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Schwerpunkt: Mikrofinanz<br />
Menschen weltweit Chancen bieten<br />
Bankvorstand Heinz-Peter Heidrich erklärt das Modell der Mikrofinanzierung<br />
Das Thema Mikrofinanzierung<br />
wurde auch auf dem<br />
G8-Gipfel in Heiligendamm<br />
diskutiert. Heinz-Peter<br />
Heidrich von der Bank im<br />
Bistum Essen erklärt die<br />
Prinzipien dieses Erfolgskonzeptes<br />
für die Entwicklungshilfe.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Herr Heidrich,<br />
bitte geben Sie unseren Lesern<br />
eine kurze Übersicht:<br />
Wer oder was ist die BANK<br />
IM BISTUM ESSEN eG?<br />
Heidrich: Die BANK IM BIS-<br />
TUM ESSEN eG ist zunächst<br />
einmal eine Genossenschaftsbank<br />
und im<br />
nächsten Schritt eine Spezialbank<br />
– für die Kirche,<br />
ihre Einrichtungen und deren<br />
Mitarbeitende. Als<br />
„Kirchen-Bank“ fühlen wir<br />
uns den Prinzipien der Kirche<br />
verbunden und integrieren<br />
sie in unseren Arbeitsalltag.<br />
Als Genossenschaftsbank<br />
sind wir unserem Förderauftrag<br />
verpflichtet.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Mikrofinanzierung<br />
ist ein aktuelles<br />
Thema in der Politik, in der<br />
Wirtschaft, aber auch in der<br />
Entwicklungshilfe.<br />
Heidrich: Mikrofinanzierung<br />
ist Entwicklungshilfe, und<br />
zwar als Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Insofern fühlen wir uns<br />
doppelt angesprochen – als<br />
Bank für die Kirche, deren<br />
Ziel eine lebenswerte Welt<br />
für alle Menschen ist, und<br />
als Genossenschaftsbank,<br />
die seit jeher „Selbsthilfeeinrichtungen“<br />
sind.<br />
Mit Mikrofinanzierung<br />
kann Menschen, die sonst<br />
keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen<br />
haben, der<br />
Zugang hierzu ermöglicht<br />
werden. Damit können sie<br />
aus der Armutsspirale ausbrechen<br />
und für sich, ihre<br />
Familien und Dörfer eine<br />
8_<strong>BKU</strong>-Journal 2_07<br />
Kleinkredite als Hilfe zur Selbsthilfe: Dachdecker in Afrika<br />
Fotos: Bank im Bistum Essen<br />
deutliche Verbesserung ihrer<br />
Lebensbedingungen erreichen.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Wie genau<br />
funktioniert Mikrofinanzierung?<br />
Wie kann eine<br />
Bank aus Essen in Afrika,<br />
Lateinamerika oder sonstwo<br />
auf der Welt diese Entwicklungshilfe<br />
leisten?<br />
Heidrich: Wir selbst als Bank<br />
werden nicht in den Entwicklungs-<br />
oder Schwellenländern<br />
aktiv. Wir vergeben<br />
die Kredite nicht direkt<br />
an die Mikrounternehmer.<br />
Unser Beitrag ist die Refinanzierung<br />
der Mikrofinanzinstitute,<br />
damit diese<br />
vor Ort wirken können.<br />
Gewaltiger Bedarf<br />
an Kleinkrediten<br />
Im Einzelnen funktioniert<br />
das System so: Mikrofinanzinstitute<br />
vergeben<br />
Kleinstkredite an die Menschen,<br />
die sich damit eine<br />
Zukunft aufbauen – durch<br />
den Kauf einer Nähmaschine,<br />
den günstigeren Einkauf<br />
von Material oder Produkten<br />
und so weiter. Diese<br />
Kredite betragen durchschnittlich<br />
50 US-Dollar<br />
und werden zu einem fairen<br />
Zinssatz angeboten. Der<br />
Bedarf an Mikrokrediten ist<br />
groß und wächst ständig<br />
weiter. Daher brauchen<br />
auch die Mikrofinanzinstitute<br />
mehr Kapital zur Refinanzierung.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Wie refinanzieren<br />
sich denn die Mikrofinanzinstitute?<br />
Heidrich: Dafür gibt es verschiedene<br />
Möglichkeiten:<br />
Banken gewähren den<br />
Mikrofinanzinstituten Darlehen<br />
zur Refinanzierung.<br />
Auch wir haben bereits solche<br />
Darlehen vergeben,<br />
zum Beispiel für eine Gesellschaft<br />
in Nicaragua.<br />
Der Geschäftsführer dieses<br />
Unternehmens besucht im<br />
Übrigen im August<br />
Deutschland und wird im<br />
Rahmen eines Symposiums<br />
am 9. August 2007 aus seiner<br />
täglichen Arbeit in Nicaragua<br />
berichten.<br />
Die andere Möglichkeit ist<br />
die Refinanzierung über einen<br />
Fonds. Auch hier sind<br />
wir bereits aktiv: Gemeinsam<br />
mit der Stadtsparkasse<br />
Düsseldorf haben wir einen<br />
Investmentfonds aufgelegt,<br />
der direkt in Mikrofinanzinstitute<br />
oder in Banken investiert,<br />
die diese refinan-<br />
zieren. Die inhaltliche Verantwortung<br />
für die korrekte<br />
Mittelverwendung und das<br />
Fondsmanagement hat die<br />
responsAbility AG aus der<br />
Schweiz übernommen.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal: Ist diese Art<br />
der Geldanlage nicht besonders<br />
riskant? Inwieweit<br />
kann man sich denn darauf<br />
verlassen, dass zum Beispiel<br />
der Korbmacher, der<br />
mit dem Kredit Material<br />
gekauft hat, seinen Kredit<br />
zurückzahlt?<br />
Heidrich: Wir sehen in dieser<br />
Anlageform kein besonderes<br />
Risiko: Die Rückzahlungsquote<br />
der Mikrokredite<br />
liegt bei annähernd 100<br />
Prozent. Dafür sorgen die<br />
enge Begleitung der Kreditnehmer<br />
durch die Bankberater<br />
und verschiedene Bedingungen<br />
bei der Kreditvergabe<br />
– zum Beispiel die<br />
Vergabe der Kredite an ganze<br />
Dorfgemeinschaften.<br />
Ein weiterer Vorteil der Anlage<br />
in Mikrofinanzfonds<br />
ist, dass diese Anlagen<br />
weitgehend von den „traditionellen“<br />
Märkten abgekoppelt<br />
sind. Das bedeutet,<br />
dass Schwankungen bei<br />
den Zinsen oder den Aktienkursen<br />
an den internationalen<br />
Börsen keine Auswirkungen<br />
auf den Kurs<br />
dieser Anlage haben.<br />
Zusammengefasst: Wir sehen<br />
in dem Marktsegment<br />
der Mikrofinanzierung die<br />
Möglichkeit einer Anlage<br />
mit doppelter Rendite – überdurchschnittliche<br />
Erträge gepaart<br />
mit der Übernahme sozialer<br />
Verantwortung. ■<br />
Heinz-Peter<br />
Heidrich ist<br />
Vorstandssprecher<br />
der BANK<br />
IM BISTUM<br />
ESSEN eG.