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Georg Martin lebt seit 1966 in der eigenen Wohnung in Frenkendorf.<br />
«Zum guten Glück kann ich mich noch gut orientieren<br />
– trotz meiner Sehbehinderung», erzählt er. Seine Makulas, ein<br />
kleiner Bereich im hinteren Teil der Augen, durch die man<br />
feine Einzelheiten klar erkennen kann, sind von einer Krankheit<br />
geschädigt. Und der linke Augendeckel ist gelähmt. Deswegen<br />
nimmt Georg Martin die Dinge in seinem Sichtfeld nur als<br />
Schleier wahr.<br />
«Das Schlimmste ist, dass ich nicht mehr lesen kann»,<br />
erklärt der 89-Jährige. Wenn er etwa Fussball im Fernsehen<br />
schaut, sieht er nur verschwommen, wie sich die Spieler über<br />
den Platz bewegen. «Ich höre einfach auf den Kommentar.»<br />
Seit einer Operation am Rücken trägt er ein Korsett und geht<br />
leicht gebückt. Beim Laufen stützt sich Georg Martin auf<br />
Krücken, besonders das Treppen steigen bereitet ihm einige<br />
Mühe. Das ältere Haus, in dem er lebt, hat keinen Lift.<br />
Jeden Morgen kommt für eine halbe Stunde eine Frau der<br />
Spitex vorbei. Sie hilft beim Anziehen der Stützstrümpfe, reibt<br />
seinen Rücken ein und unterstützt ihn bei der Einnahme der<br />
Medikamente. «Sollte eine Tablette runterfallen, würde ich sie<br />
nie mehr finden», erzählt er. Drei Tage pro Woche nutzt er für<br />
das Mittag essen den Mahlzeitendienst der Spitex; einen Tag<br />
«Möglichst lange im<br />
eigenen Heim wohnen»<br />
Immer für ein Spässchen aufgelegt: Georg Martin hat Besuch<br />
von Margrit Padrutt von der Spitex Regio Liestal.<br />
Obwohl er nicht mehr lesen kann und auch körperlich eingeschränkt<br />
ist, lebt Georg Martin (89) noch in der eigenen Wohnung. Hilfe bieten<br />
die Spitex und ein Nachbar.<br />
geht er mit einem Kollegen auswärts essen, am Sonntag holt<br />
ihn ein Sohn zum Essen ab. «An den übrigen Tagen koche ich<br />
selber», erzählt der gelernte Konditor. Dankbar zeigt er sich,<br />
dass ein Nachbar für ihn einkauft. «Sonst würde es nicht<br />
gehen», sagt der Rentner, der seine Frau vor über zwölf Jahren<br />
verloren hat.<br />
Dreimal pro Woche besucht er den Stammtisch – das sei ein<br />
wichtiges Ritual. Er brauche zwar eine halbe Stunde bis in den<br />
«Wilden Mann» und müsse sich zwischendurch mal hinsetzen.<br />
«Aber ich habe ja Zeit als Pensionierter», schmunzelt Georg<br />
Martin, der die letzten 25 Jahre seines Arbeitslebens an der<br />
Notfallporte im Kantonsspital Liestal tätig war. Früher hatte er<br />
als Bäcker-Konditor bei einem Gross verteiler gearbeitet.<br />
Kürzlich hat sich Georg Martin im Altersheim angemeldet.<br />
Aber nur vorsorglich, wie er betont. «Möglichst lange möchte<br />
ich im eigenen Heim wohnen», berichtet der dreifache Urgrossvater<br />
und fügt gleich hinzu, das vierte Urenkelkind sei unterwegs.<br />
Dass er den Humor nicht verloren hat, zeigen seine<br />
lustigen Sprüche, die er immer wieder ins Gespräch einstreut.<br />
«Herr, machs mit meinem Ende gut», fasst er seine Zukunftswünsche<br />
humorvoll zusammen.<br />
LiMa Januar–Februar 2013 – 19 –