Dies academicus 2009 - Universität Passau
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Dr. Stephan Sicklinger „Das neue tschechische Insolvenzrecht aus der Sicht des deutschen Gläubigers – Zugleich ein Beitrag zu Fragen der Europäischen Insolvenzverordnung“ Herr Dr. Sicklinger wurde 1977 in Rotthalmünster geboren. Nach dem Abitur und Ersatzdienst in Metten studierte er Rechtswissenschaft und Tschechisch an der Uni- versität Passau und an der Karlsuniversität Prag. Parallel zum Juristischen Vorberei- tungsdienst im OLG-Bezirk München und in Prag war er zunächst von 2004 bis 200 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Passauer Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung (Professor Dr. Klaus Schurig), sodann im Anschluss an das Zweite Juristische Staatsexamen von 2006 bis 2008 am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilverfahrensrecht sowie Internationales Privat- recht (Professor Dr. Wolfgang Hau). Seit April 2008 ist er in der Rechtsabteilung der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in Linz tätig. Das Promotionsverfahren hat er im Oktober 2008 mit dem Rigorosum abgeschlossen. Die Tschechische Republik, seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und seit je- her ein wichtiger Außenhandelspartner Deutschlands, hat erst unlängst ein neues, am 1. Januar 2008 in Kraft getretenes Insolvenzgesetz geschaffen. Mit seiner Dis- sertation hat Herr Dr. Sicklinger die erste monographische Analyse des neuen tsche- chischen Insolvenzrechts aus deutscher Sicht vorgelegt. Die Dissertation geht weit über bloße Auslandsrechtskunde hinaus, weil der Verfasser für seine Darstellung die Perspektive eines deutschen Gläubigers im tschechischen Insolvenzverfahren wählt. Dies ist nicht nur praktisch aufschlussreich, sondern auch wissenschaftlich höchst interessant, weil dieser Focus besonders geeignet ist, auch die internationalverfah- rens- und insolvenzkollisionsrechtlichen Aspekte hinreichend zu beleuchten. Zudem leistet der Verfasser, weit über die Auswertung der tschechischen Quellen hinaus, Grundlagenarbeit, indem er neue Zusammenhänge zwischen dem Insolvenzgesetz Wissenschaftspreise der Universität Passau Dissertationspreis der Sparda-Bank Regensburg eG Erstgutachter: Professor Dr. Wolfgang Hau Zweitgutachter: Professor Dr. Klaus Reischl (Rechtsanwalt) und dem tschechischen allgemeinen Zivilverfahrens- und Privatrecht transparent macht und Bezüge namentlich zum deutschen, österreichischen und US-amerika- nischen Recht herausstellt. Die souveräne Beherrschung der schwierigen Materie erlaubt es dem Verfasser, zu offenen Fragen eigene Positionen zu entwickeln und neue Lösungswege vorzuschlagen, aber auch, wo nötig, bedenkenswerte Kritik an den gesetzlichen Vorgaben auf nationaler und europäischer Ebene zu üben. Somit hat der Verfasser eine kollisions- und internationalverfahrensrechtlich angereicherte, rundum beeindruckende Arbeit zur Rechtsvergleichung vorgelegt, die in mancher- lei Hinsicht als grundlegend gelten darf. Am Ende seiner Untersuchung kann Herr Dr. Sicklinger dem tschechischen Gesetzgeber eine insgesamt gelungene Moderni- sierungsleistung bescheinigen und deutschen Investoren letztlich grünes Licht für ein Engagement in Tschechien geben. Dies academicus 09 • Seite 11
Pater Dr. Edward Fröhling SAC „’Der Gerechte werden!’ Kenosis als Lebensform der ’Entlarvung und Entmachtung der Negativität’. Eine Relektüre der Werke Meister Eckharts im Kontext der Neuen Politischen Theologie.“ Mit dem gegenwärtigen Interesse für mittelalterliche Mystik boomt auch die Re- zeption des Werks Meister Eckharts. Ein „Dogma“ des Mainstreams der Interpreten lautet: „Meister Eckhart war ganz der islamisch-averroistischen Weisheit verpflich- tet, für die Welt und Geschichte kein wirkliches Thema darstellte [...] Ihm ging es um die zeitlose ‚Präsenz der ungeschaffenen Wahrheit und Weisheit im Intellekt‘“ (K. Flasch). Fröhling riskiert gegen eine dementsprechend geschichts-lose und welt-entrückte Auslegung Eckharts eine profilierte Relektüre unter den hermeneutischen Prämissen der „Neuen Politischen Theologie“ und erschließt ihn im religiösen, sozialen und politischen Horizont der mittelalterlichen Armutsbewegung. Einer der Vorzüge der Arbeit Fröhlings ist, dass sie ihren Schwerpunkt nicht auf die häufig zitierten deutschen Predigten legt, sondern auf die wenig bekannten latei- nischen Vorlesungen. Viele der Texte übersetzt Fröhling eigenständig und kompe- tent bzw. aktualisiert behutsam ihre Sprache. Eckhart tritt in den von Fröhling zugänglich gemachten Texten überraschend klar als Theologe der Armutsbewegung hervor: „Ein großes Verbrechen ist es, den Unter- halt der Armen den Reichen zu geben und vom Unterhalt der Bedürftigen die Gunst der Mächtigen sich zu erwerben, der dürstenden Erde das Wasser zu nehmen und die Flüsse damit zu bewässern.“ Die Fixierung auf das Geld, den materiellen Besitz, ist für Eckhart der exemplarische Ausdruck des „Desinteresses an der Wahrheit“. Wissenschaftspreise der Universität Passau Dissertationspreis des Vereins der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V. Erstgutachterin: Professorin Dr. Martha Zechmeister-Machhart Zweitgutachter: Professor Dr. Wolfgang Treitler (Universität Wien) Wahrheits-Fähigkeit ist fundamental gegründet in der „Lebensform Gerechtigkeit“, die für Eckhart Umkehr fordert - Hinkehr zu den Armen im Verzicht auf den eigenen Besitz zu ihren Gunsten. Sie fordert den Willen zum Sich-den-Armen-Gleichmachen und die bewusste Annahme und Übernahme ihres Schicksals. Wo die generatio des Gerechten geschieht, dort widerfährt dem Menschen in aller Verfolgung „vollkom- mene Freude“, weil in diesem Augenblick die Natur des Menschen zur Vollendung gekommen ist – und er zugleich Christus, dem „Sohn der Gerechtigkeit“ gleichge- staltet wird. Als Grund seiner Anklage vor dem Inquisitionsgericht des Kölner Erzbischofs nennt Eckhart in seiner Verteidigung den „zelus iustitiae“, den „leidenschaftlichen Eifer für die Gerechtigkeit“ – damit ist der Kern der Theologie Eckharts wohl tiefer erfasst als in vielen der gegenwärtigen Eckhartdeutungen. Dr. Edward Fröhling (Jg. 197 ) studierte Katholische Theologie an der Philoso- phisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Nach Abschluss seines Diplomstudi- ums trat er 2001 in den Orden der Pallottiner ein und wurde 2006 zum Priester geweiht. Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger in Schule und Internat am Vinzenz- Pallotti-Kolleg in Rheinbach absolvierte er von 2004 bis 2008 das Promotionsstudi- um an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau. 2009 wurde er zum Juniorprofessor für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar ernannt. Dies academicus 09 • Seite 1
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Dr. Stephan Sicklinger<br />
„Das neue tschechische Insolvenzrecht aus der<br />
Sicht des deutschen Gläubigers – Zugleich ein<br />
Beitrag zu Fragen der Europäischen Insolvenzverordnung“<br />
Herr Dr. Sicklinger wurde 1977 in Rotthalmünster geboren. Nach dem Abitur und<br />
Ersatzdienst in Metten studierte er Rechtswissenschaft und Tschechisch an der Uni-<br />
versität <strong>Passau</strong> und an der Karlsuniversität Prag. Parallel zum Juristischen Vorberei-<br />
tungsdienst im OLG-Bezirk München und in Prag war er zunächst von 2004 bis<br />
200 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am <strong>Passau</strong>er Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,<br />
Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung (Professor Dr. Klaus Schurig),<br />
sodann im Anschluss an das Zweite Juristische Staatsexamen von 2006 bis 2008 am<br />
Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilverfahrensrecht sowie Internationales Privat-<br />
recht (Professor Dr. Wolfgang Hau). Seit April 2008 ist er in der Rechtsabteilung der<br />
Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in Linz tätig. Das Promotionsverfahren hat er<br />
im Oktober 2008 mit dem Rigorosum abgeschlossen.<br />
Die Tschechische Republik, seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und seit je-<br />
her ein wichtiger Außenhandelspartner Deutschlands, hat erst unlängst ein neues,<br />
am 1. Januar 2008 in Kraft getretenes Insolvenzgesetz geschaffen. Mit seiner Dis-<br />
sertation hat Herr Dr. Sicklinger die erste monographische Analyse des neuen tsche-<br />
chischen Insolvenzrechts aus deutscher Sicht vorgelegt. Die Dissertation geht weit<br />
über bloße Auslandsrechtskunde hinaus, weil der Verfasser für seine Darstellung die<br />
Perspektive eines deutschen Gläubigers im tschechischen Insolvenzverfahren wählt.<br />
<strong>Dies</strong> ist nicht nur praktisch aufschlussreich, sondern auch wissenschaftlich höchst<br />
interessant, weil dieser Focus besonders geeignet ist, auch die internationalverfah-<br />
rens- und insolvenzkollisionsrechtlichen Aspekte hinreichend zu beleuchten. Zudem<br />
leistet der Verfasser, weit über die Auswertung der tschechischen Quellen hinaus,<br />
Grundlagenarbeit, indem er neue Zusammenhänge zwischen dem Insolvenzgesetz<br />
Wissenschaftspreise der <strong>Universität</strong> <strong>Passau</strong><br />
Dissertationspreis der Sparda-Bank Regensburg eG<br />
Erstgutachter: Professor Dr. Wolfgang Hau<br />
Zweitgutachter: Professor Dr. Klaus Reischl (Rechtsanwalt)<br />
und dem tschechischen allgemeinen Zivilverfahrens- und Privatrecht transparent<br />
macht und Bezüge namentlich zum deutschen, österreichischen und US-amerika-<br />
nischen Recht herausstellt. Die souveräne Beherrschung der schwierigen Materie<br />
erlaubt es dem Verfasser, zu offenen Fragen eigene Positionen zu entwickeln und<br />
neue Lösungswege vorzuschlagen, aber auch, wo nötig, bedenkenswerte Kritik an<br />
den gesetzlichen Vorgaben auf nationaler und europäischer Ebene zu üben. Somit<br />
hat der Verfasser eine kollisions- und internationalverfahrensrechtlich angereicherte,<br />
rundum beeindruckende Arbeit zur Rechtsvergleichung vorgelegt, die in mancher-<br />
lei Hinsicht als grundlegend gelten darf. Am Ende seiner Untersuchung kann Herr<br />
Dr. Sicklinger dem tschechischen Gesetzgeber eine insgesamt gelungene Moderni-<br />
sierungsleistung bescheinigen und deutschen Investoren letztlich grünes Licht für<br />
ein Engagement in Tschechien geben.<br />
<strong>Dies</strong> <strong>academicus</strong> 09 • Seite 11
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