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Historische Verkehrswege im Kanton Basel-Landschaft BL

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der Meilensteinzählung auf den Hauptstrassen (so ge­<br />

nannter «caput viae»), was in der Stadt selbst durch eine<br />

Anzahl von Meilensteinen ohne Distanzangabe bezeugt<br />

ist, die in der Nähe des Forums gefunden worden sind<br />

(Abb. 6). Ausserhalb der Stadt wird es durch den Meilenstein<br />

von Mumpf an der Bözbergstrasse bezeugt.<br />

Inschriftlose Meilensteine wurden ausserdem bei<br />

Therwil sowie rechts der Ergolz gegenüber von Liestal<br />

gefunden. Da die Inschriften fehlen − sie waren vermutlich<br />

aufgemalt −, lassen sich die Steine nicht sicher lokalisieren;<br />

es ist nicht ausgeschlossen, dass sie verschleppt<br />

worden sind. Der eine könnte <strong>im</strong>merhin an der Birstalstrasse<br />

gestanden haben, und der andere dürfte zur<br />

rechts­ oder linksufrigen Strasse durch das Ergolztal gehört<br />

haben.<br />

Neben den grossen, durch Schriftquellen bezeugten<br />

Transversalen lassen sich einige weitere Strassen archäologisch<br />

nachweisen, wobei ihr Verlauf aber nur hypothetisch<br />

beschrieben werden kann. Diese Strassen bildeten<br />

ein Netz der «Binnenerschliessung» (Heinz Herzig) des<br />

Einzugsgebiets von Augst, ergänzten die weitmaschiger<br />

angelegten Hauptstrassen und dienten ihrerseits der<br />

Anknüpfung von lokalen Erschliessungsstrassen, die das<br />

Verkehrsnetz der gebietsweise dicht besiedelten Region<br />

erst vervollständigten. Die lokalen Strassen scheinen allerdings<br />

kaum ausgebaut gewesen zu sein; deshalb sind sie<br />

auch archäologisch höchstens punktuell nachweisbar.<br />

In dieses Netz der Binnenerschliessung war insbesondere<br />

<strong>Basel</strong> eingebunden, wo untereinander verbundene<br />

Strassen archäologisch nachgewiesen sind, die rheinabwärts,<br />

rheinaufwärts sowie in südöstlicher Richtung gegen<br />

das Birstal verliefen.<br />

Im unteren Ergolztal lässt sich eine rechtsufrige Strasse<br />

nachweisen, die über Liestal hinausgeführt haben muss<br />

und wohl auch in den Zusammenhang der Binnenerschliessung<br />

gestellt werden kann. Sie scheint zum Unteren<br />

Hauenstein geführt zu haben, der wohl die Route<br />

ins voralpine Mittelland südlich von Vindonissa bildete<br />

und in Olten einen Knotenpunkt mit der Transversale<br />

durch das Aaretal besass. Die kleineren Übergänge des<br />

oberen Ergolztals konnten ebenfalls auf dieser Strasse<br />

erreicht werden, doch lässt sich über ihre Begehung<br />

kaum etwas aussagen.<br />

Unsere besten Kenntnisse über den Aufbau römischer<br />

Strassen in unserer Gegend stammen aus minutiösen<br />

Untersuchungen der innerstädtischen Strassen<br />

von Augusta Raurica. Neben den üblichen bombierten,<br />

stark verdichteten und mehrfach erneuerten Kieskoffern<br />

konnten hier auch Randbefestigungen aus Faschinen<br />

(Flechtwerk) oder hochkant gestellten und mit Pfählchen<br />

fixierten Brettern identifiziert werden; auf feuchtem oder<br />

nassem Untergrund bestand die Unterlage des Strassenkoffers<br />

oft aus nebeneinander gelegten Prügeln oder<br />

einer Holzrahmenkonstruktion. Verschiedene Kenner der<br />

Befunde haben darauf hingewiesen, dass sich die Stadtstrassen<br />

damit nicht wesentlich von den gleich konstruierten<br />

Landstrassen unterscheiden.<br />

Die Stadt <strong>Basel</strong> und die restrukturierung<br />

der Strassenverbindungen<br />

Der Verlust des rechten Rheinufers in der 2. Hälfte des<br />

3. Jahrhunderts, die Zerstörung von Augusta Raurica<br />

und der allmähliche Bedeutungsverlust des spätantiken<br />

Castrum Rauracense hatten einschneidende Folgen für<br />

das Verkehrsnetz der Region. Mit der endgültigen Verlegung<br />

des Bischofssitzes ins spätantike Kastell auf dem<br />

Basler Münsterhügel fiel die zentrale Stellung von Augst<br />

als Vorort und Verkehrsknotenpunkt endgültig dahin.<br />

Die Rheinübergänge zerfielen, und die von Augusta Raurica<br />

ausgehenden Strassen verloren ihre Bedeutung für<br />

den Durchgangsverkehr; teilweise sind sie sogar allmählich<br />

verschwunden, wie sich vor allem an der rechtsufrigen<br />

Ergolztalstrasse beobachten lässt. Unter dem<br />

Einfluss der Strassenpolitik der mittelalterlichen Stadt<br />

<strong>Basel</strong> verlor auch die alte «Hügelfussstrasse» ihren Stellenwert,<br />

und <strong>Basel</strong>­Augst (oder «Augst an der Bruck»)<br />

wurde zum bescheidenen Grenzort an der von <strong>Basel</strong><br />

ausgehenden Bözbergstrasse.<br />

Zweifellos erfuhren die bereits in römischer Zeit von<br />

<strong>Basel</strong> ausgehenden Strassen <strong>im</strong> Zuge dieser Verlagerung<br />

eine Aufwertung. Sie schlägt sich auch beispielsweise <strong>im</strong><br />

erneuten Ausbau der Birstalroute nieder, der bereits in<br />

fränkischer Zeit, <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Gründung<br />

des Klosters Moutier­Grandval, durchgeführt worden ist.<br />

Erst <strong>im</strong> späten Mittelalter erfolgte aber der systematische<br />

Aufbau des Verkehrsknotenpunktes <strong>Basel</strong>, der<br />

mit dem Brückenschlag über den Rhein unter Bischof<br />

Heinrich II. von Thun um 1225 einsetzte und von der<br />

Stadt unter Ausnützung ihrer Zollprivilegien sowie durch<br />

gezielten Strassen­ und Brückenbau fortgeführt wurde.<br />

Unter Ausnützung ihrer günstigen Lage inmitten des<br />

Verkehrskorridors, den die Umgebung des Rheinknies<br />

bildet, indem sie die in alle Richtungen ausgreifenden<br />

<strong>Verkehrswege</strong> bündelt, schuf sich die Stadt eine ausgezeichnete<br />

Verkehrslage (Abb. 7; vgl. <strong>Kanton</strong>smonografie<br />

BS, S. 22).<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Landschaft</strong> 1

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