PDF, 5,8 MB - FG Siedlungswasserwirtschaft - TU Berlin
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<strong>FG</strong> <strong>Siedlungswasserwirtschaft</strong> 10<br />
<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
leisten. Durch die Überdimensionierung der Mischwasserkanäle und die stetig<br />
fortschreitende Reduzierung des Abwasseranfalls (u.a. Wassersparen, demografischer<br />
Wandel) besitzt dieses Verfahren viel Potential, welches z.B. bei den BWB in Zukunft mehr<br />
Verwendung finden soll (siehe Tab. 2).<br />
e) Kanalnetzsteuerung<br />
Die Kanalnetzsteuerung fordert ein intelligentes Monitoring, bei dem durch eine dynamische<br />
Betriebsweise die Mischwassermengen von hoch belasteten Kanalsystemen zu geringer<br />
belasteten Kanalnetzen abgeleitet werden. Durch verzweigte und vermaschte große<br />
Kanalnetze und einer übergeordneten Verbundsteuerung, welche in der Bundesrepublik<br />
Deutschland meist vorhanden ist, ist die Ausgangslage für eine Kanalnetzsteuerung<br />
innerhalb großer Städte gegeben. Anfang der 90er Jahre haben erste<br />
Netzbewirtschaftungsmaßnahmen in der Bundesrepublik gezeigt, dass insbesondere die<br />
klassischen kurzen, intensiven Entlastungsereignisse vermindert und eine allgemeine<br />
Reduktion der Entlastung bis 50 % erreicht werden kann [Fuchs 1997]. In großen<br />
Einzugsgebieten kann die Kanalnetzsteuerung eingesetzt werden und anfallende<br />
Mischwässer eines sehr beanspruchten Gebietes auf geringer belastete Bereiche ableiten.<br />
3.2.2.2 Weitergehende Verfahren<br />
Laut Arbeitsblatt ATV-A 128 der ATV-Arbeitsgruppe werden folgende weitergehende<br />
Verfahren zur Behandlung von Regenwasser im Mischsystem empfohlen: Schwer- und<br />
Leichtflüssigkeitsabscheider, Zyklonabscheider, Mikrosiebe, Rechen und Bodenfilter.<br />
Außerdem können Verfahren mit Absetzwirkung oder Fällung und Flockung zum Einsatz<br />
kommen [ATV 128 1992]. Im Folgenden werden ausgewählte weitergehende Verfahren zur<br />
Behandlung von Mischwasser kurz dargestellt.<br />
a) Retentionsbodenfilter<br />
Als Retentionsbodenfilter wird ein Bodenfilter bezeichnet, dessen Retentionsraum über dem<br />
Filterkörper angeordnet ist. Bei herkömmlichen Bodenfiltern ist der notwendige<br />
Retentionsraum dem Filterkörper vorgeschaltet. Besonders in der Mischwasserbehandlung<br />
kommt auf Grund des geringeren Platzbedarfs der Retentionsbodenfilter vermehrt nach<br />
Regenüberlaufbecken zum Einsatz. Der Filterkörper besteht aus Lehm- oder Sandböden<br />
oder aus einer Kombination aus einer Lehm- mit darunterliegender Sandschicht. Er wird<br />
nach unten abgedichtet. Das Mischwasser durchströmt den Filterkörper vertikal und wird<br />
über ein Drainagesystem abgeleitet. [Waldhoff 2008] Durch den Bodenkörper werden<br />
partikuläre und gelöste Stoffe mechanisch abgeschieden bzw. mikrobiell abgebaut. Durch<br />
die Bodenwahl können unterschiedliche Reinigungsschwerpunkte gesetzt werden.<br />
Lehmböden zeigen ein besseres Sorptionsverhalten für gelösten Phosphor im Vergleich zu<br />
Sandböden, welche jedoch bei geringen Korngrößen eine bessere Hygienesierung des<br />
Mischwassers bewirken. [LfU 2002], [Roth 2002] Bodenfilter weisen im Mittel folgende<br />
Reinigungsleistungen auf AFS: 90-95 %, CSB: 60-80 % und PO4-P: 40-60 % [Mehler 2000].<br />
Zur Vermeidung von Kolmation und Erosionsschäden werden die Filter mit Gras, Schilf,<br />
Rohrkolben oder Binsen je nach Anforderung und Einstaudauer bepflanzt. Über ein<br />
Drosslungsorgan kann die Filtergeschwindigkeit festgesetzt werden. Zur Einhaltung der<br />
maximalen Einstauhöhe dient ein Überlauf. Bei der Mischwasserbehandlung werden<br />
Retentionsbodenfilter einem RÜB, in dem das anfallende Mischwasser gespeichert und