auf Darmkrebs<br />
beschränkt. Rothwell und sein Team hatten<br />
sich acht frühere Studien mit insgesamt<br />
26 000 Teilnehmern angeschaut, die ursprünglich<br />
alle das Ziel gehabt hatten, den<br />
Effekt von Aspirin auf Herz–Kreislauf–Erkrankungen<br />
zu testen. Bei der neuerlichen<br />
Auswertung der Daten zeigte sich: Von den<br />
Patienten, die regelmäßig Aspirin eingenommen<br />
hatten, waren wesentlich weniger an<br />
Krebs gestorben. Das Medikament senkte die<br />
Zahl der Todesfälle bei einigen Krebskrankheiten<br />
dramatisch, darunter Darmkrebs<br />
(um 40 Prozent), Magenkrebs (31 Prozent),<br />
Speiseröhrenkrebs (29 Prozent). Auch bei<br />
Prostatakrebs und bestimmten Hirntumor-<br />
Erkrankungen waren sinkende Sterbezahlen<br />
zu verzeichnen.<br />
Professor Nikolaus Becker, Epidemiologe am<br />
Deutschen Krebsforschungszentrum und<br />
Leiter des Epidemiologischen Krebsregisters<br />
<strong>Baden</strong>–<strong>Württemberg</strong>, mahnt indes zur Vorsicht:<br />
„Diese Ergebnisse sind gewiss nicht<br />
uninteressant, man sollte allerdings im Kopf<br />
behalten, dass sie einen Nebenbefund darstellen.<br />
Denn die ursprünglichen klinischen<br />
Studien, auf die sie sich stützen, waren auf<br />
Herz–Kreislauf–Erkrankungen zugeschnitten<br />
und nicht auf Krebs.“ Rothwells jüngste<br />
Veröffentlichung beleuchtete zudem nur die<br />
Zahl der an Krebs Verstorbenen, aber nicht<br />
die Zahl der Erkrankten. „Um zu klären, ob<br />
31
32<br />
die regelmäßige Einnahme von Aspirin auch<br />
die Krebs–Neuerkrankungsrate senkt, bedarf<br />
es weiterer Untersuchungen“, sagt Becker.<br />
„Außerdem ist es wichtig, ganz gezielt<br />
zu untersuchen, wie viel Acetylsalicylsäure<br />
über welchen Zeitraum eingenommen werden<br />
muss, damit es zu einem Schutzeffekt<br />
kommt – und ob dabei etwa Nebenwirkungen<br />
auftreten. Hier bewegen wir uns momentan<br />
in einer Grauzone des Wissens“.<br />
Hinweise darauf, dass Aspirin schützt, hat<br />
auch Professor Cornelia Ulrich gefunden,<br />
die die Abteilung „Präventive Onkologie“ am<br />
Deutschen Krebsforschungszentrum und am<br />
Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen<br />
Heidelberg leitet. Ulrich und ihre Kollegen<br />
fragten 1700 Darmkrebs–Patienten zum<br />
Zeitpunkt der Diagnose, wie oft und wie lange<br />
sie entzündungshemmende Medikamente<br />
eingenommen hatten. Danach beobachtete<br />
das Team die Patienten acht Jahre lang weiter.<br />
Die Patienten die in den zwei Jahren vor<br />
der Diagnose regelmäßig Aspirin eingenommen<br />
hatten, erlagen dem Darmkrebs deutlich<br />
seltener: Ihr Sterberisiko war um zwanzig<br />
Prozent vermindert. Auch der verwandte<br />
Wirkstoff Ibuprofen minderte das Risiko, an<br />
Darmkrebs zu sterben, erheblich. Allerdings<br />
variiert der Schutz von Mensch zu Mensch<br />
sehr stark, denn Arzneistoffe werden im Körper<br />
unterschiedlich schnell umgewandelt,<br />
ausgeschieden und im Stoffwechsel wirksam<br />
– je nach persönlichen genetischen Voraussetzungen.<br />
Dadurch können der Behandlungserfolg<br />
und die Nebenwirkungen sehr<br />
unterschiedlich ausfallen, wie Ulrich und ihre<br />
Mitarbeiter belegt haben. Um Medikamente<br />
wie Aspirin optimal für die Krebsvorsorge<br />
einzusetzen, sei es wichtig, jene Patienten<br />
zu identifizieren, die aufgrund ihrer genetischen<br />
Voraussetzungen auch wirklich von<br />
der Behandlung profitieren, schreiben Ulrich<br />
und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift „Nature<br />
Reviews Cancer“.<br />
Ein ASS im Ärmel der Krebsmediziner?<br />
ASS, der Wirkstoff von Aspirin, hemmt die<br />
Bildung von bestimmten Gewebshormonen,<br />
den Prostaglandinen. Einige Stoffe aus dieser<br />
Gruppe verstärken die Schmerzwahrnehmung,<br />
fördern Entzündungen und kurbeln<br />
die Blutgerinnung an. Damit der Körper diese<br />
Gewebshormone herstellen kann, braucht<br />
er bestimmte Eiweiße, die Cyclooxygenasen<br />
(COX). ASS stört diese Eiweiße beim Aufbau<br />
der Prostagladine – das erklärt, warum der<br />
Wirkstoff gegen Schmerzen und Entzündungen<br />
hilft. Zugleich hemmt er die Blutgerinnung,<br />
„verdünnt“ das Blut sozusagen und<br />
kann deshalb Herzinfarkten, Blutgerinnseln<br />
(Thrombosen) und Schlaganfällen vorbeugen.<br />
Die Kehrseite ist allerdings, dass die<br />
Gefahr von Blutungen steigt; in schweren<br />
Fällen kann der Wirkstoff gefährliche Hirn–<br />
und Magenblutungen verursachen.<br />
Ein Eiweiß, dass bei diesen Vorgängen eine<br />
wichtige Rolle spielt, ist in den zurückliegenden<br />
Jahren immer wieder zusammen mit<br />
Krebs in Erscheinung getreten: die Cyclooxygenase–2<br />
(COX–2). Zum Beispiel ist bekannt,<br />
dass COX–2 bereits in Vorstufen der<br />
meisten bösartigen Tumorarten verstärkt<br />
gebildet wird. Der Mediziner Peter Rothwell<br />
vermutet, dass Aspirin manchen Krebsarten<br />
vorbeugt, indem es auf COX–2 einwirkt.<br />
Am Deutschen Krebsforschungszentrum beschäftigt<br />
sich Dr. Karin Müller–Decker intensiv<br />
mit den COX–Molekülen und deren Rolle bei<br />
Hautkrebs. Die Biologin glaubt, dass COX–2<br />
nicht die einzige „Anti–Krebs–Schaltstelle“<br />
ist: „ASS wirkt, wenigstens im Kurzzeittest,<br />
viel stärker auf ein anderes Enzym, nämlich<br />
auf COX–1“, sagt sie. Es gibt Hinweise darauf,<br />
dass auch COX–1 die Entstehung von<br />
Krebs fördert – für Darmkrebs zumindest ist<br />
das wissenschaftlich belegt.<br />
Nebenwirkungen nicht vergessen<br />
Es gibt also mit den verschiedenen COX–Enzymen<br />
einen Ansatz, um die krebshemmende<br />
Wirkung von ASS zu erklären. Momentan<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
ist man aber noch weit davon entfernt, den<br />
molekularen Mechanismus in allen Einzelheiten<br />
zu kennen. Von einer Selbstbehandlung<br />
mit Aspirin raten die Experten jedenfalls<br />
strikt ab. „Dass der Wirkstoff ASS gravierende<br />
Nebenwirkungen hervorrufen kann, ist<br />
längst bekannt“ mahnt Müller–Decker, „deshalb<br />
brauchen wir unbedingt eine sorgfältige<br />
Nutzen–Risiko–Abwägung für jeden einzelnen<br />
Patienten – aber eine solche individualisierte<br />
Medizin ist momentan noch Zukunftsmusik.“<br />
Ähnlich sieht das Nikolaus Becker:<br />
„Bei allen bisherigen statistischen Analysen<br />
zu diesem Thema kann man Verzerrungen<br />
und Scheinzusammenhänge nicht ausschließen.<br />
Konkrete Belege für die krebshemmende<br />
Wirkung von ASS stehen noch aus,<br />
weshalb Aspirin nicht als Pille gegen Krebs<br />
angesehen werden darf.“<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Quelle: einblick - die Zeitung des<br />
Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
Elke Matuschek<br />
33
34<br />
Medizin und Forschung<br />
Der Arm fühlt sich schwer an, er kribbelt<br />
oder spannt, und Ringe sitzen eng am Finger:<br />
Wenn Sie z. B. wegen Brustkrebs behandelt<br />
worden sind, können das die ersten<br />
Warnzeichen für ein Lymphödem sein.<br />
Es früh zu erkennen und rasch etwas dagegen<br />
zu unternehmen, kann entscheidend<br />
sein. Auch wenn eine Schwellung im Arm<br />
erst einmal nicht sehr bedrohlich klingt:<br />
Ohne Behandlung geht sie wahrscheinlich<br />
nicht wieder zurück, und mit der Zeit können<br />
sich die Beschwerden verstärken.<br />
In den Industrieländern treten Lymphödeme<br />
am häufigsten bei Frauen auf, die wegen einer<br />
Brustkrebserkrankung operiert oder bestrahlt<br />
worden sind. Doch auch Menschen,<br />
die wegen einer anderen Krebsart behandelt<br />
worden sind, können damit zu tun haben<br />
- und einige wenige Menschen haben ein<br />
Lymphödem, ohne jemals an Krebs erkrankt<br />
gewesen zu sein. In manchen Ländern können<br />
bestimmte Parasiten das Lymphsystem<br />
befallen, sodass sich ein Lymphödem entwickelt.<br />
Was auch immer die Ursache sein<br />
mag: Mit einem Lymphödem zurechtzukommen,<br />
kann ein schwieriger Prozess sein.<br />
Wie man einem Lymphödem vorbeugen<br />
kann, beschäftigt viele Fachleute und Betroffene.<br />
Vor allem in der Chirurgie werden<br />
mittlerweile häufig Techniken eingesetzt, die<br />
die Schädigung der Lymphknoten begrenzen,<br />
um Lymphödemen vorzubeugen. Trotzdem<br />
entwickeln mindestens 10 bis 20 Prozent<br />
der Menschen, die wegen Brustkrebs<br />
operiert und bestrahlt wurden, ein halbes<br />
Jahr bis zwei Jahre danach ein Lymphödem<br />
im Arm auf der betroffenen Körperseite.<br />
Ganz ausschließen, dass sich ein Lymphödem<br />
auch Jahre nach Primärtherapie noch<br />
entwickelt, wird man auch in Zukunft jedoch<br />
nicht können.<br />
Viele Menschen mit einem Lymphödem haben<br />
nur leichte Beschwerden, die sich nicht<br />
verstärken. Man kann jedoch nicht vorhersagen,<br />
bei wem sich nach einer Brustkrebstherapie<br />
ein Lymphödem entwickeln wird und<br />
Lymphödem – Wie finde ich<br />
meinen Lymphtherapeuten<br />
bei wem nicht. Ebenso wenig ist es möglich,<br />
schon vorher zu wissen, bei welchen Betroffenen<br />
sich die Beschwerden verstärken werden<br />
und bei welchen nicht.<br />
Es gibt nicht genügend Forschungsergebnisse,<br />
um sicher sagen zu können, wie sich<br />
ein Lymphödem infolge einer Brustkrebsbehandlung<br />
langfristig entwickeln wird. Eine<br />
häufig zitierte Studie mit 65 Teilnehmerinnen<br />
gibt einige Hinweise auf die möglichen<br />
Vorteile einer frühen Behandlung. Die Studie<br />
verglich zwei Gruppen von Frauen: In der<br />
einen wurden die Teilnehmerinnen regelmä-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
ßig auf Anzeichen eines Lymphödems untersucht<br />
und behandelt, sobald sich Symptome<br />
zeigten. In der anderen Gruppe wartete man<br />
ab, bis die Frau selbst, ihre Ärztin oder ihr<br />
Arzt einen Behandlungsbedarf feststellten.<br />
In dieser Studie hatte ungefähr eine von<br />
zwei Frauen, die keine frühe Behandlung erhalten<br />
hatten, nach fünf Jahren immer noch<br />
ein Lymphödem. Von den Frauen, die auf<br />
frühe Anzeichen eines Lymphödems untersucht<br />
und sofort behandelt worden waren,<br />
hatten nur halb so viele nach dieser Zeit ein<br />
solches Ödem (also 25 Prozent der früh behandelten<br />
Frauen und 50 Prozent der Frauen,<br />
die abgewartet hatten).<br />
Was aber tun wenn die ersten Anzeichen für<br />
ein Lymphödem auftreten?<br />
Gute Therapeutinnen und Therapeuten sind<br />
gesuchte Leute. Besonders schwer scheint<br />
die Suche jedoch nach Lymphtherapeuten<br />
zu sein.<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Wie finde ich in Wohnortnähe<br />
einen Therapeuten?<br />
Das Telefonbuch unter dem Stichwort Massage-<br />
und Krankengymnastik-Praxen bietet<br />
einen ersten Überblick. Der erste Weg mit<br />
dieser Liste jedoch sollte zum Haus- bzw.<br />
behandelnden Arzt führen. Andere Lymphpatienten<br />
oder die Selbsthilfegruppen, die<br />
es auch speziell für Lymphpatienten gibt,<br />
wissen häufig, wer oft und erfolgreich behandelt.<br />
Selbsthilfegruppen dürfen zwar keine<br />
Empfehlung aussprechen, aber sie bieten<br />
eine Orientierung.<br />
Das Internet bietet Informationen zu Fachschulen,<br />
lymphologischen Kliniken oder<br />
Fachgesellschaften . Dort existieren Listen<br />
von aus- und fortgebildeten Therapeuten<br />
in der manuellen Lymphdrainage und physikalischen<br />
Entstauungstherapie (ML/KPE).<br />
Doch fragen Sie immer nach der Aktualität<br />
der Liste und den Kriterien nach der sie erstellt<br />
wurde.<br />
Was ist beim ersten Kontakt mit einem<br />
Lymphtherapeuten wichtig?<br />
Beim ersten Kontakt mit einem Lymphtherapeuten<br />
sollten Sie die Grunderkrankung, die<br />
Ödemsituation und evtl. Beschwerden nennen.<br />
Das Rezept enthält Angaben zur Anzahl<br />
und Häufigkeit der Behandlung pro Woche<br />
oder ob Hausbesuche nötig sind. Fragen Sie,<br />
ob eine Weiterbehandlung während der Urlaubszeit<br />
gewährleistet ist.<br />
Und noch ein besonderer Hinweis: Erfahrungsgemäß<br />
bandagieren nicht alle Therapeuten.<br />
Fragen Sie immer nach einem<br />
Therapeuten der bandagiert, selbst wenn<br />
man bereits seit längerem in Behandlung<br />
und/oder bestrumpft ist, kann in manchen<br />
Ödemsituationen Kompression mittels Bandagen<br />
Sinn machen.<br />
Welche Ausbildung sollte ein<br />
Lymphtherapeut haben?<br />
Bei der Wahl des Behandlers ist es nicht entscheidend,<br />
welche Fachschule besucht wurde<br />
– seit 1996 sind diese bei der IKK gemeldet<br />
(Bundesverband der Innungskrankenkassen).<br />
Wichtiger ist, dass eine Fachschule besucht<br />
wurde und sich der Behandler im Thema<br />
Lymphe weiter entwickelt.<br />
Ein Indiz für die Qualität der Mitarbeiter einer<br />
Praxis können regelmäßige Fortbildungen<br />
(„Refresher“) sowie Besuche von Fachkongressen<br />
oder Qualitätszirkeln sein.<br />
Was tun bei langen Wartezeiten?<br />
Bei der Suche nach der idealen Praxis sollte<br />
man sich von langen Vorlaufzeiten nicht<br />
abschrecken lassen. Gute Lymphtherapeuten<br />
haben oft wenig freie Termine zur Verfügung.<br />
In solch einem Fall sollte man sich<br />
vormerken lassen oder wenn möglich zunächst<br />
bei einem Kollegen in dieser Praxis<br />
beginnen. Abhängig natürlich auch von den<br />
akuten Beschwerden.<br />
35
36<br />
Worauf muss ich noch achten?<br />
Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist die<br />
Lage der Praxis; denn zu Fuß gehen oder<br />
Fahrrad fahren sorgt gleichzeitig für die nötige<br />
entstauende Bewegung. Wenn nötig fragen<br />
Sie nach einem behindertengerechten<br />
Zugang, Parkplätzen oder die Anbindung an<br />
den Öffentlichen Nahverkehr. Manchmal gibt<br />
es Gründe, dass ein Patient vielleicht nur<br />
von einem gleichgeschlechtlichen Therapeuten<br />
behandelt werden möchte. Sprechen Sie<br />
dies frühzeitig an<br />
Was kann ich selbst tun?<br />
Wie sinnvoll es ist, bei Lymphödemen nach<br />
Brustkrebs Übungen zu machen oder den<br />
Arm normal zu benutzen, war lange umstritten.<br />
Man hat lange Zeit geglaubt, dass<br />
es die Beschwerden verursachen oder verstärken<br />
kann, wenn man den Arm belastet.<br />
Forschungsergebnisse weisen jedoch darauf<br />
hin, dass Übungen tatsächlich helfen könnten<br />
und das Lymphödem sich dadurch nicht<br />
verschlimmert. Wenn man Sie in der Arzt-<br />
oder Physiotherapie-Praxis noch nicht mit<br />
Übungen vertraut gemacht hat, fragen Sie<br />
ruhig danach, welche Bewegungen Ihnen<br />
möglicherweise helfen könnten. Auch für andere<br />
Bewegungsabläufe wie Gehen und Radfahren<br />
konnte nicht nachgewiesen werden,<br />
dass sie ein Lymphödem verschlechtern.<br />
Birgit Wohland-Braun<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
In Auszügen wurde zitiert aus:<br />
www.gesundheitsinformation.de<br />
Autor: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />
Gesundheitswesen (IQWiG)<br />
Merkblatt: Vorbeugung und Behandlung von<br />
Lymphödemen<br />
Brustkrebs: Welche Behandlungsmethoden helfen bei<br />
einem Lymphödem nach einer Brustkrebserkrankung?<br />
Lymph Aktiv Nr. 2 – 2. Halbjahr 2008<br />
Wir danken der Ärztin und Lymphtherapeutin<br />
Eva Bimler, bis 2010 Vorsitzende des Bundesverbandes<br />
Lymphselbsthilfe e.V., für Ihre Unterstützung.<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
37
38<br />
Selbsthilfe<br />
Förderpreis „Selbsthilfe nach Krebs 2012“<br />
des <strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
e.V.<br />
Der <strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat<br />
anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des<br />
Verbandes beschlossen, einen Förderpreis<br />
zu schaffen, mit dem bestehende Selbsthilfeformen<br />
und die Entwicklung innovativer<br />
Ansätze gefördert werden. Er wurde erstmalig<br />
im Jahr 2000 verliehen.<br />
Mit dem Förderpreis „Selbsthilfe nach Krebs“<br />
sollen herausragende Aktionsformen, Angebote,<br />
Materialien, Konzepte, Veröffentlichungen<br />
und ähnliches gewürdigt werden, die<br />
geeignet sind, das Prinzip der Selbsthilfe zu<br />
stärken oder bestehende Selbsthilfegruppen<br />
und ihre Inhalte und Formen zu unterstützen,<br />
die Arbeit unterschiedlicher Einrichtungen<br />
und Gruppen in der Krebsheilkunde und<br />
Nachsorge zu verknüpfen, zielgruppenorientierte<br />
neue und erweiterte Angebote zu entwickeln<br />
oder sachgerecht über Selbsthilfe zu<br />
informieren.<br />
Über die bisherigen Mitglieder der Selbsthilfegruppen<br />
hinaus sind auch andere Institutionen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in die<br />
Entwicklung und Umsetzung von Ideen zur<br />
Ausschreibung 2012:<br />
Förderpreis Selbsthilfe<br />
Förderung der Selbsthilfe nach Krebs einzubeziehen,<br />
so zum Beispiel neben onkologischen<br />
Einrichtungen und Arbeitsbereichen<br />
auch Kommunen, Einzelpersonen etc.<br />
Bereits bestehende Selbsthilfegruppen, die<br />
eine neue Idee verwirklichen, neue Gruppen,<br />
die ein besonderes Konzept vertreten,<br />
Einzelpersonen oder Institutionen, die in<br />
besonderer Form die Selbsthilfe nach Krebs<br />
unterstützen sowie Autoren und Journalisten<br />
aller Medienbereiche, die in ihren Beiträgen<br />
in herausragender Form das Thema<br />
Selbsthilfe nach Krebs behandeln, können<br />
sich für diesen Preis selbst bewerben oder<br />
aber von Dritten vorgeschlagen werden. Die<br />
Bewerber oder Benannten sollen in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> tätig sein bzw. das Konzept<br />
oder die Veröffentlichung sich auf <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> beziehen.<br />
Der Preis in Höhe von 2.500 Euro wird auf<br />
der Mitgliederversammlung 2012 des <strong>Krebsverband</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> überreicht.<br />
Bewerbungen und Vorschläge sind bis zum<br />
30. April 2012 an die Geschäftsstelle zu<br />
richten.<br />
Die Ausschreibung finden Sie auch im Internet<br />
unter www.krebsverband-bw.de<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
FRAUKE –<br />
SHG Frauen nach Krebs<br />
10 Jahre ehrenamtliches<br />
Engagement in der Selbsthilfe<br />
Betroffenen zur Seite stehen, Anregungen<br />
zur Selbsthilfe geben und ehrenamtlich<br />
helfen – dafür steht FRAUKE „Frauen und<br />
Krebs–Selbsthilfe im Dialog e.V. Pforzheim<br />
und Enzkreis“. Gründerin und 1. Vorsitzende<br />
der Gruppe, Dorothea Dümmig, ist seit<br />
zehn Jahren engagiert und unermüdlich in<br />
der „Sache“ Selbsthilfe aktiv.<br />
In diesen Jahren galt – und gilt – Ihr Einsatz<br />
den an Krebs erkrankten Frauen und deren<br />
Angehörigen. Und sie hat viel bewegt:<br />
Regelmäßig trifft sich in Pforzheim und<br />
Mühlacker ein Gesprächskeis betroffener<br />
Frauen. Zahlreiche Vorträge mit Referenten<br />
aus medizinischen und sozialrechtlichen<br />
Bereichen wurden von ihr in Pforzheim ausgerichtet,<br />
Fahrten zu Informationsveranstaltungen<br />
und Seminaren für die Weiterbildung<br />
der Guppenteilnehmerinnen organisiert und<br />
ein regelmäßiger Besuchsdienst der Patientinnen<br />
in den Pforzheimer Kliniken eingeführt.<br />
Dorothea Dümmig<br />
Gruppenleiterin der SHG<br />
FRAUKE - Frauen nach Krebs<br />
Selbsthilfe<br />
Selbsthilfegruppe<br />
FRAUKE - Frauen nach Krebs, Pforzheim<br />
Wenn Sie Kontakt mit der Gruppe aufnehmen möchten<br />
sind Sie jederzeit willkommen.<br />
Ansprechpartnerin ist Dorothea Dümmig<br />
Tel.: 07043 7909<br />
doro.duemmig@web.de<br />
Neben dem Informationsaustausch hat die<br />
Entspannung und Freude einen großen Stellenwert<br />
in der Gruppenarbeit.<br />
FRAUKE ermöglicht gemeinsame sportliche<br />
Aktivitäten, Wanderungen sowie Theater–<br />
und Konzertbesuche.<br />
In den letzten Monaten hat Frau Dümmig<br />
einen „Wegweiser“ ausgearbeitet, der für<br />
Erstbetroffene eine große Hilfe sein wird.<br />
Mit viel Einfühlungsvermögen steht sie jederzeit<br />
mit Rat und Tat zur Verfügung und<br />
gibt den Frauen das Allerwichtigste:<br />
Hoffnung<br />
Gudula Paschek<br />
FRAUKE - Frauen nach Krebs<br />
39
40<br />
Selbsthilfe<br />
Prof. Dr. Reinhold Horsch in den<br />
Ruhestand verabschiedet<br />
Bereits im Dezember 2010 wurde Prof. Dr.<br />
Reinhold Horsch in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Mehr als 24 Jahre lang leitete er<br />
die Urologie am Ortenau-Klinikum in Offenburg.<br />
Für den Bundesverband Prostata Selbsthilfe<br />
e.V. (BPS) und für die regionale Prostata-Selbsthilfegruppe<br />
wurde er in seiner Zeit<br />
als Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />
Urologie (2007/2008) ein Freund und Förderer<br />
und ermöglichte dem Bundesverband<br />
den Kontakt zur Deutschen Gesellschaft für<br />
Urologie.<br />
Durch diese Unterstützung ist es dem BPS<br />
möglich geworden, das Prostatakrebs Studienregister<br />
auf den Weg zu bringen.<br />
Während seiner Tätigkeit als Leiter der Urologie<br />
wurde das Prostatakarzinomzentrum<br />
am Ortenauklinikum nach den Kriterien der<br />
Deutschen Krebsgesellschaft e.V. im Dezember<br />
2007 zertifiziert. Kooperationspartner<br />
aus dem Selbsthilfebereich wurde die<br />
Selbsthilfegruppe „Männer mit Krebs“ im Ortenaukreis.<br />
Dass diese Kooperation nicht nur<br />
Prof. Dr. Reinhold Horsch bei<br />
seiner Verabschiedung im<br />
Dezember 2010<br />
Ludwig Zehnle ist Leiter der Selbsthilfegruppe „Männer<br />
mit Krebs“ im Ortenaukreis. Schwerpunkt der Gruppe<br />
ist das Prostatakarzinom. Wenn Sie Kontakt mit der<br />
Gruppe aufnehmen möchten ist Ludwig Zehnle Ihr Ansprechpartner.<br />
Tel.: 07822 8 22 92 02<br />
ludwig.zehnle@t-online.de<br />
www.prostatakrebs-lps-bw.de<br />
SHG Männer mit Krebs im<br />
Ortenaukreis<br />
Makulatur ist, zeigt die gelebte Einhaltung<br />
des Kooperationsvertrages.<br />
Eindrucksvoll bewiesen durch die jährliche<br />
Teilnahme der Selbsthilfegruppe „Männer<br />
gegen Krebs“ an den vier Qualitätszirkeln im<br />
Prostatazentrum oder der Besuch von Klinik-<br />
Urologen bei der Selbsthilfegruppe vor Ort<br />
und auch die gegenseitige Unterstützung bei<br />
Vorträgen an den Volkshochschulen und den<br />
Patiententagen des Klinikums macht dies<br />
deutlich.<br />
Patienten können sich selbst mit Informationen<br />
durch die ausgelegten Materialien versorgen<br />
aber auch Rat, Hilfe und Beistand bei<br />
der Selbsthilfegruppe „Männer nach Krebs“<br />
oder dem Bundesverband Prostataselbsthilfe<br />
finden.<br />
Eine Kooperation, die so nicht immer alltäglich<br />
ist, wurde bei Prof. Horsch Standard.<br />
Wir danken Prof. Horsch für die gewährte<br />
Hilfe und wünschen ihm für sein weiteres<br />
Rentnerleben alles Gute.<br />
Ludwig Zehnle<br />
Selbsthilfegruppe Prostatakrebs<br />
im Ortenaukreis<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
SHG von Erwachsenen mit<br />
Leukämie und Lymphome<br />
Pforzheim – Enzkreis<br />
„Selbsthilfe im Dialog“<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Selbsthilfe<br />
Ein Bericht aus dem Workshop anläßlich der ATO-Tagung 2011 in Lörrach von Gerhard Kreutzer<br />
Ich habe mich besonders gefreut, dass ich<br />
so viele Vertreter aus der Selbsthilfe und<br />
den Selbsthilfegruppen zum Workshop begrüßen<br />
konnte.<br />
Ein besonderes Willkommen galt Petra Beck<br />
und Manfred Votteler vom Sozialministerium<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Für das Thema Gedankenaustausch mit<br />
Schweizer Selbsthilfegruppen nach Krebs<br />
konnte ich Rosmarie Pfau, Gründerin und<br />
Präsidentin der ho/noho (Schweizerischen<br />
Patientenorganisation für Lymphom<br />
Patienten und Angehörige) Basel und Ruth<br />
Bähler von der Myelom Kontaktgruppe<br />
Schweiz sowie Inge Frey, Stellv. Landesvorsitzende<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs im<br />
Gesprächskreis willkommen heißen.<br />
Besonders gefreut hat mich die Teilnahme<br />
von Vertretern der Schweizer ILCO sowie<br />
des Forum Lungenkrebs Schweiz.<br />
Es wurden sehr viele Fragen zur Entwicklung<br />
der Selbsthilfe in der Schweiz und dem<br />
Aufbau der Organisationen und Verbände<br />
(Struktur der Landes- oder Kanton- oder<br />
Bundesverbände) gestellt.<br />
Auch zum Ablauf der Gruppenabende, den<br />
zeitlichen Abständen der Treffen sowie zu<br />
den sprachlichen Barrieren, da die Schweiz<br />
bekanntermaßen ja mehrsprachig ist, gab es<br />
viele Fragen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des Austausches<br />
war die Finanzierung der Schweizer Gruppen.<br />
Hier zeigte sich doch ein sehr großer<br />
Unterschied zur deutschen Seite.<br />
In der Schweiz gibt es keinerlei finanzielle<br />
Unterstützung der öffentlichen Hand oder<br />
der Krankenkassen. Eine Änderung dieser<br />
„Nichtfinanzierung“ ist derzeit auch nicht<br />
vorgesehen.<br />
Von deutscher Seite wurde der für die Finanzierungsanträge<br />
vorgesehene „Papierkram“,<br />
also der Verwaltungsaufwand, kritisiert und<br />
die Bitte ausgesprochen, diesen in Zukunft<br />
zu vereinfachen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt war die Versorgung<br />
der Patienten in der Schweiz. Hier<br />
wurde deutlich, dass der Patient während<br />
der stationären Zeit in den Onkologischen<br />
Spitälern (Krankenhäusern) bestens versorgt<br />
und auch durch die Pflege optimale<br />
Betreuung erhält.<br />
Die Zusammenarbeit der Ärzte und der pflegerischen<br />
Betreuung ist vorbildlich.<br />
Aber wie sieht es nach der stationären Behandlung<br />
aus?<br />
In Deutschland ist es üblich im Anschluss<br />
einer stationären Onkologischen Behandlung<br />
in eine Anschluss-Heilbehandlung (AHB) zu<br />
gehen oder aber unmittelbar danach in eine<br />
Rehabilitatonseinrichtung (Reha), um wieder<br />
Kräfte zu tanken, das Allgemeinbefinden zu<br />
stärken sowie sich auf eine Wiedereingliederung<br />
in das Berufsleben vorzubereiten.<br />
Das ist in der Schweiz ganz anders:<br />
Es ist absolut keine Selbstverständlichkeit<br />
dass der Patient nach einer stationären<br />
Onkologischen Behandlung eine AHB oder<br />
später eine Reha bekommen kann. Der Patient<br />
ist selbst gefordert, für sich etwas zu<br />
tun, da er in dieser Phase der nachstationären<br />
Betreuung alleine gelassen wird.<br />
Hier ist die Schweiz gerade dabei, neue<br />
Richtlinien einzuführen und im Sinne der<br />
Patienten eine Nachversorgung und Betreuung<br />
zu gewährleisten.<br />
Viele weitere Fragen wären noch möglich<br />
gewesen, doch die vorgegebene Zeit musste<br />
eingehalten werden, da noch weitere Programmpunkte<br />
anstanden.<br />
Inge Frey, stellvertretende Landesvorsitzende<br />
der Frauenselbsthilfe nach Krebs,<br />
berichtete aus eigender Erfahrung als<br />
Auditmitglied, wie die Zertifizierung von Onkologischen<br />
Schwerpunkten abläuft.<br />
41
42<br />
Schwerpunkt ihrer Ausführungen war dabei<br />
die folgenden Fragestellungen:<br />
1. Warum wird zertifiziert und wem nützt<br />
es?<br />
2. Welche fachliche Anforderungen bestehen<br />
an zertifizierte Zentren.<br />
3. Ablauf einer Zertifizierung.<br />
4. Vorstellung des 3-Stufen-Modells der<br />
Onkologischen Versorgungn in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>.<br />
5. Die Organzentren und Tumororganzentren,<br />
die Onkologischen Zentren und<br />
Onkologischen Schwerpunkte, sowie die<br />
Spitzenzentren (CCC- Comprehensive<br />
Cancer Center) und ihre Bedeutung.<br />
6. Ebenso erklärte sie die vom Landesbeirat<br />
Onkologie des Sozialministeriums und<br />
der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)<br />
für Onkologische Schwerpunkte und Onkologische<br />
Zentren vorgegebenen Voraussetzungen<br />
für eine Zertifizierung.<br />
In meinem Teil des Workshops mit dem Thema<br />
der Beteiligung der Selbsthilfe bei der<br />
Zertifizierung und Kooperation mit den Kliniken<br />
machte ich deutlich, welche Voraussetzungen<br />
beide Parteien zu erfüllen haben,<br />
um eine für den Betroffenen bestmögliche<br />
Versorgung zu gewährleisten:<br />
• Klare Absprachen und die Dokumentation<br />
dieser Vereinbahrungen<br />
• Bekanntgeben der Existenz von Selbsthilfegruppen<br />
• Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zu<br />
Selbsthilfegruppen<br />
• Mindestens 1 mal jährlich (meine Empfehlung<br />
3 mal jährlich) persönliche Gespräche<br />
• Aktuelle Neuigkeiten aus dem Zentrum<br />
aber auch aus den Selbsthilfegruppen<br />
• Einbeziehung der Selbsthilfe in die Weiterbildung<br />
• Einbeziehung der Selbsthilfe in neue Ko-<br />
operationen und Vorhaben<br />
• Räumlichkeiten für Patientengespräche<br />
bereitstellen.<br />
• Die Aufgaben können grundsätzlich nur<br />
von Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe<br />
wahrgenommen werden.<br />
• Absprache von Aktivitäten wie zum Beispiel<br />
Veranstaltungen beider Seiten<br />
Gerade im Bereich der Einbindung der<br />
Selbsthilfe und der Selbsthilfegruppen wurde<br />
der Unterschied deutlich zwischen „Wunschdenken<br />
der sogenannten Vorgaberichtlinien<br />
durch den Landesbeirat Onkologie und die<br />
Deutsche Krebsgesellschaft“ und der Realität<br />
in den Onkologischen Schwerpunkten<br />
(OSP bzw. OZ).<br />
So zum Beispiel, dass gewisse Vorgaben der<br />
Richtlinien durch die Deutsche Krebsgesellschaft<br />
bei den onkologischen Zentren keine<br />
Berücksichtigung finden oder es vor Ort keine<br />
Möglichkeiten gibt, diese entsprechend<br />
umzusetzen.<br />
Es sind so zum Beispiel keine geeigneten<br />
Räumlichkeiten für Patientengespräche vorhanden,<br />
die aber zum Aufbau einer vertraulichen<br />
Basis im Gespräch sehr wichtig<br />
sind und solche Gespräche nicht einfach am<br />
Krankenbett abgehalten werden können.<br />
Ein ganz wichtiger Aspekt ist für viele Selbsthilfegruppen<br />
das Gefühl, nicht ganz verstanden<br />
zu werden, sogar bis hin zu dem Gefühl,<br />
missbraucht zu werden, zum Wohle der Zertifizierung<br />
nicht aber im Sinne der Selbsthilfe<br />
und der Betroffenen.<br />
Hier muss in einer dafür besonders offenen<br />
und ehrlichen Art miteinander umgegangen<br />
werden. Sich für einander Zeit nehmen ist<br />
für beide Seiten die Grundvoraussetzung zur<br />
Erstellung einer Kooperationsvereinbarung,<br />
die dann im Sinne des Onkologischen Zentrums<br />
und ebenso im Sinne der Selbsthilfegruppen,<br />
aber vor allen im Sinne unserer<br />
Betroffenen und deren Angehörigen vollzogen<br />
wird und nicht die Frage aufwirft:<br />
Ob und inwieweit eine echte partnerschaft-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
SHG Pforzheim - Selbsthilfegruppe von Erwachsenen<br />
mit Leukämien und Lymphomen<br />
Wenn Sie Kontakt mit der Gruppe aufnehmen möchten<br />
ist Gerhard Kreutzer Ihr Ansprechpartner.<br />
Tel.: 07234 948758<br />
info@shg-pforzheim.de<br />
liche Einbindung der Selbsthilfe daraus entstehen<br />
kann oder ob es nur lästiger „Papierkram“<br />
für die Zertifizierung ist. Dies sollte in<br />
einem fortlaufenden Prozess überprüft und<br />
gegebenenfalls entsprechende Konsequenzen<br />
daraus gezogen werden.<br />
Hierbei ist es für beide Parteien sehr wichtig,<br />
aufeinander zuzugehen und miteinander<br />
zu sprechen, denn durch gemeinsame Gespräche<br />
können viele Probleme, bevor diese<br />
festgefahren sind, behoben werden.<br />
Beide Parteien müssen sich im klaren darüber<br />
sein, dass das, was mit einer Kooperationsvereinbarung<br />
entstehen soll, immer zum<br />
Nutzen der Betroffenen und deren Angehörigen<br />
sein soll.<br />
In diesem Sinne hoffe ich, dass die Kooperationsvereinbarungen<br />
zu aller Beteiligten Zufriedenheit<br />
Zuspruch finden und es nicht zu<br />
einem Bruch kommt oder kommen muss.<br />
In dieser doch sehr emotionalen Diskussion<br />
und um den vielen damit zusammenhängenden<br />
Fragen gerecht zu werden, wäre es<br />
sicher von Nutzen gewesen, wenn ein Vertreter<br />
aus einem bereits zertifizierten Onkologischen<br />
Zentrum an der Diskussion teilgenommen<br />
hätte. Ein Erfahrungsbericht aus<br />
Sicht eines bereits zertifizierten Zentrums<br />
im Zusammenhang mit dem Ablauf und dem<br />
Aufbau einer Kooperationsvereinbarung<br />
wäre sicher für alle Beteiligten interessant<br />
gewesen.<br />
Auch hier war es uns leider aus Zeitmangel<br />
und Rücksicht auf den Vortrag von<br />
Barbara Traub zum Thema „Krebsberatungsstellen“<br />
nicht möglich, noch weiter in die<br />
Tiefe zu gehen.<br />
Ein wichtiger Aspekt war dennoch eine Bitte<br />
an die Verantwortlichen, dass die Zertifizierungen<br />
nicht nur in Ballungsgebieten stattfindet<br />
sondern auch in ländlichen Regionen<br />
die onkologischer Versorgung Zuspruch finden<br />
würde.<br />
Über die Arbeit der Krebsberatungsstellen in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> informierte uns Barbara<br />
Traub, Dipl. Sozialpädagogin, Psychologische<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Psychotherapeutin und Psychoonkologin.<br />
In ihrem Beitrag wurde sehr deutlich, was<br />
die Krebsberatungsstellen im Land leisten<br />
und wie wichtig diese sind – für die Betroffenen,<br />
deren Angehörige und den Selbsthilfegruppen.<br />
Aber es zeigte sich auch, dass die Finazierung<br />
der Krebsberatungsstellen im Moment<br />
lediglich projektfinanziert ist.<br />
Das heißt, die Finanzierung ist auf dauerhafte<br />
Sicht nicht gesichert. Somit besteht die<br />
Gefahr, dass die wichtige Arbeit nicht mehr<br />
ausgeübt oder auf auf Grund dieser finanziellen<br />
Einschränkungen die Beratungsstellen<br />
im Sinne der Patienten ihre Aufgabe nicht<br />
wahrnehmen können.<br />
Hier sind die Verantwortlichen gefordert,<br />
sich für eine dauerhafte Regelleistung einzusetzen.<br />
Sich zum Wohle der Rat und Hilfesuchenden<br />
stark zu machen, so dass die<br />
Krebsberatungsstellen weiterhin für die Betroffenen<br />
und deren Angehörigen eine Anlaufstelle<br />
ist und in Zukunft auch bleibt.<br />
Ein ganz wichtiger Punkt war auch die Vernetzung<br />
der bestehenden Versorgungsstrukturen<br />
wie zum Beispiel zur Psychoonkologie<br />
und den Selbsthilfegruppen, die noch weiter<br />
ausbaufähig sind.<br />
Krebsberatungsstellen sind eine sehr wichtige<br />
Anlaufstelle für Betroffene und ihre<br />
Angehörige nebst den Selbsthilfegruppen,<br />
hier muss eine sinnvolle Ergänzung und umfangreichere<br />
Zusammenarbeit gewährleistet<br />
werden.<br />
Probleme im persönlichen wie auch im familiären<br />
Bereich und dem weiteren Umfeld der<br />
Betroffenen kommen vielfach in den Selbsthilfegruppen<br />
aus Scham oder auch falscher<br />
Eitelkeit nicht zum Gespräch. Hier helfen uns<br />
die Beratungsstellen.<br />
Wir haben derzeit in Stuttgart, Mutlangen,<br />
Karlsruhe, Freiburg und Tübingen Krebsberatungsstellen,<br />
aber auch hier liegen diese<br />
nur in den Ballungsgebieten.<br />
Unsere große Bitte im Namen der Betroffenen<br />
und Angehörigen:<br />
43
44<br />
Unterstützt die Etablierung weiterer Krebsberatungsstellen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
So könnte zum Beispiel eine weitere Stelle<br />
an der Uni in Ulm entstehen. Weitere Überlegungen,<br />
auch den ländlichen Raum mit einzubeziehen,<br />
sind sinnvoll, so dass die Wege<br />
für die Betroffenen und deren Angehörige im<br />
Rahmen des Machbaren und vor allem Zumutbarem<br />
liegt.<br />
Gerhard Kreutzer<br />
Selbsthilfegruppe von Erwachsenen mit<br />
Leukämien und Lymphomen<br />
Vorstandsmitglied <strong>Krebsverband</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.<br />
Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Schwenninger Str. 24<br />
78652 Deisslingen<br />
Tel.: 07420 91 02 51<br />
Fax: 07420 91 02 59<br />
a.grudke@frauenselbsthilfe.de<br />
Deutsche ILCO e.V.<br />
Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Haußmannstr. 6<br />
70188 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 6 40 57 02<br />
Fax: 0711 2 48 44 82<br />
ilco-stuttgart@t-online.de<br />
Verband der Kehlkopfoperierten e.V.<br />
Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Erlenweg 54<br />
79774 Albbruck<br />
Tel.: 07753 20 11<br />
lv_bw_kehlkopfoperierte@t-online.de<br />
Landesverband Prostatakrebs<br />
Selbsthilfe <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Max-Reeger-Str. 10<br />
75015 Bretten<br />
Tel.: 07252 38 71<br />
Fax: 07252 5 80 01 57<br />
dietz@prostatakrebs-lps-bw.de<br />
Die Kontaktdaten weiterer Gruppen und Gesprächskreise<br />
für Frauen, Männer und Angehörige<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erhalten Sie<br />
in der Geschäftsstelle des <strong>Krebsverband</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Deutsche Leukämie- und Lymphomhilfe<br />
e.V.<br />
Bundesverband<br />
Thomas-Mann-Str. 40<br />
53111 Bonn<br />
Tel.: 0228 33 88 9-200<br />
Fax: 0228 33 88 9-222<br />
info@leukaemie-hilfe.de<br />
TEB e.V.<br />
Tumore und Erkrankungen<br />
der Bauchspeicheldrüse<br />
Hindenburggasse 4<br />
71638 Ludwigsburg<br />
Tel.: 07141 95 63 636<br />
Fax: 03221 12 96 358<br />
geschaeftsstelle@teb-selbsthilfegruppe.de<br />
Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
für Lungenkrebskranke und deren<br />
Angehörige<br />
Michael Ehmann<br />
c/o Thoraxklinik Heidelberg gGmbH<br />
Amalienstr. 5<br />
69126 Heidelberg<br />
Tel.: 0173 6762815<br />
ehmann.michael@t-online.de<br />
45
46<br />
Selbsthilfe<br />
Den Horizont verändern<br />
Gemeinsam mit elf Frauen der Frauenselbsthilfe<br />
nach Krebs, Gruppe Meersburg habe ich<br />
mich Ende März auf einen ganz besonderen<br />
Weg gemacht.<br />
Auf einem Teilstück des längsten deutschen<br />
Jakobsweges, der von der Oberpfalz im<br />
Nordosten Bayerns bis zum Bodensee an<br />
die Schweizer Grenze führt, fanden wir neue<br />
Wege zu uns selbst und zu unseren ganz eigenen<br />
Horizonten.<br />
Unterstützt wurde wir von den begleitenden<br />
Tagespilgern, die an einzelnen Tagen ein<br />
kleines Stück des Camino de Santiago mitpilgerten.<br />
Unseren Weg begannen wir am Ulmer Münster.<br />
Zusammen mit den Frauen aus der Ulmer<br />
Gruppe, die uns dort begrüßten, haben<br />
wir den Pilgersegen empfangen.<br />
Das Motto des Pilgersegens lautete „den Horizont<br />
verändern“. Jede Frau hat dies für sich<br />
selbst in verschiedenster Form empfunden<br />
und erlebt. Durch das tägliche Laufen veränderte<br />
sich immer wieder unsere Sicht auf<br />
den Horizont.<br />
Durch die Gespräche und die spirituell geprägten<br />
Abende wurde auch die Sicht auf<br />
die Gesundung der Teilnehmerinnen ganz<br />
wesentlich beeinflusst. So hat sich der Jakobussegen<br />
auf die gesamte Reise, die auf<br />
140 Kilometer von Ulm nach Markdorf führte,<br />
ausgewirkt.<br />
In Oberdischingen, unserer ersten Station,<br />
endete der Tag nach 16 Kilometern mit einer<br />
Meditation von Frau Kohler. Diese gab uns<br />
Kraft für den weiteren Weg.<br />
Auf der nächsten Etappe, die uns auf 22 Kilometern<br />
von Oberdischingen nach Äpfingen<br />
brachte, überraschten uns die unübersehbaren<br />
Einladungsplakate der Gruppe Laupheim.<br />
Sie hatten diese am Pilgerweg mit<br />
genauer Wegbeschreibung zum Kaffeetrinken<br />
befestigt. Eine schöne und willkommene<br />
Pause.<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />
Gruppe Meersburg<br />
Am dritten Tag ging es von Äpfingen über<br />
Biberach nach Muttensweiler. In Biberach<br />
wurden wir von der Leiterin der Gruppe<br />
Biberach, Dr. Helga Fischer empfangen. Sie<br />
ermöglichte uns eine interessante Führung<br />
durch die Kirche und brachte zwei erschöpfte<br />
Mitpilgerinnen mit dem Auto ins nächste<br />
Quartier nach Muttensweiler.<br />
Der vierte Tag führte uns auf weiteren 22<br />
Kilometern über Bad Waldsee nach Gaisbeuren.<br />
Dann, am fünften Tag, kam der große Regen,<br />
der uns in uns kehren ließ. Achtsamkeit<br />
war in jeder Hinsicht gefordert, denn so ein<br />
Regentag lässt den Weg aufweichen, aber<br />
auch die Seele aufbrechen. Es war ein sehr<br />
emotionaler Abend, an dem wir lange und<br />
intensiv miteinander gesprochen haben. Die<br />
Tagesanregungen aus Anselm Grüns „Vergiß<br />
das Beste nicht“ trugen viel zum loslassen<br />
der Gefühle bei. Die Gruppe hatte untereinander<br />
durch die Anstrengung der Tage und<br />
der intensiven Abende Vertrauen aufgebaut<br />
und so konnten die Lasten der Seele auch<br />
losgelassen werden.<br />
Von Weingarten gingen wir am vorletzten<br />
Tag nach Meckenbeuren und am letzen Tag<br />
von Meckenbeuren nach Markdorf.<br />
Auf dieser letzten Wegstrecke wurden wir für<br />
zwei Stunden von unserem Landrat, Lothar<br />
Wölfle begleitet. Nach intensiven Geprächen<br />
zollte er uns großen Respekt vor unserer Pilgertour<br />
und der Bewältigung unserer Probleme,<br />
die wir während und nach der Erkrankung<br />
zu meistern haben.<br />
Mit jedem Schritt haben wir Sauerstoff in allen<br />
Zellen unseres Körpers gepumpt.<br />
Die Sonne hat uns mit so viel Vitamin D versorgt,<br />
dass sich unsere Glückhormone frei<br />
entfalten konnten.<br />
Die Gemeinschaft hat uns ermöglicht, miteinander<br />
Wege in die Gesundung zu suchen<br />
und einander in Schwächephasen zu unter-<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
stützen.<br />
Jede Pilgerin konnte wieder viel Vertrauen in<br />
den eigenen Körper und eine Weitsicht für<br />
die Zukunft finden.<br />
Eine besondere Herausforderung war dies<br />
für zwei Neuerkrankte und eine 80jährige<br />
Mitpilgerin.<br />
Einen wunderbaren Abschluß unserer Reise<br />
fanden wir im Dankgottesdienst in der<br />
Pfarrkirche in Markdorf. Pfarrer Hund hatte<br />
zusammen mit einigen Frauen aus unserer<br />
Gruppe den Gottesdienst mit modernen Liedern<br />
und Texten sowie Fürbitten vorbereitet.<br />
Da flossen noch einmal bei vielen der Mitdankenden<br />
die Tränen. Unsere älteste Mitpilgerin<br />
spielte auf ihrem Saxophon das Danke-<br />
Lied, welches die Pilgerfrauen auf dem Weg<br />
mit Pilgertexten gedichtet und zum Abschluß<br />
gesungen haben.<br />
Wir haben für unsere Gesundheit einen guten<br />
Weg gegen den Krebs gefunden. Gegangen<br />
sind wir unseren Weg aber auch für den<br />
2jährigen Lucas aus Salem, der an Leukämie<br />
erkrank ist. Wir konnten für ihn und seine<br />
Typisierungsaktion Spenden in Höhe von<br />
413,58 Euro zusammentragen.<br />
„Laufen, wenn nichts mehr geht“, dieser<br />
Satz von Peter Hanke gibt mir die Energie,<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
auch im kommenden Jahr wieder einen Weg<br />
zu planen.<br />
Christa Hasenbrink<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs - Gruppe Meersburg<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />
Gruppe Meersburg<br />
Den Kontakt mit der Gruppe können Sie über Christa<br />
Hasenbrink aufnehmen.<br />
Christa Hasenbrink<br />
Tel.: 07553 7733<br />
christa.hasenbrink@gmx.de<br />
47
48<br />
Selbsthilfe<br />
... Diagnose NHL<br />
Erfahrungsbericht einer Patientin mit follikulärem<br />
Non-Hodgin-Lymphom<br />
Die Therapie begann im Frühling. Einem besonders<br />
warmen Frühling. Das Blühen wollte<br />
nicht enden, zu früh, zu trocken. Man befürchtete,<br />
ein Frost würde irgendwann alles<br />
zerstören.<br />
Schon seit den Wintermonaten spürte sie,<br />
dass etwas anders war als sonst. Sie war<br />
sich ihres Körpers nicht mehr sicher. War sie<br />
allein im Auto unterwegs, musste sie laut<br />
singen, da sie fürchtete ihr Bewusstsein zu<br />
verlieren. War sie unter Menschen, musste<br />
sie sich immer wieder rasch zurückziehen,<br />
denn ihr wurde schwindlig. Einkäufe musste<br />
sie abbrechen, an der Kasse konnte sie nicht<br />
warten. Der Internist, der sie eigentlich hätte<br />
kennen müssen, schickte sie zum Psychosomatiker,<br />
der wiederum versuchte, einer<br />
vermuteten Angststörung auf die Schliche<br />
zu kommen, indem er in ihre Kindheit hinein<br />
leuchtete.<br />
Erst als sie die Hausärztin wegen banaler<br />
Bauchschmerzen aufsuchte und diese eine<br />
Sonographie veranlasste, nahmen die Dinge<br />
ihren Lauf. Gleichsam per Zufall wurde<br />
eine ernste Erkrankung des Lymphsystems<br />
entdeckt, als Nebenschauplatz eines nicht<br />
weiter wichtigen Hauptschauplatzes. Untersuchungen<br />
schlossen sich an, Spiegelungen,<br />
Punktionen, Röntgenaufnahmen, Computertomographien.<br />
Eine diagnostische Operation<br />
lieferte das Gewebe für die Feindiagnose.<br />
Jetzt stand es fest: eine bösartige Krankheit<br />
hatte sich in ihrem Körper auf den Weg<br />
gemacht: ein follikuläres Non-Hodgin-Lymphom.<br />
Ein Schock. Nichts war mehr so, wie<br />
es einmal war.<br />
Niemals hätte sie sich vorstellen können,<br />
dass die Krankheit KREBS auch noch im<br />
21. Jahrhundert ein solches Tabu darstellen<br />
würde. Was war das Besondere an einer<br />
Krebserkrankung im Gegensatz zu anderen<br />
Aus heiterem Himmel...<br />
Krankheiten?<br />
Ihre Mitmenschen zeigten die unterschiedlichsten<br />
Reaktionen. Bei der Erstinformation<br />
brachen manche in Tränen aus, verstummten,<br />
wandten sich ab, manche interessierten<br />
sich vor allem für die medizinische Seite.<br />
Was hast du nu eigentlich genau? Wie<br />
hast du’s gemerkt? Wie lang hast du das<br />
wohl schon? Wo sind die Knoten? Wie groß<br />
sind sie? Woher kommt so was? Wie funktioniert<br />
denn so eine Chemotherapie? Andere<br />
wieder erzählten ihr Parallelgeschichten von<br />
Bekannten, die daran gestorben waren oder<br />
glücklicherweise am Ende doch noch eine<br />
Weile gelebt hatten oder sahen sie schon in<br />
der Endphase.<br />
So ein schöner Frühling, du Ärmste bekommst<br />
davon sicher nichts mit! Ganz unangenehm<br />
waren diejenigen, die glaubten,<br />
den Grund dieser Erkrankung zu wissen. Du<br />
hast zuviel gearbeitet. Dein Arbeits-Pensum<br />
hätte ich nie geschafft. Ich hab dich sowieso<br />
immer bewundert. Ich hätte mich nie so<br />
belasten können. Das konnte ja nicht so<br />
weiter gehen. Hast du dich auch biologischdynamisch<br />
ernährt? Hast du genug Sport<br />
gemacht?<br />
Am liebsten waren ihr die Souveränen, die<br />
ihr das Gefühl gaben, in ihrer Person dieselbe<br />
geblieben zu sein. Es waren diejenigen,<br />
die nicht ihre Stimmlage veränderten, wenn<br />
sie mit ihr sprachen, keinen Mitleidsblick<br />
aufsetzten, die die neue Situation als gegeben<br />
nahmen, als Aufgabe mit der sie fertig<br />
werden würde, mit denen sie auch über Projekte<br />
reden konnte, über eine konstruktive<br />
Zukunft.<br />
Der Umgang mit der Reaktion der Mitmenschen<br />
war das eine, das andere war die seelische<br />
und spirituelle Verarbeitung der neuen<br />
Situation.<br />
Natürlich war diese Diagnose ein Schlag. Sie<br />
fühlte sich zerquetscht, am Boden zerstört.<br />
Ein verzeihender liebender Gott konnte das<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
doch nicht veranlasst haben! Warum musste<br />
gerade ihr das passieren? Hatte sie sich<br />
doch immer bemüht alles richtig zu machen,<br />
ihre alltäglichen Handlungen ethisch reflektiert.<br />
Konnte diese Krankheit auch als Feedback<br />
gesehen werden, ihr bisheriges Leben<br />
so nicht weiter zu führen, andere Lebensformen<br />
zu entdecken, ein anderes Lebenstempo<br />
zu wählen?<br />
Es dauerte eine Weile, bis sie feststellte,<br />
dass sie jeden Tag aufwachte und noch lebte,<br />
dass sie Anteil nahm am Geschehen um<br />
sie herum, sich freuen, genießen und lachen<br />
konnte, dass sie ihre Lebenskraft nicht verloren<br />
hatte. Sie durfte zunächst einmal zwar<br />
nicht mehr arbeiten, lernte aber schnell die<br />
gewonnene Zeit als Geschenk zu verstehen<br />
und entdeckte kreative beglückende Tätigkeiten.<br />
Ein Gefühl der Dankbarkeit stellt sich<br />
ein. Sie beruhigte sich und stellte sich darauf<br />
ein, die äußere Abwechslung ihres Lebens<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
aufzugeben, dem Geschehen im Inneren<br />
Platz zu machen.<br />
Während der Therapie waren ihr Zuhause<br />
und die Klinik die Orte, an denen sie sich<br />
bevorzugt aufhielt. Sie betrachtete diese vor<br />
ihr liegenden Monate als Aus-Zeit. Kriterien<br />
waren innere Freiheit, Freiheit des Denkens,<br />
des Erinnerns, der Assoziationen, denen<br />
weder räumliche noch zeitliche Grenzen gegeben<br />
waren. Tägliche Gedankenreisen betrachtete<br />
sie als großen Schatz, als Chance<br />
das bisherige Leben zu klären, es zu einem<br />
Sinngefüge zu verschmelzen, zu einer Geschichte<br />
zu machen.<br />
Die Therapie hatte einen Namen : R-CHOP.<br />
Diese Kombinationstherapie sollte ihr helfen,<br />
die Krankheit, die sie bis vor wenigen<br />
Wochen noch nicht einmal benennen konnte,<br />
zu bekämpfen. R stand für Ritoximab,<br />
einen gentechnisch hergestellten Antikörper,<br />
der an den entarteten, verwirrten Lymph-<br />
49
50<br />
zellen andocken und sie zerstören sollte.<br />
CHOP setzte sich aus den Initialen von vier<br />
chemischen Substanzen zusammen. C wurde<br />
per Infusion in ihr Blutsystem geleitet,<br />
die karmesinrote Substanz H, musste ganz<br />
langsam, die Chemikalie O schnell gespritzt<br />
werden. Das P stand für 10 Tabletten, die<br />
5 Tage lang pünktlich eingenommen werden<br />
mussten. Von der Kombination dieser Substanzen<br />
versprach man sich die besten Therapieerfolge.<br />
Sie taufte diese aggressive Antikörper- und<br />
Chemotherapie auf den Namen Rita Choplin.<br />
Rita Choplin war die streitbare Freundin an<br />
ihrer Seite, manchmal war sie so unangenehm,<br />
dass sie am liebsten die Freundschaft<br />
gekündigt hätte und doch wusste sie, dass<br />
sie ohne sie nicht kämpfen konnte. Länger<br />
als zwei Tage ertrugen Körper und Seele Rita<br />
Choplin nicht. Ihre Anwesenheit musste verdaut<br />
und verarbeitet werden. Drei Wochen<br />
Distanz waren nötig um sie wieder auszuhalten.<br />
Was sollte alles passieren? Die Haare, Augenbrauen,<br />
Wimpern fielen aus, die Fingerspitzen<br />
wurden taub, Geruchs- und Geschmackssinn<br />
hoch empfindlich, Übelkeit,<br />
Verstopfung, und so weiter, eine neue Wahrnehmung<br />
eines sich langsam verändernden<br />
Körpers, das Sich Gewöhnen an ein fremdes<br />
Spiegelbild.<br />
Die Behandlung ging ihren Gang: Sechs<br />
Zyklen Chop, acht Rituximab. Die Termine<br />
konnte sie genau einhalten, das Blutbild erholte<br />
sich immer wieder, Infektionen blieben<br />
aus. Die Haare waren inzwischen längst verschmerzt,<br />
Perücke und Tücher halfen, alles<br />
andere musste verarbeitet werden, die bleierne<br />
Verstopfung, die Wahrnehmungsstörungen<br />
beim Riechen und Schmecken, die<br />
Anspannung vor und während der regelmäßigen<br />
Kontrolluntersuchungen. Es war auszuhalten.<br />
Sie hätte es nicht geglaubt. Von<br />
Zyklus zu Zyklus konnte sie sich auf einem<br />
neuen Leidensplateau einrichten.<br />
Die Behandlung zeigte Wirkung. Rita Choplin<br />
hatte geholfen. Die Lymphome bildeten sich<br />
zurück und nach der letzten Behandlung war<br />
kein aktives Zellgeschehen mehr nachweisbar.<br />
Erleichterung zunächst, aber der Arzt<br />
entließ sie mit dem Satz: Und wenn in ein<br />
paar Jahren wieder was auftaucht, bügeln<br />
wir es wieder nieder.<br />
Jetzt steht eine neue Aufgabe an, die Gewissheit<br />
auszuhalten, dass eine Heilung<br />
nicht möglich ist, und dennoch das Leben<br />
zu genießen, zu planen, sich zu freuen, vor<br />
dem Hintergrund eines Ich weiß nicht, wie<br />
lange.<br />
Margarete Knoedler<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
TEB e.V. Selbsthilfe<br />
Tumore und Erkrankungen<br />
der Bauchspeicheldrüse<br />
Bundesverdienstkreuz für Katharina Stang<br />
Jürgen Walter, Staatssekretär im Landes-<br />
ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst verleiht den Verdienstorden.<br />
Ermutigen, trösten und zuhören, dabei mit<br />
Kompetenz überzeugen, nicht immer bequem<br />
für die Entscheidungsträger aber immer<br />
zum Besten für die Patienten und deren<br />
Angehörige, so Staatssekretär Jürgen<br />
Walter und der Ludwigsburger Oberbürgermeister<br />
Werner Spec bei ihrer Laudatio anläßlich<br />
der Verleihungsfeier am 19. Oktober<br />
2011.<br />
Seit bald zwölf Jahren ist Katharina Stang in<br />
der Selbsthilfe engagiert.<br />
Zuerst im Arbeitskreis der Pankreatektomierten,<br />
dann als Gründerin einer Selbst-<br />
Staatssekretär Walter und Katharina Stang<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Selbsthilfe<br />
hilfegruppe in Ludwigsburg. Als letztendliche<br />
Konsequenz entstand im Jahr 2005 die<br />
TEB-Selbsthilfe, ein Netzwerk aus Patienten,<br />
Angehörigen, Ehrenamtlichen, Kliniken und<br />
Ärzten.<br />
Neben dem Erfahrungsausstausch und der<br />
Beratung von Patienten und Angehörigen<br />
werden regelmäßig Fachvorträge durchgeführt<br />
und einmal im Jahr ein Patiententag<br />
in Ludwigsburg organisiert – in diesem Jahr<br />
bereits zum sechsten Mal.<br />
Aus der engagierten Selbsthilfegruppe Ludwigsburg<br />
ist ein aktiver Landes- und Bundesverband<br />
entstanden.<br />
Heike Lauer<br />
Verbindung mit der TEB können Sie unter der folgenden<br />
Kontaktdaten aufnehmen:<br />
TEB e. V. Selbsthilfe<br />
Bundes- und Landesgeschäftsstelle<br />
Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse<br />
Ruhrstr. 10/1<br />
71636 Ludwigsburg<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo.- Do. von 09:00 Uhr - 12:00 Uhr<br />
Telefon: 07141 - 95 63 63 6<br />
Telefax: 07141 - 95 63 63 7<br />
geschaeftsstelle@teb-selbsthilfe.de<br />
www.teb-selbsthilfe.de<br />
51
52<br />
Für Sie gelesen<br />
Leben trotz Krebs – Eine Farbe mehr<br />
Im Rahmen meiner Tätigkeit beim <strong>Krebsverband</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> habe ich schon einige<br />
Bücher zum Thema „Krebs“ gelesen.<br />
Es waren Tagebücher von Patienten, mit deren<br />
Hilfe sie ihre Krankheit bewältigt haben,<br />
wissenschaftliche Bücher, die sich mit den<br />
derzeit aktuellen Therapien beschäftigen<br />
oder sehr spirituelle Bücher zum Thema Heilen,<br />
geheilt werden oder Alternativmedizin.<br />
Aber noch keinem Buch ist es gelungen,<br />
mich derart zu fesseln.<br />
Elmar Reuter – oder besser seine Gesprächspartnerinnen<br />
und Gesprächspartner – schildern<br />
in so eindringlicher Form ihr Umgehen<br />
mit der Diagnose und der Erkrankung Krebs,<br />
ihren Chancen, ihren geänderten Auffassungen<br />
zum Leben, ihren neuen Lebenswegen<br />
was mich sehr beeindruckt hat.<br />
„Dabei geht es nicht immer um Tod oder Leben,<br />
vielmehr um den Geschmack am Leben,<br />
den Umgang mit ihm und den ganz persönlichen<br />
Sinn“ so Reuter in seiner Einleitung.<br />
In seinem Buch wird nicht von Heilung gesprochen,<br />
dafür ist die Krankheit zu komplex<br />
und unberechenbar und man weiß noch zu<br />
wenig, was sie im Entstehen und Verlauf<br />
steuert. Das sehen auch die Betroffenen so,<br />
die ihre Geschichten erzählen. Ihre wiedergewonnene<br />
Kraft erleben sie als eine Stärke,<br />
Leben trotz Krebs –<br />
Eine Farbe mehr<br />
Dr. Elmar Reuter<br />
Leben trotz Krebs – Eine Farbe mehr<br />
2010 by Schattauer GmbH, Stuttgart<br />
ISBN: 978-3-7945-2753-3<br />
19,95 Euro<br />
Wir freuen uns auf Ihre Buch-<br />
empfehlung. Gerne per Mail an:<br />
info@krebsverband-bw.de oder per<br />
Post an die Geschäftsstelle<br />
die ihnen Widerstand gegen die Krankheit<br />
bietet, aber auch gegen andere Widrigkeiten<br />
des Lebens. Genau diese Sichtweise hat<br />
mich persönlich beeindruckt.<br />
Reuters Buch setzt sich aus Patienten–Interviews<br />
und dazwischengeschalteten Behandler–Interviews<br />
zusammen. Hier übernimmt<br />
der Patient die Rolle des Fragers. Dabei handelt<br />
es sich um fiktive Gespräche, die auf<br />
Basis der am häufigsten gestellten Fragen<br />
aus den vielen Patientengesprächen, die von<br />
Reuter über die Jahre geführt wurden, zusammengetragen<br />
wurden. Die Behandler–<br />
Interviews folgen dabei einer Richtung: Vom<br />
Einbruch der Krankheit, dem Eintreten in die<br />
Behandlung bis zum Spüren einer anderen<br />
Qualität des Lebens. Dagegen beschreiben<br />
die Patienten–Interviews das Erleben von<br />
Betroffenen in all diesen Phasen.<br />
„Elmar Reuter hat sich der großen und wichtigen<br />
Aufgabe gestellt, informativ, detailreich<br />
und zutiefst anrührend die mächtige<br />
positive Kraft zu schildern, die durch eine<br />
psychoonkologische Begleitung bei den Betroffenen<br />
geweckt werden kann“ so Prof. Dr.<br />
med. M.Wirsching in seinem Geleitwort.<br />
Heike Lauer<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Krebs – Impuls für ein neues Leben Krebs - Impuls für ein neues Leben<br />
Gerade bei Krebserkrankungen ist eine möglichst<br />
ganzheitliche Beurteilung und Therapie<br />
hilfreich. Dieses ist umso wichtiger, da noch<br />
immer ungeklärt ist, wie Krebs entsteht. Daher<br />
ist es sehr begrüßenswert, wenn jetzt<br />
von kompetenter Seite ein Buch zur Verfügung<br />
steht, das Betroffenen eine große Hilfe<br />
sein kann.<br />
Aufgrund internistischer Fachausbildung mit<br />
psychosomatischer Ausrichtung und jahrzehntelanger<br />
Praxis-Erfahrung mit Schwerpunkt<br />
Onkologie ist Volker zur Linden hoch<br />
qualifiziert, die Thematik Krebs – Impuls für<br />
ein neues Leben gemeinsam mit dem Leser<br />
anzugehen. Das Buch ist mehr als ein<br />
Ratgeber, da es die drei Bereiche Körper-<br />
Seele-Geist anspricht und darauf verweist,<br />
wie gerade bei einer Krebserkrankung eine<br />
ganzheitliche Betrachtungsweise gefordert<br />
ist. Mit großer Sensibilität geht der Autor<br />
schrittweise vor, um von der Diagnose, Krisenbewältigung<br />
und Annahme der Erkrankung,<br />
den verschiedenen Therapiemöglich-<br />
Von der Diagnose<br />
zur geeigneten<br />
Behandlung!<br />
Dieser Leitfaden<br />
gibt einen umfassenden<br />
Überblick<br />
über die Diagnostik<br />
und Therapie<br />
des Prostatakarzinoms.<br />
Die zur Verfügung<br />
stehenden<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
-<br />
Radikaloperation, Strahlentherapie, Kryotherapie<br />
und der hochintensive fokussierte<br />
Prostatakarzinom<br />
Alternativen zur radikalen Operation<br />
Dr. Dr. med. Ulrich Köppen<br />
2012 by Schattauer GmbH, Stuttgart<br />
ISBN: 978-3-7945-2821-9<br />
24,95 Euro<br />
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
Edition Co`med<br />
ISBN: 978-3-934672-39-0<br />
29,80 Euro<br />
keiten, Nachsorge bis zu einem möglichen<br />
Ende – das am Schluß einer Krebserkrankung<br />
stehen kann – allumfassend Hilfestellung<br />
zu geben.<br />
„Der Beweggrund dieses Buches ist, krebskranken<br />
Menschen eine Botschaft zu vermitteln,<br />
die ihr Schicksal verändern kann.“<br />
Eigeninitiative zu entwickeln und aktiv die<br />
notwendige Therapie einzuleiten und fortzuführen,<br />
damit den begleitenden Arzt unterstützen,<br />
ist die stringent durch das Buch<br />
behandelte Botschaft an den an Krebs Erkrankten.<br />
Gerade als Betroffener ist man befähigt die<br />
Qualität der Aussagen zu beurteilen und zu<br />
bestätigen.<br />
Michael Wiontzek<br />
Selbsthilfe Blasenkrebs<br />
Ultraschall (HIFU) - werden anschaulich<br />
beschrieben, wobei die Empfehlungen der<br />
deutschen und europäischen Leitlinien berücksichtigt<br />
werden. In der neuen Auflage<br />
geht der Autor ausführlich auf die zunehmende<br />
Bedeutung der Strahlentherapie<br />
ein.<br />
Komplikationen und Nebenwirkungen, vor<br />
allem die bei allen Behandlungsformen<br />
drohende sexuelle Impotenz, sowie entsprechende<br />
Möglichkeiten zu deren Vermeidung<br />
und Therapie werden detailliert<br />
dargestellt. Hinweise auf wichtige Internetseiten<br />
und Selbsthilfegruppen sowie ein<br />
umfassendes Literaturverzeichnis runden<br />
diesen Ratgeber ab.<br />
Schattauer<br />
53
54<br />
Der Tod ist der Horizont unseres Lebens, aber<br />
der Horizont ist nur das Ende der Sicht<br />
(Rudolf Nissen)<br />
Wir trauern um...<br />
Gusti Schaich<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs,<br />
Gruppe Heidenheim<br />
Sieglinde Wache<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs,<br />
Gruppe Winnenden<br />
Mehr Wissen – Besser leBen
Mehr Wissen – Besser leBen<br />
55
<strong>Krebsverband</strong> baden-<strong>Württemberg</strong> e.v.<br />
Seit über 80 Jahren ist der <strong>Krebsverband</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aktiv.<br />
Der <strong>Krebsverband</strong> ist Mitglied der Deutschen Krebsgesellschaft.<br />
• Beratung von Krebspatienten und Angehörige (medizinisch, psychoonkologisch, sozialrechtlich<br />
und ernährungsphysiologisch)<br />
• Initiierung und Unterstützung (ideell und finanziell) der Selbsthilfegruppen nach Krebs<br />
• Projekte zur Prävention und Früherkennung von Krebserkrankungen<br />
• Finanzielle Unterstüzung in Härtefällen<br />
• Förderung patientenorientierter Forschung durch Initiierung von Modellprojekten<br />
• Vernetzung von Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunktkliniken<br />
• Gesundheitspolitische Meinungsbildung - Zusammenarbeit mit Ministerien, Verbänden<br />
und Fachgesellschaften<br />
• Mitwirkung in Kompetenznetzwerken<br />
<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Adalbert-Stifter-Str. 105<br />
70437 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 848-10770<br />
Fax: 0711 848-10779<br />
eMail: info@krebsverband-bw.de<br />
Internet: www.krebsverband-bw.de<br />
spenden sind steuerbegünstigt<br />
Landesbank <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
BLZ:600 501 01<br />
Kto.-Nr.:1 013 900