Erste Versuchsergebnisse mit der Durchwachsenen Silphie in Baden

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Durchwachsene Silphie - Versuchsergebnisse 2011 Seite 1 von 10 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg - Außenstelle Rheinstetten-Forchheim - Kutschenweg 20 76287 Rheinstetten Erste Versuchsergebnisse mit der Durchwachsenen Silphie (Silphium perfoliatum L.) in Baden-Württemberg Durchwachsene Silphie, Silphium perfoliatum L., Alternativen zum Mais, Dauerkulturen zur Biogasnutzung, Biodiversität Im Rahmen der Suche nach ökologisch nachhaltigen und ökonomisch vertretbaren Alternativen bzw. Ergänzungen zum Energiemais wird zunehmend auch der Anbau von Dauerkulturen diskutiert. Dabei setzt man aufgrund der ihr zugeschriebenen positiven Eigenschaften und des hohen Ertragspotenzials insbesondere in die Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum L.) große Erwartungen. Die zwischen zehn und fünfzehn Jahre ackerbaulich nutzbare Kultur aus der Familie der Korbblütler, die in den gemäßigten Regionen Nordamerikas beheimatet ist, kam über Russland in die ehemalige DDR, wo das zuckerhaltige grüne Kraut in Gärten als Kaninchenfutter angebaut wurde. Silphium perfoliatum lässt sich unter hiesigen Standortbedingungen erfolgreich kultivieren. Im Pflanzjahr wird allerdings zunächst nur eine grundständige Blattrosette ausgebildet, die aufgrund des geringen Ertrages nicht erntewürdig ist. Erst ab dem zweiten Jahr erfolgt ein ausgeprägtes Längen- und Massenwachstum. Seit 2010 führt die Landwirtschaftverwaltung Baden-Württembergs unter Federführung der LTZ- Außenstelle Rheinstetten-Forchheim zur Beurteilung produktionstechnischer Aspekte speziell auf die Kultur zugeschnittene Anbauversuche durch. Tab. 1: Beschreibung der Versuche mit Durchwachsener Silphie Bezeichnung Beschreibung Standorte Versuchsbeginn 1 Standortvergleich 2 N-Düngungsversuch 3 4 Versuch zur Optimierung der Bestandesdichte Optimierung der Erntezeitpunkte bei der Krautnutzung Prüfung der Anbaueignung und der Aufwuchsleistung an verschiedenen repräsentativen Standorten in Baden-Württemberg Prüfung gestaffelter N-Düngermengen hinsichtlich Aufwuchsleistung und Pflanzenqualität Prüfung verschiedener Bestandesdichten auf Bestockung, Aufwuchsleistung sowie Pflanzenqualität Prüfung verschiedener Erntezeitpunkte hinsichtlich Ertrag, Inhaltsstoffe und Rohstoffqualität R.-Forchheim, Aulendorf, Kupferzell, Marbach R.-Forchheim, Öhringen R.-Forchheim, Öhringen 2010 2010 2010 R.-Forchheim 2010

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 1 von 10<br />

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg<br />

- Außenstelle Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim -<br />

Kutschenweg 20<br />

76287 Rhe<strong>in</strong>stetten<br />

<strong>Erste</strong> <strong>Versuchsergebnisse</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Durchwachsenen</strong> <strong>Silphie</strong><br />

(Silphium perfoliatum L.) <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong>, Silphium perfoliatum L., Alternativen zum Mais, Dauerkulturen zur<br />

Biogasnutzung, Biodiversität<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Suche nach ökologisch nachhaltigen und ökonomisch vertretbaren Alternativen<br />

bzw. Ergänzungen zum Energiemais wird zunehmend auch <strong>der</strong> Anbau von Dauerkulturen<br />

diskutiert. Dabei setzt man aufgrund <strong>der</strong> ihr zugeschriebenen positiven Eigenschaften und des<br />

hohen Ertragspotenzials <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> die Durchwachsene <strong>Silphie</strong> (Silphium perfoliatum L.)<br />

große Erwartungen.<br />

Die zwischen zehn und fünfzehn Jahre ackerbaulich nutzbare Kultur aus <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong><br />

Korbblütler, die <strong>in</strong> den gemäßigten Regionen Nordamerikas beheimatet ist, kam über Russland<br />

<strong>in</strong> die ehemalige DDR, wo das zuckerhaltige grüne Kraut <strong>in</strong> Gärten als Kan<strong>in</strong>chenfutter<br />

angebaut wurde. Silphium perfoliatum lässt sich unter hiesigen Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

erfolgreich kultivieren. Im Pflanzjahr wird allerd<strong>in</strong>gs zunächst nur e<strong>in</strong>e grundständige<br />

Blattrosette ausgebildet, die aufgrund des ger<strong>in</strong>gen Ertrages nicht erntewürdig ist. Erst ab dem<br />

zweiten Jahr erfolgt e<strong>in</strong> ausgeprägtes Längen- und Massenwachstum.<br />

Seit 2010 führt die Landwirtschaftverwaltung <strong>Baden</strong>-Württembergs unter Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> LTZ-<br />

Außenstelle Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim zur Beurteilung produktionstechnischer Aspekte speziell<br />

auf die Kultur zugeschnittene Anbauversuche durch.<br />

Tab. 1: Beschreibung <strong>der</strong> Versuche <strong>mit</strong> Durchwachsener <strong>Silphie</strong><br />

Bezeichnung Beschreibung Standorte Versuchsbeg<strong>in</strong>n<br />

1 Standortvergleich<br />

2 N-Düngungsversuch<br />

3<br />

4<br />

Versuch zur<br />

Optimierung <strong>der</strong><br />

Bestandesdichte<br />

Optimierung <strong>der</strong><br />

Erntezeitpunkte bei<br />

<strong>der</strong> Krautnutzung<br />

Prüfung <strong>der</strong> Anbaueignung und <strong>der</strong><br />

Aufwuchsleistung an verschiedenen<br />

repräsentativen Standorten <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Prüfung gestaffelter N-Düngermengen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Aufwuchsleistung<br />

und Pflanzenqualität<br />

Prüfung verschiedener Bestandesdichten<br />

auf Bestockung, Aufwuchsleistung<br />

sowie Pflanzenqualität<br />

Prüfung verschiedener<br />

Erntezeitpunkte h<strong>in</strong>sichtlich Ertrag,<br />

Inhaltsstoffe und Rohstoffqualität<br />

R.-Forchheim,<br />

Aulendorf,<br />

Kupferzell,<br />

Marbach<br />

R.-Forchheim,<br />

Öhr<strong>in</strong>gen<br />

R.-Forchheim,<br />

Öhr<strong>in</strong>gen<br />

2010<br />

2010<br />

2010<br />

R.-Forchheim 2010


Sie sollen Aufschluss geben über Bestandesetablierung, Wachstumsverhalten,<br />

Standorteignung, Standraum- und Düngebedarf sowie über die Ertragsleistung und<br />

Substratbeschaffenheit im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Nutzung als Koferment <strong>in</strong> Biogasanlagen. Aus dem<br />

Erntejahr 2011 liegen nun Ergebnisse aus diesem Projekt vor, die e<strong>in</strong>e erste vorsichtige<br />

E<strong>in</strong>schätzung erlauben. E<strong>in</strong>e kurze Beschreibung <strong>der</strong> wichtigsten Standortparameter ist <strong>der</strong><br />

Tabelle 2 zu entnehmen.<br />

Tab. 2: Beschreibung <strong>der</strong> Standortparameter<br />

Standort<br />

Rhe<strong>in</strong>stetten-<br />

Forchheim<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 2 von 10<br />

Ger<strong>in</strong>ge<br />

Rhe<strong>in</strong>ebene<br />

Naturraum<br />

Höhe ü. NN (m)<br />

Nie<strong>der</strong>schlag (mm)<br />

(langj. Mittel)<br />

Durchschnittstem- peratur<br />

(°C)<br />

(langj. Mittel)<br />

117 742 10,1 lS 24 - 32<br />

Aulendorf (Tiergarten) Oberland 545 911 8,0 sL 52<br />

Kupferzell<br />

(Schlossgarten)<br />

Marbach<br />

Hohenloher-<br />

Haller-Ebene<br />

Mittlere<br />

Kuppenalb<br />

Pflanzung, Bestandesdichte und Bestandesentwicklung<br />

350 830 8,7 LT 45 - 56<br />

720 901 5,8 tL/uL k.A.<br />

Die masch<strong>in</strong>elle Pflanzung <strong>der</strong> Versuche erfolgte zwischen Mitte Mai und Anfang Juni 2010 <strong>mit</strong><br />

vorgezogenen Jungpflanzen <strong>der</strong> Firma N.L. Chrestensen. E<strong>in</strong>e aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht zu präferierende Direktsaat ist noch nicht zu empfehlen, da das Saatgut aufgrund se<strong>in</strong>er<br />

Beschaffenheit sehr une<strong>in</strong>heitlich keimt. Bundesweit arbeiten <strong>der</strong>zeit gleich mehrere<br />

Institutionen daran, die pflanzenphysiologischen Mechanismen diesbezüglich zu entschlüsseln<br />

und die Saatguteigenschaften so zu verbessern, dass e<strong>in</strong> homogener Feldaufgang<br />

gewährleistet und lückenlose Bestände etabliert werden können.<br />

Literaturquellen geben für den Anbau von Durchwachsener <strong>Silphie</strong> e<strong>in</strong>e Bestandesdichte von<br />

vier Pflanzen je m² <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflanzverband von 0,50 m x 0,50 m an. Zugleich werden an<strong>der</strong>e<br />

Standweiten diskutiert, auch im H<strong>in</strong>blick auf die hohen Pflanzgutkosten, die dadurch<br />

gegebenenfalls reduziert werden könnten. Diese Fragestellung wurde <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-<br />

Forchheim <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versuch zur Bestimmung <strong>der</strong> optimalen Bestandesdichte aufgegriffen und<br />

Pflanzabstände von 0,50 m x 0,50 m, 0,75 m x 0,30 m und 0,75 m x 0,50 m verglichen. Als<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet erwies sich nach dem ersten Erntejahr die Variante 0,50 m x 0,50 m, da die<br />

Bodenart<br />

Ackerzahl


gleichmäßige Standraumverteilung sowohl die höchste Stängelzahl als auch den höchsten<br />

Gesamtpflanzenertrag hervorbrachte (Abb. 1).<br />

Anzahl Triebe/m² zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Ernte<br />

33<br />

31<br />

29<br />

27<br />

25<br />

23<br />

21<br />

19<br />

17<br />

15<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 3 von 10<br />

75 cm x 50 cm<br />

75 cm x 30 cm<br />

50 cm x 50 cm<br />

y = 5,4152x - 57,032<br />

R 2 = 0,967<br />

14 15 16 17<br />

Gesamtpflanzenertrag <strong>in</strong> t TM/ha<br />

Abb. 1: Bestandesdichte-Versuch <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim: Ertragsergebnisse 2011<br />

Aufgrund <strong>der</strong> langsamen Jugendentwicklung und des fehlenden Stängelwachstums bleiben die<br />

bis zu 40 cm hohen Jungpflanzen im ersten Jahr konkurrenzschwach gegenüber<br />

sommerannueller Verunkrautung. Die Bestandespflege spielt deshalb e<strong>in</strong>e große Rolle. In e<strong>in</strong>er<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Lücken<strong>in</strong>dikation durchgeführten Herbizidprüfung erwies sich lediglich das<br />

SPECTRUM® AQUA-PACK <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammensetzung 1,25 l/ha Spectrum + 2,5 l/ha Stomp<br />

Aqua (Wirkstoffe: Dimethenamid-P und Pendimethal<strong>in</strong>) als wirksam und<br />

kulturpflanzenverträglich. E<strong>in</strong>e Applikation erfolgt vor <strong>der</strong> Pflanzung. Die Masch<strong>in</strong>enhacke kann<br />

e<strong>in</strong>e gute Alternative bzw. e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung zum Herbizide<strong>in</strong>satz se<strong>in</strong>.<br />

Das früh e<strong>in</strong>setzende Längenwachstums <strong>der</strong> Stängel sorgt ab dem zweiten Standjahr für e<strong>in</strong>en<br />

raschen Bestandesschluss. Ab diesem Stadium ist e<strong>in</strong> Herbizide<strong>in</strong>satz nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Bei feuchter Witterung kann es zum Auftreten von Sclerot<strong>in</strong>ia sclerotiorum kommen. Im<br />

Versuchsjahr 2012 wurde <strong>in</strong> den Beständen kurz vor Blühbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> ernstzunehmen<strong>der</strong> Befall<br />

<strong>mit</strong> Pseudomonas syr<strong>in</strong>gae beobachtet, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs unbehandelt blieb und sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge<br />

wie<strong>der</strong> verwuchs.


Düngung<br />

Um den Stickstoffbedarf dieser neuen Kultur zu er<strong>mit</strong>teln und Aussagen zur Düngung treffen zu<br />

können, wurde e<strong>in</strong> N-Steigerungsversuch angelegt. Gedüngt wurde <strong>mit</strong> Alzon 46, e<strong>in</strong>em<br />

stabilisierten N-Dünger, <strong>der</strong> während <strong>der</strong> gesamten Vegetationsperiode e<strong>in</strong> bedarfsgerechtes<br />

Nährstoffangebot gewährleisten sollte. Der Gesamtpflanzenertrag <strong>der</strong> ungedüngten<br />

Kontrollvariante lag 2011 <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim bei nur 9 t TM/ha, stieg jedoch <strong>mit</strong><br />

zunehmendem N-Angebot deutlich an und erreichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> höchsten Düngungsstufe etwa 19 t<br />

TM/ha (Abb. 2).<br />

Wie die niedrigen Nm<strong>in</strong>-Werte (0 - 90 cm) <strong>mit</strong> 2,8 bis 3,5 kg/ha direkt nach <strong>der</strong> Ernte zeigen,<br />

wurden auch sehr hohe N-Gaben von den Pflanzen aufgenommen und <strong>in</strong> Biomasse umgesetzt;<br />

e<strong>in</strong>e Gefahr <strong>der</strong> Nitrat-Auswaschung <strong>in</strong> das Grundwasser bestand nicht. Der Frage, ob e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong>art <strong>in</strong>tensive Düngestrategie aus wirtschaftlicher Sicht <strong>in</strong>teressant bzw. aus ökologischer<br />

Sicht überhaupt vertretbar ist, muss weiter nachgegangen werden.<br />

Aus den e<strong>in</strong>jährigen <strong>Versuchsergebnisse</strong>n <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim resultieren folgende<br />

Nährstoffentzugsfaktoren, die für die Düngebedarfsberechnung und Nährstoffbilanzierung zur<br />

Verfügung stehen:<br />

Nährstoff kg Nährstoff/dt Frischmasse Kraut<br />

N 0,24<br />

P2O5 0,16<br />

K20 0,65<br />

MgO 0,12<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 4 von 10


Gesamtpflanzenertrag <strong>in</strong> t TM/ha<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 5 von 10<br />

25,5<br />

9,2<br />

29,7<br />

16,1<br />

29,2<br />

17,1<br />

29,5<br />

19,2<br />

0 kg N/ha 160 kg N/ha 200 kg N/ha 240 kg N/ha<br />

Ertrag TS-Gehalt<br />

Abb. 2: N-Steigerungsversuch <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim: Ertragsergebnisse 2011<br />

Ernte und Erträge<br />

Die Produktion von möglichst viel Biomasse <strong>mit</strong> hoher Energiedichte je Flächene<strong>in</strong>heit setzt bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Durchwachsenen</strong> <strong>Silphie</strong> den Schnitt zum optimalen Erntezeitpunkt voraus. E<strong>in</strong>e<br />

Orientierung alle<strong>in</strong> an Boniturmerkmalen wie beispielsweise <strong>der</strong> Vollblüte sche<strong>in</strong>t nicht<br />

ausreichend zu se<strong>in</strong>, weil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die generative Phase von verschiedenen Faktoren sowie<br />

vom Standort abhängt und von Jahr zu Jahr schwanken kann. Zudem steigen die Lign<strong>in</strong>gehalte<br />

im Erntegut <strong>mit</strong> zunehmendem TS-Gehalt an und auch die nachgewiesenen Gehalte an<br />

Fructose, Glucose und Saccharose sowie <strong>der</strong> Inul<strong>in</strong>gehalt im Stängel unterliegen <strong>mit</strong><br />

fortschreiten<strong>der</strong> Vegetation Verän<strong>der</strong>ungen (Abb. 3), die e<strong>in</strong>e späte Ernte eher ungünstig<br />

ersche<strong>in</strong>en lassen.<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

TS-Gehalt <strong>in</strong> %


Gesamtpflanzenertrag <strong>in</strong> t TM/ha<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 6 von 10<br />

17,4 17,5<br />

Mitte August<br />

5,1<br />

Mitte August<br />

Anfang September<br />

5,7<br />

Anfang September<br />

0 1 2 3 4 5<br />

15,6<br />

Mitte September<br />

4,6<br />

Mitte September<br />

Inul<strong>in</strong>gehalt <strong>in</strong> % <strong>der</strong> TM<br />

Ertrag Inul<strong>in</strong>-Gehalt<br />

r (Ertrag, Inul<strong>in</strong>-Gehalt) = 0,97<br />

12,8<br />

Anfang Oktober<br />

1,3<br />

Anfang Oktober<br />

Abb. 3: Versuch zur Optimierung des Erntezeitpunktes <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim:<br />

Gesamtpflanzenertrag und Inul<strong>in</strong>gehalt 2011<br />

Mit knapp 18 t TM/ha war <strong>der</strong> höchste Ertrag am Standort Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim <strong>in</strong> dem<br />

entsprechenden Versuch den beiden ersten Ernteterm<strong>in</strong>en zuzuordnen (Abb. 4).<br />

Gesamtzucker- und Inul<strong>in</strong>gehalte korrelieren dabei sehr eng <strong>mit</strong> dem Gesamtpflanzenertrag.<br />

Der geeignetste Schnittterm<strong>in</strong> für die Kultur würde demnach zwischen Ende August und Anfang<br />

September liegen, was die folgenden Jahre allerd<strong>in</strong>gs noch bekräftigen müssen. Für an<strong>der</strong>e<br />

Regionen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg lassen sich dazu erst nach <strong>der</strong> Ernte im Herbst 2012<br />

Aussagen treffen.<br />

Die <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg bislang erzielten Gesamtpflanzenerträge liegen im Mittel zwischen<br />

10 und 20 t TM/ha, wobei die Differenz vermutlich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Standorteignung <strong>der</strong> Kultur zu<br />

erklären ist (Abb. 5). Der höchste Ertrag <strong>mit</strong> ca. 20 t TM/ha wurde <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim<br />

gemessen, gefolgt von Aulendorf <strong>mit</strong> ca. 13 t TM/ha und Marbach <strong>mit</strong> rund 12 t TM/ha.<br />

Schlusslicht bildete Kupferzell <strong>mit</strong> nur 7 t TM/ha, wobei die dort gewählte Versuchsfläche für die<br />

Region nicht repräsentativ ersche<strong>in</strong>t.<br />

Der TS-Gehalt im Erntegut lag zwischen 22 und 29% und erreichte erst Ende September die<br />

30%-Marke, was zugleich bereits <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Ertragsrückgang verbunden war.


Gesamtpflanzenertrag <strong>in</strong> t<br />

TM/ha<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 7 von 10<br />

20<br />

10<br />

0<br />

17,4 17,5<br />

24,2<br />

27,0<br />

Mitte August Anfang<br />

September<br />

15,6<br />

28,5<br />

Mitte<br />

September<br />

Ertrag TS-Gehalt<br />

35,7<br />

12,8<br />

Anfang<br />

Oktober<br />

Abb. 4: Versuch zur Optimierung des Erntezeitpunktes <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim:<br />

Ertragsergebnisse 2011<br />

Ertrag <strong>in</strong> t TM/ha<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

29,2<br />

19,6<br />

23,1<br />

12,6<br />

22,4<br />

11,5<br />

25,1<br />

Rhe<strong>in</strong>stetten Aulendorf Marbach Kupferzell<br />

TM-Ertrag <strong>in</strong> t/ha TS-Gehalt <strong>in</strong> %<br />

Abb. 5: Standortvergleich: Ertragsergebnisse 2011<br />

7,3<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

TS-Gehalt <strong>in</strong> %<br />

TS-Gehalt <strong>in</strong> %


Methanerträge<br />

Anhand <strong>der</strong> Ween<strong>der</strong> Analyse wurden die Rohnährstoff-Gehalte (Rohasche, Rohfett,<br />

Rohprote<strong>in</strong>, Rohfaser und N-freie Extraktstoffe) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trockenmasse er<strong>mit</strong>telt. Die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Biogas- und Methangasausbeuten bzw. -erträge erfolgte <strong>in</strong> Anlehnung an die Arbeiten von<br />

SCHATTAUER und WEILAND. Wie für alle bislang untersuchten pflanzlichen Substrate konnte<br />

auch bei <strong>der</strong> <strong>Durchwachsenen</strong> <strong>Silphie</strong> e<strong>in</strong>e positive Korrelation zwischen Gesamtpflanzen- und<br />

Methanertrag gefunden werden; Versuchsvarianten <strong>mit</strong> hohem Biomasseertrag wiesen<br />

demnach auch hohe Methanerträge auf.<br />

Zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> günstigen Lagen kann die Durchwachsene <strong>Silphie</strong> ertraglich nicht <strong>mit</strong><br />

Energiemais- und Sorghumsorten konkurrieren (Tab. 3). Erklärt werden können die um ca. 30<br />

bis 50 Normliter Methan je kg oTS niedrigere Gasausbeute und die um ca. 2000 bis 3000 m³/ha<br />

niedrigeren Methanerträge neben etwas ger<strong>in</strong>geren Gesamtpflanzenerträgen vor allem <strong>mit</strong><br />

höheren Lign<strong>in</strong>- und Rohaschegehalten, die die Werte von Mais um jeweils 2 bis 4<br />

Prozentpunkte übersteigen.<br />

Tab. 3: Methanausbeute und Methanertrag <strong>der</strong> <strong>Durchwachsenen</strong> <strong>Silphie</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Versuchen<br />

2011<br />

Versuchsfrage Methan-Ausbeute Methan-Ertrag<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 8 von 10<br />

(Nl/kg oTS) (m³/ha)<br />

Standortvergleich Aulendorf 269 3062<br />

Kupferzell 260 1702<br />

Marbach 267 2773<br />

Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim 265 4783<br />

N-Düngung 1) 0 kg N/ha 271 2282<br />

160 kg N/ha 269 4024<br />

200 kg N/ha 269 4270<br />

240 kg N/ha 268 4767<br />

Erntezeitpunkte 1) Mitte August 266 4237<br />

Anfang September 264 4243<br />

Mitte September 266 3811<br />

Anfang Oktober 262 3090<br />

Bestandesdichte 1) 50 x 50 cm 269 3978<br />

75 x 50 cm 271 3557<br />

75 x 30 cm 268 3805<br />

Energiemais 2) 300 6520<br />

Sorghum 2) 242 5170<br />

1) am Standort Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim 2) <strong>Versuchsergebnisse</strong> Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim


Beobachtungen bei ausgefallenen Samen<br />

Nach Literaturangaben benötigen die Samen von Silphium perfoliatum L. zum Keimen entwe<strong>der</strong><br />

längere kühle Phasen o<strong>der</strong> Wechseltemperaturen. Auf <strong>der</strong> Versuchsfläche am Standort<br />

Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim wurde e<strong>in</strong> massiver Feldaufgang <strong>der</strong> ausgefallenen Samen sowohl<br />

direkt nach <strong>der</strong> Ernte 2011 bei spätherbstlich-warmen Temperaturen als auch im Frühjahr 2012<br />

nach starken Kahlfrösten beobachtet. Wie <strong>in</strong> Abb. 6 zu sehen, lagen die Samen oberflächlich<br />

auf dem Boden, so dass auch die Lichte<strong>in</strong>wirkung e<strong>in</strong>en günstigen E<strong>in</strong>fluss auf die Keimung<br />

gehabt haben muss.<br />

An dieser Stelle muss auf das <strong>in</strong>vasive Potenzial <strong>der</strong> <strong>Durchwachsenen</strong> <strong>Silphie</strong> h<strong>in</strong>gewiesen<br />

werden. E<strong>in</strong>e unkontrollierte Verbreitung durch W<strong>in</strong>d, Vögel, aber auch durch die<br />

Erntemasch<strong>in</strong>en ersche<strong>in</strong>t möglich und muss zukünftig genau beobachtet werden.<br />

Abb. 6: Keimung ausgefallener Samen am Standort Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim (März 2012, Foto:<br />

Stolzenburg)<br />

Ausblick<br />

Der Korbblütler Silphium perfoliatum ist unter den Standortverhältnissen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

anbauwürdig. Die wichtigsten pflanzenbaulichen Eckdaten zur Bestandesetablierung wurden<br />

erarbeitet; Fragen zur Optimierung von Erträgen und Qualitäten sowie zu Umweltwirkungen<br />

müssen weiterh<strong>in</strong> geprüft werden. Die betriebswirtschaftliche Bewertung wird <strong>der</strong>zeit noch<br />

durch hohe Pflanzgutkosten bee<strong>in</strong>trächtigt, aufgrund ger<strong>in</strong>gerer Kosten bei Direktsaat ist<br />

<strong>mit</strong>telfristig e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung zu erwarten.<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 9 von 10


Abseits <strong>der</strong> re<strong>in</strong> monetären Bewertung weist <strong>der</strong> Anbau dieser mehrjährig nutzbaren<br />

Kulturpflanze beachtliche Vorteile auf. Sie sorgt beispielsweise für e<strong>in</strong>e lange Bodenbedeckung,<br />

m<strong>in</strong>imiert die Erosion und dürfte aufgrund <strong>der</strong> ausgedehnten Bodenruhe die Bodenfruchtbarkeit<br />

för<strong>der</strong>n. Der vermutlich positive Beitrag zum Wasserschutz ist mehrjährig zu prüfen, die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Agrobiodiversität ist e<strong>in</strong> Faktum. Genau <strong>in</strong> die Blühzeit, die Mitte Juli beg<strong>in</strong>nt<br />

und Ende September endet, fällt <strong>in</strong> Ackerlandschaften die Trachtlücke für Bienen, Hummeln<br />

und Schmetterl<strong>in</strong>ge. Das leuchtend gelbe Blütenmeer <strong>der</strong> <strong>Silphie</strong> ist daher e<strong>in</strong>e willkommene<br />

Bienenweide, die neben <strong>der</strong> Honigbiene auch e<strong>in</strong>e Vielzahl an<strong>der</strong>er Insekten anlockt. Nicht<br />

zuletzt sorgt diese Kultur für e<strong>in</strong>en Farbtupfer <strong>in</strong> landwirtschaftlich <strong>in</strong>tensiv genutzten Regionen<br />

und trägt zur Vielfalt des Landschaftsbild bei.<br />

Literatur<br />

Schattauer A. und P. Weiland (2006): Handreichung Biogasgew<strong>in</strong>nung und -nutzung. Herausgeber<br />

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). 5. Auflage (2010). Kapitel 2:<br />

Grundlagen <strong>der</strong> anaeroben Fermentation. S. 25-35.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Landwirtschaftliches Technologiezentrum<br />

Augustenberg (LTZ)<br />

Neßlerstr. 23-31<br />

76227 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721 / 9468-0<br />

Fax: 0721 / 9468-209<br />

eMail: poststelle@ltz.bwl.de<br />

Internet: www.ltz-augustenberg.de<br />

Durchwachsene <strong>Silphie</strong> - <strong>Versuchsergebnisse</strong> 2011<br />

Seite 10 von 10<br />

Bearbeitung und Redaktion:<br />

LTZ Augustenberg - Rhe<strong>in</strong>stetten-Forchheim<br />

Kerst<strong>in</strong> Stolzenburg, Andreas Monkos<br />

Ref. 11: Allgeme<strong>in</strong>er Pflanzenbau, Nachwachsende<br />

Rohstoffe, Tabak<br />

Stand: August 2012

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