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Schleudertrauma und visuelle Wahrnehmungsstörungen - irlen

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<strong>Schleudertrauma</strong> <strong>und</strong> <strong>visuelle</strong> <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong><br />

1. Einleitung<br />

Verschiedene Beschwerdenkomplexe prägen das<br />

Störungsbild nach einer Halswirbelverletzung 1 .<br />

Visuelle <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong> können die Alltagsaktivitäten<br />

<strong>und</strong> die Lebensqualität dieser Menschen<br />

stark beeinträchtigen. Das <strong>visuelle</strong> System<br />

lässt sich jedoch nicht nur auf die <strong>visuelle</strong> Wahrnehmung<br />

einschränken, sondern es beeinflusst<br />

andere Systeme <strong>und</strong> wird durch andere Systeme<br />

beeinflusst. Speziell sind das Gleichgewichtsorgan,<br />

Kopfschmerzen/Migräne (Wilkins 1995) <strong>und</strong><br />

die Raumwahrnehmung zu erwähnen.<br />

In der Fachliteratur zum Thema <strong>Schleudertrauma</strong><br />

<strong>und</strong> Schädel-Hirnverletzungen werden die <strong>visuelle</strong>n<br />

<strong>Wahrnehmungsstörungen</strong> erwähnt <strong>und</strong> beschrieben.<br />

In einer Zusammenstellung nach Claussen<br />

et al. in «<strong>Schleudertrauma</strong> - neuester Stand»<br />

(Schmidt et al. 2004, Seite 14) wird erwähnt, dass<br />

nach einer HWS Distorsion 25.4% der Patienten<br />

über <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong> <strong>und</strong> 20.3% über<br />

Sehstörungen klagen. In einer andern Untersuchung<br />

leiden 5 von 50 Patienten unter Augenbeschwerden<br />

(Schmidt et al. 2004, S. 15). Hilfestellungen<br />

<strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten im Bereich<br />

der <strong>visuelle</strong>n Wahrnehmung <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

werden in der Fachliteratur jedoch kaum erwähnt.<br />

2. Zum Inhalt<br />

Durch eine HWS Distorsion können verschiedene<br />

sensorische Systeme betroffen sein. Im vorliegenden<br />

Beitrag wird jedoch nur auf den Störungskomplex<br />

der <strong>visuelle</strong>n Wahrnehmung eingegangen. Diagnose<br />

<strong>und</strong> Hilfemöglichkeiten mit farbigen Filtergläsern<br />

nach der Irlen Methode werden vorgestellt.<br />

Eine Liste mit möglichen Symptomen erlaubt Betroffenen<br />

oder Angehörigen abzuschätzen, ob mit<br />

einer Behandlung nach der Irlen-Methode die Störungen<br />

möglicherweise reduziert oder beseitigt<br />

werden können.<br />

1 Die im Artikel erwähnten Störungen sind auch nach Schädel-<br />

Hirnverletzungen zu beobachten.<br />

22<br />

3. Zum Störungsbild<br />

Betroffene berichten<br />

Person A:<br />

«Wenn ich auf den Boden schaue, dann bewegen<br />

sich die Verb<strong>und</strong>steine nach rechts <strong>und</strong> links, aber<br />

auch nach oben <strong>und</strong> nach unten. Der Boden ist<br />

einfach nicht stabil.»<br />

«Sobald ich die farbigen Filtergläser trage wird es<br />

ruhig <strong>und</strong> stabil. Ich sehe besser <strong>und</strong> kann mich<br />

besser konzentrieren.»<br />

«Beim Gehen ohne Brille wird mir schwindlig, weil<br />

sich die Strasse bewegt.»<br />

«Mit der Brille bewegt sich die Strasse nicht mehr<br />

<strong>und</strong> ich sehe genau wo ich gehen kann.»<br />

«Mit den Filtern ist Blendung beim Lesen weg. Es<br />

ist angenehm auf das Blatt zu schauen. Ich kann<br />

so länger lesen <strong>und</strong> ermüde weniger. Auch wird es<br />

mir nicht mehr schwindlig.»<br />

Person B:<br />

«Wegen der Blendung konnte ich die Augen fast<br />

nicht mehr offen lassen. Selbst bei Gesprächen<br />

musste ich nach einer Weile die Augen schliessen.<br />

Ohne Brille flimmerte alles um mich: Tapeten mit<br />

Mustern, Heizkörper, Ziegel, Parkettböden. Selbst<br />

der Kiesweg <strong>und</strong> das Laub im Wald flimmerte.»<br />

«Mit den Filtergläsern kann ich bei Gesprächen<br />

die Augen offen lassen. Ich kann wieder herumschauen.<br />

Ich kann wieder aus dem Fenster schauen.<br />

Mit der Brille ist auch das Lesen wieder möglich<br />

geworden.»<br />

Diese Äusserungen beschreiben mögliche <strong>visuelle</strong><br />

Beschwerden bei Personen nach einem <strong>Schleudertrauma</strong><br />

oder andern Hirnverletzungen. Sie weisen<br />

aber auch auf Behandlungsmöglichkeiten hin,<br />

die bereits im Rahmen einer Abklärung nach der


Irlen-Methode für den Patienten erfahrbar gemacht<br />

werden können. Inzwischen tragen die Personen<br />

regelmässig die Filterbrille <strong>und</strong> können sich<br />

damit das Alltagsleben wesentlich erleichtern.<br />

Visuelle <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong><br />

Die Überempfindlichkeit gegen Licht (Photophobie),<br />

(Schmidt et al. 2004 S. 21) gehört zu den zentralen<br />

Symptomen. Sie kann sich als Absolutblendung<br />

zeigen. Dies bedeutet, dass die Person durch<br />

Lichtquellen <strong>und</strong> helle Flächen geblendet wird. Im<br />

Alltag wirkt sich jedoch auch die Relativblendung<br />

Abb.1: Wirbel-Effekt (Irlen Helen 1997)<br />

sehr stark aus. Die Störungen treten bei hohen<br />

Leuchtdichtenunterschieden auf. Dies ist der Fall<br />

bei gedruckten Texten. Hier «blendet» der Unterschied<br />

zwischen dem hellen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> der<br />

schwarzen Schrift.Auf Glanzpapier in Zeitschriften<br />

kann diese Art von Störungen noch stärker auftreten.<br />

Der weisse Hintergr<strong>und</strong> stört die Wahrnehmung<br />

der schwarzen Buchstaben. Die Buchstaben<br />

können unscharf werden <strong>und</strong> sich auflösen. Der<br />

weisse Hintergr<strong>und</strong> wird dominant. Die Zwischenräume<br />

treten in den Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> verdrängen<br />

die Buchstaben. Auch ist es möglich, dass nur ein<br />

sehr eingeschränktes Lesefeld zur Verfügung steht<br />

(Abb. 1). Diese Störungen erlauben oft nur während<br />

kurzer Zeit zu lesen. Zusammengefasst: Das<br />

<strong>visuelle</strong> System kann sich nicht gleichzeitig an den<br />

weissen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> an die schwarze Schrift<br />

adaptieren.<br />

Kopfschmerzen <strong>und</strong> Migräne<br />

Kopfschmerzen, die nach HWS-Distorsion oder<br />

Schädel-Hirn-Trauma auftreten, werden als posttraumatische<br />

Kopfschmerzen bezeichnet. Von<br />

Migräne spricht man bei einer vorübergehenden<br />

Funktionsstörung des Gehirns. Mit den Schmerzen<br />

ist oft auch eine ausgeprägte Lichtempfindlichkeit<br />

verb<strong>und</strong>en. Verzerrte <strong>visuelle</strong> Wahrnehmungen<br />

treten oft zusammen mit Augenschmerzen, mit<br />

Kopfschmerzen/Migräne, Leseproblemen auf –<br />

dies vor allem nach mehr oder weniger langen Belastungsphasen<br />

des <strong>visuelle</strong>n Systems. Im Buch<br />

«Visual stress» geht Wilkins zusätzlich auf durch<br />

Licht <strong>und</strong> Streifenmuster ausgelöste Epilepsie<br />

(Photosensitive epilepsy) ein (Wilkins 1995). Damit<br />

wird deutlich, wie stark das Licht Hirnfunktionen<br />

beeinflussen kann.<br />

Störungen der Raumwahrnehmung<br />

Bei vielen Personen ist nach einer HWS-Distorsion<br />

auch die Raumwahrnehmung beeinträchtigt.<br />

Die Orientierung im Raum stützt sich auf folgende<br />

Komponenten:<br />

1. Informationen des <strong>visuelle</strong>n Systems<br />

Diese Informationen können massiv durch<br />

regelmässige Muster in der Umwelt gestört<br />

werden. Oft werden Scheinbewegungen wahrgenommen.<br />

2. Informationen des vestibulären Systems<br />

(Gleichgewichtsorgan)<br />

Dieses System reagiert sehr empfindlich<br />

auf Bewegungen.<br />

3. Informationen des somatosensorischen<br />

Systems<br />

SCHLEUDERDAS<br />

TRAUMAINFO 23<br />

MED


Dieses dritte System vermittelt Informationen<br />

der Sensoren in den Gelenken, Muskeln <strong>und</strong><br />

Bändern. Sie werden als Propriozeptoren (=<br />

Bewegungs-/Haltungsmelder) bezeichnet.<br />

(Schmidt et al. 2004, S.39)<br />

Diese drei Bereiche stehen in engem Zusammenhang.<br />

Wenn im <strong>visuelle</strong>n System mit Filtergläsern<br />

eine gewisse Normalisierung erreicht wird, kann<br />

damit auch das Vestibulärsystem <strong>und</strong> das somatosensorische<br />

System entlastet werden, weil mit den<br />

farbigen Filtergläsern das allgemeine Störungsniveau<br />

reduziert wird.<br />

4. Die Irlen-Methode<br />

Befragung<br />

Bereits die Befragung <strong>und</strong> die Auswertung des<br />

ausgefüllten Erhebungsbogens mit 21 Fragen<br />

(z. B. Mit Augen verfolgen können. Schwierigkeiten<br />

beim gleichmässigen Erlesen/Verfolgen einer<br />

Schriftreihe oder von Objekten in der Umwelt),<br />

erlauben eine erste Beurteilung der Wirksamkeit<br />

der Anwendung von Filtergläsern. Der Fragebogen<br />

ist zu beziehen: Siehe Seite 26 unter 12.) Kontaktadressen.<br />

Vorabklärung<br />

Die strukturierte Vorabklärung (Screening) mit der<br />

Anwendung von farbigen Folien gibt weitere kon-<br />

Abb. 2: Regelmässige Muster in der Umwelt<br />

bewegen sich.<br />

24<br />

krete <strong>und</strong> erlebbare Informationen für die betroffene<br />

Person <strong>und</strong> für die Begleitperson. Oft verbessert<br />

bereits das Auflegen der für die Person geeigneten<br />

farbigen Folie das Lesen deutlich.<br />

Bei der Personengruppe nach HWS-Distorsion<br />

oder Schädel-Hirn-Trauma beschränken sich die<br />

Störungen in der Regel nicht auf das Lesen. Breite<br />

Bereiche des Alltagslebens sind betroffen. Es bewegen<br />

<strong>und</strong> verformen sich nicht nur Buchstaben,<br />

sondern auch Strukturen der Bodenflächen (Abb. 2<br />

<strong>und</strong> 3) <strong>und</strong> Gittermuster. Fixierte Objekte können<br />

zerfliessen oder lösen sich gleichsam auf. Erst<br />

nach einem Augenzwinkern werden die Objekte<br />

wieder klar erkennbar. Bei schweren <strong>visuelle</strong>n<br />

<strong>Wahrnehmungsstörungen</strong> muss die Abklärung oft<br />

direkt mit der Anwendung von Filtergläsern begonnen<br />

werden.<br />

Filterabklärung<br />

Für die Filterabklärung stehen über 80 verschieden<br />

farbige Filtergläser zur Verfügung. Die Filtergläser<br />

können noch kombiniert werden. Damit<br />

steht praktisch eine unbeschränkte Anzahl von<br />

Farbkombinationen zur Verfügung. Ziel ist immer<br />

eine Reduktion oder gar Beseitigung der <strong>visuelle</strong>n<br />

<strong>Wahrnehmungsstörungen</strong>. Der Effekt der Gläser<br />

wird mit Aufgaben im Nah-, Mittel- <strong>und</strong> Fernbereich<br />

nachgewiesen <strong>und</strong> überprüft.<br />

Abb. 3: Streifenmuster können das <strong>visuelle</strong> System<br />

ganz besonders belasten.


Die Abklärungen werden in Räumen bei verschiedenen<br />

Beleuchtungssituationen <strong>und</strong> im Freien<br />

durchgeführt. Zu erwähnen ist, dass mit dem Tragen<br />

der Filtergläser die Umwelt in der Regel nicht<br />

farbig wird. «Weiss muss weiss bleiben» ist Kontrollkriterium<br />

der Filterglasbestimmung. Nur in<br />

Ausnahmefällen, bei schweren <strong>visuelle</strong>n <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong>,<br />

werden leichte Veränderungen<br />

der Farbwahrnehmungen akzeptiert.<br />

Das Einfärben der Filtergläser<br />

Wenn die geeignete Filterfarbe gef<strong>und</strong>en ist, werden<br />

unbehandelte Brillengläser aus Kunststoff<br />

(Qualität CR 39) an das IRLEN Instituts in den USA<br />

geschickt. Im Labor des Instituts werden die Brillengläser<br />

in der individuell ermittelten Farbe eingefärbt.<br />

Nachkontrolle<br />

Bei Bedarf erfolgt eine Nachkontrolle durch den<br />

Irlen Diagnostiker.<br />

5. Medikamente <strong>und</strong> Filtergläser<br />

Wer Medikamente nimmt, sollte den Arzt informieren,<br />

dass Irlen Filter getragen werden. Die Dosis ist<br />

möglicherweise anzupassen.<br />

6. Theoretisches Erklärungsmodell<br />

Die <strong>visuelle</strong>n <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong> sind in der<br />

Regel lokalisier- <strong>und</strong> behandelbar. Die Störungen<br />

sind auf eine Überempfindlichkeit gegen eine oder<br />

mehrere Frequenzen des Lichtspektrums zurückzuführen.<br />

Der Hauptstörfaktor ist auf einen anomalen<br />

Verarbeitungsmechanismus bestimmter Wellenlängen<br />

des Lichtes zurückzuführen. Es kann<br />

davon ausgegangen werden, dass ein unharmonisches<br />

Zusammenspiel des Parvo-/Magnozellulärsystem<br />

2 vorliegt.<br />

Eine erfolgreiche Behandlung solcher <strong>visuelle</strong>n<br />

<strong>Wahrnehmungsstörungen</strong> nach der Irlen-Methode<br />

(Anwendung von farbigen Irlen Folien oder Vorga-<br />

be von Brillen mit individuell ermittelten Farbfiltern)<br />

reduziert den <strong>visuelle</strong>n Stress. Dies kann sich<br />

im Alltag umfassend auswirken. Es ergeben sich<br />

neue Rahmenbedingungen für das Sehen, die sich<br />

auf das Gehen <strong>und</strong> auch auf <strong>visuelle</strong> Lernprozesse<br />

auswirken können. Subjektive Beschwerden vermindern<br />

sich oder verschwinden ganz. Die Auswirkungen<br />

der korrekten Filtergläser sind für Betroffene<br />

<strong>und</strong> Therapeuten unmittelbar erfahrbar.<br />

7. Wirkung der Therapie<br />

Eine erfolgreiche Behandlung nach der Irlen-Methode,<br />

die die <strong>visuelle</strong> Wahrnehmung normalisiert,<br />

erlaubt folgende Effekte:<br />

– Reduktion der Blendung<br />

– Besseres <strong>und</strong> längeres Lesen<br />

– Mehr Freude am Sehen<br />

– Mehr Freude am Lesen<br />

– Bessere räumliche Orientierung<br />

– Reduktion der Schwindel<br />

– Reduktion von Kopfschmerzen<br />

– Reduktion der Störungen beim Betrachten<br />

von regelmässigen Mustern<br />

– Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit<br />

– Weniger Anstrengung <strong>und</strong> Ermüdung b. Lesen<br />

– Effektiveres Lernen<br />

– Mehr Lebensqualität<br />

Verbesserungen der <strong>visuelle</strong>n Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung führen in der Regel zu besseren<br />

schulischen oder beruflichen Leistungen <strong>und</strong> zu<br />

höherer Belastungsmöglichkeit. Vor allem werden<br />

aber die Überlastungen des <strong>visuelle</strong>n Systems reduziert<br />

oder beseitigt.<br />

2 Magnozelluläres System: Nervenverbindung zwischen peripherer<br />

Netzhaut <strong>und</strong> den Sehzentren in der Gehirnrinde; charakteristisch<br />

sind die grossen <strong>und</strong> rasch leitenden Nervenzellen,<br />

welche die <strong>visuelle</strong>n Informationen über Bewegung <strong>und</strong> den Ort<br />

eines Gegenstands im Raum in Bezug auf die Umgebung <strong>und</strong> auf<br />

den eigenen Körper leitenden Sehnerv.<br />

Parvozelluläres System: Nervenverbindung von der Netzhautmitte<br />

zu den Sehzentren der Gehirnrinde; charakteristisch sind<br />

die kleinen <strong>und</strong> langsam leitenden Nervenzellen, welche die<br />

<strong>visuelle</strong>n Informationen über die Beschaffenheit eines Gegenstands,<br />

seine Form <strong>und</strong> Farbe leiten.<br />

SCHLEUDERDAS<br />

TRAUMAINFO 25<br />

MED


8. Für wen geeignet?<br />

Für Kinder <strong>und</strong> Erwachsene (Kinder im Vorschulalter<br />

nach Absprache) mit <strong>visuelle</strong>n <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong>.<br />

Gerade bei Personen nach HWS Distorsion lässt<br />

sich nach kurzen Abklärungen beurteilen, ob farbige<br />

Folien <strong>und</strong>/oder Filtergläser helfen können. Personen,<br />

die nicht sprechen, können auch abgeklärt<br />

werden. Non-verbale Reaktionen sind häufig sehr<br />

aussagekräftig. In solchen Fällen muss jedoch eine<br />

zusätzliche Beobachtungsperson beigezogen<br />

werden.<br />

9. Auf wen geht die Therapiemethode zurück?<br />

Helen Irlen, eine amerikanische Schulpsychologin,<br />

entdeckte im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

(Ursachen von Leseschwächen) neue <strong>und</strong> effiziente<br />

Behandlungsmethoden.<br />

Die Anwendung von Folien zeigte, dass es sich um<br />

eine spezifische Störung handelt, die bei vielen<br />

Personen als Ursache der Leseschwäche zu betrachten<br />

ist. Die weitere Forschung enthüllte tatsächlich<br />

einen Symptomkomplex, der als Scotopic<br />

Sensivity Syndrom bezeichnet wurde. Heute wird<br />

er kurz Irlen-Syndrom genannt. Da sich das IRLEN-<br />

Syndrom nicht nur auf das Lesen auswirkt, sondern<br />

auch die allgemeine <strong>visuelle</strong> Wahrnehmung<br />

beeinträchtigt, wurde in der Folge die IRLEN-Methode<br />

durch die Diagnose <strong>und</strong> Behandlung mit farbigen<br />

Filtergläsern erweitert.<br />

Im Laufe der Zeit zeigte sich, dass die farbigen Filter<br />

auch für Personen mit <strong>visuelle</strong>n <strong>Wahrnehmungsstörungen</strong><br />

unterschiedlicher Ursache hilfreich<br />

sein können (z. B. Schädelverletzungen,<br />

<strong>Schleudertrauma</strong>, Multiple Sklerose usw.)<br />

10. Voraussichtliche Dauer der<br />

Irlen Abklärung<br />

Irlen Screening (Vorabklärung mit Folien) 1 bis 2<br />

St<strong>und</strong>en. Diagnose (Filterabklärung) 3 bis 6 St<strong>und</strong>en.<br />

Bei Bedarf Nachkontrollen.<br />

26<br />

11. Schlussbemerkung<br />

Mit der Irlen-Methode steht uns ein Instrument zur<br />

Verfügung, das in kurzer Zeit erlaubt, die Wirksamkeit<br />

der Intervention mit Farbfiltern (farbige Folien,<br />

farbige Filtergläser) nach einem <strong>Schleudertrauma</strong><br />

zu beurteilen <strong>und</strong> Hilfestellungen zu vermitteln.<br />

12. Kontaktadressen<br />

Auskunft, Abklärung <strong>und</strong> Behandlung<br />

Fritz Steiner, Bahnhofstr. 34, 4143 Dornach<br />

Telefon: 061 701 57 92, Mobile: 079 692 02 64<br />

fritz.steiner@<strong>irlen</strong>.ch, www.<strong>irlen</strong>.ch<br />

IRLEN Institute, 5380 Village Road,<br />

Long Beach CA 90808 USA, www.<strong>irlen</strong>.com<br />

13. Empfohlene Literatur<br />

Irlen Helen, Lesen mit Farben, Bei Dyslexie <strong>und</strong><br />

anderen Leseschwierigkeiten helfen: Die Irlen-<br />

Methode, VAK, Freiburg im Breisgau, 1997<br />

Rhonda Stone, The Light Barrier, A Color Solution<br />

to Your Childs’s Light-based Reading Difficulties,<br />

Nicole Vines, St. Martins’s Press, New York, 2002<br />

Safra Doris, Fritz Steiner, Irlen Syndrom, Asthenopie<br />

<strong>und</strong> Leseschwäche, in Schweizerische Zeitschrift<br />

für Heilpädagogik, Luzern, 2/05, S. 10 – 16<br />

Schmidt Hans, Senn Jürg, Wedig Hans-Dieter, Baltin<br />

Harmut, Grill Christian, <strong>Schleudertrauma</strong> –<br />

neuester Stand: Medizin, Biomechanik, Recht <strong>und</strong><br />

Case Management, Postfach 1491, 8700 Küsnacht<br />

Zürich, 2004<br />

Taubenschmid Margit, Visuelle Wahrnehmungsschwäche<br />

<strong>und</strong> Irlen-Syndrom, Evaluation der Verbesserung<br />

der Lesefähigkeit durch farbige Overlays,<br />

Peter Land GmbH, Europäischer Verlag der<br />

Wissenschaften, Frankfurt, 2005<br />

Wilkins Arnold J., Visual Stress, Oxford University<br />

Press, 1995

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