Die verfassungsgebende Gewalt des Volkes und die ... - Hauke Möller
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112 C. <strong>Die</strong> <strong>verfassungsgebende</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>des</strong> <strong>Volkes</strong> nach dem GG von 1949<br />
ren, scheiterte ebenfalls 514 . Der Vorschlag <strong>des</strong> Hauptausschusses wurde<br />
mit einer kleinen Umstellung angenommen 515 . Später in derselben<br />
Sitzung berief sich Heinrich von Brentano (CDU) für seinen erfolglosen<br />
Antrag, eine Volksabstimmung über <strong>die</strong> Annahme <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
durchzuführen, unter anderem auf <strong>die</strong> in Art. 20 GG angenommene<br />
Formulierung, nach der <strong>die</strong> Staatsgewalt vom Volke ausgehe 516 .<br />
In der dritten Lesung <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>gesetzes am 8. Mai 1949 fand über<br />
Art. 20 GG keine Einzelabstimmung mehr statt 517 .<br />
2. Bewertung<br />
Der Satz »Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus« in Art. 20 Abs. 2<br />
S. 1 GG benennt den tragenden Gr<strong>und</strong>gedanken <strong>des</strong> demokratischen<br />
Prinzips 518 . Er stellt ein ausdrückliches Bekenntnis <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
zur Volkssouveränität dar 519 . Dabei handelt es sich nicht um eine umfassende<br />
Zuständigkeitsregelung, <strong>die</strong> dem Volk unbeschränkte Kompetenzen<br />
innerhalb der Verfassung zuweisen würde, sondern um ein<br />
Verantwortungs- <strong>und</strong> Legitimationsprinzip 520 . Art. 20 Abs. 2 S. 1 GG<br />
verlangt <strong>die</strong> Rückführbarkeit aller staatlichen <strong>Gewalt</strong> auf den Volkswillen<br />
521 , so daß dem Volk ein effektiver Einfluß auf <strong>die</strong> Ausübung<br />
514Parlamentarischer Rat, Stenographische Berichte über <strong>die</strong> Plenarsitzungen, S. 181.<br />
515Parlamentarischer Rat, Stenographische Berichte über <strong>die</strong> Plenarsitzungen, S. 180 f.<br />
516Vgl. das Zitat oben in Abschnitt C. I. 2. c) auf Seite 52.<br />
517Vgl. Parlamentarischer Rat, Stenographische Berichte über <strong>die</strong> Plenarsitzungen,<br />
S. 226.<br />
518Schnapp, in: von Münch/Kunig, GG, Art. 20, Rn. 18.<br />
519Herzog, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 20, Abschnitt II., Rn. 2 <strong>und</strong> Rn. 33; Dreier, in:<br />
Dreier, GG, Art. 20 (Demokratie), Rn. 76; Sommermann, in: von Mangoldt/Klein/Starck,<br />
GG, Art. 20, Rn. 136; Sachs, in: Sachs, GG, Art. 20, Rn. 27; Pieroth, in: Jarass/Pieroth,<br />
GG, Art. 20, Rn. 4; Roellecke, in: Umbach/Clemens, GG, Art. 20, Rn. 150; Stein, in: AK-<br />
GG, Art. 20 Abs. 1–3 III., Rn. 24; Stein/Götz, Staatsrecht, S. 53 ff.; Weber, <strong>Die</strong> materiellen<br />
Schranken für <strong>die</strong> Änderung <strong>des</strong> Bonner Gr<strong>und</strong>gesetzes nach Art. 79 Abs. III BGG,<br />
S. 104; Walle, <strong>Die</strong> Staatlichkeit der deutschen Länder <strong>und</strong> ihre Bestandsgarantie in<br />
Art. 79 Abs. III GG, S. 115; Meyn, Kontrolle als Verfassungsprinzip, S. 188; Böckenförde,<br />
in: Isensee/Kirchhof, Handbuch <strong>des</strong> Staatsrechts, 1. Aufl., § 22, Rn. 2; Badura, in: Isensee/Kirchhof,<br />
Handbuch <strong>des</strong> Staatsrechts, 1. Aufl., § 23, Rn. 27; BVerfGE 83, 60, 71; 93,<br />
37, 66.<br />
520Grawert, in: Isensee/Kirchhof, Handbuch <strong>des</strong> Staatsrechts, 1. Aufl., § 14, Rn. 22; Dreier,<br />
in: Dreier, GG, Art. 20 (Demokratie), Rn. 77.<br />
521BVerfGE 47, 253, S. 271 f. <strong>und</strong> S. 275; 83, 60, 71 f.; 93, 37, 66; Dreier, in: Dreier, GG,<br />
Art. 20 (Demokratie), Rn. 77.