20.02.2013 Aufrufe

Schlafprobleme: Wie erkennen, wie vorgehen? – Beispiele ... - Swissi

Schlafprobleme: Wie erkennen, wie vorgehen? – Beispiele ... - Swissi

Schlafprobleme: Wie erkennen, wie vorgehen? – Beispiele ... - Swissi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Schlafprobleme</strong>: <strong>Wie</strong> <strong>erkennen</strong>, <strong>wie</strong><br />

<strong>vorgehen</strong>?<br />

<strong>–</strong> <strong>Beispiele</strong> und Tipps aus der Praxis<br />

Dr. med. Urs Hinnen<br />

FMH Prävention + Arbeitsmedizin<br />

AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene AG<br />

Zürich<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

Häufigkeit von Schlafstörungen<br />

EU-Umfrage "Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen", 1996<br />

Stress<br />

Muskelschmerzen<br />

Augenbeschwerden<br />

Schlafstörungen<br />

Hautprobleme<br />

Allergien<br />

Herzkrankheiten<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%<br />

Anteil Beschäftigte mit Beschwerden [%]<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 1<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 2<br />

© Sicherheitsinstitut


Ursachen von Schlafstörungen<br />

Die ‚sechs P‘:<br />

- Physisch: Erkrankungen (z.B. mit Schmerzen)<br />

- Physiologisch: Jet Lag, Schichtarbeit<br />

- Psychologisch: Lebensereignisse, Stress<br />

- Psychiatrisch: Depression, Sucht- und Angsterkrankungen<br />

- Pharmakologisch: Alkohol, Koffein, Nikotin, Medikamente<br />

- Private Umstände: Kleinkind<br />

Welche sind arbeitsbedingt?<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 3<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 4<br />

Aus arbeitsmedizinischer Sicht besonders<br />

von Bedeutung: Nacht- und Schichtarbeit<br />

Beispiel Papierfabrik:<br />

20 % der schichtarbeitenden Belegschaft mit<br />

<strong>Schlafprobleme</strong>n<br />

© Sicherheitsinstitut


SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 5<br />

Aus arbeitsmedizinischer Sicht besonders<br />

von Bedeutung: Nacht- und Schichtarbeit<br />

Beispiel Tabakfabrik: 12 % der schichtarbeitenden<br />

Männer, 14 % der schichtarbeitenden Frauen mit<br />

<strong>Schlafprobleme</strong>n<br />

Bemerkungen zur rechtlichen Situation<br />

Arbeitsgesetz-Revision 1998:<br />

Ziele: u.a. Verbesserter Schutz in der Nachtarbeit<br />

Anpassungen:<br />

- Abgrenzungen Tag/Nacht<br />

- Überzeitbestimmungen<br />

- Nachtarbeit (bewilligungspflichtig):<br />

- Zeitzuschlag<br />

- Medizinische Untersuchung und Beratung<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 6<br />

© Sicherheitsinstitut


Bemerkungen zur rechtlichen Situation<br />

(ArG V1 3. Kap.)<br />

Medizinische Untersuchung und Beratung (Art.17):<br />

Arbeitnehmende, die über 25 Nächte und mehr / Jahr)<br />

Nachtarbeit verrichten, haben Anspruch auf ärztliche<br />

Untersuchung des Gesundheitszustandes und Beratung: bis<br />

45 J. alle zwei Jahre, danach alljährlich.<br />

Für bestimmte Gruppen ist die medizinische Untersuchung<br />

obligatorisch (z.B. besondere Belastungen, allein arbeitende<br />

Arbeitnehmer)<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

Früherkennung von gesundheitlichen<br />

Problemen bei Nachtarbeitenden<br />

Schicht-Maladaption: ca. 20% der<br />

Schichtarbeitenden betroffen<br />

Symptome:<br />

- Schlafstörungen, chronische Müdigkeit,<br />

Schläfrigkeit<br />

- Magen-Darm-Trakt: Sodbrennen, Stuhlprobleme<br />

- Tabletten- / Alkoholkonsum erhöht<br />

- Unfälle<br />

- Depression, Erschöpfung, Veränderungen der<br />

Persönlichkeit<br />

- Soziale Spannungen<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 7<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 8<br />

© Sicherheitsinstitut


Berufsbedingte <strong>Schlafprobleme</strong>: <strong>Wie</strong><br />

<strong>erkennen</strong>?<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 9<br />

Herr S.A., geb. 1981, Schichtführer Papier-Produktion seit 1<br />

Jahr, 3-Schicht-System:<br />

- Massive Schlafstörungen<br />

- Magenprobleme<br />

- Stechen auf der Brust<br />

- Depression<br />

- Reduzierter Allgemeinzustand<br />

Entscheid: Ungeeignet für Schicht- und Nachtarbeit<br />

Berufsbedingte <strong>Schlafprobleme</strong>: <strong>Wie</strong><br />

<strong>erkennen</strong>?<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 10<br />

Herr Y.O., geb. 1966, Lagerist und Staplerfahrer, seit 20 J., seit<br />

einigen Jahren 3-Schicht-Sytstem:<br />

- Einschlaf- und Durchschlafprobleme<br />

- Schwindelanfälle<br />

- Absolut unzufrieden mit Schichtsystem<br />

- Nervosität, wegen psych. Problemen in ärztlicher Behandlg.<br />

- Appetitlosigkeit<br />

- Bluthochdruck<br />

Entscheid: Ungeeignet für Schicht- und Nachtarbeit<br />

© Sicherheitsinstitut


Berufsbedingte <strong>Schlafprobleme</strong>: <strong>Wie</strong><br />

<strong>erkennen</strong>?<br />

Hinweise auf <strong>Schlafprobleme</strong>:<br />

� Chron. Müdigkeit, Schläfrigkeit<br />

� Aufmerksamkeits-, Konzentrations-, Gedächtnisstörungen<br />

� Soziale Sch<strong>wie</strong>rigkeiten<br />

� Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen<br />

� Motivations- und Energielosigkeit<br />

� ‚Angespanntsein‘; Kopfschmerzen<br />

� Magen-Darm-Beschwerden<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

Berufsbedingte <strong>Schlafprobleme</strong>: <strong>Wie</strong><br />

<strong>erkennen</strong>?<br />

Erkennung häufig sch<strong>wie</strong>rig, weil Verschweigen<br />

aus wirtschaftlichen Gründen, Angst vor Arbeitsplatzverlust<br />

<strong>Schlafprobleme</strong> bei Schichtarbeitenden zunehmend<br />

mit zunehmendem Alter<br />

Bedingung für Nichteignung: Schriftliches<br />

Einverständnis<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 11<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 12<br />

© Sicherheitsinstitut


<strong>Wie</strong> <strong>vorgehen</strong>?<br />

Individuelle Ebene:<br />

- Schlafstörende Einflussfaktoren, die behandelt werden<br />

können? Wenn ja, ist die Behandlung ausreichend?<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 13<br />

- Schlafstörende Einflussfaktoren im Betrieb (Stress, Mobbing,<br />

Überzeit)<br />

- Schlafstörende Einflussfaktoren im privaten Bereich? (2. Job;<br />

Doppelbelastung durch Haushalt / Kind; sehr langer<br />

Arbeitsweg)<br />

- Tipps zur Schlafhygiene<br />

- Arzt kann bedingte Tauglichkeit aussprechen: Z.B.<br />

Einschränkungen in Bezug auf Dauer gewisser Schichtblöcke<br />

<strong>Wie</strong> <strong>vorgehen</strong>?<br />

Ebene Betrieb:<br />

Arbeitsarzt hat auf ungünstige Einflüsse am Arbeitsplatz<br />

hinzuweisen, z.B. ungünstiges Schichtsystem:<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 14<br />

Ein gutes Schichtsystem beinhaltet folgende Elemente:<br />

- Kurze Schichtblöcke (max. 3 Nächte am Stück) (besonders<br />

wichtig für ältere Arbeitnehmende)<br />

- Vorwärtsrotation<br />

- Frühschicht nicht zu früh beginnen<br />

- Kurzfristige Schichtänderungen vermeiden<br />

- Mitarbeiterorientierte Flexibilisierung ermöglichen<br />

© Sicherheitsinstitut


<strong>Wie</strong> <strong>vorgehen</strong>?<br />

Ebene Betrieb: (Fortsetzung)<br />

Zulässige Schichtdauer:<br />

- bei Tagarbeit maximal 10 h, durchschnittlich auf 8<br />

- nachts: max. 9 h<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

AEH 15<br />

Empfehlungen zur Ruhezeit / zu Ruhetagen:<br />

- tägliche Erholung zwischen den einzelnen Schichten<br />

allermindestens 10 - 11 h (negative Auswirkungen auf den<br />

Schlaf bereits bei Ruhezeiten von nur 12 <strong>–</strong> 14 h / Tag)<br />

- Für vollständige Erholung: pro 7 aufeinanderfolgende<br />

Tage mindestens 2 freie Tage (= 48 h) am Stück; ein<br />

freies Wochen-Ende alle 4 Wochen<br />

- Akkumulation von freien Tagen als Folge von überlangen<br />

Schichten ist zu vermeiden<br />

SiBe-Tagung: «Risikofaktor erschöpfte Mitarbeitende», 08.09.2009<br />

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Fragen????<br />

© Sicherheitsinstitut<br />

AEH 16<br />

© Sicherheitsinstitut


Zum Referenten AEH<br />

Foto<br />

Urs Hinnen<br />

AEH Zentrum für Arbeitsmedizin,<br />

Ergonomie+Hygiene AG<br />

Militärstrasse 76<br />

CH-8004 Zürich<br />

hinnen@aeh.ch<br />

Tel: +41 (0)44 240 55 50<br />

Fax: +41 (0)44 240 55 56<br />

Dr. med. Urs Hinnen<br />

Aktuelle Position<br />

1995 <strong>–</strong> heute AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Zürich<br />

Leiter Arbeitsmedizin<br />

Beruflicher Werdegang<br />

1994 <strong>–</strong> 1997 Arbeitsmedizin ISPMZ / IHA ETH Zürich<br />

1988 <strong>–</strong> 1993 Div. Ausbildungsstellen und<br />

Nachdiplomstudium, USA<br />

Ausbildung<br />

FMH Prävention + Arbeitsmedizin, Master of Public Health<br />

© Sicherheitsinstitut

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!