PDF, 5,8 MB - FG Siedlungswasserwirtschaft - TU Berlin
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<strong>FG</strong> <strong>Siedlungswasserwirtschaft</strong> 8<br />
<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Versickerungsmaßnahmen durch den eventuell massiven Grundstückserwerb und durch<br />
teure Erdbauarbeiten als sehr kostenintensiv einzuschätzen.<br />
Weitere Präventivmaßnahmen wie häusliche Regenwassernutzung, Speicherung von<br />
Regenwasser zur Gartenbewässerung, Extensive und Intensive Dachbegrünung [Fuchs<br />
1997] sind ebenso mit hohem Investitionsaufwand verbunden. Eine mittel-/ bis langfristige<br />
Betrachtung der aufgeführten Verfahren lässt jedoch vermuten, dass durch den verminderten<br />
Abwasseranteil deutliche Kosteneinsparungen auftreten. Geringere Misch- /bzw.<br />
Regenwasservolumina bedeuten weniger benötigte Kapazitäten für die Behandlung der<br />
anfallenden Wässer und ein geringerer Aufwand für den Gewässerschutz bzw. für die<br />
anschließende Gewässersanierung. In einer nachhaltigen Kosten-Nutzen-Analyse sind<br />
deshalb kostenintensive Präventivmaßnahmen wenn möglich Behandlungsmaßnahmen<br />
vorzuziehen, da sie sich meistens bereits mittelfristig in Bezug auf den Gesamtaufwand des<br />
Gewässerschutzes amortisiert haben. Intelligente Abkopplungen von versiegelten Flächen<br />
eines Einzugsgebietes und eine dezentrale Bewirtschaftung sind in jedem<br />
Stadtbewirtschaftungsplan prioritär zu beachten. Eine Abschätzung von [Sieker 1998] ergibt,<br />
dass durchschnittlich 25 % der angeschlossenen Flächen an eine Mischkanalisation unter<br />
Beachtung der Durchführbarkeit von der Kanalisation abgekoppelt werden könnten. Dies<br />
würde zu einer überproportionalen Abnahme des benötigten Speichervolumens von bis zu<br />
50-60 % führen [Sieker 1998]. Auch direkte Einleitungen sehr gering stofflich belasteter<br />
Abflüsse von versiegelten Flächen in Oberflächengewässer und Sanierungsmaßnahmen in<br />
der Kanalisation (Verminderung von Fremdwassereintrag) sind weitere Punkte, die eine<br />
Reduzierung des Abwasseranfalls weiter beschleunigen können [Fuchs 1997].<br />
Abkopplungsmaßnahmen von belasteten Flächen (viel befahrenen Straßen,<br />
Industriegebieten usw.) sind einer dezentralen Behandlung zu unterwerfen.<br />
Eine elegante Lösung zur signifikanten Reduzierung des Regen-/ bzw. Mischwasseranfalls<br />
ist die direkte Entsiegelung verbauter Flächen bzw. der Ersatz undurchlässiger Materialen<br />
durch durchlässige Oberflächenbefestigungen. Da deutlich über die Hälfte des<br />
Niederschlagsabflusses in die Kanalisation von versiegelten Flächen stammen (nach<br />
Schitthelm sogar 90 %, (Stand 1992) [Schitthelm 1992]), ist die Entsiegelung in einer<br />
allgemeinen Kosten-Nutzen-Betrachtung als die effektivste Methode einzuschätzen.<br />
Allgemein sind vorhandene Potentiale der Prävention auch in der Wasserwirtschaft noch<br />
deutlich mehr zu beachten und anzuwenden. Die ehrgeizig gesetzten Ziele<br />
(Gewässergüte 2, Badewasserqualität) für viele Gewässer sind nur in Kombination aus<br />
Prävention, Behandlung und Sanierung zu erreichen. Ebenso können Maßnahmen zur<br />
Minderung des Niederschlagsabflusses einen signifikanten Beitrag zum Hochwasserschutz<br />
leisten.<br />
3.2.2 Mischwasserbehandlung in Deutschland<br />
3.2.2.1 Konventionelle Verfahren<br />
In Deutschland wird hauptsächlich die sogenannte „konventionelle Mischwasserbehandlung“<br />
angewandt. Sie beschreibt die Behandlung der anfallenden Mischwassermengen im System<br />
Kanalisation. Nach dem Stand der Technik, welche hauptsächlich im Arbeitsblatt ATV-A 128<br />
der ATV-Arbeitsgruppe beschrieben ist, werden überwiegend Regenüberlaufbecken,<br />
Regenüberläufe und Stauraumkanäle in die Kanalisation integriert. Die eingesetzten