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MEHR WISSEN BESSER LEBEN - Krebsverband Baden-Württemberg

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Mehr Wissen<br />

besser leben<br />

Wir für sie Krebsberatungsstellen Politik und<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Gesellschaft<br />

Medizin und<br />

forschunG<br />

Qualitätsoffensive<br />

Brustkrebs<br />

Krebsregister <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> –<br />

Ausbaustufe 2<br />

selbsthilfe<br />

01/2012<br />

Das Magazin des <strong>Krebsverband</strong>es<br />

<strong>Baden</strong>–<strong>Württemberg</strong><br />

ATO-Tagung 2011 in<br />

Lörrach<br />

ASS gegen Krebs?<br />

Ausschreibung Förderpreis<br />

Selbsthilfe nach<br />

Krebs<br />

Selbsthilfe im Dialog –<br />

Workshop anläßlich der<br />

ATO-Tagung 2011


Impressum<br />

mehr WIssen Besser LeBen<br />

Mitgliedermagazin des <strong>Krebsverband</strong>es<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

www.krebsverband-bw.de<br />

herausgeBer<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

Adalbert-Stifter-Str. 105<br />

70437 Stuttgart<br />

redaktIon<br />

Heike Lauer (Redaktion, verantwortlich im Sinne des<br />

Presserechts)<br />

Tel.: 0711 848-10770<br />

E-Mail: info@krebsverband-bw.de<br />

gestaLtung<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

Heike Lauer<br />

Adalbert-Stifter-Str. 105<br />

70437 Stuttgart<br />

druck<br />

Print Part e.K., Eisenbahnstr. 16, 73630 Remshalden<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr. Das Mitgliedermagazin<br />

und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne<br />

Einwilligung des Herausgebers strafbar.


V o r W o r t<br />

Wir freuen uns, dass wir Ihnen<br />

nach einer kleinen Pause wieder<br />

unser Magazin „Mehr Wissen –<br />

Besser Leben“ überreichen können.<br />

Den Schwerpunkt der aktuellen<br />

Ausgabe haben wir auf die Krebsberatung<br />

gelegt.<br />

Sie finden neben den Kontaktdaten<br />

der Ansprechpartner in den<br />

Beratungsstellen für Erwachsene<br />

auch Informationen zu Hilfsmöglichkeiten<br />

für Kinder krebskranker<br />

Eltern.<br />

Eine kleine Auswahl an Literatur<br />

zum Thema „Wie sage ich es<br />

meinem Kind?“ haben wir Ihnen<br />

ebenfalls zusammengestellt.<br />

Wir möchten uns besonders bei<br />

Frau P. bedanken. Sie ist selbst<br />

Betroffene und hat Hilfe in unserer<br />

Beratungsstelle in Stuttgart<br />

gefunden. In einem Gespräch berichtet<br />

sie offen und ehrlich über<br />

ihre Empfindungen im Zusammenhang<br />

mit der Krebserkrankung.<br />

In unserem medizinischen Teil<br />

gehen wir der Frage nach: ASS<br />

gegen Krebs?<br />

Aspirin beseitigt Kopfschmerzen,<br />

senkt Fieber oder lindert Rheuma.<br />

Nun mehren sich die Hinweise,<br />

dass das Medikament - genauer:<br />

sein Wirkstoff Acetylsalicylsäure<br />

(ASS) - sogar Krebs vorbeugen<br />

kann.<br />

In diesem Jahr wird anlässlich<br />

der Mitgliederversammlung<br />

des <strong>Krebsverband</strong>es am 25.<br />

Hubert Seiter, geschäftsführender<br />

Vorstand des <strong>Krebsverband</strong>es<br />

Juli 2012 der Förderpreis Selbsthilfe nach<br />

Krebs bereits zum achten Mal vergeben.<br />

Die Ausschreibung finden Sie auf Seite 38<br />

des Magazins oder im Internet unter www.<br />

krebsverband-bw.de. Bewerbungsschluss ist<br />

der 30. April 2012. Wir sind gespannt auf<br />

Ihre Bewerbungen.<br />

Noch ein Hinweis in eigener Sache:<br />

Wir freuen uns über Anregungen, Textbeiträge<br />

oder Informationen aus Ihren Gruppen,<br />

die wir im Magazin aufnehmen können.<br />

Ich wünsche Ihnen eine angenehme und informative<br />

Lektüre unseres Magazins.<br />

Ihr Hubert Seiter


4<br />

inhalt<br />

01/2012<br />

Wir für Sie Politik und<br />

Krebsberatungsstellen in 6<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

10 Leitsätze zur Krebsberatung 10<br />

Krebsberatungsstelle Stuttgart 11<br />

Qualitätsoffensive Brustkrebs 14<br />

Bäder- und Rehatour 2011 16<br />

Individuelle Gesundheitsleistungen 18<br />

GeSellSchaft<br />

GEKID stellt Krebsatlas online 16<br />

Krebsregister <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 17<br />

Ausbaustufe 2<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Medizin und<br />

Forschung<br />

Vermischtes 22<br />

ATO-Tagung 2011 26<br />

Forschungs- 28<br />

und Entwicklungspreis 2011<br />

ASS gegen Krebs? 30<br />

Lymphödem 34<br />

Wie finde ich meinen Lymphtherapeuten<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

selbsthilFe<br />

Ausschreibung Förderpreis Selbsthilfe 38<br />

FRAUKE - SHG Frauen nach Krebs 39<br />

SHG Männer mit Krebs im Ortenaukreis 40<br />

Verabschiedung Prof. Horsch<br />

Selbsthilfe im Dialog - ATO 2011 41<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs 46<br />

Gruppe Meersburg<br />

Pilgern auf dem Jakobsweg<br />

Aus heiterem Himmel... 48<br />

Diagnose NHL<br />

Bundesverdienstkreuz für 51<br />

Katharina Stang, TEB<br />

Für Sie gelesen 52<br />

Wir trauern um... 54<br />

5


6<br />

Wir für Sie<br />

Krebsberatungsstellen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Psychosoziale Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Menschen mit einer Krebserkrankung brauchen<br />

über die medizinische Hilfe hinaus oft<br />

auch Unterstützung bei der Bewältigung<br />

von seelischen und sozialen Problemen, die<br />

durch die Erkrankung entstanden sind.<br />

Wir haben für Sie die Adressen der ambulanten<br />

Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

zusammengestellt.<br />

Hier erhalten Sie professionelle Beratung<br />

durch Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen,<br />

abgestimmt auf die Bedürfnisse des<br />

Patienten, Angehörigen oder Interessierten,<br />

Informationen zu medizinischen, sozialrechtlichen<br />

Fragen, psychologische und<br />

psychotherapeutische Unterstützung oder<br />

werden zu anderen professionellen Hilfen<br />

vermittelt.<br />

Ambulante Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, gefördert im Rahmen des Förderprogramms<br />

der Deutschen Krebshilfe e.V.<br />

Freiburg<br />

Psychosoziale Krebsberatung Freiburg<br />

Hauptstr. 5A<br />

Personalhaus IX im 4. OG, 79104 Freiburg<br />

Tel.: 0761 2 70 77 50<br />

www.uniklinik Freiburg.de<br />

Karlsruhe<br />

Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige<br />

AWO Kreisverband Karlsruhe<br />

Kronenstr. 15, 76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721 3 50 07-128<br />

www.awo-karlsruhe.de<br />

Stuttgart<br />

Krebsberatungsstelle Stuttgart<br />

Wilhelmsplatz 11, 70182 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 51 88 72 76<br />

www.kbs-stuttgart.de<br />

Tübingen<br />

Psychosoziale Krebsberatungsstelle<br />

am Südwestdeutschen Tumorzentrum<br />

CCC Tübingen<br />

Herrenberger Str. 23, 72070 Tübingen<br />

Tel.: 07071 2 98 70 33<br />

www.medizin.uni-tuebingen.de<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Ambulante Krebsberatungsstellen in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, gefördert durch den <strong>Krebsverband</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Weitere ambulante Krebsberatungsstellen in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Karlsruhe<br />

Psychosoziale Krebsberatungsstelle des<br />

Diakonischen Werks Karlsruhe<br />

Staphanienstr. 98, 76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721 167219<br />

www.dw-karlsruhe.de<br />

Telefonische Beratung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Krebsinformationsdienst am Deutschen<br />

Krebsforschungszentrum in Heidelberg<br />

(KID)<br />

KID-Telefon:<br />

0800 4 20 30 40<br />

Montag bis Sonntag 8 – 20 Uhr<br />

Hotline Mammographie-Screening:<br />

06221 42 41 42<br />

Montag bis Freitag 8 – 20 Uhr<br />

Rauchertelefon beim WHO-Kollaborationszentrum<br />

für Tabakkontrolle:<br />

06221 42 42 00<br />

Montag bis Freitag 14 – 18 Uhr<br />

Deutsches Rotes Kreuz (DRK) Stuttgart<br />

Telefonberatung für krebskranke Männer:<br />

0711 84 44 69<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Mutlangen<br />

Psychosoziale Krebsberatungsstelle Ostwürttemberg<br />

Haus 6, Klinikgeländer Stauferklinikum<br />

Wetzgauer Str. 85, 73557 Mutlangen<br />

Tel.: 07171 4 95 02 30<br />

Böblingen<br />

Psychosoziale Krebsberatungsstelle der<br />

Diakonie im Kreis Böblingen<br />

Landhausstr. 58, 71032 Böblingen<br />

Tel.: 07031 216511<br />

Leonberg<br />

Tel.: 07152 332940-22<br />

E-Mail: grieger@diakonie-leonberg.de<br />

Tumorzentrum Freiburg<br />

Krebshotline:<br />

0761 270–60 60<br />

Montag bis Freitag 9 – 16 Uhr<br />

Südwestdeutsches Tumorcentrum<br />

CCC Tübingen<br />

Krebswegweiser Tübingen:<br />

07071 2 98 70 00<br />

Onkologischer Schwerpunkt Ludwigsburg/<br />

Bietigheim<br />

Psychoonkologischer Beratungsdienst:<br />

07141 99 – 60400<br />

7


8<br />

Kinder haben es besonders schwer, wenn ein<br />

Elternteil an Krebs erkrankt. Den besonderen<br />

Problemlagen von Kindern krebskranker<br />

Eltern widmen sich Projekte und Einrichtungen<br />

in zunehmend mehr Kliniken. Das Angebot<br />

richtet sich sowohl an die Eltern als auch<br />

an die betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />

selbst.<br />

Kinder krebskranker Eltern - Projekte in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Karlsruhe<br />

Diakonisches Werk Karlsruhe<br />

Kurse für Kinder bei einer Krebserkrankung<br />

in der Familie<br />

Hier können die Kinder<br />

• Abstand und Ruhe finden<br />

• ihren Gedanken, Gefühlen einen Ausdruck<br />

geben<br />

• Selbstwahrnehmung und Selbstver-<br />

trauen stärken<br />

• Spielen und Spaß haben<br />

• an therapeutischen Reiten teilnehmen<br />

Info- und Anmeldegespräch über die<br />

Psychosoziale Krebsberatungsstelle,<br />

Ulrike Frey, Tel.: 0721 16 71 44<br />

Claudia Obenaus, Tel.: 0721 16 72 13<br />

Freiburg<br />

Tumorzentrum Ludwig Heilmayer<br />

CCC Freiburg, Psychologischer Dienst<br />

Projekt Tigerherz -<br />

wenn Eltern Krebs haben<br />

Info- und Anmeldegespräch<br />

Anna Hupe<br />

Tel.: 0761 2 70 72 84<br />

E-Mail: anna.hupe@uniklinik-freiburg.de<br />

Hanna Nöthing<br />

Tel.: 0761 2 70 72 84<br />

E-Mail: hanna.noething@uniklinik-freiburg.de<br />

Tübingen<br />

Universitätsklinikum Tübingen -<br />

Südwestdeutsches Tumorzentrum<br />

CCC Tübingen<br />

KikE: Hilfe für Kinder krebskranker Eltern<br />

Informationen über das Tumorzentrum<br />

Martin Göth<br />

Tel.: 07071 2 98 70 54 oder<br />

Tel.: 07071 1 98 70 33<br />

Heidelberg<br />

Zentrum für Psychosoziale Medizin<br />

Universitätsklinkum Heidelberg<br />

Tel.: 06221 5 63 68 00<br />

www.klinikum.uni-heidelberg.de<br />

kinder-krebskranker-eltern@med.uni-heidelberg.de<br />

Reutlingen<br />

Sonnenstrahlen e.V.<br />

Klinikum am Steinenberg<br />

Steinenbergstr. 31, 72764 Reutlingen<br />

Tel: 07121 2004336<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Wie sage ich es meinem Kind? Literatur zum Thema<br />

Für Erwachsene<br />

Bist Du jetzt ein Engel? Mit Kindern über<br />

Leben und Tod reden<br />

Cramer, Barbara<br />

dgvt-Verlag 2008<br />

Plötzlich ist alles ganz anders - wenn<br />

Eltern an Krebs erkranken<br />

Broeckmann, Sylvia<br />

Klett-Cotta 2002<br />

Mama hat Krebs - Mit Kindern die Krankheit<br />

begreifen<br />

Krejsa, Susanne<br />

Kreuz-Verlag 2004<br />

Tod und Sterben - Kindern erklärt<br />

Moritz, Andrea<br />

Gütersloher Verlagshaus 2003<br />

Kinder krebskranker Eltern<br />

Prävention und Therapie für Kinder, Eltern<br />

und die gesamte Familie<br />

Claudie Heinemann, Elke Reinert<br />

Kohlhammer Verlag<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Für Kinder<br />

Eines Morgens war alles ganz anders<br />

(Der Vater ist tödlich verunglückt)<br />

ab etwa 3 Jahre<br />

Davids, Barbara<br />

Lambertus Verlag 2000<br />

Servus Opa, sagte ich leise<br />

(Der Opa stirbt an Krebs)<br />

ab etwa 8 Jahre<br />

Donnelly, Elfie<br />

DTV 2006<br />

Ein Stern namens Mama<br />

(die Mutter stirbt an Krebs)<br />

ab etwa 7 Jahre<br />

Hermelink, Kerstin<br />

Diametric Verlag 2005<br />

Mir sagt ja doch (K)einer was!<br />

Informationsbroschüre für Kinder zum Thema<br />

Krebserkrankung<br />

ab etwa 5 Jahre<br />

Zimmermann, Anita<br />

Trabert, Gerhard<br />

Flüsterpost e.V., 55118 Mainz<br />

.<br />

Quelle: Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V<br />

9


10<br />

Wir für Sie<br />

Leitsätze der<br />

Krebsberatung<br />

10 Leitsätze der Landeskrebsgesellschaften zur Krebsberatung<br />

Die Landeskrebsgesellschaften der Deutschen<br />

Krebsgesellschaft (DKG) sehen in<br />

der ambulanten psychoonkologischen Beratung<br />

die wesentliche Aufgabe ihrer zur<br />

Zeit 72 Krebsberatungsstellen in Deutsch-<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

9<br />

Die Beratung gibt Patienten und<br />

Angehörigen Informationen zur<br />

Krankheit, Orientierung im Gesundheits-<br />

und Sozialsystem und<br />

Unterstützung bei psychischen<br />

und sozialen Problemen.<br />

Die Beratung orientiert sich an<br />

den individuellen Bedürfnissen,<br />

Fragen und Belastungen jedes<br />

Einzelnen; sie ist vertraulich und<br />

unabhängig.<br />

Die Beratung wendet sich an<br />

Krebskranke und Angehörige sowie<br />

an Selbsthilfegruppen, professionelle<br />

Helfer und Interessierte.<br />

Die Beratung erfolgt durch persönliche<br />

und telefonische Gespräche<br />

oder auch schriftlich. Ergänzend<br />

kommen Gruppenangebote,<br />

Vortragsveranstaltungen und Informationsmaterialien<br />

hinzu.<br />

Die Beratung ist eng mit allen anderen<br />

Einrichtungen des Gesundheits-<br />

und Sozialwesens und den<br />

Selbsthilfegruppen verknüpft.<br />

land. Als Teil der Deutschen Krebsgesellschaft<br />

sind die Beratungsstellen nah an den<br />

wissenschaftlichen Informationsquellen<br />

und auch gut vertraut mit dem Alltag der<br />

Krankenversorgung.<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

Die Beratung unterstützt in allen<br />

Phasen des Krankheitsverlaufes.<br />

Die Beratung ist kostenlos und<br />

leicht und zuverlässig erreichbar.<br />

Die Beratung geschieht durch<br />

Fachkräfte aus Sozialpädagogik,<br />

Psychologie und Medizin mit zusätzlicher<br />

psychoonkologischer<br />

Qualifikation.<br />

Die Beratung umfasst die Aufklärung<br />

der Öffentlichkeit über<br />

das Thema Krebs - besonders zu<br />

Prävention und Früherkennung.<br />

Die Beratung arbeitet qualitätsgesichert<br />

und orientiert sich an<br />

den Leitlinien der psychoonkologischen<br />

Fachgesellschaften.<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Krebsberatungsstelle<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Stuttgart<br />

Die Feststellung einer Krebserkrankung kann<br />

erschrecken und die gesamte persönliche<br />

Lebenssituation erschüttern.<br />

Das Team der Beratungsstelle Stuttgart versucht,<br />

Sie dabei qualifiziert zu begleiten, beraten<br />

und Ihnen zur Seite stehen.<br />

Sie sollen darin unterstützt werden, einen<br />

eigenen Weg zu finden, mit den vielseitigen<br />

Belastungen umzugehen.<br />

Dafür steht das folgende Gespräch mit Frau<br />

P. Sie hat die Hilfe in der Beratungsstelle gefunden,<br />

die für sie wichtig und notwendig<br />

war. Wir danken Frau P. dafür, dass sie so<br />

offen gesprochen hat und auch bereit war,<br />

ein Bild von sich zur Veröffentlichung freizugeben.<br />

Vielleicht machte ihre Offenheit Ihnen Mut,<br />

den Weg in eine der Beratungsstellen zu finden.<br />

Wie kamen Sie mit der Krankheit<br />

in Berührung?<br />

Nach einer Routineuntersuchung – Mammographie–Screening<br />

und einer ultraschallgeführten<br />

Mikrobiopsie bekam ich die Diagnose<br />

Brustkrebs.<br />

Was passierte dann?<br />

Wie war der weitere Verlauf?<br />

Zwei Wochen später folgten einige Voruntersuchungen<br />

im Krankenhaus und ich wurde<br />

brusterhaltend operiert.<br />

Zu dieser Operation gehörte auch die Entnahme<br />

von Lymphknoten (u.a. der Wächterknoten)<br />

in der Achsel. Zwei Tage nach meiner<br />

Operation kam die Oberärztin – die mich<br />

auch operierte – auf mich zu und teilte mir<br />

mit, dass ich erneut operiert werden muss.<br />

Sie hatte intuitiv mehr Gewebe, als bei der<br />

sonographischen Drahtmarkierung gekennzeichnet,<br />

entfernt und das war gut so, denn<br />

Wir für Sie<br />

nach dem bösartigem Gewebe war Gutartiges,<br />

dann aber wurde weiteres bösartiges<br />

Gewebe festgestellt und dieses musste nun<br />

erneut entfernt werden.<br />

Nach neun Tagen Krankenhausaufenthalt<br />

und zwei Operationen wurde ich entlassen.<br />

Nach einer MRT (Magnetresonanztomographie)<br />

und einer CT (Computertomographie)<br />

wurde ermittelt, dass der Krebs nicht gestreut<br />

hat, aber im Kopf eine Compactainsel<br />

(kompakte Substanz) festgestellt wurde.<br />

Diese musste in regelmäßigen Abständen<br />

kontrolliert werden. Eine Metastase wurde<br />

ausgeschlossen.<br />

Nach 4maliger Kontrolle innerhalb eines<br />

Jahres wurde keine Veränderung oder ein<br />

Wachstum der Substanz nachgewiesen.<br />

Da mein Krebs nicht gestreut hatte und der<br />

Tumor eine Größe von 1,8 cm hatte, blieb<br />

mir eine Chemotherapie erspart und ich begann<br />

ca. 1 ½ Monate später – nachdem die<br />

Wunde gut verheilt war – eine Strahlentherapie.<br />

Es waren 37 Bestrahlungen angesetzt,<br />

aber ich musste die Behandlung nach 30 Bestrahlungen<br />

abbrechen.<br />

Meine Haut wurde total verbrannt und ich<br />

bestand auf Abbruch der Bestrahlungen. Die<br />

ärztliche Betreuung im Strahlenzentrum war<br />

verheerend! Die Menschen wurden wie am<br />

Fließband im Minutentakt „abgefertigt“, auf<br />

menschliche Bedürfnisse wurde nicht eingegangen,<br />

meine Verbrennungen wurden ignoriert<br />

und als „normal“ abgestempelt, Hilfe<br />

gab es nicht.<br />

Nach meiner 29. Bestrahlung musste ich<br />

am Wochenende in die Notaufnahme um die<br />

großen Blasen aufschneiden zu lassen. Ich<br />

wurde in der Notaufnahme sehr gut betreut<br />

und verarztet. Als ich montags im Strahlenzentrum<br />

vorstellig wurde, riss der dort zuständige<br />

Arzt meinen Verband einfach ab.<br />

Unter Tränen und Schmerzen teilte ich ihm<br />

mit, dass ich dieses Haus nie wieder betreten<br />

werde. Er hat mir damit nicht nur die Wunden<br />

aufgerissen sondern auch meine Seele<br />

schwer verletzt. Dieses Ausgeliefert sein<br />

11


12<br />

„In meiner total verzweifelten Lage<br />

hatte ich eine Anlaufstelle wo ich über<br />

meine Ängste und Sorgen reden konnte<br />

und – was ganz wichtig ist – verstanden<br />

wurde.“<br />

Martina P.<br />

und diese Ohnmacht habe ich in meinem<br />

Leben noch nie erlebt und möchte es auch<br />

nie wieder erleben! Die Wundheilung dauerte<br />

7 Wochen und ich war in meinem Leben<br />

sehr eingeschränkt, da ich nichts anziehen<br />

konnte. Einen BH zu tragen war unmöglich<br />

und selbst das leichteste T-Shirt scheuerte<br />

an den vielen Wunden an der Brust.<br />

Nachdem die Wunden verheilt waren, begann<br />

ich eine ambulante Reha. Dadurch<br />

kam ich wieder zurück ins Leben. Ich bekam<br />

u.a. eine sehr gute Ernährungsberatung, die<br />

Anwendungen waren sehr angenehm, das<br />

psychologische Angebot ausreichend und ich<br />

wurde auch sportlich gefordert.<br />

Nach 4 Wochen wurde ich entlassen und ich<br />

stand alleine da. Mein psychischer Zusammenbruch<br />

erfolgte umgehend. Vergeblich<br />

versuchte ich einen zeitnahen Termin bei<br />

den umliegenden Therapeuten zu finden,<br />

aber unter einem halben Jahr Wartezeit<br />

war nichts zu machen. Das nutzte mir aber<br />

nichts, mir ging es zunehmend schlechter.<br />

Ich wandte mich erneut an die Psychologin<br />

der Reha, sie erkannte meine verzweifelte<br />

Lage und verwies mich an die Krebsberatung<br />

Stuttgart. Das war mein Glück. Die<br />

offizielle Eröffnung der Beratungsstelle war<br />

noch nicht und die Therapeuten waren noch<br />

am Kisten auspacken. Die Leiterin der Be-<br />

Das Interview führte Sabine Wörner-Fischer mit Frau P.<br />

in der Beratungsstelle Stuttgart.<br />

ratungsstelle (Sabine Wörner-Fischer) nahm<br />

sich sofort sehr viel Zeit für mich und auch<br />

waren Folgetermine kein Problem. Ich bekam<br />

sofort Termine für die darauffolgenden<br />

Wochen und ich wurde wieder aufgefangen.<br />

eine Devise der letzten 7 Monate war „Augen<br />

zu und durch“, doch leider hat das nicht<br />

so funktioniert, wie ich mir das gewünscht<br />

habe. Ich kam da alleine nicht mehr raus<br />

und benötigte dringend psychologische Hilfe,<br />

die ich – abgesehen von meinem sehr guten<br />

Freundeskreis – von der Krebsberatungsstelle<br />

bekam und immer noch bekomme.<br />

Wie waren die Nachuntersuchungen?<br />

Wie sind Sie bis heute ausgegangen?<br />

Die Nachuntersuchungen erfolgen alle drei<br />

Monate bei meiner Gynäkologin. Bei der<br />

letzten Untersuchung wurde ein Befund der<br />

Gebärmutter – aufgrund der Einnahme von<br />

Tamoxifen – festgestellt und ich musste leider<br />

wieder ins Krankenhaus.<br />

Gott sei Dank konnte der Eingriff ambulant<br />

vorgenommen werden.<br />

Bei der Mammografie und dem Brustultraschall<br />

ist bis jetzt alles in Ordnung und es<br />

sind keine Auffälligkeiten festzustellen.<br />

Wie geht es momentan gesundheitlich?<br />

Durch den erneuten Befund hat sich mein<br />

psychischer, sowie mein körperlicher Zustand<br />

verschlechtert.<br />

Ich bin kraftlos und erschöpft.<br />

Was hat Ihnen Ihrer Einschätzung nach<br />

beim Gesundwerden am meisten geholfen?<br />

Noch bin ich nicht wieder komplett „hergestellt“.<br />

Aber die Begleitung der Krebsberatung<br />

bis zum heutigen Tag hat mir sehr, sehr<br />

geholfen.<br />

In meiner total verzweifelten Lage hatte ich<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


eine Anlaufstelle wo ich über meine Ängste<br />

und Sorgen reden konnte und – was ganz<br />

wichtig ist – verstanden wurde.<br />

Auch habe ich durch die Beratungsstelle erfahren,<br />

dass meine Gedanken und Ängste<br />

ganz normal sind und ich es so annehmen<br />

könne, wie es jetzt eben ist. Auch hat mir<br />

mein Freundeskreis sehr geholfen. Sie waren<br />

einfach – ohne wenn und aber – für mich<br />

da.<br />

Nur ist ein nicht psychologisch geschulter<br />

Mensch mit meiner Situation gänzlich überfordert,<br />

aber meine Freunde haben geleistet,<br />

was sie leisten konnten und können. Diese<br />

Erfahrung macht mich sehr „reich“!<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Können Sie etwas zum Thema<br />

Angst und Mut sagen?<br />

Angst und Panik dominieren in der Zeit nach<br />

der Diagnose. Selbst zum Beispiel „normale“<br />

Rückenschmerzen lassen mich in Panik geraten.<br />

Nach der Diagnose Krebs wurde mein<br />

Leben komplett durcheinandergewirbelt und<br />

die Angst ist immer gegenwärtig, mal mehr<br />

mal weniger, sie ist aber immer da.<br />

Mut? Nein, mutig war ich nicht. Ich wurde<br />

durch meine Krankheit gezwungen, den Weg<br />

zu gehen, der eben nun mal nötig war.<br />

Ich hätte mir im Strahlenzentrum mehr<br />

Mut zur Gegenwehr gewünscht. Aber mein<br />

Selbstwertgefühl war in der Zeit einfach zu<br />

gering um mich gegen die Ärzte und auch<br />

Mitarbeiter zur Wehr zu setzen.<br />

Worauf führen Sie Ihre aktuelle<br />

gesundheitlich Lage und ihre<br />

persönliche Befindlichkeit zurück,<br />

was hat Ihnen am meisten geholfen?<br />

Aufgrund des letzten, erneuten Befundes hat<br />

sich meine gesundheitliche Lage und persönliche<br />

Befindlichkeit ins Negative gewandelt.<br />

Ich war kräftemäßig schon viel weiter!<br />

Ich weiß nicht, ob ich ohne die Krebsberatungsstelle<br />

so weit gekommen wäre. Ich<br />

habe dort meine festen Termine und ich<br />

kann – sofern es mir sehr schlecht geht –<br />

auch mal einen Termin außer der Reihe bekommen.<br />

Alleine das zu wissen, hilft schon<br />

sehr viel weiter.<br />

Was hat sich alles verändert?<br />

Können Sie etwas zu Veränderungen<br />

in ihrem Leben nach der Krankheit sagen?<br />

Mein Leben hat sich nach der Diagnose in<br />

vielen Dingen verändert.<br />

Ich lebe bewusster und nicht mehr so selbstverständlich,<br />

genieße den Tag und die Stunde<br />

mit Freunden und in der Natur. Habe das<br />

Gefühl in meiner Vergangenheit beruflich<br />

„unnötige Dinge“ gemacht zu haben und<br />

möchte meine Zukunft gern mit Hilfe für<br />

Mensch und Tier verwirklichen.<br />

Menschliche Werte sind für mich „wertvoller“<br />

geworden.<br />

Das Leben kann zu schnell aus den Fugen<br />

geraten und gar vorbei sein. Oberflächlichkeit<br />

hat in meinem Leben keinen Platz mehr.<br />

Sobald ich wieder neue Kraft geschöpft habe<br />

– und aus meinem derzeitigen Tief raus bin –<br />

möchte ich wieder Sport machen und mich<br />

etwas mehr „am Leben“ beteiligen.<br />

Was hat Ihnen geholfen nicht in der Krise<br />

stecken zu bleiben?<br />

Durch die Unterstützung der therapeutischen<br />

Gespräche in der Krebsberatungsstelle<br />

wurden meine Gefühle wieder positiv und<br />

ich konnte mich mit meinen Ängsten und<br />

Sorgen annehmen.<br />

Ich konnte wieder Selbstwertgefühle entwickeln<br />

und meine Stärken sehen. Mein<br />

Freundeskreis, mein Kater Moritz, lange<br />

Spaziergänge in der Natur, meine positive<br />

Einstellung zum Leben und meine Hoffnung<br />

dass alles wieder gut wird.<br />

13


14<br />

Wir für Sie<br />

„Qualitätsoffensive Brustkrebs“ wurde im November 2011 neu gestartet<br />

Im November 2011 haben wir zusammen<br />

mit den LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<br />

<strong>Baden</strong>, der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische<br />

Onkologie und der Deutschen<br />

Gesellschaft für Senologie die Kampagne<br />

„Qualitätsoffensive Brustkrebs“ in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> neu gestartet.<br />

Ziel der Qualitätsoffensive Brustkrebs ist es,<br />

Frauen sowohl zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung<br />

als auch zur Teilnahme am<br />

Mammographie-Screening zu motivieren.<br />

Darüber hinaus wird die monatliche Selbst-<br />

Wir wollen<br />

• Bewusstsein schaffen<br />

• Ängste abbauen<br />

• Motivieren<br />

• Aktivieren<br />

• Informieren<br />

• Initiieren<br />

Wir fordern<br />

• Die Ausweitung des Mammographie-Screenings<br />

für Frauen<br />

ab 40 und über 70 Jahren<br />

• Innovationen in der Krebsheilkunde<br />

und kritische<br />

Begleitforschung<br />

• Den Ausbau der psychosozialen<br />

Krebsberatung<br />

LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> e.V.<br />

Qualitätsoffensive<br />

Brustkrebs<br />

Initiative Qualitätsoffensive Brustkrebs<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Senologie e.V.<br />

Plakat_brustkrebs4.indd 1 14.09.11 16:14:15<br />

Gestaltung: Marlies Haist, LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Titelfoto „Niki de Saint Phalle: Nana Mosaique Noire 1999, Polyester und Mosaik 254 x 122 x 122 cm, Sammlung Würth Inv. 11322.<br />

Copyright: 2011 Niki Charitable Art Foundation, All rights reserved / VG BILD-KUNST, Foto: Felix Steiger, Chur<br />

Qualitätsoffensive<br />

Brustkrebs<br />

untersuchung der Brust empfohlen.<br />

Mit der Qualitätsoffensive Brustkrebs soll<br />

nicht nur über die Möglichkeiten der Früherkennung,<br />

über die Risikogruppen und die<br />

Entstehungsfaktoren sowie die Leistungen<br />

der gesetzlichen Krankenkassen informiert,<br />

sondern auch etwas bewegt werden.<br />

Daher fordert der LandFrauenverband<br />

<strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> mit seinen Kooperationspartnern:<br />

• Wir unterstützen den Aufbau aussagekräftiger<br />

Krebsregister und der Qualitätssicherung<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

• Wir fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

der behandelnden Ärzte und<br />

des medizinischen Fachpersonals.<br />

• Wir fordern die Ausweitung des Mammographie-Screenings<br />

für Frauen ab 40 und<br />

über 70 Jahren.<br />

• Die Sonographie sollte eingeführt werden<br />

im Rahmen des Screenings für Frauen,<br />

die einen dichten Brustdrüsenkörper<br />

haben (ACR 3 und 4) - vorerst in der Altergruppe<br />

von 50 bis 69 Jahren und später<br />

dann auch in der Altersgruppe 40 bis<br />

49 Jahre und über 70 Jahre. Wichtig ist,<br />

dass dort die Sonographie routinemäßig<br />

eingesetzt werden sollte, da bei dichtem<br />

Brustdrüsenkörper die Sonographie bessere<br />

Resultate liefert als die Mammographie.<br />

• Wir unterstützen Innovationen in der<br />

Krebsheilkunde und kritischen Begleitforschung.<br />

• Wir fordern den Ausbau der psychosozialen<br />

Krebsberatung.<br />

Quelle: LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong><br />

www.landfrauen-bw.de<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Mehr Wissen – Besser leBen


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Ein Projekt des LandFrauenverbandes<br />

<strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> e.V.<br />

in Kooperation mit<br />

Vor 25 Jahren erkrankte in der Bundesrepublik Deutschland jede 26te Frau im Laufe ihres Lebens an<br />

Brustkrebs. Heute ist es jede 10te. Tendenz steigend! Frauen jeden Alters können betroffen sein.<br />

Daher FORDERN wir:<br />

���� den Aufbau aussagekräftiger Krebsregister in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

���� die interdisziplinäre Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte und des medizinischen Fachpersonals.<br />

���� die Ausweitung des Mammographie-Screenings auf Frauen ab 40 und über 70 Jahre<br />

���� den routinemäßigen Einsatz der Sonographie im Rahmen des Screenings für Frauen, die einen dichten<br />

Brustdrüsenkörper haben - vorerst in der Altergruppe von 50 bis 69 Jahren und später dann auch in der<br />

Altersgruppe 40 bis 49 Jahre und über 70 Jahre. Da hier die Sonographie bessere Resultate liefert als die<br />

Mammographie.<br />

���� Innovationen in der Krebsheilkunde und kritischen Begleitforschung zu unterstützen<br />

���� den Ausbau der psychosozialen Krebsberatung<br />

Rücksendungen bis 30. Juli 2012 an den LandFrauenverband <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong>, Bosperstr. 17, 70180 Stuttgart<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

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Unterstützen Sie dieses Projekt mit Ihrer Unterschrift!<br />

Mit meiner Unterschrift unterstütze ich die Forderungen des LandFrauenverbandes <strong>Württemberg</strong>-<strong>Baden</strong> e.V.<br />

Vorname Name Beruf Ort Unterschrift<br />

1.......................................................................................................................<br />

2.......................................................................................................................<br />

3.......................................................................................................................<br />

4.......................................................................................................................<br />

5.......................................................................................................................<br />

6.......................................................................................................................<br />

7.......................................................................................................................<br />

8.......................................................................................................................<br />

9.......................................................................................................................<br />

10.....................................................................................................................<br />

15


16<br />

Wir für Sie<br />

Von Griechenland, durch den Balkan bis<br />

nach Wien und zurück nach Stuttgart ging<br />

unsere 4. Bäder- und Rehatour 2011.<br />

„Zeigen, was möglich ist“ war auch in diesem<br />

Jahr wieder das Motto der nun schon<br />

zum vierten Mal stattfindenden Bäder- und<br />

Rehatour 2011.<br />

Das heißt Werben für die Rehabilitation als<br />

wichtiges Angebot zur Wiedereingliederung<br />

von behinderten und chronisch kranken<br />

Menschen in Beruf und Gesellschaft. Dies<br />

wird von den behinderten Teilnehmern eindrucksvoll<br />

demonstriert.<br />

Nach erfolgreicher Rehabilitation zeigen sie<br />

Bäder- und Rehatour<br />

2011<br />

4. Bäder- und Rehatour – von Thessaloniki nach Stuttgart –<br />

2.180 Kilometer in 16 Tagen<br />

großen Einsatz und enorme Willenskraft.<br />

Initiator der Tour, Hubert Seiter, ehrenamtlicher<br />

geschäftsführender Vorstand des<br />

<strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>:<br />

“Mobil und mit eigener Kraft die besonderen<br />

Herausforderungen meistern, das macht<br />

glücklich. Erst recht bei den besonderen Herausforderungen<br />

in diesem Jahr. Aber in einer<br />

starken Gemeinschaft ist alles möglich.“<br />

Auch in diesem Jahr haben wir einen<br />

Kalender der Tour für das Jahr 2012 erstellt.<br />

Diesen können Sie über die Geschäftsstelle<br />

kostenfrei bestellen. Heike Lauer<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

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Mehr Wissen – Besser leBen<br />

17


18<br />

Wir für Sie<br />

Wenn Sie beim Arzt bezahlt sollen<br />

Individuelle GesundheitsLeitstungen (IGeL)<br />

In vielen Wartezimmern liegen sie, die bunten<br />

Faltblätter und Hochglanzbroschüren, die<br />

für Ozontherapie, Blutanalysen oder Check<br />

up Ergänzungen werben. Es handelt sich dabei<br />

um Reklame für sogenannte Individuelle<br />

Gesundheitsleistungen (IGeL).<br />

Dahinter verbergen sich viele unterschiedliche<br />

Diagnose- und Behandlungsmethoden<br />

sowie eine Reihe vermeintlich gesundheitsfördernder<br />

Maßnahmen, auch die Alternativ-<br />

und Umweltmedizin gehört in desen Bereich.<br />

Wenn Ihnen von Ihrem Arzt IGeL angeboten<br />

werden, sollten Sie ihm die<br />

folgenden Fragen stellen:<br />

Worin liegt der persönliche Nutzen dieser<br />

Leistung für mich?<br />

Ist das Verfahren wissenschaftlich belegt?<br />

Gibt es einen Nachweis für den therapeutischen<br />

oder diagnostischen Nutzen?<br />

Gibt es wissenschaftliche Studien, die ein<br />

längeres Leben oder mehr Lebensqualität<br />

für die Teilnehmer der Untersuchung oder<br />

Behandlung belegen?<br />

Welche Risiken hat die Methode? Wie<br />

hoch sind diese?<br />

Welche Konsequenzen ergeben sich aus<br />

dem Untersuchungsergebnis?<br />

Welche weiteren Untersuchungen oder<br />

Behandlungen können erfolgen? Haben<br />

diese besondere Risiken?<br />

Gibt es Alternativen, eventuell auch welche,<br />

die die Krankenkasse bezahlt? Worin<br />

unterscheiden sich die beiden Methoden?<br />

Gibt es Risiken für mich, wenn ich mich<br />

nicht behandeln lasse?<br />

Was kostet IGeL genau? Sind Mehrkosten<br />

möglich und in welchen Fällen?<br />

Individuelle<br />

Gesundheitsleistungen<br />

Einheitliche Auflistungen der IGel gibt es<br />

nicht. Zur Orientierung für Sie:<br />

Medizinische Maßnahmen, die nicht<br />

zu den Aufgaben der gestzlichen Krankenkassen<br />

gehören - aber im Einzelfall eine<br />

medizinisch sinnvolle und empfehlenswerte<br />

Leistung darstellen.<br />

Beispiele: Beratung und Impfung vor Fernreisen,<br />

sportmedizinische Untersuchungen,<br />

Eignungsuntersuchungen (etwa Flug- oder<br />

Tauchfähigkeit)<br />

Medizinisch–kosmetische Leistungen,<br />

die allein auf Wunsch des Patienten erfolgen,<br />

ohne dass eine medizinische Notwendigkeit<br />

gegeben ist.<br />

Beispiele: Schönheitsoperationen oder<br />

Entfernung von Tätowierungen<br />

Spezielle Vorsorgeuntersuchungen,<br />

die nur in bestimmtn Risikofällen oder bei<br />

begründeten Krankheitsverdacht von den<br />

Kassen übernommen werden. In allen anderen<br />

Fällen, wenn diese Zusatzuntersuchung<br />

auf Patientenwunsch, ohne medizinische<br />

Notwendigkeit durchgeführt werden, müssen<br />

die Kosten selbst bezahlt werden.<br />

Beispiele: Untersuchungen zur Brustkrebsfrüherkennung<br />

bei Frauen. Bei auffälligen<br />

Tastbefund übernehmen die gesetzlichen<br />

Krankenkassen die Kosten für zusätzliche<br />

Ultrraschalluntersuchungen. Möchte eine<br />

Frau diese Untersuchung ohne medizinischen<br />

Grund, werden die Kosten nicht übernommen.<br />

Untersuchungs– und Behandlungsmethoden,<br />

deren Nutzen bislang nicht eindeutig<br />

wissenschaftlich bewiesen ist.<br />

Beispiel: Ozon–Therapie und Ultraviolettbestrahlung<br />

des Blutes (UVB), die häufig<br />

zur Regeneration, zur Stärkung der Immu-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


nabwehr und bei Durchblutungsstörungen<br />

angeboten werden. Bei beiden Methoden<br />

liegen keine ausreichenden Wissenschaftlichen<br />

Studien vor, die eine Wirksamkeit der<br />

Therapie belegen.<br />

Diese Leistungen sind nicht im Leistungskatalog<br />

der gesetzlichen Krankenkassen<br />

enthalten. Die Kosten für diese Leistungen<br />

müssen von den Patienten selbst übernommen<br />

werden, das bedeutet, der Patient wird<br />

zum Kunde und der Arzt zum Verkäufer.<br />

Der „Verkauf“ dieser Leistungen sind insoweit<br />

kritisch zu betrachten, da Ärzte- und<br />

Zahnärztevertreter selbst zusammen mit<br />

Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen<br />

diese Leistungen als medizinisch nicht notwendig<br />

klassifiziert haben.<br />

Verbraucherschützer, Patientenvertreter und<br />

kritische Mediziner fordern daher eine Qualitätsüberwachung.<br />

Eine Ärztegruppe bei der<br />

Bundesärztekammer soll Kriterien aufstellen,<br />

mit denen eine „Positivliste“ empfehlenswerter<br />

IGeL bewertet werden können.<br />

Sprechen Sie auf jeden Fall vor Durchführung<br />

der IGeL mit Ihrer Krankenkasse, ob<br />

die Zusatzbehandlung im Vorsorgeplan der<br />

Krankenkasse aufgeführt ist. Einige Kassen<br />

bieten hierzu eine eigene medizinische Hotline<br />

an. Neben der Beurteilung von Vor- und<br />

Nachteilen kann bei einer Nachfrage auch<br />

geklärt werden, ob zusätzliche Leistungen<br />

zum Vorsorgeprogramm der Krankenkasse<br />

gehören und nicht privat bezahlt werden<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Einige Hinweise, was Ihr Arzt<br />

nicht darf:<br />

IGeL dürfen grundsätzlich nicht<br />

während einer laufenden Untersuchung<br />

oder Behandlung angeboten<br />

werden.<br />

Ihr Arzt darf keine ungerechtfertigten<br />

Erwartungen bei Ihnen als Patient<br />

wecken.<br />

Seine eigene Tägigkeit oder Person<br />

darf der Arzt nicht in aufdringlicher<br />

Weise hervorheben.<br />

Verboten ist es außerdem, den<br />

Eindruck entstehen zu lassen, bestimmte<br />

Behandlungen seien wissenschaftlich<br />

erprobt oder völlig ungefährlich.<br />

Ein Arzt sollte keinerlei Vergleiche,<br />

auch keine Kostenvergleiche, zu<br />

Kollegen oder deren Behandlungsverfahren<br />

herstellen.<br />

müssen. Ob die Kassen die Kosten tragen,<br />

sollte man vorab genau klären, denn die Beträge<br />

für bereits privat gezahlte Leistungen<br />

werden nachträglich meist nicht erstattet.<br />

Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden<br />

Arzt persönlich, ausführlich und verständlich<br />

die Behandlung oder Therapie erklären.<br />

Stellen Sie Fragen. Denken Sie in Ruhe darüber<br />

nach, ob Sie die angebotene Behandlung<br />

in Anspruch nehmen möchten.<br />

Holen Sie sich Informationen bei unabhängigen<br />

Einrichtungen ein.<br />

Bestehen Sie auf einen schriftlichen Kostenvoranschlag<br />

und auf eine ordnungsgemäße<br />

Rechnung nach der amtlichen Gebührenordnung<br />

für Ärzte (GOÄ) oder Zahnärzte (GOZ).<br />

Bei eventuellen Schadenersatzforderungen<br />

ist dies sehr wichtig.<br />

Als Nutzer von IGeL sind Sie Privatpatient.<br />

Eine Praxisgebühr ist nicht zu bezahlen, Sie<br />

müssen auch keine Chipkarte abgeben.<br />

Quelle: Verbraucherzentrale <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen<br />

Verbraucherzentrale<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

e.V.<br />

Paulinenstr. 47<br />

70178 Stuttgart<br />

Tel: 0711 66 91 10<br />

www.vz-ba-wue.de<br />

Verbraucherzentrale<br />

NRW e.V.<br />

Mintropstr. 27<br />

40215 Düsseldorf<br />

www.vz-nrw.de<br />

19


20<br />

Politik und Gesellschaft<br />

Der GEKID-Atlas stellt die Krebsneuerkrankungen<br />

(Inzidenzen) beziehungsweise die<br />

Krebssterblichkeit (Mortalität) auf Ebene der<br />

Bundesländer für 25 ausgewählte Tumorarten<br />

und Tumorgruppen und Krebs insgesamt<br />

dar.<br />

Grundlage hierfür sind die durch die epidemiologischen<br />

Krebsregister registrierten<br />

Neuerkrankungen in den einzelnen Bundesländern.<br />

Diese Daten werden seit vielen Jahren in<br />

den Jahresberichten und teilweise auch im<br />

Internet publiziert und bilden die Grundlage<br />

der zweijährlich erscheinenden Publikation<br />

„Krebs in Deutschland.<br />

Im GEKID-Atlas werden altersstandardisierte<br />

Raten (pro 100.000 Personen pro Jahr, altersstandardisiert<br />

auf den Europastandard)<br />

und absolute Erkrankungszahlen gezeigt.<br />

Als Bezugspunkt für diese länderspezifischen<br />

Zahlen und Raten wird eine aktuelle<br />

Hochrechung für Deutschland vergleichend<br />

dargestellt.<br />

Nicht alle Bundesländer lassen sich uneingeschränkt<br />

und zu jedem Zeitpunkt mitei-<br />

GEKID<br />

Gesellschaft für epidemiologische Krebsregister in Deutschland (GEKID)<br />

stellt einen interaktiven Krebsatlas für Deutschland online<br />

nander vergleichen. Unterschiede in der<br />

Vollzähligkeit der Datenerfassung (auch im<br />

zeitlichen Verlauf), unterschiedliche Anteile<br />

von Personen, die nur auf Grund einer<br />

Todesbescheinigung erfasst wurden aber<br />

auch regional unterschiedliche ausgeprägte<br />

Krebsfrüherkennungsprogramme, können<br />

zu künstlichen Veränderungen der Zahlen<br />

und Raten führen.<br />

Steigt beispielsweise die Vollzähligkeit der<br />

Erfassung in einem Krebsregister, so wird<br />

sich dies in der entsprechenden Kurve in<br />

Form einer (scheinbar) steigenden Krebshäufigkeit<br />

niederschlagen. Tatsächlich steigt<br />

aber nicht die Krebshäufigkeit, sondern nur<br />

die Zahl der Krebserkrankungen, die mittlerweile<br />

vom Krebsregister erfasst wurden.<br />

Bitte beachten Sie diese Hinweise, wenn Sie<br />

den interaktiven Krebsatlas der GEKID nutzen.<br />

Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen<br />

Krebsregister in Deutschland e.V.<br />

www.gekid.de<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Krebsregister<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Politik und Gesellschaft<br />

Das Krebsregister <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird weiter ausgebaut<br />

Seit April 2009 sind Ärzte an den Tumorzentren<br />

und Onkologischen Schwerpunkten<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nach dem Landeskrebsregister<br />

verpflichtet, Angaben über<br />

Krebsneuerkrankungen an das Krebsregister<br />

zu melden.<br />

Wir haben darüber in „Mehr Wissen - Besser<br />

Leben 1/2009“ ausführlich berichtet.<br />

Am 01. Juli 2011 wurde mit der zweiten Ausbaustufe<br />

des Krebsregisters <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

begonnen.<br />

In dieser Ausbaustufe werden alle Krankenhäuser<br />

und pathologischen Einrichtungen<br />

des Landes, die nicht einem Tumorzentrum<br />

oder Onkologischen Schwerpunkt angehören,<br />

in die Meldepflicht einbezogen.<br />

Seit Oktober 2011 sind dann alle übrigen<br />

Ärztinnen und Ärzte zur Meldung verpflichtet<br />

sein.<br />

Neben der Art der Krebserkrankung werden<br />

auch Daten zur Diagnose, zum eingeschlagenen<br />

Therapieweg und zum Verlauf der<br />

Krankheit erfasst und gemeldet.<br />

Die Patientendaten werden chiffriert und in<br />

pseudomisierten Datensätze an das Register<br />

weitergeleitet.<br />

Jedem Patienten steht es jedoch frei, die<br />

Meldung des behandelnden Arztes durch einen<br />

Widerspruch zu unterbinden.<br />

Der Arzt hat den Patienten auf dieses Recht<br />

des Widerspruchs hinzuweisen.<br />

Patientinnen und Patienten werden durch<br />

ihren Arzt mit Hilfe eines entsprechendes Informationsblatt<br />

über den Inhalt der Meldung<br />

und die weitere Verarbeitung und Nutzung<br />

der Daten durch das Krebsregister informiert<br />

und aufgeklärt.<br />

www.krebsregister-bw.de<br />

Vertrauensstelle des Krebsregisters<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Gartenstr. 105<br />

76135 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721 825 79000<br />

Fax: 0721 825 9979099<br />

vs@drv-bw.de<br />

www.krebsregister-bw.de<br />

Schellingstr. 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 123 0<br />

Fax: 0711 123 3997<br />

poststelle@sm.bwl.de<br />

Ministerium für Arbeit<br />

und Soziales<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

21


22<br />

Medizin und Forschung<br />

Geschmacksrezeptoren für Bitterstoffe finden<br />

sich auch in den Bronchien. Sie bewirken,<br />

dass sich die Atemwege erweitern,<br />

wenn sie gereizt werden. Das haben Medi-<br />

Bitter macht nicht nur<br />

lustig ... sondern hilft<br />

beim Atmen<br />

ziner aus Baltimor im US-Bundesstaat Maryland<br />

herausgefunden und in der Fachzeitschrift<br />

Nature publiziert. Die Erkennnis<br />

könnte zukünftig beispielsweise für die Entwicklung<br />

von Asthmamitteln genutz werden.<br />

Ursprünglich hatten die Forscher angenommen,<br />

die Rezeptoren würden eine Vereingung<br />

bewirken, um Giftstoffe fernzuhalten.<br />

Auch der Partner leidet<br />

Quelle: Apotheken-Umschau<br />

Vermischtes<br />

Eine im Fachmagazin Cancer veröffentlichte<br />

Studie zeigt, dass Brustkrebs auch die Gesundheit<br />

des Partners angreift.<br />

Bei einer dänischen Studie mit mehr als 1,2<br />

Millionen dänischen Bürgern zeigte sich,<br />

dass einer von 700<br />

Männern wegen einer<br />

schweren Depression<br />

in einer Klinik behandelt<br />

werden musste, wenn die Partnerin an<br />

Brustkrebs erkrankt war.<br />

Bei einer Vergleichsgruppe erkrankte einer<br />

von tausend Männern an einer schweren<br />

Depression.<br />

Die Autoren der Studie regten bei den<br />

Ärzten an, während der Behandlung von<br />

Brustkrebspatientinnen auch auf die gesundheitlichen<br />

Probleme der Partner zu<br />

achten.<br />

Quelle: Apotheken-Umschau<br />

Etwa 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs<br />

nach den Wechseljahren ließen sich durch<br />

mehr Bewegung und den Verzicht auf eine<br />

Hormonersatztherapie vermeiden, errechneten<br />

Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum.<br />

58.000 Frauen erkranken in Deutschland an<br />

Brustkrebs, zentrale Frage dabei ist, ob und<br />

welche Verhaltensänderungen dazu beitragen<br />

können, die Erkrankungsrate zu senken.<br />

Bei den Studien konzentrierten sich die Forscher<br />

auf Aspekte wie die Einnahme von<br />

Hormonen zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden,<br />

auf körperliche Aktivität,<br />

Übergewicht und Alkoholkonsum. All diese<br />

Lebensstilfaktoren galten aufgrund vorangegangener<br />

Untersuchungen als mögliche<br />

Risikofaktoren bei der Entstehung von<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Mehrere Studien haben gezeigt, dass Akupressur<br />

Übelkeit und Brechreiz während<br />

einer Chemotherapie lindern kann.<br />

Am besten hat der Druck auf den Akupunkturpunkt<br />

P6 an der Handgelekinnen-<br />

seite (Neiguan) den gewünschten Erfolg gebracht.<br />

Zitronenfrische im Geschirrspülmittel oder<br />

der Frühling im<br />

Waschmittel. So Gefährliche Wohlgerüche<br />

gut wie jedes<br />

Shampoo oder<br />

jede Seife hat eine besondere Duftnote.<br />

Doch was einem da in die Nase steigt ist<br />

nicht harmlos.<br />

Forscher der University of Washington untersuchten<br />

25 parfümierte Haushaltsprodukte<br />

und fanden nicht weniger als 133 verschiedene<br />

Chemikalien, die von den Produkten in<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Quelle: Apotheken-Umschau<br />

Brustkrebs.<br />

Die Studie erfolgte auf<br />

der Basis der Daten von<br />

3074 Brustkrebspatientinnen<br />

und 6386 Kontrollen.<br />

Demnach können 19,4 Prozent der postmenopausalen<br />

Brustkrebsfälle auf die Hormonersatztherapie<br />

und 12,8 Prozent auf den<br />

Mangel an körperlicher Aktivität zurückgeführt<br />

werden.<br />

Ließen sich in diesen beiden Bereichen Verhaltensänderungen<br />

herbeiführen, könnten<br />

fast 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs<br />

nach den Wechseljahren verhindert werden.<br />

Die DKFZ-Forscherinnen raten den Frauen<br />

daher zu mehr Bewegung und einem Verzicht<br />

auf Hormonersatztherapie, wo sie nicht<br />

unbedingt nötig ist.<br />

Quelle: DKFZ<br />

Akupressur bei Übelkeit<br />

die Luft abgegeben wurden.<br />

Etwa ein Viertel der Emissionsstoffe<br />

gilt als potentiell<br />

toxisch oder steht unter dem Verdacht,<br />

karzinogen zu sein.<br />

Produkte, die als „natürlich“ oder „organisch“<br />

vermarktet werden, machten hier<br />

keine Ausnahme.<br />

Quelle: MMW-Fortschr.Med.Nr.44/2010<br />

Vermeidbare Risikofaktoren für<br />

Brustkrebs identifiziert<br />

23


24<br />

Etwa 5 Minuten Augen-Yoga täglich sorgen<br />

für frisches Sehen und verhindern Ermüdungserscheinungen.<br />

Einfach die Augen<br />

schließen und mehrere Male tief ein- und<br />

ausatmen.Anschließend die Handflächen aneinander<br />

reiben, bis sie sich warm anfühlen<br />

und sanft über die Augen legen. Mehrmals<br />

wiederholt, entspannt diese Übung die Augenmuskulatur<br />

und versorgt die Sinnesorgane<br />

mit neuer Energie. Zur Stärkung der<br />

Sehmuskulatur empfiehlt sich abwechseldes<br />

Schauen in unterschiedliche Richtungen,<br />

ohne jedoch dabei den Kopf zu bewegen. Die<br />

Übungen sollten nicht anstrengen – hier gilt<br />

es, seinen individuelle Rhythmus zu finden.<br />

Quelle: Kuratorium Gutes Sehen<br />

Schmerzhafte medizinische Prozeduren<br />

werden durch Natur-Szenarien erträglicher.<br />

Eine Studie der Johns Hopkins University<br />

Natur lindert den Schmerz<br />

Augenyoga<br />

Enstpannte Aussichten<br />

School of Medicine in Baltimore (USA) zeigt,<br />

dass Krebspatienten eine Punktion des Knochenmarks<br />

weniger peinigend empfanden,<br />

wenn sie während des Eingriffs von großformatigen<br />

Wald- bzw. Gebirgsmotiven sowie<br />

mit Vogelgezwitscher oder Fröschequaken<br />

vom Band abgelenkt wurden.<br />

Quelle: Apotheken-Umschau<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Die bislang größte randomisierte Studie, in<br />

der die Effekte von Yoga bei Krebsüberlebenden<br />

untersucht wurden, ergab: Ein vierwöchiges<br />

Yogaprogramm hilft Patienten, besser<br />

zu schlafen, mindert Fatigueleiden und bessert<br />

die Lebensqualität.<br />

Schlafprobleme und Fatigue gehören zu den<br />

am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen,<br />

die Krebsüberlebende erfahren. In der<br />

randomisierten multizentrischen Phase-II/<br />

III-Studie wurden die Vorteile von Yoga bei<br />

410 Überlebenden von Krebserkrankungen<br />

in frühen Stadien geprüft. (96 Prozent Frauen,<br />

75 Prozent Brustkrebspatientinnen), die<br />

von Schlafproblemen zwischen zwei und 24<br />

Monaten nach der adjuvanten Therapie berichtet<br />

hatten. Die Patienten wurden entweder<br />

nur normal weiterbetreut oder nahmen<br />

für vier Wochen zweimal wöchentlich an ei-<br />

Mündige Patienten leben<br />

länger<br />

Patienten, die Informationen über ihre<br />

Krankheit haben, die sie auch gut verstehen<br />

und die in der Lage sind, Konsequenzen daraus<br />

zu erkennen haben so einen positiven<br />

Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung.<br />

Das ist das Ergebnis einer Studie mit 1547<br />

Herzinsuffizienzpatienten (Herzschwäche),<br />

von denen knapp 20 Prozent ein geringes<br />

Verständnis ihres gesundheitlichen Zustan-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Yoga bessert Schlaf und<br />

Fatigue<br />

nem Yogaprogramm für Krebsüberlebende<br />

teil.<br />

Dies bestand aus Entspannungsübungen wie<br />

bewusstem Atmen, Meditation und Visualisierungen.<br />

Die Patienten in der Yogagruppe berichteten<br />

danach über verbesserte Schlafqualität (31<br />

Prozent versus 16 Prozent), Reduktion der<br />

Fatigue (42 Prozent versus zwölf Prozent)<br />

und eine verbesserte Lebensqualität (sechs<br />

Prozent versus null Prozent) im Vergleich zur<br />

Kontrollgruppe.<br />

Außerdem konnte bei ihnen eine Reduktion<br />

der Schlafmedikation um 21 Prozent verzeichnet<br />

werden, während dies in der Kontrollgruppe<br />

sogar um fünf Prozent stieg.<br />

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Heft 25 2010<br />

des attestiert wurde.<br />

Bei diesen Patienten war die Mortalität insgesam<br />

deutlich erhöht gegenüber Patienten<br />

mit einem adäquaten (angemessenen) Wissensstand.<br />

Quelle: MMW-Fortschr.Med.Nr. 18/2011<br />

25


26<br />

Medizin und Forschung<br />

ATO Tagung 2011<br />

Das 30. Treffen der Arbeitsgemeinschaft der Tumorzentren, Onkologi-<br />

schen Schwerpunkte und Arbeitskreise in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (ATO)<br />

fand in diesem Jahr in Lörrach statt.<br />

„Voneinander lernen –<br />

Onkologische Versorgung im Vergleich:<br />

Schweiz – <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

Rund 200 Experten aller in der Krebsheilkunde<br />

tätigen Berufsgruppen und Patientenvertreter<br />

aus ganz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und<br />

der benachbarten Schweiz haben sich am<br />

11. und 12. November 2011 in Lörrach zur<br />

Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der<br />

Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkte<br />

(ATO) getroffen.<br />

Die jährliche ATO-Tagung dient zur Standortbestimmung<br />

der Krebsheilkunde in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>. Neben namhaften Onkologen<br />

des Landes sind Ärzte aus Rehabilitationskliniken<br />

und Praxen ebenso wie Pflegekräfte,<br />

Psychologen, Sozialarbeiter und nicht<br />

zuletzt Patientenvertreter der Selbsthilfegruppen<br />

nach Krebs sowie Vertreter der<br />

Kranken- und Rentenversicherungen ebenso<br />

wie aus der Politik beteiligt. Über inzwischen<br />

drei Jahrzehnte hat sich die Arbeitstagung<br />

zur zentralen Veranstaltung in der Onkologie<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entwickelt. Wesentliche<br />

Impulse für die weitere Entwicklung der<br />

Krebsheilkunde gehen regelmäßig von ihr<br />

aus.<br />

„Die Gesundheitssysteme in der Schweiz und<br />

in Deutschland unterscheiden sich erheblich.<br />

Einige Maßnahmen, die zur Sanierung der<br />

Systeme angedacht werden, sind bei den jeweiligen<br />

Nachbarn seit Jahren umgesetzt.“<br />

so Prof. Walter Aulitzky, Vorsitzender des<br />

<strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in der<br />

Vorbereitung der Tagung. So ging es auf der<br />

Tagung in Lörrach nicht ausschließlich um<br />

Gesundheitskosten und dem Vergleich der<br />

Gesundheitssysteme sondern die besondere<br />

Aufmerksamkeit war auch den Arbeitsbedin-<br />

gungen gewidmet, dem Vergleich der Arbeitsteilung<br />

zwischen Ärzten und Pflegenden,<br />

dem unterschiedliche Ausmaß an Bürokratie<br />

sowie den Möglichkeiten der Einbindung von<br />

Patienten und Patientenvertretungen. Letztendlich<br />

stand über allem die Frage: Was hat<br />

der Patient davon?“<br />

Auf die besondere Rolle Lörrachs verwies<br />

Andreas Hauser, Vorstandsvorsitzender des<br />

OSP Lörrach: „Die Nachbarschaft des OSP<br />

Lörrach zur Schweiz und die hier bereits<br />

bestehende enge Kooperation des OSP mit<br />

dem Universitätsspital Basel haben eine gute<br />

Gelegenheit dazu gegeben, diese Thema für<br />

die Tagung aufzugreifen.“<br />

Der Themenschwerpunkt am zweiten Tag<br />

lautete „Voneinander Lernen ...“.<br />

Vertreter aus Politik, Krankenkassen, Wirtschaft,<br />

der medizinischen Praxis und Patientenvertreter<br />

waren eingeladen und diskutieren<br />

das gesundheitspolitisch spannende<br />

Thema.<br />

In der Region bestehen bereits hervorragende<br />

grenzüberschreitende Kooperationen in<br />

der onkologischen Versorgung im Landkreis<br />

Lörrach mit dem benachbarten Basel:<br />

Erst kürzlich beschloss man die Einrichtung<br />

eines Onkologischen Kompetenzzentrums<br />

am Kreiskrankenhaus Lörrach in Partnerschaft<br />

mit dem St. Elisabethen-Krankenhaus<br />

Lörrach, der onkologischen Gemeinschaftspraxis<br />

„Onkologie Dreiländereck“ und dem<br />

Institut für Radiologie am Universitätsspital<br />

Basel.<br />

Der Onkologische Schwerpunkt Lörrach-<br />

Rheinfelden gewährleistet seit seiner Grün-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


dung 2002 eine Versorgung von Krebs-<br />

patienten in der Region auf sehr hohem<br />

Niveau. Er stellt dabei das zentrale Bindeglied<br />

zwischen den einzelnen Institutionen<br />

dar.<br />

Wichtigste Grundlage ist dabei die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit aller an der Versorgung<br />

von Krebskranken beteiligten ärztlichen<br />

Fachrichtungen und Berufsgruppen.<br />

Spannend war auch der Workshop „Selbsthilfe<br />

im Dialog“ der in diesem Jahr ebenfalls<br />

unter dem Motto „Voneinander lernen...“<br />

stand.<br />

Vertreter der Selbsthilfe aus der Schweiz<br />

und <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> diskutierten intensiv<br />

die Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

in Struktur, Aufbau und finanzielle Förderung<br />

der Selbsthilfegruppen. Einen ausführ-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Sozialministerin Katrin Altpeter MdL<br />

spricht das Grußwort zur 30. ATO-<br />

Tagung<br />

Bild unten rechts:<br />

Teilnehmer der Tagung im<br />

Gespräch<br />

Bild unten links:<br />

Diskussionsrunde:<br />

„Voneinander lernen.“<br />

lichen Bericht des Workshops finden Sie auf<br />

Seite 41 des Magazins. Diese überregionale<br />

Fachtagung, vom <strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> initiiert unter Gastgeberschaft<br />

des Onkologischen Schwerpunkts (OSP)<br />

Lörrach-Rheinfelden, hat in der Region eine<br />

hohe Aufmerksamkeit erfahren.<br />

Eine ausführiche Dokumentation der Tagung<br />

wird in den nächsten Monaten erstellt werden<br />

und kann über die Geschäftsstelle des<br />

<strong>Krebsverband</strong>es bezogen werden.<br />

Im Rahmen der ATO-Tagung wurde in diesem<br />

Jahr bereits zum neunten Mal der Forschungs-<br />

und Entwicklungspreis 2011 verliehen.<br />

Die Vorstellung der Preisträger finden<br />

Sie auf den nachfolgenden Seiten.<br />

Heike Lauer<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

27


28<br />

Medizin und Forschung<br />

Forschungs- und Entwicklungspreis 2011 anläßlich der<br />

ATO-Tagung 2011 verliehen<br />

Der Vorstand des <strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> hat anlässlich des 25-jährigen<br />

Jubiläums des Verbandes (1999) beschlossen,<br />

einen Preis zu schaffen, mit dem Forschung<br />

und Entwicklung auf dem Gebiet der<br />

Onkologie gefördert werden.<br />

Schon heute existieren zahlreiche Preise auf<br />

dem Gebiet der Krebsforschung, die überwiegend<br />

auf Grundlagenforschung oder<br />

grundlagennahe angewandte Forschung<br />

ausgerichtet sind. Neben der Erforschung<br />

der Grundlagen der Biologie der malignen<br />

Tumoren und ihrer Diagnostik und Therapie<br />

nimmt jedoch, damit verbunden, die Bedeutung<br />

der anwendungsbezogenen Forschung<br />

und Entwicklungen sowie die Umsetzung<br />

von Forschungsergebnissen zum Nutzen<br />

des Patienten zu. Dies umfasst neben dem<br />

ärztlichen ebenso das psychosoziale und<br />

pflegerische Tätigkeitsfeld. Besondere Aufgaben<br />

ergeben sich dabei in den Bereichen<br />

der psychischen und sozialen Rehabilitation<br />

und der Pflege bei kurativer Therapie sowie<br />

der Therapie, Pflege, Rehabilitation und Betreuung<br />

bei behandelbaren, aber nicht mehr<br />

heilbaren malignen Erkrankungen.<br />

Nach unserer Ansicht kann der Preis dazu<br />

beitragen, patientenbezogene Krebsforschung<br />

zu fördern und Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der Institutionen, die sich mit der<br />

Betreuung von Krebskranken beschäftigen,<br />

zur weiteren Forschung und Entwicklung der<br />

für die Krebsbehandlung notwendigen Behandlungs-<br />

und Versorgungskonzepten anregen.<br />

Da die interdisziplinäre und interinstitutionelle<br />

Weiterentwicklung von zunehmender<br />

Bedeutung ist und wichtige Impulse in der<br />

Vergangenheit bereits häufig von regionalen<br />

Kooperationen ausgegangen sind, sollen<br />

Preisträger Forschungs-<br />

und Entwickliungspreis 2011<br />

Konzepte, die einer solchen Zusammenarbeit<br />

dienen, besonders in die Förderung einbezogen<br />

werden.<br />

Ziel des Forschungs- und Entwicklungs-<br />

preises ist es also, die angewandte Forschung<br />

und Konzeptentwicklung an den<br />

onkologischen Behandlungs- und Nachsorgezentren<br />

des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

anzuregen und mitzuhelfen, die Versorgung<br />

von Krebspatienten zu verbessern.<br />

Zielgruppe sind Ärzte, Psychologen, Pflegekräfte,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Sozialdienste der Tumorzentren und onkologischen<br />

Schwerpunkte, onkologischer Nachsorgeeinrichtungen,<br />

onkologischer Schwerpunktpraxen<br />

und anderer Institutionen, die<br />

in der Betreuung, Nachsorge und Rehabilitation<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> tätig sind.<br />

In diesem Jahr konnten wir zum<br />

neunten Mal den mit 5.000 Euro dotierten<br />

Forschungs- und Entwicklungspreis vergeben.<br />

Die Preisverleihung fand im Rahmen der<br />

30. Jahrestagung der Tumorzentren und<br />

Onkologischen Schwerpunkte (ATO) am<br />

12. November 2011 in Lörrach statt.<br />

In diesem Jahr wurden gleich drei Projekte<br />

bei der Preisvergabe gewürdigt.<br />

Claudia Keller, Leiterin Pflege- und Prozessmanagement,<br />

QMB der Organzentren, Zentrumskoordinatorin<br />

des Onkologischen Zentrums<br />

und des Onkologischen Schwerpunktes<br />

der Oberschwabenklinik St. Elisabeth (Onkologischer<br />

Schwerpunkt Oberschwaben);<br />

Johanna Baur, Onkologische Fachpflegekraft<br />

des Onkologischen Zentrums, des Onkologischen<br />

Schwerpunktes und der Organzentren<br />

sowie Dr. Gerhard Fischer, Facharzt<br />

für Innere Medizin, Hämatologie-Onkologie<br />

und Palliativmedizin (Leiter des Onkologischen<br />

Zentrums, Koordinator Onkologischer<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Schwerpunkt der Oberschwabenklinik St.<br />

Elisabeth) erhielten den Preis für ihr Projekt<br />

„Einführung eines Onkologischen Pflegekonzeptes<br />

und der Onkologischen<br />

Pflegevisite“ in Würdigung ihrer herausragenden<br />

Verdienste um die Einführung eines<br />

ganzheitlichen Onkologischen Pflegekonzeptes<br />

sowie Prozessentwicklung und -umsetzung<br />

in der onkologischen Pflege.<br />

Prof. Dr. Charlotte Niemeyer, PD Dr. Melchior<br />

Lauten, Dr. Ursula Tanriver, Dr. Kerstin<br />

Wenninger, alle Zentrum für Kinder- und<br />

Jugendmedizin (ZKJ) am CCCF sowie Prof.<br />

Dr. Jochen Seufert und Dr. Susanne Völkel,<br />

beide Innere Medizin II am CCCF und Sabine<br />

Götz ebenfalls CCCF haben den Preis<br />

für das Projekt „Vorsorge und Beratung<br />

für junge Menschen nach Krebserkrankung“<br />

- Entwicklung und Implementierung<br />

einer neuen Sprechstunde im<br />

Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer - CCCF<br />

Universitätsklinikum Freiburg ebenfalls<br />

in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste<br />

um die Entwicklung und Umsetzung<br />

eines innovativen Struktur- und Beratungskonzeptes<br />

für junge Menschen nach einer<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Sozialministerin Katrin<br />

Altpeter MdL (2.v.r.) mit den<br />

Preisträgern und Laudatoren.<br />

Krebserkrankung verliehen bekommen.<br />

Auch in diesem Jahr wurde wieder ein Anerkennungspreis<br />

vergeben.<br />

Dieser ging an Dr. phil. Joachim Wiskemann<br />

(PhD), NCT Heidelberg, Prof. Dr. Gerhard<br />

Huber, Institut für Sport und Sportwissenschaft<br />

- Universität Heidelberg, Prof. Dr.<br />

Cornelia Ulrich, NCT Heidelberg und an Prof.<br />

Dr. Karen Steindorf, DKFZ Heidelberg für das<br />

Projekt „Bewegung und Krebs“- Strukturiertes<br />

körperliches Training und bewegungstherapeutische<br />

Beratung als<br />

begleitender interdisziplinärer Therapieansatz<br />

in der Onkologie.<br />

Wir werden die Preisträger und ihre Projekte<br />

in der nächsten Ausgabe des Magazins ausführlich<br />

vorstellen.<br />

Heike Lauer<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

29


30<br />

Medizin und Forschung<br />

ASS gegen Krebs?<br />

Aspirin beseitigt Kopfschmerzen, senkt Fieber,<br />

lindert Rheuma und beugt Herzinfarkten<br />

und Schlaganfällen vor. Aber nicht nur das.<br />

Die Hinweise mehren sich, dass das medikament<br />

– genauer: sein Wirkstoff Acetylsalicylsäure<br />

(ASS) – sogar Krebs vorbeugen<br />

kann.<br />

Weidenbäume haben etwas Magisches. Nicht<br />

nur, dass sie am Ufer „verwunschener“ Weiher<br />

wachsen und im Dämmerlicht schauerlich<br />

aussehen, ein Motiv zahlreicher Gruselgeschichten.<br />

Auch als Heilpflanzen sind sie<br />

seit alters her geschätzt, denn Extrakte aus<br />

ihrer Rinde dämpfen Schmerzen und Entzündungen.<br />

Bäume aus der Gattung der Weiden<br />

(lateinisch: Salix) enthalten eine Substanz,<br />

die im Körper zu Salicylsäure umgewandelt<br />

wird. Und die wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend<br />

und entzündungshemmend.<br />

Seit 1874 setzten Ärzte die Salicylsäure als<br />

medizinischen Wirkstoff ein. Da der Stoff<br />

allerdings bitter schmeckt und oft Magenreizungen<br />

verursacht, entwickelte das Chemie–<br />

und Pharmaunternehmen Bayer ein<br />

Verfahren, um einen ähnlichen, aber verträglicheren<br />

Wirkstoff zu produzieren – die<br />

Acetylsalicylsäure (ASS). 1897 gelang es im<br />

Wuppertaler Bayer–Stammwerk erstmals,<br />

chemisch reines ASS herzustellen. Das Produkt<br />

hielt unter dem namen Aspirin bald<br />

Einzug in unzählige Hausapotheken auf der<br />

ganzen Welt.<br />

Der Darmkrebs–Enthüller<br />

Mittlerweile bewährt sich ASS nicht mehr<br />

nur, um Schmerzen und Entzündungen zu<br />

dämpfen.Auch als Hilfsmittel für die Krebsfrüherkennung<br />

scheint der Wirkstoff geeignet.<br />

Das haben Wissenschaftler um Professor<br />

Hermann Brenner herausgefunden, der<br />

am Deutschen Krebsforschungszentrum die<br />

Abteilung „Kliniksche Epidemiologie und Alternsforschung“<br />

leitet. Die Forscher untersuchten<br />

Daten von etwa 2000 Menschen, die<br />

an Darmkrebs–Früherkennungstests teilge-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


nommen hatten. Alle Teilnehmer unterzogen<br />

sich einer Darmspiegelung sowie zwei<br />

immunologischen Tests auf verborgenes Blut<br />

im Stuhl. Etwa jeder 10. gab an, regelmäßg<br />

niedrig dosiertes Aspirin einzunehmen. Die<br />

Daten zeigten zwar, dass fortgeschrittene<br />

Darmkrebsvorstufen bei den Aspirin-Konsumenten<br />

ähnlich oft auftraten wie bei den<br />

Aspirin-Abstinenzlern (nämlich bei etwa jedem<br />

zehnten Teilnehmer). Aufschlussreich<br />

war aber, dass Aspirin offenbar hilft, Darmkrebsvorstufen<br />

zuverlässiger zu erkennen.<br />

Die immunologischen Tests schlugen bei<br />

jenen Teilnehmern, die das Medikament regelmäßig<br />

einnahmen, deutlich empfindlicher<br />

an und spürten vorhandene Darmkrebsvorstufen<br />

fast doppelt so häufig auf. Die Gefahr<br />

eines falschen Alarms – also eines positiven<br />

Testergebnisses, ohne dass eine Krebsvorstufe<br />

vorliegt – nahm dabei nur unwesentlich<br />

zu.<br />

Die Ergebnisse von Hermann Brenner und<br />

seinem Team sind insofern überraschend,<br />

als viele Ärzte bisher befürchtet hatten, dass<br />

Aspirin die Vorsorgetests negativ beeinflussen<br />

könnte. Denn der Wirkstoff erhöht das<br />

Risiko von inneren Blutungen. „Wir planen<br />

gerade weitere Studien, um mehr darüber<br />

zu erfahren, wie man den Wirkstoff möglicherweise<br />

bei immunologischen Tests auf<br />

Blut im Stuhl einsetzen kann“, sagt Brenner,<br />

„wir gehen davon aus, dass es reicht, Aspirin<br />

drei bis vier Tage vor der Untersuchung einzunehmen,<br />

um die gewünschte Wirkung zu<br />

erzielen.“ Sollten sich die Erwartungen bestätigen,<br />

erläutert der Wissenschaftler, könne<br />

die Gabe von Acetylsalicylsäure als einfache<br />

Methode dienen, um die Früherkennung<br />

von Darmkrebs und womöglich noch anderen<br />

Krebsarten erheblich zu verbessern.<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Vom Allerweltsmedikament zur<br />

Wunderpille?<br />

Seit einiger Zeit vermuten Wissenschaftler<br />

zudem, dass der Wirkstoff manchen Krebsar-<br />

ten direkt vorbeugt. Die Fachzeitschrift „The<br />

Lancet“ veröffentlichte dazu im vergangenen<br />

Oktober eine Untersuchung des Mediziners<br />

Peter Rothwell von der University of Oxford.<br />

Rothwell und sein Team hatten verschiedene<br />

klinische Studien unter die Lupe genommen<br />

und Patientendaten aus den zurückliegenden<br />

20 Jahren statistisch aufbereitet. Dabei<br />

kam heraus, dass die langfristige Einnahme<br />

von Aspirin das Darmkrebs–Risiko um 24<br />

Prozent senkt.<br />

Zwei Monate später veröffentlichte Rothwell<br />

in derselben Zeitschrift eine weitere Untersuchung,<br />

der zufolge sich die vorbeugende<br />

Wirkung von Aspirin nicht auf Darmkrebs<br />

beschränkt. Rothwell und sein Team hatten<br />

sich acht frühere Studien mit insgesamt<br />

26 000 Teilnehmern angeschaut, die ursprünglich<br />

alle das Ziel gehabt hatten, den<br />

Effekt von Aspirin auf Herz–Kreislauf–Erkrankungen<br />

zu testen. Bei der neuerlichen<br />

Auswertung der Daten zeigte sich: Von den<br />

Patienten, die regelmäßig Aspirin eingenommen<br />

hatten, waren wesentlich weniger an<br />

Krebs gestorben. Das Medikament senkte die<br />

Zahl der Todesfälle bei einigen Krebskrankheiten<br />

dramatisch, darunter Darmkrebs<br />

(um 40 Prozent), Magenkrebs (31 Prozent),<br />

Speiseröhrenkrebs (29 Prozent). Auch bei<br />

Prostatakrebs und bestimmten Hirntumor-<br />

Erkrankungen waren sinkende Sterbezahlen<br />

zu verzeichnen.<br />

Professor Nikolaus Becker, Epidemiologe am<br />

Deutschen Krebsforschungszentrum und<br />

Leiter des Epidemiologischen Krebsregisters<br />

<strong>Baden</strong>–<strong>Württemberg</strong>, mahnt indes zur Vorsicht:<br />

„Diese Ergebnisse sind gewiss nicht<br />

uninteressant, man sollte allerdings im Kopf<br />

behalten, dass sie einen Nebenbefund darstellen.<br />

Denn die ursprünglichen klinischen<br />

Studien, auf die sie sich stützen, waren auf<br />

Herz–Kreislauf–Erkrankungen zugeschnitten<br />

und nicht auf Krebs.“ Rothwells jüngste<br />

Veröffentlichung beleuchtete zudem nur die<br />

Zahl der an Krebs Verstorbenen, aber nicht<br />

die Zahl der Erkrankten. „Um zu klären, ob<br />

31


32<br />

die regelmäßige Einnahme von Aspirin auch<br />

die Krebs–Neuerkrankungsrate senkt, bedarf<br />

es weiterer Untersuchungen“, sagt Becker.<br />

„Außerdem ist es wichtig, ganz gezielt<br />

zu untersuchen, wie viel Acetylsalicylsäure<br />

über welchen Zeitraum eingenommen werden<br />

muss, damit es zu einem Schutzeffekt<br />

kommt – und ob dabei etwa Nebenwirkungen<br />

auftreten. Hier bewegen wir uns momentan<br />

in einer Grauzone des Wissens“.<br />

Hinweise darauf, dass Aspirin schützt, hat<br />

auch Professor Cornelia Ulrich gefunden,<br />

die die Abteilung „Präventive Onkologie“ am<br />

Deutschen Krebsforschungszentrum und am<br />

Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen<br />

Heidelberg leitet. Ulrich und ihre Kollegen<br />

fragten 1700 Darmkrebs–Patienten zum<br />

Zeitpunkt der Diagnose, wie oft und wie lange<br />

sie entzündungshemmende Medikamente<br />

eingenommen hatten. Danach beobachtete<br />

das Team die Patienten acht Jahre lang weiter.<br />

Die Patienten die in den zwei Jahren vor<br />

der Diagnose regelmäßig Aspirin eingenommen<br />

hatten, erlagen dem Darmkrebs deutlich<br />

seltener: Ihr Sterberisiko war um zwanzig<br />

Prozent vermindert. Auch der verwandte<br />

Wirkstoff Ibuprofen minderte das Risiko, an<br />

Darmkrebs zu sterben, erheblich. Allerdings<br />

variiert der Schutz von Mensch zu Mensch<br />

sehr stark, denn Arzneistoffe werden im Körper<br />

unterschiedlich schnell umgewandelt,<br />

ausgeschieden und im Stoffwechsel wirksam<br />

– je nach persönlichen genetischen Voraussetzungen.<br />

Dadurch können der Behandlungserfolg<br />

und die Nebenwirkungen sehr<br />

unterschiedlich ausfallen, wie Ulrich und ihre<br />

Mitarbeiter belegt haben. Um Medikamente<br />

wie Aspirin optimal für die Krebsvorsorge<br />

einzusetzen, sei es wichtig, jene Patienten<br />

zu identifizieren, die aufgrund ihrer genetischen<br />

Voraussetzungen auch wirklich von<br />

der Behandlung profitieren, schreiben Ulrich<br />

und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift „Nature<br />

Reviews Cancer“.<br />

Ein ASS im Ärmel der Krebsmediziner?<br />

ASS, der Wirkstoff von Aspirin, hemmt die<br />

Bildung von bestimmten Gewebshormonen,<br />

den Prostaglandinen. Einige Stoffe aus dieser<br />

Gruppe verstärken die Schmerzwahrnehmung,<br />

fördern Entzündungen und kurbeln<br />

die Blutgerinnung an. Damit der Körper diese<br />

Gewebshormone herstellen kann, braucht<br />

er bestimmte Eiweiße, die Cyclooxygenasen<br />

(COX). ASS stört diese Eiweiße beim Aufbau<br />

der Prostagladine – das erklärt, warum der<br />

Wirkstoff gegen Schmerzen und Entzündungen<br />

hilft. Zugleich hemmt er die Blutgerinnung,<br />

„verdünnt“ das Blut sozusagen und<br />

kann deshalb Herzinfarkten, Blutgerinnseln<br />

(Thrombosen) und Schlaganfällen vorbeugen.<br />

Die Kehrseite ist allerdings, dass die<br />

Gefahr von Blutungen steigt; in schweren<br />

Fällen kann der Wirkstoff gefährliche Hirn–<br />

und Magenblutungen verursachen.<br />

Ein Eiweiß, dass bei diesen Vorgängen eine<br />

wichtige Rolle spielt, ist in den zurückliegenden<br />

Jahren immer wieder zusammen mit<br />

Krebs in Erscheinung getreten: die Cyclooxygenase–2<br />

(COX–2). Zum Beispiel ist bekannt,<br />

dass COX–2 bereits in Vorstufen der<br />

meisten bösartigen Tumorarten verstärkt<br />

gebildet wird. Der Mediziner Peter Rothwell<br />

vermutet, dass Aspirin manchen Krebsarten<br />

vorbeugt, indem es auf COX–2 einwirkt.<br />

Am Deutschen Krebsforschungszentrum beschäftigt<br />

sich Dr. Karin Müller–Decker intensiv<br />

mit den COX–Molekülen und deren Rolle bei<br />

Hautkrebs. Die Biologin glaubt, dass COX–2<br />

nicht die einzige „Anti–Krebs–Schaltstelle“<br />

ist: „ASS wirkt, wenigstens im Kurzzeittest,<br />

viel stärker auf ein anderes Enzym, nämlich<br />

auf COX–1“, sagt sie. Es gibt Hinweise darauf,<br />

dass auch COX–1 die Entstehung von<br />

Krebs fördert – für Darmkrebs zumindest ist<br />

das wissenschaftlich belegt.<br />

Nebenwirkungen nicht vergessen<br />

Es gibt also mit den verschiedenen COX–Enzymen<br />

einen Ansatz, um die krebshemmende<br />

Wirkung von ASS zu erklären. Momentan<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


ist man aber noch weit davon entfernt, den<br />

molekularen Mechanismus in allen Einzelheiten<br />

zu kennen. Von einer Selbstbehandlung<br />

mit Aspirin raten die Experten jedenfalls<br />

strikt ab. „Dass der Wirkstoff ASS gravierende<br />

Nebenwirkungen hervorrufen kann, ist<br />

längst bekannt“ mahnt Müller–Decker, „deshalb<br />

brauchen wir unbedingt eine sorgfältige<br />

Nutzen–Risiko–Abwägung für jeden einzelnen<br />

Patienten – aber eine solche individualisierte<br />

Medizin ist momentan noch Zukunftsmusik.“<br />

Ähnlich sieht das Nikolaus Becker:<br />

„Bei allen bisherigen statistischen Analysen<br />

zu diesem Thema kann man Verzerrungen<br />

und Scheinzusammenhänge nicht ausschließen.<br />

Konkrete Belege für die krebshemmende<br />

Wirkung von ASS stehen noch aus,<br />

weshalb Aspirin nicht als Pille gegen Krebs<br />

angesehen werden darf.“<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Quelle: einblick - die Zeitung des<br />

Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

Elke Matuschek<br />

33


34<br />

Medizin und Forschung<br />

Der Arm fühlt sich schwer an, er kribbelt<br />

oder spannt, und Ringe sitzen eng am Finger:<br />

Wenn Sie z. B. wegen Brustkrebs behandelt<br />

worden sind, können das die ersten<br />

Warnzeichen für ein Lymphödem sein.<br />

Es früh zu erkennen und rasch etwas dagegen<br />

zu unternehmen, kann entscheidend<br />

sein. Auch wenn eine Schwellung im Arm<br />

erst einmal nicht sehr bedrohlich klingt:<br />

Ohne Behandlung geht sie wahrscheinlich<br />

nicht wieder zurück, und mit der Zeit können<br />

sich die Beschwerden verstärken.<br />

In den Industrieländern treten Lymphödeme<br />

am häufigsten bei Frauen auf, die wegen einer<br />

Brustkrebserkrankung operiert oder bestrahlt<br />

worden sind. Doch auch Menschen,<br />

die wegen einer anderen Krebsart behandelt<br />

worden sind, können damit zu tun haben<br />

- und einige wenige Menschen haben ein<br />

Lymphödem, ohne jemals an Krebs erkrankt<br />

gewesen zu sein. In manchen Ländern können<br />

bestimmte Parasiten das Lymphsystem<br />

befallen, sodass sich ein Lymphödem entwickelt.<br />

Was auch immer die Ursache sein<br />

mag: Mit einem Lymphödem zurechtzukommen,<br />

kann ein schwieriger Prozess sein.<br />

Wie man einem Lymphödem vorbeugen<br />

kann, beschäftigt viele Fachleute und Betroffene.<br />

Vor allem in der Chirurgie werden<br />

mittlerweile häufig Techniken eingesetzt, die<br />

die Schädigung der Lymphknoten begrenzen,<br />

um Lymphödemen vorzubeugen. Trotzdem<br />

entwickeln mindestens 10 bis 20 Prozent<br />

der Menschen, die wegen Brustkrebs<br />

operiert und bestrahlt wurden, ein halbes<br />

Jahr bis zwei Jahre danach ein Lymphödem<br />

im Arm auf der betroffenen Körperseite.<br />

Ganz ausschließen, dass sich ein Lymphödem<br />

auch Jahre nach Primärtherapie noch<br />

entwickelt, wird man auch in Zukunft jedoch<br />

nicht können.<br />

Viele Menschen mit einem Lymphödem haben<br />

nur leichte Beschwerden, die sich nicht<br />

verstärken. Man kann jedoch nicht vorhersagen,<br />

bei wem sich nach einer Brustkrebstherapie<br />

ein Lymphödem entwickeln wird und<br />

Lymphödem – Wie finde ich<br />

meinen Lymphtherapeuten<br />

bei wem nicht. Ebenso wenig ist es möglich,<br />

schon vorher zu wissen, bei welchen Betroffenen<br />

sich die Beschwerden verstärken werden<br />

und bei welchen nicht.<br />

Es gibt nicht genügend Forschungsergebnisse,<br />

um sicher sagen zu können, wie sich<br />

ein Lymphödem infolge einer Brustkrebsbehandlung<br />

langfristig entwickeln wird. Eine<br />

häufig zitierte Studie mit 65 Teilnehmerinnen<br />

gibt einige Hinweise auf die möglichen<br />

Vorteile einer frühen Behandlung. Die Studie<br />

verglich zwei Gruppen von Frauen: In der<br />

einen wurden die Teilnehmerinnen regelmä-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


ßig auf Anzeichen eines Lymphödems untersucht<br />

und behandelt, sobald sich Symptome<br />

zeigten. In der anderen Gruppe wartete man<br />

ab, bis die Frau selbst, ihre Ärztin oder ihr<br />

Arzt einen Behandlungsbedarf feststellten.<br />

In dieser Studie hatte ungefähr eine von<br />

zwei Frauen, die keine frühe Behandlung erhalten<br />

hatten, nach fünf Jahren immer noch<br />

ein Lymphödem. Von den Frauen, die auf<br />

frühe Anzeichen eines Lymphödems untersucht<br />

und sofort behandelt worden waren,<br />

hatten nur halb so viele nach dieser Zeit ein<br />

solches Ödem (also 25 Prozent der früh behandelten<br />

Frauen und 50 Prozent der Frauen,<br />

die abgewartet hatten).<br />

Was aber tun wenn die ersten Anzeichen für<br />

ein Lymphödem auftreten?<br />

Gute Therapeutinnen und Therapeuten sind<br />

gesuchte Leute. Besonders schwer scheint<br />

die Suche jedoch nach Lymphtherapeuten<br />

zu sein.<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Wie finde ich in Wohnortnähe<br />

einen Therapeuten?<br />

Das Telefonbuch unter dem Stichwort Massage-<br />

und Krankengymnastik-Praxen bietet<br />

einen ersten Überblick. Der erste Weg mit<br />

dieser Liste jedoch sollte zum Haus- bzw.<br />

behandelnden Arzt führen. Andere Lymphpatienten<br />

oder die Selbsthilfegruppen, die<br />

es auch speziell für Lymphpatienten gibt,<br />

wissen häufig, wer oft und erfolgreich behandelt.<br />

Selbsthilfegruppen dürfen zwar keine<br />

Empfehlung aussprechen, aber sie bieten<br />

eine Orientierung.<br />

Das Internet bietet Informationen zu Fachschulen,<br />

lymphologischen Kliniken oder<br />

Fachgesellschaften . Dort existieren Listen<br />

von aus- und fortgebildeten Therapeuten<br />

in der manuellen Lymphdrainage und physikalischen<br />

Entstauungstherapie (ML/KPE).<br />

Doch fragen Sie immer nach der Aktualität<br />

der Liste und den Kriterien nach der sie erstellt<br />

wurde.<br />

Was ist beim ersten Kontakt mit einem<br />

Lymphtherapeuten wichtig?<br />

Beim ersten Kontakt mit einem Lymphtherapeuten<br />

sollten Sie die Grunderkrankung, die<br />

Ödemsituation und evtl. Beschwerden nennen.<br />

Das Rezept enthält Angaben zur Anzahl<br />

und Häufigkeit der Behandlung pro Woche<br />

oder ob Hausbesuche nötig sind. Fragen Sie,<br />

ob eine Weiterbehandlung während der Urlaubszeit<br />

gewährleistet ist.<br />

Und noch ein besonderer Hinweis: Erfahrungsgemäß<br />

bandagieren nicht alle Therapeuten.<br />

Fragen Sie immer nach einem<br />

Therapeuten der bandagiert, selbst wenn<br />

man bereits seit längerem in Behandlung<br />

und/oder bestrumpft ist, kann in manchen<br />

Ödemsituationen Kompression mittels Bandagen<br />

Sinn machen.<br />

Welche Ausbildung sollte ein<br />

Lymphtherapeut haben?<br />

Bei der Wahl des Behandlers ist es nicht entscheidend,<br />

welche Fachschule besucht wurde<br />

– seit 1996 sind diese bei der IKK gemeldet<br />

(Bundesverband der Innungskrankenkassen).<br />

Wichtiger ist, dass eine Fachschule besucht<br />

wurde und sich der Behandler im Thema<br />

Lymphe weiter entwickelt.<br />

Ein Indiz für die Qualität der Mitarbeiter einer<br />

Praxis können regelmäßige Fortbildungen<br />

(„Refresher“) sowie Besuche von Fachkongressen<br />

oder Qualitätszirkeln sein.<br />

Was tun bei langen Wartezeiten?<br />

Bei der Suche nach der idealen Praxis sollte<br />

man sich von langen Vorlaufzeiten nicht<br />

abschrecken lassen. Gute Lymphtherapeuten<br />

haben oft wenig freie Termine zur Verfügung.<br />

In solch einem Fall sollte man sich<br />

vormerken lassen oder wenn möglich zunächst<br />

bei einem Kollegen in dieser Praxis<br />

beginnen. Abhängig natürlich auch von den<br />

akuten Beschwerden.<br />

35


36<br />

Worauf muss ich noch achten?<br />

Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist die<br />

Lage der Praxis; denn zu Fuß gehen oder<br />

Fahrrad fahren sorgt gleichzeitig für die nötige<br />

entstauende Bewegung. Wenn nötig fragen<br />

Sie nach einem behindertengerechten<br />

Zugang, Parkplätzen oder die Anbindung an<br />

den Öffentlichen Nahverkehr. Manchmal gibt<br />

es Gründe, dass ein Patient vielleicht nur<br />

von einem gleichgeschlechtlichen Therapeuten<br />

behandelt werden möchte. Sprechen Sie<br />

dies frühzeitig an<br />

Was kann ich selbst tun?<br />

Wie sinnvoll es ist, bei Lymphödemen nach<br />

Brustkrebs Übungen zu machen oder den<br />

Arm normal zu benutzen, war lange umstritten.<br />

Man hat lange Zeit geglaubt, dass<br />

es die Beschwerden verursachen oder verstärken<br />

kann, wenn man den Arm belastet.<br />

Forschungsergebnisse weisen jedoch darauf<br />

hin, dass Übungen tatsächlich helfen könnten<br />

und das Lymphödem sich dadurch nicht<br />

verschlimmert. Wenn man Sie in der Arzt-<br />

oder Physiotherapie-Praxis noch nicht mit<br />

Übungen vertraut gemacht hat, fragen Sie<br />

ruhig danach, welche Bewegungen Ihnen<br />

möglicherweise helfen könnten. Auch für andere<br />

Bewegungsabläufe wie Gehen und Radfahren<br />

konnte nicht nachgewiesen werden,<br />

dass sie ein Lymphödem verschlechtern.<br />

Birgit Wohland-Braun<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

In Auszügen wurde zitiert aus:<br />

www.gesundheitsinformation.de<br />

Autor: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />

Gesundheitswesen (IQWiG)<br />

Merkblatt: Vorbeugung und Behandlung von<br />

Lymphödemen<br />

Brustkrebs: Welche Behandlungsmethoden helfen bei<br />

einem Lymphödem nach einer Brustkrebserkrankung?<br />

Lymph Aktiv Nr. 2 – 2. Halbjahr 2008<br />

Wir danken der Ärztin und Lymphtherapeutin<br />

Eva Bimler, bis 2010 Vorsitzende des Bundesverbandes<br />

Lymphselbsthilfe e.V., für Ihre Unterstützung.<br />

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Mehr Wissen – Besser leBen<br />

37


38<br />

Selbsthilfe<br />

Förderpreis „Selbsthilfe nach Krebs 2012“<br />

des <strong>Krebsverband</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

e.V.<br />

Der <strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat<br />

anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des<br />

Verbandes beschlossen, einen Förderpreis<br />

zu schaffen, mit dem bestehende Selbsthilfeformen<br />

und die Entwicklung innovativer<br />

Ansätze gefördert werden. Er wurde erstmalig<br />

im Jahr 2000 verliehen.<br />

Mit dem Förderpreis „Selbsthilfe nach Krebs“<br />

sollen herausragende Aktionsformen, Angebote,<br />

Materialien, Konzepte, Veröffentlichungen<br />

und ähnliches gewürdigt werden, die<br />

geeignet sind, das Prinzip der Selbsthilfe zu<br />

stärken oder bestehende Selbsthilfegruppen<br />

und ihre Inhalte und Formen zu unterstützen,<br />

die Arbeit unterschiedlicher Einrichtungen<br />

und Gruppen in der Krebsheilkunde und<br />

Nachsorge zu verknüpfen, zielgruppenorientierte<br />

neue und erweiterte Angebote zu entwickeln<br />

oder sachgerecht über Selbsthilfe zu<br />

informieren.<br />

Über die bisherigen Mitglieder der Selbsthilfegruppen<br />

hinaus sind auch andere Institutionen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in die<br />

Entwicklung und Umsetzung von Ideen zur<br />

Ausschreibung 2012:<br />

Förderpreis Selbsthilfe<br />

Förderung der Selbsthilfe nach Krebs einzubeziehen,<br />

so zum Beispiel neben onkologischen<br />

Einrichtungen und Arbeitsbereichen<br />

auch Kommunen, Einzelpersonen etc.<br />

Bereits bestehende Selbsthilfegruppen, die<br />

eine neue Idee verwirklichen, neue Gruppen,<br />

die ein besonderes Konzept vertreten,<br />

Einzelpersonen oder Institutionen, die in<br />

besonderer Form die Selbsthilfe nach Krebs<br />

unterstützen sowie Autoren und Journalisten<br />

aller Medienbereiche, die in ihren Beiträgen<br />

in herausragender Form das Thema<br />

Selbsthilfe nach Krebs behandeln, können<br />

sich für diesen Preis selbst bewerben oder<br />

aber von Dritten vorgeschlagen werden. Die<br />

Bewerber oder Benannten sollen in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> tätig sein bzw. das Konzept<br />

oder die Veröffentlichung sich auf <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> beziehen.<br />

Der Preis in Höhe von 2.500 Euro wird auf<br />

der Mitgliederversammlung 2012 des <strong>Krebsverband</strong>es<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> überreicht.<br />

Bewerbungen und Vorschläge sind bis zum<br />

30. April 2012 an die Geschäftsstelle zu<br />

richten.<br />

Die Ausschreibung finden Sie auch im Internet<br />

unter www.krebsverband-bw.de<br />

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Mehr Wissen – Besser leBen<br />

FRAUKE –<br />

SHG Frauen nach Krebs<br />

10 Jahre ehrenamtliches<br />

Engagement in der Selbsthilfe<br />

Betroffenen zur Seite stehen, Anregungen<br />

zur Selbsthilfe geben und ehrenamtlich<br />

helfen – dafür steht FRAUKE „Frauen und<br />

Krebs–Selbsthilfe im Dialog e.V. Pforzheim<br />

und Enzkreis“. Gründerin und 1. Vorsitzende<br />

der Gruppe, Dorothea Dümmig, ist seit<br />

zehn Jahren engagiert und unermüdlich in<br />

der „Sache“ Selbsthilfe aktiv.<br />

In diesen Jahren galt – und gilt – Ihr Einsatz<br />

den an Krebs erkrankten Frauen und deren<br />

Angehörigen. Und sie hat viel bewegt:<br />

Regelmäßig trifft sich in Pforzheim und<br />

Mühlacker ein Gesprächskeis betroffener<br />

Frauen. Zahlreiche Vorträge mit Referenten<br />

aus medizinischen und sozialrechtlichen<br />

Bereichen wurden von ihr in Pforzheim ausgerichtet,<br />

Fahrten zu Informationsveranstaltungen<br />

und Seminaren für die Weiterbildung<br />

der Guppenteilnehmerinnen organisiert und<br />

ein regelmäßiger Besuchsdienst der Patientinnen<br />

in den Pforzheimer Kliniken eingeführt.<br />

Dorothea Dümmig<br />

Gruppenleiterin der SHG<br />

FRAUKE - Frauen nach Krebs<br />

Selbsthilfe<br />

Selbsthilfegruppe<br />

FRAUKE - Frauen nach Krebs, Pforzheim<br />

Wenn Sie Kontakt mit der Gruppe aufnehmen möchten<br />

sind Sie jederzeit willkommen.<br />

Ansprechpartnerin ist Dorothea Dümmig<br />

Tel.: 07043 7909<br />

doro.duemmig@web.de<br />

Neben dem Informationsaustausch hat die<br />

Entspannung und Freude einen großen Stellenwert<br />

in der Gruppenarbeit.<br />

FRAUKE ermöglicht gemeinsame sportliche<br />

Aktivitäten, Wanderungen sowie Theater–<br />

und Konzertbesuche.<br />

In den letzten Monaten hat Frau Dümmig<br />

einen „Wegweiser“ ausgearbeitet, der für<br />

Erstbetroffene eine große Hilfe sein wird.<br />

Mit viel Einfühlungsvermögen steht sie jederzeit<br />

mit Rat und Tat zur Verfügung und<br />

gibt den Frauen das Allerwichtigste:<br />

Hoffnung<br />

Gudula Paschek<br />

FRAUKE - Frauen nach Krebs<br />

39


40<br />

Selbsthilfe<br />

Prof. Dr. Reinhold Horsch in den<br />

Ruhestand verabschiedet<br />

Bereits im Dezember 2010 wurde Prof. Dr.<br />

Reinhold Horsch in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Mehr als 24 Jahre lang leitete er<br />

die Urologie am Ortenau-Klinikum in Offenburg.<br />

Für den Bundesverband Prostata Selbsthilfe<br />

e.V. (BPS) und für die regionale Prostata-Selbsthilfegruppe<br />

wurde er in seiner Zeit<br />

als Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />

Urologie (2007/2008) ein Freund und Förderer<br />

und ermöglichte dem Bundesverband<br />

den Kontakt zur Deutschen Gesellschaft für<br />

Urologie.<br />

Durch diese Unterstützung ist es dem BPS<br />

möglich geworden, das Prostatakrebs Studienregister<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

Während seiner Tätigkeit als Leiter der Urologie<br />

wurde das Prostatakarzinomzentrum<br />

am Ortenauklinikum nach den Kriterien der<br />

Deutschen Krebsgesellschaft e.V. im Dezember<br />

2007 zertifiziert. Kooperationspartner<br />

aus dem Selbsthilfebereich wurde die<br />

Selbsthilfegruppe „Männer mit Krebs“ im Ortenaukreis.<br />

Dass diese Kooperation nicht nur<br />

Prof. Dr. Reinhold Horsch bei<br />

seiner Verabschiedung im<br />

Dezember 2010<br />

Ludwig Zehnle ist Leiter der Selbsthilfegruppe „Männer<br />

mit Krebs“ im Ortenaukreis. Schwerpunkt der Gruppe<br />

ist das Prostatakarzinom. Wenn Sie Kontakt mit der<br />

Gruppe aufnehmen möchten ist Ludwig Zehnle Ihr Ansprechpartner.<br />

Tel.: 07822 8 22 92 02<br />

ludwig.zehnle@t-online.de<br />

www.prostatakrebs-lps-bw.de<br />

SHG Männer mit Krebs im<br />

Ortenaukreis<br />

Makulatur ist, zeigt die gelebte Einhaltung<br />

des Kooperationsvertrages.<br />

Eindrucksvoll bewiesen durch die jährliche<br />

Teilnahme der Selbsthilfegruppe „Männer<br />

gegen Krebs“ an den vier Qualitätszirkeln im<br />

Prostatazentrum oder der Besuch von Klinik-<br />

Urologen bei der Selbsthilfegruppe vor Ort<br />

und auch die gegenseitige Unterstützung bei<br />

Vorträgen an den Volkshochschulen und den<br />

Patiententagen des Klinikums macht dies<br />

deutlich.<br />

Patienten können sich selbst mit Informationen<br />

durch die ausgelegten Materialien versorgen<br />

aber auch Rat, Hilfe und Beistand bei<br />

der Selbsthilfegruppe „Männer nach Krebs“<br />

oder dem Bundesverband Prostataselbsthilfe<br />

finden.<br />

Eine Kooperation, die so nicht immer alltäglich<br />

ist, wurde bei Prof. Horsch Standard.<br />

Wir danken Prof. Horsch für die gewährte<br />

Hilfe und wünschen ihm für sein weiteres<br />

Rentnerleben alles Gute.<br />

Ludwig Zehnle<br />

Selbsthilfegruppe Prostatakrebs<br />

im Ortenaukreis<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


SHG von Erwachsenen mit<br />

Leukämie und Lymphome<br />

Pforzheim – Enzkreis<br />

„Selbsthilfe im Dialog“<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Selbsthilfe<br />

Ein Bericht aus dem Workshop anläßlich der ATO-Tagung 2011 in Lörrach von Gerhard Kreutzer<br />

Ich habe mich besonders gefreut, dass ich<br />

so viele Vertreter aus der Selbsthilfe und<br />

den Selbsthilfegruppen zum Workshop begrüßen<br />

konnte.<br />

Ein besonderes Willkommen galt Petra Beck<br />

und Manfred Votteler vom Sozialministerium<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Für das Thema Gedankenaustausch mit<br />

Schweizer Selbsthilfegruppen nach Krebs<br />

konnte ich Rosmarie Pfau, Gründerin und<br />

Präsidentin der ho/noho (Schweizerischen<br />

Patientenorganisation für Lymphom<br />

Patienten und Angehörige) Basel und Ruth<br />

Bähler von der Myelom Kontaktgruppe<br />

Schweiz sowie Inge Frey, Stellv. Landesvorsitzende<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs im<br />

Gesprächskreis willkommen heißen.<br />

Besonders gefreut hat mich die Teilnahme<br />

von Vertretern der Schweizer ILCO sowie<br />

des Forum Lungenkrebs Schweiz.<br />

Es wurden sehr viele Fragen zur Entwicklung<br />

der Selbsthilfe in der Schweiz und dem<br />

Aufbau der Organisationen und Verbände<br />

(Struktur der Landes- oder Kanton- oder<br />

Bundesverbände) gestellt.<br />

Auch zum Ablauf der Gruppenabende, den<br />

zeitlichen Abständen der Treffen sowie zu<br />

den sprachlichen Barrieren, da die Schweiz<br />

bekanntermaßen ja mehrsprachig ist, gab es<br />

viele Fragen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt des Austausches<br />

war die Finanzierung der Schweizer Gruppen.<br />

Hier zeigte sich doch ein sehr großer<br />

Unterschied zur deutschen Seite.<br />

In der Schweiz gibt es keinerlei finanzielle<br />

Unterstützung der öffentlichen Hand oder<br />

der Krankenkassen. Eine Änderung dieser<br />

„Nichtfinanzierung“ ist derzeit auch nicht<br />

vorgesehen.<br />

Von deutscher Seite wurde der für die Finanzierungsanträge<br />

vorgesehene „Papierkram“,<br />

also der Verwaltungsaufwand, kritisiert und<br />

die Bitte ausgesprochen, diesen in Zukunft<br />

zu vereinfachen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt war die Versorgung<br />

der Patienten in der Schweiz. Hier<br />

wurde deutlich, dass der Patient während<br />

der stationären Zeit in den Onkologischen<br />

Spitälern (Krankenhäusern) bestens versorgt<br />

und auch durch die Pflege optimale<br />

Betreuung erhält.<br />

Die Zusammenarbeit der Ärzte und der pflegerischen<br />

Betreuung ist vorbildlich.<br />

Aber wie sieht es nach der stationären Behandlung<br />

aus?<br />

In Deutschland ist es üblich im Anschluss<br />

einer stationären Onkologischen Behandlung<br />

in eine Anschluss-Heilbehandlung (AHB) zu<br />

gehen oder aber unmittelbar danach in eine<br />

Rehabilitatonseinrichtung (Reha), um wieder<br />

Kräfte zu tanken, das Allgemeinbefinden zu<br />

stärken sowie sich auf eine Wiedereingliederung<br />

in das Berufsleben vorzubereiten.<br />

Das ist in der Schweiz ganz anders:<br />

Es ist absolut keine Selbstverständlichkeit<br />

dass der Patient nach einer stationären<br />

Onkologischen Behandlung eine AHB oder<br />

später eine Reha bekommen kann. Der Patient<br />

ist selbst gefordert, für sich etwas zu<br />

tun, da er in dieser Phase der nachstationären<br />

Betreuung alleine gelassen wird.<br />

Hier ist die Schweiz gerade dabei, neue<br />

Richtlinien einzuführen und im Sinne der<br />

Patienten eine Nachversorgung und Betreuung<br />

zu gewährleisten.<br />

Viele weitere Fragen wären noch möglich<br />

gewesen, doch die vorgegebene Zeit musste<br />

eingehalten werden, da noch weitere Programmpunkte<br />

anstanden.<br />

Inge Frey, stellvertretende Landesvorsitzende<br />

der Frauenselbsthilfe nach Krebs,<br />

berichtete aus eigender Erfahrung als<br />

Auditmitglied, wie die Zertifizierung von Onkologischen<br />

Schwerpunkten abläuft.<br />

41


42<br />

Schwerpunkt ihrer Ausführungen war dabei<br />

die folgenden Fragestellungen:<br />

1. Warum wird zertifiziert und wem nützt<br />

es?<br />

2. Welche fachliche Anforderungen bestehen<br />

an zertifizierte Zentren.<br />

3. Ablauf einer Zertifizierung.<br />

4. Vorstellung des 3-Stufen-Modells der<br />

Onkologischen Versorgungn in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>.<br />

5. Die Organzentren und Tumororganzentren,<br />

die Onkologischen Zentren und<br />

Onkologischen Schwerpunkte, sowie die<br />

Spitzenzentren (CCC- Comprehensive<br />

Cancer Center) und ihre Bedeutung.<br />

6. Ebenso erklärte sie die vom Landesbeirat<br />

Onkologie des Sozialministeriums und<br />

der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)<br />

für Onkologische Schwerpunkte und Onkologische<br />

Zentren vorgegebenen Voraussetzungen<br />

für eine Zertifizierung.<br />

In meinem Teil des Workshops mit dem Thema<br />

der Beteiligung der Selbsthilfe bei der<br />

Zertifizierung und Kooperation mit den Kliniken<br />

machte ich deutlich, welche Voraussetzungen<br />

beide Parteien zu erfüllen haben,<br />

um eine für den Betroffenen bestmögliche<br />

Versorgung zu gewährleisten:<br />

• Klare Absprachen und die Dokumentation<br />

dieser Vereinbahrungen<br />

• Bekanntgeben der Existenz von Selbsthilfegruppen<br />

• Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zu<br />

Selbsthilfegruppen<br />

• Mindestens 1 mal jährlich (meine Empfehlung<br />

3 mal jährlich) persönliche Gespräche<br />

• Aktuelle Neuigkeiten aus dem Zentrum<br />

aber auch aus den Selbsthilfegruppen<br />

• Einbeziehung der Selbsthilfe in die Weiterbildung<br />

• Einbeziehung der Selbsthilfe in neue Ko-<br />

operationen und Vorhaben<br />

• Räumlichkeiten für Patientengespräche<br />

bereitstellen.<br />

• Die Aufgaben können grundsätzlich nur<br />

von Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe<br />

wahrgenommen werden.<br />

• Absprache von Aktivitäten wie zum Beispiel<br />

Veranstaltungen beider Seiten<br />

Gerade im Bereich der Einbindung der<br />

Selbsthilfe und der Selbsthilfegruppen wurde<br />

der Unterschied deutlich zwischen „Wunschdenken<br />

der sogenannten Vorgaberichtlinien<br />

durch den Landesbeirat Onkologie und die<br />

Deutsche Krebsgesellschaft“ und der Realität<br />

in den Onkologischen Schwerpunkten<br />

(OSP bzw. OZ).<br />

So zum Beispiel, dass gewisse Vorgaben der<br />

Richtlinien durch die Deutsche Krebsgesellschaft<br />

bei den onkologischen Zentren keine<br />

Berücksichtigung finden oder es vor Ort keine<br />

Möglichkeiten gibt, diese entsprechend<br />

umzusetzen.<br />

Es sind so zum Beispiel keine geeigneten<br />

Räumlichkeiten für Patientengespräche vorhanden,<br />

die aber zum Aufbau einer vertraulichen<br />

Basis im Gespräch sehr wichtig<br />

sind und solche Gespräche nicht einfach am<br />

Krankenbett abgehalten werden können.<br />

Ein ganz wichtiger Aspekt ist für viele Selbsthilfegruppen<br />

das Gefühl, nicht ganz verstanden<br />

zu werden, sogar bis hin zu dem Gefühl,<br />

missbraucht zu werden, zum Wohle der Zertifizierung<br />

nicht aber im Sinne der Selbsthilfe<br />

und der Betroffenen.<br />

Hier muss in einer dafür besonders offenen<br />

und ehrlichen Art miteinander umgegangen<br />

werden. Sich für einander Zeit nehmen ist<br />

für beide Seiten die Grundvoraussetzung zur<br />

Erstellung einer Kooperationsvereinbarung,<br />

die dann im Sinne des Onkologischen Zentrums<br />

und ebenso im Sinne der Selbsthilfegruppen,<br />

aber vor allen im Sinne unserer<br />

Betroffenen und deren Angehörigen vollzogen<br />

wird und nicht die Frage aufwirft:<br />

Ob und inwieweit eine echte partnerschaft-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


SHG Pforzheim - Selbsthilfegruppe von Erwachsenen<br />

mit Leukämien und Lymphomen<br />

Wenn Sie Kontakt mit der Gruppe aufnehmen möchten<br />

ist Gerhard Kreutzer Ihr Ansprechpartner.<br />

Tel.: 07234 948758<br />

info@shg-pforzheim.de<br />

liche Einbindung der Selbsthilfe daraus entstehen<br />

kann oder ob es nur lästiger „Papierkram“<br />

für die Zertifizierung ist. Dies sollte in<br />

einem fortlaufenden Prozess überprüft und<br />

gegebenenfalls entsprechende Konsequenzen<br />

daraus gezogen werden.<br />

Hierbei ist es für beide Parteien sehr wichtig,<br />

aufeinander zuzugehen und miteinander<br />

zu sprechen, denn durch gemeinsame Gespräche<br />

können viele Probleme, bevor diese<br />

festgefahren sind, behoben werden.<br />

Beide Parteien müssen sich im klaren darüber<br />

sein, dass das, was mit einer Kooperationsvereinbarung<br />

entstehen soll, immer zum<br />

Nutzen der Betroffenen und deren Angehörigen<br />

sein soll.<br />

In diesem Sinne hoffe ich, dass die Kooperationsvereinbarungen<br />

zu aller Beteiligten Zufriedenheit<br />

Zuspruch finden und es nicht zu<br />

einem Bruch kommt oder kommen muss.<br />

In dieser doch sehr emotionalen Diskussion<br />

und um den vielen damit zusammenhängenden<br />

Fragen gerecht zu werden, wäre es<br />

sicher von Nutzen gewesen, wenn ein Vertreter<br />

aus einem bereits zertifizierten Onkologischen<br />

Zentrum an der Diskussion teilgenommen<br />

hätte. Ein Erfahrungsbericht aus<br />

Sicht eines bereits zertifizierten Zentrums<br />

im Zusammenhang mit dem Ablauf und dem<br />

Aufbau einer Kooperationsvereinbarung<br />

wäre sicher für alle Beteiligten interessant<br />

gewesen.<br />

Auch hier war es uns leider aus Zeitmangel<br />

und Rücksicht auf den Vortrag von<br />

Barbara Traub zum Thema „Krebsberatungsstellen“<br />

nicht möglich, noch weiter in die<br />

Tiefe zu gehen.<br />

Ein wichtiger Aspekt war dennoch eine Bitte<br />

an die Verantwortlichen, dass die Zertifizierungen<br />

nicht nur in Ballungsgebieten stattfindet<br />

sondern auch in ländlichen Regionen<br />

die onkologischer Versorgung Zuspruch finden<br />

würde.<br />

Über die Arbeit der Krebsberatungsstellen in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> informierte uns Barbara<br />

Traub, Dipl. Sozialpädagogin, Psychologische<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Psychotherapeutin und Psychoonkologin.<br />

In ihrem Beitrag wurde sehr deutlich, was<br />

die Krebsberatungsstellen im Land leisten<br />

und wie wichtig diese sind – für die Betroffenen,<br />

deren Angehörige und den Selbsthilfegruppen.<br />

Aber es zeigte sich auch, dass die Finazierung<br />

der Krebsberatungsstellen im Moment<br />

lediglich projektfinanziert ist.<br />

Das heißt, die Finanzierung ist auf dauerhafte<br />

Sicht nicht gesichert. Somit besteht die<br />

Gefahr, dass die wichtige Arbeit nicht mehr<br />

ausgeübt oder auf auf Grund dieser finanziellen<br />

Einschränkungen die Beratungsstellen<br />

im Sinne der Patienten ihre Aufgabe nicht<br />

wahrnehmen können.<br />

Hier sind die Verantwortlichen gefordert,<br />

sich für eine dauerhafte Regelleistung einzusetzen.<br />

Sich zum Wohle der Rat und Hilfesuchenden<br />

stark zu machen, so dass die<br />

Krebsberatungsstellen weiterhin für die Betroffenen<br />

und deren Angehörigen eine Anlaufstelle<br />

ist und in Zukunft auch bleibt.<br />

Ein ganz wichtiger Punkt war auch die Vernetzung<br />

der bestehenden Versorgungsstrukturen<br />

wie zum Beispiel zur Psychoonkologie<br />

und den Selbsthilfegruppen, die noch weiter<br />

ausbaufähig sind.<br />

Krebsberatungsstellen sind eine sehr wichtige<br />

Anlaufstelle für Betroffene und ihre<br />

Angehörige nebst den Selbsthilfegruppen,<br />

hier muss eine sinnvolle Ergänzung und umfangreichere<br />

Zusammenarbeit gewährleistet<br />

werden.<br />

Probleme im persönlichen wie auch im familiären<br />

Bereich und dem weiteren Umfeld der<br />

Betroffenen kommen vielfach in den Selbsthilfegruppen<br />

aus Scham oder auch falscher<br />

Eitelkeit nicht zum Gespräch. Hier helfen uns<br />

die Beratungsstellen.<br />

Wir haben derzeit in Stuttgart, Mutlangen,<br />

Karlsruhe, Freiburg und Tübingen Krebsberatungsstellen,<br />

aber auch hier liegen diese<br />

nur in den Ballungsgebieten.<br />

Unsere große Bitte im Namen der Betroffenen<br />

und Angehörigen:<br />

43


44<br />

Unterstützt die Etablierung weiterer Krebsberatungsstellen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

So könnte zum Beispiel eine weitere Stelle<br />

an der Uni in Ulm entstehen. Weitere Überlegungen,<br />

auch den ländlichen Raum mit einzubeziehen,<br />

sind sinnvoll, so dass die Wege<br />

für die Betroffenen und deren Angehörige im<br />

Rahmen des Machbaren und vor allem Zumutbarem<br />

liegt.<br />

Gerhard Kreutzer<br />

Selbsthilfegruppe von Erwachsenen mit<br />

Leukämien und Lymphomen<br />

Vorstandsmitglied <strong>Krebsverband</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Schwenninger Str. 24<br />

78652 Deisslingen<br />

Tel.: 07420 91 02 51<br />

Fax: 07420 91 02 59<br />

a.grudke@frauenselbsthilfe.de<br />

Deutsche ILCO e.V.<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Haußmannstr. 6<br />

70188 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 6 40 57 02<br />

Fax: 0711 2 48 44 82<br />

ilco-stuttgart@t-online.de<br />

Verband der Kehlkopfoperierten e.V.<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Erlenweg 54<br />

79774 Albbruck<br />

Tel.: 07753 20 11<br />

lv_bw_kehlkopfoperierte@t-online.de<br />

Landesverband Prostatakrebs<br />

Selbsthilfe <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

Max-Reeger-Str. 10<br />

75015 Bretten<br />

Tel.: 07252 38 71<br />

Fax: 07252 5 80 01 57<br />

dietz@prostatakrebs-lps-bw.de<br />

Die Kontaktdaten weiterer Gruppen und Gesprächskreise<br />

für Frauen, Männer und Angehörige<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erhalten Sie<br />

in der Geschäftsstelle des <strong>Krebsverband</strong>es<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Deutsche Leukämie- und Lymphomhilfe<br />

e.V.<br />

Bundesverband<br />

Thomas-Mann-Str. 40<br />

53111 Bonn<br />

Tel.: 0228 33 88 9-200<br />

Fax: 0228 33 88 9-222<br />

info@leukaemie-hilfe.de<br />

TEB e.V.<br />

Tumore und Erkrankungen<br />

der Bauchspeicheldrüse<br />

Hindenburggasse 4<br />

71638 Ludwigsburg<br />

Tel.: 07141 95 63 636<br />

Fax: 03221 12 96 358<br />

geschaeftsstelle@teb-selbsthilfegruppe.de<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

für Lungenkrebskranke und deren<br />

Angehörige<br />

Michael Ehmann<br />

c/o Thoraxklinik Heidelberg gGmbH<br />

Amalienstr. 5<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: 0173 6762815<br />

ehmann.michael@t-online.de<br />

45


46<br />

Selbsthilfe<br />

Den Horizont verändern<br />

Gemeinsam mit elf Frauen der Frauenselbsthilfe<br />

nach Krebs, Gruppe Meersburg habe ich<br />

mich Ende März auf einen ganz besonderen<br />

Weg gemacht.<br />

Auf einem Teilstück des längsten deutschen<br />

Jakobsweges, der von der Oberpfalz im<br />

Nordosten Bayerns bis zum Bodensee an<br />

die Schweizer Grenze führt, fanden wir neue<br />

Wege zu uns selbst und zu unseren ganz eigenen<br />

Horizonten.<br />

Unterstützt wurde wir von den begleitenden<br />

Tagespilgern, die an einzelnen Tagen ein<br />

kleines Stück des Camino de Santiago mitpilgerten.<br />

Unseren Weg begannen wir am Ulmer Münster.<br />

Zusammen mit den Frauen aus der Ulmer<br />

Gruppe, die uns dort begrüßten, haben<br />

wir den Pilgersegen empfangen.<br />

Das Motto des Pilgersegens lautete „den Horizont<br />

verändern“. Jede Frau hat dies für sich<br />

selbst in verschiedenster Form empfunden<br />

und erlebt. Durch das tägliche Laufen veränderte<br />

sich immer wieder unsere Sicht auf<br />

den Horizont.<br />

Durch die Gespräche und die spirituell geprägten<br />

Abende wurde auch die Sicht auf<br />

die Gesundung der Teilnehmerinnen ganz<br />

wesentlich beeinflusst. So hat sich der Jakobussegen<br />

auf die gesamte Reise, die auf<br />

140 Kilometer von Ulm nach Markdorf führte,<br />

ausgewirkt.<br />

In Oberdischingen, unserer ersten Station,<br />

endete der Tag nach 16 Kilometern mit einer<br />

Meditation von Frau Kohler. Diese gab uns<br />

Kraft für den weiteren Weg.<br />

Auf der nächsten Etappe, die uns auf 22 Kilometern<br />

von Oberdischingen nach Äpfingen<br />

brachte, überraschten uns die unübersehbaren<br />

Einladungsplakate der Gruppe Laupheim.<br />

Sie hatten diese am Pilgerweg mit<br />

genauer Wegbeschreibung zum Kaffeetrinken<br />

befestigt. Eine schöne und willkommene<br />

Pause.<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />

Gruppe Meersburg<br />

Am dritten Tag ging es von Äpfingen über<br />

Biberach nach Muttensweiler. In Biberach<br />

wurden wir von der Leiterin der Gruppe<br />

Biberach, Dr. Helga Fischer empfangen. Sie<br />

ermöglichte uns eine interessante Führung<br />

durch die Kirche und brachte zwei erschöpfte<br />

Mitpilgerinnen mit dem Auto ins nächste<br />

Quartier nach Muttensweiler.<br />

Der vierte Tag führte uns auf weiteren 22<br />

Kilometern über Bad Waldsee nach Gaisbeuren.<br />

Dann, am fünften Tag, kam der große Regen,<br />

der uns in uns kehren ließ. Achtsamkeit<br />

war in jeder Hinsicht gefordert, denn so ein<br />

Regentag lässt den Weg aufweichen, aber<br />

auch die Seele aufbrechen. Es war ein sehr<br />

emotionaler Abend, an dem wir lange und<br />

intensiv miteinander gesprochen haben. Die<br />

Tagesanregungen aus Anselm Grüns „Vergiß<br />

das Beste nicht“ trugen viel zum loslassen<br />

der Gefühle bei. Die Gruppe hatte untereinander<br />

durch die Anstrengung der Tage und<br />

der intensiven Abende Vertrauen aufgebaut<br />

und so konnten die Lasten der Seele auch<br />

losgelassen werden.<br />

Von Weingarten gingen wir am vorletzten<br />

Tag nach Meckenbeuren und am letzen Tag<br />

von Meckenbeuren nach Markdorf.<br />

Auf dieser letzten Wegstrecke wurden wir für<br />

zwei Stunden von unserem Landrat, Lothar<br />

Wölfle begleitet. Nach intensiven Geprächen<br />

zollte er uns großen Respekt vor unserer Pilgertour<br />

und der Bewältigung unserer Probleme,<br />

die wir während und nach der Erkrankung<br />

zu meistern haben.<br />

Mit jedem Schritt haben wir Sauerstoff in allen<br />

Zellen unseres Körpers gepumpt.<br />

Die Sonne hat uns mit so viel Vitamin D versorgt,<br />

dass sich unsere Glückhormone frei<br />

entfalten konnten.<br />

Die Gemeinschaft hat uns ermöglicht, miteinander<br />

Wege in die Gesundung zu suchen<br />

und einander in Schwächephasen zu unter-<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


stützen.<br />

Jede Pilgerin konnte wieder viel Vertrauen in<br />

den eigenen Körper und eine Weitsicht für<br />

die Zukunft finden.<br />

Eine besondere Herausforderung war dies<br />

für zwei Neuerkrankte und eine 80jährige<br />

Mitpilgerin.<br />

Einen wunderbaren Abschluß unserer Reise<br />

fanden wir im Dankgottesdienst in der<br />

Pfarrkirche in Markdorf. Pfarrer Hund hatte<br />

zusammen mit einigen Frauen aus unserer<br />

Gruppe den Gottesdienst mit modernen Liedern<br />

und Texten sowie Fürbitten vorbereitet.<br />

Da flossen noch einmal bei vielen der Mitdankenden<br />

die Tränen. Unsere älteste Mitpilgerin<br />

spielte auf ihrem Saxophon das Danke-<br />

Lied, welches die Pilgerfrauen auf dem Weg<br />

mit Pilgertexten gedichtet und zum Abschluß<br />

gesungen haben.<br />

Wir haben für unsere Gesundheit einen guten<br />

Weg gegen den Krebs gefunden. Gegangen<br />

sind wir unseren Weg aber auch für den<br />

2jährigen Lucas aus Salem, der an Leukämie<br />

erkrank ist. Wir konnten für ihn und seine<br />

Typisierungsaktion Spenden in Höhe von<br />

413,58 Euro zusammentragen.<br />

„Laufen, wenn nichts mehr geht“, dieser<br />

Satz von Peter Hanke gibt mir die Energie,<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

auch im kommenden Jahr wieder einen Weg<br />

zu planen.<br />

Christa Hasenbrink<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs - Gruppe Meersburg<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />

Gruppe Meersburg<br />

Den Kontakt mit der Gruppe können Sie über Christa<br />

Hasenbrink aufnehmen.<br />

Christa Hasenbrink<br />

Tel.: 07553 7733<br />

christa.hasenbrink@gmx.de<br />

47


48<br />

Selbsthilfe<br />

... Diagnose NHL<br />

Erfahrungsbericht einer Patientin mit follikulärem<br />

Non-Hodgin-Lymphom<br />

Die Therapie begann im Frühling. Einem besonders<br />

warmen Frühling. Das Blühen wollte<br />

nicht enden, zu früh, zu trocken. Man befürchtete,<br />

ein Frost würde irgendwann alles<br />

zerstören.<br />

Schon seit den Wintermonaten spürte sie,<br />

dass etwas anders war als sonst. Sie war<br />

sich ihres Körpers nicht mehr sicher. War sie<br />

allein im Auto unterwegs, musste sie laut<br />

singen, da sie fürchtete ihr Bewusstsein zu<br />

verlieren. War sie unter Menschen, musste<br />

sie sich immer wieder rasch zurückziehen,<br />

denn ihr wurde schwindlig. Einkäufe musste<br />

sie abbrechen, an der Kasse konnte sie nicht<br />

warten. Der Internist, der sie eigentlich hätte<br />

kennen müssen, schickte sie zum Psychosomatiker,<br />

der wiederum versuchte, einer<br />

vermuteten Angststörung auf die Schliche<br />

zu kommen, indem er in ihre Kindheit hinein<br />

leuchtete.<br />

Erst als sie die Hausärztin wegen banaler<br />

Bauchschmerzen aufsuchte und diese eine<br />

Sonographie veranlasste, nahmen die Dinge<br />

ihren Lauf. Gleichsam per Zufall wurde<br />

eine ernste Erkrankung des Lymphsystems<br />

entdeckt, als Nebenschauplatz eines nicht<br />

weiter wichtigen Hauptschauplatzes. Untersuchungen<br />

schlossen sich an, Spiegelungen,<br />

Punktionen, Röntgenaufnahmen, Computertomographien.<br />

Eine diagnostische Operation<br />

lieferte das Gewebe für die Feindiagnose.<br />

Jetzt stand es fest: eine bösartige Krankheit<br />

hatte sich in ihrem Körper auf den Weg<br />

gemacht: ein follikuläres Non-Hodgin-Lymphom.<br />

Ein Schock. Nichts war mehr so, wie<br />

es einmal war.<br />

Niemals hätte sie sich vorstellen können,<br />

dass die Krankheit KREBS auch noch im<br />

21. Jahrhundert ein solches Tabu darstellen<br />

würde. Was war das Besondere an einer<br />

Krebserkrankung im Gegensatz zu anderen<br />

Aus heiterem Himmel...<br />

Krankheiten?<br />

Ihre Mitmenschen zeigten die unterschiedlichsten<br />

Reaktionen. Bei der Erstinformation<br />

brachen manche in Tränen aus, verstummten,<br />

wandten sich ab, manche interessierten<br />

sich vor allem für die medizinische Seite.<br />

Was hast du nu eigentlich genau? Wie<br />

hast du’s gemerkt? Wie lang hast du das<br />

wohl schon? Wo sind die Knoten? Wie groß<br />

sind sie? Woher kommt so was? Wie funktioniert<br />

denn so eine Chemotherapie? Andere<br />

wieder erzählten ihr Parallelgeschichten von<br />

Bekannten, die daran gestorben waren oder<br />

glücklicherweise am Ende doch noch eine<br />

Weile gelebt hatten oder sahen sie schon in<br />

der Endphase.<br />

So ein schöner Frühling, du Ärmste bekommst<br />

davon sicher nichts mit! Ganz unangenehm<br />

waren diejenigen, die glaubten,<br />

den Grund dieser Erkrankung zu wissen. Du<br />

hast zuviel gearbeitet. Dein Arbeits-Pensum<br />

hätte ich nie geschafft. Ich hab dich sowieso<br />

immer bewundert. Ich hätte mich nie so<br />

belasten können. Das konnte ja nicht so<br />

weiter gehen. Hast du dich auch biologischdynamisch<br />

ernährt? Hast du genug Sport<br />

gemacht?<br />

Am liebsten waren ihr die Souveränen, die<br />

ihr das Gefühl gaben, in ihrer Person dieselbe<br />

geblieben zu sein. Es waren diejenigen,<br />

die nicht ihre Stimmlage veränderten, wenn<br />

sie mit ihr sprachen, keinen Mitleidsblick<br />

aufsetzten, die die neue Situation als gegeben<br />

nahmen, als Aufgabe mit der sie fertig<br />

werden würde, mit denen sie auch über Projekte<br />

reden konnte, über eine konstruktive<br />

Zukunft.<br />

Der Umgang mit der Reaktion der Mitmenschen<br />

war das eine, das andere war die seelische<br />

und spirituelle Verarbeitung der neuen<br />

Situation.<br />

Natürlich war diese Diagnose ein Schlag. Sie<br />

fühlte sich zerquetscht, am Boden zerstört.<br />

Ein verzeihender liebender Gott konnte das<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


doch nicht veranlasst haben! Warum musste<br />

gerade ihr das passieren? Hatte sie sich<br />

doch immer bemüht alles richtig zu machen,<br />

ihre alltäglichen Handlungen ethisch reflektiert.<br />

Konnte diese Krankheit auch als Feedback<br />

gesehen werden, ihr bisheriges Leben<br />

so nicht weiter zu führen, andere Lebensformen<br />

zu entdecken, ein anderes Lebenstempo<br />

zu wählen?<br />

Es dauerte eine Weile, bis sie feststellte,<br />

dass sie jeden Tag aufwachte und noch lebte,<br />

dass sie Anteil nahm am Geschehen um<br />

sie herum, sich freuen, genießen und lachen<br />

konnte, dass sie ihre Lebenskraft nicht verloren<br />

hatte. Sie durfte zunächst einmal zwar<br />

nicht mehr arbeiten, lernte aber schnell die<br />

gewonnene Zeit als Geschenk zu verstehen<br />

und entdeckte kreative beglückende Tätigkeiten.<br />

Ein Gefühl der Dankbarkeit stellt sich<br />

ein. Sie beruhigte sich und stellte sich darauf<br />

ein, die äußere Abwechslung ihres Lebens<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

aufzugeben, dem Geschehen im Inneren<br />

Platz zu machen.<br />

Während der Therapie waren ihr Zuhause<br />

und die Klinik die Orte, an denen sie sich<br />

bevorzugt aufhielt. Sie betrachtete diese vor<br />

ihr liegenden Monate als Aus-Zeit. Kriterien<br />

waren innere Freiheit, Freiheit des Denkens,<br />

des Erinnerns, der Assoziationen, denen<br />

weder räumliche noch zeitliche Grenzen gegeben<br />

waren. Tägliche Gedankenreisen betrachtete<br />

sie als großen Schatz, als Chance<br />

das bisherige Leben zu klären, es zu einem<br />

Sinngefüge zu verschmelzen, zu einer Geschichte<br />

zu machen.<br />

Die Therapie hatte einen Namen : R-CHOP.<br />

Diese Kombinationstherapie sollte ihr helfen,<br />

die Krankheit, die sie bis vor wenigen<br />

Wochen noch nicht einmal benennen konnte,<br />

zu bekämpfen. R stand für Ritoximab,<br />

einen gentechnisch hergestellten Antikörper,<br />

der an den entarteten, verwirrten Lymph-<br />

49


50<br />

zellen andocken und sie zerstören sollte.<br />

CHOP setzte sich aus den Initialen von vier<br />

chemischen Substanzen zusammen. C wurde<br />

per Infusion in ihr Blutsystem geleitet,<br />

die karmesinrote Substanz H, musste ganz<br />

langsam, die Chemikalie O schnell gespritzt<br />

werden. Das P stand für 10 Tabletten, die<br />

5 Tage lang pünktlich eingenommen werden<br />

mussten. Von der Kombination dieser Substanzen<br />

versprach man sich die besten Therapieerfolge.<br />

Sie taufte diese aggressive Antikörper- und<br />

Chemotherapie auf den Namen Rita Choplin.<br />

Rita Choplin war die streitbare Freundin an<br />

ihrer Seite, manchmal war sie so unangenehm,<br />

dass sie am liebsten die Freundschaft<br />

gekündigt hätte und doch wusste sie, dass<br />

sie ohne sie nicht kämpfen konnte. Länger<br />

als zwei Tage ertrugen Körper und Seele Rita<br />

Choplin nicht. Ihre Anwesenheit musste verdaut<br />

und verarbeitet werden. Drei Wochen<br />

Distanz waren nötig um sie wieder auszuhalten.<br />

Was sollte alles passieren? Die Haare, Augenbrauen,<br />

Wimpern fielen aus, die Fingerspitzen<br />

wurden taub, Geruchs- und Geschmackssinn<br />

hoch empfindlich, Übelkeit,<br />

Verstopfung, und so weiter, eine neue Wahrnehmung<br />

eines sich langsam verändernden<br />

Körpers, das Sich Gewöhnen an ein fremdes<br />

Spiegelbild.<br />

Die Behandlung ging ihren Gang: Sechs<br />

Zyklen Chop, acht Rituximab. Die Termine<br />

konnte sie genau einhalten, das Blutbild erholte<br />

sich immer wieder, Infektionen blieben<br />

aus. Die Haare waren inzwischen längst verschmerzt,<br />

Perücke und Tücher halfen, alles<br />

andere musste verarbeitet werden, die bleierne<br />

Verstopfung, die Wahrnehmungsstörungen<br />

beim Riechen und Schmecken, die<br />

Anspannung vor und während der regelmäßigen<br />

Kontrolluntersuchungen. Es war auszuhalten.<br />

Sie hätte es nicht geglaubt. Von<br />

Zyklus zu Zyklus konnte sie sich auf einem<br />

neuen Leidensplateau einrichten.<br />

Die Behandlung zeigte Wirkung. Rita Choplin<br />

hatte geholfen. Die Lymphome bildeten sich<br />

zurück und nach der letzten Behandlung war<br />

kein aktives Zellgeschehen mehr nachweisbar.<br />

Erleichterung zunächst, aber der Arzt<br />

entließ sie mit dem Satz: Und wenn in ein<br />

paar Jahren wieder was auftaucht, bügeln<br />

wir es wieder nieder.<br />

Jetzt steht eine neue Aufgabe an, die Gewissheit<br />

auszuhalten, dass eine Heilung<br />

nicht möglich ist, und dennoch das Leben<br />

zu genießen, zu planen, sich zu freuen, vor<br />

dem Hintergrund eines Ich weiß nicht, wie<br />

lange.<br />

Margarete Knoedler<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


TEB e.V. Selbsthilfe<br />

Tumore und Erkrankungen<br />

der Bauchspeicheldrüse<br />

Bundesverdienstkreuz für Katharina Stang<br />

Jürgen Walter, Staatssekretär im Landes-<br />

ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kunst verleiht den Verdienstorden.<br />

Ermutigen, trösten und zuhören, dabei mit<br />

Kompetenz überzeugen, nicht immer bequem<br />

für die Entscheidungsträger aber immer<br />

zum Besten für die Patienten und deren<br />

Angehörige, so Staatssekretär Jürgen<br />

Walter und der Ludwigsburger Oberbürgermeister<br />

Werner Spec bei ihrer Laudatio anläßlich<br />

der Verleihungsfeier am 19. Oktober<br />

2011.<br />

Seit bald zwölf Jahren ist Katharina Stang in<br />

der Selbsthilfe engagiert.<br />

Zuerst im Arbeitskreis der Pankreatektomierten,<br />

dann als Gründerin einer Selbst-<br />

Staatssekretär Walter und Katharina Stang<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Selbsthilfe<br />

hilfegruppe in Ludwigsburg. Als letztendliche<br />

Konsequenz entstand im Jahr 2005 die<br />

TEB-Selbsthilfe, ein Netzwerk aus Patienten,<br />

Angehörigen, Ehrenamtlichen, Kliniken und<br />

Ärzten.<br />

Neben dem Erfahrungsausstausch und der<br />

Beratung von Patienten und Angehörigen<br />

werden regelmäßig Fachvorträge durchgeführt<br />

und einmal im Jahr ein Patiententag<br />

in Ludwigsburg organisiert – in diesem Jahr<br />

bereits zum sechsten Mal.<br />

Aus der engagierten Selbsthilfegruppe Ludwigsburg<br />

ist ein aktiver Landes- und Bundesverband<br />

entstanden.<br />

Heike Lauer<br />

Verbindung mit der TEB können Sie unter der folgenden<br />

Kontaktdaten aufnehmen:<br />

TEB e. V. Selbsthilfe<br />

Bundes- und Landesgeschäftsstelle<br />

Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse<br />

Ruhrstr. 10/1<br />

71636 Ludwigsburg<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.- Do. von 09:00 Uhr - 12:00 Uhr<br />

Telefon: 07141 - 95 63 63 6<br />

Telefax: 07141 - 95 63 63 7<br />

geschaeftsstelle@teb-selbsthilfe.de<br />

www.teb-selbsthilfe.de<br />

51


52<br />

Für Sie gelesen<br />

Leben trotz Krebs – Eine Farbe mehr<br />

Im Rahmen meiner Tätigkeit beim <strong>Krebsverband</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> habe ich schon einige<br />

Bücher zum Thema „Krebs“ gelesen.<br />

Es waren Tagebücher von Patienten, mit deren<br />

Hilfe sie ihre Krankheit bewältigt haben,<br />

wissenschaftliche Bücher, die sich mit den<br />

derzeit aktuellen Therapien beschäftigen<br />

oder sehr spirituelle Bücher zum Thema Heilen,<br />

geheilt werden oder Alternativmedizin.<br />

Aber noch keinem Buch ist es gelungen,<br />

mich derart zu fesseln.<br />

Elmar Reuter – oder besser seine Gesprächspartnerinnen<br />

und Gesprächspartner – schildern<br />

in so eindringlicher Form ihr Umgehen<br />

mit der Diagnose und der Erkrankung Krebs,<br />

ihren Chancen, ihren geänderten Auffassungen<br />

zum Leben, ihren neuen Lebenswegen<br />

was mich sehr beeindruckt hat.<br />

„Dabei geht es nicht immer um Tod oder Leben,<br />

vielmehr um den Geschmack am Leben,<br />

den Umgang mit ihm und den ganz persönlichen<br />

Sinn“ so Reuter in seiner Einleitung.<br />

In seinem Buch wird nicht von Heilung gesprochen,<br />

dafür ist die Krankheit zu komplex<br />

und unberechenbar und man weiß noch zu<br />

wenig, was sie im Entstehen und Verlauf<br />

steuert. Das sehen auch die Betroffenen so,<br />

die ihre Geschichten erzählen. Ihre wiedergewonnene<br />

Kraft erleben sie als eine Stärke,<br />

Leben trotz Krebs –<br />

Eine Farbe mehr<br />

Dr. Elmar Reuter<br />

Leben trotz Krebs – Eine Farbe mehr<br />

2010 by Schattauer GmbH, Stuttgart<br />

ISBN: 978-3-7945-2753-3<br />

19,95 Euro<br />

Wir freuen uns auf Ihre Buch-<br />

empfehlung. Gerne per Mail an:<br />

info@krebsverband-bw.de oder per<br />

Post an die Geschäftsstelle<br />

die ihnen Widerstand gegen die Krankheit<br />

bietet, aber auch gegen andere Widrigkeiten<br />

des Lebens. Genau diese Sichtweise hat<br />

mich persönlich beeindruckt.<br />

Reuters Buch setzt sich aus Patienten–Interviews<br />

und dazwischengeschalteten Behandler–Interviews<br />

zusammen. Hier übernimmt<br />

der Patient die Rolle des Fragers. Dabei handelt<br />

es sich um fiktive Gespräche, die auf<br />

Basis der am häufigsten gestellten Fragen<br />

aus den vielen Patientengesprächen, die von<br />

Reuter über die Jahre geführt wurden, zusammengetragen<br />

wurden. Die Behandler–<br />

Interviews folgen dabei einer Richtung: Vom<br />

Einbruch der Krankheit, dem Eintreten in die<br />

Behandlung bis zum Spüren einer anderen<br />

Qualität des Lebens. Dagegen beschreiben<br />

die Patienten–Interviews das Erleben von<br />

Betroffenen in all diesen Phasen.<br />

„Elmar Reuter hat sich der großen und wichtigen<br />

Aufgabe gestellt, informativ, detailreich<br />

und zutiefst anrührend die mächtige<br />

positive Kraft zu schildern, die durch eine<br />

psychoonkologische Begleitung bei den Betroffenen<br />

geweckt werden kann“ so Prof. Dr.<br />

med. M.Wirsching in seinem Geleitwort.<br />

Heike Lauer<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Krebs – Impuls für ein neues Leben Krebs - Impuls für ein neues Leben<br />

Gerade bei Krebserkrankungen ist eine möglichst<br />

ganzheitliche Beurteilung und Therapie<br />

hilfreich. Dieses ist umso wichtiger, da noch<br />

immer ungeklärt ist, wie Krebs entsteht. Daher<br />

ist es sehr begrüßenswert, wenn jetzt<br />

von kompetenter Seite ein Buch zur Verfügung<br />

steht, das Betroffenen eine große Hilfe<br />

sein kann.<br />

Aufgrund internistischer Fachausbildung mit<br />

psychosomatischer Ausrichtung und jahrzehntelanger<br />

Praxis-Erfahrung mit Schwerpunkt<br />

Onkologie ist Volker zur Linden hoch<br />

qualifiziert, die Thematik Krebs – Impuls für<br />

ein neues Leben gemeinsam mit dem Leser<br />

anzugehen. Das Buch ist mehr als ein<br />

Ratgeber, da es die drei Bereiche Körper-<br />

Seele-Geist anspricht und darauf verweist,<br />

wie gerade bei einer Krebserkrankung eine<br />

ganzheitliche Betrachtungsweise gefordert<br />

ist. Mit großer Sensibilität geht der Autor<br />

schrittweise vor, um von der Diagnose, Krisenbewältigung<br />

und Annahme der Erkrankung,<br />

den verschiedenen Therapiemöglich-<br />

Von der Diagnose<br />

zur geeigneten<br />

Behandlung!<br />

Dieser Leitfaden<br />

gibt einen umfassenden<br />

Überblick<br />

über die Diagnostik<br />

und Therapie<br />

des Prostatakarzinoms.<br />

Die zur Verfügung<br />

stehenden<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

-<br />

Radikaloperation, Strahlentherapie, Kryotherapie<br />

und der hochintensive fokussierte<br />

Prostatakarzinom<br />

Alternativen zur radikalen Operation<br />

Dr. Dr. med. Ulrich Köppen<br />

2012 by Schattauer GmbH, Stuttgart<br />

ISBN: 978-3-7945-2821-9<br />

24,95 Euro<br />

Mehr Wissen – Besser leBen<br />

Edition Co`med<br />

ISBN: 978-3-934672-39-0<br />

29,80 Euro<br />

keiten, Nachsorge bis zu einem möglichen<br />

Ende – das am Schluß einer Krebserkrankung<br />

stehen kann – allumfassend Hilfestellung<br />

zu geben.<br />

„Der Beweggrund dieses Buches ist, krebskranken<br />

Menschen eine Botschaft zu vermitteln,<br />

die ihr Schicksal verändern kann.“<br />

Eigeninitiative zu entwickeln und aktiv die<br />

notwendige Therapie einzuleiten und fortzuführen,<br />

damit den begleitenden Arzt unterstützen,<br />

ist die stringent durch das Buch<br />

behandelte Botschaft an den an Krebs Erkrankten.<br />

Gerade als Betroffener ist man befähigt die<br />

Qualität der Aussagen zu beurteilen und zu<br />

bestätigen.<br />

Michael Wiontzek<br />

Selbsthilfe Blasenkrebs<br />

Ultraschall (HIFU) - werden anschaulich<br />

beschrieben, wobei die Empfehlungen der<br />

deutschen und europäischen Leitlinien berücksichtigt<br />

werden. In der neuen Auflage<br />

geht der Autor ausführlich auf die zunehmende<br />

Bedeutung der Strahlentherapie<br />

ein.<br />

Komplikationen und Nebenwirkungen, vor<br />

allem die bei allen Behandlungsformen<br />

drohende sexuelle Impotenz, sowie entsprechende<br />

Möglichkeiten zu deren Vermeidung<br />

und Therapie werden detailliert<br />

dargestellt. Hinweise auf wichtige Internetseiten<br />

und Selbsthilfegruppen sowie ein<br />

umfassendes Literaturverzeichnis runden<br />

diesen Ratgeber ab.<br />

Schattauer<br />

53


54<br />

Der Tod ist der Horizont unseres Lebens, aber<br />

der Horizont ist nur das Ende der Sicht<br />

(Rudolf Nissen)<br />

Wir trauern um...<br />

Gusti Schaich<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs,<br />

Gruppe Heidenheim<br />

Sieglinde Wache<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs,<br />

Gruppe Winnenden<br />

Mehr Wissen – Besser leBen


Mehr Wissen – Besser leBen<br />

55


<strong>Krebsverband</strong> baden-<strong>Württemberg</strong> e.v.<br />

Seit über 80 Jahren ist der <strong>Krebsverband</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aktiv.<br />

Der <strong>Krebsverband</strong> ist Mitglied der Deutschen Krebsgesellschaft.<br />

• Beratung von Krebspatienten und Angehörige (medizinisch, psychoonkologisch, sozialrechtlich<br />

und ernährungsphysiologisch)<br />

• Initiierung und Unterstützung (ideell und finanziell) der Selbsthilfegruppen nach Krebs<br />

• Projekte zur Prävention und Früherkennung von Krebserkrankungen<br />

• Finanzielle Unterstüzung in Härtefällen<br />

• Förderung patientenorientierter Forschung durch Initiierung von Modellprojekten<br />

• Vernetzung von Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunktkliniken<br />

• Gesundheitspolitische Meinungsbildung - Zusammenarbeit mit Ministerien, Verbänden<br />

und Fachgesellschaften<br />

• Mitwirkung in Kompetenznetzwerken<br />

<strong>Krebsverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

Adalbert-Stifter-Str. 105<br />

70437 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 848-10770<br />

Fax: 0711 848-10779<br />

eMail: info@krebsverband-bw.de<br />

Internet: www.krebsverband-bw.de<br />

spenden sind steuerbegünstigt<br />

Landesbank <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

BLZ:600 501 01<br />

Kto.-Nr.:1 013 900

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