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Klinikseelsorge an der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal - evangelische ...

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<strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Fürst</strong>-<strong>Stirum</strong>-<strong>Klinik</strong> <strong>Bruchsal</strong><br />

A. Charakterisierung des Hauses<br />

Die <strong>Fürst</strong>-<strong>Stirum</strong>-<strong>Klinik</strong> in <strong>Bruchsal</strong> ist<br />

neben <strong>der</strong> Rechbergklinik in Bretten eines<br />

<strong>der</strong> beiden Kr<strong>an</strong>kenhäuser des L<strong>an</strong>dkreises<br />

Karlsruhe und wird im Eigenbetrieb geführt.<br />

Es ist ein Haus zur allgemeinen<br />

Grundversorgung mit 400 Betten. An<br />

seinem St<strong>an</strong>dort neben dem Gefängnis in<br />

<strong>der</strong> Gutleutstraße in <strong>Bruchsal</strong> befindet sich<br />

diese Einrichtung seit 1906. L<strong>an</strong>ge Zeit<br />

unterst<strong>an</strong>d die Pflege <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>ken und<br />

Verletzten den Schwestern des<br />

Vincentinerordens, eine katholische<br />

Kongregation, die sich auf den Heiligen<br />

Vincent von Paul beruft.<br />

Obwohl von seiner Geschichte her kirchlich geprägt, untersteht die <strong>Fürst</strong>-<strong>Stirum</strong>-<strong>Klinik</strong><br />

heute keiner kirchlichen Leitung mehr. Die <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> ist ein von den beiden Kirchen<br />

extern org<strong>an</strong>isierter Dienst geworden. Derzeit stellt die katholische Kirche einen<br />

Pastoralreferenten mit einem Dienstauftrag von 80%. Auf ev<strong>an</strong>gelischer Seite steuert <strong>der</strong><br />

Kirchenbezirk Karlsruhe-L<strong>an</strong>d eine halbe Pfarrstelle zur Betreuung <strong>der</strong> Patienten bei.<br />

Diese Aufteilung entspricht auch in etwa dem Anteil <strong>der</strong> Hausinsassen <strong>an</strong> den<br />

entsprechenden Konfessionen.<br />

B. Daten, Namen und Orte<br />

Die ev<strong>an</strong>gelische Seelsorge im Kr<strong>an</strong>kenhaus wurde bis<br />

1987 von den Haupt- und Nebenamtlichen <strong>der</strong><br />

umliegenden Gemeinden betrieben. Erst 1987 konnte eine<br />

halbe Pfarrstelle für die Betreuung <strong>der</strong> ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Patienten eingerichtet werden. Bis Ende Juni 1992 erfüllte<br />

das Pfarrersehepaar Sonja Frie<strong>der</strong>ich-Knobloch und<br />

Anselm Frie<strong>der</strong>ich diesen Auftrag, verbunden mit dem<br />

Gemeindepfarrdienst in den Christusgemeinden Unter-<br />

und Obergrombach. Ihnen folgten von August 1992 bis<br />

Dezember 2003 mit demselben Dienstauftrag Marlene<br />

und M<strong>an</strong>fred Ben<strong>der</strong>. Seit Juni 2004 ist in Folge einer<br />

Pfarrstellenreduktion und <strong>der</strong> Umstrukturierung in <strong>der</strong><br />

Kirchengemeinde <strong>Bruchsal</strong> die <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> mit dem<br />

halben Dienstauftrag <strong>der</strong> Kirchengemeinde Staffort-<br />

Büchenau verbunden. Sie wird seit diesem Datum von<br />

Pfarrer Bernhard Wiel<strong>an</strong>dt bekleidet.<br />

Da ursprünglich in <strong>der</strong> neubarock ausgestalteten Kapelle im historischen Gebäude <strong>der</strong><br />

<strong>Klinik</strong> täglich eine katholische Messfeier stattf<strong>an</strong>d, konnten die ersten ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Gottesdienste und Abendmahlsfeiern nur in einem abgetrennten Teil des Speisesaals


<strong>an</strong>geboten werden. Inzwischen wird <strong>der</strong> ev<strong>an</strong>gelische Gottesdienst schon seit etlichen<br />

Jahren ebenfalls in <strong>der</strong> <strong>Klinik</strong>kapelle gefeiert.<br />

Seit 2002 steht <strong>der</strong> „Raum <strong>der</strong> Stille“ zur Verfügung. Er befindet sich im ersten<br />

Obergeschoss des Verbindungstraktes zum „C-Bau“ und dient allen Patienten, aber auch<br />

den Mitarbeitern des Hauses, als Ort <strong>der</strong> Ruhe und des geschützten Gesprächs.<br />

C. Das theologische Profil<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Fürst</strong>-<strong>Stirum</strong>-<strong>Klinik</strong> ist von Grund auf ökumenisch<br />

ausgerichtet. Sie nimmt in einer engen Dienstgemeinschaft <strong>der</strong> beiden <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong>r im<br />

Haus ihren Ausg<strong>an</strong>gspunkt und konkretisiert sich in <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Betreuung einzelner<br />

Stationen, die eine engmaschige und Vertrauen för<strong>der</strong>nde Arbeitsweise erlaubt. Bei<br />

konfessionellen Beson<strong>der</strong>heiten sind diese Festlegungen flexibel und gegenseitig<br />

durchlässig.<br />

In dieser ökumenischen Arbeitsweise kommt die Gottebenbildlichkleit des Menschen (Gen<br />

1, 27) zum Ausdruck, die jedem von uns unabhängig von unserem St<strong>an</strong>d und unserer<br />

religiösen Herkunft die gleiche Würde und nötige Achtung zuspricht. Sie nimmt die<br />

Einladung Gottes ernst, <strong>der</strong> alle <strong>an</strong> seinen Tisch bittet, die seiner Einladung Folge leisten<br />

wollen (Lk 14, 16-24). So können die unterschiedlichsten religiösen Prägungen und Werte<br />

<strong>der</strong> Patienten gewürdigt werden, ohne dabei die eigene Glaubensposition „unter den<br />

Scheffel“ (Mt 5, 15) zu stellen.<br />

Da viele Patienten <strong>der</strong> <strong>Fürst</strong>-<strong>Stirum</strong>-<strong>Klinik</strong> muslimischen Glaubens sind, findet diese<br />

Haltung auch im interreligiösen Dialog Anwendung.<br />

Die spirituelle Begleitung <strong>der</strong> Patienten gewinnt vor allem Gestalt in <strong>der</strong> Kraft des freien<br />

Gebets und in <strong>der</strong> Feier des Kr<strong>an</strong>kenabendmahls. Sie kristallisiert sich aber auch im<br />

geistlichen Beist<strong>an</strong>d bei seelischen Krisen, die oftmals mit gesundheitlichen<br />

Schwierigkeiten einhergehen. Die Klage über das eigene Schicksal mündet immer wie<strong>der</strong><br />

in eine verzweifelte Bil<strong>an</strong>z des eigenen Glaubens und <strong>der</strong> individuellen Gottesbeziehung.<br />

In den Angebotsformen <strong>der</strong> <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> können die Glaubens- und Lebenskrisen <strong>der</strong><br />

Patienten, ihrer Angehörigen und des beh<strong>an</strong>delnden Ärzte- und Pflegeteams artikuliert<br />

werden. Diese Sprachräume sind nicht selten wichtige Bausteine für eine „Heilung“, die<br />

Leib und Seele umfasst. Sie sind Ausdruck des Bemühens, Menschen zu begleiten, die<br />

sich mit dem eigenen Sterben o<strong>der</strong> mit dem nahen Tod eines Angehörigen konfrontiert<br />

sehen. Die Auferstehungshoffnung des neuen Testaments eröffnet eine seelsorgliche<br />

Begleitung, die vor dem Tod nicht resignieren muss.<br />

D. Aufgaben und Schwerpunkte<br />

Die seelsorgliche Betreuung <strong>der</strong> Patienten erfolgt durch Besuche am Kr<strong>an</strong>kenbett. In den<br />

Gesprächen kommen die unterschiedlichsten Themen zur Sprache. In <strong>der</strong> Regel kreisen<br />

sie um die Situation im Kr<strong>an</strong>kenhaus, den jeweiligen Kr<strong>an</strong>kheitsverlauf und die religiöse<br />

Sozialisation <strong>der</strong> einzelnen Gesprächspartner. Durch die verkürzten Liegezeiten sind<br />

intensive Kontakte zu einzelnen Patienten heute seltener geworden. Komplexe<br />

Kr<strong>an</strong>kheitsverläufe machen aber immer noch eine Vielzahl klinischer Aufenthalte nötig, die<br />

eine kontinuierliche Begleitung ermöglichen. Dem nötigen Informationsfluss, w<strong>an</strong>n eine<br />

Person einen erneuten Besuch des Seelsorgers wünscht, kommt daher heute eine höhere<br />

Bedeutung zu.<br />

Die beiden <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong>r werden durch Ärzte und <strong>Klinik</strong>verwaltung immer wie<strong>der</strong> zur<br />

Beratung komplexer Sachverhalte her<strong>an</strong>gezogen. Im Frühjahr 2006 hat die <strong>Klinik</strong>leitung<br />

einen interdisziplinär besetzten Ethik-Arbeitskreis ins Leben gerufen. Er diskutiert <strong>der</strong>zeit<br />

<strong>an</strong> exemplarischen Einzelfällen, welche ethischen Fragestellungen und Maßstäbe beim<br />

Umg<strong>an</strong>g mit geschäftsunfähigen Patienten, Vorsorgevollmachten und


Patientenverfügungen zu beachten sind. Auch die St<strong>an</strong>dards eines menschenwürdigen<br />

Sterbens sollen in diesem Gremium zukunftsweisend besprochen werden.<br />

Zum regelmäßigen Angebot <strong>der</strong> <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong>r gehören Gottesdienste und<br />

Abendmahlsfeiern am Kr<strong>an</strong>kenbett. Ev<strong>an</strong>gelische Gottesdienste finden <strong>der</strong>zeit<br />

vierzehntägig am Donnerstag, um 18.00 Uhr in <strong>der</strong> <strong>Klinik</strong>kapelle im „A-Bau“ statt. Da sich<br />

die Kapelle sehr weit entfernt von den Patientenzimmern befindet, sind diese<br />

Gottesdienste sehr spärlich besucht. Auch die katholischen Messfeiern werden eher von<br />

umliegenden Gemeindemitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Hofpfarrei wahrgenommen. Die <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong>r<br />

setzen sich dafür ein, bei einer Neuerrichtung des heutigen „E-Baus“ in den Jahren 2007-<br />

2010, eine neue zentral gelegene Kapelle einzurichten.<br />

Fester Best<strong>an</strong>dteil neben den regelmäßigen Besuchszeiten ist die Rufbereitschaft, die<br />

meist von Angehörigen in Absprache mit dem Pflegepersonal in Anspruch genommen<br />

wird. Für gewöhnlich h<strong>an</strong>delt es sich dabei um Sterbebegleitung o<strong>der</strong> um rituelle<br />

H<strong>an</strong>dlungen <strong>an</strong> frisch Verstorbenen.<br />

Über 60 ehrenamtliche Personen aus beiden Konfessionen sind <strong>der</strong>zeit aus<br />

gemeindlichen Besuchsdiensten des Umkreises in <strong>der</strong> <strong>Fürst</strong>-<strong>Stirum</strong>-<strong>Klinik</strong> tätig. In<br />

regelmäßigen Abständen besuchen sie die Patienten aus ihren Pfarrgemeinden. Diese<br />

engagierten Männer und (vor allem) Frauen werden seit 2005 in regelmäßigen Treffen<br />

fachlich zugerüstet und im gegenseitigen Austausch begleitet.<br />

In ökumenischer Ver<strong>an</strong>twortung bietet die <strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> in regelmäßigen Abständen<br />

hausinterne Fortbildungen <strong>an</strong>. Sie betreffen überwiegend das Thema „Umg<strong>an</strong>g mit<br />

Sterbenden“ in <strong>der</strong> eigenen, wie in fremden Religionen.<br />

Seit Juli 2005 ver<strong>an</strong>twortet die<br />

<strong><strong>Klinik</strong>seelsorge</strong> <strong>Bruchsal</strong> die<br />

Sammelbestattungen von Kin<strong>der</strong>n, die von<br />

ihren Müttern in einer sehr frühen Phase <strong>der</strong><br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft tot geboren werden.<br />

Verteilt über das Jahr finden drei<br />

Beisetzungen dieser Form auf dem Friedhof<br />

in <strong>Bruchsal</strong> statt. Eine enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Stadt <strong>Bruchsal</strong> und<br />

Selbsthilfegruppen betroffener Mütter sind<br />

auch weiterhin Voraussetzung für den<br />

Fortbest<strong>an</strong>d dieses Angebotes.


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