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Historische Verkehrswege im Kanton Basel-Landschaft BL

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zu Fuss, in der Stadt abgeholt und abgeliefert. Als nach<br />

1800 das Auftragsvolumen stark anstieg, richtete man<br />

die ersten Seidenboten mit Fuhrwerken ein. Mit Ross<br />

und Wagen fuhren sie nach <strong>Basel</strong>, entweder auf den<br />

zentralen Botenplatz (bis 1907 auf dem Aeschenplatz,<br />

danach <strong>im</strong> Areal der heutigen Markthalle) oder direkt zu<br />

den Bändelherren.<br />

Diese für die damalige Zeit modernen Transport­<br />

unternehmer beförderten nebst den so genannten Rech­<br />

nungen – den Seidenbändern sowie Rohmaterialien und<br />

Löhnen für die He<strong>im</strong>posamenter – auch Korrespondenz<br />

und allerlei Waren <strong>im</strong> privaten Auftrag. Oft fanden sich<br />

sogar Kälber, Hühner, Eier und Fleisch in den typischen<br />

Planwagen. Die Boten erfüllten so für die Versorgung der<br />

Landbevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs wich­<br />

tige Dienste, und darüber hinaus konnte dank ihnen erst<br />

noch die teurere Post umgangen werden.<br />

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erfuhr das<br />

Botenwesen eine umfassende Professionalisierung: Der<br />

Bote wurde von der Gemeindeversammlung gewählt,<br />

und er musste einen Botenvertrag unterschreiben, in<br />

dem er sich unter anderem zu Sorgfalt und Pünktlichkeit<br />

verpflichtete. Ein geregelter Fahrplan und feste Taxen<br />

für das Frachtgut sollten mehr Ordnung in das Boten­<br />

wesen bringen; zum Transport übergebene Gegen­<br />

stände und Wertsachen mussten <strong>im</strong> Botenbuch vermerkt<br />

werden.<br />

Obwohl die Boten auch so <strong>im</strong>mer noch wesentlich<br />

langsamer waren als die Post, schien diese die Konkur­<br />

renz zu spüren. Auf jeden Fall gelangte die Posterverwal­<br />

tung in jenen Jahren an die Basler Seidenbandherren mit<br />

der Bitte zu prüfen, ob das Botenwesen künftig der eid­<br />

genössischen Post anvertraut werden könne. Nach Über­<br />

prüfung der Situation – die Kapazitäten der damaligen<br />

Post entsprachen noch nicht jenen der Boten – wurde<br />

entschieden, am Botenwesen festzuhalten.<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fuhren so zwanzig<br />

Botenkurse bis dre<strong>im</strong>al wöchentlich von <strong>Basel</strong> in die<br />

<strong>Landschaft</strong> und wieder zurück. Der Flur­ oder Strassenname<br />

«<strong>Basel</strong>weg» weist noch heute manchenorts auf<br />

ihre Routen hin, wenn auch die Wege meist von modernen<br />

Strassen überprägt sind. Zudem sind auch noch<br />

einige wenige Haltestellen und Etappenorte an den<br />

Wegen bekannt, darunter in Liestal die Gasthöfe «zum<br />

Engel» und «Neuhus» und in Pratteln der Gasthof «zur<br />

Krummen Eich».<br />

Im Volksgut leben die Boten fort<br />

Die Boten und Botenwagen waren in der Basler <strong>Landschaft</strong><br />

äusserst populär, und so haben sie Eingang gefunden<br />

ins literarische und künstlerische Schaffen in der<br />

Region. Traugott Meyer hat in den Dreissiger­ und Vierzigerjahren<br />

des 20. Jahrhunderts via Radio und in seinen<br />

Büchern <strong>im</strong> Oberbaselbieter Dialekt von «s Bottebrächts<br />

Miggel» berichtet und damit die Figur des «Miggel» zu<br />

einer populären Gestalt gemacht. Und noch 1986 schildert<br />

Margrith Sutter in ihrer Schrift zu den <strong>Basel</strong>bieter<br />

Seidenbändern mit blumiger Sprache, wie der Bote<br />

Abb. 2: Holzschnitt von Emil Zbinden (190 –<br />

1991) als Illustration zu Jeremias Gotthelfs<br />

Erzählung «Hans Jacob und Heiri oder die<br />

beiden Seidenweber» in der Büchergilde Guten-<br />

berg (nach Zbinden 19 ; Ausschnitt). Das Bild<br />

zeigt Posamenterhäuser <strong>im</strong> Reigoldswiler<br />

Dorfteil Oberbiel mit einem Botenwagen auf<br />

dem Weg nach <strong>Basel</strong>. Gotthelf verfasste die<br />

Erzählung <strong>im</strong> Auftrag der Ersparniskasse<br />

Langenbruck. Sie sollte die Posamenter zum<br />

Sparen an<strong>im</strong>ieren.<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong> 51

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