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PDF, 5,8 MB - FG Siedlungswasserwirtschaft - TU Berlin

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<strong>FG</strong> <strong>Siedlungswasserwirtschaft</strong> 3<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />

3 Theoretische Grundlagen<br />

3.1 Mischwasserproblematik in urbanen Räumen<br />

3.1.1 Mischwasserproblematik in Deutschland<br />

Deutschland besitzt einen Kanalisationsanschlussgrad von 96,1 % (Stand 2007) [Brombach<br />

et al. 2010]. Der Anteil der Mischwasserkanalisation beträgt 56,1 %. Vor allem der Süden<br />

Deutschlands wird über das MW-Kanalisationssystem entwässert (ca. 80 %). Im Norden liegt<br />

der MW-Kanalisationsanteil bei ca. 20 %. Dieser ergibt sich vorwiegend aus den<br />

Anschlüssen der Großstädte, die historisch bedingt der Mischentwässerung unterliegen<br />

[Mehler 2000].<br />

Die Mischwasserkanalisation entwässert neben häuslichen und industriellen Abwässern den<br />

in die Kanalisation abgeleiteten Anteil anfallender Regenwassermengen. Hauptproblem für<br />

das Mischsystem sind Starkregenereignisse, welche den Trockenwetterabfluss um ein<br />

Vielfaches erhöhen und damit Kläranlagenkapazitäten deutlich überschreiten können<br />

[Borchardt 1999]. Zur Entlastung der Kläranlagen dienen hauptsächlich Kanalstauräume und<br />

Regenüberlaufbecken (RÜB), welche die auftretenden Mischwassermengen im Bedarfsfall<br />

zwischenspeichern können. 24000 Retentionsbauwerke (Regenbecken und<br />

Stauraumkanäle) mit einem Speichervermögen von über 15 Mio. m³ sind in den<br />

Mischkanalisationen Deutschlands installiert (Stand 2007) [Brombach et al. 2010] und bilden<br />

damit den Großteil der gesamten Regenbecken in Deutschland (Trenn- und<br />

Mischkanalisation zusammen) [AB-Plan 2001], [Brombach et al. 2010], [Matzinger 2008].<br />

Das zwischengespeicherte Mischwasser wird nach dem Regenereignis zu den jeweiligen<br />

Kläranlagen abgeleitet und behandelt. Hier stellt die starke Verdünnung des Abwassers und<br />

die daraus resultierende geringere stoffliche Fracht in Kombination mit der durch das<br />

beigemischte Regenwasser herabgesetzten Abwassertemperatur ein signifikantes Problem<br />

für die sensible biologische Reinigungsstufe dar. Darüber hinaus unterliegen alle Stufen der<br />

Kläranlage einer erhöhten hydraulischen Belastung. Diese Faktoren wirken sich meist<br />

negativ auf das Ergebnis des Klärprozesses aus.<br />

Bei anhaltenden Starkregenereignissen, welche die Kapazitäten der Speicherräume<br />

übersteigen, wird mittels Überläufen in den Kanälen und den Speicherbecken die<br />

Kanalisation entlastet. Dabei gelangt hauptsächlich unbehandeltes bzw. nur mechanisch<br />

behandeltes Mischwasser (durch Sedimentation) in die Vorfluter. Sowohl akute als auch<br />

verzögerte Auswirkungen für die aufnehmenden Gewässer ergeben sich durch eingetragene<br />

leicht abbaubare organische Stoffe, toxische und pathogene Substanzen und durch eine<br />

hohe hydraulische Belastung. Ebenso können negative Langzeitfolgen durch ein erhöhtes<br />

Eutrophierungspotential (hauptsächlich Phosphoreintrag) und Schlammeintrag entstehen.

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