Ernährung bei Wundheilungsstörungen
Ernährung bei Wundheilungsstörungen
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<strong>Ernährung</strong> <strong>bei</strong> <strong>Wundheilungsstörungen</strong><br />
und Schmerzen<br />
Ing.-Kons. Univ.-Doz. Dipl.-HTL-Ing. DDr. Hans Schön, MSc, EUR ING<br />
Zentrum für Pathobiochemie und Genetik – Medizinische Universität Wien<br />
Lehrgangsleiter für den Uni-Lehrgang „Klinische <strong>Ernährung</strong>smedizin“ am Department für Klinische Medizin und<br />
Biotechnologie der Donauuniversität Krems<br />
Facharzt für medizinische und chemische Labordiagnostik & Arzt für Allgemeinmedizin<br />
Staatlich befugter und beeideter Ziviltechniker, Ingenieurkonsulent für Biologie (Humangenetik)<br />
1
● Wundheilung<br />
Topografie<br />
äußere und innere Wunden<br />
Komplexität<br />
Einfache und komplexe Wunden<br />
● Am häufigsten sind einfache Wunden: Verletzung von Haut, Schleimhaut, mit Unterhaut<br />
(Fettschicht), Faszie, Muskel.<br />
Heilungsverlauf<br />
● Primäre Wundheilung (p. p. = per primam intentionem) <strong>bei</strong> sauberen, nicht infizierten, nicht<br />
klaffenden, kleinen Wunden. Schorf-/Krustenbildung („geronnenes Exsudat“, ), dann<br />
Epithelmigration ohne Narbenbildung (Restitutio ad integrum)<br />
● Voraussetzung für die Wiederherstellung der ursprünglichen Gewebestruktur ist die Intaktheit<br />
der extrazellulären Matrix. Sie dient als Leitsystem für Zellform, -wachstum, -migration und –<br />
differenzierung (klassisches Beispiel: Basaliomzellen)<br />
2
● Extrazelluläre Matrix<br />
● aus fibrösen Strukturproteinen: Kollagen 1, 2, 5; Elastin<br />
● Zwischenzellmatrix: adhäsive Glykoproteine: Fibronektin und Laminin, eingebettet in ein Gel<br />
von Proteoglykanen und Glucosaminoglykanen<br />
3
Heilungsverlauf<br />
● Sekundäre Wundheilung (p. s. = per secundam intentionem) <strong>bei</strong> größeren Gewebsdefekten oder<br />
<strong>bei</strong> jeder verzögerten Wundheilung (Fremdkörper, Infektion) mit reichlich nekrotischem Gewebe<br />
und Exsudat.<br />
Die ruhenden Bindegewebs- und Mesenchymzellen beginnen zu proliferieren – das ursprüngliche<br />
Gewebe wird durch Narbengewebe ersetzt und endet mit einer Defektheilung<br />
● Der Untergang permanenter Zellen führt immer zur Narbenbildung (Nervenzellen (Gliose), Herz-<br />
, Skelettmuskelzellen)<br />
● Jede Persistenz von Exsudat und Zelldetritus behindert die Wundheilung und ist suspekt für eine<br />
Wundinfektion!<br />
● Immer eine Infektion ausschließen durch Wundabstrich, mikrobiologische Kultur mit<br />
Keimidentifikation + Antibiogramm<br />
4
Chronischen <strong>Wundheilungsstörungen</strong><br />
Faktoren, die den Ablauf eines Wundheilungsvorganges beeinflussen<br />
A. Allgemeine Faktoren<br />
1. Physiologische Kondition (Allgemeinzustand)<br />
2. <strong>Ernährung</strong>szustand: Versorgung mit Mikronährstoffen: Vitamine, Vitaminoide,<br />
Mengenelemente, Spurenelemente, Proteineinversorgung, D-Hormon (zelldifferenzierend)<br />
3. Endokrine Faktoren<br />
B. Lokale Faktoren<br />
1. Blutversorgung<br />
2. Infektionen und Fremdkörper<br />
3. Mobilität des Gewebes (Immobilisierung des geschädigten Gewebes beschleunigt die<br />
Wundheilung)<br />
4. Ausmaß der Gewebedestruktion (nur wenn das mesenchymale Stützgewebe erhalten bleibt,<br />
ist eine funktionelle Restitution möglich)<br />
5. Art des geschädigten Gewebes (Zellen des Wechselgewebes, des Ruhegewebes (permanente<br />
Zellen)<br />
5
Chronischen <strong>Wundheilungsstörungen</strong>, Ulcus cruris<br />
gekennzeichnet durch gestörte O2-Versorgung, Gewebsazidose und chronische Entzündung<br />
● Bei chronischen <strong>Wundheilungsstörungen</strong> halten sich Entzündungs- und Heilungsprozesse die<br />
Waage; sie sind symptomatisch für andere Grunderkrankungen!<br />
● Eine Heilung auch <strong>bei</strong> Anwendung modernster Methoden der lokalen Wundbehandlung tritt erst<br />
dann ein, wenn die Grunderkrankung kuriert oder gebessert wurde.<br />
Ursachen für verzögerte Wundheilungen (● in der Praxis häufig)<br />
● Durchblutungsstörungen, pAVK<br />
● Varizen, chronische venöse Insuffizienz (-> Ulcus cruris)<br />
● Diabetes mellitus und seine Vorstufen! (oGTT)<br />
● Hämophilie<br />
● Corpora aliena (Glas, Kunststoffe, Buntmetalle)<br />
● Knochensequester<br />
● Infektionen: Erysipel (bakterielle Infektion der oberen Hautschichten und Lymphwege), Abszess- und<br />
Fistelbildung<br />
● Lebensstilfaktoren: Nikotinabusus, Alkohol, Adipositas, einseitige <strong>Ernährung</strong>, Kauprobleme<br />
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Chronischen <strong>Wundheilungsstörungen</strong><br />
Faktoren, die den Ablauf eines Wundheilungsvorganges beeinflussen:<br />
Endokrine Faktoren (Nebennierenrindenhormone)<br />
● Glucocorticoide/Corticosteroide: Cortisol, Cortison, Desoxycortisol, und<br />
indirekt ACTH, hemmen den Ablauf eines Wundheilungsvorganges durch:<br />
● Depression der entzündlichen Reaktionen mit erhöhtem Infektionsrisiko und<br />
Verminderung des Stimulus für den Wundheilungsprozess<br />
● Blockade der Wachsstums-/Proliferations-/Migrationsaktivität der Fibroblasten, Monozyten,<br />
Endothelzellen,<br />
● Behinderung der Kollagensynthese<br />
● Steigern die glomeruläre Ausscheidung von Ca + P (sekund. HyperPTH) mit Einfluß auf den<br />
Mineral- und Säure-Basen-HH; reduzierte Zelldifferenzierung<br />
● Peripherer Proteinabbau (Abbau von Unterhautbindegewebe, erhöhte Fragilität der Gefäße<br />
(Vasopathie) und der Haut!)<br />
Mineralkorticoide (Aldosteron) und Somatotropin wirken antagonistisch, d.h. fördern die Bildung<br />
von BGW über Tissue growth factors: TGFß-complex und t-PAI-1; ABER: diese begünstigen die<br />
Fibrosierung der inneren Organe.<br />
7
Allgemeine ernährungstherapeutische Empfehlungen der DGE<br />
● Kritische Versorgung <strong>bei</strong> Vitamin D, Kalzium, Ballaststoffen, Vitamin C und Zink (Nikotinabusus)<br />
● Verbesserung dieser Defizite durch 2 Fischmahlzeiten/Woche,<br />
5 Obst-/Gemüseportionen/Tag, 2 Milchprodukte/Tag, eher dunkles Brot u. Gebäck<br />
● Gefahr an Mangel <strong>bei</strong> institutionalisierten Personen besonders für:<br />
Vitamin D, Folsäure! (Hcy!), Vitamin B6 (und B-Vitamine generell), prinzipiell alle fettlöslichen<br />
Vitamine und Vitaminoide (CoQ10), Kalzium, Magnesium, Zink (nicht nur!), Eisen, Jod, Fluor.<br />
● Gefahr der Unterversorgung mit Vitaminen, Elektrolyten und Spurenelementen<br />
<strong>bei</strong> einer täglichen Kalorienaufnahme < 1000 kcal.<br />
8
9<br />
<strong>Ernährung</strong>ssituation in<br />
Österreich: tägliche<br />
Zufuhr von Magnesium,<br />
Kalium, Kalzium und<br />
Vitamin D
<strong>Ernährung</strong>smanagement <strong>bei</strong> Wundpatienten<br />
Patienten mit chronischen Wunden:<br />
● sind zumeist mangelernährte Patienten, fehl- oder einseitig ernährte Patienten<br />
● Substratmangel im Intermediärstoffwechsel,<br />
● erhöhte Infektanfälligkeit<br />
dadurch zu geringe Energiezufuhr mit Kataplerose<br />
● verminderte Reparatur- und Regenerationsmechanismen des geschädigten Gewebes<br />
● Untergang von bereits geschädigtem Gewebe<br />
daher<br />
Beurteilung des <strong>Ernährung</strong>szustandes!<br />
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Erhebung des <strong>Ernährung</strong>szustandes von Erwachsenen im ambulanten und<br />
stationären Bereich<br />
● Der <strong>Ernährung</strong>szustand wird nicht durch einen Einzelparameters erfasst<br />
● Der <strong>Ernährung</strong>szustand kalkuliert sich aus verschiedenen diagnostischen Parametern<br />
● Zu Beginn steht die <strong>Ernährung</strong>sanamnese zur Erfassung der <strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten<br />
● Medikamentenanamnese! (Polypharmazie und Arzneimittelinteraktionen!)<br />
Zuverlässige Instrumente für die Ermittlung des <strong>Ernährung</strong>szustandes:<br />
● Methoden der Anthropometrie (Trizepshautfaltendicke, MAMU (mittlerer Armmuskelumfang)<br />
● Erfassen der Grunderkrankung<br />
● Ursachenerkennung der reduzierten Nahrungsaufnahme<br />
● Alter >70 Jahren gilt als Risikofaktor für Malnutrition<br />
● Lebensstilfaktoren<br />
11
Alter >70 Jahren gilt als Risikofaktor für Malnutrition<br />
Malnutrition – in der Geriatrie meist Mischformen<br />
Ungleichgewicht zwischen Nahrungsaufnahme und Nahrungsverbrauch<br />
Folgen: Unterernährung (Kachexie) oder Überernährung (Adipositas)<br />
Malnutrition im engeren Sinne:<br />
Mangel an Kalorien, Protein, essentiellen Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen<br />
12
Sinnvolle Parameter zur Erfassung des <strong>Ernährung</strong>szustandes sind<br />
● der Body Mass Index (BMI: Normalbereich 18.5 – 24.9 kg/m 2 )<br />
● Bioimpedanzanalyse (BIA)<br />
● der %-Gewichtsverlust der letzten 3 bzw. 6 Monate (klinisch signifikant: >5%/3 M, >10%/6 M)<br />
● die Veränderung der oralen Nahrungsaufnahme<br />
● der Schweregrad der Erkrankung (akut und chronisch – Krebs, Aids, COPD, Herzinsuffizienz)<br />
● <strong>Ernährung</strong>sscores: ● für Patienten im stationären Bereich: NRS 2002 (Nutritional Risk Screening)<br />
● für geriatrische Patienten: MNA (Mini Nutritional Assessment)<br />
● für ambulante Patienten: MUST (Malnutrition Universal Screening Tool)<br />
● zur Einschätzung des allgemeinen <strong>Ernährung</strong>szustandes: SGA (Subjective Global<br />
Assessment) mit ausführlicher Anamnese + körperlicher Untersuchung<br />
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Wesentliche Laborparameter<br />
● Albumin: ↓<strong>bei</strong> akuten/chronischen Entzündungen, eingeschränkter Lebersynthese (CHE),<br />
nephrotischem Syndrom, chronischen Darmerkrankungen, Fieber, Herzinsuffizienz<br />
NRI: Nutrition Risk Index, NRI(%) = 15,19 x Albumin [g/dl] + 0,417 x KG [kg]<br />
NRI < 83,5%: hohes Risiko für Malnutrition<br />
● Eisen, Ferritin, Transferrin:<br />
zur Erfassung eines prälatenten, latenten oder manifesten Eisenmangels<br />
● Kreatininindex: Protein(Albumin) – Kreatinin-Quotient im Harn (>4 = Hinweis auf Protein<br />
(Albumin)-urie)<br />
● Messung der Stickstoffausscheidung (Stickstoffbilanz) im Urin: 24 Stunden Harn!<br />
N: 5-12g/24h (<strong>bei</strong> bedarfsgerechter Eiweißzufuhr u. normaler Stoffwechsellage)<br />
14
Wesentliche Laborparameter<br />
Negative N-Bilanz: N-Ausscheidung übersteigt N-Zufuhr mit der Nahrung > 25%,<br />
<strong>bei</strong> proteinarmer, KH-reicher <strong>Ernährung</strong> oder hyperkataboler Stoffwechsellage.<br />
Eine negative N-Bilanz von 1 g/d entspricht einer Reduktion des Körpereiweiß-<br />
Pools um 6,25 g/d.<br />
Positive N-Bilanz: N-Zufuhr übersteigt N-Ausscheidung.<br />
Eiweißzufuhr > Bedarf (<strong>bei</strong> erhöhter parenteraler Zufuhr von Arg, Gln)<br />
oder <strong>bei</strong> anaboler Stoffwechsellage.<br />
● Lymphozytenzahl: erniedrigt <strong>bei</strong> Malnutrition!<br />
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Wesentliche Laborparameter<br />
● Elektrolyte, Mengenelemente, Spurenelemente einschl. der Anionen<br />
● oxidative Stressparameter<br />
● Antioxidantienstatus<br />
● Säure-Basen-Haushalt<br />
● Vitamin-Status (B (Hcy, MMA -Harn), A (Retinol-BP), D (25-OH-D3)<br />
● NBZ, OGTT!, HbA1c<br />
● Stressparameter: Cortisol<br />
● β-CrossLaps im Serum, Abbaufragmente der C-terminalen Telopeptide (β-CTx) des Typ 1 Kollagens<br />
(in Haut, Knochen, Zahnhaltapparat, Knorpel, Sehnen, Bändern gemeinsam mit Kollegen Typ 3 und 2)<br />
= gleichzeitig ergibt sich der indirekte Hinweis auf den Vitamin D- und C-Status!<br />
● Hydroxy-Prolin/Hydroxy-Lysin-Ausscheidung im Morgenharn<br />
Ein Laborbefund ist dann aussagekräftig, wenn die Präanalytik, Analytik und Interpretation richtig ausgeführt wird!<br />
16
● Oxidativer Zellstress - ROS<br />
● 8-epi-Prostaglandin (PG) F2α: größte diagnostische Bedeutung als spezifischer und sensitiver<br />
Marker der Lipidperoxidation. Erhöhte Konzentrationen sind mit einer gestörten Radikal-Homöostase<br />
und oxidativen Störung der Prostaglandinsynthese assoziiert.<br />
Referenzwerte: 0,5 – 3,0 ng/ml<br />
● MDA (Malondialdehyd): reaktives Abbauprodukt, das <strong>bei</strong> der Peroxidation von Lipiden gebildet<br />
wird und an der Oxidation des LDL-Cholesterins beteiligt ist.<br />
Referenzwerte: 0 – 0,50 µmol/l unauffällig<br />
0,51 – 1,00 µmol/l leicht erhöhte Lipidperoxidation<br />
> 1,00 µmol/l erhöhte Lipidperoxidation und Arterioskleroserisiko<br />
● 4-Hydroxynonenal (4-HNE): entsteht <strong>bei</strong> der Peroxidation der PUFAs. Aufgrund seiner 2<br />
funktionellen Gruppen (-CHO, -OH) sowie der C=C Doppelbindung zählt 4-HNE zu den reaktivsten<br />
Autoxidationsprodukten.<br />
Referenzwerte: < 50 nmol/l<br />
17
● Erfassung des Antioxidantienstatus<br />
● Superoxiddismutase (SOD): reduziert das Superoxid-Anionradikal zum H2O2<br />
Referenzwerte: 130 – 505 U/ml (Gesamtaktivität Vollblut)<br />
● Totale Antioxidative Kapazität (TAK): Screeningparameter<br />
Referenzwerte: 1,3 – 1,7 mmol/l<br />
● Ferric Reducing Ability of Plasma (FRAP): Screeningparameter<br />
Referenzwerte: < 612 µmol/l stark reduzierter antioxidativer Schutz<br />
612 – 811 µmol/l reduzierter antioxidativer Schutz<br />
> 811 µmol/l ausreichender antioxidativer Schutz<br />
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● Säure-Basen-Haushalt<br />
● Tagesprofil nach Sander – Harn: Erstellung einer Tagesprofils aus mittlerem Aziditätsprofil,<br />
Ästuation und Gesamtzustand von 8 Harnproben (2 Stunden Intervall) mittels Säure-Basentitration<br />
Referenzwerte: mittlerer Aziditätsquotient < 31 % normal<br />
Ästuation: > 45 % normal<br />
Gesamtzustand: < 40 % normal<br />
> 64 % latente, manifeste Azidosen<br />
< 13 % latente, manifeste Azidosen<br />
> 86 % latente, manifeste Azidose<br />
● Bluttitration nach Jörgensen: Messung der Pufferkapazität von Vollblut und Plasma<br />
Referenzwerte: Pufferkapazität Vollblut 47 – 56 mmol/l<br />
Pufferkapazität Plasma 28 – 36 mmol/l l<br />
Intrazellulärpuffer >20 mmol/l<br />
pH-Wert Vollblut 7,35 – 7,50<br />
19
Zur Anamnese: Medley-Skala (1987, 9 Kategorien, C. Williams) zur Beurteilung des<br />
Dekubitusrisikos<br />
Es wird keine Skala als „die Beste“ empfohlen, aber es wird generell empfohlen, Skalen zur nachvollziehbaren<br />
Einschätzung zu verwenden. Alle haben Stärken und Schwächen!<br />
20
Zur Anamnese: Waterlow-Skala (1985, 10 Items) zur Beurteilung des Dekubitusrisikos<br />
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Prinzipielle ernährungsmedizinische Strategie, um einer<br />
Wundheilungsstörung entgegenzuwirken<br />
● adäquate Bereitstellung aller notwendigen Nährstoffe (mikronährstoffreiche <strong>Ernährung</strong>!)<br />
● die Form der Nahrungszufuhr nach dem Zustand des Patienten entscheiden<br />
„Natürliche <strong>Ernährung</strong>“ „Klinische <strong>Ernährung</strong>“<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1: Mahlzeiten aus Fertigdrinks oder mit Flüssigkeit angerührte<br />
Nährstoffpulver.<br />
Kalorienmenge pro Tag maximal 1200 kcal.<br />
2: Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate liegen in nativer Form vor als<br />
Milch- oder Sojaeiweiß, Maltodextrin , hochwertige pflanzliche<br />
Öle. Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind in<br />
bedarfsdeckender Menge enthalten.<br />
3: Nährstoffe liegen in aufbereiteter, leicht resorbierbarer<br />
Form vor: Oligopeptid , Oligo- und Polysacchariden, mittelund<br />
langkettigen Triglyzeride, essentielle Fettsäuren)<br />
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente werden<br />
bedarfsdeckend zugesetzt.<br />
Die Nahrung ist frei von Ballaststoffen.<br />
22
Sichert unsere <strong>Ernährung</strong> den täglich notwendigen Nährstoffbedarf ?<br />
Nährstoffverluste in Lebensmitteln<br />
● Nährstoffverluste durch ● veränderte Essgewohnheiten (Fast Food), ● Einsatz von Herbiziden und<br />
Pestiziden, ● Verwendung von Chemikalien in der Verar<strong>bei</strong>tung von LM, ● lange Transportwege und<br />
Lagerzeiten (unnatürliche Reifung ohne natürliches Sonnenlicht und Nahrstoffzufuhr aus dem Boden)<br />
● Ausgelaugte Böden: bis zu 40% weniger Mineralstoffe als vor 30 Jahren und betrifft Jod, Zink, Selen,<br />
Chrom<br />
● Lagerung: Apfel nach 11 Wo 50% weniger Vit.-C, Spinat nach 3 d 70% weniger Folsäure, nach 4 d 34%<br />
weniger Vit.-C (LagerT. 3-4°C)<br />
● Verar<strong>bei</strong>tung: Weißmehlprodukte verlieren <strong>bei</strong> der Ausmahlung bis zu 90% der Mikronährstoffe und<br />
bis zu 75% an B-Vitaminen.<br />
● Kochen: Spinat verliert nach 2 min. Kochen 80% der Folsäure, blanchiertes Tiefkühlgemüse verliert<br />
durch Blanchieren 95% Vit.-C, 60% Vit.-B1, 40% Vit.-B2<br />
● Licht und Sauerstoff: aufgeschnittene Tomaten verlieren pro Stunde 50% ihres Lykopingehaltes,<br />
Salate und Gemüse 30% ihres Vitamingehaltes<br />
● Verlust an Mikronährstoffen/Monat: Konserven 1%, Tiefkühlware 3%, vorgefertigte Speisen 5%,<br />
Tiefkühlgemüse 17%<br />
23
RDA-Wert (Recommended Daily Allowance)<br />
24
Auszugsmehl ist ein heute<br />
nicht mehr üblicher<br />
Begriff für Weizenmehl<br />
Type 405. Dieser Mehltyp<br />
ist ein Getreidemehl, der<br />
aus Weizenkörnern<br />
ermahlen wird und auch<br />
Weißmehl, Semmelmehl,<br />
Kuchenmehl oder<br />
Endospermmehl genannt<br />
wird.<br />
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Die Energielieferanten: Kohlenhydrate, Fette und Proteine<br />
Zusammensetzung einer ausgewogenen <strong>Ernährung</strong><br />
Kohlenhydrate : Fette : Proteine = 60 : 25-30 : 10-15 % (Energieprozent)<br />
Das ergibt für den Durchschnitts-Erwachsenen 5 g KH, 1.2 g Fett und 1.2 g Protein / kg/ d<br />
Die <strong>Ernährung</strong>spyramide ist die <strong>Ernährung</strong>sbasis und dient dem Erhalt der Organfunktionen,<br />
Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
31
Unterstützung der Wundheilung durch Vermeidung von Mangelernährung<br />
Eiweiß und Aminosäuren<br />
● mangelernährte Patienten leiden unter permanentem Eiweißmangel (Malnutritionssyndrome:<br />
Sarkopenie, Kachexie = BMI < 18,5 kg/m², alimentärer Marasmus (senilis)) – dieser führt zu<br />
funktionellen Einschränkungen<br />
● durch ungenügende Energiezufuhr wird körpereigenes Eiweiß zur Energiegewinnung herangezogen<br />
● erhöhtes Risiko für <strong>Wundheilungsstörungen</strong> und Druckulcera<br />
● Wundexsudate <strong>bei</strong> großen Wunden führen zu weiterem Proteinverlust<br />
● Proteinmangel führt zu minderwertigem Narbengewebe<br />
Eiweißbedarf <strong>bei</strong> <strong>Wundheilungsstörungen</strong>:<br />
● 1,2 – 1,5 g/kg KG (<strong>bei</strong> 75 kg: 90 – 112,5 g)<br />
● Eiweißpulver: 2 x 10 g Eiweiß als Pulver in Wasser oder Milch gemixt (Eiweißshakes)<br />
32
Eiweiß und Aminosäuren<br />
● Für den Energiestoffwechsel von geringer Bedeutung<br />
● Funktion: Aufbau von Körpersubstanz: Muskeleiweiß, Enzyme, Transportproteine,<br />
Immunglobuline (Immunsytsem) etc. und zur Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Drucks<br />
● Die 8 essentiellen Aminosäuren müssen mit der Nahrung zugeführt werden -<br />
definieren die biologische Wertigkeit eines Proteins<br />
Mangel führt zu Aminosäureimbalancen und zu einer negativen Stickstoffbilanz<br />
Biologische Wertigkeit von Vollei = 100 (Referenzwert): aus 100 g zugeführtem Eiweiß werden<br />
100 g körpereigenes Eiweiß aufgebaut<br />
● Eiweißzufuhr > 2g/kg KG/Tag kann <strong>bei</strong> zu geringer Tagestrinkmenge zu Nierenschäden führen<br />
● Mindestharnvolumen für 100g Eiweiß = 700ml<br />
33
Kombinations<strong>bei</strong>spiele <strong>bei</strong> denen<br />
die biologische Wertigkeit der<br />
Nahrung erhöht wird:<br />
● Aspik–Fleisch<br />
● Hülsenfrüchte–Fleisch<br />
● Brot–Fleischwaren<br />
● Bohnen–Mais<br />
34
Eiweiß<br />
● ernährungstherapeutische Empfehlung:<br />
● Käse, Topfen, Frischkäse aufs Frühstücksbrot<br />
● Frühstücksei, Rührei oder Omelette zum Frühstück<br />
● Müsli mit Milch, Topfen, Joghurt und Früchten, Milchshake als Zwischenmahlzeit<br />
● Salate mit Käsewürfeln oder Joghurt-, Sahne-, Rahmdressings verfeinern<br />
● Gemüse- und Kartoffelgerichte mit Käse gratinieren<br />
● Fleisch, Fisch, Tofu zum Mittagessen<br />
● Früchtejoghurts als Zwischenmahlzeit<br />
● Brot mit Topfenaufstrichen, Thunfischsalat, Fischkonserven, Ei als Abendessen<br />
● <strong>bei</strong> schweren <strong>Wundheilungsstörungen</strong>:<br />
● angereicherte Zusatznahrung (Cubitan®, oral Impact®)<br />
Cubitan®:<br />
hochkalorische Trinknahrung (1,25 kcal/ml)<br />
eiweißreich (20 g / Flasche (200 ml))<br />
reich an Arginin, Zink und Antioxidantien<br />
250 kcal pro 200 ml Flasche<br />
Oral Impact®:<br />
normalkalorische Trinknahrung (1 kcal/ml)<br />
eiweißreich (16,8 g / Packung)<br />
reich an Arginin, Omega-3-fettsäuren,<br />
RNS-Nukleotiden<br />
303 kcal pro Packung<br />
35
Aminosäuren<br />
● L-Methionin, L-Cystein, L-Lysin, L-Arginin: stimulieren die Kollagenbiosynthese, fördern den<br />
Wundheilungsprozess<br />
● Bedarfsdeckung durch gut ausgewogene Mischkost aus tierischen und pflanzlichen Produkten gegeben<br />
37
Aminosäuren<br />
Arginin (hpts. in Erdüssen, Weizenkeimen, Sojabohnen, Haselnüssen, Garnelen)<br />
● Stimuliert die Kollagenbiosynthese<br />
● Steigert die STH-Freisetzung, gemeinsam mit Ornithin (Einnahme nüchtern, vor dem Schlafengehen)<br />
● Erhalt der Muskelmasse, steigt den Muskelaufbau (<strong>bei</strong> glz. Stimulation der Fettgewebslipasen)<br />
● Kreatin-Biosynthese<br />
● Fördert den Wundheilungsprozess<br />
● Immunkompetenz: direkt und indirekt über die Thymusdrüse und über die NO-Bildung<br />
● verbessert die hepatische und periphere Insulinsensitivität<br />
● Zufuhrempfehlung: orale oder parenterale Gabe von 20 – 30 g / Tag<br />
Folsäure und Vitamin B 12 unterstützen die Wirksamkeit von Arginin<br />
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Aminosäuren<br />
Methionin<br />
● Resorption und Transport von Selen (Selen-Methionin, Selen-Cystein)<br />
● Präkursor von L-Cystein und L-Glutathion (Redox-Puffer durch R-SH)<br />
● Antioxidans (R-SH)<br />
● Detoxifikation von Schwermetallen (R-SH)<br />
● Synthese schwefelhaltiger Proteoglykane<br />
● Kreatin-Biosynthese<br />
● Fördert den Wundheilungsprozess<br />
● Immunkompetenz<br />
Cave: Hyperhomocysteinämie<br />
Daher: glz. Gaben von Folsäure, Vitamine B6, -B 12<br />
Empfehlung: orale oder parenterale Gabe von 13 mg/kg KG / Tag<br />
39
Aminosäuren<br />
L-Cystein<br />
● L-Glutathion (Aufrechterhaltung des intrazellulären Redox-Gleichgewichtes)<br />
● Antioxidans (AS-SH; Lipidperoxidation)<br />
● Detoxifikation von Schwermetallen (R-SH) und Xenobiotika<br />
● Synthese schwefelhaltiger Proteoglykane<br />
● Kreatin-Biosynthese<br />
● Fördert den Wundheilungsprozess<br />
● Immunkompetenz<br />
● Zufuhrempfehlung: orale Gabe von 100 - 200 mg NAC/d<br />
40
Aminosäuren<br />
L-Lysin<br />
● Kollagen- und Elastin-Biosynthese<br />
● Metallchelator – erhöht die Bioverfügbarkeit 2-wertiger Mengen- und Spurenelemente<br />
● Detoxifikation von Schwermetallen (R-SH) und Xenobiotika<br />
● Fördert den Wundheilungsprozess<br />
● Immunkompetenz<br />
● Zufuhrempfehlung: orale Gabe von 110 mg NAC/d<br />
41
Kohlenhydrate<br />
● eine ausreichende Versorgung verhindert den Abbau von körpereigenem Eiweiß<br />
● erhöhte Blutzuckerwerte als physiologische Reaktion <strong>bei</strong> traumatischen Ereignissen<br />
● Blutzuckerkontrolle <strong>bei</strong> schlecht heilenden und chronischen Wunden<br />
Kohlenhydratzufuhr:<br />
● Glucoseverwertungsstörung (Prä-Diabetes/intermediäre Hyperglykämie, OGTT!)<br />
● Ausschluss eines Diabetes mellitus einschl. ● Microalbuminurietest!<br />
● optimale Blutzucker-Einstellung!<br />
● Abdeckung durch Beilagen (Reis, Nudeln,<br />
Kartoffeln, Brot)<br />
● Naschen von Crackern, Zwieback etc. mit<br />
Frischkäse und Topfen<br />
● <strong>bei</strong> mangelnder Nahrungszufuhr Zugabe von<br />
Maltodextrin 6 zur Energieanreicherung von<br />
Speisen und Getränken mit Kohlenhydraten<br />
42
Fette<br />
● zusätzliche Fettzufuhr <strong>bei</strong> ungenügender Deckung des Kalorienbedarfs<br />
● Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren (5:1)<br />
● Studien: Omega-3-FS in Form von Fischölen<br />
● Verbesserung der Wundheilung<br />
● Reduktion von Entzündungsreaktionen (kompetitive Verdrängung der Arachidonsäure)<br />
● Synthese antiinflammatorischer, antichemotaktischer Prostanoiden und Leukotrienen<br />
Empfehlung: orale Gabe von 25 – 40 mg EPA/DHA/kg KG/d in Kombination mit Antioxidantien Vit.-C, -E<br />
43
Fette<br />
● Fette (9.3 kcal/g) liefern pro Masseneinheit mehr als doppelt soviel Energie wie Kohlenhydrate (4.1<br />
kcal/g) oder Proteine (4.1 kcal/g)<br />
● mind. 25% des Gesamtenergiebedarfs sollten durch Fette gedeckt werden,<br />
sonst keine ausreichende Versorgung mit essentiellen Fettsäuren: Linolsäure, Linolensäure,<br />
Arachidonsäure, EPA, DHA<br />
44
● Fette = Träger fettlöslicher Vitamine!<br />
(Cave: Fettresorptionshemmer: Ezetimib (Ezetrol, Inegy) hemmt die Resorption des Cholesterins am<br />
Bürstensaum der Zottenzellen des Dünndarms, Orlistat (Xenical): erniedrigte Werte sind für Vitamin D, E und β-<br />
Carotin dokumentiert, ebenso Cholestyramin (bas. Anionenaustauscher)<br />
● Zusammensetzung der Nahrungsfette: 1/3 gesättigte, 1/3 einfach ungesättigte; 1/3 mehrfach<br />
ungesättigte Fettsäuren<br />
● Statt tierische Fette hochwertige Pflanzenfette: Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Weizenkeimöl<br />
aber das Fettsäureprofil beachten: Maiskeimöl, Sonnenblumenöl, Distelöl<br />
45
Neben dem Fettsäureprofil ist der Gehalt an antiinflammatorischen Mikronährstoffen für<br />
die Ölqualität von biologischer Bedeutung!<br />
Kürbiskernöl:<br />
● antioxidative Wirkung aufgrund des hohen Selen- und Vitamin E-Gehaltes<br />
● antioxidativer Zellschutz<br />
● cholesterinsenkende Wirkung aufgrund des hohen Anteils an Linolsäure und Phytosterinen<br />
(kompetitive Hemmung der Cholesterolaufnahme in die Dünndarmepithelzelle)<br />
● antiphlogistische Eigenschaften durch hohen Linolsäureanteil<br />
● vasodilatatorisch (gefäßerweiternd) durch verstärkte Synthese von Prostacyklinen<br />
● immunmodulatorische Effekte<br />
● gefäßprotektive Wirkung<br />
Ähnliche Eigenschaften: Hanföl (50 – 70 % Linolsäure), Weintraubenkernöl (gesättigte FS 11 %, einfach<br />
ungesättigte FS18 %, mehrfach ungesättigte FS 71 % + Lecithin und Proanthocyanidine: OPC, Resveratrol, Vitamin E)<br />
46
Arachidonsäure findet sich in zahlreichen Lebensmitteln<br />
Besonders hoch ist der Anteil in Schweineschmalz (1700 mg pro 100 g)<br />
Schweineleber (870 mg pro 100 g)<br />
Eigelb (297 mg pro 100 g)<br />
Thunfisch (280 mg pro 100 g)<br />
Leberwurst (230 mg pro 100 g)<br />
● Zuckerreiche <strong>Ernährung</strong> verstärkt die hormonell gesteuerte Einschleusung in die Zellen<br />
● Stark linolsäurehaltige Pflanzenöle enthalten kaum Arachidonsäure -<br />
fördern jedoch die Arachidonsäure-Synthese, und<br />
● unterdrücken zusätzlich natürliche Gegenspieler der Arachidonsäure (Omega-3-Fettsäuren)<br />
47
Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren in unserer heutigen Nahrung<br />
● 15:1 bis 30:1 in Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz<br />
● die DGE empfiehlt 5:1 !<br />
● Empfehlenswert ist eine Reduzierung des Omega-6-Fettsäuren-Anteils in der Nahrung<br />
● - fördert die enzymatische Biosynthese der Omega-3-α-Linolensäure<br />
● Mikronährstoffarme <strong>Ernährung</strong>, Stresshormone und Alter verlangsamen die Omega-3-α-<br />
Linolensäure-Biosynthese zu Gunsten der Omega-6-Fettsäure Bildung<br />
● Vitamine B und C, Magnesium und Zink aktivieren Emzyme der Linolensäure-Biosynthese<br />
48
Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 in Speiseölen<br />
Leinöl 1:3. Es enthält als einziges Speiseöl mehr Omega-3-Fettsäure (in Form von Linolensäure) als<br />
Omega-6-Fettsäure.<br />
Rapsöl (2:1)<br />
Hanföl (3:1)<br />
Walnuss-, Weizenkeim- und Sojaöl (6:1)<br />
Olivenöl (8:1)<br />
Maiskeimöl 50:1<br />
Sonnenblumenöl 120:1<br />
Distelöl 150:1<br />
49
Neben der Kenntnis über den ungesättigten Fettsäureanteil (in %) ist auch die Kenntnis über das<br />
Fettsäureprofil entscheidend für die Beurteilung der chemischen Eigenschaften von Ölen und der<br />
daraus resultierenden biologischen Wirkungen im Körper.<br />
51
Vitamin A (Retinol)<br />
● Proliferation und Differenzierung von Epithelzellen und Geweben<br />
● Bildung von Gap-junctions zur Zell-Zell-Kommunikation<br />
● Immunkompetenz; erste Abwehrbarriere der Haut und Schleimhäute<br />
● Induktion der Apoptose<br />
● Eisentransport, Proteinsynthese<br />
● mitochondriale Atmungskette (Komplex I u. II)<br />
1 µg Retinol-Äquivalent (RE) = 1 µg Retinol = 6 µg ß-Carotin; 1 I.E. Vitamin A = 0.3 µg Retinol<br />
● Zufuhrempfehlung: 25.000 IU pro Tag, <strong>bei</strong> niedrigem Vitamin-A-Spiegel und normalem RBP (sonst kein<br />
Transport zu und in den Zielzelle)<br />
52
Vitamin D – ein Vitamin, welches der Körper unter UV-Einfluss selbst herstellen kann<br />
„Bessere Wundheilung mit Vitamin D3“<br />
Richard Gallo und seine Kollegen von der University of California in San Diego haben nachgewiesen:<br />
● jede Hautverletzung setzt vermehrte Produktion von Vitamin D3 in Gang<br />
● dadurch schüttet der Körper ein antimikrobielles Peptid = Cathelicidin aus<br />
● aktiviert spezielle Erkennungsrezeptoren für Mikroorganismen.<br />
● „Unsere Studie zeigt, dass Wunden Vitamin D3 brauchen, um heilen zu können“<br />
● „Ein Mangel an aktivem D3 behindert das körpereigene Immunsystem und macht eine Verletzung<br />
anfällig für Mikroben.“<br />
In: Journal of Clinical Investigation<br />
● <strong>bei</strong>nflußt die Zelldifferenzierung und Zellreifung<br />
● Immunkompentenz<br />
10 µg Vitamin D3 = 400 IE<br />
Dosierung: sichere obere Grenze <strong>bei</strong> tägl. Zufuhr 25 µg (10. Lj.) bzw. von<br />
Oktober bis April 4000 IE tgl.<br />
Zielwert im Serum: 50 ng/ml<br />
53
Vitamin D: erhöht die Kalziumaufnahme und renale Kalziumresorption und beugt Autoimmunerkrankungn und<br />
Infektionen vor.<br />
54
Vitamin E (α-Tocopherol)<br />
● Antioxidans und Radikalfänger, „der Zellmembranschutz“<br />
● antiinflammatorisch, <strong>bei</strong> Entzündungen und Infektionen während der Wundheilung<br />
● protektive Wirkung durch Abnahme der Matrix-Metalloproteinase MMP-1, die den<br />
Kollagenabbau fördert.<br />
● Zufuhrempfehlung:<br />
● 200 – 400 mg (134 – 268 IU) in Kombination mit Vitamin C (2:1)<br />
55
Vitamin C (Ascorbat)<br />
● der Verbrauch an Vitamin C für die Kollagenbildung steigt während der Wundheilung um ein<br />
Vielfaches<br />
● Antioxidans und Radikalfänger, immer gemeinsam mit Vitamin E substituieren (2:1)!<br />
● essentiell für Kollagenbiosynthese: Hydroxylierung von Lysin und Prolin, Stimulierung der<br />
Genexpression in Fibroblasten und Reifung<br />
● stärkt Abwehrreaktionen durch Erhöhung der Leukozytenaktivität<br />
● Verbesserung der Eisenresorption und Eisenübertragung von Transferrin auf Ferritin<br />
● Zufuhrempfehlungen<br />
● oral: 0.5 – 3 g/d<br />
●intravenös: 7.5 bis 30 g, 4 – 6 x/Monat (30 g in 500 ml 0.9% NaCl)<br />
56
Supplementierung der Vitamine A, C, E<br />
● Verabreichung von ACE-Kombipräparaten<br />
● die benötigte Menge <strong>bei</strong> Dekubituspatienten kann mit der Nahrung nicht aufgenommen<br />
werden.<br />
● <strong>Ernährung</strong>stherapeutische Empfehlungen:<br />
● 15 – 20 mg Beta-Carotin/d +/- weiterer sekundärer Pflanzenstoffe: ätherische Öle,<br />
Flavonoide (Grüner Tee, Rosmarin, OPC, Ginkgoblätter, Birkenblätter):<br />
● antiallergisch, ● antiphlogistisch , ● antiviral, ● antimikrobiell, ● antioxidativ<br />
● Vitamin A reiche Lebensmittel<br />
● Leber<br />
● Eidotter<br />
● Karotten, Salat<br />
● Marillen<br />
57
Antioxidanzienregeneration<br />
58
Die Reaktionsbühne der B-Vitamine<br />
● B-Vitamine sind essentielle Cofaktoren von Enzymkomplexen – sie sind verantwortlich für den<br />
Stoffwechsel der Fette, Kohlenhydrate und Aminosäuren<br />
Stoffwechsel der B-Vitamine, modifiziert nach Goodman & Gilman 2001<br />
59
● Vitamin B 5 (Pantothensäure)<br />
● Förderung der Reepithelisierung<br />
● Coenzym A<br />
● Mitochondrialer Energiestoffwechsel (ATP-Produktion)<br />
● Synthese des körpereigenen Prodrugs Provitamin-D (B5 beteiligt an der Steroidhormonsynthese)<br />
● natürliches Vorkommen:<br />
● Vollkornprodukte, Ei, Nüssen (Pinienkerne)<br />
● Reis, Obst, grünes Gemüse<br />
● Hefe<br />
● Milch<br />
● Zufuhrempfehlung: Tagesbedarf 6 mg/Tag<br />
● <strong>bei</strong> <strong>Wundheilungsstörungen</strong>: Vitamin B5 Cremes, Lotionen, Salben<br />
z.B. topisch 5 % Dexpanthenol: 5 g/100g<br />
● oral: 200 – 500mg Dexpanthenol<br />
60
Weitere essentielle B-Vitamine<br />
● Vitamin B6: enzymatische Quervernetzung von Kollagen und Elastin (Lysyloxidase)<br />
● Folsäure: Epithelzellerneuerung (Zellreifung, -differenzierung und –teilung),<br />
vor allem an den Schleimhäute)<br />
● Vitamin B12: Kollagensynthese<br />
● natürliches Vorkommen des Vitamin-B Komplexes:<br />
● Vollkornprodukte<br />
● Hefe<br />
● grünes Gemüse<br />
● Rinderleber<br />
● Zufuhrempfehlung:<br />
● Folsäure: 400µg – 5 mg/d<br />
● Vitamin-B12-haltige Cremen (z.B.: 0.08 g Cyancobalamin/100 g) + Selen, Vitamin D und<br />
Omega-3-FA<br />
61
Vitamin B Komplexe<br />
62
Eisen<br />
● Kollagensynthese (Eisen + Vitamin C!)<br />
● Sauerstofftransport zu den regenerierenden Wundgeweben<br />
● Verminderung der Eisenresorption durch Schwarztee und hohe Zinkdosen (> 50mg/Tag, ständig)<br />
● Erhöhung der Eisenresorption durch Vitamin C!<br />
Bezogen auf 100 kcal und verglichen mit Rindfleisch enthalten weiße Bohnen und Sojabohnen bis zu 8x und Zimt<br />
20x so viel Eisen wie Rindfleisch<br />
Eisen in mg/100 g getrocknete Lebensmittel: Petersilie 97,8 Grüne Minze 87,5 Brennnesseln 32,2<br />
SPINAT: 4.1 mg/100 g!<br />
63
Selen als Selenocystein im aktiven Zentrum des Enzyms Glutathionperoxidase<br />
Ein adäquater Selenstatus ist Vorraussetzung für die optimale Funktion selenocysteinhaltiger<br />
Proteine, die den Redoxhaushalt und die antioxidative Kapazität der Zellen und Gewebe regulieren.<br />
● Selenmangel:<br />
- Europa als „selenarme“ Zone<br />
- durch selenarme <strong>Ernährung</strong><br />
- durch hohe oxidative Belastung<br />
- durch längere Belastungssituationen<br />
- durch (chronische) Erkrankungen<br />
64
Bis dato wurden mindestens 25 Selenoproteine im menschlichen Genom entdeckt:<br />
● Glutathionperoxidasen (GSHPx)<br />
● Phospholipidhydroperoxidglutathionperoxidase<br />
● Thioredoxinreduktase (TrxR)<br />
● Selenoprotein P (Se-P) → Transportprotein von Selen von und zu den Zellen<br />
● und 21 andere Selenoproteine<br />
65
● Auswirkungen eines Selenmangels:<br />
● Selenquellen:<br />
- Störung der immunologischen Stabilität<br />
- reduzierte antioxidative Kapazität<br />
- Wundheilungsstörung<br />
- erhöhtes Risiko für Narbenkarzinome als Spätkomplikation (für deren Entstehung<br />
chronische Regenerationsvorgänge <strong>bei</strong> der Narbenbildung als Promotor u. Realisationsfaktor<br />
wirksam werden)<br />
- Seefisch, Innereien, Paranüsse (1 Nuss deckt den Bedarf von 90 µg Se/Tag)<br />
66
Zink<br />
● Entwicklungs-, Wachstums- und Regenerationsprozesse: Kollagensynthese, Wundheilung<br />
● Zellproliferation, Zelldifferenzierung (z.B. Schleimhäute), Integrität und Stabilisierung von<br />
Biomembranen und des Zytoskeletts<br />
● Dehydrierung von Linol- zu Linolensäure – regelt die Verhornung der Haut<br />
● Säure-Basen-Haushalt<br />
● Zufuhrempfehlungen:<br />
● <strong>Wundheilungsstörungen</strong>:<br />
● p.o. 25 – 50 mg/d über 4 Wochen dann 15 – 25 mg/d<br />
● i.v. 20 mg Zn + 15 g Vit. C in 250 ml NaCl, langsam i.v., 1 – 2 x/Woche<br />
67
Kupfer<br />
● Quervernetzung von Kollagen und Elastin (Lysyloxidase)<br />
68
<strong>Ernährung</strong>stherapie <strong>bei</strong> Dekubitus<br />
Risikofaktoren<br />
● Immobilität<br />
● erhöhte Druckbelastung an bestimmten Körperstellen<br />
● Mangelernährung<br />
● zu niedriger Body-Mass-Index (BMI)<br />
● Kauprobleme (Bild)<br />
Energiezufuhr als optimierte <strong>Ernährung</strong> durch kohlenhydratund<br />
eiweißreiche Mahlzeiten mit Zwischenmahlzeiten<br />
● liegende gesunde Patienten:<br />
● 25-30 kcal/kg KG (mind.1500 kcal/d)<br />
● Patienten mit Ulzera oder chronischer Erkrankung<br />
● 35-50 kcal/kg KG (mind. 2100 kcal/d)<br />
69
<strong>Ernährung</strong>stherapie <strong>bei</strong> Dekubitus<br />
<strong>Ernährung</strong>stherapeutische Empfehlungen <strong>bei</strong> Kauproblemen<br />
● auf eine vollbilanzierte Trinknahrung ausweichen<br />
● Bei Schluckproblemen sollte (vorübergehend!) eine <strong>Ernährung</strong> über Sonde erfolgen<br />
● Bei gastrointestinalen Resorptionsschwierigkeiten ist eine Spezial-Sondennahrung zu verwenden<br />
● Mit Zink angereicherte Trink- und Sondennahrung ist empfohlen<br />
70
Proteinstoffwechsel<br />
● Bestimmung des laborchemischen Parameters Serumalbumin: Soll 35 – 46 g/l<br />
● Albuminmangel ist ein eigenständiger Risikofaktor für die Dekubitusentstehung<br />
● <strong>Wundheilungsstörungen</strong> und Druckulcera<br />
● <strong>Ernährung</strong>stherapeutische Empfehlungen:<br />
● 1,5 g/kg KG (<strong>bei</strong> 75 kg: 112,5 g) max 120 g/d hochwertige Eiweißträger<br />
● erhöhte Zufuhr natürlicher Eiweißlieferanten: Milch(produkte), Fleisch, Fisch<br />
● Eiweißcocktails, Trinknahrungen als Zwischenmahlzeiten:<br />
● Eiweiß-Cocktail: 100 ml Vollmilch<br />
100 g Topfen<br />
20 g Schlagobers<br />
100 g Früchte und Zucker<br />
● zusätzliche Arginingabe erhöht die Zunahme der Kollagenmenge<br />
● Speisenanreicherung mit neutralen Eiweißpulvern (Bsp.: Erbsen- oder Molkeeiweiß)<br />
● eiweißreiche Sondennahrung <strong>bei</strong> Sondenpatienten (25 % der Gesamtenergiezufuhr)<br />
71
Aussagekraft von Laborparameter<br />
72
B-Vitamin Mangel<br />
● 50% ! der geriatrischen Patienten leiden an Vitamin B12 Mangel<br />
● Vitamin B12 ist ein Parameter für Mangelernährung<br />
● 70% der Altenheimbewohner haben erhöhte Homocysteinwerte mit V.a. einen<br />
Folsäure-, B-12-, und B-6 Mangel<br />
● <strong>Ernährung</strong>stherapeutische Empfehlungen:<br />
● Vitamin-B-Komplex Präparate immer mit Vit.-B12, Vitamin B3! (NADH, Kollagensynthese,<br />
(Lp (a), Koronariendilatator, Steigerung der Durchblutung)<br />
73
Vitamin-A Mangel<br />
● Speziell <strong>bei</strong> Dekubitus ist der Vitamin A-Bedarf stark erhöht!<br />
● Vitamin A-reiche bzw. Beta-Carotin-reiche Lebensmittel:<br />
Leber, Eidotter, Karotten, Salat, Marillen.<br />
● Die gesamte benötigte Menge kann mit der Nahrung nicht aufgenommen werden<br />
● Eine übliche Tagesdosis von Beta-Carotin <strong>bei</strong> chronischen Wunden ist 15–20 mg.<br />
74
Zink - das wichtigste Spurenelement <strong>bei</strong> der Wundheilung<br />
● 60 % der Dekubituspatienten mit Malnutrition leiden an Zinkmangel<br />
● laborchemische Bestimmung: mindestens > 11 mmol/l Serum<br />
● zinkhaltige Nahrungsmittel: Fleisch, Fisch, Vollkorn, Eier, Käse<br />
● Zufuhrempfehlungen:<br />
● Ulcera und Dekubitus:<br />
● p.o. (zu Beginn) 25 – 50 mg/d über 4 Wochen, dann 15 – 25 mg/d<br />
● i.v. 20 mg Zn + 15 g Vit. C in 250 ml NaCl, langsam i.v., 1 – 2 x/Woche<br />
● bzw. zusätzlich mit Zink angereicherte Sondennahrung<br />
Laborkontrollen des Kupfer- und Eisenspiegels!<br />
● Für die Wundheilung notwendige Ionen: Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphor, Chlorid, Selen und Eisen<br />
● erniedrigte Blutspiegel an Albumin, Eisen, Folsäure, Selen, Vitamin C und Zink sind zwar in den<br />
meisten Fällen nicht die primäre Ursache für <strong>Wundheilungsstörungen</strong>, können jedoch den Verlauf<br />
der Abheilung ungünstig verzögern.<br />
75
Mineralwasser: Worauf kommt es an?<br />
Der Wahl des geeigneten Mineralwassers in Bezug auf den Mineralhaushalt wird kaum Bedeutung<br />
<strong>bei</strong>gemessen.<br />
● Verbesserung der Kalziumbilanz<br />
● 1,5 l kalziumreiches Mineralwasser (>150 mg Ca/l) deckt 1/3 der Tagesmenge an Ca.<br />
● Phytate, Oxalate, Ballaststoffe und gesättigte Fettsäuren aus fester Nahrung senken die Kalzium-<br />
(Magnesium-, Eisen-) Resorption durch Komplexbildung<br />
● Ca-reiche Mineralwässer sind eine gute Ergänzung zu Milch und Gemüse<br />
● Ca-reiche Mineralwässer können auch Milch und Milchprodukte teilweise ersetzen<br />
speziell <strong>bei</strong> Milchallergie, Laktoseintoleranz, Personen die Milch ablehnen.<br />
● bessere Bioverfügbarkeit von Kalzium durch HCO 3 - -reiche Mineralwässer<br />
76
Mineralwasser: Worauf kommt es an?<br />
● HCO 3 - -reiche Mineralwässer wirken positiv auf die Kalzium-Resorption<br />
● mindern die renale Kalziumsekretion<br />
● ein parallel sinkender Parathormonspiegel fördert eine positive Kalziumbilanz und<br />
die Aufnahme von Kalzium in die anorganische Knochenmatrix<br />
● ein „Alkali-Load“ mit HCO 3 - -reichen Mineralwässern mildert die Nachteile der westlichen<br />
<strong>Ernährung</strong>sweise und bringt zusätzlich Basenäquivalente<br />
● Der Konsum von sulfatreichen Mineralwässern geht auf Kosten der Kalziumretention<br />
● Das nicht metabolisierte Sulfatanion wird vermehrt mit dem Urin ausgeschieden - das Kalzium folgt<br />
dem Sulfat passiv nach<br />
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Orthomolekulare Supplementierung der schulmedizinischen Therapie der Grunderkrankung:<br />
Besonders wichtig sind Antioxidantien: Steigerung der Phygozytoseaktivität + ausreichend Aminosäuren<br />
Als Basissupplement gilt: Antioxidantien + B-Komplex + Mineralien-/Spurenelementkomplex<br />
78
Anhang<br />
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