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Neu: BLuS Heft 11 - August 2012 - Bundesarbeitskreis der Seminar

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Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Heft</strong> <strong>11</strong>, <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />

Vorwort 3<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Reform <strong>der</strong> Lehrerbildung und ein neues Lehrerbildungsgesetz<br />

Andreas Stephan<br />

Kurswechsel bei voller Fahrt<br />

Lars Kraft<br />

Modularisierung im einjährigen Vorbereitungsdienst<br />

Silke Pflüger<br />

Die allerersten Modulprüfungen<br />

Dr. Bernd Oehmig<br />

Zur Entwicklung eines Rahmenkonzepts für die Arbeitsplanung <strong>der</strong><br />

Fachseminare im modularisierten Vorbereitungsdienst<br />

Klaus Meister<br />

Modulprüfungen – Beurteilungskriterien und mögliche Aufgabenstellungen<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

Arbeitsgruppe Schule und <strong>Seminar</strong><br />

Andreas Stephan<br />

Fremdsprachenunterricht in Ausbildung und schulischer Praxis<br />

Bilingualer Unterricht<br />

<strong>Neu</strong>e Impulse für den bilingualen Unterricht an Berliner Schulen<br />

Bilingualer Unterricht am Romain-Rolland-Gymnasium in Berlin<br />

Caroline Bolz<br />

Robert Prekel<br />

Kritische Betrachtung <strong>der</strong> Rahmenlehrpläne<br />

Standardorientierung und Kompetenzorientierung? Ja! Aber…<br />

Martina Kaltenbacher<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> zweite Stuhl? - Zum Aufbau literarischer Lesekompetenz im<br />

Fremdsprachenunterricht<br />

Dr. Christian <strong>Neu</strong>mann<br />

Literaturwissenschaft im Französischunterricht?<br />

Dr. Ulrich Müller-Schöll<br />

Hrsg.: <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V., Landesgruppe Berlin<br />

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Fortsetzung auf Seite 2 �


Forum<br />

Wie bringen wir Gegenwartsliteratur in die Schule?<br />

Dr. Manja Vorbeck-Heyn / Marcus Schotte<br />

Bericht von <strong>der</strong> bundesweiten Expertentagung in Hamburg<br />

Ulrike Ernst / Roswitha Kneer-Werner<br />

Aufgeschnappt<br />

Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern ist Verfassungsgebot<br />

Joachim Jetschmann<br />

Mitteilungen Roswitha Kneer-Werner 62<br />

1. Bewerbungs- und Vereidigungstermine/Einführungsseminare<br />

2. Aufnahme von Lehramtsanwärter/innen in den Ausbildungsregionen<br />

3. Einführungen für neue Fachseminarleiter/innen<br />

4. Personalia<br />

Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.<br />

Aktivitäten des BAK, Landesverband Berlin<br />

Herbert Böpple 66<br />

Fachdidaktik-Tagung des BAK und des Zentrums für Lehrerbildung <strong>der</strong> FUB<br />

Dr. Jörg Kayser 69<br />

BAK-Beitrittserklärung 71<br />

Impressum 2<br />

Seite 2<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.,<br />

Landesgruppe Berlin; Herbert Böpple, Schrö<strong>der</strong>str. 2, 10<strong>11</strong>5 Berlin<br />

herbert.boepple@web.de<br />

Verantwortlich für diese Ausgabe:<br />

Roswitha Kneer-Werner, 2. SPS <strong>Neu</strong>kölln (S), Wildhüter Weg 5, 12353 Berlin<br />

Redaktionsmitglie<strong>der</strong>:<br />

Ingeborg Dix, 3. SPS Tempelhof-Schöneberg (S)<br />

Lars Kraft, 1. SPS Mitte (S)<br />

Klaus Meister, 3. SPS Mitte (L)<br />

Dr. Bernd Oehmig, 1. SPS Treptow-Köpenick (L)<br />

Jens-Uve Wahner, 1. SPS Spandau (S)<br />

Layout:<br />

Dr. Jobst Werner c/o 2. SPS <strong>Neu</strong>kölln (S)<br />

Die in „Betrifft: Lehrerausbildung und Schule“ veröffentlichten Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung <strong>der</strong> Redaktionsmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> des Herausgebers wi<strong>der</strong>.<br />

56<br />

59<br />

61


In je<strong>der</strong> Reform stecken Chancen und Risiken!<br />

Vorwort<br />

Vorwort<br />

Diesem Thema widmen wir uns in <strong>der</strong> vorliegenden Ausgabe und berichten u. a. über die ersten<br />

Erfahrungen mit <strong>der</strong> neuen Ausbildungsordnung, die am 1. Februar <strong>2012</strong> in Kraft getreten ist. Doch<br />

die Reformen sind noch längst nicht abgeschlossen. Die Koalitionsvereinbarung von CDU und<br />

SPD für die Legislaturperiode bis 2016 sagt deutlich, es sei notwendig, die Lehrerbildung weiter zu<br />

reformieren, um „den gestiegenen Ansprüchen an Lehrerinnen und Lehrern gerecht zu werden“.<br />

Andreas Stephan von <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft berichtet über<br />

die Arbeit einer Expertenkommission unter <strong>der</strong> Leitung von Professor Dr. Jürgen Baumert, die sich<br />

<strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Lehrerbildung widmet. Neben dieser Expertenkommission wurde ein hausinterner<br />

Arbeitskreis gebildet, um in Anlehnung an die ersten Ergebnisse <strong>der</strong> Expertenkommission sowie<br />

die KMK-Beschlüsse und die Verabredung in <strong>der</strong> Koalitionsvereinbarung, den Vorbereitungsdienst<br />

für alle Lehrämter auf 18 Monate festzuschreiben und Vorschläge für die Än<strong>der</strong>ung des Berliner<br />

Lehrerbildungsgesetzes zu erarbeiten. Zudem legt Andreas Stephan dar, welchen Beitrag Schulstrukturverän<strong>der</strong>ungen<br />

auf die Lehrerausbildung haben können.<br />

Und von welchen Erfahrungen können wir bereits heute berichten?<br />

Lars Kraft stellt in seinem Beitrag über die Umsetzung <strong>der</strong> neuen Verordnung im ersten Halbjahr<br />

<strong>der</strong> Ausbildung in <strong>der</strong> Studienratslaufbahn dar, welche Fragen sich auftaten und wie sich die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auf die Ausbildungsgruppe in Berlin-Mitte ausgewirkt haben. Er macht dabei deutlich,<br />

welche Probleme insbeson<strong>der</strong>e durch die neuen Anfor<strong>der</strong>ungen entstanden, da die Umsetzung bei<br />

„vollem Betrieb“ erfolgen musste. Gleichzeitig gibt er einen Ausblick auf die Ausgestaltung <strong>der</strong> für<br />

die Umsetzung erfor<strong>der</strong>lichen weiteren Schritte. Silke Pflüger berichtet in ihrem Beitrag von den<br />

Erfahrungen und Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich für die Ausbildungsgruppe in <strong>der</strong> Lehrerlaufbahn am<br />

Standort Reinickendorf ergeben haben.<br />

Auch berichten wir bereits über Erfahrungen mit den ersten Modulprüfungen in <strong>der</strong> Lehrerlaufbahn.<br />

Dr. Bernd Oehmig legt in seinem Beitrag dar, wie <strong>der</strong> organisatorische Aufwand gestiegen ist, welche<br />

Aufgabenformate von den Lehramtsanwärtern und Lehramtsanwärterinnen gewählt worden<br />

sind und wie die ersten Ergebnisse <strong>der</strong> Modulprüfungen auszuwerten sind. (Diese Modulprüfungen<br />

fanden statt, bevor von <strong>der</strong> Senatsverwaltung verbindliche Formate und Kriterien veröffentlicht<br />

worden sind.)<br />

Roswitha Kneer-Werner berichtet in ihrem Beitrag über die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe <strong>der</strong><br />

Senatsverwaltung, die unter Leitung von Andreas Stephan in Zusammenarbeit mit Leitern und Leiterinnen<br />

Schulpraktischer <strong>Seminar</strong>e Vorgaben zu Inhalten und Bewertungskriterien von Modulprüfungen<br />

erarbeitet hat.<br />

Klaus Meister erörtert in seinem Beitrag, wie sich die inhaltliche Zusammenarbeit zwischen den<br />

Allgemeinen <strong>Seminar</strong>en und den Fachseminaren gestalten kann, um die Lehramtsanwärterinnen<br />

und Lehramtsanwärter effizient ausbilden zu können.<br />

Die Zusammenarbeit von Schulleitungen und allen an<strong>der</strong>en im Rahmen <strong>der</strong> Lehrerausbildung Tätigen<br />

ist stets ein sensibles Feld. Welche Möglichkeiten <strong>der</strong> Zusammenarbeit gegeben sind und<br />

wie die Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeitsgruppe in den „Handlungsrahmen Schulqualität“ dabei eingeflossen<br />

sind, berichtet Andreas Stephan in seinem Beitrag.<br />

Auch <strong>der</strong> bilinguale Unterricht ist ein sensibles Feld und hat in Berlin bereits eine lange Wegstrecke<br />

hinter sich. Caroline Bolz erörtert in ihrem Beitrag über Verän<strong>der</strong>ungen in den letzten Jahren<br />

den Mehrwert des bilingualen Unterrichts und die Notwendigkeit eines Wahlbausteines im Berliner<br />

Vorbereitungsdienst. Und Robert Prekel, Fachbereichsleiter Fremdsprachen am Romain-Rolland-<br />

Seite 3


Vorwort<br />

Gymnasium stellt in seinem Beitrag dar, wie bilingualer Unterricht in <strong>der</strong> Praxis umgesetzt werden<br />

kann.<br />

Neben den zahlreichen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Lehrerausbildung ist geplant, auch die Rahmenlehrpläne<br />

zu überarbeiten. In dieser Ausgabe stellen Martina Kaltenbacher, Koordinatorin für die Fachseminare<br />

Englisch, und Dr. Christian <strong>Neu</strong>mann, Fachseminarleiter für Französisch, ihre Bedenken<br />

bei <strong>der</strong> jetzigen Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenlehrpläne dar und geben Empfehlungen, was bei einer<br />

Überarbeitung <strong>der</strong>selben berücksichtigt werden sollte. Herr Dr. Müller-Scholl erörtert, wie im Französischunterricht<br />

thematisiert werden kann, was von den Lernenden im Romanistikstudium erwartet<br />

wird und verdeutlicht dieses an einem Unterrichtsbeispiel.<br />

Im Forum legen Dr. Manja Vorbeck-Heyn, Studienrätin (i.A.) an <strong>der</strong> Eckener-Oberschule und Marcus<br />

Schotte, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in <strong>der</strong> Fachdidaktik Deutsch, FU Berlin, dar, welche<br />

Erfahrungen mit <strong>der</strong> Konzeption und Veröffentlichung von Unterrichtsmaterialien vorliegen. Sie<br />

ermutigen Kolleginnen und Kollegen, ihren Fachunterricht als Chance dafür zu nutzen, selbst innovative<br />

Unterrichtsanregungen zu entwickeln und an<strong>der</strong>e durch die Veröffentlichung daran teilhaben<br />

zu lassen.<br />

Ulrike Ernst und Roswitha Kneer-Werner berichten von einer Tagung über „Innovative Formen <strong>der</strong><br />

Verknüpfung von Theorie und Praxis in <strong>der</strong> Lehrerbildung“ in Hamburg, in <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

weiteren För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildung zwischen Universität und zweiter Phase aufgezeigt wurden<br />

und darüber, welche Probleme bezüglich <strong>der</strong> Verantwortlichkeiten dabei entstehen können.<br />

In <strong>der</strong> Rubrik „Aufgeschnappt“ nehmen wir ein aktuelles Thema in den Fokus: „Die Verbeamtung<br />

von Lehrern und Lehrerinnen“, indem wir eine Erklärung des Vorsitzenden des dbb Berlin, Joachim<br />

Jetschmann, aufgreifen.<br />

Wie gewohnt, enthält auch diese Ausgabe die Mitteilungen <strong>der</strong> für das Schulwesen zuständigen<br />

Senatsverwaltung, zusammengestellt von Roswitha Kneer-Werner sowie Mitteilungen und Veranstaltungen<br />

des BAK, Landesverband Berlin, die Herbert Böpple zusammengestellt hat.<br />

Last but not least möchten wir zum Thema Verän<strong>der</strong>ungen anzeigen, dass es auch in unserem<br />

Redaktionsteam Verän<strong>der</strong>ungen gegeben hat. Herbert Böpple und Jens Kühne möchten sich künftig<br />

an<strong>der</strong>en Aufgaben zuwenden und sind daher nach vielen Jahren <strong>der</strong> Mitarbeit aus unserem<br />

Team ausgeschieden.<br />

Ich möchte an dieser Stelle vor allem Herbert Böpple, <strong>der</strong> zusammen mit mir die Idee für die Herausgabe<br />

und Gestaltung unseres <strong>Heft</strong>es entwickelt hat, für sein Engagement und seine vielfältigen<br />

Beiträge sowie auch für die Übernahme <strong>der</strong> zweitaufwändigen Arbeit am Layout <strong>der</strong> <strong>Heft</strong>e danken.<br />

Ich wünsche ihm namens aller Redaktionsmitglie<strong>der</strong>, dass er ebenso erfolgreich in seinem neuen<br />

Aufgabenbereich wirken wird, wie er gemeinsam mit mir die Verantwortung für die ersten zehn<br />

Ausgaben unserer Broschüre übernommen hat.<br />

<strong>Neu</strong> sind in unserem Team Ingeborg Dix, Leiterin des 3. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Tempelhof/Schöneberg,<br />

und Lars Kraft, Leiter des 1. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Mitte. Für das Layout<br />

zeichnet nunmehr Dr. Jobst Werner verantwortlich.<br />

Wir werden Sie gemeinsam weiterhin über Entwicklungen in Schule, Universität und Ausbildung<br />

informieren und sind offen für jegliche Anregungen.<br />

Für heute grüßt Sie<br />

Seite 4<br />

Roswitha Kneer-Werner<br />

im Juni <strong>2012</strong>


–<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Reform <strong>der</strong> Lehrerbildung und ein neues Lehrerbildungsgesetz<br />

In <strong>der</strong> Koalitionsvereinbarung von SPD und CDU für die Legislaturperiode 20<strong>11</strong> - 2016 wurde festgelegt,<br />

dass die Lehrerbildung in <strong>der</strong> aktuellen Legislatur reformiert wird, „um den gestiegenen Ansprüchen<br />

an Lehrerinnen und Lehrer gerecht zu werden. Zur Erarbeitung eines Vorschlages werden<br />

wir eine Kommission unter Einbeziehung von externem Sachverstand einrichten, die gemeinsam<br />

mit den Universitäten auch die Einrichtung einer School of Education prüfen soll. Das<br />

Masterstudium beträgt für alle Lehrämter, auch für die Ausbildung von Son<strong>der</strong>pädagogen, vier<br />

Semester. Der Vorbereitungsdienst für alle Lehrämter soll 18 Monate betragen. Eine Durchlässigkeit<br />

zu an<strong>der</strong>en Studiengängen ist anzustreben (...)“.<br />

Zur Realisierung dieses Vorhabens hat Frau Senatorin Scheeres zu Beginn des Jahres eine Expertenkommission<br />

Lehrerbildung unter <strong>der</strong> Leitung von Prof. Dr. Jürgen Baumert und weiteren acht<br />

überregional tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern berufen. Die Expertenkommission<br />

hat unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern <strong>der</strong> Freien Universität, <strong>der</strong> Technischen<br />

Universität, <strong>der</strong> Humboldt-Universität und <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Künste sowie den Abteilungsleitern<br />

<strong>der</strong> Senatsverwaltung für Bildung fünfmal getagt und wird ihren Abschlussbericht im September<br />

<strong>2012</strong> vorlegen.<br />

Parallel dazu wurde eine hausinterne Arbeitsgruppe Lehrerbildungsgesetz unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Frau Annecke, die auch schon die Verordnung Vorbereitungsdienst juristisch verantwortet hat,<br />

eingesetzt, die in enger Abstimmung mit den Beratungsergebnissen <strong>der</strong> Expertenkommission an<br />

einem Entwurf für ein neues Lehrerbildungsgesetz arbeitet.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Expertenkommission Lehrerbildung und <strong>der</strong> hausinternen Arbeitsgruppe orientiert<br />

sich neben den in <strong>der</strong> Koalitionsvereinbarung festgelegten Rahmenvorgaben inhaltlich an den<br />

Vorgaben <strong>der</strong> KMK. Die Masterstudiengänge für die Lehrämter des gehobenen Dienstes sollen ab<br />

Wintersemester 2013/14 die Regelungen des Quedlinburger Beschlusses erfüllen, was heißt, dass<br />

das Gesamtstudium 300 Leistungspunkte umfassen muss.<br />

Die Strukturreform <strong>der</strong> Berliner Schule, die verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrerinnen und<br />

Lehrer, Stichworte wie Heterogenität und Inklusion beschreiben ebenso die Ausgangslage wie die<br />

Frage nach <strong>der</strong> ausreichenden Versorgung <strong>der</strong> Schulen mit Lehrkräften. In diesem Rahmen und<br />

unter Berücksichtigung des Ist-Zustandes in <strong>der</strong> Lehrerbildung haben die Diskussionsprozesse<br />

begonnen.<br />

Aus dem Auftrag und <strong>der</strong> beschriebenen Ausgangslage leiten sich eine Reihe von Überlegungen<br />

ab. Diese Zusammenstellung dient zur Information über die anstehenden Themen und stellt keine<br />

bereits politisch abgestimmte Festlegung dar, son<strong>der</strong>n gibt nur den aktuellen Diskussionsstand<br />

wie<strong>der</strong>. Eine endgültige Entscheidung über die Reform <strong>der</strong> Lehrerbildung wird erst getroffen, wenn<br />

<strong>der</strong> Kommissionsbericht im September <strong>2012</strong> vorliegt und entsprechende politische Konsequenzen<br />

daraus abgeleitet werden.<br />

Lehrämter anpassen<br />

Es stellt sich die Frage, ob es mit Blick auf die Schulstrukturverän<strong>der</strong>ung, d. h. zwei Säulen mit dem<br />

Abitur als Ziel, nicht Sinn macht, die Schulstruktur in den Lehrämtern abzubilden. Das heißt Stärkung<br />

<strong>der</strong> Fachlichkeit im Rahmen eines Grundschullehramtes (Primarstufe) ebenso wie die Schaffung<br />

eines Sekundarstufenlehramtes (Sekundarstufe I und II), in dem auf <strong>der</strong> Grundlage hoher<br />

fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Kompetenz Lehrerinnen und Lehrer befähigt werden,<br />

Seite 5


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

auch in heterogenen Lerngruppen Schülerinnen und Schüler zum Abitur zu führen. Ein drittes<br />

Lehramt würde dann das an den berufsbildenden Schulen sein.<br />

Inklusion<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention sind Überlegungen<br />

notwendig, welche Kompetenzen Lehrerinnen und Lehrer haben müssen, um auf diese große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung vorbereitet zu sein, und welche Konsequenzen das für die Phasen <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

hat. Eine Idee ist eine Basisqualifizierung für alle zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer einzuführen<br />

o<strong>der</strong> das zweite Fach in allen Lehrämtern durch das Studium von Behin<strong>der</strong>ungsformen zu<br />

ersetzen.<br />

Erste Phase <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

Wie in <strong>der</strong> Koalitionsvereinbarung festgelegt, soll einem sechssemestrigen, weitgehend polyvalenten<br />

Bachelorstudiengang für alle Lehrämter ein viersemestriger konsekutiver Masterstudiengang<br />

mit dem Abschluss eines Master of Education folgen, d. h. die universitäre Ausbildung umfasst<br />

mindestens 10 Semester für alle Lehrämter.<br />

Um den Praxisbezug noch zu verstärken, wird diskutiert, ob es neben dem berufsfel<strong>der</strong>schließenden<br />

Praktikum im Bachelorstudium ein Praxissemester im Masterstudium für alle Lehrämter geben<br />

soll, sodass im Studium schulpraktische Studien im Umfang von mindestens 8 Monaten enthalten<br />

sein könnten.<br />

School of Education<br />

Im Hinblick auf den Entwicklungsstand <strong>der</strong> Professional School of Education an <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

zu Berlin und dem seit 2006 existierenden Zentrum für Lehrerbildung an <strong>der</strong> FU Berlin wird<br />

die Kommission zu <strong>der</strong> Frage Stellung nehmen, ob ein Zentrum o<strong>der</strong> mehrere an den Universitäten<br />

angeschlossene Zentren zu favorisieren sind.<br />

Vorbereitungsdienst<br />

Der im 12. LBiGÄndG festgelegte einjährige Vorbereitungsdienst für die Masterabsolventinnen und<br />

Masterabsolventen für die Lehrämter des gehobenen Dienstes erweist sich zunehmend als nicht<br />

ausreichend, um den gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu werden, und wird daher im Umfang verlängert.<br />

Bei einer <strong>Neu</strong>fassung des Lehrerbildungsgesetzes wird die Dauer des Vorbereitungsdienstes für<br />

alle Lehrämter auf 18 Monate festgelegt, um die schulpraktische Ausbildung <strong>der</strong> Masterabsolventinnen<br />

und Masterabsolventen in Qualität und Dauer gleich zu gestalten.<br />

Bei einer <strong>Neu</strong>fassung des Lehrerbildungsgesetzes soll das Zulassungsverfahren zum Vorbereitungsdienst<br />

vereinfacht werden. Zusätzlich wird eine Regelung vorbereitet, die Bewerberinnen und<br />

Bewerbern mit so genannten Bedarfsfächern den Zugang zum Vorbereitungsdienst erleichtert und<br />

sichert.<br />

Seit dem 01.02.<strong>2012</strong> werden die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter nach <strong>der</strong> neuen<br />

Ausbildungs- und Prüfungsordnung ausgebildet. Die in <strong>der</strong> Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

bereits angelegte verän<strong>der</strong>te Gestaltung <strong>der</strong> Staatsprüfung (keine schriftliche Prüfungsarbeit, dafür<br />

ausbildungsbegleitende Modulprüfungen, am Prüfungstag nur noch die unterrichtspraktische Prüfung<br />

in zwei Fächern) wird durch die Verkleinerung <strong>der</strong> Prüfungskommission von sechs auf vier<br />

Mitglie<strong>der</strong> im neuen Lehrerbildungsgesetz abgeschlossen.<br />

Seite 6


Quer- und Seiteneinsteiger<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Neben <strong>der</strong> Priorität für eine grundständige Lehrerausbildung werden Überlegungen angestellt, wie<br />

möglichst viele, am Berufsfeld Lehrer/in interessierte Studierende den Weg in einen Master of<br />

Education finden können. Hierzu werden Modelle diskutiert, Mono-Bachelor mit dem Zweitfach im<br />

Master zu konfrontieren ebenso wie Fachhochschulabsolventen in einem Masterstudiengang auf<br />

einen Master of Education vorzubereiten.<br />

Auch die Zulassungsregelung von nicht grundständig ausgebildeten Hochschulabsolventen für den<br />

Vorbereitungsdienst wird überarbeitet, um eine auf die Zielgruppe hin orientierte Ausbildung in <strong>der</strong><br />

zweiten Phase zu ermöglichen.<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Neben <strong>der</strong> Verankerung <strong>der</strong> Berufseingangsphase im neuen Gesetz wird auch die Weiterbildung<br />

neu geregelt. Weiterbildungsstudiengänge sollen durch die Universitäten in modularisierter Form<br />

angeboten und mit einem universitären Abschluss versehen, anschließend von <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

für Bildung nur noch anerkannt werden.<br />

Insgesamt handelt es sich um einen spannenden Prozess, in dem ausgehend von den Erfahrungen<br />

mit den erprobten BA- und MA-Studiengängen eine an den Herausfor<strong>der</strong>ungen und den Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Berliner Schule orientierten Lehrerausbildung gearbeitet wird.<br />

Andreas Stephan,<br />

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft; Grundsatzangelegenheiten Lehrerbildung;<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Leitung des Referats Lehrerbildung VI E (V)<br />

Kurswechsel bei voller Fahrt -<br />

Erste Erfahrungen mit dem Start in die Modularisierung des<br />

Berliner Vorbereitungsdienstes<br />

Trotz <strong>der</strong> langen Vorbereitungsphase war die Überraschung doch unübersehbar, als allen Beteiligten<br />

mit <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> neuen Lehrerausbildungs- und Prüfungsordnung (VO VD) am<br />

19. November 20<strong>11</strong> schlagartig bewusst wurde, dass die umfangreichen Reformen bereits mit <strong>der</strong><br />

neuen Ausbildungsgruppe im Februar <strong>2012</strong> umgesetzt werden sollten. Viele Fragen schienen bis<br />

zu diesem Zeitpunkt eher kontrovers diskutiert, an<strong>der</strong>e noch gar nicht explizit gestellt worden zu<br />

sein:<br />

� Was bedeutet es konkret, wenn in Zukunft die Arbeit im Allgemeinen <strong>Seminar</strong> – und nur<br />

dort – in modularisierter Form erfolgt?<br />

� Welche Inhalte sollen in welcher Reihenfolge fortan verbindlich in allen <strong>Seminar</strong>en behandelt<br />

und von den Lehramtsanwärter/innen im Sinne des Kompetenzerwerbs auch in <strong>der</strong><br />

schulischen Praxis kompetent beherrscht werden?<br />

Seite 7


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Seite 8<br />

� Welche Konsequenzen würde die Reduzierung <strong>der</strong> Unterrichtsbesuche durch die <strong>Seminar</strong>leiter/innen<br />

einerseits für die Qualität <strong>der</strong> Beratung, an<strong>der</strong>erseits für die unterrichtspraktische<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit haben?<br />

� Wie soll <strong>der</strong> Kompetenzerwerb in den neuen Modulprüfungsformen realistisch geprüft werden,<br />

welche Aufgabenformate bieten sich hierzu an und nach welchen Beurteilungskriterien<br />

sollen hier in Zukunft berlinweit vergleichbare Prüfungen stattfinden?<br />

� Und schließlich: Wie sollte in <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Zeit die Zusammenarbeit<br />

innerhalb <strong>der</strong> Regionen so organisiert werden, dass auf <strong>der</strong> Basis kumulativ vernetzter<br />

und aufeinan<strong>der</strong> abgestimmter Ausbildungspläne einzelne Bausteine des Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong>s bei unterschiedlichen <strong>Seminar</strong>leitern belegt werden können?<br />

Dies waren nur einige <strong>der</strong> Fragen, die sich insbeson<strong>der</strong>e den <strong>Seminar</strong>leiter/innen stellten, die bereits<br />

zum 1. Februar <strong>2012</strong> eine erste Ausbildungsgruppe aufnahmen. Vielleicht – so <strong>der</strong> zumindest<br />

partiell tröstliche Gedanke - muss es bei grundlegenden Reformen in <strong>der</strong> Tat so sein, dass irgendwann<br />

<strong>der</strong> Startschuss gesetzt wird und dann bei voller Fahrt Lösungen für Probleme gefunden<br />

werden müssen, für die es im Vorfeld häufig eher Bedenken und Zweifel gegeben hatte. Allerdings<br />

hätten – um im Bild zu bleiben – die Reisevorbereitungen durchaus etwas langfristiger und Ressourcen<br />

schonen<strong>der</strong> erfolgen dürfen. So blieb den Verantwortlichen in den Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en<br />

in vielen Fällen nichts an<strong>der</strong>es übrig, als erst einmal auf Sicht zu segeln und in vielfältigen<br />

Sitzungen und Arbeitstreffen gemeinsam erste und sicherlich noch weiter zu entwickelnde Antworten<br />

und Konzepte zu entwerfen, die hoffentlich auch in Zukunft die anerkannte Qualität des<br />

Berliner Vorbereitungsdienstes gewährleisten können.<br />

Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung für die <strong>Seminar</strong>leiter/innen <strong>der</strong> neuen Gruppen bestand sicherlich darin,<br />

ad hoc Ausbildungspläne für die gesamte Ausbildungszeit von zwei Jahren zu entwickeln. 1<br />

Bestand bis dato ein zentrales Qualitätsmerkmal <strong>der</strong> Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e in einer flexiblen Teilnehmerorientierung<br />

auf <strong>der</strong> Basis eines Kerncurriculums - im Sinne gezielt auf die Bedürfnisse und<br />

Wünsche <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen ausgerichteter Ausbildungsveranstaltungen -, erfor<strong>der</strong>t die<br />

Modularisierung fortan eine detaillierte Vorabplanung aller Veranstaltungsangebote, die es den<br />

<strong>Seminar</strong>teilnehmer/innen im Idealfall ermöglicht, ihre eigenen, individuellen Ausbildungspläne zu<br />

konstruieren o<strong>der</strong> zumindest im Wahlbereich eigene Schwerpunkte zu setzen.<br />

Hierzu wurden in den <strong>Seminar</strong>en in Berlin, wie ein erster Überblick deutlich machte, recht unterschiedliche<br />

Konzeptionen entwickelt. Anhand des aktuellen Ausbildungsplans des 2. Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>s Mitte sollen mögliche Bauprinzipien eines solchen Ausbildungsplans dargestellt<br />

und auf <strong>der</strong> Basis erster Erfahrungen kritisch reflektiert werden.<br />

Überlegungen zur Konzeption <strong>der</strong> modularisierten Ausbildungspläne<br />

Ausgangspunkt aller Planungen waren die im Handbuch Vorbereitungsdienst im November 20<strong>11</strong><br />

veröffentlichten gemeinsamen Module für die Lehramtsanwärter/innen <strong>der</strong> L- und S-Laufbahn.<br />

Nach den zum Teil negativen Erfahrungen in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n mit einer zu großen Anzahl<br />

benoteter Module hat sich Berlin konsequent auf zwei Module beschränkt, die durch eine jeweilige<br />

Abschlussprüfung benotet und als Vornote in die Staatsexamensprüfung eingebracht werden: dem<br />

Modul „Unterrichten“ sowie „Erziehen und Innovieren“. Diese Module bestehen aus sechs bzw. vier<br />

Pflichtbausteinen (PBS), die in den Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en in unterschiedlicher Reihenfolge<br />

angeboten werden. Darüber hinaus werden zurzeit einzelne Wahlbausteine entwickelt, die die<br />

<strong>Seminar</strong>e teilnehmerorientiert anbieten.<br />

1 Auf die immensen Schwierigkeiten <strong>der</strong> L-<strong>Seminar</strong>leiter/innen, die identischen Ausbildungsinhalte auf ein<br />

Jahr zu reduzieren, soll an dieser Stelle zumindest hingewiesen werden.


Module des Berliner Vorbereitungsdienst<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Modul „Unterrichten“ Modul „Erziehen und Innovieren“<br />

PBS 1: Grundlagen des Lehrerberufs PBS 1: Entwicklung<br />

PBS 2: Planung von Unterricht PBS 2: Wertevermittlung<br />

PBS 3: Sprachför<strong>der</strong>ung/Sprachbildung PBS 3: Konflikte und Gewaltprävention<br />

PBS 4: Unterrichtsarrangement PBS 4: Entwicklung <strong>der</strong> Berliner Schule<br />

PBS 5: Reflexion und Evaluation<br />

PBS 6: Inklusion I – Heterogenität wahrnehmen<br />

Wohl wissend, dass Lehramtsanwärter/innen in den Berliner Schulen bereits von Anfang an<br />

selbstständig und in eigener pädagogischer Verantwortung „unterrichten und erziehen, beurteilen<br />

und bewerten, beraten und betreuen“ (Berliner Schulgesetz, § 67) und damit die Inhalte aller Bausteine<br />

von nahezu gleicher Relevanz sind, galt es nun, einen Fahrplan zu entwickeln, <strong>der</strong> einerseits<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>teilnehmer/innen nach eben dieser hohen Praxistauglichkeit<br />

gerecht wurde, an<strong>der</strong>erseits die einzelnen Teilgebiete systematisch so inhaltlich und zeitlich miteinan<strong>der</strong><br />

vernetzt, dass die Lehramtsanwärter/innen gezielt auf die Prüfungen vorbereitet werden<br />

können.<br />

► Im hier vorliegenden Ausbildungsplan beginnt die Ausbildung nach einem 30-stündigen Einführungskurs,<br />

in dem vorrangig die Grundlagen des Lehrerberufs (Organisation des Vorbereitungsdienstes,<br />

Aufgaben und rechtliche Stellung <strong>der</strong> Lehrkräfte und Schule, rechtliche Vorgaben für Unterricht<br />

und Erziehung,..) behandelt werden, mit dem für das Lehren und Lernen zentralen Modul<br />

„Unterrichten“. Diese Entscheidung orientiert sich unter an<strong>der</strong>em an den von <strong>der</strong> KMK veröffentlichten<br />

Standards für Lehrerbildung, in denen es heißt: „Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute<br />

für das Lehren und Lernen. Ihre Kernaufgabe ist die gezielte und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

gestaltete Planung, Organisation und Reflexion von Lehr- und Lernprozessen sowie<br />

ihre individuelle Bewertung und systematische Evaluation. Die berufliche Qualität von Lehrkräften<br />

entscheidet sich an <strong>der</strong> Qualität ihres Unterrichts.“<br />

Trotz dieses scheinbar evidenten Begründungszusammenhangs ist die Entscheidung, Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Erziehung und des Classroom-Managements erst im zweiten Ausbildungshalbjahr zu behandeln,<br />

durchaus nicht unproblematisch. Wenn Lehramtsanwärter/innen durch erhebliche Disziplinprobleme<br />

innerhalb ihrer Lerngruppe kaum strukturierten Unterricht durchführen können, helfen<br />

bekanntlich die besten Planungsmodelle nicht weiter. Da aber an<strong>der</strong>erseits „schlechter“ Unterricht<br />

Disziplinprobleme in vielen Fällen erst erzeugt, ist die Entscheidung an diesem Standort in Absprache<br />

mit den beteiligten Fachseminarleiter/innen letztlich zugunsten des Moduls Unterrichten<br />

getroffen worden. Auf eine prinzipiell auch denkbare Mischung <strong>der</strong> Module bzw. ein Vorziehen einzelner<br />

Teilbausteine des Moduls Erziehen ist im Hinblick auf eine gezieltere Vorbereitung und zeitnahe<br />

Durchführung <strong>der</strong> Modulprüfungen, die die Belegung von mindestens vier Bausteinen im Modul<br />

Unterrichten voraussetzt, verzichtet worden.<br />

► Eine zweite wichtige Entscheidung bestand darin, allen Bausteinen einen vergleichbaren zeitlichen<br />

Umfang von 5-6 <strong>Seminar</strong>veranstaltungen einzuräumen. Zum einen wurden die Bausteine<br />

bewusst so konzipiert, dass die Themengebiete für die Ausübung des Lehrerberufs alle von hoher<br />

Relevanz sind. Zum an<strong>der</strong>en soll durch diese Taktung mittelfristig eine Rhythmisierung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Region ermöglicht werden, so dass die Lehramtsanwärter/innen an unterschiedlichen Standorten<br />

innerhalb einer Region <strong>Seminar</strong>e besuchen können.<br />

Seite 9


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

► Die vielleicht wichtigste Frage bei <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong> Ausbildungspläne war jedoch, wie es gelingen<br />

kann, dass die Lehramtsanwärter/innen im Sinne <strong>der</strong> Kompetenzorientierung nicht nur bestimmte<br />

Inhalte vermittelt bekommen, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Lage sind, diese Inhalte auch konkret anzuwenden,<br />

und gleichzeitig die <strong>Seminar</strong>struktur einen gewissen Modellcharakter für den zukünftigen<br />

Unterricht <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen annimmt, denn: „Kompetenzorientierung im Vorbereitungsdienst<br />

stellt sich als doppelte Aufgabe dar. Angehende Lehrkräfte lernen, als Lehrende einen kompetenzorientierten<br />

Unterricht zu gestalten und werden dabei gleichzeitig als Lernende selbst kompetenzorientiert<br />

ausgebildet. Der ausbildungsdidaktische Imperativ for<strong>der</strong>t eine Ausbildung <strong>der</strong><br />

Lehramtsanwärter als Modellfall für <strong>der</strong>en Unterrichtstätigkeit.“ 2<br />

► Ein Kernelement des vorliegenden Ausbildungsplans sind deshalb die <strong>der</strong> Praxis entnommenen<br />

Lernprodukte, die zum Abschluss eines jeden Bausteins von den Lehramtsanwärter/innen zu erbringen<br />

sind. Diese Lernprodukte werden zurzeit in Diskussionen mit den Lehramtsanwärter/innen<br />

erprobt und weiter entwickelt; aktuell mögliche Lernprodukte sind beispielsweise 3 :<br />

� Erarbeitung eines kompetenzorientierten Unterrichtsentwurfs für die eigene Lerngruppe<br />

� Erarbeitung, Präsentation und Anleitung einer Unterrichtsmethode im <strong>Seminar</strong><br />

� Entwicklung und Präsentation von sprachsensiblen Lernaufgaben<br />

� Rollenspiel zum eigenen Umgang mit Gewalt durchführen und reflektieren<br />

� Konzept eines Anti-Mobbing-Trainings für eigene Lerngruppe entwickeln<br />

Bei diesen Beispielen handelt es sich ganz explizit um Lern- und nicht um Leistungsaufgaben; sie<br />

geben den Lehramtsanwärter/innen die Möglichkeit, über den eigenen Entwicklungsstand in diesem<br />

Baustein zu diskutieren und zu reflektieren. Insofern muss am Ende eines jeden Bausteins<br />

Zeit für diese Diskussion und Reflexion eingeräumt werden. 4 Gleichzeitig – so die damit verbundene<br />

Hoffnung – können diese Lernprodukte auch als Vorbereitung für die Modulprüfungen (Leistungssituation)<br />

genutzt werden. Aus diesem Grund sollen die Lernprodukte zusammen mit einigen<br />

gezielten Reflexionsaufgaben in individuellen Lernportfolios gesammelt und in gewissen Abständen<br />

systematisch reflektiert werden.<br />

► Zuletzt sollen zentrale Zeitfenster für die Modulprüfungen reserviert werden. In diesen Zeiträumen<br />

findet auf <strong>der</strong> Basis eines Unterrichtsbesuchs eine intensive Beratung <strong>der</strong><br />

Lehramtsanwärter/innen statt. Die zentralen Termine sollen auch die Organisation <strong>der</strong> Prüfungen<br />

erleichtern, wenngleich natürlich auch individuelle Termine eingeräumt werden.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis dieser Überlegungen ist folgen<strong>der</strong> Ausbildungsplan entstanden, <strong>der</strong> zurzeit erprobt<br />

wird.<br />

2<br />

Josef Leisen, Aufgabenstellungen in Schule und Ausbildung, in: <strong>Seminar</strong> 4/20<strong>11</strong>, S. 57ff.<br />

3<br />

Die vollständige Auflistung <strong>der</strong> Lernprodukte ist dem folgenden Ausbildungsplan in den jeweiligen Bausteinen<br />

zu entnehmen.<br />

4<br />

Ein Tatbestand, <strong>der</strong> im einjährigen Vorbereitungsdienst o<strong>der</strong> auch bei einer einheitlichen Länge des Vorbereitungsdienstes<br />

von 18 Monaten, so nicht realisiert werden kann.<br />

Seite 10


Ausbildungsplan des 2. SPS Berlin - Mitte (S)<br />

Themen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>sitzung<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Inhalte und Lernprodukte des Bausteins<br />

PBS U1: Grundlagen des Lehrerberufs<br />

Einführungsseminar (1.-6.2.<strong>2012</strong>)<br />

• Organisation des Vorbereitungsdienstes,<br />

Handbuch VD, VO VD; Modularisierung,<br />

Was erwartet mich im Referendariat?<br />

Modulprüfungsformate<br />

Was ist eigentlich „guter“ Unterricht?<br />

• Aufgaben und rechtl. Stellung <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

und <strong>der</strong> Schule<br />

Wie „mache“ ich meinen ersten Unterricht? • Schulgesetz, Aufsichtsführung, Schul- und<br />

„Meine“ Schülerinnen und Schüler – „meine“<br />

Schule<br />

•<br />

Hausordnung<br />

Lehrerbiographie und -verhalten, Rollenreflexion<br />

• Rechtliche Vorgaben für Unterricht und Erziehung<br />

(Rahmenlehrpläne, Standards)<br />

>>Lernprodukt:<br />

Lernportfolio Referendariat gestalten<br />

PBS U2: Planung von Unterricht<br />

Einführungsseminar (1.-6.2.<strong>2012</strong>)<br />

• Kriterien guten Unterrichts<br />

Kriterien guten Unterrichts;<br />

Kompetenzen/Standards und <strong>der</strong>en Erwerb;<br />

• Kompetenzen/Standards und <strong>der</strong>en Erwerb<br />

Fachlich/inhaltliche Schwerpunktsetzung in • Kompetenzorientierte Unterrichtsmodelle<br />

den Lehr- und Lernprozessen; Rahmenlehrpläne<br />

und Standards als fachspezifische Planungsgrundlage<br />

6.2.<strong>2012</strong><br />

•<br />

(Unterrichtsstunden, Unterrichtseinheiten)<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Lernforschung und <strong>Neu</strong>robiologie,<br />

Konstruktivismus<br />

Diagnose von Lernvoraussetzungen, Heterogenität,<br />

Individualisierung und Differenzierung<br />

13.2.<strong>2012</strong><br />

• Diagnose von Lernvoraussetzungen, Heterogenität,<br />

Individualisierung und Differenzierung<br />

Struktur und Zielsetzung kompetenzorientierter<br />

Unterrichtsentwürfe;<br />

Kompetenzen/Standards und <strong>der</strong>en Erwerb II<br />

20.2.<strong>2012</strong><br />

Wie „unterrichtet“ man Kompetenzen? Aktuelle<br />

• Fachlich/inhaltliche Schwerpunktsetzung in<br />

den Lehr- und Lernprozessen; Rahmenlehrpläne<br />

und Standards als fachspezifische<br />

Planungsgrundlage<br />

Ansätze und Ergebnisse <strong>der</strong> Lernforschung • Lernför<strong>der</strong>liche Strukturierung und Phasie-<br />

27.2.<strong>2012</strong><br />

rung von Unterricht<br />

Lernför<strong>der</strong>liche Strukturierung und Phasierung<br />

von Unterricht - <strong>der</strong> Kompetenzfermenter als<br />

mittelfristiges Planungsmodell<br />

• Struktur und Zielsetzung kompetenzorientierter<br />

Unterrichtsentwürfe<br />

5.3.<strong>2012</strong><br />

>>Lernprodukt:<br />

Lernprodukte präsentieren und diskutieren Kompetenzorientierten Unterrichtsentwurf<br />

für die eigene Lerngruppe<br />

PBS U4: Unterrichtsarrangement<br />

12.3.<strong>2012</strong><br />

• Personale und materiale Steuerungstechni-<br />

Gestaltung von Lernarrangements;<br />

ken<br />

Personale und materiale Steuerungstechniken<br />

19.3.<strong>2012</strong><br />

Lehrerverhalten, verbale und nonverbale<br />

Kommunikationstechniken; Unterrichtsgespräche<br />

führen<br />

• Funktionaler Einsatz von Methoden, Arbeitsund<br />

Sozialformen in sinnvoller Balance zwischen<br />

direkter Instruktion und Schüleraktivierung<br />

26.3.<strong>2012</strong><br />

• Kooperative Lernformen<br />

Konzeption und Arrangement von Lernaufgaben;<br />

Ergebnissicherungen<br />

• Lehrerverhalten, verbale und nonverbale<br />

Seite <strong>11</strong>


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

16.4.<strong>2012</strong><br />

Methodenworkshop (Vorbereitung)<br />

Kooperative Lernformen<br />

Funktionaler Einsatz von Methoden, Arbeits-<br />

und Sozialformen in sinnvoller Balance zwischen<br />

direkter Instruktion und Schüleraktivie-<br />

rung<br />

23.4.<strong>2012</strong> – 7.5.<strong>2012</strong><br />

Methodenworkshop (Durchführung und<br />

Auswertung)<br />

14.5.<strong>2012</strong><br />

Diagnose von Entwicklungs- und Lernstän-<br />

Seite 12<br />

Kommunikationstechniken, Verwendung geeigneter<br />

Operatoren<br />

• Gestaltung von Lernumgebungen<br />

• Ergebnissicherungen<br />

• Funktionaler Medieneinsatz<br />

>>Lernprodukt:<br />

Erarbeitung, Präsentation und Anleitung einer<br />

Methode im Methoden-Workshop<br />

PBS U6 Inklusion I<br />

• Diagnose von Entwicklungs- und Lernständen <br />

den/Lernausgangslagen<br />

21.5.<strong>2012</strong><br />

• Erfassung von Lernausgangslagen<br />

Bezugsnormen, Kriterien und Instrumente <strong>der</strong> • Diagnostische Zugänge, z.B. Lernentwick-<br />

mündlichen Leistungsbeurteilung ( Portfolioarlungsgespräche. individuelle Lernberatung,<br />

beit, Kompetenzraster,..)<br />

För<strong>der</strong>gespräche<br />

28.5.<strong>2012</strong><br />

Bezugsnormen, Kriterien und Instrumente <strong>der</strong><br />

schriftlichen Leistungsbeurteilung<br />

• Inklusive Pädagogik; son<strong>der</strong>pädagogische<br />

För<strong>der</strong>ung<br />

4.6.<strong>2012</strong><br />

• Bezugsnormen, Kriterien und Instrumente<br />

Beratungssituationen, z.B. Lernent-<br />

<strong>der</strong> mündlichen und schriftlichen Leistungswicklungsgespräche.<br />

individuelle Lernberabeurteilung ( Portfolioarbeit, Kompetenzrastung,<br />

För<strong>der</strong>gespräche<br />

ter,..)<br />

<strong>11</strong>.6.<strong>2012</strong><br />

Inklusive Pädagogik<br />

• Schulrechtliche Vorschriften zum Thema<br />

18.6.<strong>2012</strong><br />

>>Lernprodukt: Lerngruppendiagnostik /<br />

Lernprodukte präsentieren und diskutieren Leistungsbeurteilung erstellen<br />

PBS U5: Reflexion und Evaluation<br />

6.8.<strong>2012</strong><br />

• Instrumente <strong>der</strong> mündlichen und schriftlichen<br />

Instrumente <strong>der</strong> mündlichen und schriftlichen Reflexion und Evaluation von Unterricht<br />

Reflexion und Evaluation von Unterricht<br />

13.8.<strong>2012</strong><br />

Interne und externe Evaluation, Schulinspektion,<br />

Evaluationsportal<br />

• Interne und externe Evaluation, Schulinspektion,<br />

Evaluationsportal; schulrechtliche Vorschriften<br />

zum Thema<br />

20.8.<strong>2012</strong><br />

• Training <strong>der</strong> Unterrichtsanalyse<br />

Konzepte kollegialer, bedürfnisbezogener Unterrichtshospitationen,<br />

Unterrichts-coaching<br />

27.8.<strong>2012</strong><br />

Training <strong>der</strong> Unterrichtsanalyse anhand von<br />

• Konzepte kollegialer, bedürfnisbezogener<br />

Unterrichtshospitationen, Unterrichtscoaching<br />

Unterrichtsmitschnitten;<br />

• Reflexion des eigenen beruflichen Handelns<br />

reflektierte Beobachtung von Unterricht<br />

>> Lernprodukt: Unterrichtsevaluation<br />

durchführen und reflektieren<br />

10.-24.9.<strong>2012</strong><br />

Individuelle Beratungsgespräche<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Modulprüfungen zum Modul Prüfungsformate und – inhalte<br />

Unterrichten, Modulprüfungen, Einzelberatungen<br />

Kompetenzentwicklung


15.10.<strong>2012</strong><br />

Spezifische Entwicklungsaufgaben und –<br />

prozesse ;Theorien <strong>der</strong> Sozialisation von<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

22.10.<strong>2012</strong><br />

Schule in <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Konzepte <strong>der</strong> Interkulturalität<br />

29.10.<strong>2012</strong><br />

Jungen, Mädchen, Diversity – Vielfalt <strong>der</strong><br />

Entwicklung<br />

5.<strong>11</strong>.<strong>2012</strong><br />

Beratungsgespräche planen<br />

12.<strong>11</strong>.<strong>2012</strong><br />

Beratungsgespräche durchführen und reflektieren<br />

19.<strong>11</strong>.<strong>2012</strong><br />

Erziehungsziele, Werteerziehung<br />

Aufgaben <strong>der</strong> politischen Bildung<br />

26.<strong>11</strong>.<strong>2012</strong><br />

Strategien zur Einübung eigenverantwortlichen<br />

Handelns und Urteilen; Umgang mit<br />

Moralvorstellungen<br />

3.12.<strong>2012</strong><br />

Prävention von Unterrichtsstörungen, Training<br />

von Classroom-Management<br />

10.12.<strong>2012</strong><br />

Reaktion auf Unterrichtsstörungen<br />

Schulrechtliche Bestimmungen<br />

17.12.<strong>2012</strong><br />

Feedback-Gespräche<br />

7.1.2013<br />

Lernprodukte präsentieren und diskutieren<br />

PBS E1: Entwicklung<br />

PBS E 2: Wertevermittlung<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

• Spezifische Entwicklungsaufgaben und –<br />

prozesse beim Unterrichten und Erziehen<br />

• Theorien <strong>der</strong> Sozialisation von Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen<br />

• Jungen, Mädchen, Diversity – Vielfalt <strong>der</strong><br />

Entwicklung<br />

• Training von Beratungsgesprächen<br />

• Schule in <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

• Konzepte <strong>der</strong> Interkulturalität, Reflexion<br />

subjektiver Theorien<br />

• Migrationshintergründe<br />

>>Lernprodukt:<br />

Beratungsgespräch planen, durchführen<br />

und reflektieren<br />

• Erziehungsziele, Werteerziehung<br />

• Aufgaben <strong>der</strong> politischen Bildung<br />

• Strategien und Handlungsformen zur<br />

Einübung eigenverantwortlichen Handelns<br />

und Urteilen<br />

• Prävention und Reaktion von Unterrichtsstörungen,<br />

Training von Classroom-<br />

Management<br />

• Schulrechtliche Bestimmungen, Erziehungs-<br />

und Ordnungsmaßnahmen nach<br />

dem Berliner Schulgesetz<br />

>>Lernprodukt:<br />

Prozess-Portfolio zu individuellen Maßnahmen<br />

und Erfahrungen im Classroom-<br />

Management<br />

PBS E 3: Konflikte und Gewaltprävention<br />

14.1.2013<br />

• Gewaltprävention in <strong>der</strong> Schule<br />

Gewalt und Gewaltprävention in <strong>der</strong> Schule;<br />

Links- und Rechtsextremismus<br />

21.1.2013<br />

• Mobbing und Mediation; Konfliktlotsen<br />

und Streitschlichterprogramme<br />

Mobbing und Mediation; Konfliktlotsen und • Suchtprophylaxe<br />

Streitschlichterprogramme<br />

28.1.2013<br />

Ziele und Methoden <strong>der</strong> Suchtprophylaxe<br />

<strong>11</strong>.2.2013<br />

Exkursion: Kooperation mit Erziehungs-<br />

• Kooperation mit Erziehungsberechtigten<br />

und außerschulischen Institutionen; z. B.<br />

Schulpsychologie, Erziehungsberatungsstellen,<br />

Jugendeinrichtungen<br />

berechtigten und außerschulischen Institutionen;<br />

z. B. Schulpsychologie, Erziehungsberatungsstellen,<br />

…<br />

18.2.2013 Rollenspiele zum eigenen Umgang<br />

mit Gewalt in <strong>der</strong> Schule<br />

• Expertengespräche mit Polizei und LKA<br />

>>Lernprodukt:<br />

Rollenspiel zum eigenen Umgang mit<br />

Gewalt durchführen und reflektieren/<br />

o<strong>der</strong>: Konzept eines Anti-Mobbing-<br />

Training für eigene Lerngruppe entwickeln/<br />

o<strong>der</strong>:<br />

Unterrichtsarrangements zum Thema<br />

„Konflikte friedlich lösen“ entwickeln<br />

Seite 13


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

25.2.-<strong>11</strong>.3.2013<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Modulprüfungen zum Modul<br />

Erziehen und Innovieren, Modulprüfungen,<br />

Einzelberatungen<br />

Seite 14<br />

Individuelle Beratungsgespräche<br />

Prüfungsformate und – inhalte<br />

Kompetenzentwicklung<br />

PBS U3: Sprachför<strong>der</strong>ung/ Sprachbildung<br />

18.3.2013<br />

• Konzept <strong>der</strong> Bildungssprache<br />

Leseför<strong>der</strong>ung / Sprachför<strong>der</strong>ung<br />

Konzept <strong>der</strong> Bildungssprache<br />

8.4.2013<br />

• Konstruktion und Einsatz von Lernaufgaben<br />

Methoden zum Wechsel <strong>der</strong> Darstellungs- • Methoden zum Wechsel <strong>der</strong> Darstelformen<br />

und zum Aufbau von Begriffsnetzen lungsformen und zum Aufbau von Be-<br />

15.4.2013<br />

griffsnetzen<br />

Entwicklung und Erprobung sprachsensibler<br />

Planungsraster /abgestufter Lernhilfen<br />

22.4.2013<br />

• Entwicklung und Erprobung sprachsensibler<br />

Planungsraster<br />

Konstruktion und Einsatz sprachsensibler • Entwicklung und Erprobung von abge-<br />

Lernaufgaben<br />

29.4.2013<br />

Lernprodukte präsentieren und diskutieren<br />

stuften Lernhilfen<br />

6.5.2013<br />

Individualisierter und differenzierter Unterricht;<br />

Arbeit mit Kompetenzrastern und Lern-<br />

büros; Ebenen <strong>der</strong> Differenzierung<br />

13.5.2013<br />

Theorie und Praxis <strong>der</strong> Projektmethode<br />

Offener und projektorientierter Unterricht<br />

27.5.2013<br />

Planung eines Unterrichtsprojekts<br />

3.-10.6.2013<br />

Durchführung und Dokumentation eines Unterrichtsprojekts<br />

17.6.2013<br />

Lernprodukte präsentieren und diskutieren<br />

5.8.2013<br />

Evaluation <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit;<br />

Reflexion <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

12.8.2013<br />

Struktur und Entwicklungslinien <strong>der</strong> Berliner<br />

Schule<br />

19.8.2013<br />

Gremien <strong>der</strong> Schule, ihre Zusammensetzung<br />

und Aufgaben<br />

Schulrechtliche Bestimmungen<br />

26.8.2013<br />

Schulprogrammentwicklung<br />

Handlungsrahmen Schulentwicklung<br />

2.9.2013<br />

Exkursion: Modellschule, außerschulische<br />

Lernorte<br />

9.9.2013<br />

Lernprodukte präsentieren und diskutieren<br />

16.9.2013 – 24.<strong>11</strong>.2013<br />

weitere Wahl- o<strong>der</strong> Vertiefungsbausteine<br />

WBS U3: Inklusion II<br />

>>Lernprodukt:<br />

Differenzierte sprachsensible Lernaufgaben<br />

für eigene Lerngruppe entwickeln<br />

• Individualisierter und differenzierter Unterricht<br />

• Arbeit mit Kompetenzrastern und Lernbüros<br />

• Ebenen <strong>der</strong> Differenzierung<br />

PBS E4: Entwicklung <strong>der</strong> Berliner Schule<br />

• Theorie und Praxis <strong>der</strong> Projektmethode<br />

• Offener und projektorientierter Unterricht<br />

>>Lernprodukt: Planung, Durchführung<br />

und Dokumentation eines Unterrichtsprojekts<br />

Die LAA evaluieren die <strong>Seminar</strong>arbeit und<br />

reflektieren ihre eigene Kompetenzentwicklung<br />

anhand <strong>der</strong> Lernportfolios.<br />

• Struktur und Entwicklungslinien <strong>der</strong> Berliner<br />

Schule<br />

• Schulprogrammentwicklung<br />

• Gremien <strong>der</strong> Schule, ihre Zusammensetzung<br />

und Aufgaben<br />

• Schulrechtliche Bestimmungen<br />

• Modellschulen in und außerhalb Berlins<br />

• Schule an außerschulischen Lernorten<br />

>>Lernprodukt: Präsentation eines<br />

Schulentwicklungsprojekts<br />

o<strong>der</strong>: Vorbereitung/Leitung einer Ex-<br />

kursion<br />

nach Absprache mit <strong>Seminar</strong>teilnehmer/innen


Erste Erfahrungen mit dem modularisierten <strong>Seminar</strong>angebot<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Selbstverständlich ist es nach drei durchgeführten Bausteinen viel zu früh, verlässliche Aussagen<br />

über die neue Struktur zu treffen. Dennoch sind bereits erste Erfahrungen gemacht, die Anlass<br />

geben, bestimmte Entscheidungen zu überdenken bzw. den eingeschlagenen Weg konsequenter<br />

fortzuführen. Im Folgenden sollen die Ergebnisse einer kurzen Zwischenevaluation vorgestellt und<br />

durch die Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leitung ergänzt werden.<br />

Den <strong>Seminar</strong>teilnehmer/innen wurden dreizehn geschlossene Fragen in Bezug auf die neue Ausbildungsstruktur<br />

gestellt; darüber hinaus hatten sie die Möglichkeit, ein eigenes „Zwischenfazit gegen<br />

Ende des ersten Ausbildungshalbjahres“ zu formulieren. Die Ergebnisse zeigten bei einzelnen<br />

signifikanten Abweichungen insgesamt ein überwiegend erfreuliches Bild dieser Anfangsphase.<br />

Zwischenevaluation <strong>der</strong> Arbeit im Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong><br />

Der Ausbildungsfahrplan des Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong>s ist transparent.<br />

Die Inhalte werden planungsgemäß<br />

durchgeführt.<br />

Die Inhalte sind praxisrelevant in Bezug<br />

auf meinen schulischen Alltag.<br />

Die Inhalte des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s<br />

richten sich flexibel nach den Interessen<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer/innen.<br />

Die methodische Gestaltung des Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong>s ist abwechselnd und<br />

aktivierend.<br />

Die Verbindung <strong>der</strong> Bausteine mit Lernaufgaben<br />

ist sinnvoll und lernför<strong>der</strong>lich.<br />

Die Arbeit mit einem Portfolio hilft mir bei<br />

<strong>der</strong> Organisation und Reflexion meines<br />

Lernprozesses.<br />

Die Modulbausteine sind sinnvoll strukturiert.<br />

Durch die <strong>Seminar</strong>e fühle ich mich gut<br />

auf die Modulprüfungen vorbereitet.<br />

Der zeitliche Umfang <strong>der</strong> Bausteine ist<br />

angemessen.<br />

Das Klima im Allgemeinen <strong>Seminar</strong> ist<br />

angstfrei und lernför<strong>der</strong>lich.<br />

Durch häufigere Unterrichtsbesuche<br />

durch den <strong>Seminar</strong>leiter würde die praktische<br />

Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>inhalte<br />

besser geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Die Gestaltung von zeitlichen Fenstern<br />

für die Modulprüfungen hilft <strong>der</strong> Organisation<br />

und Vorbereitung.<br />

trifft beson<strong>der</strong>s<br />

zu<br />

trifft zu trifft teilweise<br />

zu<br />

trifft<br />

nicht<br />

zu<br />

80% 15% 5% - -<br />

85% 15% - - -<br />

35% 35% 30% - -<br />

keine<br />

Angabe<br />

5% 35% 45% 5% 10%<br />

40% 50% 10% - -<br />

15% 60% 25% - -<br />

- 15% 35% 35% 15%<br />

10% 70% 20% - -<br />

- 45% 25% 10% 20%<br />

15% 70% 5% - 20%<br />

100% - - - -<br />

10% 15% 30% 35% 10%<br />

20% 60% 15% - 5%<br />

► Schon jetzt lässt sich festhalten, dass die themengenaue Planung <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>sitzungen zu<br />

einer hohen Transparenz (95%) und Verlässlichkeit (100%) <strong>der</strong> Ausbildungsinhalte und zu einer –<br />

so auch mein persönlicher Eindruck – deutlich effektiveren und methodisch variableren Gestaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>sitzungen (90%) führt. Die Modulbausteine werden als sinnvoll strukturiert (80%) und<br />

vom zeitlichen Umfang als überwiegend angemessen (85%) wahrgenommen. Allerdings bleibt<br />

sehr wenig Spielraum, auf die individuellen Wünsche <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzu-<br />

Seite 15


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

gehen (40%). Dies wird auch in den persönlichen Zwischenfazits thematisiert: „Für einige Punkte,<br />

die mir persönlich wichtig sind, würde ich mir ein wenig mehr Raum/Zeit wünschen. Ich habe das<br />

Gefühl, dass die Bausteine sehr straff aufeinan<strong>der</strong> aufbauen, <strong>der</strong> gesamte Moduldurchgang recht<br />

sportlich ist. Bei ein bisschen mehr Zeit könnte man das <strong>Seminar</strong> sicherlich direkter an das Interesse<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer ausrichten.“<br />

So gewinnbringend es bei diesem ersten Durchgang auch war, alle <strong>Seminar</strong>sitzungen themengenau<br />

vorzubereiten, um einen Überblick zu gewinnen, was in <strong>der</strong> vorhandenen Zeit tatsächlich zu<br />

schaffen ist, so scheint auf Dauer doch eine offenere Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>sitzungen überdenkenswert.<br />

Allerdings sollten weiterhin aus Gründen <strong>der</strong> Transparenz eine feste Zeitstruktur, ein<br />

Lernprodukt sowie ein Inhaltsangebot für jeden Baustein vorliegen.<br />

► Überhaupt hat sich die systematische Integration von Lernprodukten in die <strong>Seminar</strong>arbeit als<br />

überaus positiv erwiesen. Dies wird auch von einer deutlichen Mehrheit <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen<br />

bestätigt (75%), obwohl damit ja zum Teil ein erheblicher zusätzlicher Arbeitsaufwand<br />

verbunden ist. Da je<strong>der</strong> Baustein mit <strong>der</strong> Vorstellung und Diskussion <strong>der</strong> zu erwartenden Lernprodukte<br />

beginnt, sind einerseits die Anfor<strong>der</strong>ungen für die <strong>Seminar</strong>teilnehmer/innen von vornherein<br />

klar formuliert, an<strong>der</strong>erseits wird hiermit ein praktisch relevanter Kompetenzerwerb sichtbar realisiert.<br />

O<strong>der</strong> wie es in einem Zwischenfazit pointiert formuliert wird: „Gut finde ich die Idee mit den<br />

Lernprodukten. Ich persönlich habe dadurch ein Erfolgserlebnis.“ Allerdings sollte die Auswahl an<br />

möglichen Lernprodukten noch erweitert und deutlicher an die spezifischen Interessen <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>teilnehmer/innen<br />

angepasst werden.<br />

► Ganz entgegengesetzt sind die Erfahrungen mit dem im Einführungsseminar vorgestellten<br />

Lernportfolio. Nur 15% <strong>der</strong> Befragten finden die Arbeit mit einem Portfolio hilfreich bei <strong>der</strong> Organisation<br />

und Reflexion des eigenen Lernprozesses. Dies liegt sicherlich weniger an dem Instrument<br />

Portfolio als an <strong>der</strong> konkreten Umsetzung in <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>arbeit. Die Kritikpunkte lauten übereinstimmend:<br />

„zu wenig Zeit“, „fehlende Reflexionszeiten innerhalb des <strong>Seminar</strong>s“. Die Konsequenzen<br />

liegen auf <strong>der</strong> Hand: Entwe<strong>der</strong> müsste man dem Portfolio einen größeren Raum in <strong>der</strong><br />

<strong>Seminar</strong>arbeit einräumen, was aber aufgrund <strong>der</strong> Rahmenbedingungen und des notwendigen<br />

Zeitbedarfs für die Diskussion <strong>der</strong> Lernprodukte nur begrenzt möglich ist, o<strong>der</strong> es ganz einstellen.<br />

Alternativ wäre auch ein Wahlbaustein zu diesem Themenbereich denkbar.<br />

► Zwiespältig ist auch <strong>der</strong> Eindruck <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen, inwiefern sie gut auf die Modulprüfungen<br />

vorbereitet werden (45%). Dies liegt zum einen sicherlich daran, dass die konkrete<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> Modulprüfungsformate zur Zeit noch erarbeitet wird und die Informationen deshalb<br />

noch nicht mit <strong>der</strong> gewünschten Prägnanz erfolgen konnten. Zum an<strong>der</strong>en ist es in <strong>der</strong> Tat<br />

schwierig, diese Frage vor den Prüfungen realistisch zu beantworten, wie in vielen Kommentaren<br />

auch bestätigt wird. „In Bezug auf die Modulprüfung ist jetzt noch kein Urteil möglich.“ Die Gestaltung<br />

von festen zeitlichen Fenstern für die Modulprüfungen wird jedoch von <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Mehrheit (80%) als hilfreich für <strong>der</strong>en Organisation und Vorbereitung empfunden.<br />

► Während aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leitung die Reduzierung <strong>der</strong> Unterrichtsbesuche ein deutliches<br />

Manko darstellt, da <strong>der</strong> konkrete Kompetenzerwerb im Unterricht nur noch partiell wahrgenommen<br />

werden kann und sich somit nur noch sehr begrenzt auf die Schwerpunktsetzung <strong>der</strong><br />

<strong>Seminar</strong>arbeit auswirkt, wird dies von den <strong>Seminar</strong>teilnehmern – zumindest zu diesem Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Ausbildung - offensichtlich an<strong>der</strong>s beurteilt. Alle Befragten konstatierten das Klima im <strong>Seminar</strong><br />

als beson<strong>der</strong>s angstfrei und lernför<strong>der</strong>lich (100%); gleichzeitig glaubt nur ein geringer Teil (25%),<br />

dass durch häufigere Unterrichtsbesuche die praktische Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>inhalte besser<br />

geför<strong>der</strong>t werden könnte (25%). Der direkte Zusammenhang dieser beiden Aspekte wird in mehreren<br />

Kommentaren konkret benannt: „Dadurch, dass <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter nicht mehr in die Unterrichtsbesuche<br />

eingebunden ist, ist m.E. eine gute Lernatmosphäre gewährleistet.“ Ob damit allerdings<br />

auch die praktische Kompetenzentwicklung in dem bekannten und gewünschten Maße einhergeht,<br />

wird erst die Zukunft erweisen.<br />

Seite 16


Die nächsten Schritte<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Das Ziel des Kurswechsels ist klar definiert: Die Modularisierung soll „<strong>der</strong> verstärkten Zusammenarbeit<br />

zwischen den Ausbildungsorten“ dienen und den „Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern<br />

eine flexiblere und individuellere Organisation ihrer Ausbildung“ ermöglichen. 5 Um diesem<br />

Ziel zumindest näher zu kommen, dies zeigen die Erfahrungen bereits jetzt, sind aber noch weitere<br />

erhebliche Anstrengungen zu unternehmen - und dies weiterhin bei voller Fahrt, d.h. unter Inanspruchnahme<br />

aller personellen und sachlichen Ressourcen, voraus.<br />

► Unabdingbar ist es sicherlich, die Erfahrungen innerhalb <strong>der</strong> Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e systematisch<br />

aufzuarbeiten und auszuwerten. Insbeson<strong>der</strong>e sollte die Wirksamkeit <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

<strong>Seminar</strong>modelle durch eine berlinweite Evaluation und Befragung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen<br />

analysiert werden. Spätestens nach dem ersten Ausbildungsdurchgang sollte dies durch eine unabhängige<br />

Evaluation geschehen.<br />

Hierbei müssten auch die Erfahrungen mit den neuen Modulprüfungsformaten berücksichtigt werden,<br />

<strong>der</strong>en konkrete Ausgestaltung zurzeit erfolgt. 6 Die intensive Diskussion <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiter/<br />

innen um die Gestaltung dieser Prüfungsformen hat noch einmal deutlich gemacht, dass durch die<br />

Reformen die Kommunikation in den <strong>Seminar</strong>en und zwischen den <strong>Seminar</strong>en deutlich zugenommen<br />

hat und sich mehr und mehr ein fundiertes gemeinsames Grundverständnis des Lehren<br />

und Lernens entwickelt. Allerdings sind die organisatorischen Fragen, die mit den Modulprüfungen<br />

verbunden sind, in den meisten Fällen noch gar nicht geklärt. Welche zusätzlichen Arbeiten kommen<br />

durch die notwendigen individuellen Beratungen, Aufgabenstellungen, Prüfungen und Korrekturen<br />

auf die Sekretariate, Fachseminarleitungen, Schul- und <strong>Seminar</strong>leiter/innen zu? Welche<br />

Organisationsformen und Verfahren erweisen sich für alle Beteiligten als fair und effizient? Inwiefern<br />

haben sich die Aufgabenstellungen als funktional für den Nachweis <strong>der</strong> fachlichen Kompetenzentwicklung<br />

erwiesen? Auch diese Fragen sollten systematisch aufbereitet und ausgewertet werden.<br />

► Unabdingbare Voraussetzung für eine individuellere Organisation <strong>der</strong> Ausbildung ist ein inhaltlich<br />

und zeitlich differenziertes Angebot an <strong>Seminar</strong>veranstaltungen. Dies kann an einem Standort<br />

wie Berlin-Mitte, an dem zurzeit lediglich zwei Schulpraktische <strong>Seminar</strong>e beheimatet sind, naturgemäß<br />

nicht in dem gewünschten Ausmaß realisiert werden. Aus diesem Grunde ist eine verstärkte<br />

Zusammenarbeit innerhalb <strong>der</strong> drei Regionen, in die <strong>der</strong> Vorbereitungsdienst in Berlin aufgeteilt<br />

ist, alternativlos. Noch fehlen in vielen Fällen jedoch vernetzte und aufeinan<strong>der</strong> abgestimmte<br />

Ausbildungspläne, mangelt es an <strong>der</strong> für die Lehramtsanwärter/innen notwendigen Transparenz,<br />

welchen Baustein sie wann und wo und möglichst auch mit welchem Schwerpunkt belegen können.<br />

Hier müssten zum einen die Konzeptionen <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Seminar</strong>leitungen intensiver aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt werden, zum an<strong>der</strong>en müssten die digitalen Lernräume, die im lo-net bereits<br />

eingerichtet wurden, konsequenter mit den aktuellen Daten bestückt und gepflegt werden.<br />

► Auch wenn sich die Modularisierung aufgrund <strong>der</strong> spezifischen Bedingungen des Berliner Vorbereitungsdienstes<br />

zuerst einmal auf die Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e bezieht, sollten mittelfristig die<br />

„Veranstaltungen <strong>der</strong> Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e und <strong>der</strong> Fachseminare entsprechend den Ausbildungsmodulen<br />

aufeinan<strong>der</strong> ab[ge]stimm[t]“ werden (§ 8 VO VD). Dieser Abstimmungsprozess wird<br />

jedoch zur Zeit noch aus vielerlei Gründen erschwert, insbeson<strong>der</strong>e durch die Jahrgangsheterogenität<br />

in den Fachseminaren sowie <strong>der</strong> Tatsache, dass sich in manchen Fachseminaren Lehramtsanwärter/innen<br />

aus fünf o<strong>der</strong> sechs verschiedenen Allgemeinen <strong>Seminar</strong>en befinden, die zur gleichen<br />

Zeit völlig unterschiedliche Bausteine belegen. Um dieses Problem zumindest partiell zu lösen,<br />

sollte innerhalb <strong>der</strong> Ausbildungsregionen ein Rahmenkonzept für die Arbeit in den Fachseminaren<br />

entwickelt werden, in dem geklärt wird, welchen Beitrag die Fachseminare für die Kompetenzentwicklung<br />

<strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen leisten. Am Standort Mitte bspw. wird diesbezüglich<br />

5<br />

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Hrg.), Handbuch Vorbereitungsdienst, Berlin<br />

20<strong>11</strong>, S. 6<br />

6<br />

Vgl. hierzu ausführlich den Beitrag von R. Kneer-Werner, S. 29<br />

Seite 17


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

laufbahnübergreifend an einem Konzept gearbeitet, das sich auf die ausgewiesenen Indikatoren<br />

<strong>der</strong> Kompetenzentwicklung in den Beurteilungsbögen bezieht. 7 Auf zwei <strong>Seminar</strong>tagen wurde mit<br />

den Fachseminarleitungen erörtert, welchen Beitrag die Fachseminare und das jeweilige Allgemeine<br />

<strong>Seminar</strong> zur Ausbildung und Vertiefung dieser Teilkompetenzen leisten können. Hieraus ist<br />

eine erste Konzeption für die Arbeit <strong>der</strong> Fachseminare im modularisierten Vorbereitungsdienst entstanden,<br />

die zur Zeit erprobt wird. 8 Auch die Ergebnisse dieses Vorhabens sollten evaluiert und<br />

dann innerhalb <strong>der</strong> Regionen weiter diskutiert werden.<br />

► Nicht zuletzt sollte <strong>der</strong> Ausbildungsort Schule stärker in den Fokus genommen werden. Die Reform<br />

des Vorbereitungsdienstes hat schon jetzt zu vielen Gesprächen Anlass gegeben, die das<br />

Interesse <strong>der</strong> Schulen belegen, an <strong>der</strong> inhaltlichen Diskussion zu partizipieren. Dieses Interesse<br />

sollte jetzt auch genutzt werden: durch Partnerschaften <strong>Seminar</strong>-Schule, Fortbildungsangebote für<br />

Mentorinnen und Mentoren, Angebote für schulinterne Fortbildungen durch <strong>Seminar</strong>- und Fachseminarleiter/innen,<br />

gemeinsame Veranstaltungen des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s mit Schulleiterinnen<br />

und Schulleitern etc. 9<br />

Dies alles sind anspruchsvolle und sehr arbeits- und zeitintensive Aufgaben. Um im Bild zu bleiben:<br />

Wenn ein Segelschiff auf Reisen geht, dann braucht es dazu einen Kapitän, einen Steuermann,<br />

eine kompetente und motivierte Mannschaft, das nötige Equipment sowie genügend Verpflegung<br />

für die Reise. Ob wir für unsere Reise wirklich schon alles an Bord haben, wird die nächste<br />

Zukunft zeigen.<br />

Lars Kraft<br />

Leiter des 2. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Mitte (S)<br />

Modularisierung im einjährigen Vorbereitungsdienst – eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Schon vor dem Erscheinen des neuen Handbuchs empfanden alle am Vorbereitungsdienst Beteiligten<br />

den einjährigen Vorbereitungsdienst als Herausfor<strong>der</strong>ung und als extrem kurzen Zeitraum für<br />

die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz. Durch die Modularisierung sind noch weitere<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen hinzugekommen, für die teils pragmatische Lösungen gefunden werden konnten.<br />

Hierbei erwies sich die Regionalisierung als eine gelungene Unterstützung.<br />

Organisatorische Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

� Je<strong>der</strong> Baustein umfasst mindestens zehn Stunden. Die Sitzungen des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s<br />

umfassten bisher jeweils drei Stunden. Durch die Verlängerung <strong>der</strong> Sitzungszeit werden die<br />

zehn Stunden eines Bausteins innerhalb von drei Sitzungen abgeschlossen. Die Bausteine<br />

können nicht über die Mindeststundenzahl ausgedehnt werden, da bereits die Anzahl <strong>der</strong> Mindeststunden<br />

die gesamte <strong>Seminar</strong>zeit im einjährigen Vorbereitungsdienst ausschöpft. Dies<br />

zieht nach sich, dass die Lehramtsanwärterinnen und –anwärter (LAA) Wahlbausteine nur zusätzlich<br />

besuchen können, was angesichts <strong>der</strong> zeitlichen Dichte von Modulprüfungen und Unterrichtsbesuchen<br />

eher unwahrscheinlich ist. Als pragmatische Erfahrung kann berichtet werden,<br />

dass die verlängerten Sitzungen zu einem geringfügigen "Zeitpuffer“ führen. Es entsteht<br />

7 Vgl. Handbuch Vorbereitungsdienst, S. 59 ff.<br />

8 Vgl. hierzu ausführlich den Beitrag von Klaus Meister in diesem <strong>Heft</strong>, S. 24<br />

9 Vgl. hierzu ausführlich den Beitrag von Andreas Stefan in diesem <strong>Heft</strong>, S. 33<br />

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Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

ein Spielraum für die Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitspläne (z.B. Ausgleich von Feiertagen, Zeiträume<br />

für Modulprüfungen usw.)<br />

� Die Belegung von Bausteinen ist in an<strong>der</strong>en <strong>Seminar</strong>en möglich. In <strong>der</strong> Region wurden die<br />

<strong>Seminar</strong>pläne aller <strong>Seminar</strong>e (S/L/L-Master) so gestaltet, dass <strong>der</strong> Beginn eines neuen Bausteins<br />

in <strong>der</strong>selben Woche stattfindet. So ist ein Wechsel <strong>der</strong> LAA problemlos möglich unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Maßgabe, dass die LAA in <strong>der</strong> Regel nur einen Baustein in einer Woche<br />

besuchen. Die Arbeitspläne <strong>der</strong> zwei L-Master-<strong>Seminar</strong>e in <strong>der</strong> Region (Reinickendorf und<br />

Lichtenberg) sind so aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt, dass an den Standorten jeweils ein an<strong>der</strong>er<br />

Baustein angeboten wird. Um die Wechselmöglichkeiten transparent zu machen, wurden die<br />

Arbeitspläne in beiden Master-Gruppen ausgeteilt mit Angabe von Ort und Zeit. Diese "Werbung"<br />

führte zu <strong>der</strong> zaghaften Nachfrage: "Dürfen wir auch bleiben?" Tatsächlich haben die<br />

LAA Wechselmöglichkeiten bisher nicht in Anspruch genommen.<br />

� Durch die formalen Vorgaben begann <strong>der</strong> Einführungskurs erst am Mittwoch, den 1.2.<strong>2012</strong>. Als<br />

Ergänzung dienten Portfolio-Aufgaben, die gleich zu Beginn eine vertiefte Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

z.B. mit den Grundlagen des Lehrerberufs, mit den Voraussetzungen an <strong>der</strong> Schule (Schulprogramm,<br />

Aufsicht, Schülerschaft usw.) und mit Planungsgrundlagen anleiteten. Diese Aufgaben<br />

wurden zusätzlich mit Schulleitungen im Rahmen <strong>der</strong> "AG Schule und <strong>Seminar</strong> in Reinickendorf<br />

und Pankow" abgestimmt und weiterentwickelt. In <strong>der</strong> Evaluation gaben die LAA eine insgesamt<br />

positive Rückmeldung zu den Portfolioaufgaben und bestätigten die Sinnhaftigkeit <strong>der</strong><br />

Aufgabenstellungen für die eigene Ausbildung. Teilweise investierten die LAA deutlich mehr<br />

Zeit in die Bearbeitung <strong>der</strong> Portfolioaufgaben als angenommen. Ein erneuter Einsatz <strong>der</strong> Portfolioaufgaben<br />

im nächsten Einführungskurs ist demnach sinnvoll.<br />

� In jedem Schulhalbjahr finden pro Fach zwei Unterrichtsbesuche durch die Fachseminarleitungen<br />

statt. Dies führt zu einer hohen Termindichte beson<strong>der</strong>s im Prüfungshalbjahr, in dem die<br />

Master-LAA mindestens ihre zweite Modulprüfung (teils sogar beide Modulprüfungen) ablegen.<br />

Fachseminarleitungen, die vornehmlich Master-LAA in einem Fachseminar betreuen, geraten<br />

an terminliche Grenzen.<br />

Inhaltliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

� Im Arbeitsplan des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s wird die Reihenfolge <strong>der</strong> Bausteine zu Beginn <strong>der</strong><br />

Ausbildung festgelegt. Einerseits ist dies eine notwendige Voraussetzung für planbare Wechselmöglichkeiten,<br />

es schränkt jedoch dahingehend ein, Themen außerhalb des Bausteins nach<br />

den Lernbedürfnissen <strong>der</strong> LAA in die Sitzungen aufzunehmen. Neben einer Grundstruktur gab<br />

es bisher stets Zäsuren, um die LAA in die <strong>Seminar</strong>planung (z.B. hinsichtlich Reihenfolge o<strong>der</strong><br />

Schwerpunkten) einzubeziehen. Was vielleicht jetzt noch als einschränkend in einer kontinuierlich<br />

bestehenden <strong>Seminar</strong>gruppe empfunden wird, könnte sich als Motor für die Modularisierung<br />

in Zukunft erweisen. Durch die Wahl <strong>der</strong> Bausteine in an<strong>der</strong>en <strong>Seminar</strong>en können die<br />

LAA ihren individuellen Schwerpunkten nachgehen.<br />

� Die Themen <strong>der</strong> ehemaligen Ergänzungskurse werden in das Allgemeine <strong>Seminar</strong> integriert.<br />

Dies führt beson<strong>der</strong>s im einjährigen Vorbereitungsdienst zu einer nochmaligen erheblichen<br />

Verdichtung <strong>der</strong> Inhalte insgesamt. In <strong>der</strong> Praxis im <strong>Seminar</strong> wird offensichtlich, dass die Vielzahl<br />

relevanter Themen kaum Zeit lässt für Erprobung, Vertiefung und Vernetzung. Darüber<br />

hinaus stellt sich die Frage, wie das vorhandene Expertenwissen für die <strong>Seminar</strong>e weiterhin<br />

nutzbar gemacht werden kann.<br />

� Die Modulprüfungsaufgaben werden von den <strong>Seminar</strong>leitungen gestellt. Hier zeigt sich <strong>der</strong><br />

Wert <strong>der</strong> beratenden Unterrichtsbesuche, die die <strong>Seminar</strong>leitungen in <strong>der</strong> Region weiterhin<br />

durchführen. Durch den Blick auf die LAA, die in <strong>der</strong> Praxis agieren, erschließen sich vielfältige,<br />

auf konkrete Unterrichtssituationen bezogene Aufgabenstellungen. Die ersten Modulprüfungen<br />

finden für die im Februar <strong>2012</strong> vereidigte Gruppe schon im Juni <strong>2012</strong> statt. Den ersten<br />

Anmeldungen nach zu urteilen werden die schriftlichen Prüfungsformen öfter gewählt als die<br />

mündlichen.<br />

Seite 19


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Insgesamt konnte durch die Kooperation in den <strong>Seminar</strong>en einigen Herausfor<strong>der</strong>ungen positiv begegnet<br />

werden. Der Ansatz <strong>der</strong> Modularisierung muss sich nicht nur bei <strong>Seminar</strong>leitungen, son<strong>der</strong>n<br />

auch bei den Lehramtsanwärterinnen und –anwärtern verbreiten. Festzuhalten ist, dass sich<br />

beson<strong>der</strong>s im einjährigen Vorbereitungsdienst die Anfor<strong>der</strong>ungen und Einschränkungen für alle<br />

Beteiligten erhöht haben. Zeit für Vernetzung und Vertiefung ist kaum gegeben. Zusätzlich zu <strong>der</strong><br />

Aussage "Lernen braucht Zeit" (<strong>BLuS</strong>, <strong>Heft</strong> 8, 20<strong>11</strong>) findet sich hier somit ein weiteres unterstützendes<br />

Argument für das Vorhaben, den einjährigen Vorbereitungsdienst wie<strong>der</strong> zu verlängern.<br />

Silke Pflüger<br />

Leiterin des 2.Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s (L) im Bezirk Reinickendorf<br />

Seite 20<br />

Die allerersten Modulprüfungen<br />

Im 1. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> Treptow–Köpenick haben im Mai <strong>2012</strong> die allerersten Modulprüfungen<br />

zum Modul „Unterrichten“ stattgefunden, und zwar im Modus des einjährigen Durchlaufes.<br />

Im Folgenden findet sich ein kurzer Erfahrungsbericht.<br />

Die Modulprüfungen basieren im Wesentlichen auf den Inhalten <strong>der</strong> entsprechenden Modulbausteine,<br />

für die die Region 3 (Treptow-Köpenick, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg<br />

und <strong>Neu</strong>kölln) inhaltliche Festlegungen getroffen hat, um eine bestimmte Vergleichbarkeit zu erzielen<br />

und gegebenenfalls wechselseitige Besuche <strong>der</strong> Lehramtsanwärter zu ermöglichen. Diese<br />

inhaltliche Grundlage ist aus Gründen <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden <strong>Seminar</strong>zeiten (Veranstaltungen<br />

des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s) äußerst schmal, was hinreichend schon bemängelt wurde (siehe<br />

erschienene <strong>BLuS</strong>-<strong>Heft</strong>e) und hier nicht nochmals ausgeführt werden soll. Die Auswirkung für die<br />

Themenstellungen sind allerdings gravierend, was bisher nicht so extrem zum Ausdruck kam, da in<br />

einer mündlichen Schluss-Prüfung in <strong>der</strong> Zweiten Staatsprüfung alten Stils die thematische Basis –<br />

auch bei <strong>der</strong> einjährigen Ausbildung - wesentlich breiter war. Der Umstand <strong>der</strong> wenigen Veranstaltungen<br />

(Absolvierung von vier Modulbausteinen) bis zur möglichen Prüfungsmeldung erschwert<br />

die Formulierung eines sinnvollen Themas und lässt nur mit Mühe inhaltliche Bezüge unter verschiedenen<br />

Teilaspekten herstellen. Waren die mündlichen Prüfungen im Zweiten Staatsexamen,<br />

bedingt durch die Usancen <strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ung von Themenschwerpunkten, bereits kritisch zu sehen,<br />

so gilt dies für die mündlichen Modulprüfungen erst recht. Erst beim Zwang zur Formulierung<br />

eines Themas scheint die ganze Fragwürdigkeit einer zehnseitigen schriftlichen Prüfungsform und<br />

einer Portfolio-Prüfung auf. Für diese stehen den Anwärtern vier Wochen zur Verfügung, für jene<br />

sogar nur drei Wochen. Befragt, in welche inhaltliche Richtung sich eine Thematik bewegen könnte,<br />

denken die Anwärter praktisch ohne Ausnahme in Kategorien von Staatsexamensarbeiten im<br />

Umfang von 50 Seiten mindestens. Was man sinnvollerweise in ein 15-seitiges Portfolio für einen<br />

Beobachtungs- bzw. Entwicklungszeitraum von vier Wochen schreiben soll, sollte die Erfahrung<br />

mit den ersten Arbeiten zeigen.<br />

Die hier zur Diskussion stehende Gruppe umfasste 18 Anwärter (weitere Anwärter unterlagen nicht<br />

diesem Modus). Von ihnen wählten acht die mündliche Form, sieben die schriftliche und drei das<br />

Portfolio - jeweils in <strong>der</strong> Einzelprüfungsform. Was die Formalien angeht, so erfolgten die Testate<br />

(Belegbogen) und <strong>der</strong> Abschluss <strong>der</strong> jeweiligen Bausteine problemlos. Es ist ratsam, einen kompletten<br />

Zeitplan mit allen realen kalendarischen Terminen auszugeben, <strong>der</strong> auch konkrete Angaben<br />

zum Prüfungszeitraum, mögliche Prüfungstage, Abgabe von Beurteilungen usw. enthält. Daraus<br />

können die Teilnehmer auch die Lage des Abschlusses <strong>der</strong> notwendigen Bausteine entnehmen,<br />

so dass sie dann den Bogen zur Prüfungsmeldung abgeben können. Beim Ausfüllen des<br />

Bogens „Meldung zur Prüfung“ stellt sich allerdings die Frage, wofür dieser eigentlich benötigt wird,<br />

da die Anwärter nur den oberen Teil ausfüllen können (zwei Kreuze und einige U-Nummern), sodann<br />

praktisch alle Teile dem Protokollblatt zur Prüfung selbst entsprechen. Mit <strong>der</strong> Unterschrift


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

des Kandidaten zeigt er die Einreichung <strong>der</strong> Meldung an, aber die Unterschrift kann sich nicht auf<br />

die weiteren Leerstellen des Formulars beziehen, da <strong>der</strong> Bogen nämlich schon eingereicht ist,<br />

wenn das Datum <strong>der</strong> Prüfung noch gar nicht bekannt ist, was wie<strong>der</strong>um mit <strong>der</strong> notwendigen freien<br />

Vereinbarung über die Termine zusammenhängt und damit auch mit dem Finden des Zweitprüfers.<br />

Wenn man das Datum <strong>der</strong> Prüfung weiß bzw. das Datum <strong>der</strong> Themenstellung, dann ist wahrscheinlich<br />

auch das Thema selbst dem <strong>Seminar</strong>leiter bereits bekannt. Das Blatt kann ohne entsprechende<br />

Rückfragen gar nicht ausgefüllt werden. Dieses Manko wie<strong>der</strong>um hat durchaus auch<br />

mit <strong>der</strong> Frage zu tun, in welcher Weise – und ob überhaupt - im Vorfeld <strong>der</strong> Modulprüfungen mit<br />

den Teilnehmern Hinweise auf thematische Möglichkeiten besprochen werden können o<strong>der</strong> dürfen.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> schriftlichen Formen (auch Portfolio) gibt es in <strong>der</strong> Prüfungsordnung,<br />

was das Ausfüllen <strong>der</strong> Beurteilungsblätter angeht, gewisse Unklarheiten. Im § 13 Abs. 7 <strong>der</strong><br />

VO ist davon die Rede, dass bei unterschiedlicher Beurteilung <strong>der</strong> zwei Beurteiler das arithmetische<br />

Mittel aus beiden Notenvorschlägen gebildet wird. Gleichzeitig werden aber auch die das Ergebnis<br />

tragenden Erwägungen eingefor<strong>der</strong>t. Hier bleibt die Frage offen, ob die dann unterschiedlichen<br />

Ausführungen, also im Extremfall „gute“ von einem Beurteiler und „schlechte“ vom an<strong>der</strong>en,<br />

unverbunden nacheinan<strong>der</strong> aufgeführt werden o<strong>der</strong> ob sie so zu einem Text zusammengeführt<br />

werden, dass sie die Note als Mittel repräsentieren. Wenn letzteres <strong>der</strong> Fall ist, bleibt die Frage<br />

offen, ob die Ursprungsfassungen als Anlage erhalten bleiben müssen.<br />

Das Schwierigste am formalen Verfahren ist aber nicht <strong>der</strong> Umgang mit den Formblättern, son<strong>der</strong>n<br />

die Einfädelung <strong>der</strong> Termine und damit auch das Finden des zweiten Prüfers, im vorliegenden Fall<br />

von Fachseminarleitern. Dies führt dann dazu, dass <strong>der</strong> Bogen „Meldung zur Prüfung“ praktisch<br />

erst nachträglich gänzlich ausgefüllt werden kann. Auf dem Prüfungsbogen stiftet die Rubrik „Einzelprüfung<br />

ja – nein“ und „Gruppenprüfung ja – nein“ etwas Verwirrung, weil es ausgereicht hätte<br />

„Einzel- o<strong>der</strong> Gruppenprüfung“ anzukreuzen. Ein individuelles Eingehen auf die Terminlagen kann<br />

nicht geraten werden. Stattdessen sollte man Zeitblöcke vorgeben und in diesen gesammelt mehrere<br />

Anwärter zuteilen. Die terminliche Behandlung <strong>der</strong> schriftlichen Arbeiten und Portfolios gestaltete<br />

sich hingegen problemlos. Dies gilt – an<strong>der</strong>s als bei den mündlichen Terminen - auch für<br />

die Verteilung <strong>der</strong> Arbeiten auf die zweiten Prüfer innerhalb des eigenen <strong>Seminar</strong>s, da hier eine<br />

gewisse zeitliche Unabhängigkeit für die Begutachtung gegeben ist. Es ist allerdings darauf zu<br />

achten, dass für den Fall, dass zur Zeitersparnis eine Prüfung im Anschluss an ein tagendes<br />

Fachseminar stattfinden soll, dies nur für die ersten drei Wochentage in Betracht kommt, weil<br />

durch den Vorlauf <strong>der</strong> Ausgabe <strong>der</strong> Themenstellung von fünf Kalen<strong>der</strong>tagen (Wochenendtage zählen<br />

mit) <strong>der</strong> Donnerstag und <strong>der</strong> Freitag als Prüfungstage entfallen. Diejenigen Fachseminarleiter,<br />

die am Donnerstag o<strong>der</strong> Freitag ihre Veranstaltungen haben, kämen dann nie zum Einsatz. Sie<br />

sollten ersatzweise die schriftlichen Prüfungsformen übernehmen.<br />

Der formal-organisatorische Aufwand ist enorm:<br />

1. Instruktion <strong>der</strong> LA über die Modalitäten.<br />

2. Gegebenenfalls Sammlung von Schwerpunkten<br />

3. Terminsondierungen zur möglichen Lage <strong>der</strong> Prüfungen<br />

4. Ausfüllen <strong>der</strong> Modulprüfungsmeldebogen<br />

5. Ausfüllen <strong>der</strong> Modulprüfungsprotokolle<br />

6. Verschicken <strong>der</strong> Themen und Überwachung <strong>der</strong> Termineinhaltung (viele Einzeltermine)<br />

7. Einholen <strong>der</strong> Bestätigung über den Themenerhalt und Unterschrift <strong>der</strong> LA<br />

8. Verhandlungen mit den FSL über mögliche Termine<br />

9. Informationen für die FSL hinsichtlich <strong>der</strong> schriftlichen Prüfungsformen und des Portfolios<br />

10. Verschicken <strong>der</strong> Themenstellungen an die FSL<br />

<strong>11</strong>. Beantwortung diverser Rückfragen<br />

12. Durchführung <strong>der</strong> mündlichen/multimedialen Prüfung; Lesen <strong>der</strong> schriftlichen Formen<br />

13. Rücklauf <strong>der</strong> schriftlichen Formen vereinbaren bzw. Kopieanfertigung für zweiten Prüfer<br />

(eventuell Versand per pdf–Datei)<br />

Seite 21


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Seite 22<br />

14. Vervollständigen <strong>der</strong> Modulprüfungsprotokolle (Noteneintrag)<br />

15. Abstimmung über die tragenden Erwägungen mit dem Zweitgutachter bei abweichenden<br />

Noten bzw. tragenden Erwägungen<br />

16. Einladung <strong>der</strong> LA zur Erklärung des Prüfungsergebnisses (schriftliche Formen)<br />

17. Erläuterung des Prüfungsergebnisses<br />

Insgesamt wurden für 18 Prüflinge 140 Din-A4-Blätter als Form- o<strong>der</strong> Dokumentationsblätter ausgedruckt.<br />

Dazu kamen E-Mails in einer Größenordnung von etwa 160 hinzu. Weitere Blätter sind<br />

notwendig, wenn die schriftlichen Arbeiten an die Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter<br />

zu verteilen sind - ein völlig inakzeptabler Aufwand, <strong>der</strong> symptomatisch für das Zurückdrängen von<br />

Inhalten ist. Die genannten Zahlen beziehen sich auf den Stand <strong>der</strong> Beendigung aller mündlichen<br />

Prüfungen und Eingang aller schriftlichen Formen, so dass weiterer Schriftverkehr vorhersehbar<br />

ist.<br />

Durch die unterschiedlichste Terminierung ist es schwer, die Übersicht zu behalten (Vergabetermine,<br />

Eingangstermine, Prüfungszeit-Termine, feste Ausfallzeiten). Wegen vieler Beson<strong>der</strong>heiten<br />

(Schuleinsatz <strong>der</strong> FSL, Klassenfahrten usw.) gelingt eine Terminblockung nur schwer. Für günstig<br />

gehaltene Anschlusszeiten an die Lage <strong>der</strong> Fachseminare stoßen ihrerseits nicht immer auf Gegenliebe,<br />

weil dann teils verpflichten<strong>der</strong> Unterricht <strong>der</strong> Anwärter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fachseminarleiter und -<br />

leiterinnen liegt. Im Einzelfall musste sogar eine schriftliche Bitte um Freistellung ergehen. Frühzeitig<br />

wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Form des Portfolios mit einer Bearbeitungszeit<br />

von 4 Wochen denkbar ungünstig ist. Prompt erschienen mitten in <strong>der</strong> Laufzeit zur Bearbeitung<br />

zwei <strong>der</strong> drei Anwärter, die das Portfolio gewählt hatten, mit <strong>der</strong> Klage, durch nicht stattfindenden<br />

Unterricht einerseits und <strong>der</strong> Verschätzung <strong>der</strong> Möglichkeiten in dieser Zeiteinheit eine Entwicklung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gl. zu dokumentieren, den Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Portfolio nicht gerecht werden zu können.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e formale Erschwernis stellt die Beurteilung <strong>der</strong> schriftlichen Form und des Portfolios<br />

dann dar, wenn die Beurteiler abweichende Noten erteilen - verbunden mit divergierenden tragenden<br />

Erwägungen. Wenn diese (siehe oben) vereinheitlicht werden müssen, gibt es einen weiteren<br />

Arbeitsschritt. Die <strong>Neu</strong>formulierung muss dann auch <strong>der</strong> Zweitprüfer erst noch unterschreiben, <strong>der</strong><br />

aber nicht notwendigerweise im Hause zugegen ist, im ungünstigsten Fall sogar einer an<strong>der</strong>en<br />

Region angehört.<br />

Wegen <strong>der</strong> Möglichkeit des Nichtbestehens einer Modulprüfung bzw. <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung müssen<br />

die schriftlichen Formen und praktisch auch die mündlichen/multimedialen bei Einstellungstermin<br />

Februar schon vor den großen Ferien benotet werden. Dies fällt genau in die Zeit, in <strong>der</strong> die FSL<br />

an den Schulen mit den Noten für ihre Schüler zu tun haben. Die Anwärter selbst bereiten sich<br />

gewissenhaft auf die Prüfungen vor, haben aber in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Modulprüfungen pro Fach noch vier<br />

Unterrichtsbesuche! In <strong>der</strong>selben Zeit treffen die Listen mit <strong>der</strong> Nennung <strong>der</strong> Prüfungsvorsitzenden<br />

ein, so dass hier weitere Termine koordiniert werden müssen.<br />

Welche Ergebnisse erbrachten nun die Modulprüfungen? Die mündlichen Prüfungen verliefen völlig<br />

komplikationslos. Man benötigt pro Kandidat zwischen 30 und 45 Minuten, weil es in Einzelfällen<br />

noch Beratungsbedarf mit dem Zweiprüfer gibt. Diese Zeit ist allerdings nur einzuhalten, wenn<br />

einer <strong>der</strong> Prüfer gleichzeitig die tragenden Erwägungen schon grob während des Ablaufs skizziert,<br />

sonst sind eher 45 Minuten o<strong>der</strong> mehr realistisch. Die Teilnehmer hatten sich ordentlich auf die<br />

Aufgabenstellung vorbereitet. Es fiel auf, dass von den acht mündlichen Prüfungen sechsmal die<br />

Noten „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ lauteten (viermal „sehr gut“!). Die Note „mangelhaft“ gab es nicht.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> Prüfungen wurde Folgendes deutlich: Die natürlicherweise erfolgende Fokussierung<br />

auf die Aufgabenstellung führt übermächtig zu einem punktuellen Themenkreis, unabhängig davon,<br />

dass die Themenstellung viele selbstbestimmte Entscheidungen und weitere inhaltliche Bezüge<br />

verlangte. Die allgemeinen Vorgaben bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Aufgabenstellung können<br />

nicht verhin<strong>der</strong>n, dass die Prüflinge einen sehr begrenzten Ausschnitt bearbeiten. Sie können dies<br />

mit den Erfahrungen anreichern, die sie ohnehin in <strong>der</strong> Schule machen (müssen). Aus <strong>der</strong> Vogelperspektive<br />

stellt sich das Ganze so dar, dass die Prüflinge im Extremfall ihre Aufgabenstellung zu


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Hause durchaus aufwendig schriftlich fixieren können und ihre Fassungen dann auswendig lernen<br />

können. Das ist systemimmanent. Im Prüfungsgespräch diesen Mangel an Breite aufzufangen,<br />

erwies sich als durchaus schwierig, weil die Antworten dann vielfach erfahrungsbasiert aus <strong>der</strong><br />

gängigen Schulpraxis resultierten und eine Art Berichtscharakter annahmen (Bei uns an <strong>der</strong> Schule<br />

machen wir das so und so.). Die Datenbasis ist natürlich viel zu gering, aber eine gewisse Tendenz<br />

scheint sich doch abzuzeichnen. Die Prüfungen erscheinen „leichter“ als die herkömmlichen<br />

mündlichen Prüfungen. Wenn das stimmen und sich insgesamt fortsetzen sollte, so dürfte es sich<br />

im Ganzen darum handeln, dass Anfor<strong>der</strong>ungen abgesenkt werden. Im Vergleich zu den alten<br />

mündlichen Prüfungen im Rahmen des Zweiten Staatsexamens kann nämlich die Breite und Vielfältigkeit<br />

hier nicht erreicht werden. Ein adäquater Ersatz ist das nicht. Vorwiegend wird auswendig<br />

Gelerntes vorgetragen, was ohne Vorwurf an die Prüflinge festgestellt wird. Der Aufwand dafür<br />

steht in keinem Verhältnis zur Erkenntnis über den Kompetenzstand <strong>der</strong> Anwärter und er ist<br />

gleichzeitig größer als in <strong>der</strong> alten Prüfungsform. Man möchte sagen, viel Verpackung, wenig Inhalt.<br />

Bei den schriftlichen Formen lagen bei Redaktionsschluss erst so wenige vorläufige und unvollständige<br />

Einschätzungen vor, dass nicht einmal eine Tendenz angegeben werden kann und damit<br />

auch nicht gesagt werden kann, ob sich ein ähnliches Bild wie bei den mündlichen Prüfungen abzeichnet.<br />

Allerdings gab es auch ein erstes En<strong>der</strong>gebnis: eine Eins.<br />

Dr. Bernd Oehmig,<br />

Leiter des 1. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Treptow-Köpenick (L)<br />

Zur Entwicklung eines Rahmenkonzepts für die Arbeitsplanung <strong>der</strong><br />

Fachseminare im modularisierten Vorbereitungsdienst<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Modularisierung in den Allgemeinen <strong>Seminar</strong>en des Landes Berlin ab Februar<br />

<strong>2012</strong> wird auch die Arbeit in den Fachseminaren mit <strong>der</strong> nicht neuen Frage konfrontiert, wie<br />

dort <strong>der</strong> inhaltliche Ausbildungsprozess kumulativ und abgestimmt sowie mit den Modulen des Allgemeinen<br />

<strong>Seminar</strong>s vernetzt verlaufen kann. Die Frage ist insofern nicht neu, als bereits in <strong>der</strong><br />

„Handreichung zur Arbeit im Fachseminar“ 10 vom Juni 2002 Leitprinzipien zur Auswahl und Strukturierung<br />

<strong>der</strong> Inhalte und zur Gestaltung <strong>der</strong> Arbeit im Fachseminar sowie <strong>der</strong> Arbeitsplanung detailliert<br />

erläutert und Wege aufgezeigt wurden. Schon damals wurden vor dem Hintergrund <strong>der</strong> heterogenen<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Fachseminargruppen und <strong>der</strong> Zugehörigkeit <strong>der</strong> LAA zu verschiedenen<br />

Allgemeinen <strong>Seminar</strong>en Grundprinzipien formuliert, die weiterhin hochaktuell und an<br />

die Ausbildungsverän<strong>der</strong>ungen anzupassen sind. Insbeson<strong>der</strong>e die Zuweisungen von LAA zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten und die momentan zeitlich unterschiedlichen Ausbildungsgänge im L-<br />

Bereich stellen die Fachseminarleitungen vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen, z. B.:<br />

• Wie wird gewährleistet, dass je<strong>der</strong>/jedem LAA im Rahmen ihres/seines individuellen ein-<br />

o<strong>der</strong> zweijährigen Ausbildungsganges alle wesentlichen fachlichen, fachdidaktischen<br />

Schwerpunkte angeboten werden?<br />

10 Handreichung zur Arbeit im Fachseminar, Berlin 2002 (über die <strong>Seminar</strong>leitungen erhältlich)<br />

Seite 23


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Seite 24<br />

• Welche Abstimmungen sind mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e notwendig und realisierbar?<br />

• Wie können exemplarisch zu vermittelnde domänenspezifische Themenfel<strong>der</strong> und fachdidaktische<br />

Schwerpunkte mit den Bausteinen <strong>der</strong> Module im Allgemeinen <strong>Seminar</strong> sinnvoll<br />

verknüpft werden?<br />

Die <strong>Seminar</strong>leitungen und Fachseminarleitungen in den beiden Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en Mitte<br />

haben sich Anfang dieses Jahres mit diesen Fragen auseinan<strong>der</strong>gesetzt und ein Rahmenkonzept<br />

entwickelt. Dabei gilt mein beson<strong>der</strong>er Dank den Fachkoordinatorinnen im L-Bereich, Frau Junge<br />

und Frau Wegerich, die die Vorbereitungsarbeit für den <strong>Seminar</strong>tag im L-Bereich übernahmen.<br />

Ausgangspunkte unserer Überlegungen waren:<br />

1. die im Handbuch Vorbereitungsdienst formulierten Indikatoren <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

in den Beurteilungsbögen,<br />

2. die Nutzung vorhandener Ausbildungspläne <strong>der</strong> Fachbereiche,<br />

3. die Verteilung <strong>der</strong> fachdidaktischen Schwerpunkte und <strong>der</strong> den Indikatoren zugrundeliegenden<br />

Teilkompetenzen auf maximal 30 Veranstaltungen, so dass auch LAA mit einjährigem<br />

Ausbildungsgang alle für die Kompetenzentwicklung notwendigen Angebote erhalten,<br />

4. die sinnvolle Verteilung, Zuordnung, fachspezifische Ausprägung und Verknüpfung dieser<br />

Indikatoren mit den Bausteinen des Moduls „Unterrichten“ <strong>der</strong> Allgemeinen <strong>Seminar</strong>e.<br />

Zur Vorbereitung <strong>der</strong> Tagung überarbeiteten die Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter –<br />

falls erfor<strong>der</strong>lich - ihre existierenden Pläne mithilfe einer Strukturvorlage (Abb.1). Sie ordneten zunächst<br />

für 30 Fachseminarveranstaltungen (zwei Ausbildungshalbjahre) die fachdidaktischen<br />

Schwerpunkte so an, dass nach Möglichkeit alle relevanten Themenbereiche (bei Einstieg zu jedem<br />

Zuweisungstermin) im Zeitraum eines Ausbildungsganges abgedeckt und gleichmäßig verteilt<br />

werden.<br />

Abb.1:Strukturvorlage <strong>11</strong> :<br />

Lehrveranstaltung<br />

Thema:<br />

(fachdidaktischer<br />

Schwerpunkt)<br />

Baustein / Modul Unterrichten<br />

(max. 2 Bausteine)<br />

Aufgabenschwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

(max. 2 Bereiche als<br />

Schwerpunkt)<br />

I.<br />

<strong>11</strong> Vorlage von Frau M. Wegerich, FSL und Koordinatorin für Mathematik im 3.SPS Mitte(L)<br />

II.<br />

III.<br />

IV…


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Am <strong>Seminar</strong>tag selbst wurde zunächst die Grundstruktur unter Nutzung <strong>der</strong> Vorlage (Abb.2), in <strong>der</strong><br />

die Indikatoren <strong>der</strong> Kompetenzbeschreibungen des Beurteilungsbogens mit Bezug zu den Bausteinen<br />

des Moduls „Unterrichten“ des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s verknüpft und konkretisiert dargestellt<br />

sind, durch schon erstellte Beispiele <strong>der</strong> Fächer Deutsch und Mathematik veranschaulicht<br />

und erläutert. Hierzu wurden in <strong>der</strong> Vorlage die relevanten Kompetenzbeschreibungen aus den<br />

Beurteilungsformularen <strong>der</strong> FSL für die LAA durch mögliche Aufgabenschwerpunkte <strong>der</strong> Fachseminare<br />

konkretisiert, um Anknüpfungspunkte zu den fachdidaktischen Schwerpunkten zu gewährleisten.<br />

Abb.2: Koordinierung <strong>der</strong> Arbeitspläne Allgemeines <strong>Seminar</strong> – Fachseminar<br />

gemäß den Bausteinen im Modul Unterrichten<br />

Kompetenzbeschreibungen<br />

zum Unterrichten in den Beurteilungsformularen<br />

<strong>der</strong> FSL<br />

für die LAA 12<br />

5. bettet Unterricht sachlogisch<br />

in eine Sequenz ein.<br />

6. diagnostiziert erfolgreich<br />

Lernvoraussetzungen und Lernprozesse<br />

von Schülerinnen und<br />

Schülern.<br />

7. nutzt unterschiedliche Differenzierungsverfahren,<br />

um individuelle<br />

Lernmöglichkeiten zu<br />

ermöglichen bzw. um Erziehungsarbeit<br />

umzusetzen.<br />

8. plant Unterricht fach- und<br />

sachgerecht, führt ihn sachlich<br />

und fachlich korrekt durch<br />

und konkretisiert fachlich zutreffend<br />

Unterrichtsgegenstände<br />

auf einen kompetenzorientierten<br />

Schwerpunkt.<br />

Korrespondierende Kompetenzbeschreibungen<br />

in den<br />

Bausteinen des Moduls Un-<br />

terrichten des AS 13<br />

U-PB 14 1/2<br />

Kompetenzorientierte Unterrichtsmodelle;<br />

Lernför<strong>der</strong>liche Strukturierung<br />

und Phasierung von Unterricht<br />

U-PB 2/3/4/6<br />

Diagnose von Entwicklungs-<br />

und Lernständen/Lernausgangslagen;<br />

Bezugsnormen,<br />

Kriterien und Instrumente <strong>der</strong><br />

mündlichen und schriftlichen<br />

Leistungsbeurteilung<br />

U-PB 2/3/4/6<br />

Individualisierter und differenzierter<br />

Unterricht; Arbeit mit<br />

Kompetenzrastern; Ebenen,<br />

Aspekte und Kriterien <strong>der</strong> Diffe-<br />

renzierung<br />

U-PB 2/3/4<br />

Kompetenzen/Standards und<br />

<strong>der</strong>en Erwerb; Kompetenzorientierte<br />

Unterrichtsmodelle (Unterrichtsstunden,Unterrichtseinheiten);<br />

Fachlich/inhaltliche<br />

Schwerpunktsetzung in den<br />

Lehr- und Lernprozessen; Rahmenlehrpläne<br />

und Standards als<br />

fachspezifische Planungsgrundlage;<br />

Struktur und Zielsetzung<br />

kompetenzorientierter Unterrichtsentwürfe<br />

Aufgabenschwerpunkte<br />

<strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

in <strong>der</strong> Fachseminararbeit<br />

Strukturierung sachlogischer<br />

Sequenzen bzw. UE in den<br />

jeweiligen Teilgebieten des<br />

Faches; Verdeutlichung kumulativerKompetenzent-<br />

wicklung und Progression<br />

Exemplarische Ermittlung<br />

von Lernausgangslagen und<br />

des Standes <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

(inhalts- und<br />

prozessbezogen) an konkreten<br />

Inhalten<br />

Bewusstmachung und Konzipierung<br />

von Differenzierungsstrategien<br />

und –formen<br />

bei konkreter Planung von<br />

Lern- und Übungsprozessen<br />

im Fach<br />

Exemplarische Bewusstmachung<br />

von wesentlichen Planungsentscheidungen<br />

durch<br />

Übungen zur Ermittlung von<br />

kompetenzorientierten<br />

Schwerpunkten konkreter<br />

Stunden und stimmiger sowie<br />

fachadäquater Stundenstrukturen/-modelle<br />

12<br />

Die Nummerierung entspricht <strong>der</strong> Nummerierung in <strong>der</strong> Tabelle zum Stand <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung im<br />

Handbuch Vorbereitungsdienst auf S. 59.<br />

13<br />

Grundlage hierfür ist <strong>der</strong> Arbeitsplan des <strong>Seminar</strong>leiters/<strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiterin des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s.<br />

14<br />

U-PB bedeutet: „Das Modul Unterrichten mit den Pflichtbausteinen …“.<br />

Seite 25


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

9. kann den Planungs- und<br />

Durchführungsprozess evaluieren.<br />

10. unterstützt alle Schülerinnen<br />

und Schüler durch die Gestaltung<br />

von motivierenden<br />

Lernsituationen und befähigt<br />

sie, Zusammenhänge herzustellen<br />

und Gelerntes anzuwenden.<br />

<strong>11</strong>. för<strong>der</strong>t die Fähigkeiten von<br />

Schülerinnen und Schülern zum<br />

selbstständigen Lernen<br />

und Arbeiten durch schüleraktivierende<br />

Unterrichtsformen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />

Vermittlung von Lern- und Arbeitsstrategien.<br />

12. schafft strukturierte Lernmöglichkeiten,<br />

die eine individuelle<br />

Progression beinhalten,<br />

und macht diese transparent.<br />

13. berücksichtigt ein adäquates<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau.<br />

14. steuert den Unterrichtsprozess<br />

zielgerichtet, mit eindeutigen<br />

Impulsen und einer situati-<br />

onsadäquaten Zurückhaltung.<br />

15. nutzt die vorhandene Zeit im<br />

Sinne von Lernzeit optimal aus.<br />

Seite 26<br />

U-PB 1/5<br />

Merkmale und Indikatoren guten<br />

Unterrichts; Instrumente <strong>der</strong><br />

mündlichen und schriftlichen<br />

Reflexion und Evaluation von<br />

Unterricht;<br />

Training <strong>der</strong> Unterrichtsanalyse;<br />

Konzepte kollegialer, bedürfnisbezogenerUnterrichtshospitationen;<br />

Reflexion des eigenen<br />

beruflichen Handelns<br />

U-PB 2/3/4<br />

Gestaltung von Lernarrangements<br />

und Konzipierung von<br />

Lernaufgaben<br />

U-PB 2/3/4<br />

Funktionaler Einsatz von Methoden,<br />

Arbeits- und Sozialformen<br />

in sinnvoller Balance zwischen<br />

direkter Instruktion und<br />

Schüleraktivierung; Strukturen<br />

konstruktiver und kooperativer<br />

Lernformen<br />

U-PB 2/3/4<br />

Konstruktion und Einsatz von<br />

sprachför<strong>der</strong>nden Lernaufgaben;<br />

Methoden zum Wechsel<br />

<strong>der</strong> Darstellungsformen und<br />

zum Aufbau von Begriffsnetzen;<br />

Entwicklung und Erprobung<br />

sprachsensibler Planungsraster;<br />

Entwicklung und Erprobung von<br />

abgestuften Lernhilfen<br />

U-PB 1/2/3/4<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsbereiche (Reproduktion,<br />

Reorganisation/ Transfer,<br />

Reflexion/ Problemlösung)<br />

und <strong>der</strong>en Umsetzung im Unterricht,<br />

Konzeption und Arrangement<br />

von differenzierten Lern-<br />

aufgaben<br />

U-PB 4<br />

Lehrerverhalten; verbale und<br />

nonverbale Kommunikationstechniken;<br />

Verwendung geeig-<br />

neter Operatoren<br />

U-PB 4<br />

Klassenmanagement (z. B. Lehrer-Schüler-Verhältnis,<br />

Struktur<br />

von Arbeitsaufträgen, Rituale,<br />

Regeln, Instruktionsklarheit)<br />

Exemplarische Anwendung<br />

fachspezifischer Analysekriterien<br />

mit Bezug zu übergeordneten<br />

Indikatoren guten<br />

Unterrichts<br />

Konzipierung von (problemorientierten)<br />

Lernaufgaben<br />

für spezifische und vorgegebene<br />

fachliche Zielebenen<br />

und Bewusstmachung <strong>der</strong><br />

Lernstrukturen und Aufgabenelemente<br />

für selbststän-<br />

dige Erkenntnisprozesse<br />

Exemplarische Verdeutlichung<br />

fachbezogener und<br />

teilgebietsadäquater Prozessabläufe<br />

Kompetenz<br />

entwickeln<strong>der</strong> Lernstrukturen<br />

(Lernaufgaben); Kompetenzorientierter<br />

Aufbau fachspezifischerArbeitsstrate-<br />

gien und -techniken<br />

Konzipierung und Einbettung<br />

von (über)fachlichen Lernaufgaben<br />

zur Individualisierung<br />

und expliziten Sprachför<strong>der</strong>ung<br />

im Rahmen geöffneter<br />

Formen des Unterrichts<br />

Aufzeigen von Niveaustufen<br />

an konkreten Fachbeispielen<br />

und Ableitung qualitativer<br />

Differenzierungsmaßnahmen<br />

Thematisierung lern- und<br />

sprachför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Steuerungsprozesse<br />

für wie<strong>der</strong>kehrendeStandardsituatio-<br />

nen des Fachunterrichts<br />

Beispielhafte Strukturierung<br />

und Organisation von (insbeson<strong>der</strong>e<br />

kooperativen)<br />

Arbeitsprozessen an konkreten<br />

Stunden


16. setzt Medien funktional und<br />

differenzierend ein.<br />

17. realisiert funktionale und<br />

situationsbezogene Ergebnissicherung<br />

o<strong>der</strong> Zwischenreflexion<br />

mit erkennbarem Lernzuwachs.<br />

U-PB 2/3/4<br />

Zielführende Konstruktion und<br />

sprachför<strong>der</strong>licher Einsatz von<br />

Medien; Methoden zum Wechsel<br />

<strong>der</strong> Darstellungsformen und<br />

zum Aufbau von Begriffsnetzen<br />

U-PB 1/2/4<br />

Lernför<strong>der</strong>liche Strukturierung<br />

und Phasierung von Unterricht;<br />

Auswertung, Präsentation und<br />

Sicherung von Lernprodukten<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Exemplarische Thematisierung<br />

des lern- und sprachför<strong>der</strong>lichenMedieneinsatzes<br />

im Sinne <strong>der</strong> Interaktion<br />

von Darstellungsebenen und<br />

<strong>der</strong> Visualisierung von Lern-<br />

prozessen und -ergebnissen<br />

Fachbezogene Verfahren<br />

und Elemente <strong>der</strong> Strukturierung<br />

von Auswertungs-, Ergebnissicherungs-<br />

und Reflexionsphasen<br />

Die Fachseminarleitungen entwickelten nun in fächernahen Gruppen erste exemplarische Pläne<br />

nach den Strukturvorlagen (Abb.1 und 2), wobei auf sinnvolle Passung <strong>der</strong> fachdidaktischen<br />

Schwerpunkte zu den allgemeinen Kompetenzbeschreibungen zu achten war. Es soll nicht verschwiegen<br />

werden, dass dies kein leichtes Unterfangen darstellte, da sowohl die zur Verfügung<br />

stehende Zeitstruktur als auch die Fülle <strong>der</strong> für bedeutsam erklärten Inhalte zu erheblichen und<br />

auch folgenreichen Reduktionsentscheidungen führten. So mussten manch „liebgewordene“ Themen<br />

o<strong>der</strong> Vorhaben aussortiert und <strong>der</strong> konsequenten Abdeckung wichtigerer Kompetenzentwicklungsbereiche<br />

„geopfert“ werden. Auch dies führte noch nicht zu überzeugenden Lösungen,<br />

da für die nun ausgewiesenen Veranstaltungen <strong>der</strong> Fachseminare nur wenig Spielraum für aktuelle<br />

Erfor<strong>der</strong>nisse und Bedürfnisse <strong>der</strong> LAA verbleibt 15 , die jeweils ausgewiesenen Schwerpunkte für<br />

die LAA auch explizit bewusst gemacht werden müssen und die kompetenzorientierten Arbeitsprozesse<br />

mit adäquaten Lernaufgaben Zeit erfor<strong>der</strong>n. Bei Ausbildungsgängen über zwei Jahre o<strong>der</strong><br />

18 Monate ist dieses Problem in Teilen entschärft. Alle Teilnehmer unserer Tagung waren jedoch<br />

davon überzeugt, dass es zu den Grundüberlegungen des Rahmenkonzepts kaum Alternativen<br />

gibt und die LAA durch ein insgesamt verlässlicheres und abgestimmtes Ausbildungsangebot und<br />

eine bessere Vernetzung von Ausbildungsinhalten ihre individuelle Kompetenzentwicklung bewusster<br />

wahrnehmen und auf die Beurteilungskriterien beziehen können.<br />

Da <strong>der</strong> hier zur Verfügung stehende Rahmen keinen vollständigen Abdruck - und nur dies wäre<br />

zum Verständnis für die Gesamtstruktur <strong>der</strong> Pläne sinnvoll - unserer erstellten Arbeitspläne erlaubt,<br />

sind zur Verdeutlichung <strong>der</strong> dargestellten Überlegungen zwei Arbeitsplanausschnitte aus<br />

den Fächern Deutsch und Mathematik (Abb.3 und 4) ausgewählt, an denen sowohl die fachdidaktische<br />

Sequenzbildung als auch die jeweilige Verknüpfung von fachlichen Schwerpunkten mit den<br />

ausgewählten Kompetenzen zum Unterrichten sichtbar werden soll. Dies musste zunächst nur auf<br />

sehr allgemeine Weise und formal geschehen. Weiterführend wäre es sehr hilfreich, wenn aus den<br />

Planstrukturen Lernaufgaben für die jeweiligen Fachseminarveranstaltungen entwickelt werden<br />

könnten, die exemplarisch die explizit angestrebte Kompetenzentwicklung mit ihrer fachdidaktischen<br />

Vernetzung aufzeigen würden. Dies muss jedoch den jeweiligen Dienstbesprechungen <strong>der</strong><br />

Fachkoordinatoren und <strong>der</strong> individuellen Ausprägung <strong>der</strong> Fachseminarleitungen vorbehalten werden.<br />

15 Vgl. hierzu den Artikel von Lars Kraft in diesem <strong>Heft</strong>.<br />

Seite 27


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Abb.3 (Auszug aus dem Arbeitsplan von Frau L. Graf, FSL Deutsch-G)<br />

22.08.<strong>2012</strong> 29.08.<strong>2012</strong> 05.09.<strong>2012</strong> 12.09.<strong>2012</strong> 19.09.<strong>2012</strong><br />

Gruppenhospitation<br />

zum Thema<br />

Sprachbetrachtung<br />

5 Reflexion und<br />

Evaluation<br />

Beispielhafte<br />

Strukturierung und<br />

Organisation von<br />

(insbeson<strong>der</strong>e kooperativen)Arbeitsprozessen<br />

an<br />

konkreten Stunden<br />

(15. im Beurteilungsformular)<br />

Fachbezogene<br />

Verfahren und<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Strukturierung von<br />

Auswertungs-, ErgebnissicherungsundReflexionsphasen<br />

(17. im Beurteilungsformular)<br />

Seite 28<br />

Richtig schreiben I:<br />

Prinzipien <strong>der</strong> Orthografie,Schreibentwicklung,didaktisch-methodische<br />

Prinzipien des<br />

Rechtschreiblernens<br />

2 Planung von<br />

Unterricht<br />

Exemplarische<br />

Bewusstmachung<br />

von wesentlichen<br />

Planungsentscheidungen<br />

durch<br />

Übungen zur Ermittlung<br />

von kompetenzorientierten<br />

Schwerpunkten<br />

konkreter Stunden<br />

und stimmiger sowie<br />

fachadäquater<br />

Stundenstrukturen/-modelle<br />

(8. im Beurteilungsformular)<br />

Arbeitstechniken<br />

im Rechtschreibunterricht:Abschreiben<br />

und Nachschlagen<br />

4 Unterrichtsarrangement<br />

Exemplarische<br />

Bewusstmachung<br />

von wesentlichen<br />

Planungsentscheidungen<br />

durch<br />

Übungen zur Ermittlung<br />

von kompetenzorientierten<br />

Schwerpunkten<br />

konkreter Stunden<br />

und stimmiger sowie<br />

fachadäquater<br />

Stundenstrukturen/-modelle<br />

(8. im Beurteilungsformular)<br />

Richtig schreiben<br />

II:<br />

Lernstandserhebungen<br />

(Diktate,<br />

Rechtschreibarbeiten);<br />

Korrektur und Bewertung<br />

2 Planung von<br />

Unterricht<br />

Strukturierung<br />

sachlogischer Sequenzen<br />

bzw. UE<br />

in den jeweiligen<br />

Teilgebieten des<br />

Faches; Verdeutlichung<br />

kumulativer<br />

Kompetenzenwicklung<br />

und Progression<br />

(5. im Beurteilungsformular)<br />

LRS: Feststellungsverfahren,<br />

rechtliche Grundlagen,För<strong>der</strong>möglichkeiten,<br />

Analyse von För<strong>der</strong>material<br />

6 Inklusion I –<br />

Heterogenität<br />

Aufzeigen von Niveaustufen<br />

an<br />

konkreten Fachbeispielen<br />

und<br />

Ableitung qualitativerDifferenzierungsmaßnahmen<br />

(13. im Beurteilungsformular)<br />

Abb.4 (Auszug aus dem Arbeitsplan von Frau M. Wegerich, FSL Mathematik-G und fachliche Koordinatorin)<br />

Lehrveranstaltung<br />

IX. X. XI. XII.<br />

Thema:<br />

Zahlen und Ope- Zahlen und Ope- Zahlen und Ope- Zahlen und Ope-<br />

(Fachdidaktische rationenrationenrationenrationen<br />

Schwerpunkte) Entwicklung von Grundrechenope- Gestaltung von Leistungsermitt-<br />

Bruchvorstellungen rationen im Bereich Übungsstunden im lung und Bewer-<br />

<strong>der</strong> gebrochenen MaU am Beispiel tung im MaU am<br />

Zahlen<br />

<strong>der</strong> Bruchrechnung Beispiel <strong>der</strong> Bruchrechnung<br />

- Sachanalyse - Algorithmisches - Übungsformen - Grundsätze <strong>der</strong><br />

- Abstraktionspro- Arbeiten<br />

- operatives Üben Leistungsermittzess<br />

- Handlungsanlei- - Individualisierung lung und -<br />

- Anschaulichkeit tung/Sprachför von Lernprozes- bewertung<br />

im MaU<br />

<strong>der</strong>ungsen<br />

- Kompetenzorien-<br />

- Aufgaben-analyse - eines inhaltlichen - methodische Getierte KA<br />

Verständnisses staltung von - differenzierte KA<br />

durch Erstellung Lerntheken und<br />

von Veranschaulichungen<br />

Lernpfaden<br />

Baustein / Modul 2 Planen von 2 Planen von 2 Planen von 2 Planen von<br />

Unterrichten Unterricht<br />

Unterricht<br />

Unterricht<br />

Unterricht<br />

3 Sprachför<strong>der</strong>ung 4 Unterrichtsarrangement<br />

6 Inklusion


Aufgabenschwerpunkt<br />

<strong>der</strong><br />

Kompetenzentwicklung<br />

Exemplarische<br />

Bewusstmachung<br />

von wesentlichen<br />

Planungsentscheidungen<br />

durch<br />

Übungen zur Ermittlung<br />

von kompetenzorientierten<br />

Schwerpunkten<br />

konkreter Stunden<br />

und stimmiger sowie<br />

fachadäquater<br />

Stundenstrukturen<br />

/ -modelle<br />

- Thematisierung<br />

lern- und sprachför<strong>der</strong>n<strong>der</strong>Steuerungsprozesse<br />

für<br />

wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Standardsituationen<br />

des Fachunterrichts<br />

- Exemplarische<br />

Thematisierung<br />

des lern- und<br />

sprachför<strong>der</strong>lichenMedieneinsatzes<br />

im Sinne<br />

<strong>der</strong> Interaktion<br />

von Darstellungsebenen<br />

und <strong>der</strong><br />

Visualisierung<br />

von Lernprozessen<br />

und ergebnissen<br />

Klaus Meister,<br />

Leiter des 3.Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Mitte (L)<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Exemplarische<br />

Verdeutlichung<br />

fachbezogener und<br />

teilgebietsadäquaterProzessabläufeKompetenzentwickeln<strong>der</strong><br />

Lernstrukturen<br />

(Lernaufgaben);<br />

Kompetenzorientierter<br />

Aufbau<br />

fachspezifischer<br />

Arbeitsstrategien<br />

und –techniken<br />

Modulprüfungen – Beurteilungskriterien und mögliche<br />

Aufgabenstellungen<br />

- Exemplarische<br />

Ermittlung von<br />

Lernausgangslagen<br />

und des<br />

Standes <strong>der</strong><br />

Kompetenzentwicklung(inhalts-<br />

und prozessbezogen)<br />

an<br />

konkreten Inhalten<br />

- Konzipierung und<br />

Einbettung von<br />

fachlichen Aufgaben<br />

im Rahmen<br />

geöffneter Formen<br />

des Unterrichts<br />

Nach <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> neuen Lehrerausbildungsordnung (kurz: VO) und des Handbuches<br />

für den Vorbereitungsdienst, das in vielen Teilen die in <strong>der</strong> VO enthaltenen Vorschriften ergänzt,<br />

wurde schnell deutlich, dass für die Modulprüfungen neben rechtlichen und organisatorischen<br />

Hinweisen für die neuen Prüfungsabläufe und den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> vier Modulprüfungsformate<br />

vor allem einheitliche Bewertungsmaßstäbe notwendig sind, um einheitliche Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Land Berlin festzulegen.<br />

Mit <strong>der</strong> Entwicklung einheitlicher Bewertungskriterien wird auch die notwendige Transparenz für<br />

die Lehramtsanwärter/innen hergestellt, die damit nachvollziehen können, was von ihnen in den<br />

jeweiligen Formaten (mündliche, multimediale, schriftliche Prüfung o<strong>der</strong> ein Prüfungsportfolio) erwartet<br />

wird. Für die Schulleiter/innen und die Fachseminarleitern/innen, die neben den <strong>Seminar</strong>leitern/innen<br />

als Prüfer bei den Modulprüfungen als zweite Prüfer gleichberechtigt teilnehmen können<br />

und auch bewerten, müssen im Sinne <strong>der</strong> Gleichberechtigung in Prüfungen ebenfalls diese<br />

Kriterien bekannt sein. Ich möchte nur daran erinnern, dass in den Modulprüfungen, die als Einzel-<br />

o<strong>der</strong> Gruppenprüfung (bis zu vier Lehramtsanwärter/innen pro Gruppe) abgelegt werden können,<br />

zwei Prüfer die Noten erteilen und aus <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> beiden Noten das arithmetische Mittel gebildet<br />

wird.<br />

Neben den allgemeinen Anfor<strong>der</strong>ungen, die für alle vier Modulprüfungsformate gleich sind, wurden<br />

jeweils zusätzliche Spezifika für jedes Format ausgearbeitet. Zusätzlich sind in <strong>der</strong> Handreichung<br />

Beispiele für Aufgaben aus den unterschiedlichen Bausteinen für jedes Prüfungsformat als Orientierung<br />

sowohl für die Prüfenden als auch für die Lehramtsanwärter/innen enthalten.<br />

Seite 29


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Um die obigen Aussagen zu verdeutlichen, wird im Folgenden ein Überblick über die Beurteilungskriterien<br />

gegeben:<br />

Seite 30<br />

Beurteilungskriterien <strong>der</strong> mündlichen Modulprüfung:<br />

1. Fachliche Kompetenz<br />

• Fachliche Richtigkeit und Komplexität <strong>der</strong> Ausführungen<br />

• Auswahl und Darlegung <strong>der</strong> theoretischen Grundlagen<br />

• Begründung und Reflexion <strong>der</strong> eigenen Position<br />

• Fähigkeit zur Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Ausbildungsinhalten<br />

2. Struktur und Schwerpunktsetzung<br />

• Orientierung an einer tragenden Fragestellung<br />

• Fokussierung des Aufgabenschwerpunkts<br />

• Zeitliche Strukturierung <strong>der</strong> Aufgabenbewältigung<br />

• Akzentuierung aufgabenrelevanter Aspekte<br />

3. Entwicklung und Darstellung fach- und aufgabengerechter Lösungen<br />

• Konkreter Bezug zur individuellen Schulpraxis<br />

• Übertragung auf praktische Problemstellungen<br />

• Konkretisierung an Fallbeispielen<br />

• Qualität <strong>der</strong> Reflexion<br />

4. Kommunikative Kompetenz<br />

• Mündliche Ausdrucksfähigkeit<br />

• Adressatenorientierung<br />

• Flexibilität im Umgang mit Prüfungsfragen<br />

• Überzeugungskraft<br />

Beurteilungskriterien <strong>der</strong> multimedialen Modulprüfung:<br />

1. Fachliche Kompetenz<br />

• Fachliche Richtigkeit und Komplexität <strong>der</strong> Ausführungen<br />

• Auswahl und Darlegung <strong>der</strong> theoretischen Grundlagen<br />

• Begründung und Reflexion <strong>der</strong> eigenen Position<br />

• Fähigkeit zur Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Ausbildungsinhalten<br />

2. Struktur und Schwerpunktsetzung<br />

• Orientierung an einer tragenden Fragestellung<br />

• Fokussierung des Aufgabenschwerpunkts<br />

• Zeitliche Strukturierung <strong>der</strong> Aufgabenbewältigung<br />

• Akzentuierung aufgabenrelevanter Aspekte<br />

3. Entwicklung und Darstellung fach- und aufgabengerechter Lösungen<br />

• Konkreter Bezug zur individuellen Schulpraxis<br />

• Übertragung auf praktische Problemstellungen<br />

• Konkretisierung/Dokumentation an Fallbeispielen<br />

• Qualität <strong>der</strong> Reflexion<br />

4. Kommunikative Kompetenz<br />

• Mündliche Ausdrucksfähigkeit<br />

• Adressatenorientierung<br />

• Flexibilität im Umgang mit Prüfungsfragen<br />

• Überzeugungskraft<br />

5. Mediengestaltung und –einsatz<br />

• Funktionalität des Medieneinsatzes<br />

• Sicherheit im Umgang mit Medien


• Integration <strong>der</strong> Medien in den Vortrag<br />

• Wissenschaftliche Arbeitskriterien<br />

Beurteilungskriterien <strong>der</strong> schriftlichen Modulprüfung:<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

1. Fachliche Kompetenz<br />

• Fachliche Richtigkeit und Differenziertheit <strong>der</strong> Ausführungen<br />

• Auswahl und Darlegung <strong>der</strong> theoretischen Grundlagen<br />

• Begründung und Reflexion <strong>der</strong> eigenen Position/Vorgehensweise<br />

• Fähigkeit zur Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Ausbildungsinhalten<br />

2. Struktur und Schwerpunktsetzung<br />

• Orientierung an einer tragenden Fragestellung<br />

• Fokussierung des Aufgabenschwerpunkts<br />

• Strukturierung <strong>der</strong> Aufgabenbewältigung<br />

• Akzentuierung aufgabenrelevanter Aspekte<br />

3. Entwicklung und Darstellung fach- und aufgabengerechter Lösungen<br />

• Konkreter Bezug zur individuellen Schulpraxis<br />

• Begründete und schlüssige Konzeptentwicklung<br />

• Aufbereitung und Funktionalität <strong>der</strong> Dokumentation<br />

• Qualität <strong>der</strong> Reflexion<br />

4. Schriftsprachliche Kompetenz<br />

• Schriftliche Ausdrucksfähigkeit und gedankliche Stringenz in <strong>der</strong> Darstellung<br />

• Wissenschaftliche Arbeitskriterien<br />

• Umfang und Sprachrichtigkeit<br />

• Layout und Übersichtlichkeit<br />

Beurteilungskriterien des Prüfungsportfolios:<br />

1. Fachliche Kompetenz<br />

• Fachliche Richtigkeit und Differenziertheit <strong>der</strong> Ausführungen<br />

• Auswahl und Darlegung <strong>der</strong> theoretischen Grundlagen<br />

• Begründung und Reflexion <strong>der</strong> eigenen Position/Vorgehensweise<br />

• Fähigkeit zur Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Ausbildungsinhalten<br />

2. Struktur und Schwerpunktsetzung<br />

• Orientierung an einer tragenden Fragestellung<br />

• Fokussierung des Aufgabenschwerpunkts<br />

• Strukturierung <strong>der</strong> Aufgabenbewältigung<br />

• Akzentuierung aufgabenrelevanter Aspekte<br />

3. Entwicklung und Darstellung fach- und aufgabengerechter Lösungen<br />

• Konkreter Bezug zur individuellen Schulpraxis<br />

• Begründete und schlüssige Konzeptentwicklung<br />

• Aufbereitung und Funktionalität <strong>der</strong> Dokumentation<br />

• Qualität <strong>der</strong> Reflexion<br />

4. Schriftsprachliche Kompetenz<br />

• Schriftliche Ausdrucksfähigkeit und gedankliche Stringenz in <strong>der</strong> Darstellung<br />

• Wissenschaftliche Arbeitskriterien<br />

• Umfang und Sprachrichtigkeit<br />

• Layout und Übersichtlichkeit<br />

Seite 31


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Wie den Beispielen zu entnehmen ist, ist bei den mündlichen Prüfungen zusätzlich zu den für alle<br />

Prüfungsformate gültigen Kompetenzen (fachliche Kompetenz, Struktur und Schwerpunktsetzung,<br />

Entwicklung und Darstellung fach- und sachgerechter Lösungen) die kommunikative Kompetenz<br />

ein weiteres Beurteilungskriterium.<br />

Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> multimedialen Prüfungsformate sind neben <strong>der</strong> kommunikativen Kompetenz<br />

auch die Mediengestaltung und <strong>der</strong> Medieneinsatz ein Beurteilungskriterium, während bei <strong>der</strong><br />

schriftlichen Prüfung und dem Prüfungsportfolio die schriftsprachliche Kompetenz an Stelle <strong>der</strong><br />

kommunikativen Kompetenz zum Tragen kommt.<br />

Um einen Eindruck von den Prüfungsaufgaben zu vermitteln, die schwerpunktmäßig einem Baustein<br />

zuzuordnen sind, aber auch Bezüge zu an<strong>der</strong>en Pflichtbausteinen aufweisen müssen, werden<br />

exemplarisch zwei Beispiele angegeben:<br />

1. Schriftliche Prüfungsaufgabe zum Modul Unterrichten:<br />

Schwerpunkt ist <strong>der</strong> Pflichtbaustein 3: „Sprachför<strong>der</strong>ung/Sprachbildung“ (mit Bezügen zu den<br />

Pflichtbausteinen 1, 2 und 4 (Grundlagen des Lehrerberufs, Planung von Unterricht, Unterrichtsarrangement)<br />

Aufgabe:<br />

Seite 32<br />

Thema: Lernhilfen zur Formulierung von Lernergebnissen<br />

Entwickeln und reflektieren Sie zur Sprachför<strong>der</strong>ung Ihrer Schülerinnen und Schüler im Rahmen<br />

Ihrer laufenden Unterrichtseinheit im Fach ……… Lernhilfen zur selbständigen Lernergebnisformulierung<br />

2. Mündliche Prüfungsaufgabe zum Modul Erziehen:<br />

Schwerpunkt: Pflichtbaustein 1: „Entwicklungsprozesse und soziokulturelle Lebensbedingungen“<br />

(mit Bezügen zum Pflichtbaustein 3: Sprachför<strong>der</strong>ung/Sprachbildung)<br />

Aufgabe:<br />

Thema: Beratung von Eltern und Schülern<br />

Wählen Sie auf <strong>der</strong> Grundlage Ihrer Unterrichtserfahrungen und Ihres theoretischen Wissens<br />

ein Konzept zur Zusammenarbeit mit Eltern, <strong>der</strong>en Tochter/Sohn über einen längeren Zeitraum<br />

die Mitarbeit in Ihrem Fachunterricht verweigert und Gesprächsangebote von Ihnen nicht angenommen<br />

hat.<br />

Die Praxis wird zeigen, inwiefern die Beurteilungskriterien und die Aufgaben praktikabel sind und<br />

den Anspruch, eine Vernetzung zwischen den Bausteinen herzustellen und die verschiedenen Anfor<strong>der</strong>ungsniveaus<br />

zu integrieren, gerecht werden können. Herr Dr. Oehmig hat in seinem Beitrag<br />

(in diesem <strong>Heft</strong> ab Seite 20) erste Erfahrungen mit Modulprüfungen geschil<strong>der</strong>t, in denen aber die<br />

hier dargestellten Kriterien –aufgrund <strong>der</strong> Zeit – noch nicht zum Tragen kommen konnten.<br />

Roswitha Kneer-Werner,<br />

Leiterin des 2. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s <strong>Neu</strong>kölln


Arbeitsgruppe Schule und <strong>Seminar</strong><br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Die beiden tragenden Säulen <strong>der</strong> schulpraktischen Ausbildung im Vorbereitungsdienst sind die<br />

Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e mit ihren Fachseminaren und die Ausbildungsschulen. Der Erfolg <strong>der</strong><br />

Ausbildung von Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern hängt nicht unwesentlich davon<br />

ab, in welcher Form die beiden Bereiche miteinan<strong>der</strong> kooperieren, Inhalte und Vorgehen aufeinan<strong>der</strong><br />

abstimmen und im positiven Sinn an einem Strang ziehen.<br />

Das Verhältnis <strong>der</strong> beiden Ausbildungsbereiche ist sensibel und läuft immer wie<strong>der</strong> Gefahr, durch<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten, unterschiedliche Zielvorgaben und fehlende Vernetzung suboptimal zu bleiben.<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche ergeben sich aus <strong>der</strong> Möglichkeit des behutsamen Einsatzes von LAA im Unterricht<br />

im Konflikt mit <strong>der</strong> Anrechnung <strong>der</strong> LAA mit sieben Stunden. Gleiches ist festzustellen, wenn<br />

die vorgesehene Zuordnung von anleitenden Lehrerinnen und Lehrern in <strong>der</strong> Praxis nicht geleistet<br />

wird o<strong>der</strong> nicht geleistet werden kann. Auch die Anfor<strong>der</strong>ungen, die Ausbil<strong>der</strong>innen und Ausbil<strong>der</strong><br />

bei Unterrichtsbesuchen an LAA stellen, werden durch betreuende Lehrerinnen und Lehrer oft nicht<br />

geteilt. Die Gründe dafür sind sicherlich vielschichtig, beruhen z. T. auch auf <strong>der</strong> Unkenntnis, was in<br />

<strong>der</strong> Ausbildung aufgrund <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> letzten Jahre vermittelt und gefor<strong>der</strong>t wird.<br />

Manchmal sind einfach die Perspektiven und die Informationsstände unterschiedlich.<br />

Um das Verhältnis Schule und <strong>Seminar</strong> zu optimieren, um die Akzeptanz <strong>der</strong> Ausbildung in den<br />

Schulen zu erhöhen, Ausbildung als Teil von Schule und Schulentwicklung zu verstehen, um die<br />

Möglichkeit des gegenseitigen Profitierens von <strong>Seminar</strong> und Schule zu verdeutlichen, hat sich eine<br />

Gruppe von Leiterinnen und Leitern Schulpraktischer <strong>Seminar</strong>e gebildet, die Vorschläge erarbeiten<br />

und in den Dialog mit Schulleiterinnen und Schulleitern getreten sind.<br />

Die Bereitschaft zur Mitarbeit war groß, so dass sich am <strong>11</strong>.02.20<strong>11</strong> elf Kolleginnen und Kollegen<br />

zu einer ersten Sitzung in <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Bildung trafen. Schwachpunkte wurden gesammelt,<br />

Beispielhaftes berichtet und Ideen entwickelt. In die dritte Sitzung wurden dann Schulleiterinnen<br />

und Schulleiter eingeladen, um das Erarbeitete mit ihnen zu diskutieren. Von 15 eingeladenen<br />

Schulleiterinnen und Schulleitern kamen drei, einige entschuldigten ihr Fernbleiben, drei<br />

reagierten auf die Einladung überhaupt nicht. Die Anwesenden diskutierten konstruktiv und gaben<br />

Hinweise, die in die Endfassung eines Textes, <strong>der</strong> nun in das Handbuch Vorbereitungsdienst eingeflossen<br />

ist. Hier werden die wesentlichen Punkte dokumentiert:<br />

„Möglichkeiten <strong>der</strong> inhaltlichen Zusammenarbeit und des Austausches über Ausbildungsfragen<br />

zwischen Ausbil<strong>der</strong>innen und Ausbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e und den Ausbildungsschulen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulaufsicht sind u. a.<br />

• Fortbildungsangebote für Mentorinnen und Mentoren, organisiert durch <strong>Seminar</strong>leiterinnen und<br />

<strong>Seminar</strong>leiter sowie Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter (z. B. Einführung in die Ziele<br />

und Inhalte <strong>der</strong> Ausbildung, Aufgaben von anleitenden Lehrerinnen und Lehrern, Vorstellen von<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> Fachseminararbeit bedarfsorientiert zu Themen wie Differenzierung, Heterogenität,<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung etc.),<br />

• Angebote für schulinterne Fortbildungen durch <strong>Seminar</strong>leiterinnen und <strong>Seminar</strong>leiter bzw. Fachseminarleiterinnen<br />

und Fachseminarleiter,<br />

• die Gestaltung einzelner Tagesordnungspunkte in Gesamt- und Fachkonferenzen o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en<br />

schulinternen Gremiensitzungen durch <strong>Seminar</strong>leiterinnen und <strong>Seminar</strong>leiter sowie Fachseminarleiterinnen<br />

und Fachseminarleiter und durch Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter,<br />

Seite 33


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

• die Durchführung von Veranstaltungen des Allgemeinen <strong>Seminar</strong>s im Rahmen <strong>der</strong> Modulbausteine<br />

an Schulen gemeinsam mit Schulleiterinnen und Schulleitern (z. B. zur Schulentwicklung,<br />

zum Schulprogramm, zu schulischen Beson<strong>der</strong>heiten/Profilbildung),<br />

• <strong>der</strong> Austausch zwischen Schulleiterinnen und Schulleitern, <strong>der</strong> Schulaufsicht und <strong>Seminar</strong>leiterinnen<br />

und <strong>Seminar</strong>leitern (z. B. über Zuweisungsmodalitäten, Ausbildungsschwerpunkte, Entwicklung<br />

von schulbezogenen Modulprüfungsaufgaben, Vernetzung von Ausbildung in Schule<br />

und <strong>Seminar</strong>).“ (S. 12/13)<br />

Neben den Anregungen für die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Schulen und <strong>der</strong> Ausbildungsseminare im<br />

Handbuch Vorbereitungsdienst hat die Arbeitsgruppe einen Beitrag für den überarbeiteten und<br />

demnächst erscheinenden Handlungsrahmen Schulqualität geleistet. Damit sind nun erstmalig Kriterien<br />

als Orientierung für die mit <strong>der</strong> Ausbildung betrauten Schulleiterinnen und Schulleiter definiert<br />

worden. Damit wird aber auch deutlich gemacht, dass die Lehrerausbildung ein integrativer Bestandteil<br />

von Schule ist.<br />

Ausbildung<br />

Durch die Ausbildung an Schulen<br />

sollen die Lehramtsanwärterinnen<br />

und Lehramtsanwärter die<br />

Fähigkeit zu selbstständigem<br />

beruflichem Handeln in Schule,<br />

Unterricht und Erziehung erwerben<br />

und befähigt werden, Entwicklungsprozesse<br />

<strong>der</strong> Schulen<br />

mitzugestalten.<br />

Seite 34<br />

Die Schulleiterin/Der Schulleiter<br />

• sorgt dafür, dass die Lehramtsanwärterinnen und -<br />

anwärter mit den wichtigsten die Schule betreffenden<br />

Vorgängen vertraut gemacht werden und sich handelnd<br />

einbringen können,<br />

• setzt für die schulpraktische Ausbildung <strong>der</strong> Lehramtsanwärterinnen<br />

und -anwärter fachlich und fachdidaktisch<br />

qualifizierte Lehrkräfte ein.<br />

• besucht die Lehramtsanwärterinnen und -anwärter im<br />

Unterricht und berät sie,<br />

• berücksichtigt bei <strong>der</strong> Zuweisung selbstständigen Unterrichts<br />

den Ausbildungstand <strong>der</strong> Lehramtsanwärterinnen<br />

und -anwärter und die Vorgaben <strong>der</strong><br />

Ausbildungsverordnung,<br />

• nutzt die Expertise von Lehramtsanwärterinnen und -<br />

anwärtern sowie von Ausbil<strong>der</strong>innen und Ausbil<strong>der</strong>n<br />

für die Qualitätsentwicklung <strong>der</strong> Schule.<br />

Als dritten Erfolg <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist die Tatsache zu sehen, dass nicht nur im Handlungsrahmen<br />

Schulqualität Gelingenskriterien für den Vorbereitungsdienst an den Berliner Schulen beschrieben<br />

sind, son<strong>der</strong>n dass auch die Schulinspektion erstmalig die Ausbildungsleistungen <strong>der</strong> Schulen im<br />

Hinblick auf die Lehrerbildung im Blick hat. Dazu wurde u. a. ein Fragebogen entwickelt, <strong>der</strong> den an<br />

<strong>der</strong> Schule tätigen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern vorgelegt wird und <strong>der</strong> folgende<br />

Impulse enthält.


Fragebogen für Lehramtsanwärterinnen und -anwärter<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Schulinspektion an <strong>der</strong><br />

Termine: und<br />

Liebe Kollegin, lieber Kollege,<br />

sie absolvieren Ihre schulpraktische Ausbildung an <strong>der</strong> . In diesem<br />

Zusammenhang bitte ich Sie um eine Einschätzung zu sechs Indikatoren<br />

aus dem Handbuch Schulinspektion, die sich mit <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

befassen.<br />

Die Indikatoren sind wörtlich aus dem Handbuch übernommen und ich<br />

bitte sie um eine Einschätzung auf einer Skala von „trifft zu“ bis „trifft<br />

nicht zu“. Weiter unten haben Sie dann noch die Möglichkeit, erläuternde<br />

Hinweise hinzuzufügen o<strong>der</strong> weitere, Ihnen wichtig erscheinende,<br />

Anmerkungen zu verfassen. Vielen Dank!<br />

4.1.2.3 Die Schulleiterin/<strong>der</strong> Schulleiter för<strong>der</strong>t die Einbindung <strong>der</strong><br />

Lehramtsanwärter/innen ins Kollegium.<br />

4.1.2.4 Die Schulleiterin/<strong>der</strong> Schulleiter sorgt dafür, dass die Lehramtsanwärter/innen<br />

mit den die Schule betreffenden Vorgängen<br />

vertraut gemacht werden.<br />

4.2.1.5 Die Schulleiterin/<strong>der</strong> Schulleiter nutzt die Expertise von Lehramtsanwärterinnen<br />

und Lehramtsanwärtern sowie von Ausbil<strong>der</strong>innen<br />

und Ausbil<strong>der</strong>n für die Qualitätsentwicklung <strong>der</strong><br />

Schule.<br />

4.4.1.5 Die Schulleiterin/<strong>der</strong> Schulleiter berücksichtigt bei <strong>der</strong> Zuweisung<br />

selbstständigen Unterrichts den Ausbildungsstand <strong>der</strong><br />

Lehramtsanwärter/innen und die Vorgaben <strong>der</strong> Ausbildungsverordnung.<br />

5.1.1.6 Die Schulleiterin/<strong>der</strong> Schulleiter setzt für die schulpraktische<br />

Anleitung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen fachlich und fachdidaktisch<br />

qualifizierte Lehrkräfte ein.<br />

5.1.2.5 Die Schulleiterin/<strong>der</strong> Schulleiter besucht die Lehramtsanwärter/innen<br />

im Unterricht und berät sie.<br />

Platz für Hinweise, Erläuterungen usw. (ggf. weiter auf <strong>der</strong> Rückseite)<br />

Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

trifft zu<br />

trifft eher zu<br />

trifft eher nicht zu<br />

trifft nicht zu<br />

Seite 35


Zur Reform des Vorbereitungsdienstes<br />

Eigentlich war damit <strong>der</strong> Auftrag <strong>der</strong> Arbeitsgruppe erfüllt, wenn da nicht noch das Ergebnis <strong>der</strong><br />

Dienstbesprechung <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>leiterinnen und <strong>Seminar</strong>leiter vom Februar 20<strong>11</strong> gewesen wäre,<br />

ein regionales Fortbildungskonzept für Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter und für anleitende<br />

Lehrkräfte zu entwickeln. Frau Hanisch, eine Praktikantin im Referat Lehrerbildung, hat<br />

dazu eine umfassende und sehr aufschlussreiche Expertise aus dem Blickwinkel einer Nicht-Lehrerin<br />

den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgruppe vorgelegt, die nun auch als Grundlage für die weitere Arbeit<br />

dient. Ziel ist ein Qualifizierungskonzept für neue Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter<br />

(Koordination: Frau Kneer-Werner) und ein Qualifizierungskonzept für Mentorinnen und Mentoren<br />

(Koordination: Herr Hochschild). Voraussichtlich zum Ende des Jahres <strong>2012</strong> soll das Konzept<br />

vorliegen, die inhaltliche Ausfüllung ist für Anfang 2013 geplant. Dann wird die erfolgreich und<br />

sehr konstruktiv arbeitende Arbeitsgruppe Schule und <strong>Seminar</strong> auch ihren letzten Auftrag erfüllt<br />

haben.<br />

Andreas Stephan,<br />

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft; Grundsatzangelegenheiten Lehrerbildung;<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Leitung des Referats Lehrerbildung VI E (V)<br />

Seite 36


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Fremdsprachenunterricht in Ausbildung<br />

und schulischer Praxis<br />

Bilingualer Unterricht<br />

<strong>Neu</strong>e Impulse für den bilingualen Unterricht an Berliner Schulen:<br />

Der Wahlbaustein Bilinguales Lehren und Lernen/CLIL<br />

in <strong>der</strong> 2. Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

Der bilinguale Unterricht bzw. das integrierte Sach- und Sprachlernen (CLIL) hat in Berlin einen<br />

langen Weg zurück gelegt seit die ersten Schülerinnen und Schüler ab 1989 und später im Rahmen<br />

des Schulversuchs 16 ihre ersten Gehversuche unternommen haben. Seither haben Kolleginnen<br />

und Kollegen in den bilingualen Zügen mit viel Eigeninitiative und Engagement zahlreiche<br />

Schülergenerationen mit Spitzenergebnissen zum Abitur begleitet. In <strong>der</strong> Anfangsphase war <strong>der</strong><br />

Zugang zu bilingualen Zügen noch streng reglementiert und die aufgenommenen Schülerinnen<br />

und Schüler genossen einen aus heutiger Perspektive luxuriösen Umfang an Fremdsprachenunterricht.<br />

Damit einher ging nicht selten <strong>der</strong> Vorwurf, dass bilinguale Züge <strong>der</strong> Elitenbildung Vorschub<br />

leisten.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahre hat sich <strong>der</strong> bilinguale Unterricht nun grundsätzlich gewandelt. Aufgrund<br />

des allseits anerkannten Mehrwerts <strong>der</strong> bilingualen Schulbildung für den Fremdsprachenerwerb<br />

und <strong>der</strong> Überführung in die Regelform entwickelt sich <strong>der</strong> bilinguale Unterricht in Berlin langsam zu<br />

einem breiten und durchlässig organisierten Unterrichtsmodell. Aus den einst 35 bilingualen Schulen<br />

im Schulverzeichnis 17 sind so inzwischen 53 geworden. Darunter befinden sich <strong>der</strong>zeit 32<br />

Gymnasien, 18 Integrierte Sekundarschulen und drei Berufsbildende Schulen. Unterrichtet wird in<br />

drei Sprachen, nämlich auf Englisch, Französisch, und Spanisch. 18<br />

Zwei strukturelle Probleme behin<strong>der</strong>n jedoch die erfolgreiche Ausweitung bzw. Durchführung des<br />

bilingualen Unterrichts in Zeiten des Lehrermangels, <strong>der</strong> Schulzeitverkürzung und Schulstrukturreform:<br />

1. Die verän<strong>der</strong>ten Bedingungen und Herausfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Unterrichts im<br />

Regelbetrieb.<br />

2. Ein Mangel an geeignetem Lehrernachwuchs in Zeiten, in denen die „Bili-Pioniere“ <strong>der</strong><br />

ersten Stunde nach und nach pensioniert werden und dadurch wertvolle Praxiserfahrung an<br />

den Schulen verloren geht - v.a. in den MINT-Fächern.<br />

Im Folgenden sollen die o.g. Umbrüche beleuchtet und die Vorteile <strong>der</strong> Integration eines Wahlbausteins<br />

Bilinguales Lernen im Sachfachunterricht/CLIL in die Ausbildung für die Mehrzahl <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen<br />

(LAA) schlaglichtartig erläutert werden.<br />

16 Am Schulversuch zu Deutsch-Englischen bilingualen Zügen an Berliner Gymnasien (DEZIBEL) nahmen<br />

drei Schulen teil, die teilweise bereits seit 1989 bilingualen Unterricht implementiert hatten (Georg-Büchner-,<br />

Johann-Gottfried-Her<strong>der</strong>- und Sophie-Charlotte-Schule). Sie wurden 2002 und 2005 von Prof. Wolfgang<br />

Zydatiß evaluiert.<br />

Zydatiß, Wolfgang. Deutsch-Englische Züge in Berlin (DEZIBEL). Eine Evaluation des bilingualen Sachfachunterrichts<br />

an Gymnasien. in: Mehrsprachigkeit und Unterricht; Bd. 7. Frankfurt a. M.: Lang 2007.<br />

17 Gemäß SenBJW, Stand Februar 2008.<br />

18 Gemäß statistischer Erhebung von SenBJW, Dezember 20<strong>11</strong>.<br />

Seite 37


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Demokratisierung und Mehrwert des bilingualen Unterrichts<br />

Bilingualer Unterricht wird in <strong>der</strong> Literatur häufig als <strong>der</strong> bessere Sprachunterricht bezeichnet, da er<br />

sich im Gegensatz zur weitaus künstlicheren Situation des Fremdsprachenunterrichts durch die<br />

Konzentration auf die Sprache als reines Mittel zum Zweck selbst legitimiert und das Sprachbad, in<br />

dem sich die Schülerinnen und Schüler befinden, intensiviert. Darüber hinaus bietet er einen echten<br />

Mehrwert durch den vierfachen Fokus auf die Sachfach-, Fremdsprachen-, kognitive und interkulturelle<br />

Kompetenz. Aus diesem Grund ist die momentan an vielen Berliner Schulen zu beobachtende<br />

sogenannte Demokratisierung des bilingualen Unterrichts äußerst begrüßenswert,<br />

denn durch den freien Zugang zu bilingualen Unterrichtsangeboten werden nicht nur bilinguale<br />

Angebote ausgeweitet, son<strong>der</strong>n schwächere Schülerinnen und Schüler erhalten ebenfalls die Möglichkeit,<br />

vom intensiven Sprachbad dieses Unterrichts zu profitieren. Die Elitenbildung wird somit<br />

zugunsten einer Sprachför<strong>der</strong>ung auf breiter Basis aufgegeben, bei <strong>der</strong> mehr und unterschiedlichere<br />

Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Diese Breitenwirkung spielt dabei nicht<br />

nur im Kontext <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Mehrsprachigkeit in einer globalisierten Welt eine große Rolle,<br />

son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Ausbildung einer Europakompetenz.<br />

Im Zuge dieser Entwicklung haben sich sowohl die Organisationsform als auch die Schülerklientel<br />

stark verän<strong>der</strong>t: Durch den Übergang in die Regelform hat sich ein flexibleres System herausgebildet,<br />

das nicht nur auf in sich abgeschlossenen bilingualen Zügen beruht, son<strong>der</strong>n eine Bandbreite<br />

von Organisationsmodellen aufweist. Hier ist alles zu finden: vom klassischen bilingualen Zug mit<br />

Aufnahmebedingungen über durchlässigere Züge mit Sprachför<strong>der</strong>ung für alle im Vorfeld und regelmäßig<br />

unterrichtete Module in unterschiedlichen Sachfächern, bis hin zum Wahlpflichtunterricht<br />

und entsprechenden Arbeitsgemeinschaften. Diese Entwicklung bringt jedoch auch eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Schülerschaft mit sich, da die vormals hauptsächlich von sprachbegabten und -interessierten<br />

Schülerinnen besuchten Klassen nun eine ausgewogeneres Geschlechterverhältnis sowie<br />

eine sehr große Heterogenität bezüglich <strong>der</strong> sprachlichen und kognitiven Voraussetzungen zeigen.<br />

Folglich steht <strong>der</strong> bilinguale Sachfachunterricht vor neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen des <strong>der</strong>zeitigen bilingualen Sachfachunterrichts in Berlin<br />

Während in den Anfängen des Schulversuchs ausgewählte Schülerinnen und Schüler sprachlich<br />

so weit aufgebaut wurden, dass sie zum Zeitpunkt des Abiturs mit muttersprachigen Mitkonkurrenten<br />

an ausländischen Universitäten mithalten konnten und dementsprechend in <strong>der</strong> Oberstufe<br />

keinerlei Mühe hatten mit Materialien zu arbeiten, die auf muttersprachige Schülerinnen und Schüler<br />

ausgelegt waren, hat sich in diesem Punkt die Unterrichtsrealität inzwischen drastisch verän<strong>der</strong>t.<br />

Weiterhin wurden zu Beginn Schülerinnen und Schüler durch das großzügige Zeitkontingent<br />

spielerischer an den Spracherwerb herangeführt, was sich positiv auf ihre Motivation und<br />

Sprachgewandtheit auswirkte. Unter diesen Bedingungen waren sie bereit, den Extraaufwand an<br />

Spracharbeit in Form von vermehrtem Vokabellernen etc. auf sich zu nehmen. Inzwischen ist hinsichtlich<br />

dieses Punktes Normalität eingekehrt. In <strong>der</strong> Regelform empfinden Schülerinnen und<br />

Schüler den bilingualen Unterricht nicht mehr als etwas Außergewöhnliches und haben ihre Son<strong>der</strong>stellung<br />

innerhalb des Schulbetriebs weitgehend verloren. Im Gegenzug sind sie tendenziell<br />

weniger leistungsorientiert, erbringen durchschnittlichere Leistungen und sind in Anbetracht <strong>der</strong><br />

längeren Schultage und gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen schneller überlastet, demotiviert und frustriert.<br />

Zusätzlich hat sich die Situation durch Faktoren wie z.B. die Rahmenplanreform, die Schulstrukturreform,<br />

die Schulzeitverkürzung und die verän<strong>der</strong>ten Prüfungsformen grundsätzlich verän<strong>der</strong>t.<br />

Dies bedeutet vielfältige <strong>Neu</strong>belastungen und Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Schülerinnen und Schüler<br />

und erfor<strong>der</strong>t eine dringende Anpassung <strong>der</strong> einst unter großem Aufwand und Mühen entwickelten<br />

bilingualen Unterrichtseinheiten und -materialen an die neuen Gegebenheiten.<br />

Seite 38


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Unter diesen Bedingungen besteht die Gefahr, in einen oberflächlichen Unterricht min<strong>der</strong>er Qualität<br />

abzurutschen, da Schülerinnen und Schüler sich nicht differenziert genug ausdrücken können<br />

und folglich das sachfachliche Lernen nicht auf einem entsprechenden Niveau stattfindet. Häufig<br />

wird es dann aus einer Art Notwehr heraus durch starke Lehrerzentrierung dorthin gebracht. Umgekehrt<br />

besteht die Tendenz, dass bei gleichbleibendem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau eine Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> Schülerleistungen eintritt, was häufig zur Frustration seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

und zu <strong>der</strong>en Ausscheiden aus dem bilingualen Zug führt. Auch hier stehen die Lehrerinnen<br />

und Lehrer nun vor <strong>der</strong> Aufgabe, Defizite, die bislang durch mehr Unterrichtszeit, größere Motivation<br />

und/o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Schülervoraussetzungen verdeckt wurden, methodisch aufzufangen. Dies<br />

geht weit über einen bloßen Sachfachunterricht in <strong>der</strong> Fremdsprache hinaus und erfor<strong>der</strong>t einen<br />

integriertes Sach- und Sprachlernen, das den Schülerinnen und Schülern hilft, die ungleich komplexeren<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Unterrichts zu bewältigen.<br />

Folglich ist ein Umdenken seitens <strong>der</strong> bilingual unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer, die durch<br />

den Mangel an Material und den dadurch bedingten vielfachen Mehraufwand ohnehin schon stark<br />

beansprucht sind, dringend notwendig. Weiterhin wurden die vorliegenden Materialien seinerzeit<br />

zwar mit viel Mühe und nach bestem Wissen und Gewissen entwickelt, zu diesem Zeitpunkt hinkte<br />

jedoch die Theorie hinter <strong>der</strong> Praxis her und die Didaktik hatte noch wenige Antworten auf den bilingualen<br />

Unterricht parat. So findet man an Schulen sehr viel wertvolles Praxiswissen, jedoch wenig<br />

Flexibilität, um auf verän<strong>der</strong>te Bedingungen einzugehen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass<br />

den bilingualen Lehrkräften neben dem notwendigen didaktischen Wissen u.a. aufgrund <strong>der</strong> vielerorts<br />

recht dünnen Personaldecke an CLIL-Lehrkräften häufig die Kapazität fehlt, zusätzlich neue<br />

Konzepte zu entwickeln.<br />

<strong>Neu</strong>e Impulse für den bilingualen Sachfachunterricht<br />

In den letzten Jahren hat sich jedoch nicht nur berlin- und bundesweit, son<strong>der</strong>n in ganz Europa viel<br />

bewegt. Viele Bildungseinrichtungen haben angesichts <strong>der</strong> 2002 auf <strong>der</strong> Sitzung des Europäischen<br />

Rates <strong>der</strong> EU vereinbarten „1 plus 2“-Empfehlung 19 nachgelegt und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

und Kurse für den bilingualen Unterricht von <strong>der</strong> 1. bis zur 3. Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung entwickelt.<br />

Zudem stehen inzwischen die ersten Publikationen zur Verfügung, die eine systematische und<br />

gleichermaßen theoriebasierte sowie praxisorientierte Ausbildung ermöglichen.<br />

Um die Fremdsprachen- und CLIL-Didaktiker <strong>der</strong> Berliner Humboldt- und Freien Universität hat<br />

sich seit 2009 eine CLIL-Arbeitsgemeinschaft aus Didaktikern und CLIL-Unterrichtenden aller drei<br />

Ausbildungsphasen etabliert. Hier wird Fachkompetenz zusammengeführt und genutzt, um die<br />

Entwicklung von Standards und Ausbildungsmodulen bzw. -bausteinen erfolgreich voranzutreiben.<br />

Parallel dazu finden an beiden Universitäten in jedem Semester abwechselnd in <strong>der</strong> Anglistik und<br />

Romanistik CLIL-Masterseminare statt, die auch interessierten Lehrkräften offen stehen. In <strong>der</strong> 2.<br />

Phase ist im Schuljahr 2010/<strong>11</strong>, im Rahmen eines Pilotprojekts <strong>der</strong> Fachseminare, die bilinguale<br />

Ausbildung in den Fächern Geschichte/PW, Geografie und Biologie an drei Standorten angelaufen.<br />

In diesem Zusammenhang kann <strong>der</strong>zeit an den Standorten Mitte, Lichtenberg und <strong>Neu</strong>kölln eine<br />

CLIL-Zusatzqualifikation über den gesamten Ausbildungszeitraum hinweg erworben werden. Darüber<br />

hinaus wird die o.g. praxisnahe und sachfachspezifische Vermittlung <strong>der</strong> CLIL-Didaktik und -<br />

Methodik in den Fachseminaren ab dem Schuljahr <strong>2012</strong>/13 durch den Wahlbaustein Bilinguales<br />

Lehren und Lernen/CLIL ergänzt, <strong>der</strong> allen Lehramtsanwärter/innen (LAA) offen steht und einen<br />

wichtigen Beitrag zur Sprachför<strong>der</strong>ung leistet. Dieser erweitert nicht nur den Horizont <strong>der</strong> LAA hinsichtlich<br />

einer zukunftsträchtigen Kompetenz, son<strong>der</strong>n birgt die Chance, durch entsprechend aus-<br />

19 Die „1 plus 2“-Empfehlung (= Muttersprache/erste Sprache + zwei weitere Sprachen) wurde 2002 auf <strong>der</strong><br />

Sitzung des Europäischen Rates <strong>der</strong> EU in Barcelona als Zielmarke für alle Bürger Europas vereinbart. Sie<br />

bezieht sich auf das Erlernen von Fremdsprachen und betrachtet Mehrsprachigkeit als wesentlichen Teil <strong>der</strong><br />

europäischen Identität. EUNIC „Mehrsprachigkeit in Europa - hin zu einer besseren Praxis. Empfehlungen<br />

zum Erlernen von Sprachen in <strong>der</strong> Europäischen Union,“ Brüssel: EUNIC, 2006.<br />

http://www.goethe.de/lhr/prj/mac/mac/spv/de4349656.htm; Stand 27.04.<strong>2012</strong><br />

Seite 39


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

gebildete LAA, an den Schulen tradiertes Praxiswissen mit neuerworbenen theoriegeleiteten Wissen<br />

zu verknüpfen und methodisch-didaktisch zu untermauern. Langfristig führt dies zu einem mo<strong>der</strong>nen,<br />

den <strong>der</strong>zeitigen schulischen Bedingungen Rechnung tragenden CLIL-Unterricht.<br />

Inhalte und Notwendigkeit des Wahlbausteins<br />

Der Wahlbaustein im Vorbereitungsdienst knüpft an die Notwendigkeit an, für gut ausgebildeten<br />

Nachwuchs zu sorgen, <strong>der</strong> einerseits über eine theoretische Grundlage verfügt und an<strong>der</strong>erseits<br />

bereits während <strong>der</strong> Ausbildung mit eigenständigem CLIL-Unterricht konfrontiert war. Eine solide<br />

Ausbildung in diesem Bereich ist beson<strong>der</strong>s wichtig, da guter CLIL-Unterricht sowohl den Schülerinnen<br />

und Schülern als auch den Lehrkräften einiges abverlangt. So ist es z.B. erfor<strong>der</strong>lich, einen<br />

vierfachen Fokus bei <strong>der</strong> Unterrichtsplanung aufrechtzuerhalten, indem stets inhaltliche, kommunikative,<br />

kognitive und interkulturelle Aspekte bedacht werden. Lehrkräfte müssen dazu über ein<br />

breites Repertoire an Unterstützungssystemen und -maßnahmen (Scaffolding) verfügen, die auf<br />

allen vier Ebenen den Lernprozess erleichtern. Ist das nicht <strong>der</strong> Fall, kann dies zum Scheitern des<br />

Unterrichts führen. Folglich sollen Sprachgerüste Schülerinnen und Schüler über alle drei Eingangskanäle<br />

im Rahmen eines individualisierten Unterrichts unterstützen, um ihnen Kommunikation,<br />

fachliches Lernen sowie Konzentration auf Lerninhalte in <strong>der</strong> Fremdsprache zu erleichtern<br />

und gleichzeitig ihre Lernkompetenz zu för<strong>der</strong>n. Weiterhin soll den LAA in diesem Rahmen Handwerkszeug<br />

mitgegeben werden, um fremdsprachige Lehr- und Lernmaterialien für den CLIL-Lerner<br />

adäquat aufzuarbeiten, da in diesem Bereich zu wenig geeignetes und dem Berliner Rahmenplan<br />

entsprechendes Material auf dem Markt ist. Außerdem müssen angehende Lehrkräfte auf möglicherweise<br />

im bilingualen Sachfachunterricht auftauchende Lernprozessstörungen vorbereitet und<br />

mit angemessenen Interventionsstrategien ausgestattet werden, um diesen vorbeugen zu können.<br />

Nicht zuletzt sollen sie dazu befähigt werden, einen motivierenden und wirklich integrierten Sachfach-<br />

und Fremdsprachenunterricht durchzuführen, <strong>der</strong> über einen simplen (häufig lehrerzentrierten)<br />

Fachunterricht in <strong>der</strong> Fremdsprache weit hinausgeht.<br />

Vorteile und Strahlkraft <strong>der</strong> CLIL-Ausbildung im Vorbereitungsdienst<br />

Man könnte nun jedoch fragen, ob ein Wahlbaustein in Anbetracht <strong>der</strong> (noch) recht geringen Anzahl<br />

an bilingualen Schulen überhaupt für alle LAA interessant und relevant ist? Die Antwort lautet<br />

ja, denn die oben genannten Aspekte garantieren nicht nur einen guten CLIL-Unterricht, son<strong>der</strong>n<br />

sind generell Kennzeichen guten Unterrichts, die im fremdsprachigen Sachfachunterricht lediglich<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig sind. Folglich profitieren nicht nur LAA, die bereits im Vorbereitungsdienst bilingual<br />

unterrichten, son<strong>der</strong>n alle Lehrkräfte, die zunehmend mit heterogenen und von Migration geprägten<br />

Schülergruppen konfrontiert sind. Die reflexive Qualität und <strong>der</strong> vierfache Fokus des CLIL-<br />

Unterrichts taugen als zusätzliches Übungsfeld für den allerorts gefor<strong>der</strong>ten sprachsensiblen Unterricht.<br />

Sie geben angehenden Sprachlehrerinnen und -lehrern Empfehlungen und Ideen, wie ein<br />

kognitiv anregendes Sprachbad gestaltet werden kann, das weit über die Umgangssprache hinausgeht,<br />

die häufig den Fremdsprachenunterricht dominiert. Sachfachlehrerinnen und -lehrer profitieren,<br />

indem ihnen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie ihren Unterricht durch zusätzliches<br />

Sprachlernen im Fachkontext bereichern und ihn um eine interkulturelle Perspektive erweitern<br />

können.<br />

Weiterhin bereitet ein Wahlbaustein Bilinguales Lehren und Lernen/CLIL die LAA auf einen Arbeitsmarkt<br />

vor, <strong>der</strong> vom Lehrermangel geprägt ist. Nach Meinung von Experten kann eine zufriedenstellende<br />

Umsetzung <strong>der</strong> „1 plus 2“-Empfehlung am ehesten durch bilingualen Unterricht erreicht<br />

werden, da durch die Unterrichtsverkürzung weniger Zeit zum Erlernen zweier Fremdsprachen<br />

auf B1- bzw. B2-Niveau zur Verfügung steht. Da das Erlernen einer Sprache aber Zeit<br />

braucht, gewinnt das zusätzliche Sprachbad im CLIL-Unterricht hinsichtlich des Erwerbs einer<br />

Mehrsprachigkeit an Wichtigkeit vor allem in nicht gymnasialen Bildungsgängen und Schulformen.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t jedoch eine Vielzahl an Lehrkräften, die den bilingualen Sachfachunterricht stem-<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

men können. Dieser Bedarf wird jedoch nicht ausschließlich mit Lehrkräften, die über eine Doppelfakultas<br />

verfügen, abzudecken sein. Ein solcher Wahlbaustein verleiht daher den LAA mehr<br />

Flexibilität und Attraktivität am Arbeitsmarkt, da sie dadurch, für Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

sichtbar, besser gerüstet sind, im Tandem mit Sachfach- und/o<strong>der</strong> Sprachlehrer/innen CLIL-Module<br />

durchzuführen und an den jeweiligen Schulen zu etablieren.<br />

Aus Schulleiterinnen- und Schulleiterperspektive ermöglicht eine CLIL-Zusatzausbildung im Vorbereitungsdienst<br />

ein bessere Versorgung <strong>der</strong> (bilingualen) Schulen mit dringend benötigten jungen,<br />

motivierten Lehrkräften, die bereits Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt haben und nicht erst<br />

mühevoll vor Ort ausgebildet werden müssen. Weiterhin ermutigt dies eventuell mehr Regelschulen,<br />

im Zuge <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung bilinguale Einheiten auszuprobieren. Garantiert bringen die so<br />

ausgebildeten LAA aber frischen Wind in die etablierten bilingualen Schulen und unterstützen dort<br />

Kollegien dabei, das Konzept ihres bilingualen Unterrichts zu erneuern, Materialien anzupassen<br />

o<strong>der</strong> zu überarbeiten. Letztlich trägt die Einführung eines Wahlbausteins Bilinguales Lehren und<br />

Lernen/CLIL also dazu bei, mehr Schülerinnen und Schüler mit größerer Motivation, besseren<br />

Fach- und Fremdsprachenkenntnissen und Noten zu den entsprechenden Abschlüssen zu führen<br />

und sie somit in einem mehrsprachigem Europa konkurrenzfähiger zu machen.<br />

Caroline Bolz<br />

Multiplikatorin und Koordinatorin für bilingualen Unterricht in Schule und Ausbildung bei <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Jugend und Wissenschaft<br />

Bilingualer Unterricht am Romain-Rolland-Gymnasium in Berlin<br />

Betrachtungen aus <strong>der</strong> Praxis<br />

Das Romain-Rolland-Gymnasium in Berlin führt seit 1994 bilingualen deutsch-französischen Unterricht<br />

durch. In den Anfangsjahren mit dem üblichen Beginn des Berliner Gymnasiums, also ab<br />

Klasse 7, doch nun schon seit langer Zeit in sogenannten „grundständigen“ Zügen ab <strong>der</strong> 5. Klasse.<br />

Davon werden jedes Jahr zwei gebildet. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende<br />

ihrer Schullaufbahn über hervorragende Französischkenntnisse verfügen, mit <strong>der</strong> französischen<br />

Kultur und dem Schulleitbild des Citoyen européen sehr vertraut sind. Dementsprechend können<br />

die Schülerinnen und Schüler dieses Zuges beson<strong>der</strong>e Abschlüsse erreichen: Das Romain-<br />

Rolland-Gymnasium bietet den Erwerb <strong>der</strong> Doppelqualifikation Abitur-Baccalauréat sowie des europäischen<br />

Exzellenzlabels (Zertifikates) Certilingua an.<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Der Weg dorthin stellt Schülerinnen und Schüler wie auch die unterrichtenden Kolleginnen und<br />

Kollegen vor beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen. In <strong>der</strong> 5. Klasse, in <strong>der</strong> die Fremdsprache in sechs<br />

Wochenstunden unterrichtet wird, gilt es, eine sehr heterogene Lerngruppe zusammenzuführen.<br />

So nehmen wir Schüler auf, die Französisch als erste Fremdsprache seit <strong>der</strong> 3. Klasse gelernt haben,<br />

aber auch solche, die mit Englisch begonnen haben. Zusätzlich finden sich hin und wie<strong>der</strong><br />

zweisprachig deutsch-französisch aufgewachsene Lernende in den Klassen wie<strong>der</strong>. Französisch<br />

als einzige Muttersprache ist eher selten. Die Aufgabe <strong>der</strong> Unterrichtenden besteht nun darin, ein<br />

möglichst homogenes Niveau zu schaffen, ohne die einen zu langweilen und die an<strong>der</strong>en zu überfor<strong>der</strong>n.<br />

Da sind viel Binnendifferenzierung, unterschiedliche Kompetenzför<strong>der</strong>ung, Geduld und<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Augenmaß notwendig. Die Einübung <strong>der</strong> Phonetik stellt an<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an alle als in homogenen<br />

Lerngruppen ohne Vorkenntnisse. Im Hinblick auf Grammatik und Syntax schneiden<br />

auch die Anfänger gut ab, da die Schüler, die bereits in <strong>der</strong> Grundschule Französisch gelernt haben,<br />

dies selten kognitiv getan haben. Der Einsatz vieler Lernspiele rundet das Ganze ab. Da alle<br />

Schülerinnen und Schüler gleichzeitig auch die zweite Fremdsprache erlernen (für einige Lernende<br />

bedeutet dies, dass sie ihre Englischkenntnisse nicht verlieren sollen, wenngleich nun als offiziell<br />

„zweite“ Fremdsprache), tauchen im Englischunterricht ähnliche Herausfor<strong>der</strong>ungen auf. Sieht<br />

man es positiv, kann man feststellen, dass Belastungen ausgeglichen werden. Praktisch gesagt:<br />

Wer <strong>Neu</strong>anfänger im Französischen ist, kann aber von seinen Englischkenntnissen profitieren und<br />

im dortigen Unterricht Kräfte sammeln. Seit vielen Jahren hat es sich bewährt, eng kooperierende<br />

Kolleginnen regelmäßig mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen. Sie wissen, wie<br />

angemessen differenziert und geför<strong>der</strong>t werden muss. Spätestens im Verlauf <strong>der</strong> Klasse 6 ist es<br />

kaum noch festzustellen, wer als absoluter Anfänger in den bilingualen Zug kam. Diese hervorragende<br />

Leistung <strong>der</strong> Kolleginnen und Lernenden funktioniert auch, weil die Schülerinnen und Schüler<br />

beson<strong>der</strong>s motiviert sind, und weil alle vor <strong>der</strong> Aufnahme an einem Eignungsgespräch teilnehmen,<br />

in dem Leistungsbereitschaft und Denkvermögen unter Heranziehung von Aufgaben aus<br />

dem Deutsch-, Sachkunde- und Mathematikunterricht überprüft werden.<br />

Die Sekundarstufe I benötigt ein offenes Haus<br />

Ab Klasse 7 wird das Fach Geografie bilingual unterrichtet, ab Klasse 8 auch Geschichte/ Sozialwissenschaften.<br />

Grundsätzlich gilt, dass die Sachfächer in den beiden ersten Lernjahren jeweils<br />

eine Stunde mehr in <strong>der</strong> Stundentafel haben als im nicht-bilingualen Unterricht. Es handelt sich<br />

dabei um eine behutsame zweisprachige Einführung, die allmählich zu einer Steigerung des Anteils<br />

französischer Sprache hinführt. Die Texte werden zumeist in französischer Sprache gelesen<br />

und besprochen, aber die Schülerinnen und Schüler dürfen sich auch in <strong>der</strong> Muttersprache äußern.<br />

Zu vermeiden ist allerdings die Vermischung <strong>der</strong> Sprachen. Am Beginn des bilingualen<br />

Sachfachunterrichts sind die meisten Lerngruppen sehr motiviert. Wenn <strong>der</strong> Reiz des <strong>Neu</strong>en verschwunden<br />

ist, stellen sich die üblichen Alltagsprobleme ein. Nicht immer sind die Lernenden in<br />

<strong>der</strong> 9. und 10. Klasse in <strong>der</strong> Lage, die Vorteile ihrer Ausbildung zu erkennen. Begriffe, wie das vom<br />

Englischdidaktiker Wolfgang Hallet aufgezeigte „bilingual triangle“ o<strong>der</strong> die im deutsch-französischen<br />

Kontext häufig bemühten „regards croisés“, sind ihnen oft fremd. So werden zumeist nur die<br />

Anstrengungen wahrgenommen, die <strong>der</strong> Zug ihnen abverlangt. Als Motivationsschub dient dann<br />

manchmal <strong>der</strong> Schüleraustausch. Das Romain-Rolland-Gymnasium pflegt eine Reihe von Partnerschaften,<br />

u. a. mit Schulen in Paris und Clermont-Ferrand, wo klassische Austausche mit Besichtigungsprogramm<br />

wie auch binationale Projekte durchgeführt werden. Von Bedeutung sind ebenfalls<br />

unsere regelmäßigen Begegnungen mit Schulen in <strong>der</strong> Schweiz. Auch in dieser Hinsicht leistet<br />

<strong>der</strong> Fachbereich mit Unterstützung des ganzen Kollegiums sehr gute Arbeit, die außergewöhnlich<br />

viel Engagement und Fleiß erfor<strong>der</strong>t. Die ganze Schule muss das Dauerprojekt eines offenen<br />

Hauses mittragen. Mehrmals im Jahr sind Lerngruppen im Ausland o<strong>der</strong> internationale Gäste an<br />

unserer Schule. Das wirbelt den Stundenplan durcheinan<strong>der</strong>, weil auch hier in Berlin binationale<br />

Projekte anstehen, und sorgt für Verän<strong>der</strong>ungen in den Lerngruppen, etwa wenn mal wie<strong>der</strong> ein<br />

Schüler aus Rochefort o<strong>der</strong> Lausanne zusätzlicher Schüler einer Klasse wird. Hier sind wir bei einem<br />

weiteren wichtigen Aspekt unserer Ausbildung angelangt. Das Romain-Rolland-Gymnasium<br />

war Pilotschule für den Voltaire-Austausch. Dieser sieht einen längeren Auslandsaufenthalt auf<br />

individueller Austauschbasis vor. Schülerinnen und Schüler haben ihren festen Partner an einer<br />

französischen Schule, welche sie dann auch besuchen und empfangen. Vor <strong>der</strong> Einführung des<br />

Abiturs nach zwölf Jahren nutzten viele Schüler die als Pufferstufe empfundene <strong>11</strong>. Klasse, um für<br />

drei o<strong>der</strong> sechs Monate o<strong>der</strong> gar ein Jahr ins Partnerland zu gehen. Seit die Qualifikationsphase in<br />

<strong>der</strong> <strong>11</strong>. Klasse beginnt, beobachten wir die Tendenz, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Austauschzeit<br />

deutlich früher antreten, manchmal sogar schon in Klasse 8. Gleichzeitig wird die Aufenthaltsdauer<br />

häufig verringert, oft beträgt diese nur noch zwei o<strong>der</strong> drei Monate, letzteres im<br />

Rahmen des Sauzay-Programms. Wie sich dies langfristig auf die Schülerleistungen auswirken<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

wird, bleibt abzuwarten. Einerseits ergibt sich häufig ein Motivationsschub gegen Ende <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />

I, an<strong>der</strong>erseits sind die Schülerinnen und Schüler oft noch zu jung, um bestimmte interkulturelle<br />

Phänomene zu erfassen. Und es macht sicherlich auch einen Unterschied aus, ob man ein<br />

ganzes Schuljahr an einem Lycée (mit entsprechendem Literaturunterricht in <strong>der</strong> Première) o<strong>der</strong><br />

lediglich zehn Wochen an einem Collège verbracht hat. Die regelmäßig an unserer Schule angebotenen<br />

Vorbereitungskurse für die DELF-Prüfungen sollen die Schülerinnen und Schüler zusätzlich<br />

motivieren und u. a. qualifizieren, sich in <strong>der</strong> Sekundarstufe II auf das AbiBac vorbereiten zu<br />

können.<br />

Die Ausbildung von Experten in <strong>der</strong> Sekundarstufe II<br />

Der Eintritt in die Sekundarstufe II stellt eine Zäsur dar. Nun können sich die Schülerinnen und<br />

Schüler auf den Erwerb <strong>der</strong> Doppelqualifikation AbiBac vorzubereiten, o<strong>der</strong> sie optieren dafür, auf<br />

Antrag den bilingualen Zug zu verlassen, um zum Beispiel Französisch als nicht-bilingualen Leistungskurs<br />

o<strong>der</strong> Grundkurs fortzuführen. Manche Schüler wählen die Sprache auch ab. Im Idealfall<br />

haben sie dann neben dem MSA zumindest das DELF erworben. Bleiben sie im bilingualen Zug,<br />

und das tun jedes Jahr zwischen 2/3 und ¾ eines bilingualen Durchgangs, wird Französisch erstes<br />

Leistungsfach, bilinguale Geschichte obligatorisch drittes Prüfungsfach und Erdkunde sowie<br />

Politikwissenschaft werden als bilinguale Grundkurse unterrichtet. Zum Erwerb des AbiBac gehört<br />

auch eine zusätzliche mündliche Literaturprüfung, die ein aus Frankreich gesandter Prüfer durchführt.<br />

Dementsprechend erfährt auch <strong>der</strong> Französischunterricht eine beson<strong>der</strong>e Akzentuierung. Es<br />

gilt, nicht nur den Berliner Rahmenlehrplan zu respektieren, son<strong>der</strong>n darüber hinaus Klassiker <strong>der</strong><br />

französischen Literatur zu integrieren. Und so liegt es nahe, in <strong>der</strong> Reihe „histoires d’amour“ beispielsweise<br />

Madame Bovary von Flaubert zu analysieren o<strong>der</strong> beim Thema „migrations“ durchaus<br />

Texte (Ganzschriften) des Nobelpreisträgers Le Clézio zu lesen. Dass dies das Niveau des Kurses<br />

hebt, leuchtet ein. Nichtsdestotrotz gibt es auch in solchen Lerngruppen die üblichen Schwierigkeiten<br />

im Bereich <strong>der</strong> Schreibkompetenz. Diese muss immer wie<strong>der</strong> gefestigt werden, damit die<br />

Qualität nicht sinkt. Auch die bilingualen Schüler haben Probleme bei <strong>der</strong> Textgestaltung sowie<br />

manchmal im Satzbau. Ihr Wortschatz ist zumeist sehr gut ausgeprägt, obwohl es oft Tendenzen<br />

gibt, sich <strong>der</strong> Umgangssprache zu bedienen. Am Standardfranzösisch muss also immer wie<strong>der</strong> mit<br />

anspruchsvollen Textsorten gearbeitet werden. Im Hinblick auf interkulturelle Kompetenzen sind<br />

die bilingualen Schülerinnen und Schüler absolute Experten. Sie lernen nicht nur Frankreich, son<strong>der</strong>n<br />

durch die Brille <strong>der</strong> Nachbarn auch die eigene Kultur besser zu verstehen. Und insgesamt<br />

erweisen sich die „Bilis“ als offene, neugierige Lerner.<br />

Abschließend wird deutlich, dass auf verschiedenen Fel<strong>der</strong>n gearbeitet werden muss. Dazu gehört<br />

auch <strong>der</strong> Blick auf die frankophone Arbeitswelt. Daher unterstützt das Romain-Rolland-Gymnasium<br />

Betriebspraktika im Ausland. Sofern die Schülerinnen und Schüler nicht über eigene Initiativen o<strong>der</strong><br />

Kontakte fündig werden, versucht die Schule, einen Platz in einem Betrieb zu vermitteln. Unsere<br />

vielfältigen Beziehungen nach Clermont-Ferrand sind dabei sehr hilfreich. Diese Praktika<br />

dauern zehn bis vierzehn Tage und finden an verschiedensten Arbeitsplätzen statt. So wurden<br />

Stellen bei einem Tierarzt, in einem Blumenladen o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Geschäftsstelle des örtlichen professionellen<br />

Rugbyclubs ASM ermöglicht. Die Berichte, die die Schülerinnen und Schüler erstellen,<br />

fließen in ihre Certilingua-Bewerbung ein. Für dieses Exzellenzlabel müssen sie außergewöhnliche<br />

Leistungen in zwei Fremdsprachen nachweisen. Die bilingualen Schüler sind die idealen (obschon<br />

nicht einzigen) Kandidaten für diese Qualifikation. Viele zeichnen sich auch durch gute bis sehr<br />

gute Leistungen in Englisch o<strong>der</strong> Spanisch aus.<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Bemühungen liegt natürlich auf dem Erwerb <strong>der</strong> Doppelqualifikation Abitur-<br />

Baccalauréat. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Seit einigen Jahren bestehen 30-35<br />

Schülerinnen und Schüler pro Durchgang die Prüfung, was ca. 98 % <strong>der</strong> angetretenen Kandidaten<br />

entspricht. In manchen Jahren erreichen sogar alle Prüflinge ihr Ziel. Am Ende dieses Bildungsgangs<br />

haben die Schüler hervorragende Französischkenntnisse. Dank eines Abkommens zwischen<br />

Frankreich und Deutschland stehen den Absolventen des AbiBac die Türen <strong>der</strong> Universitä-<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

ten bei<strong>der</strong> Staaten offen. Zudem stellen bilinguale Ausbildung und AbiBac aber ein Plus auf dem<br />

Arbeitsmarkt dar. An statistischen Erhebungen zum weiteren Werdegang fehlt es allerdings. Dies<br />

ist jedoch ein Problem, das keinesfalls spezifisch für bilinguale Schulen ist. Der langfristige „postscolare“<br />

Erfolg pädagogischer Arbeit ist immer nur bedingt messbar.<br />

Robert Prekel<br />

Fachbereichsleiter Fremdsprachen und Prüfungsbeauftrager AbiBac des Landes Berlin in Frankreich<br />

Seite 44<br />

Kritische Betrachtung <strong>der</strong> Rahmenlehrpläne<br />

Standardorientierung und Kompetenzorientierung? Ja! Aber…<br />

Bemerkungen zum Umgang mit Unterrichtsinhalten und Literatur<br />

im Fremdsprachenunterricht<br />

Rahmenlehrpläne, schulische Prüfungen und Handreichungen für Unterrichtsplanungen und Unterrichtsentwürfe<br />

haben nicht nur ihren Status als (rechtliche) Vorgaben, son<strong>der</strong>n noch etwas an<strong>der</strong>es<br />

gemeinsam: sie schaffen einen sogenannten ‚backwash-effect‘, d.h. sie haben einen deutlichen<br />

Einfluss auf unterrichtliche Entscheidungen und wirken wie (mentale) Filter, durch die sich<br />

aus unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten für Unterricht die vermeintlich passenden herauskristallisieren.<br />

Im Fremdsprachenunterricht war dieser Prozess in den letzten Jahren geprägt durch die<br />

Einführung <strong>der</strong> neuen Rahmenlehrpläne mit ihrem Paradigmenwechsel von <strong>der</strong> Input- zur Outputorientierung<br />

und die Einführung zentraler Prüfungen im Abitur bzw. im Mittleren Schulabschluss. In<br />

<strong>der</strong> Lehrerausbildung wurde das flankiert durch die Einführung <strong>der</strong> kompetenzorientierten Unterrichtsplanung,<br />

die sich in mehr o<strong>der</strong> weniger verbindlichen Vorlagen für Stundenentwürfe aus den<br />

Hauptseminaren sowie Stundenauswertungsbögen und zahlreichen an<strong>der</strong>en Formblättern im<br />

Handbuch für die Ausbildung nie<strong>der</strong>schlägt.<br />

Für diese Fächer – insbeson<strong>der</strong>e den Englischunterricht – kann nach meiner Einschätzung gesagt<br />

werden, dass dieser verän<strong>der</strong>te Blick auf Unterricht in vieler Hinsicht dem ohnehin schon weitgehend<br />

kompetenzorientierten angelsächsischen fachdidaktischen Prinzip des „communicative approach“<br />

entsprach und es von daher bezüglich des Fertigkeitentrainings nicht allzu viele Verwerfungen<br />

gab. Kurz gesagt, gab und gibt es in diesem Geflecht immer dann keine Probleme, wenn<br />

<strong>der</strong> Lernfortschritt <strong>der</strong> Schüler gemessen, berechnet o<strong>der</strong> mit Deskriptoren beschreibbar gemacht<br />

werden kann. 20 Am Beispiel <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> zentralen Prüfung im MSA kann gezeigt werden,<br />

dass <strong>der</strong> Unterricht durch die Betonung des Hörverstehens und durch die mündliche Prüfung vielseitiger,<br />

lebendiger und fertigkeitsorientierter geworden ist. Es kann aber auch gezeigt werden,<br />

dass im Bereich <strong>der</strong> Lesekompetenz das Risiko besteht, im Unterricht Testformate (multiple<br />

choice, true-false-Aufgaben etc.) zu Übungsformaten zu machen, was oft dazu führt, dass sich<br />

Schüler nur sehr oberflächlich und selten in personalisierter Form mit Texten beschäftigen. Insgesamt<br />

wird <strong>der</strong> ‚backwash-effect‘ hier aber positiv eingeschätzt.<br />

In zwei Bereichen sind allerdings im Zusammenspiel <strong>der</strong> verschiedenen Vorgaben im Verlauf <strong>der</strong><br />

letzten Jahre deutliche ‚Problemzonen‘ sichtbar geworden. Ich möchte sie an Beispielen verdeutlichen:<br />

20 Sprachliche Kompetenzen sind im europäischen Referenzrahmen für jede Teilkompetenz mit Niveaustufen<br />

und entsprechenden Deskriptoren bestens ausformuliert.


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Beispiel 1 - Unterrichtsbesuch in einem 2. Semester Grundkurs Englisch. Das<br />

Semesterthema ist „ethnic diversity“:<br />

Während <strong>der</strong> Lektüre von T.C. Boyles Roman „The Tortilla Curtain“ nutzt eine LAA das im<br />

Roman angelegte Konfliktpotential 21 und führt eine Talkshow durch, in <strong>der</strong> die Schüler mit<br />

großem Engagement das Für und Wi<strong>der</strong> des Themas diskutieren. In <strong>der</strong> Auswertung werden<br />

die beobachtenden Schülerinnen und Schüler gebeten, Rückmeldung zum Gebrauch<br />

bestimmter ‚discussion phrases‘ und zur sprachlichen Richtigkeit bzw. Flüssigkeit zu geben.<br />

Ende <strong>der</strong> Stunde.<br />

Das gänzliche Fehlen einer inhaltlichen Auswertung und einer persönlichen Bewertung des Gesagten<br />

durch die Schülerinnen und Schüler wird von <strong>der</strong> LAA im Beratungsgespräch so begründet:<br />

sie habe ja auch das Gefühl gehabt, dass das nicht so gut passe, aber sie habe im Rahmenlehrplan<br />

keinen Standard gefunden, mit dem sich ein inhaltlicher Schwerpunkt und eine inhaltliche<br />

Auswertung habe begründen lassen, o<strong>der</strong> die sie in einer für den Unterrichtsentwurf gefor<strong>der</strong>ten<br />

Niveaukonkretisierung hätte formulieren können und daher habe sie die Sprechfertigkeit zum<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Stunde gemacht und dazu passe eben diese Auswertung. 22<br />

Dies ist kein Einzelfall und resultiert nicht aus <strong>der</strong> Unfähigkeit <strong>der</strong> Referendarin, son<strong>der</strong>n aus einer<br />

deutlichen Verunsicherung, die aufgrund <strong>der</strong> unzureichenden Vorgaben entsteht. Wenn <strong>der</strong> Rahmenlehrplan<br />

Englisch <strong>der</strong> Sekundarstufe 2 bezüglich <strong>der</strong> zu unterrichtenden Inhalte in einem deutlichen<br />

Maß die Behandlung von sozioökonomischen Themen vorschreibt 23 , muss es darin auch<br />

Formulierungen zum Umgang mit solchen Inhalten geben, z.B. indem Kategorien zur Auswertung<br />

von Inhalten aus dem Rahmenlehrplan Geschichte o<strong>der</strong> Politikwissenschaft herangezogen bzw.<br />

übertragen werden 24 und indem man anerkennt, dass sich im Gegensatz zum Fremdsprachenunterricht<br />

in <strong>der</strong> Sekundarstufe 1, wo in <strong>der</strong> Regel die noch recht beliebigen Inhalte hauptsächlich<br />

dazu dienen die sprachlichen Kompetenzen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler zu entwickeln, das Verhältnis<br />

von Sprache und Inhalt in <strong>der</strong> Sekundarstufe 2, je nach sprachlichem Leistungsstand <strong>der</strong><br />

Klasse, eher umkehrt. Hier wird Sprache idealerweise ein fast selbstverständlich eingesetztes Mittel<br />

zur Kommunikation über Inhalte, die dann eben auch entsprechend ausgewertet werden müssen.<br />

Beispiel 2 - Gespräch in einem Englischkollegium:<br />

A: „Kannst du mir noch einen Tipp geben? Ich brauche eine Lektüre für`s dritte Semester<br />

(the challenges of globalization).“<br />

B: „Hmmm. Ich habe kürzlich eine gute short story gelesen, aber die gibt nichts her für die<br />

Analyseaufgabe. Lies doch „Death of a Salesman“, da geht es doch auch um schlechte Arbeitsbedingungen<br />

und da kann man jede Menge Symbolik finden lassen“.<br />

An diesem (realen!) Beispiel würde ich gerne ein paar Anmerkungen zur Rolle <strong>der</strong> literarischen<br />

Kompetenz im Spannungsfeld von Rahmenlehrplanvorgaben und Vorgaben für Unterrichtsent-<br />

21 Die Bewohner eines Vorortes von Los Angeles – ausnahmslos Angehörige <strong>der</strong> oberen Mittelschicht – beraten<br />

über die Umstrukturierung ihres Viertels in eine sog. ‚gated community‘, um sich vor dem Zuzug illegaler<br />

Immigranten und <strong>der</strong> steigenden Kleinkriminalität zu schützen.<br />

22 Dies ist nur zum Teil richtig. Der Abschlussstandard für Grundkurse im Rahmenlehrplan lautet:<br />

„[Die Schülerinnen und Schüler] verstehen authentische, lebensweltorientierte Texte unterschiedlicher Länge,<br />

primär Sach-, daneben auch Fach- und einfache literarische Texte weitgehend, wenn sie in Standardsprache<br />

verfasst sind; sie entnehmen dem Text Argumente und Schlussfolgerungen.“ Da es in <strong>der</strong><br />

Talkshow jedoch nicht nur um die Demonstration des Textverständnisses ging, son<strong>der</strong>n um eine Analyse<br />

und Bewertung <strong>der</strong> Argumente, fand die LAA hier keine weitere Hilfestellung.<br />

23 für die sich viele ältere – und jüngere - Kolleginnen und Kollegen, wenn sie nicht PW o<strong>der</strong> Geschichte als<br />

Zweitfach studiert haben, im Übrigen auch nicht immer gut ausgebildet fühlen.<br />

24 z.B. Analyse, Sachurteil und persönliche Bewertung –(RLP Geschichte, S. 9), m.E. zu ergänzen durch<br />

‚Kenntnisse und Sachwissen‘, wozu das im RLP Englisch erwähnte ‚Orientierungswissen‘ (RLP Englisch S.<br />

9) gehören müsste.<br />

Seite 45


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

würfe ableiten. Der Kollege und die Kollegin verhalten sich in vorbildlicher Weise rahmenplankonform.<br />

Dennoch spricht <strong>der</strong> Dialog Bände...<br />

Eine Dokumentsuche in den Rahmenlehrplänen Englisch und Französisch für die Sekundarstufe 2<br />

ergibt beim Suchwort ‚literarische Kompetenz‘ keinen Treffer. Wohl wird aber die Lektüre von literarischen<br />

Texten bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Abschlussstandards für rezeptive Fertigkeiten (Lesen)<br />

eingefor<strong>der</strong>t. Der Rahmenlehrplan Englisch erwähnt darüber hinaus das zu erwerbende „Wissen<br />

über die kulturellen und sprachlichen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> anglophonen Welt und <strong>der</strong>en spezielle<br />

Ausprägung in Kunst, Literatur, Film, Theater und an<strong>der</strong>en Medien“ (RLP Englisch, S. 9). Kollegin<br />

A sucht also einen literarischen Text zur Illustration ihres Semesterthemas, während Kollege B die<br />

berühmte ‚Analyseaufgabe‘ im Blick hat und das Auswahlkriterium für literarische Texte darin sieht,<br />

wie intensiv die Schüler anhand des Textes mit diesem Aufgabenformat vertraut gemacht werden<br />

können. In keiner Argumentation geht es um literarische Kompetenz im weiteren Sinn.<br />

In seinem Artikel „zum Aufbau literarischer Lesekompetenz im Fremdsprachenunterricht“ in diesem<br />

<strong>Heft</strong> weist Christian <strong>Neu</strong>mann zu Recht auf die „Marginalisierung literarischen Lesens“ im Fremdsprachenunterricht<br />

hin und schlägt vor die Rahmenlehrpläne für die Fremdsprachen mit einem<br />

dreistufigen Modell zur Entwicklung <strong>der</strong> literarischen Kompetenz zu erweitern. Dieser begrüßenswerte<br />

Ansatz könnte in <strong>der</strong> Tat dazu beitragen, dass literarische Texte wie<strong>der</strong> mehr Eingang in den<br />

Unterricht <strong>der</strong> Sekundarstufe 1 finden und dass in <strong>der</strong> Sekundarstufe 2 <strong>der</strong> zunehmenden ‚Funktionalisierung‘<br />

literarischer Texte zur reinen ‚Illustration‘ <strong>der</strong> – zum größten Teil politisch orientierten<br />

– Semesterthemen Einhalt geboten würde.<br />

Dies löst aber nur ein Problem. Ich würde gerne auf einen weiteren – schwierigeren –Zusammenhang<br />

aufmerksam machen. 25<br />

Literarische Kompetenz hat – wie jede Kompetenz – mehrere Dimensionen. In einem überarbeiteten<br />

Rahmenlehrplan müsste eine Teildimension die <strong>der</strong> literarischen ‚Sachkompetenz‘ sein, etwa<br />

wenn es darum geht etwas über literarische Genres o<strong>der</strong> Epochen zu lernen o<strong>der</strong> mit Fachbegriffen<br />

sachgerecht umzugehen. Eine weitere Dimension ist im methodischen Bereich angesiedelt.<br />

Sie beinhaltet z.B. die Beherrschung von Texterschließungsstrategien, Analysefertigkeiten und die<br />

Fähigkeit über Texte reden bzw. schreiben zu können. Diese Bereiche sind bis zu einem gewissen<br />

Grad „messbar“ und stellen insofern kein größeres Problem bei <strong>der</strong> Umsetzung in das Textformat<br />

„Unterrichtsentwurf“ dar.<br />

Schwieriger wird es allerdings, wenn man berücksichtigt, dass es bei literarischer Kompetenz ganz<br />

wesentlich auch auf Haltungen und Einstellungen ankommt, z.B. wenn es darum geht einen emotionalen<br />

Zugang zu einer Romanfigur, einem geschil<strong>der</strong>ten Konflikt o<strong>der</strong> überhaupt zum Lesen zu<br />

entwickeln o<strong>der</strong> darum geistige ‚Offenheit‘ gegenüber textästhetischen Angeboten und Gesprächen<br />

über Texte zu zeigen. Als Fernziel kann hier – jenseits <strong>der</strong> Grenzen des Faches und <strong>der</strong><br />

Schule – die Befähigung <strong>der</strong> Lernenden zur aktiven Teilhabe am kulturellen Diskurs unserer Gesellschaft<br />

gesehen werden. 26 Die Tatsache, dass dieser Aspekt ganz wesentlich von nicht-schulischen<br />

Bereichen (Familie, soziokultureller Hintergrund) geprägt wird, entlässt uns ja gerade nicht<br />

aus <strong>der</strong> Verpflichtung, unseren Lernenden auch von schulischer Seite den Zugang zu dieser Welt<br />

zu ebnen. 27<br />

25 Randbemerkung: Gleichzeitig würde ich gerne darauf hinweisen, dass gerade in <strong>der</strong> Sekundarstufe 1 dem<br />

extensiven Lesen und schlicht dem ‚reading for fun‘ ein viel größerer Raum gegeben werden sollte. Dies<br />

würde nicht nur dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler mit größerer Motivation lesen, son<strong>der</strong>n dass<br />

die für einen funktionierenden Leseprozess notwendigen rezeptiven Automatisierungsprozesse zur Erreichung<br />

des threshold level überhaupt erworben werden können. Diese bilden sich aufgrund <strong>der</strong> Quantität <strong>der</strong><br />

gelesenen Textmenge heraus, nicht aufgrund einer zeitaufwändigen Tiefenanalyse einer kurzen Textpassage.<br />

26 In diesem Zusammenhang muss auch eine weitere Teilkompetenz gesehen werden – die Entwicklung<br />

eigener kreativ-ästhetischer Ausdrucksmöglichkeiten.<br />

27 Den lei<strong>der</strong> nicht so selten anzutreffenden Vertretern des zugleich arroganten und ignoranten Arguments,<br />

dass es sich bei dieser Welt ja wohl um eine reine Mittelschichtveranstaltung handele und dass schwächere<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Da es aber unmöglich ist, diese wichtigen Bereiche in Standards festschreiben o<strong>der</strong> in Niveaukonkretisierungen<br />

zu fassen 28 , finden Stunden mit einer in diese Richtung weisenden Zielsetzung im<br />

guten Fall dann statt, wenn die <strong>Seminar</strong>leiter wie<strong>der</strong> gegangen sind 29 , im schlechten Fall gar nicht.<br />

Versuche des Einsatzes von handlungs- und produktionsorientierten Verfahren scheitern häufig<br />

auch daran, dass letztendlich eine Reflexion erwartet wird, die jenseits des affektiven Zugangs im<br />

kognitiven Bereich angesiedelt ist.<br />

Fazit:<br />

� Bei <strong>der</strong> Überarbeitung <strong>der</strong> Rahmenlehrpläne muss vor allem in <strong>der</strong> Sekundarstufe 2 berücksichtig<br />

werden, dass Kriterien für eine inhaltliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Semesterthemen<br />

angelegt sind, die es unseren Referendaren ermöglichen Stunden mit inhaltlichem<br />

Schwerpunkt zu planen.<br />

� Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> literarischen Kompetenz sollte im Rahmenlehrplan – unter Berücksichtigung<br />

ihrer verschiedenen Dimensionen - deutlicher verankert werden.<br />

� Die Tatsache, dass wichtige Unterrichtsziele im Fremdsprachenunterricht im affektiven Bereich<br />

liegen, muss berücksichtigt werden. Dies betrifft den Umgang mit Literatur, aber auch interkulturelle<br />

Aspekte. Die inhaltlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an einen Unterrichtsentwurf und die Beratung<br />

<strong>der</strong> LAAs über geeignete Unterrichtsaktivitäten und Methoden müssen dieser Tatsache Rechnung<br />

tragen.<br />

� Unsere LAAs sollten ermutigt werden ihren Schülerinnen und Schülern jenseits aller kognitiven<br />

Ziele den Spaß am Lesen zu vermitteln und durch motivierende Lektüreangebote zu extensivem<br />

Lesen anzuregen. Gerümpfte Nasen angesichts „banaler Texte“ sind fehl am Platz, wenn<br />

es darum geht, einen mühsamen Wort-für-Wort Leseprozess durch zunehmende Automatisierung<br />

in Gang zu bringen. Muttersprachliche und fremdsprachliche Lesetechniken und –Strategien<br />

ergänzen sich hierbei. Quantität führt langfristig zu Qualität. In den Fachseminaren sollten<br />

entsprechende Methoden thematisiert werden.<br />

Martina Kaltenbacher,<br />

Fachseminarleiterin für Englisch, Fachkoordinatorin<br />

Literatur:<br />

Rahmenlehrpläne Englisch, Geschichte und Politikwissenschaften, Senatsverwaltung für Bildung,<br />

Jugend und Sport Berlin, 2006/07<br />

Handbuch Vorbereitungsdienst, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />

Referat Lehrerbildung, 3. überarbeitete Auflage, November 20<strong>11</strong><br />

Common European Framework, http://www.coe.int/T/DG4/Linguistic/Source/Framework_EN.pdf<br />

(zuletzt eingesehen am 23.5.<strong>2012</strong>)<br />

Maryanne Wolf, Proust and the Squid - the Story and Science of the Reading Brain, 2007<br />

Prof. Caspari, Angela Bergfel<strong>der</strong>, Lesekompetenz – literarische Kompetenz, Praxis Fremdsprachenunterricht,<br />

6, 2008<br />

Ansgar Nünning, Carola Surkamp, Englische Literatur unterrichten – Grundlagen und Methoden,<br />

2006<br />

Schüler hier ohnehin überfor<strong>der</strong>t seien, sei <strong>der</strong> Dokumentarfilm Lou<strong>der</strong> than a Bomb aus dem Jahr 20<strong>11</strong><br />

o<strong>der</strong> eine kleine Reise durch diverse poetry slams wie z.B. dem Slam-Beitrag: Dreams are illegal in the<br />

Ghetto <strong>der</strong> Twin Poets bei Youtube empfohlen.<br />

28 Das gleiche Problem ergibt sich übrigens auch im Bereich <strong>der</strong> interkulturellen Kompetenz. Die vom Europarat<br />

definierten Bereiche ‚savoir‘ (Wissen über die fremde und die eigene Kultur) und ‚savoir faire‘ (Methoden<br />

<strong>der</strong> Bewältigung interkultureller Begegnungssituationen) sind mehr o<strong>der</strong> weniger leicht zu fassen. Aber<br />

was ist mit ‚savoir ‚être‘ (sich selbst in Frage stellen, eigene Einstellungen im Vergleich mit fremden überdenken,<br />

Bereitschaft zur Perspektivübernahme etc.)?<br />

29 O-Ton eines Referendars, dessen ersten Teil einer Doppelstunde ich besuchte (Schwerpunkte: Analyse<br />

von Bildsprache): „In <strong>der</strong> zweiten Stunde haben sich die Schüler ganz heftig über das Verhalten <strong>der</strong> Eltern<br />

im Text gestritten. Ich war froh, dass Sie nicht mehr da waren!“ Ich nicht.<br />

Seite 47


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Seite 48<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> zweite Stuhl?<br />

Zum Aufbau literarischer Lesekompetenz im Fremdsprachenunterricht<br />

1. Was ist literarische Lesekompetenz?<br />

<strong>Neu</strong>lich ließ ich in einer Klassenarbeit von meinen Schülern <strong>der</strong> 8. Klasse einen Auszug aus einem<br />

französischen Jugendbuch 30 zur Überprüfung des Leseverstehens erschließen. Eine <strong>der</strong> Aufgaben<br />

lautete: „Zitiere drei Textstellen, an denen man erkennen kann, dass die Erzählerin auf jemanden<br />

wartet.“ Von mir antizipierte Antworten waren: „J’espère que tu vas venir en août“ (Ich hoffe, dass<br />

du im <strong>August</strong> kommst), „Sans toi, je suis triste, malgré les vacances“ (Ohne dich bin ich traurig,<br />

trotz <strong>der</strong> Ferien), „Tu me manques trop“ (Du fehlst mir zu sehr), „Alors je dois attendre, j’attendrai“<br />

(Also muss ich warten, und ich warte). Einige Schüler gaben aber folgende Textstelle an: « Il y a<br />

deux chaises dans ma chambre » (In meinem Zimmer stehen zwei Stühle). Nachdem ich dem ersten<br />

Schüler null Punkte auf diese Antwort gegeben hatte, dann aber merkte, dass noch an<strong>der</strong>e auf<br />

dieselbe Idee gekommen waren, begann ich mich zu fragen, was sie auf diese Lösung gebracht<br />

haben mochte. Hatten sie den Satz etwa auf einer zweiten, einer literarischen Deutungsebene rezipiert?<br />

War <strong>der</strong> zweite Stuhl für sie ein Symbol <strong>der</strong> Abwesenheit des Freundes und damit ein<br />

Ausdruck des Wartens <strong>der</strong> Erzählerin? Dann hätte die Antwort in <strong>der</strong> Tat keinen Punktabzug, son<strong>der</strong>n<br />

eher noch einen Bonuspunkt verdient gehabt. Denn die Schüler hätten damit schlicht und<br />

einfach unter Beweis gestellt, dass sie über literarische Kompetenz verfügen.<br />

Während meine Frage auf informationsentnehmendes Lesen ausgerichtet war, haben die Schüler<br />

die Textstelle durch sinnkonstituierendes Lesen erschlossen und damit das getan, was literarische<br />

Textrezeption kennzeichnet. Literarische unterscheiden sich von pragmatischen Texten nämlich<br />

darin, dass sie über den denotativen Bedeutungen ein sekundäres semantisches System (und<br />

manchmal auch mehrere) errichten, das vom Leser dekodiert werden muss, wenn er die Aussage<br />

des Textes erfassen will. Dieses System ist durch im Text angelegte Decodierungsanweisungen<br />

vorgegeben, die von einem kompetenten Leser bei <strong>der</strong> Lektüre entschlüsselt werden. Dazu bieten<br />

literarische Texte ein breites Repertoire von Strategien an: Leer- bzw. Unbestimmtheitsstellen, rhetorische<br />

Mittel und Figuren, Sprachregister, Perspektivität usw. Sie setzen aber vor allem auf das<br />

Vorwissen des Lesers, dass ein literarischer Text auf einer sekundären Bedeutungsebene rezipierbar<br />

ist. Dieses intuitive Wissen scheint von meinen Schülern aktiviert worden zu sein, als sie<br />

den zweiten Stuhl nicht als bloß faktische Beobachtung, son<strong>der</strong>n als Symbol <strong>der</strong> Abwesenheit und<br />

des Wartens interpretiert haben. Hierin zeigt sich, dass ein literarischer Text auf das ganze Arsenal<br />

an Kunstmitteln, durch die er sich normalerweise als solcher bekundet, auch verzichten kann,<br />

denn seine Literarizität ergibt sich in erster Linie aus <strong>der</strong> Rezeptionshaltung des Lesers.<br />

Unterstellt man nun einmal, dass meine Schüler tatsächlich den Text auf diese Weise verstanden<br />

haben, dann schließt sich die Frage an, wie sie darauf gekommen sind. Woher haben sie diese<br />

literarische Kompetenz, die im Französischunterricht noch kein Thema war? Vermutlich speist sie<br />

sich aus zwei Quellen: Bei Schülern, die von klein auf im Elternhaus fiktionale Kin<strong>der</strong>literatur rezipiert<br />

haben, dürfte sie sich durch ihre Leseerfahrungen ganz natürlich entwickelt und dabei auf<br />

intuitivem Wissen aufgebaut haben. So wird jedes Kind den Wolf und die sieben Geißlein nicht nur<br />

als Tiere, son<strong>der</strong>n implizit auch als Menschen wahrnehmen (ich verweise auf die unterschiedlichen<br />

psychoanalytischen Deutungen dieses Märchens), sonst könnte es sich mit den Figuren nicht identifizieren<br />

und an <strong>der</strong> Geschichte nur geringen emotionalen Anteil nehmen. Die Rezeption des sekundären<br />

semantischen Systems geschieht also schon im frühesten Alter und zunächst vollkommen<br />

unbewusst. Die zweite Quelle ist <strong>der</strong> muttersprachliche Unterricht, in dem bereits im<br />

Grundschulalter einfache fiktionale Texte nicht nur gelesen, son<strong>der</strong>n auch besprochen und dabei<br />

gedeutet werden. Auch wenn diese Deutungen noch keine Textstrategien explizit in den Blick<br />

nehmen, so wird den Schülern durch das gemeinsame Besprechen von Leseerfahrungen zunehmend<br />

auch auf kognitiver Ebene deutlich, dass fiktionale Texte nicht einfach informationsentnehmend<br />

zu lesen sind, son<strong>der</strong>n dass eine angemessene Lektüre das Erfassen weiterer Bedeutungsebenen<br />

erfor<strong>der</strong>t, dass diese Texte also nicht nur verstanden, son<strong>der</strong>n auch interpretiert werden<br />

wollen. Die beiden Quellen literarischer Kompetenz markieren zugleich zwei Entwicklungsstufen:<br />

30 Geva Caban: Je t’écris, j‘écris. Paris : Gallimard, 2002.


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

die erste besteht im naiven, weitgehend unbewussten literarischen Lesen, dem „Schmökern“, die<br />

zweite in einer bereits reflektierenden Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Inhalt des literarischen Textes.<br />

Die dritte, im Laufe <strong>der</strong> Sekundarstufe allmählich zu entwickelnde Kompetenzstufe, wäre dann die<br />

einer kritisch-distanzierten Rezeptionshaltung, die auf einer expliziten Kenntnis <strong>der</strong> Textstrategien<br />

beruht. Man lernt, wie ein literarischer Text gemacht ist und mit welchen Mitteln er seine Wirkung<br />

entfaltet, und man wird dadurch in die Lage versetzt, ihn kritisch, sozusagen gegen den Strich, zu<br />

lesen, was einerseits gegen Manipulation schützen kann, an<strong>der</strong>erseits aber auch eine vom Autor<br />

gewünschte Rezeptionshaltung darstellen kann, z. B. bei <strong>der</strong> Inszenierung unzuverlässigen Erzählens.<br />

Aus all dem dürfte deutlich geworden sein, dass <strong>der</strong> Fremdsprachenunterricht, sobald er auf literarische<br />

Texte zurückgreift, an <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> literarischen Kompetenz nicht vorbeikommt. Es ist<br />

unstrittig, dass gerade im kompetenzorientierten Fremdsprachenunterricht schon in den ersten<br />

beiden Lernjahren authentische Textauszüge aus fiktionaler Kin<strong>der</strong>- und Jugendliteratur, ja sogar<br />

einfache Ganzschriften, gelesen werden sollten. Solche Texte sind inzwischen auch in die Lehrwerke<br />

aufgenommen worden. Wie man am eingangs dargestellten Beispiel gut erkennt, ist in diesem<br />

Fall ein rein informationsentnehmendes Lesen nicht adäquat, da es sowohl dem Charakter<br />

<strong>der</strong> Texte als auch <strong>der</strong> bereits vorhandenen literarischen Kompetenz <strong>der</strong> Schüler nicht gerecht<br />

wird. Zu fragen ist also, wie literarische Kompetenz im Fremdsprachenunterricht aufgebaut werden<br />

kann, lange bevor man in <strong>der</strong> Sek. II formale Textanalysen betreibt. Der geeignete Zeitpunkt für<br />

den Einstieg scheint mir das zweite Lernjahr zu sein, wenn die elementaren sprachlichen Mittel<br />

erworben wurden, die größten Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> fremden Laut-Buchstaben–Zuordnung<br />

überwunden sind und die Grundfertigkeit zum informationsentnehmenden Lesen ganz einfacher<br />

Texte in <strong>der</strong> Zielsprache vorhanden ist.<br />

2. Überlegungen zum Aufbau literarischer Lesekompetenz im Fremdsprachenunterricht<br />

Einen ersten Hinweis gibt <strong>der</strong> Fragenkatalog zu meinem Eingangsbeispiel. Bei allen an<strong>der</strong>en Fragen<br />

ließ sich nämlich eindeutig entscheiden, ob die Schülerantworten richtig o<strong>der</strong> falsch waren,<br />

denn sie zielten auf rein informationsentnehmendes Lesen:<br />

1. Der Text ist<br />

ein Tagebuch O<br />

ein Brief O<br />

ein Märchen O<br />

2. Die Erzählerin ist verreist O<br />

umgezogen O<br />

zu Hause O<br />

3. Die Erzählerin ist müde O<br />

fröhlich O<br />

traurig O<br />

4. Was kann die Erzählerin von ihrem Zimmer aus sehen? _________________________<br />

Nur die fünfte Frage („Zitiere drei Textstellen, an denen man erkennen kann, dass die Erzählerin<br />

auf jemanden wartet!“) ermöglichte es den Schülern, Ergebnisse ihrer literarischen Rezeption mit<br />

einzubringen. Das bedeutet, dass eine geeignete Aufgabenstellung die Schüler dazu animieren<br />

Seite 49


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

kann, eine literarische Rezeptionshaltung anzunehmen. Um eine deutliche Trennung zwischen<br />

informationsentnehmendem und sinnkonstituierendem Lesen vorzunehmen, hätte man die Frage<br />

folgen<strong>der</strong>maßen erweitern können: „Woran erkennt man, dass die Erzählerin auf jemanden wartet:<br />

a) direkt b) indirekt?“<br />

Anschließend bieten die aus interpretierendem Lesen hervorgegangenen Antworten einen guten<br />

Sprech- o<strong>der</strong> Schreibanlass in <strong>der</strong> Fremdsprache, wenn sie begründet werden müssen, was am<br />

Übergang <strong>der</strong> Niveaustufe A1 zu A2 bereits mit einfachen Mitteln möglich ist: „Il y a deux chaises<br />

dans la chambre de la fille. Une chaise est pour elle, et elle garde l’autre chaise pour le garçon.<br />

Alors, elle attend le garçon. » Ein Instrument, um literarische Lesekompetenz bereits auf dieser<br />

Niveaustufe zu för<strong>der</strong>n, wäre also ein Fragenkatalog, <strong>der</strong> so formuliert ist, dass informationsentnehmendes<br />

wie auch sinnkonstituierendes Lesen trennscharf in die Antworten eingebracht werden<br />

können und die Ergebnisse von den Schülern begründet und gemeinsam reflektiert werden. Eine<br />

an<strong>der</strong>e Möglichkeit, die sich auf dieser Niveaustufe anbietet, wären handlungs- und produktionsorientierte<br />

Verfahren, wie beispielsweise einfache Lesebil<strong>der</strong>, die den affektiven Zugang zum Text<br />

unterstützen: Die Schüler wählen aus dem Text ein Zitat aus, das ihrer Meinung nach die Gefühlslage<br />

<strong>der</strong> Erzählerin beson<strong>der</strong>s gut verdeutlicht, schreiben es auf ein Blatt und illustrieren es<br />

durch ein Bild. Anschließend werden die Bil<strong>der</strong> ausgetauscht und die Schüler müssen begründen,<br />

warum sie sich die entsprechende Textstelle ausgesucht haben. Auch mit dieser Methode erschließen<br />

die Schüler implizite Bedeutungen des literarischen Textes und verständigen sich darüber,<br />

ohne auch nur ansatzweise eine textanalytische Terminologie zu benötigen.<br />

Deren Grundrepertoire könnte dann im dritten und vierten Lernjahr, während des Übergangs <strong>der</strong><br />

Stufe A 2 zu B 1 erworben werden. Hierzu eignen sich literarische Textauszüge, die mit relativ einfachen<br />

und leicht erkennbaren rhetorischen Mitteln arbeiten, z. B. Wortwie<strong>der</strong>holungen, Parallelismen,<br />

Vergleichen und Metaphern. Der Fragenkatalog könnte so konstruiert sein, dass die ersten<br />

Fragen auf informationsentnehmendes Lesen zielen und die Schüler danach Textbelege anführen<br />

müssen, an denen man erkennt, dass es sich hierbei um einen literarischen Text handelt. Der gefor<strong>der</strong>te<br />

Transfer aus dem muttersprachlichen Unterricht stellt kein Problem dar, und beim Sammeln<br />

<strong>der</strong> Textbeispiele kann <strong>der</strong> Lehrer die entsprechenden Fachtermini in <strong>der</strong> Fremdsprache einführen.<br />

Danach werden die sprachlichen Mittel als Ausgangspunkt für die Textinterpretation genommen.<br />

Man kann mithilfe solcher Aufgaben auch sehr gut differenzieren, indem die schwächeren<br />

Schüler, die länger mit dem informationsentnehmenden Lesen beschäftigt sind, den zweiten<br />

Schritt nicht mitvollziehen, um anschließend von den leistungsstärkeren über die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> formalen Analyse informiert zu werden, so dass in einem dritten Schritt wie<strong>der</strong> gemeinsam an<br />

<strong>der</strong> Interpretation gearbeitet werden kann.<br />

Im Unterricht in <strong>der</strong> Sek II sollten dann die formalen Analysefertigkeiten und damit einhergehend<br />

eine kritisch-distanzierte Rezeptionshaltung ausgebaut werden, beispielsweise durch den Vergleich<br />

themengleicher Textauszüge verschiedener Autoren in Hinblick sowohl auf inhaltlich-motivische<br />

als auch auf textstrategische und rhetorisch-stilistische Kategorien.<br />

3. Zur Aufnahme literarischer Lesekompetenz in die Rahmenlehrpläne<br />

Die drei hier skizzierten Stufen im Aufbau <strong>der</strong> literarischen Lesekompetenz sollten Eingang in die<br />

curricularen Standardformulierungen für den Fremdsprachenunterricht finden. Die aktuellen Berliner<br />

Lehrpläne erwähnen literarisches Lesen erstmals bei den Hinweisen zur Lesekompetenz für<br />

die Jahrgangsstufe 9/10 („einzelne sprachliche Mittel sowie die Intention des Textes und die Erzählperspektive<br />

erkennen und in Ansätzen auf ihre Wirkung hin untersuchen“) 31 und für die Sek. II<br />

als Teilbereich <strong>der</strong> methodischen Kompetenz („Fähigkeit zur Deutung <strong>der</strong> Thematik einfacher literarischer<br />

Texte“ für den Grundkurs, „Fähigkeit zur Analyse und Interpretation von literarischen Texten<br />

u. a. unter Berücksichtigung von Atmosphäre, Erzählperspektive, Art <strong>der</strong> Charakterisierung und<br />

Konfliktentfaltung“ 32 für den Leistungskurs). Hierbei werden verschiedene wichtige Aspekte übersehen:<br />

31 Berliner Rahmenlehrplan für die Grundschule und die Sekundarstufe I – Französisch, S. 37.<br />

32 Berliner Rahmenlehrplan für die gymnasiale Oberstufe – Französisch, S. 16.<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

a) Auch Schüler <strong>der</strong> Jahrgangsstufen 7/8 besitzen bereits literarische Lesekompetenz, da sie implizite<br />

Informationen decodieren und sinnkonstituierend lesen können, selbst wenn sie noch nicht<br />

über formale Analysekategorien verfügen.<br />

b) Schüler <strong>der</strong> Jahrgangsstufen 9/10 sowie Grundkursschüler verfügen durch den Muttersprachenunterricht<br />

bereits über weitaus differenziertere Analysekategorien und Interpretationsstrategien,<br />

als in den oben zitierten Formulierungen zum Ausdruck kommt.<br />

Mit <strong>der</strong> durch die gegenwärtigen fremdsprachlichen Curricula hervorgebrachten Marginalisierung<br />

literarischen Lesens zugunsten einer vorwiegend informationsentnehmenden Textrezeption werden<br />

bereits vorhandene Fähigkeiten und Einstellungen <strong>der</strong> Schüler nicht genutzt, was einerseits<br />

zur Unterfor<strong>der</strong>ung und dadurch zum Verlust an Motivation beiträgt und an<strong>der</strong>erseits das enorme<br />

Potenzial von Literatur zum Erwerb einer differenzierten Textrezeptionsfähigkeit und zur Erweiterung<br />

<strong>der</strong> interkulturellen, <strong>der</strong> sozialen und weiterer Kompetenzen brachliegen lässt. Deshalb ist es<br />

sehr zu begrüßen, dass die Berliner Rahmenlehrpläne im Bereich <strong>der</strong> Lesekompetenz zurzeit<br />

überarbeitet werden. Die revidierten Curricula sollten, analog zum muttersprachlichen Unterricht,<br />

literarisches Lesen als eigenständige Kompetenz behandeln und sich an folgen<strong>der</strong> Stufung orientieren:<br />

• Jahrgangsstufe 7/8 in Anlehnung an den Ein-Schlüssel-Standard des RLP Deutsch: „Die<br />

Schülerinnen und Schüler erschließen“ kurze und „einfache literarische Texte, entwickeln<br />

Aufgeschlossenheit gegenüber dem Mitteilungsangebot literarischer Texte, unterscheiden<br />

zwischen wörtlich Gemeintem und Bedeutung in Texten und setzen sich mit an<strong>der</strong>en über<br />

ihre Untersuchungsergebnisse auseinan<strong>der</strong>.“ 33 Wichtiges Ziel ist hier die Entwicklung positiver<br />

affektiver Einstellungen gegenüber <strong>der</strong> Zielsprache und -kultur, wozu literarische<br />

Kommunikation durch ihre Angebote zur Perspektivübernahme, ihre emotionale Ansprache,<br />

ihren ästhetischen Reiz und ihr offenes, <strong>der</strong> Subjektivität des Lesers einen gewissen<br />

Freiraum lassendes Deutungspotenzial in beson<strong>der</strong>er Weise beitragen kann.<br />

• Jahrgangsstufe 9/10 in Anlehnung an die Standards des RLP Deutsch: „ Die Schülerinnen<br />

und Schüler erschließen“ einfache literarische Texte unterschiedlicher Länge und „erfassen<br />

den Einfluss ausgewählter sprachlich-stilistischer Mittel auf indirekte und direkte Bedeutung.“<br />

34 Hier geschieht <strong>der</strong> allmähliche Übergang von einer noch weitgehend empathischen<br />

zu einer kritisch-distanzierten Rezeptionshaltung, wobei freilich weiterhin <strong>der</strong> affektiven<br />

Komponente literarischer Kommunikation eine tragende Rolle zukommt.<br />

• Für die Sek. II könnte man die Standardformulierungen für den Leistungskurs und vor allem<br />

für den Grundkurs aus <strong>der</strong> Rubrik „Umgang mit Texten und Medien“ präzisieren und durch<br />

ergänzende Hinweise ausdifferenzieren, indem man an die vorhandene Fachliteratur zur literarischen<br />

Lesekompetenz anknüpft. 35 Wesentliches Ziel ist nun die Ausbildung einer kritisch-distanzierten<br />

Rezeptionshaltung, die auf <strong>der</strong> Grundlage textanalytischer Kenntnisse<br />

eine Rezeption literarischer Werke innerhalb übergeordneter Kontexte (intertextuell, interkulturell,<br />

soziohistorisch) ermöglicht.<br />

Dr. Christian <strong>Neu</strong>mann<br />

Fachseminarleiter für Französisch im 2. SPS Lichtenberg (S)<br />

33<br />

Berliner Rahmenlehrplan für die Sekundarstufe I – Deutsch, S. 15.<br />

34<br />

Ebd., S. 37.<br />

35<br />

Vgl. Eva Burwitz-Melzer (2005): Kompetenzen für den Literaturunterricht heute. Ein Beitrag zur standardorientierten<br />

Didaktik des Fremdsprachenunterrichts. In: Fremdsprachen lehren und lernen 34/2005, S. 94-<br />

<strong>11</strong>1. Wolfgang Hallet (2010): Romane lesen lernen. In: Der FU Englisch 107/2010, S. 2-9. Vera Gabriel<br />

(20<strong>11</strong>): Claude Gutman „Pistolet-Souvenir“. Erprobung produktiver Verfahren zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lesekompetenz.<br />

Unveröffentlichte Prüfungsarbeit, einsehbar im Medienforum Berlin, Bereich Französisch.<br />

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Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Seite 52<br />

Literaturwissenschaft im Französischunterricht?<br />

Schülerinnen und Schüler sollten wissen, was sie im Französischstudium erwartet.<br />

Wenn sich Schülerinnen und Schüler für den Französischunterricht begeistern lassen, stellt sich<br />

ihnen zuletzt die Frage, ob sie Französisch studieren sollen. Oft lässt sich dann an <strong>der</strong> Universität<br />

beobachten, dass sie von den an sie gestellten Erwartungen überrumpelt sind: Statt ihre guten<br />

Sprachkenntnisse weiter zu perfektionieren, sollen sie sich dann mit Themen aus Literatur und<br />

Sprachwissenschaft befassen. Was läge näher, ihnen in Hinsicht darauf im Französischunterricht<br />

eine erste Orientierungshilfe zu geben? Der folgende Artikel versteht sich als Anregung dazu.<br />

Nach einem kurzen Blick in den Rahmenlehrplan (1) stellt er Erwägungen an, welche Art „Kostprobe“<br />

sinnvoll wäre (2) und skizziert dann eine Unterrichtseinheit, die auf praktischen Unterrichtserfahrungen<br />

basiert.<br />

1. Die im Rahmenlehrplan Französisch (alle Zitate RLP Sek. II, S. 10-<strong>11</strong>) formulierten Ansprüche<br />

an den Französischunterricht in <strong>der</strong> Sekundarstufe II orientieren sich am Leitziel aller mo<strong>der</strong>ner<br />

Fremdsprachen, <strong>der</strong> „fremdsprachigen Handlungsfähigkeit“. Sie ist definiert als „Komplex von<br />

Kompetenzen, die in ihrem Zusammenwirken adressaten- und intentionsgerechtes Handeln und<br />

Vermitteln in kulturheterogenen Zusammenhängen“ ermöglichen sollen. Heruntergebrochen auf<br />

Französisch in <strong>der</strong> Qualifikationsphase werden daraus in formaler Hinsicht drei Kompetenzen, die<br />

nicht als getrennte Bereiche, son<strong>der</strong>n in ihrem „Zusammenspiel“ die fremdsprachige Handlungsfähigkeit<br />

ausmachen: kommunikative, methodische und interkulturelle Kompetenz. Dabei ist die<br />

„kommunikative Kompetenz“ de facto hervorgehoben. Sie, die „alle fremdsprachigen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten lebensweltlich bedeutsamer Ausdrucksformen umfasst“, erstreckt sich (mit abnehmen<strong>der</strong><br />

Relevanz) auf dreierlei „Verwendungssituationen“: „Alltag“, „berufs- und wissenschaftsorientierte“<br />

Kommunikation und „literarisch-ästhetisch orientierte“ Kommunikation, eine Gestaltung,<br />

die aus <strong>der</strong> Perspektive von Französischschülerinnen und -schülern einleuchtet: damit werden<br />

angemessene Inhalte vorgezeichnet, und <strong>der</strong> rechte Platz für eine Kostprobe des Französischen<br />

als Wissenschaft scheint gefunden: am Rand, als ein möglicher Inhalt unter vielen.<br />

Etwas verän<strong>der</strong>t stellt sich die Lage dar, wenn man Rang und Stellung <strong>der</strong> Inhalte unter Vorzeichen<br />

des Kompetenzparadigmas berücksichtigt. Ihm folgend stehen sie nicht im Zentrum, son<strong>der</strong>n<br />

auf Inhalte bleibt, wie es im RLP heißt, „authentisches Sprachhandeln“„angewiesen“; sie sind gebunden<br />

an Lebenspraxis, authentische Situationen, an für Frankreich relevant Kulturelles und<br />

summarisch, um weiteres abzudecken, an ein „in inhaltlicher und methodischer Hinsicht weiterentwickelte(s)<br />

Anspruchsniveau“. Kurz: die Inhalte bleiben beliebig, <strong>der</strong> Kommunikationskompetenz<br />

gegenüber nachrangig und Spielmaterial für das oberste Ziel <strong>der</strong> sprachlichen Handlungsfähigkeit,<br />

d. h. auch dabei geht es darum, ein „authentisches, auf die Persönlichkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

bezogenes und komplexes Sprachhandeln“ zu erweitern und auch bei spezielleren, etwa wissenschaftlichen<br />

Themen angemessen und gewandt kommunizieren zu können.<br />

Der RLP verfügt zwar auch, dass die Lernenden “im Fremdsprachenunterricht <strong>der</strong> Qualifikationsphase<br />

... mit den fachspezifisch strukturierten Kenntnissen und Fertigkeiten wissenschaftspropädeutische<br />

Arbeitsweisen für das anschließende Studium bzw. die Berufstätigkeit” erwerben sollen.<br />

Aber dies betrifft “die Verwendung <strong>der</strong> Fremdsprache als Arbeitsmittel in zukünftiger berufs- und<br />

wissenschaftsorientierter Kommunikation”, ist also ebenfalls eine allgemeine Kompetenz: Das<br />

Französische soll als Arbeitssprache in frankophon dominierten Kontexten beherrscht werden.<br />

Wissenschaftspropädeutik ist also auch nur ein weiteres Mittel zu dem Zweck, die sprachliche<br />

Handlungsfähigkeit optimal zu för<strong>der</strong>n, hier für das Studium im frankophonen Ausland.<br />

2. Es scheint also, dass Themen <strong>der</strong> französischen Literatur- und Sprachwissenschaft ein Schattendasein<br />

führen, weil sie bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Fassung <strong>der</strong> Kompetenzorientierung als Inhalte nicht<br />

genügend gewürdigt werden, insbeson<strong>der</strong>e weil <strong>der</strong> Inhalt gemessen am Overall-Ziel <strong>der</strong> kommunikativen<br />

Handlungsfähigkeit nur beiher spielt und diesem in dienen<strong>der</strong> Funktion untergeordnet ist.


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Hier möchte ich dazu zwei Überlegungen anstellen. Zunächst werde ich einen immanenten Einwand<br />

formulieren (a), und dann Erwägungen anstellen, auf welche Art die französische Literatur-<br />

und Sprachwissenschaft sinnvoll in den Unterricht einbezogen werden kann (b).<br />

a) Akzeptieren wir einmal die Orientierung an <strong>der</strong> sprachlichen Handlungsfähigkeit in <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Zuspitzung und schließen wir uns <strong>der</strong> Auffassung an, <strong>der</strong> Französischunterricht habe auf<br />

je<strong>der</strong> Stufe genau diesem Ziel zu dienen. Kann dieses Ziel, einseitig gefasst als Frage <strong>der</strong> Hebung<br />

des Sprachfertigkeitsniveaus, bei weitgehen<strong>der</strong> Vernachlässigung des Inhalts überhaupt erreicht<br />

werden? Lässt sich also ein komplexer literarischer Text unter dem Aspekt „Rezeption Lesen / Interpretation“<br />

nach bestimmten methodischen Mustern bearbeiten wie je<strong>der</strong> beliebige Text, weil nur<br />

das Komplexitätsniveau unterschiedlich ist? O<strong>der</strong> gibt es zwischen <strong>der</strong> pragmatischen Einübung<br />

sprachlicher Kompetenzen und <strong>der</strong> Aneignung einer literarischen Interpretationskompetenz eine<br />

Art qualitativen Umschlag?<br />

Dass es bei Ersterem nicht bleiben kann, wird, wenn auch in eher vagen Formulierungen, vom<br />

RLP berücksichtigt. Sprachbewusstheit erwächst demnach nämlich „aus einem vertieften Verständnis<br />

von Sprachreflexion“, die für „die beson<strong>der</strong>en Strukturen und Ausdrucksmöglichkeiten <strong>der</strong><br />

Ziel- und Muttersprache“ sensibilisiert, was „ein individuelles Repertoire für den effizienten Spracherwerb<br />

aufbauen hilft.“ Sprachfertigkeit auf gehobenem Niveau lässt sich also nicht von einer reflexiven<br />

Haltung gegenüber <strong>der</strong> Sprache trennen, über die allein sich <strong>der</strong> Lernende die Feinheiten<br />

interpretatorischer Kontexte zu erschließen vermag und die individuell ist in dem Sinne, dass das<br />

Sprachbewusstsein nur verbunden mit einem spezifischen Inhalt anwachsen kann. 1<br />

Je höher das Sprachniveau und je komplexer <strong>der</strong> Gegenstand, desto mehr sind nicht nur die verschiedenen<br />

Kompetenzen untereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch in ihrer Relation zum Inhalt nur im „Zusammenspiel“<br />

för<strong>der</strong>bar. Es dürfte intuitiv einleuchten, dass ein flüssig und fehlerfrei vorgetragener,<br />

mit idiomatischen Wendungen gespickter Diskussionsbeitrag, <strong>der</strong> aber an inhaltlichen Kenntnissen<br />

arm ist, eher Befremden auslöst, als dass er den Sprecher als sprachkundig ausweist.<br />

Kann ein Gesprächsteilnehmer dagegen „mitreden“, so werden ihm sprachliche Unzulänglichkeiten<br />

gerne verziehen. Hier lässt sich zwischen Inhalt und sprachlicher Form nicht mehr einfach trennen.<br />

Es ist eine Erfahrung in <strong>der</strong> eigenen Muttersprache wie in einer gut beherrschten Fremdsprache,<br />

dass die Diskurskompetenz mit <strong>der</strong> Aneignung des Inhalts mitwächst, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Inhalt mit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Diskurskompetenz reicher wird, in einem reziproken Prozess. Bezogen auf die Thematisierung<br />

literaturwissenschaftlicher Inhalte im Französischunterricht heißt das, dass von einer Orientierung<br />

an <strong>der</strong> sprachlichen Handlungsfähigkeit nicht nur nicht abgewichen werden muss, son<strong>der</strong>n<br />

ab einem bestimmten Niveau gar nicht abgewichen werden kann. Eine ernsthafte literatur-<br />

o<strong>der</strong> sprachwissenschaftliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einem Thema exemplarischer Art muss<br />

also zum obersten Ziel des Französischunterrichts keineswegs im Gegensatz stehen.<br />

b) Ein Seitenblick auf das Fach Deutsch mag helfen, für die Integration literatur- und sprachwissenschaftlicher<br />

Aspekte die rechte Balance zu finden. Anstelle <strong>der</strong> „sprachlichen Handlungsfähigkeit“<br />

wird dort „selbstbestimmtes Handeln“ als Ziel hervorgehoben. Erreicht werden soll es durch<br />

eine „reflexiv-analytische“ Haltung, die bezweckt, „die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden zu entwickeln, Texte,<br />

beson<strong>der</strong>s solche mit literarischem Anspruch, als gestaltete Gegenstände in ihrer Beson<strong>der</strong>heit<br />

wahrzunehmen und zu beurteilen.“ Der „Textbegriff“ umfasst dort neben den pragmatischen ausdrücklich<br />

auch „literarische“ Textsorten und damit Texte, die „als gestalteter Gegenstand zu verstehen<br />

und zu erschließen“ sind. Dabei sind sie nicht nur „als Mittel <strong>der</strong> Kommunikation“, son<strong>der</strong>n<br />

auch als „Mittel individueller und künstlerischer Äußerung zu untersuchen.“ Die dafür erfor<strong>der</strong>liche<br />

1 (Fn.: Die Dekonstruktion hat gezeigt, wie Texte mit Ausdrucksmitteln <strong>der</strong> Sprache verwachsen sind und<br />

Interpretation, verkürzt gefasst, darin besteht, den Text zu zerlegen, ihn über seine offen verstehbare Struktur<br />

hinauszutreiben und ihn weitersprechen zu lassen.<br />

Für die in didaktischer Hinsicht interessante Diskussion dieses Themas vgl. Christian Gefert, “Die Arbeit am<br />

Text - das Schweigen <strong>der</strong> Schrift und Strategien <strong>der</strong> Texteröffnung”, in: Johannes Rohbeck (Hg.), Philosophische<br />

Denkrichtungen, Dresden: Thelem 2001, S. 144-165).<br />

Seite 53


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Fähigkeit, Texte wie literaturwissenschaftliche Gegenstände zu untersuchen, ist dem Kompetenzbereich<br />

„Lesen, Erschließen und Bewerten literarischer und pragmatischer Texte“ unterstellt. Richtet<br />

sich <strong>der</strong> Focus auf sprachwissenschaftliche Gegenstände, so handelt es sich um eine eigene<br />

Kompetenz, bei <strong>der</strong> die Schülerinnen und Schüler „unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse die Bedeutung <strong>der</strong> Sprache für die menschliche Kognition“ reflektieren sollen.<br />

Die „Kompetenzbereiche“ sind zwar in Deutsch etwas an<strong>der</strong>s zugeschnitten (die Differenzen lassen<br />

sich hier nicht erörtern), aber grosso modo lassen sie sich mit den französischen Kompetenzen<br />

vergleichen. Die literaturwissenschaftliche Seite wird in Deutsch wie in Französisch dem<br />

Rubrum „Lesen“ unterstellt, während für die sprachwissenschaftliche Seite in Deutsch eine eigene<br />

Kompetenz „Reflektieren über Sprache und Sprachgebrauch“ eingeführt wird. Es ist hier natürlich<br />

zu berücksichtigen, dass Deutsch als Muttersprache unterrichtet wird und vertiefenden Analysen<br />

von Sprache und Literatur naturgemäß mehr Raum geben muss. In welcher Intensität jedoch auch<br />

immer, für die Schülerinnen und Schüler werden Einblicke in sprach- und literaturwissenschaftliche<br />

Sachverhalte so erkennbar und erfahrbar – als Pfade zu Sprache und Text auf vertieftem Niveau.<br />

Sollte also <strong>der</strong> Kenntnis dessen, was Französischschülerinnen und -schüler in einem potentiellen<br />

Romanistikstudium erwartet, ein höherer Stellenwert eingeräumt werden als einem beliebigen Inhalt,<br />

über den kommuniziert wird? Ich meine ja. Zwar gilt bis hin zu Q4, dass <strong>der</strong> Spracherwerb im<br />

Sinne sprachlicher Handlungsfähigkeit im Vor<strong>der</strong>grund stehen muss, doch das muss, da er sich<br />

auf höherer Stufe erst in Kombination mit komplex erschlossenen Inhalten voll entfalten kann, kein<br />

Wi<strong>der</strong>spruch sein. Und <strong>der</strong> Blick auf das Fach Deutsch zeigt, dass für die Frage nach dem Verständnis<br />

komplexerer Textsorten eine solche Kenntnis die Antwort ist.<br />

3. Wie könnte eine UE, die sich solche Einblicke zu geben vornimmt, praktisch aussehen? Ich<br />

möchte hier in gebotener Kürze ein im Unterricht erprobtes Beispiel aus dem literaturwissenschaftlichen<br />

Bereich vorstellen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Reihe Visions d'avenir. L'environnement, die thematisch im 4. Semester <strong>der</strong> Qualifizierungsstufe<br />

angesiedelt ist, lässt sich ohne Schwierigkeiten eine Doppelstunde zum Thema Les<br />

visionnaires d'autrefois. Le poéte et son environnement integrieren. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Reihe stehen<br />

heutige Umweltfragen wie Er<strong>der</strong>wärmung und Atomkraft, dazu bildet die Haltung des Dichters<br />

im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zu seiner Umwelt, zur feindlichen Natur und einer zunehmend technisch entfremdeten<br />

Zivilisation einen exklusiven, vertiefenden Kontrast. Dies verdichtet sich im berühmten<br />

Gedicht von Stephane Mallarmé, „Le vierge, le vivace et le bel aujourd’hui“. Dessen Sprache ist<br />

von höchstem Schwierigkeitsgrad, Vokabular und Wortstellungen lassen es auch Muttersprachlern<br />

anspruchsvoll erscheinen - eine Hürde, die z.B. durch eine brauchbare Interlinearübersetzung gesenkt<br />

werden kann. Das Gedicht bietet den Vorteil, eine Vielfalt von Varianten <strong>der</strong> Interpretation<br />

stellvertretend für Gedichte im Allgemeinen sozusagen auf kleinstem Raum exemplarisch deutlich<br />

werden zu lassen. Es folgt <strong>der</strong> äußeren Form nach in strenger Weise den klassischen Regeln des<br />

Sonetts und hält sich puristisch an die Regeln des französischen zwölfhebigen Alexandriners. Mit<br />

seinen Lautfärbungen setzt es Akzente in die Richtung <strong>der</strong> klirrenden, winterlich kalten Landschaft,<br />

von dem im Gedicht inhaltlich die Rede ist. Inhaltlichen bewegt sich das Gedicht auf vier Ebenen:<br />

es beschreibt die Natur in einem Bild <strong>der</strong> Kälte und des Stillstands. Es spricht zweitens von einer<br />

Kreatur, die in dieser Erstarrung kaum noch lebensfähig ist. Metaphorisch steht diese (drittens)<br />

traditionsgemäß für den Dichter bzw. Intellektuellen, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Welt auseinan<strong>der</strong>setzt. Die<br />

Natur verkörpert (viertens) die Lebenswelt des Dichters, die von ihm besungen bzw. analysiert<br />

wird. Der Dichter erkennt sich darin (fünftens) als entfremdeter Visionär, dies treibt ihn ins innere<br />

Exil, das in <strong>der</strong> reinen Schönheit <strong>der</strong> Form o<strong>der</strong> im “signe” (Signifikanten) ohne Signifikat seinen<br />

Ausdruck findet.<br />

Für die Schülerinnen und Schüler war es innerhalb von einer Doppelstunde ohne größere Schwierigkeiten<br />

möglich, die Mehrschichtigkeit wenn auch nicht in ihrem Sinngehalt auszuschöpfen, so<br />

doch in ihren unterschiedlichen Ausrichtungen zu erkennen. Mit Sachgehalt, Form, metaphorischer<br />

Ebene und <strong>der</strong> reflexiven Haltung des Poeten konnten sie paradigmatisch einen Eindruck von den<br />

Perspektiven gewinnen, aus denen eine literaturwissenschaftliche Analyse einen Text fokussiert.<br />

Seite 54


Zum Fremdsprachenunterricht<br />

Nota bene: Um den Unterschied zwischen einer gewohnten französischsprachigen Kommunikation<br />

zu einem Thema und dieser Einsicht in literaturwissenschaftliches Interpretieren markanter zu gestalten,<br />

traf ich für den zweiten, im engeren Sinne literaturwissenschaftlichen Teil <strong>der</strong> Doppelstunde<br />

die didaktische Entscheidung, Deutsch zur Unterrichtssprache zu erklären. Dies hatte drei<br />

Effekte: <strong>der</strong> Wechsel des Kompetenzschwerpunkts wurde hervorgehoben, die Schülerinnen und<br />

Schüler begannen automatisch, sich das Spezifische des französischen Textes sprachmittelnd zu<br />

vergegenwärtigen, und es stellte sich ein fachübergreifen<strong>der</strong> Effekt ein, als sich die Schülerinnen<br />

und Schüler ganz zwanglos <strong>der</strong> Werkzeuge bedienten, die sie im Deutschunterricht für die formale<br />

Interpretation von Gedichten erlernten hatten.<br />

Le vierge, le vivace et le bel aujourd‘hui<br />

Va-t-il nous déchirer avec un coup d‘aile ivre<br />

Ce lac dur oublié que hante sous le givre<br />

Le transparent glacier des vols qui n‘ont pas fui!<br />

Un cygne d‘autrefois se souvient que c‘est lui<br />

Magnifique mais qui sans espoir se délivre<br />

Pour n‘avoir pas chanté la région où vivre<br />

Quand du stérile hiver a resplendi l‘ennui.<br />

Tout son col secouera cette blanche agonie<br />

Par l‘espace infligé à l‘oiseau qui le nie,<br />

Mais non l‘horreur du sol où le plumage est pris.<br />

Fantôme qu‘à ce lieu son pur éclat assigne,<br />

Il s‘immobilise au songe froid de mépris<br />

Que vêt parmi l‘exil inutile le Cygne.<br />

Dr. Ulrich Müller-Schöll<br />

Lehramtsanwärter im 2.Schulpraktischen <strong>Seminar</strong> Lichtenberg (S)<br />

Das jungfräuliche, lebendige und schöne Heute,<br />

wird es uns mit einem irren Flügelschlag<br />

den vergessenen harten See aufreißen, <strong>der</strong> unter dem<br />

Reif<br />

von <strong>der</strong> transparenten Eisschicht <strong>der</strong> Flüge heimgesucht wird,<br />

die nie geflogen wurden?<br />

Ein Schwan von früher erinnert sich, dass er es ist, <strong>der</strong>,<br />

großartig, aber hoffnungslos, sich davon freimacht,<br />

die Region, wo man leben könnte, nicht besungen zu<br />

als das Unbehagen in sterilem Winter aufglänzte.<br />

haben,<br />

Sein ganzer Hals schüttelt also dieses weiße Dahinsiechen ab,<br />

das <strong>der</strong> Raum dem Vogel auferlegt, <strong>der</strong> diesen ignorieren<br />

kann,<br />

nicht jedoch die Abscheu vor dem Boden, in dem das Gefie<strong>der</strong><br />

festsitzt.<br />

Ein Phantom, das an diesem Ort sein bloßes Aufleuchten an-<br />

zeigt –<br />

es wird reglos angesichts des kalten Traums <strong>der</strong> Verachtung,<br />

<strong>der</strong> den SCHWAN in seinem nutzlosen Exil einhüllt.<br />

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Forum<br />

Seite 56<br />

Forum<br />

Wie bringen wir Gegenwartsliteratur in die Schule?<br />

Zur Entstehung und Veröffentlichung von Unterrichtsmaterialien<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> von uns entwickelten Unterrichtsreihe Juli Zeh: „Corpus Delicti. Ein Prozess“ – ein<br />

Roman zur Verteidigung <strong>der</strong> Freiheit? 36 und unter Berücksichtigung des parallel dazu entstandenen<br />

literaturwissenschaftlichen Aufsatzes Die Zukunft unserer Gesellschaft liegt in ihrer Vergangenheit.<br />

Zu Juli Zehs Roman „Corpus Delicti. Ein Prozess“ 37 stellen wir im Folgenden vor, welche<br />

Schritte von Autoren auf dem Weg zur Veröffentlichung von Unterrichtsmaterial bedacht sein wollen.<br />

Planung einer Unterrichtsreihe<br />

Unser persönliches Interesse am Werk <strong>der</strong> Schriftstellerin Juli Zeh stand am Anfang <strong>der</strong> Konzeption<br />

von Materialien zum Roman Corpus Delicti. Noch während <strong>der</strong> Erstlektüre begann <strong>der</strong> Austausch<br />

über Möglichkeiten einer unterrichtlichen Erarbeitung dieses gegenwartsliterarischen Textes,<br />

<strong>der</strong> gemäß dem Berliner Rahmenlehrplan im vierten Kurshalbjahr <strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe<br />

seinen Platz finden kann, um komplexe epische Texte unter Anwendung methodengeleiteter Untersuchungsverfahren<br />

systematisch zu analysieren. 38 An<strong>der</strong>s als beim Roman Spieltrieb 39 , <strong>der</strong> uns<br />

trotz seines thematischen Bezugs zur Schule und zur Lebenswelt <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

wegen seines Umfangs aus formalen Gründen nicht für eine Ganzlektüre im Erprobungskurs 40 geeignet<br />

schien, erkannten wir jene Chancen, die Corpus Delicti als engagierter Text für literarisches<br />

Lernen und für eine Kanonrevision 41 eröffnet. Außerdem konnte die Wahl des Romans als Gegenstand<br />

für den Deutschunterricht durch eine weitgehende Übereinstimmung mit den von Sabine<br />

Pfäfflin entwickelten formal-ästhetischen, thematisch-inhaltlichen und didaktischen Auswahlkriterien<br />

für Gegenwartsliteratur 42 begründet werden. Die Ausarbeitung, die Reflexion und Modifikation<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsreihe zu Corpus Delicti während ihrer mehrfachen Erprobung sollte zur Etablierung<br />

von Gegenwartsliteratur im Deutschunterricht beitragen und ferner exemplarisch einen Lösungs-<br />

36 Manja Vorbeck-Heyn/ Marcus Schotte: Juli Zeh: „Corpus Delicti. Ein Prozess“ – ein Roman zur Verteidigung <strong>der</strong><br />

Freiheit? (Sek II), in: RAAbits Deutsch/Literatur. Impulse und Materialien für die kreative Unterrichtsgestaltung. 74,<br />

Ergänzungslieferung. Stuttgart, 46 S. + Farbfolie.<br />

37 Marcus Schotte/ Manja Vorbeck-Heyn: Die Zukunft unserer Gesellschaft liegt in ihrer Vergangenheit. Zu Juli Zehs<br />

Roman Corpus Delicti. Ein Prozess, in: Literatur im Unterricht. Texte <strong>der</strong> Gegenwartsliteratur für die Schule 12 (20<strong>11</strong>),<br />

H. 2, S. <strong>11</strong>1-131.<br />

38 Vgl. Rahmenlehrplan für die gymnasiale Oberstufe. Gymnasium. Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe.<br />

Berufliche Gymnasien. Kollegs. Abendgymnasien. Deutsch. Hrsg. v. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend<br />

und Sport Berlin. Berlin 2006, S. 13, 23: Innerhalb des Themas „Literatur und Sprache im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t“<br />

kann <strong>der</strong> Roman dem Bereich „Literatur und Literaturbetrieb“ mit seinem Unterthema „Literatur im Medienkontext“<br />

zugeordnet werden.<br />

39 Juli Zeh: Spieltrieb. Frankfurt am Main 2004, 566 S. Vgl. Rainer Fliege: Was ist gute Literatur? Eine Antwort<br />

mit dem Roman „Spieltrieb“ von Juli Zeh, in: Deutschmagazin 6 (2009), H. 4, S. 59-63.<br />

40 Im Schuljahr 2009/10 wurde die Unterrichtsreihe in zwei elften Klassen <strong>der</strong> Eckener-Oberschule (Gymna-<br />

sium) in Berlin-Tempelhof durchgeführt.<br />

41 Vgl. Rahmenlehrplan Sachsen (Lektüreliste für das Abitur im Grund- und Leistungskurs), verbindliche Lek-<br />

türe ab 2013.<br />

42 Vgl. Sabine Pfäfflin: Auswahlkriterien für Gegenwartsliteratur im Deutschunterricht. 2., korr. u. überarb.<br />

Aufl. Baltmannsweiler 2010, S. 1-56.


Forum<br />

ansatz für die in <strong>der</strong> Fachdidaktik diskutierten Probleme im Umgang mit Romanen vorschlagen.<br />

Festgestellt wurde dort, dass<br />

„ausführliche Gesamtdarstellungen [fehlen], die zu klären versuchen, in welchem Alter welche<br />

Romane mit welchen Intentionen und möglichen Fragestellungen gelesen werden können,<br />

wie Romanlesen ‚gelernt’ wird, was man dazu im Deutschunterricht lernen muss, welche<br />

Kenntnisse über narrative Texte nötig sind und wie <strong>der</strong> Deutschunterricht sie vermitteln<br />

kann, wie die private Romanlektüre <strong>der</strong> Schüler durch den Unterricht beeinflusst werden<br />

kann, schließlich: welche Methoden sich für die gemeinsame Romanlektüre eignen und auf<br />

welche Methoden man mit Schüler/innen besser verzichtet.“ 43<br />

Da Corpus Delicti als literarische <strong>Neu</strong>erscheinung zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Planung und Durchführung<br />

<strong>der</strong> Unterrichtsreihe im Frühjahr 2010 „we<strong>der</strong> durch literaturwissenschaftliche Interpretationspraxis<br />

noch durch didaktische Analysen und methodische Erprobungen abgesichert“ 44 war, musste den<br />

Überlegungen zur unterrichtlichen Umsetzung die textnahe Interpretation des Romans vorausgehen.<br />

Dazu gehörte zunächst die Untersuchung des inhaltlichen Aufbaus, <strong>der</strong> Personenkonstellation<br />

und <strong>der</strong> Erzählstruktur. In einem weiteren Schritt kam die Kontextanalyse unter Einbezug diverser<br />

Prätexte hinzu. Daran schloss sich die Diskussion, unter welchen Fragestellungen und mit welchen<br />

Methoden – bei Bevorzugung handlungs- und produktionsorientierter Verfahren – die Realisierung<br />

im Unterricht stattfinden konnte.<br />

Zusammengefasst ergab sich daraus: Der Text zeichnet sich formal durch einen mittels Vor- und<br />

Rückblenden komplex ineinan<strong>der</strong> verschränkten Handlungsverlauf aus, das Inhaltsverständnis<br />

wird dadurch strukturbedingt erschwert. Dem steht jedoch ein spannungsreicher und die Erzählgeschwindigkeit<br />

erhöhen<strong>der</strong> kriminalistischer Plot gegenüber. Von Vorteil ist demnach, dass <strong>der</strong> Roman<br />

auf mehreren Ebenen gewinnbringend gelesen werden kann: An <strong>der</strong> Oberfläche ist die Lösung<br />

des verhandelten Mordvorwurfs gegen den Bru<strong>der</strong> <strong>der</strong> Protagonistin interessant; anregend ist<br />

dann die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Gesellschaftskritik, die durch die Genrezugehörigkeit geschickt,<br />

aber durchsichtig verschleiert wird; schließlich bietet das dichte Gewebe aus Referenzen<br />

die Möglichkeit zum Einbezug einer Vielzahl weiterer literarischer und filmischer Texte. Ohne sich<br />

<strong>der</strong> Gefahr einer Instrumentalisierung <strong>der</strong> Gegenwartsliteratur für (hoch-)literarisches Lernen auszusetzen,<br />

kann die unterrichtliche Arbeit mit dem Text auf unterschiedlichen Niveaus dazu beitragen,<br />

literarästhetisches Wissen aufzubauen und/ o<strong>der</strong> zu festigen und/ o<strong>der</strong> auf ältere Texte zu<br />

übertragen. Das wissenschaftspropädeutische Vorgehen kann sowohl einen Beitrag zur För<strong>der</strong>ung<br />

literarischer Rezeptionskompetenz leisten als auch darüber hinaus Sinnangebote machen, indem<br />

vor dem Hintergrund <strong>der</strong> aufgerufenen historischen Bezüge die Frage gestellt wird, wie je<strong>der</strong> Einzelne<br />

sich autoritärer und totalitärer Tendenzen erwehren kann und dadurch seine Verantwortung<br />

für den Erhalt des demokratischen Gemeinwesens wahrnehmen kann und muss. Der Roman Corpus<br />

Delicti ist unserer Meinung nach für junge Erwachsene in außerordentlichem Maße geeignet,<br />

weil <strong>der</strong> Text aktuelle Fragen aufgreift: Wie weit kann und wird <strong>der</strong> Staat individuelle Rechte einschränken?<br />

Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Wi<strong>der</strong>stand? Im Vor<strong>der</strong>grund stehen dabei die<br />

Themen Überwachung und Kontrolle sowie <strong>der</strong> staatliche Zwang zur Gesundheitsvorsorge als Lebenszweck.<br />

Bezogen wird das gattungstypisch auf unsere Zukunft, gemeint ist aber nur leicht chiffriert<br />

unsere Gegenwart.<br />

Durchführung einer Unterrichtsreihe<br />

Für die Durchführung <strong>der</strong> Unterrichtsreihe (inklusive Klausur) wurden sechs Wochen eingeplant.<br />

Die Berücksichtigung eines experimentellen Spielraums für eine solche Erprobung garantiert einen<br />

43<br />

Wolfgang Wangerin: Romane im Unterricht, in: Günter Lange u. a. (Hrsg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts.<br />

Grundfragen und Praxis <strong>der</strong> Sprach- und Literaturdidaktik, Bd. 2. 8., unverän<strong>der</strong>te Aufl. Balmannsweiler<br />

2003, S. 600-620, hier S. 608f.<br />

44<br />

Elisabeth K. Paefgen: Einführung in die Literaturdidaktik (SM, Bd. 317). 2., akt. u. erw. Aufl. Stuttart/ Weimar<br />

2006, S. 89.<br />

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Forum<br />

zeitlichen Puffer, um ggf. Erweiterungen o<strong>der</strong> Reduktionen für eine spätere Veröffentlichung vornehmen<br />

zu können. Während <strong>der</strong> Erprobung werden die Arbeitsmaterialien auf ihre Brauchbarkeit<br />

hin überprüft, so dass sie im Anschluss daran in einem weiteren Arbeitsschritt modifiziert werden<br />

können. Als sinnvoll hat sich die Evaluation durch die Schülerinnen und Schüler in Diskussionen<br />

und mittels Beurteilungsbögen erwiesen. Für eine gewisse Objektivierung sorgt <strong>der</strong> Austausch mit<br />

weiteren Lehrpersonen, die während <strong>der</strong> Durchführung hospitieren und die Reihe selbst erproben.<br />

Verlagssuche<br />

Aufschluss über einen positiven Verlauf <strong>der</strong> Unterrichtsreihe gaben uns die folgenden Beobachtungen:<br />

Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten kontinuierlich intensiv mit dem Text und den zur<br />

Verfügung gestellten Materialien. Trotz des Lektürepensums schien die Lesemotivation hoch zu<br />

sein; punktuell fand eine Wie<strong>der</strong>holungslektüre statt. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Schülerarbeiten zeigten<br />

eine Reaktivierung und Erweiterung des literaturanalytischen Zugriffs. Immer wie<strong>der</strong> führte die<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Text zur kritischen Diskussion gesellschaftspolitischer Fragen. Dies<br />

sprach neben dem Fehlen von Unterrichtsmaterial zu Corpus Delicti dafür, einen Publikationsort<br />

für die Unterrichtsmaterialien und die fundierende literaturwissenschaftliche Analyse in Form eines<br />

Aufsatzes zu suchen. Mit einer Reihenplanung und zwei Materialbeispielen versehene Anfragen<br />

erfolgten per E-Mail an verschiedene Verlage, die auf die Publikation von Unterrichtsmaterialien<br />

spezialisiert sind. Gleichzeitig wendeten wir uns an eine deutschdidaktische Fachzeitschrift, <strong>der</strong>en<br />

Gegenstand Gegenwartsliteratur im Unterricht ist.<br />

Zusammenarbeit mit Verlagen<br />

Nachdem die zuständigen Fachlektoren eine positive Rückmeldung formuliert hatten, verlangten<br />

sie die Einsicht in unterschiedliche Materialtypen mit jeweiligem Erwartungshorizont, um die Qualität<br />

und Quantität <strong>der</strong> Unterrichtsmaterialien einschätzen zu können. Die unterschiedlichen Formatanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Verlage richten sich nach ihrem jeweiligen Programmschwerpunkt (Gegenwartsliteratur),<br />

ihrer Zielgruppe (Lehrer, Schüler, Studenten) und ihrem Standardumfang (Seitenzahl)<br />

und beschränkten die Publikationsmöglichkeit, so dass in unserem Fall eine Kooperation mit<br />

dem Raabe-Verlag in Frage kam. Bei Vertragsabschluss wird die Zusammenarbeit zwischen Autor<br />

und Verlag geregelt, festgelegt wird dabei u. a. <strong>der</strong> Seitenumfang, die sorgfältige Beitragserstellung<br />

mit <strong>der</strong> Verpflichtung zu Überarbeitungen sowie <strong>der</strong> Abgabetermin (Erstabgabe nach ca. drei<br />

Monaten, Überarbeitungszeitraum ca. zwei Monate, Drucklegung ca. neun Monate nach Vertragsabschluss).<br />

Festzustellen ist, dass die Verlage sich bei <strong>der</strong> Beitragsannahme an den KMK-<br />

Standards orientieren, die zu för<strong>der</strong>nden Kompetenzen werden explizit formuliert und die didaktisch-methodischen<br />

Überlegungen basieren sowohl auf inhaltlichen als auch methodischen<br />

Schwerpunkten. Aus unserer Sicht zeichnet sich brauchbares Unterrichtsmaterial dadurch aus,<br />

dass zum einen Material für die Hand <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, zum an<strong>der</strong>en die Verlaufsplanung<br />

(gesamte Reihe und einzelne Unterrichtsstunden mit ihren verschiedenen Phasen) und<br />

die ausformulierten Erwartungshorizonte für die Lehrperson zur Verfügung gestellt werden. Unsere<br />

Erfahrungen mit dem Lektorat sind äußerst positiv, zeigen aber, dass Beiträge stets im Sinne des<br />

Verlags lektoriert werden und Autoren hier zu Kompromissen bereit sein müssen. Zwei Beispiele<br />

dazu: Bei den Unterrichtsmaterialien wurde von Verlagsseite gefor<strong>der</strong>t, Sacherklärungen für Schülerinnen<br />

und Schüler aus didaktisierten Nachschlagewörterbüchern statt aus wissenschaftlichen<br />

Sachwörterbüchern zu verwenden mit <strong>der</strong> Begründung, an<strong>der</strong>nfalls bestehe die Gefahr <strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung.<br />

Bei dem Fachaufsatz wurde ein historischer Exkurs aufgrund seines Umfangs gestrichen,<br />

obwohl dieser für die Argumentation und das Verständnis des interpretierten Primärtextes<br />

notwendig war. Was die wissenschaftliche Sorgfaltspflicht betrifft, ist anzumerken, dass die Formate<br />

zwar Quellenangaben für das Unterrichtsmaterial für Schülerhand vorsehen, nicht aber für die<br />

Sachanalysen und die zu formulierenden Erwartungshorizonte.<br />

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Forum<br />

Die hier geschil<strong>der</strong>ten Erfahrungen mit <strong>der</strong> Konzeption und Veröffentlichung von Unterrichtsmaterial<br />

bzw. Unterrichtsanregungen sollen an<strong>der</strong>e bestärken, ihren Fachunterricht als Chance dafür zu<br />

nutzen, selbst innovative Unterrichtsanregungen zu entwickeln und an<strong>der</strong>e durch die Veröffentlichung<br />

daran teilhaben zu lassen.<br />

Dr. Manja Vorbeck-Heyn, Studienrätin (i.A.) (D/F) Eckener-Oberschule (Gymnasium) Berlin-<br />

Tempelhof<br />

Marcus Schotte, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachdidaktik Deutsch, FU Berlin<br />

„Innovative Formen <strong>der</strong> Verknüpfung von Theorie und Praxis in <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung“<br />

Expertentagung vom 23. bis 24. Februar <strong>2012</strong> in Hamburg<br />

Die Frage zum Verhältnis von Theorie und Praxis in <strong>der</strong> Lehrerbildung ist in den Bundeslän<strong>der</strong>n in<br />

letzter Zeit verstärkt in den Fokus genommen worden. In vielen Bundeslän<strong>der</strong>n wird <strong>der</strong> Anteil von<br />

Praxisphasen in <strong>der</strong> ersten Phase verstärkt und zunehmend auch eine Abstimmung mit <strong>der</strong> zweiten<br />

Phase <strong>der</strong> Ausbildung initiiert, was sich nicht immer ganz einfach hinsichtlich <strong>der</strong> Verantwortlichkeiten<br />

erweist, aber natürlich zu einer besseren Verschränkung von erster und zweiter Phase<br />

führen kann.<br />

Die diesjährige Expertentagung in Hamburg nahm deshalb zum Anlass, wie Prof. Dr. Josef Keufer,<br />

Direktor des Landesinstituts Hamburg, ausführte, über die Verknüpfung <strong>der</strong> Anteile nachzudenken.<br />

Mit dem Einführungsvortrag von Prof. Dr. Per Ramberg, dem Leiter <strong>der</strong> Lehrerbildung an <strong>der</strong> Universität<br />

Trondheim, wurde <strong>der</strong> Blick auf europäische Tendenzen am Beispiel <strong>der</strong> nordischen Län<strong>der</strong>,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Norwegens, gelenkt.<br />

Prof. Dr. P. Ramberg erläuterte in seinem engagierten Vortrag das seit 25 Jahren entwickelte Konzept<br />

<strong>der</strong> forschungsbasierten Lehrerbildung, in <strong>der</strong> die Pole von Autonomie und Kontrolle sowie<br />

Theorie und Praxis das Koordinatensystem darstellen, in dem <strong>der</strong> traditionelle <strong>Seminar</strong>betrieb sich<br />

hin zu einer „Forscherschule“ gewandelt habe. Die heutige norwegische professionelle Lehrerbildung<br />

bestehe nunmehr aus einer sinnvollen Kombination von theoretischen und praxisorientierten<br />

Lernfel<strong>der</strong>n. Das Programm <strong>der</strong> Lehrerbildung an <strong>der</strong> norwegischen Universität „University of Science<br />

and Technology“ (NTNU) in Trondheim arbeitet seit zehn Jahren mit dem „Schul-Einsatz“,<br />

bei dem eine Gruppe von Referendaren (ca. 40) mit den Fachlehrern und acht professionellen<br />

Mentoren, die anteilig in Schule und Universität arbeiten, für eine bestimmte Zeitspanne die meisten<br />

Aufgabenbereiche einer Partnerschule übernimmt, vielleicht vergleichbar mit dem Prinzip eines<br />

Ausbildungsbetriebes deutscher Unternehmen (Azubifirma).<br />

In diesem Partnerschaftsmodell sind seit 2007 ca. 40 Partnerschulen eingebunden, <strong>der</strong>en professionelle<br />

Mentoren und Lehrerbildner von <strong>der</strong> NTNU die Verantwortung für Basisgruppen von jeweils<br />

ca. fünf Lehramtsstudenten vom Beginn bis zum Ende des Masterstudiums inne haben.<br />

Damit habe sich Norwegen, animiert durch die finnischen Erfolge nach grundlegenden Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Bildungswesen, ebenfalls auf den Weg einer systematischen Kompetenzentwicklung<br />

<strong>der</strong> Lehrer gemacht, wie sie in <strong>der</strong> OECD-Studie „Teachers Matters“(2005) gefor<strong>der</strong>t wurde.<br />

Die Gastgeber <strong>der</strong> Tagung, das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und das<br />

Zentrum für Lehrerbildung, gaben im Anschluss einen Überblick über den ersten Durchgang des<br />

„Kernpraktikums“ in Hamburg. 20<strong>11</strong> wurde erstmals im Masterstudiengang das neue Praxissemester<br />

durchgeführt. S. Hartung vom Zentrum für Lehrerbildung in Hamburg erläuterte die Verän<strong>der</strong>ungsprozesse,<br />

die aus Sicht <strong>der</strong> Universität und aus Sicht <strong>der</strong> Ausbildung mit <strong>der</strong> Einführung<br />

des Praxissemesters verbunden waren. So z.B. die Erstellung eines gemeinsamen Curriculums, in<br />

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Forum<br />

<strong>der</strong> die Leitideen <strong>der</strong> ersten und zweiten Phase <strong>der</strong> Ausbildung vereint werden konnten ohne jedoch<br />

dabei Inhalte <strong>der</strong> zweiten Phase vorweg zu nehmen. Die Ausbil<strong>der</strong>/innen <strong>der</strong> zweiten Phase<br />

sollen das Praxissemester begleiten. Ziel des Praxissemesters ist eine stärkere Verzahnung von<br />

Theorie und Praxis sowie das Finden eines Ortes, in dem die Lehramtsstudenten ihre eigene Professionalität<br />

erkennen können. Um die Verän<strong>der</strong>ungsprozesse zu initiieren sollte eine Kooperationsgruppe,<br />

bestehend aus Professoren <strong>der</strong> Universität, <strong>Seminar</strong>leitern <strong>der</strong> 2. Phase <strong>der</strong> Ausbildung<br />

und Schulleitern gebildet werden. Wie S. Hartung darlegte, schätzten die Auszubildenden<br />

den höheren Praxisanteil; auch begleitende <strong>Seminar</strong>e wurden umso höher geschätzt, je näher sie<br />

sich an <strong>der</strong> Praxis orientierten. Dagegen wurde das „forschende Lernen“ (Forschungsprojekte)<br />

mitunter als Störfaktor wahrgenommen. Der Blick auf die Zukunft spielte keine große Rolle. Wichtiger<br />

war es den Studenten, im schulischen Kontext erst einmal „zurecht zu kommen“. Zudem wurde<br />

eine „Clearing-Stelle“ eingeführt, zu <strong>der</strong>en Aufgaben es gehört zu klären, inwieweit Ausbildungsbeauftragte<br />

an den Schulen etabliert worden sind. Zusätzlich fungiert sie als Schlichtungsstelle,<br />

wenn es zu Zerwürfnissen zwischen Mentoren und Studenten kommen sollte.<br />

Das Workshopangebot <strong>der</strong> Tagung war mit 13 Bausteinen breit gefächert und aspektreich: es<br />

reichte z. B. vom nie<strong>der</strong>sächsischen Modell <strong>der</strong> „Lehr-Lern-Labore“ <strong>der</strong> Universität Oldenburg über<br />

Erfahrungslernen durch Videoselbstanalyse bis zur Reflexion des eigenen Repertoires an Führungsstilen<br />

im Referendariat, wie sie in Bremen erprobt wurde.<br />

Beispielhaft sei <strong>der</strong> letztgenannte Workshop, geleitet von H. Johnson vom Bremer Landesinstitut<br />

für Schule, erwähnt, <strong>der</strong> durch überzeugende Rhythmisierung von Einstiegsvortrag, anregen<strong>der</strong><br />

Übungsphase und Abschlussreflexion mit den Teilnehmern <strong>der</strong> Frage nachging, wie Referendare<br />

Selbst- und Fremdwahrnehmung als Führungskraft entdecken und entwickeln lernen, indem sie<br />

das eigene Repertoire an Führungsstilen in Anlehnung an D. Goleman beobachten, reflektieren<br />

und erproben.<br />

Den Ausklang <strong>der</strong> Tagung bildete <strong>der</strong> externe Blick durch J. Beppler (Landestrainer des Hessischen<br />

Handballverbandes für die hessischen Jugendnationalspieler) auf die Lehrerbildung, die die<br />

in Teilen interessanten Parallelen zwischen <strong>der</strong> sportlichen Trainingsarbeit und <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

deutlich machte.<br />

Neben den vielfältigen Workshops und Vorträgen kam es auch zu einem regen Austausch mit Vertretern<br />

aus den verschiedenen Bundeslän<strong>der</strong>n, sodass die teilnehmenden <strong>Seminar</strong>leiter/innen und<br />

<strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> für das Schulwesen zuständigen Senatsverwaltung mit vielen Ideen wie<strong>der</strong> nach<br />

Berlin reisten.<br />

Wir freuen uns schon heute auf die nächste Expertentagung, die vom 28.02. bis 01.03.2013 in<br />

Hildesheim stattfinden wird.<br />

Ulrike Ernst,<br />

Leiterin des 4. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> <strong>Neu</strong>kölln<br />

(S)<br />

Seite 60<br />

Roswitha Kneer-Werner,<br />

Leiterin des 2. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> <strong>Neu</strong>kölln<br />

(S)


Aufgeschnappt<br />

Aufgeschnappt<br />

Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern ist Verfassungsgebot<br />

Das vom Verband Bildung und Erziehung - VBE - Landesverband NRW - vorgelegte und von Prof. Dr. Wolfram<br />

Cremer, Universität Bochum, erstellte Gutachten „Beamtenstatus von Lehrern als Verfassungsgebot“<br />

kommt zu dem Schluss, dass Lehrerinnen und Lehrer grundsätzlich verbeamtet werden müssen.<br />

Das Gutachten wird Gegenstand des beamtenpolitischen Grundsatzgespräches des dbb berlin mit Bürgermeister<br />

Frank Henkel am 5. Juni <strong>2012</strong> sein.<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Überlegungen des Gutachters ist Art. 33 Absatz 4 Grundgesetz (GG), in dem es heißt:<br />

„Die Ausübung hoheitsrechtlicher Befugnisse ist als ständige Aufgabe in <strong>der</strong> Regel Angehörigen des öffentlichen<br />

Dienstes zu übertragen, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis stehen.“ Daran<br />

knüpft sich die Frage an: Handelt es sich bei <strong>der</strong> Lehrtätigkeit um die Ausübung hoheitsrechtlicher Befugnisse<br />

im Sinne von Art. 33 Absatz 4 GG? Dies ist immer dann <strong>der</strong> Fall, wenn staatliches Handeln für die Ausübung<br />

o<strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Grundrechte seiner Bürger wesentlich ist. Daran, dass die Tätigkeit von Lehrerinnen<br />

und Lehrern wie kaum eine an<strong>der</strong>e grundrechtswesentlich ist, kann aber kein vernünftiger Zweifel<br />

bestehen. Dies gilt gleichermaßen für die Notengebung und Versetzungsentscheidungen wie auch den Unterricht<br />

als solchen. Die Bedeutung all dessen für die (beruflichen) Lebenschancen und die Persönlichkeitsentwicklung<br />

und damit die Möglichkeiten <strong>der</strong> Grundrechtsentfaltung eines jeden Einzelnen können gar nicht<br />

hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Zwei an<strong>der</strong>s lautenden Beschlüssen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom September 2007 und<br />

Januar <strong>2012</strong> fehlt es überdeutlich an einer hinreichenden Begründung. Vielmehr wird lapidar behauptet, Lehrerinnen<br />

und Lehrer nähmen „nicht schwerpunktmäßig hoheitlich geprägte Aufgaben“ wahr.<br />

Das vollständige Gutachten ist unter http://cms-vbe.myserver106.de/downloads/PDF%20Dokumente/DA9_Beamtenstatus_01_03_12.pdf<br />

veröffentlicht.<br />

Unabhängig vom Verfassungsgericht ist die darin anklingende Geringschätzung des Lehrerberufs ein Schlag<br />

ins Gesicht für diejenigen, die täglich Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zu verantwortungsvollen Erwachsenen heranbilden.<br />

Joachim Jetschmann<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des dbb beamtenbund und tarifunion berlin<br />

Seite 61


Mitteilungen<br />

Seite 62<br />

Mitteilungen<br />

1. Bewerbungs- und Vereidigungstermine/Einführungsseminare<br />

Der Bewerbungstermin für die schulpraktische Ausbildung<br />

• war <strong>der</strong> 13. März <strong>2012</strong>, für Lehramtsanwärter/innen, die am 30.7.<strong>2012</strong> ihre Ausbildung beginnen<br />

werden.<br />

• ist <strong>der</strong> 25. September <strong>2012</strong> für Lehramtsanwärter/innen, die ihre Ausbildung im Februar<br />

2013 beginnen möchten.<br />

Die Vereidigung/Ernennung <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen findet in den aufnehmenden Schulpraktischen<br />

<strong>Seminar</strong>en am Montag, 30. Juli <strong>2012</strong>, statt. Daran schließt sich ein dreißig Stunden umfassendes<br />

Einführungsseminar für die Lehramtsanwärter/innen an, das von den Leitern/Leiterinnen<br />

bzw. Stellvertretenden Leitern/Leiterinnen <strong>der</strong> Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e durchgeführt wird.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Ausbildungsplätze zum 30. Juli <strong>2012</strong> beträgt voraussichtlich:<br />

� in <strong>der</strong> Studienratslaufbahn (im allgemein bildenden Bereich)<br />

� in <strong>der</strong> Studienratslaufbahn (im berufsbildenden Bereich)<br />

� in <strong>der</strong> Lehrerlaufbahn<br />

o L1-Lehreranwärter/innen<br />

o L2-Lehreranwärter/innen<br />

davon berufsbegleitend 10<br />

davon Quereinsteiger 19<br />

davon insgesamt berufsbegleitend 4<br />

� Lehreranwärter/innen an Son<strong>der</strong>schulen 60<br />

Damit hat sich die Anzahl <strong>der</strong> Lehramtsanwärter/innen, die ihre Ausbildung im Juli <strong>2012</strong> beginnen,<br />

gegenüber dem letzten Einstellungstermin im Februar <strong>2012</strong> in allen Laufbahnen erhöht bzw. in <strong>der</strong><br />

L1-Lehrerlaufbahn ist die Zahl konstant geblieben:<br />

in <strong>der</strong> Studienratslaufbahn (allgemein bildend) + 68<br />

im berufsbildenden Bereich + 1<br />

in <strong>der</strong> Lehrerlaufbahn<br />

L1- Lehrer<br />

0<br />

L2-Lehrer<br />

+ 25<br />

bei den Son<strong>der</strong>pädagogen + 26<br />

Nach Aussagen <strong>der</strong> Senatsverwaltung zeigt sich ein Rückgang bei den Bewerbungen für das Amt<br />

eines Lehrers/einer Lehrerin.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Lehrerlaufbahnen beträgt die Zahl <strong>der</strong> Masterabsolventen 88 zuzüglich 35 bei den<br />

Son<strong>der</strong>pädagogen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Studienratslaufbahn wird die Zahl <strong>der</strong> Masterabsolventen zurzeit nicht erhoben.<br />

304<br />

48<br />

106<br />

84


2. Aufnahme von Lehramtsanwärtern/innen in den Ausbildungsregionen<br />

Mitteilungen<br />

Wie bereits in <strong>der</strong> letzten Ausgabe erwähnt, wird den Regionen eine Gesamtzahl an Lehramtsanwärter/innen<br />

zugewiesen, die dann die <strong>Seminar</strong>leiter/innen <strong>der</strong> jeweiligen Regionen auf die Schulen<br />

und die Fachseminare in ihrer Region verteilen. Sollten nicht ausreichend Ausbildungsplätze in<br />

den Schulen o<strong>der</strong> in den Fachseminaren vorhanden sein, muss auf benachbarte Regionen ausgewichen<br />

werden. In diesem Jahr sind dies:<br />

Region L-Bereich S-Bereich<br />

1 : Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte,<br />

Spandau, Steglitz-Zehlendorf,<br />

2 : Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf,<br />

Reinickendorf<br />

3 : Friedrichshain-Kreuzberg, <strong>Neu</strong>kölln,<br />

Tempelhof-Schöneberg, Treptow-Köpenick<br />

69 74<br />

67 107<br />

54 123<br />

Entsprechend den bisherigen Frequenzen in den Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>en, nehmen die folgenden<br />

<strong>Seminar</strong>e Lehramtsanwärter/ innen zum Juli <strong>2012</strong> auf:<br />

Lehreranwärter/innen:<br />

Region 1<br />

Studienreferendar/innen<br />

(allgemein bildend):<br />

3. SPS Mitte 1. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

3. SPS Steglitz-Zehlendorf (Master) 5. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

8. SPS Steglitz-Zehlendorf<br />

Region 2<br />

1. SPS Lichtenberg (Master) 2. SPS Lichtenberg<br />

2. SPS Marzahn-Hellersdorf 3. SPS Marzahn-Hellersdorf<br />

2. SPS Reinickendorf (Master) 3. SPS Reinickendorf<br />

7. SPS Reinickendorf<br />

Region 3:<br />

1. SPS Treptow-Köpenick (Master) 2. SPS <strong>Neu</strong>kölln<br />

3. SPS Treptow-Köpenick 2. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />

3. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />

2. SPS Treptow-Köpenick<br />

4. SPS Treptow-Köpenick<br />

Son<strong>der</strong>pädagogen<br />

Studienreferendare/innen<br />

(berufsbildend)<br />

unbekannt 7. SPS Steglitz-Zehlendorf<br />

Seite 63


Mitteilungen<br />

3. Einführungsveranstaltungen für neue Fachseminarleiter/innen<br />

Für die neuen Fachseminarleiter/innen, die ab <strong>August</strong> <strong>2012</strong> ihre Tätigkeit aufnehmen, bietet die<br />

für das Schulwesen zuständige Senatsverwaltung wie<strong>der</strong> Einführungskurse an, <strong>der</strong>en Termine<br />

noch nicht festliegen:<br />

Baustein 1<br />

Ort: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft<br />

Thema: Einführung in die rechtlichen Grundlagen, u.a. Lehrerausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

Baustein 2<br />

Seite 64<br />

Herr Dannert, Herr Stephan<br />

Ort: 2. Schulpraktisches <strong>Seminar</strong> <strong>Neu</strong>kölln<br />

Thema: Beobachten-Bewerten-Beurteilen<br />

Frau Kneer-Werner<br />

Für die beiden Bausteine ergehen geson<strong>der</strong>te Einladungen von <strong>der</strong> Senatsverwaltung für<br />

Bildung, Jugend und Wissenschaft.<br />

4. Personalia<br />

Auch in diesem Jahr wurden wie<strong>der</strong> neue Fachseminarleiter/innen für die Ausbildung benötigt. In<br />

<strong>der</strong> folgenden Übersicht sind die neuen Fachseminare o<strong>der</strong> neu zu besetzenden Fachseminare<br />

nach Fächern zusammengestellt. Folgende Kolleginnen und Kollegen werden ab <strong>August</strong> <strong>2012</strong> ihre<br />

Tätigkeit als Fachseminarleiter/innen aufnehmen:<br />

LAUFB FACH Name des FSL VORNAME Schulname<br />

S a De Lubitz Anja Schulfarminsel Scharfenberg<br />

S a De Maron Jutta Heinrich-Schliemann-Schule<br />

S a En Kriesing Germer Leibniz-Oberschule<br />

S a Ge Stelter Johannes Heinz-Berggruen-Schule<br />

S a Ge Benning Maria John-Lennon-Gymnasium<br />

S a Ge Bublys Florian ????<br />

S a Ge Kehl Christian Archenhold-Schule<br />

S a Ge Klingenfuß Martin Humboldt-Oberschule<br />

S a Ge Lautenschläger Hella Primo-Levi-Schule<br />

S a La Wenzel Andreas Goethe-Gymnasium<br />

S a Ma Car Katrin<br />

Europäische Schule Bertha-von-<br />

Suttner<br />

S a Ma Hinterleitner Antje Albert-Einstein-Schule<br />

S a Span Klausa David Werner-von-Siemens-Gymnasium<br />

S a Span Mertha Stefanie Anne-Frank-Schule<br />

S a Span Feix Jeannine Tagore-Schule<br />

S a Sp Hartmann Josephine Diesterweg-Schule<br />

S DH Druck Diestelkam Wilm Ernst-Lifaß-Schule (OSZ)


L a De Rieger Cordula Hermann-Hesse-Oberschule<br />

L a Fr Riebesell Frank Scharmützelsee-Schule<br />

L a Ge Di Lorenzo Anne Hedwig-Dohm-Schule<br />

L a SU Heßler Pamela Süd-Grundschule<br />

Legende: S a: Studienratslaufbahn, allgemein bildend<br />

Stand: 10. Juni <strong>2012</strong><br />

S DH: Studienratslaufbahn, berufsbildend<br />

L a: Lehrerlaufbahn, allgemein bildend<br />

L So: Lehrerlaufbahn, Son<strong>der</strong>pädagogik<br />

Zusammengestellt von Roswitha Kneer-Werner<br />

Leiterin des 2. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s <strong>Neu</strong>kölln (S)<br />

Mitteilungen<br />

Seite 65


BAK Berlin<br />

Seite 66<br />

Der <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und<br />

Fachleiter/innen e.V., Landesgruppe Berlin<br />

Aktivitäten des BAK in Berlin<br />

1. Seit Mai sind wir 100!<br />

Tatsächlich konnte <strong>der</strong> Landesverband im Mai das 100. Mitglied begrüßen. Der Bundesverband<br />

informierte die Bundeslän<strong>der</strong> im März <strong>2012</strong> über die Entwicklung des Mitglie<strong>der</strong>standes<br />

seit 2006; dabei ist die Entwicklung für den Landesverband Berlin eine erfreuliche:<br />

9/2006 9/2007 <strong>11</strong>/2008 9/2009 9/2010 6/20<strong>11</strong> 5/<strong>2012</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> 57 56 53 68 88 91 100<br />

Der Landesvorstand dankt allen Mitglie<strong>der</strong>n für das entgegengebrachte Vertrauen. Weitere Aktivitäten<br />

sollen die Mitgliedschaft und das Engagement im Landesverband auch in Zukunft lohnend<br />

und interessant machen.<br />

2. Vortragsreihe <strong>2012</strong>:<br />

Die Vortragsreihe wird im September und Oktober mit zwei Veranstaltungen fortgesetzt. Herzlichen<br />

Dank an alle, die sich für die komplette Veranstaltungsreihe angemeldet haben. Sie brauchen<br />

nichts weiter zu tun, Ihre Anmeldung wird berücksichtigt. Wer sich noch nicht angemeldet<br />

hat, kann das gerne bis eine Woche vor Veranstaltungsbeginn tun:<br />

1. Motivation im Lehrerberuf<br />

Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Oliver Dickhäuser, Universität Mannheim, Lehrstuhl Pädagogische<br />

Psychologie<br />

Der Vortrag thematisiert, wie sich die Motivation von (angehenden) Lehrkräften in <strong>der</strong>en Erleben,<br />

Kompetenzhandeln, Leistung sowie Unterrichtsverhalten nie<strong>der</strong>schlägt. Prof. Dickhäuser<br />

berichtet dabei unter an<strong>der</strong>em über aktuelle Studien mit Lehrkräften im Beruf sowie mit Referendaren.<br />

Wie können angesichts dieser Befunde wünschenswerte berufliche Zielorientierungen<br />

von angehenden Lehrerinnen und Lehrern geför<strong>der</strong>t werden? Überlegungen hierzu bilden<br />

den Abschluss des Vortrags und sollen eine fruchtbare Diskussion anregen.<br />

Veranstaltungsnummer: V02DICK<br />

Zeit: 7.9.<strong>2012</strong>, 15.00 - 17.00 Uhr<br />

Ort: Humboldt-Universität, Hegelplatz, Hörsaal 1.101<br />

Kostenbeitrag: 10 €, für Mitglie<strong>der</strong> 5 €<br />

2. Praxis <strong>der</strong> Unterrichtsdiagnostik<br />

Vortrag und Workshop mit Prof. Dr. Andreas Helmke, Universität Koblenz-Landau<br />

Prof. Andreas Helmke, zu dessen Lehr- und Forschungsschwerpunkten die Unterrichtsdiagnostik<br />

gehört, wird dieses Thema in einem Workshop theoretisch und praktisch behandeln.<br />

Veranstaltungsnummer: V03HELM<br />

Zeit: 26.10.<strong>2012</strong>, 14.30 - 18.00 Uhr<br />

Ort: Freie Universität, Hörsaal Hs 1b<br />

Kostenbeitrag: 10 €, für Mitglie<strong>der</strong> 5 €


Hinweise für die Anmeldung:<br />

BAK Berlin<br />

• Die Anmeldung für die Veranstaltungen V02 - V03 erfolgt per Banküberweisung an unsere<br />

Kassenwartin Monika Wegerich und per zusätzlicher E-Mail an bak-buero.berlin@gmx.de .<br />

• Wollen Sie sich für beide Veranstaltungen anmelden, überweisen Sie bitte den doppelten<br />

Kostenbeitrag. Vermerken Sie auf <strong>der</strong> Banküberweisung unter „Verwendungszweck“<br />

IHREN VOR- und ZUNAMEN und die VERANSTALTUNGSNUMMER/N <strong>der</strong> gewünschten<br />

Veranstaltung/en.<br />

• Im Folgenden ein BEISPIEL für die Anmeldung zu den Veranstaltungen mit Prof. Dickhäuser<br />

und Prof. Helmke.<br />

BEISPIEL: Monika Wegerich<br />

Berliner Sparkasse<br />

Kontonummer: 1060246054<br />

Bankleitzahl: 10050000<br />

Verwendungszweck: ERIKA MUSTERMANN, V02DICK + V03HELM<br />

• Senden Sie nach erfolgter Anmeldung per Banküberweisung eine E-Mail an<br />

bak-buero.berlin@gmx.de. Damit ist sichergestellt, dass Sie über Veranstaltungsän<strong>der</strong>ungen<br />

informiert o<strong>der</strong> Ihnen ggf. vorbereitende Materialien per E-Mail zugesandt werden können.<br />

(Anmeldebestätigungen werden nicht verschickt.)<br />

Bitte wie<strong>der</strong>holen Sie in <strong>der</strong> E-Mail die Angaben Ihrer Banküberweisung unter „Verwendungszweck“.<br />

Im gewählten BEISPIEL: ERIKA MUSTERMANN, V02DICK + V03HELM<br />

Gerne können Sie unter Ihren Kolleginnen und Kollegen für diese Veranstaltungen werben. Alle<br />

Interessierten können nach Anmeldung teilnehmen. - Es handelt sich an dieser Stelle um eine<br />

Vorabinformation; <strong>der</strong> Landesverband wird mindestens vier Wochen vor dem jeweiligen<br />

Termin für jede Veranstaltung eine Einladung an alle Mitglie<strong>der</strong> und alle Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>e<br />

versenden.<br />

3. Fachdidaktik-Tagung in Berlin, 1. und 2. März 2013<br />

Bitte vormerken!<br />

Der BAK-Bundesverband und das Zentrum für Lehrerbildung <strong>der</strong> FU Berlin veranstalten am<br />

01./02. März 2013 in Berlin eine Fachdidaktik-Tagung. Über die Intention und die Arbeitsweise<br />

während dieser Tagung informiert Dr. Jörg Kayser im Beitrag auf Seite 69.<br />

4. 46. <strong>Seminar</strong>tag in Köln, 25. - 28.9.<strong>2012</strong> – Vielfalt als Aufgabe <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

Interkulturalität, Inklusion, Identität – mit diesen Begriffen spannt <strong>der</strong> 46. <strong>Seminar</strong>tag in Köln einen<br />

Rahmen des wissenschaftlichen, schul- und ausbildungspraktischen Austauschs über professionelle<br />

Lehrerarbeit unter den Bedingungen gesellschaftlicher und schulischer Vielfältigkeit.<br />

Anmeldung online ab dem 12. Juni <strong>2012</strong> über den nebenstehenden QR-Code bzw.<br />

http://www.bak-online.de/aktuelles/index.html , dort auch weitere Informationen zum Programm,<br />

zu den Workshops, zu Hotelreservierungen und zur Kultur in und um Köln.<br />

Zusammengestellt von Herbert Böpple<br />

Landessprecher des BAK Berlin<br />

Leiter des 2. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Lichtenberg (S)<br />

Seite 67


BAK Berlin<br />

Seite 68


BAK Berlin<br />

Fachdidaktik-Tagung des BAK und des Zentrums für Lehrerbildung <strong>der</strong><br />

FU Berlin am 01./02. März 2013 in Berlin<br />

Die fachdidaktische Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte ist eine phasenübergreifende Aufgabe!<br />

Der BAK möchte sich in <strong>der</strong> Zukunft verstärkt und unterstützend dieser Aufgabe widmen.<br />

Im regelmäßigen Turnus soll an <strong>der</strong> FU Berlin in Kooperation zwischen dem Zentrum für Lehrerbildung<br />

<strong>der</strong> FU Berlin und dem BAK jeweils Anfang März eine bundesweite Fachdidaktik-Tagung<br />

stattfinden, in <strong>der</strong> Vertreterinnen und Vertreter <strong>der</strong> ersten und zweiten Phase <strong>der</strong> Lehrerbildung<br />

(ggfs. auch <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung) zusammenwirken können.<br />

Dabei soll eine inhaltliche Fragestellung zunächst im Plenum übergreifend für alle Fächer thematisiert<br />

werden, um anschließend in fachbezogenen und phasenübergreifenden Arbeitsgruppen vertiefend<br />

behandelt zu werden.<br />

Diese Arbeitsgruppen werden in die Obhut <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> gegeben. Entsprechend sind die Landesverbände<br />

des BAK gehalten, jeweils die Betreuung einzelner Fächer zu übernehmen. Dies schließt<br />

zunächst die Auswahl <strong>der</strong> Fächer sowie die Bestellung <strong>der</strong> phasenübergreifenden Leitung <strong>der</strong> Arbeitsgruppen<br />

– ein(e) Vertreter/in Hochschule und ein(e) Vertreter/in Vorbereitungsdienst – ein.<br />

Für die erste Tagung dieser Art ergibt sich <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> folgende Planungsstand:<br />

Veranstaltungstermin: 01./02. März 2013<br />

Zielgruppe: Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker <strong>der</strong> ersten und zweiten Phase <strong>der</strong><br />

bundesdeutschen Lehrerausbildung<br />

Veranstaltungsort: Zentrum für Lehrerbildung, FU Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195<br />

Berlin<br />

Veranstalter: BAK und Zentrum für Lehrerbildung <strong>der</strong> FU Berlin,<br />

Referent: (angefragt) Prof. Dr. Kurt Reusser, Universität Zürich, Institut für Erziehungswissenschaft,<br />

Pädagogische Psychologie und Didaktik<br />

Thema (Arbeitstitel): "Lernwirksame Ausbildung und lernwirksamer Unterricht in heterogenen<br />

Lerngruppen: Gelingensbedingungen und Qualitätsmerkmale".<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk soll im Leitvortrag auf den notwendigen Wandel im<br />

Rollenverständnis <strong>der</strong> Lehrkräfte und (vor allem auch) von <strong>der</strong>en Ausbil<strong>der</strong>innen<br />

und Ausbil<strong>der</strong>n sowie auf die Entwicklung <strong>der</strong> Diagnosekompetenz<br />

und die "Schaffung von Zugängen über Lernaufgaben" gelegt werden. Entsprechend<br />

und darauf aufbauend sollen in den Arbeitsgruppen die Lernprozesse<br />

und die Lernwirksamkeit von Lernaufgaben betrachtet werden.<br />

Vorüberlegungen zum Ablauf:<br />

Freitag, 01.03.13<br />

14:00 Uhr Einführungssitzung <strong>der</strong> Arbeitsgruppenleitungen<br />

16:00 Uhr Begrüßung und offizielle Eröffnung <strong>der</strong> Tagung<br />

Seite 69


BAK Berlin<br />

Seite 70<br />

16:15 Uhr Leitvortrag zum o.g. Thema von Herrn Prof. Reusser mit anschließen<strong>der</strong><br />

Diskussion<br />

ca. 18:00 Uhr Ende<br />

20:00 Uhr Kleinkunstabend<br />

Samstag 02.03.13<br />

09:00 Uhr Arbeitsgruppen – Phase 1<br />

<strong>11</strong>:00 Uhr Kaffeepause<br />

<strong>11</strong>:30 Uhr Arbeitsgruppen – Phase 2<br />

ca. 14:00 Ende<br />

Unterbringung: Der BAK bemüht sich, preiswerte Hotelangebote für ein bis zwei Übernachtungen<br />

für ein bis zwei Personen zu organisieren, so dass Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer ihre Partner/in mitbringen und mit ihnen gemeinsam das<br />

Restwochenende in Berlin verbringen können. Die Kosten tragen die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer.<br />

Ansprechpartner: Dr. Jörg Kayser (BAK-Bund / übergreifende Fragen)<br />

bak.mail@gmx.de<br />

Herbert Böpple (LV Berlin / Fragen zu Berliner Arbeitsgruppen)<br />

bak-berlin.boepple@alice.de<br />

Genauere Informationen (z.B. über das Anmeldeverfahren) erhalten BAK-Mitglie<strong>der</strong> rechtzeitig<br />

über einen E-Mail-Rundbrief und die Zeitschrift SEMINAR!<br />

Dr. Jörg Kayser<br />

Bundesvorsitzen<strong>der</strong> des <strong>Bundesarbeitskreis</strong>es <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e.V.<br />

Leiter des 1. Schulpraktischen <strong>Seminar</strong>s Reinickendorf (S)


<strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen e. V.<br />

Geschäftsstelle für Mitglie<strong>der</strong>verwaltung - Finanzen - Vertrieb<br />

Dietmar Seiffert - Bundesschatzmeister<br />

Bernhard-Lichtenberg-Weg 9, 3<strong>11</strong>39 Hildesheim<br />

Beitrittserklärung<br />

Tel. / Fax 05121 / 270191 Tel. 05121 / 46184 E-Mail: D.Seiffert@t-online.de<br />

Beitrittserklärung und Ermächtigung zum Bankeinzug<br />

Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum <strong>Bundesarbeitskreis</strong> <strong>der</strong> <strong>Seminar</strong>- und Fachleiter/innen<br />

e. V. (BAK). Gleichzeitig ermächtige ich den BAK wi<strong>der</strong>ruflich, den Jahresbeitrag<br />

bei Fälligkeit am 01. März eines jeden Jahres von meinem Konto mittels<br />

Lastschrift einzuziehen. Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gutschrift eines von mir nicht anerkannten<br />

Einzugsbetrages bleibt vorbehalten.<br />

Der gegenwärtige Jahresbeitrag beträgt für Mitglie<strong>der</strong> aus den „alten" Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

48,00 EUR und für Mitglie<strong>der</strong> aus den „neuen" Bundeslän<strong>der</strong>n 36,00 EUR.<br />

� Bundesland<br />

� Name<br />

� Vorname<br />

� Straße<br />

� PLZ, Ort<br />

� E-Mail / Telefon<br />

� Ort des Studienseminars<br />

� Lehramt /(Gym., bbS, GHRS, SoS, …)<br />

� <strong>Seminar</strong>funktion<br />

Konto<br />

Bank<br />

in<br />

BLZ<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

BAK ist vom Finanzamt Bruchsal als gemeinnützige Personenvereinigung anerkannt worden<br />

(Gern. <strong>11</strong>50).<br />

Seite 71

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