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Vergleich von Systemen für die Kälbergruppenhaltung

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Verfahrenstechnischer <strong>Vergleich</strong> verschiedener Systeme <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Kälbergruppenhaltung</strong><br />

Uwe Eilers und Stefanie Jülich, Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg<br />

(LAZBW), Rinderhaltung Aulendorf<br />

Die Vorteile der Aussenklimahaltung <strong>von</strong> Aufzuchtkälbern hinsichtlich Tiergesundheit<br />

und -entwicklung wurden mehrfach nachgewiesen. Stefanie Jülich ist in ihrer Diplomarbeit<br />

(Universität Bonn) weiterführend der Frage nachgegangen, wie zwei Iglusysteme <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Gruppenhaltung mit unterschiedlicher Gruppengröße bezüglich Tiergesundheit,<br />

Tierentwicklung, Arbeitswirtschaft und in der Summe bezüglich Wirtschaftlichkeit zu bewerten<br />

sind. Bei einigen Kriterien wurde <strong>die</strong> Aufzucht im Warmstall mit Tränkeautomat in<br />

den <strong>Vergleich</strong> einbezogen.<br />

Eine zentrale Fragestellung der Untersuchung war, ob mögliche Vorteile einer Kleingruppe<br />

<strong>von</strong> z.B. fünf Kälbern in der Tiergesundheit und -entwicklung durch konsequentes<br />

Rein-Raus-Management mit Nachteilen hinsichtlich der Arbeitswirtschaft und Wirtschaftlichkeit<br />

verbunden sind. Außerdem sollten Erkenntnisse darüber gewonnen werden,<br />

wie <strong>die</strong> Systeme am besten zu managen sind und welche Systeme auf welchen<br />

Betrieb bzw. zu welcher Bestandsgröße passen.<br />

Versuchsaufbau<br />

Der Versuch und <strong>die</strong> Betreuung der Diplomarbeit erfolgte am Landwirtschaftlichen Zentrum<br />

Baden-Württemberg in Aulendorf. Sämtliche Kälber gehörten der Rasse Fleckvieh<br />

an. Bei den beiden eingesetzten Iglusystemen handelte es sich um das Großraumiglu<br />

„Iglu-Veranda“ der Firma Holm & Laue sowie das Kleingruppeniglu „MultiMax“ <strong>von</strong> Calf-<br />

Tel (Fotos 1 und 2). Die Gruppe „Warmstall“ wurde in einer Zweiflächenbucht mit angehobener,<br />

eingestreuter Liegefläche sowie planbefestigtem Fressgang mit Schieberentmistung<br />

gehalten. Diese Tiere hatten ständigen Zugang zu einem großzügigen Laufhof<br />

in dem sich eine eingestreute Pultdachhütte als alternativer Liegeplatz befindet (Fotos 3<br />

und 4). Tabelle 1 gibt <strong>die</strong> Eckpunkte der Versuchsanstellung und Tiere wieder. Bezüglich<br />

der Belegung der Systeme ist zu ergänzen, dass <strong>die</strong> Iglu-Veranda kontinuierlich mit<br />

Kälbern aus der Einzelhaltung belegt, jedoch gesammelt ausgestallt wurde, um nach<br />

jedem Durchgang eine Reinigung des Iglusystems vorzunehmen. Die Kälber in den Iglusystemen<br />

wurden abgetränkt, nachdem das jüngste Kalb der Gruppe ein Alter <strong>von</strong><br />

sieben Wochen erreicht hatte, da das Tränken mit dem Eimer <strong>von</strong> Teilgruppen als nicht<br />

praktikabel betrachtet wird. Bis zu einem Gruppendurchschnittsalter <strong>von</strong> 12 Wochen<br />

wurde eine Heu-TMR, anschließend eine Milchvieh-TMR auf Basis <strong>von</strong> Grassilage ad<br />

libitum gefüttert. In der Gruppe Warmstall erfolgte <strong>die</strong> Futterumstellung exakt mit einem<br />

Alter <strong>von</strong> 12 Wochen, da zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt auch eine Umstallung in eine andere<br />

Bucht erfolgte. Die Kälber aus den Iglugruppen wurden mit etwa 18 Wochen in <strong>die</strong>se<br />

Zweiflächenbuchten im Warmstall umgestallt. Anschließend wurden <strong>die</strong> Tiere bis zu einem<br />

Alter <strong>von</strong> sechs Monaten weiter beobachtet. Das Geschlechterverhältnis war innerhalb<br />

der Versuchsgruppen ausgeglichen, so dass in der Auswertung der Ergebnisse auf<br />

eine Differenzierung nach männlichen und weiblichen Kälbern verzichtet wurde.<br />

Versuchsparameter


An tierbezogenen Parametern wurden <strong>die</strong> Gewichtsentwicklung und täglichen Zunahmen<br />

sowie der Futterverbrauch und <strong>die</strong> Tiergesundheit erfasst. Anhand <strong>von</strong> Klimamessungen<br />

wurde das Stallklima mit Temperatur und Luftfeuchte in Abhängigkeit vom Aussenklima<br />

untersucht. Investitionskosten, Arbeitsaufwand, Strohaufwand und Futteraufwand<br />

waren <strong>die</strong> wesentlichen Kriterien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kalkulation der Wirtschaftlichkeit, ausgedrückt<br />

in Jahreskosten je Tierplatz.<br />

Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse hinsichtlich Futterverbrauch, Gewichtsentwicklung und tägliche Zunahmen<br />

sind über <strong>die</strong> gesamte Versuchsperiode hinweg und unter den vorliegenden Bedingungen<br />

betrachtet durch kompensatorische Effekte geprägt. Tabelle 2 gibt den Futterverbrauch<br />

je Tier und Durchgang sowie je Tier und Tag wieder. Haupteinflussfaktor ist<br />

der in der Großgruppe aufgrund der längeren Tränkephase um über 40 l je Tier und<br />

Durchgang höhere Milchverbrauch gegenüber der Kleingruppe. Am Automaten konnte<br />

exakt und tierindividuell abgetränkt werden, so dass ein Milchverbrauch <strong>von</strong> lediglich<br />

227 kg je Tier und Durchgang entstand. Der Futterverbrauch an TMR war in der Kleingruppe<br />

spürbar höher als in der Großgruppe. Bei den Gewichtsentwicklungen und den<br />

täglichen Zunahmen (Tabellen 3 und 4) fiel grundsätzlich auf, dass es in einzelnen Versuchsphasen<br />

signifikante Unterschiede gab, sich <strong>die</strong>se jedoch bei beiden Parametern<br />

nach 6 Monaten in allen drei Gruppen auf ähnlichem Niveau befanden. Bis zum Ende<br />

der Haltungsphase in den Iglus (91 Tage Gruppenhaltung) war das Lebendgewicht der<br />

Tiere in der Großgruppe signifikant geringer als in den beiden anderen Gruppen. Auch<br />

<strong>die</strong> täglichen Zunahmen waren in <strong>die</strong>ser Variante, wenn auch nicht signifikant, niedriger.<br />

Während der Tränkephase und bis zu einem Alter <strong>von</strong> 12 Wochen hinkten Lebendgewicht<br />

und tägliche Zunahmen der Warmstall-/Tränkeautomatengruppe hinter denen der<br />

Iglugruppen her. Dieser Rückstand konnte anschließend nachdem <strong>die</strong> Iglukälber in den<br />

Warmstall umgestallt wurden bis zum Alter <strong>von</strong> sechs Monaten aufgeholt werden.<br />

Deutlich wurde in der Untersuchung der Zusammenhang zwischen Gruppengröße und<br />

Gewichtsdifferenz innerhalb der Gruppe unter der betrieblichen Voraussetzung mehr<br />

oder weniger gleichmäßigen Kälberanfalles. Die durchschnittlichen Geburtsgewichte<br />

waren in allen Versuchsgruppen mit rund 45,5 kg vergleichbar. Zum Zeitpunkt des Einstallens<br />

in <strong>die</strong> Versuchsgruppen ergab sich aus dem Rein-Raus-Prinzip der Multi-Max-<br />

Gruppe eine um sechs kg höhere mittlere Gewichtsdifferenz verglichen mit der Großgruppe<br />

in der Iglu-Veranda, bei der <strong>die</strong> Belegung kontinuierlich stattfand. Während der<br />

Tränkephase kehrte sich das Verhältnis um, da <strong>die</strong> Großgruppe aufgrund der größeren<br />

Alterspanne länger getränkt wurde (s.o.). Zum Zeitpunkt des Absetzens war <strong>die</strong> mittlere<br />

Lebendgewichtsspanne hier um 23 kg höher. Während der weiteren Haltung im Iglu reduzierte<br />

sich <strong>die</strong> Differenz auf 10 kg, um nach der Umstallung in den Warmstall bis zum<br />

Alter <strong>von</strong> sechs Monaten wieder auf 36 kg anzusteigen.<br />

Tiergesundheit<br />

Die Gesundheit der Kälber wurde während des Versuches kontinuierlich beobachtet und<br />

aufgezeichnet. In sämtlichen Auswertungsparametern konnten keine statistisch abgesicherten<br />

Unterschiede zwischen den Haltungssystemen festgestellt werden. Abbildung 1<br />

zeigt, dass in allen Varianten mehr als 50% der Kälber ohne Behandlung ausgekommen<br />

sind. In der Kleingruppe „MultiMax“ gab es <strong>für</strong> <strong>die</strong> restlichen 46,6 % der Tiere ausschließlich<br />

leichte Krankheitsverläufe mit einem bis drei Behandlungstagen während in<br />

der Großgruppe „Iglu-Veranda“ 5,1% und im Warmstall 17,5% der Kälber 4 und mehr


Behandlungstage aufwiesen. Tierverluste traten lediglich bei der Warmstallgruppe mit<br />

5,3% (drei Tiere) auf, <strong>die</strong> jedoch nicht eindeutig auf das Haltungssystem zurückzuführen<br />

waren und auch keine Folge typischer Kälberkrankheiten sondern innerer Verletzungen<br />

waren. Abbildung 2 gibt wieder, an wie viel Tagen bei den Kälbern Krankheitssymptome,<br />

d.h. jegliche Auffälligkeiten, je Kalb und Woche beobachtet wurden. Die Aufgliederung<br />

nach Versuchsphasen zeigt eindeutig, dass in den ersten Lebenswochen während der<br />

Einzelhaltung (K1) der Schwerpunkt an gesundheitlichen Auffälligkeiten zu finden ist.<br />

Während der Iglu-Haltungsphase (K2) sind <strong>die</strong> Kälber in der Großgruppe im <strong>Vergleich</strong><br />

zur Kleingruppe geringfügig auffälliger gewesen. In <strong>die</strong>ser Phase wiesen <strong>die</strong> Tiere im<br />

Warmstall <strong>die</strong> meisten Krankheitstage auf. In der Versuchsphase 3 (K3) als sämtliche<br />

Tiere unter gleichen Bedingungen im Warmstall gehalten wurden, gab es kaum Unterschiede.<br />

Die prozentuale Verteilung der Krankheitsgruppen (Tab. 5) zeigt, dass mit über<br />

70% Anteil <strong>die</strong> Verdauungsstörungen den Schwerpunkt ausmachten. In allen drei Haltungssystemen<br />

traten sie signifikant häufiger als andere Erkrankungen auf. Da<strong>von</strong> war<br />

wie oben erwähnt <strong>die</strong> Einzelhaltungsphase mit Abstand am stärksten betroffen.<br />

Klima<br />

Die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessungen ergaben, dass es in den Iglus generell<br />

wärmer und feuchter als außerhalb ist. Im Winter entsteht so das erwünschte Mikroklima,<br />

d.h. ein Klima im Iglu bzw. Liegebereich, dass eine höhere Temperatur gegenüber<br />

der Umgebung und absolute Zugluftfreiheit aufweist. Abbildung 3 zeigt am Beispiel des<br />

20.12.2007, einem Tag mit durchgehend deutlichen Minustemperaturen, dass es in den<br />

Iglus um ein bis vier °C wärmer als in der Umgebung ist. Dabei wird es im Großraum-<br />

Iglu <strong>von</strong> Holm&Laue wärmer als im kleineren Iglu <strong>von</strong> CalfTel. Einen plötzlichen Einbruch<br />

gibt es bei der Iglu-Innentemperatur, wenn <strong>die</strong> Kälber früh morgens und nachmittags<br />

gesammelt das Iglu <strong>für</strong> <strong>die</strong> Futteraufnahme verlassen. Weiterführende Beobachtungen<br />

des Verhaltens haben gezeigt, dass <strong>die</strong> Kälber bei starker Kälte das Iglu außerhalb<br />

der Mahlzeiten kaum verlassen. Im Sommer hat <strong>die</strong> Sonneneinstrahlung eine deutliche<br />

Aufheizung zur Folge, so dass es an heißen Tagen (z.B. der 27.05.2008, Abb. 4)<br />

mit 30 °C Außentemperatur in den Iglus 35 °C bzw. knapp 40 °C warm wird. Das kleine<br />

Iglu heizt sich während der Höchsttemperaturen stärker auf. Zu <strong>die</strong>ser Tageszeit ist es<br />

jedoch mit knapp 50% relativer Luftfeuchte im Großraumiglu deutlicher feuchter als im<br />

kleinen Iglu und außen (jeweils rund 30%), was <strong>die</strong> Thermoregulation <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kälber<br />

wiederum erschwert.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit der beiden Iglusysteme wurden <strong>die</strong> Aufzuchtkosten<br />

in € je Tierplatz und Jahr (Jahreskosten) und <strong>die</strong> Kosten je aufgezogenem Kalb berechnet.<br />

Neben den Investitionskosten und dem Futteraufwand gemäß gemessenem<br />

Verbrauch wurden als wesentliche Einflussfaktoren der Stroh- und Arbeitsaufwand <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Systeme im Rahmen des Versuches erhoben. Der Strohverbrauch ist in beiden Iglusystemen<br />

bis zu einem Alter der Kälber <strong>von</strong> etwa 16 Wochen mit 1,13 (Iglu-Veranda)<br />

bzw. 1,06 (CalfTel) kg je Tier und Tag vergleichbar und spiegelt <strong>die</strong> Faustzahl <strong>von</strong><br />

durchschnittlich einem kg in <strong>die</strong>ser Haltungsperiode wieder. Tabelle 6 stellt den Arbeitszeitaufwand<br />

bis zum Ende der Iglu-Haltungsperiode <strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Arbeiten dar.<br />

Es wird deutlich, dass je Kalb bei allen anfallenden Arbeiten, <strong>die</strong> Kleingruppe mehr Arbeit<br />

verursacht, so dass in der Summe rund 2,8 Stunden mehr geleistet werden müssen.


Außerdem wird deutlich, dass nach den Routinearbeiten Füttern und Tränken, <strong>die</strong> Reinigung<br />

der Laufflächen den größten Aufwand bei <strong>die</strong>sen <strong>Systemen</strong> verursacht.<br />

Aus Tabelle 7 sind <strong>die</strong> Jahreskosten je Tierplatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> beiden Iglusysteme ersichtlich.<br />

Zugrunde liegt <strong>die</strong>ser Kalkulation eine Belegung <strong>von</strong> der 3. bis zur vollendeten 16. Lebenswoche,<br />

so dass mit jeweils einer Woche Leerstehzeit 3,5 Durchgänge pro Jahr absolviert<br />

werden können. Unter Berücksichtigung einer Entlohnung des Arbeitsaufwandes<br />

mit 12,50 € je Akh schneidet insgesamt <strong>die</strong> Großgruppe mit 593,- € um rund 75,- € besser<br />

als <strong>die</strong> Kleingruppe ab. Haupteinflussfaktoren auf <strong>die</strong> Jahreskosten sind dabei der<br />

Vollmilchverbrauch, bei dem <strong>die</strong> Kleingruppe um 30,- € günstiger liegt, und der Lohnansatz<br />

bei dem <strong>die</strong> Großgruppe um 130,- € geringere Kosten verursacht. Bei den Investitionskosten<br />

bzw. der Abschreibung da<strong>für</strong> ist das Kleingruppensystem „MultiMax“ 26,- € je<br />

Jahr und Tierplatz kostengünstiger. Da in Familienbetrieben <strong>die</strong> aufgewendeten Arbeitsstunden<br />

keine baren Ausgaben darstellen, kann, obwohl <strong>die</strong> angemessene Entlohnung<br />

der eingesetzten Arbeitszeit das Ziel sein muss, eine Vernachlässigung <strong>die</strong>ses Kostenfaktors<br />

aufschlussreich sein. Lässt man <strong>die</strong>sen aussen vor, verursacht das Kleingruppensystem<br />

mit 381 € gegenüber 436 € bei der Großgruppe je Tierplatz und Jahr rund<br />

45,- € weniger Kosten.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Untersuchung hat verdeutlicht, dass mit beiden Iglusystemen ein vergleichbarer Aufzuchterfolg<br />

<strong>für</strong> Kälber erreicht werden kann.<br />

Die Kleingruppe bietet vor allem <strong>für</strong> kleinere Milchviehbestände bessere Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> homogenere Gruppen. Das Rein-Raus-Prinzip kann einfacher umgesetzt werden.<br />

Tabelle 8 zeigt, dass selbst mit der Kleingruppe erst ab einer Bestandsgröße <strong>von</strong><br />

mindestens 50 bzw. 100 Kühen, je nachdem ob sämtliche oder nur <strong>die</strong> weiblichen Kälber<br />

im Betrieb aufgezogen werden, Rein-Raus konsequent realisiert werden kann. Dabei<br />

wird vorausgesetzt, dass der Altersunterschied innerhalb einer Gruppe maximal vier<br />

Wochen und eine vertretbare Mindestgruppengröße vier Tiere beträgt. Die Anzahl der<br />

nötigen Abteile <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gruppenhaltung hängt <strong>von</strong> der Gruppengröße und <strong>die</strong> benötigte<br />

Anzahl an Einzelhaltungsplätzen vom maximalen Altersabstand innerhalb der Gruppen<br />

ab. Ein größerer Altersabstand führt demnach nicht nur zu heterogeneren Gruppen sondern<br />

auch zu höheren Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einzelhaltung.<br />

Die Großgruppe mit ca. 14 Tieren eignet sich demgegenüber eher <strong>für</strong> Kuhbestände bis<br />

100 Kühe im kontinuierlichen Verfahren und mit Tränkeautomat, um vor allem arbeitswirtschaftliche<br />

Vorteile zu nutzten. Erst ab Bestandsgrößen <strong>von</strong> über 300 Kühen, können<br />

<strong>die</strong>se Gruppengrößen sinnvoll im Rein-Raus-Prinzip gefahren werden. Die Entscheidung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Klein- bzw. Großgruppe und das Tränkeverfahren wird im Einzelbetrieb<br />

<strong>von</strong> der verfügbaren Arbeitskapazität und vom Problemdruck bezüglich Kälbergesundheit<br />

abhängen.<br />

Bezüglich der Haltungsdauer in den Iglusystemen hat sich ein Alter der Kälber <strong>von</strong> ca.<br />

vier Monaten als praktikabel erwiesen. Bei älteren Kälbern steigt der Strohaufwand, der<br />

damit verbundene Arbeitsaufwand und der Aufwand <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reinigung des Auslaufes<br />

rapide. Außerdem haben <strong>die</strong> Tiere in <strong>die</strong>sem Alter normalerweise einen stabilen Immunitätsstatus,<br />

so dass eine Umstallung in ein möglicherweise suboptimaleres Haltungssystem<br />

keine Probleme bereitet.<br />

Dem Standort <strong>von</strong> Iglus kommt aufgrund der Erhitzungsgefahr im Sommer besondere<br />

Bedeutung zu. Die Öffnung muss windgeschützt sein und vor allem ist eine Beschattung<br />

zu empfehlen. Alternativ ist das Angebot eines zusätzlichen trockenen und eingestreu-


ten Liegeplatzes im Auslauf sinnvoll. Gleiches gilt <strong>für</strong> Warmställe, um sie tiergerechter<br />

zu machen und <strong>die</strong> Kälbergesundheit zu verbessern.<br />

Fotos:<br />

Foto 1: System Iglu-Veranda der Firma Holm&Laue.<br />

Foto 2: System „MultiMax“ der Firma CalfTel, Hampel Corp..


Foto 3: Warmstall des LAZBW mit Tränkeautomat<br />

Foto 4: Warmstall- Laufhof mit Liegehütte


Tabellen:<br />

Tab. 1: Versuchsanstellung<br />

Holm&Laue CalfTel-Iglu Warmstall<br />

Zeitpunkt Iglu-Veranda MultiMax mit Laufhof<br />

Tränkeverfahren Eimer Eimer Automat<br />

Gruppengröße 13 5 bis 29<br />

Belegung kontinuierlich Rein-Raus kontinuierlich<br />

Stichprobenumfang n 39 15 57<br />

Lebendgewicht kg Geburt<br />

Einstallung<br />

45,5 45,8 45,8<br />

Versuchsgruppe 56,4 56,3 59,5<br />

Alter Tage<br />

Einstallung<br />

Versuchsgruppe<br />

20 17 23<br />

Mittlere Differenz 35,5 14,5 bis zu 84<br />

Absetzen 70 60 52<br />

Tab. 2: Futterverbrauch<br />

Holm&Laue CalfTel-Iglu Warmstall<br />

Iglu-Veranda MultiMax mit Auslauf<br />

Vollmilch (Absetzen) 299 257,5 227<br />

Heu-TMR (12 Wochen) 108 106,7 108,6<br />

MV-TMR (91 Tage Gr.hltg) 62,5 75,8<br />

MV-TMR (bis 6 Monate) 398,5 428<br />

Vollmilch (Absetzen) 4,27 4,29 4,37<br />

Heu-TMR (12 Wochen) 1,36 1,58 1,70<br />

MV-TMR (91 Tage Gr.hltg) 3,10 3,25 3,34<br />

MV-TMR (bis 6 Monate) 4,26 4,37 4,00<br />

Parameter Futtermittel / Periode<br />

Futterverbrauch<br />

kg (TS) je Tier<br />

Futterverbrauch<br />

kg (TS) je Tier und<br />

Tag<br />

Tab. 3: Durchschnittsgewichte (kg LM) in Abhängigkeit vom Haltungsabschnitt


Tab. 4: Durchschnittliche Zunahmen (g/Tier u. Tag) in Abhängigkeit vom Haltungsabschnitt<br />

Tab. 5: Prozentuale Verteilung der Krankheitsgruppen über <strong>die</strong> gesamte Aufzuchtperiode<br />

Holm&Laue Calf-Tel Warmstall Durch-<br />

Krankheitsgruppe Iglu-Veranda MultiMax mit Auslauf schnitt<br />

Verdauungsstörungen 65,5 76,5 69,2 70,4<br />

Atemwegserkrankungen 7,5 11,7 10,3 9,8<br />

Rindergrippe 7,5 0,0 7,7 7,6<br />

Sonstige Erkrankungen 19,4 11,8 12,8 14,7<br />

Verletzungen 0,0 0,0 0,0 0,0


Tab. 6: Arbeitszeitaufwand (bis 91 Tage Gruppenhaltung)<br />

Arbeitsschritte<br />

Iglu-Veranda [AKmin]<br />

MultiMax [AKmin]<br />

gesamt pro Kalb gesamt pro Kalb<br />

Routinearbeiten<br />

Füttern 975 75 728 145,6<br />

Tränken 890 68,5 648 129,6<br />

Summe 1865 143,5 1376 275,2<br />

Sonderarbeiten<br />

Entmisten 185 14,2 92 18,4<br />

Einstreuen 178,5 13,7 85 17<br />

Reinigung Laufflächen 256,5 19,7 188,5 37,7<br />

Reinigung Iglu 40 3,1 65 13<br />

Sonstiges 83,5 6,4 26 5,2<br />

Summe 743,5 57,2 456,5 91,3<br />

Gesamt [AKmin] 2608,5 200,7 1832,5 366,5<br />

Gesamt [AKh] 43,5 3,3 30,55 6,1<br />

Ohne Reststoffentsorgung, Strohbergung und Futtergewinnung


Tabelle 7: Jahreskosten der Iglusysteme (€/Tierplatz und Jahr, ohne MwSt.)<br />

Leistungen und Kosten Einheit Preis Betrag (€/TP u. Jahr)<br />

€/Einheit MultiMax Iglu-<br />

Veranda<br />

VARIABLE KOSTEN<br />

Direktkosten<br />

Durchgänge pro Jahr 3,5 3,5<br />

Vollmilch Liter 0,272 152,48 182,17<br />

Heu-TMR dt FM 19,40 81,86 82,86<br />

Kuh-TMR dt FM 8,61 62,32 59,45<br />

Stroh dt FM 7,00 23,67 25,20<br />

Medikamente AWE 1,22 0,00 0,00<br />

VS<br />

RG<br />

BT<br />

3,13<br />

3,30<br />

4,14<br />

0,00<br />

1,23<br />

0,61<br />

Sonst.<br />

2,44 0,00 1,43<br />

Tierarzt pauschal 5,00 5,00 5,00<br />

Tierverluste Stück 0 0<br />

Kadaverbeseitigung Tier 5,52 0 0<br />

Tierseuchenkasse pauschal 4,10 4,10 4,10<br />

Viehversicherung pauschal 7,50 7,50 7,50<br />

Tierkennzeichnung pauschal 4,80 4,80 4,80<br />

Zinsansatz Vieh- u. Umlaufvermögen<br />

€ 4 % 7,28 7,28<br />

Summe Direktkosten € 353,15 381,63<br />

Variable Kosten der Arbeitserledigung 0,00 0,00<br />

Summe variable Kosten<br />

FIXE KOSTEN<br />

€ 353,15 381,63<br />

Lohnansatz AKh 12,50 287,26 157,21<br />

Investitionskosten, AfA € 10 % 28,00 54,15<br />

Summe fixe Kosten € 315,26 211,36<br />

AUFZUCHTKOSTEN 668,41 592,99<br />

TP: Tierplatz, AWE: Atemwegserkrankungen; VS: Verdauungsstörungen; RG: Rindergrippe;<br />

Sonst.: Sonstige Erkrankungen; BT: Behandlungstag; AfA: Absetzung <strong>für</strong> Abnutzung; AKh: Arbeitskraftstunde


Tab. 8: Stallplatzbedarf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kälberhaltung in Abhängigkeit des Kuhbestandes bei<br />

kontinuierlicher Abkalbung<br />

Anz. Kälber Anz. Gr.- max. AltersGruppen- Anz. Stallplätze<br />

Kühe je Woche Stallplätze abstandgröße Abteile Einzelhaltung<br />

2 2 8 3<br />

50 /<br />

(100)<br />

0,96 16<br />

3<br />

4<br />

3<br />

4<br />

5<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5 5 3 6<br />

2 3 8 5<br />

70 /<br />

(140)<br />

1,4 24<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5 bis 6<br />

5<br />

4<br />

6<br />

7<br />

5 7 3 9<br />

2 3 bis 4 8 5<br />

90 /<br />

(180)<br />

1,7 32<br />

3<br />

4<br />

5<br />

7<br />

5<br />

4<br />

7<br />

9<br />

5 8 bis 9 3 11<br />

2 4 8 7<br />

110 /<br />

(220)<br />

2,1 36<br />

3<br />

4<br />

6 bis 7<br />

8 bis 9<br />

5<br />

4<br />

9<br />

11<br />

5 10 bis 11 3 13<br />

Abkalberate 110%<br />

Kälberverluste 10%<br />

3,5 Durchgänge pro Jahr u. Abteil (14 + 1 Woche)<br />

Abbildungen:<br />

%<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

53,4<br />

46,6<br />

53,9<br />

41<br />

50,9<br />

26,3<br />

12,3<br />

5,1 5,2 5,3<br />

0 0 0 0 0<br />

MultiMax Iglu-Veranda Warmstall<br />

Haltungssystem<br />

0 1 bis 3 4 bis 5 > 5 Verluste<br />

Abb. 1: Prozentuale Verteilung der Kälber mit 0, 1 bis 3, 4 bis 5 oder mehr als 5 Behandlungstagen<br />

pro Krankheitsfall in Abhängigkeit vom Haltungssystem.


KT/Kalb u. Woche<br />

0,4<br />

0,35<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

0,103<br />

0,361<br />

0,258<br />

0,029 0,044<br />

0,105<br />

0,033<br />

0,019<br />

K1 K2 K3<br />

Versuchsphase<br />

MultiMax Iglu-Veranda Warmstall<br />

Abb. 2: : Anzahl Tage (KT) je Kalb und Woche mit gesundheitlichen Auffälligkeiten in<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Versuchsphase und vom Haltungssystem (K1: Einzelhaltung, K2:<br />

Gruppenhaltung Igluphase, K3: Gruppenhaltung Warmstall, 2-Flächenbucht).<br />

Temperatur Grad Celsius<br />

0,0<br />

-1,0<br />

-2,0<br />

-3,0<br />

-4,0<br />

-5,0<br />

-6,0<br />

-7,0<br />

-8,0<br />

-9,0<br />

-10,0<br />

Temperaturverlauf am 20.12.2007<br />

00:00<br />

01:00<br />

02:00<br />

03:00<br />

04:00<br />

05:00<br />

06:00<br />

07:00<br />

08:00<br />

09:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

Abb. 3: Temperaturverlauf außer- und innerhalb der Iglus am 20.12.2007.<br />

12:00<br />

Uhrzeit<br />

0,025<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

Außen<br />

Holm&Laue<br />

CalfTel


Temperatur Grad Celsius<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

Temperaturverlauf am 27.05.2008<br />

00:00<br />

01:00<br />

02:00<br />

03:00<br />

04:00<br />

05:00<br />

06:00<br />

07:00<br />

08:00<br />

09:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

Abb. 4: Temperaturverlauf außer- und innerhalb der Iglus am 27.05.2008.<br />

12:00<br />

Uhrzeit<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

Außen<br />

Holm&Laue<br />

CalfTel

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